Samstag, 16. Februar 2013

Michelle Raven: Gefährlicher Einsatz

Rose Gomez ist die Witwe eines Navy SEALS, der bei einem Einsatz ums Leben kam. Sie ist Afghanistan-Expertin und lehrt als solche an einer Universität. Als zwei verdeckte Ermittlerinnen einer amerikanischen Sondereinheit in Afghanistan spurlos verschwinden, wird Rose von einem ehemaligen Kollegen ihres Mannes, Rock Basilone, um Hilfe gebeten. Eigentlich will Rose mit dem Militär nichts mehr zu tun haben, aber sie fühlt sich verpflichtet, den beiden Frauen zu helfen. Zu ihrer großen Überraschung fühlen sie und Rock sich schon bald unwiderstehlich zueinander hingezogen. Für die Liebe bleibt aber nicht viel Zeit, denn neben der Sorge um die verschwundenen Agentinnen gibt es auch noch die Gefahr, die von einem mächtigen afghanischen Warlord ausgeht...

Das Buch ist sehr spannend geschrieben und wie fast immer bei Michelle Raven fand ich die Protagonisten richtig sympathisch und vernünftig. Hier gibt es keine übertrieben Macho-haften Alpha-Helden, die im Alleingang die ganze Welt retten, keine Hysterie und keine TSTL-Figuren, die sehenden Blickes in ihr Verderben rennen, um die Handlung voranzutreiben. Neben Rock und Rose (Moment mal, ich könnte schwören, daß es ein Parfüm dieses Namens gibt...aha, ich wußte es doch)  und den anderen Navy SEALs folgt die Handlung auch den beiden Agentinnen Jade und Kyla. Dabei wird vor schlimmen Folterszenen nicht zurückgeschreckt, aber wenn die Handlung verlangt, daß eine Amerikanerin in Afghanistan gefangengenommen wird, ist das wohl kaum vermeidbar.

Ein paar kleinere Probleme hatte ich schon mit dem Buch. Da ist zunächst mal der Name der Sondereinheit, für die Jade und Kyla arbeiten. Die heißt TURT/LE. Leider habe ich mir die Stelle nicht markiert, wo die Abkürzung erklärt wird, und ich finde sie nicht wieder. Dummerweise habe ich statt TURT immer TURD gelesen. Dafür kann Michelle Raven natürlich nichts, aber es ist ein bißchen eklig. Ein deutlich größeres Problem habe ich allerdings mit dem Gedanken, Frauen als verdeckte Ermittlerinnen in ein Land zu schicken, in dem Frauen allgemein im gesellschaftlichen Ansehen irgendwo hinter Nutztieren, aber gerade noch vor Unrat stehen. Klar: als Verkleidung für Geheimagenten ist so eine Burka prima, denn darunter könnte wirklich jeder stecken, und solange statt der üblichen zwei nicht etwa vier Füße unten herausgucken, wird man nicht auffallen. Aber was nützt das schon, wenn man gar keine Bewegungsfreiheit hat und außer "Geh mir aus dem Weg, Frau!" niemand etwas Bedeutsames zu einem sagt?

Trotzdem: Gefährlicher Einsatz ist ein spannendes Buch und hat mich ausgezeichnet unterhalten. Das nächste Buch der Serie werde ich definitiv auch lesen.

Dienstag, 12. Februar 2013

Erzähl mir nix!

Habt ihr zufällig letzten Freitag die neue Serie The Finder auf Kabel 1 gesehen? Also für mich ist ja grundsätzlich alles interessant, was in Florida spielt (was würde ich da gerne mal wieder Urlaub machen!), deswegen habe ich mir die Serie auch angeschaut. Leider fand ich sie furchtbar öde. 80 % der Dialoge bestanden aus schnarchlangweiligem Infodump. Dabei ist die Devise "show don't tell" für Filme oder Serien ja eigentlich noch wichtiger als für Bücher. Wer immer das Drehbuch für The Finder geschrieben hat, hat das aber offenbar anders gesehen. Die Exzentrik des Protagonisten wirkte auch die ganze Zeit wie gewollt, aber nicht gekonnt - und wieso der Typ mit (dem Aussehen nach) Anfang / Mitte 30 schon ein hochdekorierter Ex-Soldat mit sämtlichen dem amerikanischen Militär bekannten Orden ist, das hat man dann doch verschwiegen. Ich kann's mir aber denken. Wahrscheinlich hat er sich als 15jähriger mit gefälschten Dokumenten bei der Army beworben, wie der unvergeßliche Jake aus Hard to Hold...

Donnerstag, 7. Februar 2013

Sixpack oder Sitzsack?

Haha, versucht das mal auszusprechen, wenn ihr einen im Schlappen habt...

Heute habe ich in den Weiten des Internets (nämlich bei Smart Bitches, Trashy Books) wieder mal ein, sagen wir, bemerkenswertes Buchcover entdeckt.


Und zwar dieses hier: The Better to See You von Kate Serine.

Sieht der Typ nicht irgendwie zerknautscht aus? Also, wenn der ein Sitzsack wäre, käme er wohl bald auf den Sperrmüll...

Das ist schon ein ziemlich spektakulärer Photoshop-Unfall, oder?

Sonntag, 3. Februar 2013

Männer und Frauen sind das nackte Grauen

Vielen Dank an die Ärzte, die das endlich mal klargestellt haben.

Kürzlich habe ich zwei Dinge gelesen, die mir ganz enorm gegen den Strich gegangen sind. Ich zitiere mal:

"Walt looked at her beautiful, shining face. Her hazel eyes glowed, her cheeks were flush with love. But looking at Shelby wasn't the startling part. One look at Luke told the rest of the story. Luke had always had that bad-boy edge, an aura of danger and a short fuse. No more. All the rough edges had been ground down and his expression was docile as a puppy.
Walt just laughed as he pulled Shelby into his arms. He hugged her fiercely. "Shelby, Shelby," he said. He held her away from him and, grinning, he said, "Looks like you've tamed him. He doesn't have any fight left in him."
"Thank God," she said. "I don't think I could take much more. He's been a real handful. But Luke still needs a little work, so I'm going to be staying with him now. [...]"


Das ist aus Paradise Valley aus der Virgin River-Serie von Robyn Carr. Position 164, wenn man das Buch in der Kindle-Version liest. Und Luke ist weder Shelbys Hund noch ihr Pferd, sondern ihr Verlobter.

Das andere Zitat stammt aus einem Interview mit Jude Deveraux, ihres Zeichens Old-School Liebesroman-Autorin, das in der Dezember 2012-Ausgabe der RT Book Reviews zu lesen war:

"I am so sick of PC men who aren't like real, human men that I want to scream. But no matter how loving and caring I make the men in my books of the last 10 or so years, I still get told that my heroes aren't PC enough. The males in romances today make me long for men who sit around and drink beer and don't listen to a word a woman is saying."

Mit dem ersten Satz von Jude Deveraux gehe ich völlig konform, das Zitat aus dem Robyn Carr-Buch paßt ja auch dazu.  Dieses Phänomen habe ich in den letzten Jahren schon in einigen amerikanischen Romanen bemerkt: die Heldin verliebt sich in einen "Bad Boy", und nachdem die beiden ein Paar werden und ihr Happy End haben, verwandelt er sich in eine Kreatur mit so viel eigenem Willen wie der Chihuahua von Paris Hilton, deren einziger Wunsch es ist, alles supertoll zu finden, was die Heldin tut oder sagt. Wäre Paradise Valley ein Tatsachenbericht und kein Liebesroman, dann würde Shelby spätestens nach einem Jahr mit einem muskelbepackten Typen durchbrennen, der ihre Brüste anglotzt und ihr sagt, daß sie ihr kleines Köpfchen nicht so anstrengen soll. Denn Luke hat ja dem obigen Zitat zufolge so gut wie nichts mehr gemeinsam mit dem Mann, in den sie sich verliebt hat.

Liebesromane sind Fantasie, ich erwarte nicht und will auch gar nicht, daß alles darin absolut realistisch dargestellt wird. Aber es muß ein kleines bißchen Realismus da sein, gerade soviel, daß ich mir vorstellen kann, daß die Geschichte so passieren könnte. Dazu gehört, daß Held und Heldin sich mehr oder weniger wie echte Menschen verhalten, mit Vorlieben und Abneigungen, guten und schlechten Charakterzügen, Ticks und Macken. Dazu gehört nicht, daß sich einer von beiden in eine völlig andere Person verwandelt. Dazu gehört aber auch ganz bestimmt nicht, daß der Held sich so sicher ist, immer recht zu haben, daß er sich gleich hinsetzt, Bier trinkt und die Heldin nur zur Befriedigung von Grundbedürfnissen (üblicherweise Hunger, Sex und neue Klopapierrollen ins Badezimmer legen) braucht.

In diesem Sinne möchte ich jetzt gerne sowohl Robyn Carr als auch Jude Deveraux den ausgestreckten Mittelfinger zeigen und ihnen sagen, daß ich ihre Bücher nicht mehr lesen werde. Und allen anderen Liebesromanautorinnen möchte ich sagen, daß ihre Helden und Heldinnen sich durchaus so verhalten dürfen, wie man es zumindest in unserem Kulturkreis jeweils von Männern und Frauen kennt. Es ist okay, wenn die Heldin gern shoppen geht, während der Held mit seinen Kumpels abhängt, Bier trinkt und Fußball guckt. Ich will nicht auf jeder Seite lesen, daß der Held größer, stärker und schlauer als alle anderen Männer ist und überhaupt den Längsten hat. Ich will auch nicht auf jeder Seite lesen, daß die Heldin schöner, liebenswürdiger und selbstloser als alle anderen Frauen ist. Damit eine Liebesgeschichte für mich funktioniert, müssen beide eine Persönlichkeit und eine eigene Meinung haben, und sie müssen sich für die Persönlichkeit und Meinung der jeweils anderen Person interessieren. Ich will nicht, daß einer von beiden sich unterwerfen muß, damit die Geschichte ein Happy End bekommt. Also bitte: das Wort "zähmen" sollte niemals in Bezug auf Menschen verwendet werden, und liebe Jude Deveraux, Männer, die Frauen nicht zuhören, sind einfach nur doof. Vor allem, wenn die Frau so etwas wie "Geh von den Schienen runter, da kommt ein Zug" sagt.

Montag, 21. Januar 2013

Boah, ich werd blind!

Das Jahr ist ja noch sehr jung, aber ich würde sagen, hier ist schon ein ganz heißer Kandidat für das häßlichste Buchcover 2013:

Und wer das Buch kaufen oder sich beim Verlag erkundigen möchte, wer das Model frisiert und / oder mittels Photoshop verunstaltet hat: Samhain Publishing kann diese Frage beantworten...

Donnerstag, 10. Januar 2013

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Ende letzen Jahres hatte ich mal ungefähr fünf Minuten lang mit dem Gedanken gespielt, Fifty Shades of Grey zu lesen und mich in meinem Blog darüber auszulassen. Aber nach der Leseprobe auf Amazon und allem anderen, was ich über das Buch gelesen habe, weiß ich eh, daß ich es scheiße nicht ganz meinem literarischen Geschmack entsprechend finden würde. Und Meinungen und Rezensionen dazu gibt's eh schon genug im Internet. Jetzt habe ich aber ein Foto gefunden, das wirklich alles sagt, was ich über diesen Shades of Grey-Hype denke:


Gefunden habe ich das Bild im Blog von Jennifer Armintrout, die sich sehr ausführlich mit den Büchern von E. L. James befaßt.

Sonntag, 6. Januar 2013

Tessa Dare: A Week to be Wicked

England im Jahr 1814: Minerva Highwood, eine junge Frau aus gutem Haus und begeisterte Hobby-Paläontologin, hat zwei dringende Anliegen: sie möchte einen aufsehenerregenden Fund bei einer Konferenz in Schottland präsentieren, und sie möchte ihre Schwester Diana vor einer lieblosen Ehe mit dem Wüstling Colin Sandhurst bewahren. Also beschließt sie, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem sie vorgibt, mit Colin durchzubrennen, obwohl dieser sie und ihren Fund eigentlich nur sicher nach Schottland bringen soll. Es folgt eine Reise voller Abenteuer, an deren Ende alles ganz anders kommt als gedacht...

Oh, was für ein bezaubernder und romantischer Liebesroman! Ich war wirklich ganz hingerissen beim Lesen und konnte das Buch kaum weglegen. Erst hinterher fiel mir auf, daß Colin und Minerva, wenn man sie mal ganz objektiv betrachtet, zwei nicht besonders kluge Charaktere sind, dazu kolossal egoistisch (sie) und unfaßbar wankelmütig (er). Aber das ist egal, schließlich liest man hier eine wundervolle, romantische Fantasie, und Tessa Dare schafft es ohne weiteres, daß man ihre Protagonisten ins Herz schließt.

Minerva hatte mit ihrer Mutter sowie ihren Schwestern Diana und Charlotte (offenbar hat man es bei Charlottes Geburt versäumt, den Begriff "römische Göttinnen" zu googeln) in Spindle Cove, einem kleinen Dorf in Südengland, Urlaub gemacht. Anschließend sind sie dort geblieben, weil sich Minervas Mutter in den Kopf gesetzt hatte, daß Colin, der immerhin ein Lord ist und einmal viel Geld erben wird, Diana heiraten müsse.

Minerva will genau das verhindern, weil sie findet, daß Diana auf die große Liebe warten sollte.

Colin ist seinerseits nur sehr widerwillig in Spindle Cove; er wurde von einem älteren Verwandten dorthin verbannt, der offenbar der Ansicht war, daß Colin es in London zu toll treibe. Bis er seine Erbschaft erhält (die bekommt er an seinem nächsten Geburtstag oder vorher, wenn er heiratet), fehlen Colin nun die finanziellen Mittel, um Spindle Cove zu verlassen.

Als Minerva Colin vorschlägt, zum Schein mit ihr durchzubrennen und ihm als Belohnung die 500 Pfund anbietet, die sie bei der Konferenz in Schottland für ihren sensationellen Fund zu erhalten hofft, ist Colin zunächst die Stimme der Vernunft. Er macht ihr klar, daß nicht nur sie selbst ruiniert sein wird, sondern auch ihre beiden Schwestern. Minerva reißt sich die Bluse vom Leib und zeigt ihm ihre Tätowierung, die in chinesischen Schriftzeichen sagt: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert". Na ja, nicht ganz, aber sie bügelt seine Bedenken einfach ab.

Was nun folgt, ist eine Reise voller aufregender, spannender Abenteuer und wundervoller Dialoge zwischen Minerva und Colin. Das ist so großartig geschrieben, daß man sich fast wünscht, das Buch würde nie mehr aufhören. Colin ist definitiv nicht der zynische Regency-Roman-Standard-Wüstling, sondern ein lieber Kerl mit Humor und Fantasie. Und Minerva ist eine neugierige, zu allen Schandtaten bereite Heldin.

Colins Wankelmut äußert sich in seinem Verhalten gegenüber Minerva: erst ist er fest entschlossen, sie nicht anzurühren, dann macht er es doch. Nachdem die beiden sich ihre Liebe gestanden haben (das ist kein Spoiler, ihr wußtet, daß das passiert!) ist er erst fest entschlossen, sie vor der Eheschließung ein halbes Jahr lang öffentlich zu umwerben, dann will er aber doch jetzt sofort heiraten...

Während ich das Buch gelesen habe, habe ich kein einziges Mal gedacht, daß die Handlungen von Held und Heldin ein bißchen daneben sind. Ich habe es einfach genossen, weil es so spannend und lustig und romantisch ist. Weitere Bücher von Tessa Dare werde ich ganz bestimmt lesen. Aber man sollte wirklich nicht allzu intensiv über die Handlung nachdenken. Na egal. Lebendige Menschen habe schließlich auch Fehler und Schwächen, da muß das bei Romanfiguren auch so sein!


Montag, 31. Dezember 2012

Frohes Neues Jahr!

Ihr Lieben! Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit, Glück und daß alle eure Wünsche für 2013 in Erfüllung gehen! 

(Die Plüschgeweihe habe ich übrigens von meinem Liebsten zu Weihnachten bekommen. Ist das nicht abgefahren?)

Samstag, 15. Dezember 2012

Cherry Adair: Out of Sight

Das ist es. Das Kamelbuch. Also - das!! Kamelbuch. Und ich sag euch noch was: im Vergleich zu den anderen völlig absurden Handlungen in dem Buch ruft die Sache mit dem Kamel wirklich nur mildes Erstaunen hervor.

A. J. Cooper (das ist die Heldin des Buchs) und Kane Wright sind Agenten einer streng geheimen Geheimorganisation namens T-FLAC, neben denen die Navy SEALS wie leicht verhätschelte Kindergartenkinder aussehen. A. J. ist zwar relativ neu in der Geheimorganisation, aber ein As als Scharfschützin, sozusagen der Robin Hood der modernen Waffentechnik. Deswegen ist sie mit ihrem Chef Kane und ein paar anderen in Ägypten, um einem mutmaßlich islamischen Terroristen namens Raazaq, der die Weltherrschaft an sich reißen will,  zu einem vorzeitigen Date mit den 70 Jungfrauen zu verhelfen, die nach allem, was man so hört, den Heiligen Kriegern im Jenseits das Leben versüßen. Blöderweise versagt A. J. und trifft alles mögliche, nur nicht den Schurken. Andererseits wäre das Buch auf Seite 5 zuende gewesen, wenn sie ihn getroffen haette, und das wäre auch jammerschade. Nun tritt Plan B in Kraft. Um näher an Razaaq heranzukommen, treten Kane und A. J. als Fotograf und Model auf. Da A. J. wunder-wunderschön ist rechnen sie damit, daß Razaaq gar nicht anders kann, als sich an sie heranzumachen. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, wenn einer der Top-Agenten sich als Kellner, Schuhputzer oder Bakklava-Lieferant getarnt hätte, aber nun gut; niemand liest ein Cherry Adair-Buch wegen der logischen und nachvollziehbaren Handlung. A. J. trifft sich mit Razaaq und will ihn gerade vergiften, als Kane sie zurückpfeift. In einer Abfolge von vollkommen absurden, unlogischen und zweifellos in einem durch illegale Substanzen verursachten Rausch ersonnenen Handlungen verfolgen A. J. und Kane Razaaq durch die Wüste und retten am Ende die Welt vor einer Katastrophe, während sie gleichzeitig wie Karnickel rammeln, denen man Viagra unter die Möhren gemischt hat.

An Out of Sight ist einfach alles unwahrscheinlich, unmöglich und einfach nur unsinnig. Eigentlich wäre "Unsinn in der Wüste" auch ein viel besserer Titel für das Buch gewesen, aber dann hätte es währscheinlich keiner gekauft. Da ist zum einen A. J., die sich von einer nervösen Nachwuchs-Agentin in Xenia die Kriegerprinzessin verwandelt, und zwar innerhalb von einem Tag. Sie  schießt, sie prügelt sich, sie kennt die Landkarte von Ägypten auswendig und ist generell eine fleischgewordene Wikipedia-App. Kane ist da schon eher der Standard-Romantic Suspense-Held, toll aussehend, Muskeln wie aus Stahl, will in wirklich jeder Lebenslage Sex, gähn. Na ja, und dann die Handlung. Hier wurde Qualität großgeschrieben. Hier sind nicht nur die größeren und offensichtlichen Handlungsstränge absurd, oh nein. Frau Adair hat mit der allergrößten Sorgfalt darauf geachtet, das jedes noch so kleine Deteil absolut keinen Sinn hat. Ein Beispiel: Der Bösewicht Razaaq hat in einem größeren Umkreis um seine Wirkungsstätte herum alle Elektrogeräte sowie die Stromversorgung lahmgelegt. Kane und A. J. können auch genau feststellen, zu welcher Uhrzeit das geschehen ist - indem sie nachschauen, wann ihre Digitaluhren stehengeblieben sind...

Kane und A. J. bleiben während eines Sandsturms mit ihrem Auto in der Wüste liegen, vertreiben sich die Zeit mit stundenlangem Sex, schlafen ein wenig und stapfen dann meilenweit bei sengender Hitze durch den Sand, um schließlich in einer Oase bei einer Nomadenfamilie Zuflucht zu suchen. Und dann das:

"AJ slumped against Kane, yanking her bandanna down and scraping one hand across her dirty face to push her sand-encrusted hair back and out of her way. She looked gorgeous."

Klar doch. Am nächsten Morgen kommt A. J. frisch und sauber aus dem Nomadenzelt und...

"She still wore khaki pants, but she'd dusted off her cotton shirt and knotted it loosely at the waist, exposing a smile of tanned tummy."

Für eine wandelnde Wikipedia-App ist das ein ziemlich gewagter Auftritt an einem Ort, wo die aktuelle Damenmode eher in Richtung Bettlaken mit Sehschlitz tendiert.

Gegen Ende des Buches müssen A. J. und Kane die Welt und natürlich die wichtigsten Regierungsoberhäupter vor Razaaqs tödlichen Absichten retten. Wollt ihr wissen, wer die wichtigsten Regierungsoberhäupter der Welt sind? Also, Cherry Adair zufolge sind das: der Präsident der USA, der Premierminister von England, die Königin von England, ein saudi-arabischer Fürst und Königin Sofia von Spanien.

Alles in allem fand ich Out of Sight ganz lustig. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen das Gefühl, daß ich es noch viel, viel lustiger finden würde, wenn ich sturzbetrunken wäre. Aber ich kann mir ja nicht eine Woche lang jeden Abend beim Lesen die Kante geben. Ist ungesund und würde sich negativ auf meine Arbeit auswirken...man muß jedenfalls, wenn man dieses Buch lesen möchte, das logische Denken abschalten. Weg damit, Logik brauchen wir nicht. Und man muß Absurditäten mögen. Vielleicht mal als Vorbereitung Die Ritter der Kokosnuß anschauen, das könnte zur Einstimmung beitragen.

Ach ja: die Sache mit dem Kamel. Das wird sehr detailliert beschrieben (Seite 215 bis 221 im Mass Market Paperback, für diejenigen, die keinen Bock haben, sich das ganze Buch anzutun). Besonders sexy fand ich diese Szene nicht, aber Daumen hoch für die Tatsache, daß unsere wackeren Helden es nicht nur auf dem Kamel treiben, sondern A. J. sich in Vorbereitung des Aktes auch komplett auszieht und ihre Haare löst, damit sie locker hinter ihr her wehen. Was ich nicht weiß, ist, ob dieses Kamel eins von den Viechern mit einem oder mit zwei Höckern ist. Eins davon ist kein Kamel, sondern ein Dromedar, aber ich kann mir nie merken, welches wie viele Höcker hat.


Sonntag, 2. Dezember 2012

Julie James: About That Night

Rylann Pierce ist eine junge Staatsanwältin, die einen verurteilten und gerade erst aus dem Gefängnis entlassenen Kriminellen im Zusammenhang mit einem anderen Fall verhören muß. Wie sich herausstellt, ist Kyle Rhodes genau der junge Mann, in den sie sich vor Jahren Hals über Kopf verliebt hatte. Rylann und Kyle würden gerne da weitermachen, wo sie vor einigen Jahren aufgehört hatten, doch Rylann hat Gewissensbisse: darf sie als Staatsanwältin mit einem verurteilten Verbrecher zusammensein, auch wenn sein Vergehen eher lustig als gefährlich war?

Ich kann's kaum fassen, wie lahmarschig ich beim Bloggen geworden bin! Ich entsinne mich, daß ich dieses Buch gelesen habe, als ich so fürchterlich krank war, daß ich sogar zum Arzt gehen und mich krankschreiben lassen mußte (nachdem meine Kollegen auf der Arbeit zu mir gesagt hatten: "Du siehst scheiße aus. Fahr nach Hause und leg dich ins Bett."). Das war im Mai!

Nun, Rylann und Kyle sind, wie fast immer in Julie James' Büchern, Charaktere, die es im wirklichen Leben nicht gibt und auch niemals geben wird. Sie sind jung, unfaßbar gutaussehend, reich (besonders Kyle, der der Sohn eines Milliardärs ist und als begnadeter Hacker auch durchaus in der Lage ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren), intelligent, humorvoll und liebenswert.

Kyle war im Gefängnis, weil er sich über etwas geärgert hatte, was seine Ex-Freundin auf Twitter gepostet hatte - nämlich ein kompromittierendes Foto von sich und einem anderen Typen  - und weil er daraufhin mit Hilfe seiner genialen Hackerfähigkeiten in sturzbetrunkenen Zustand Twitter sabotiert hatte. Kein großer Verlust, wenn man mich fragt - und in meiner Welt hätte man dem guten Kyle für diese Aktion wahrscheinlich ein Bier spendiert, ihm anerkennend auf die Schulter geklopft und ihn gefragt, ober er vielleicht mal alle Spam-mails des Universums an deren Absender zurückschicken kann. Daß alle, die an einem Dienst wie Twitter Geld verdienen, diese Aktion jetzt nicht ganz so lustig finden würden, ist auch klar - aber ich glaube nicht, daß man fürs Twitter-lahmlegen tatsächlich in den Knast kommt (außer vielleicht, wenn man das jede Woche macht).

Aber ich habe Rylanns Bedenken, mit Kyle zusammen zu sein, eben nicht so ganz verstanden. Daß sie mit ihm keine private Beziehung haben kann, während sie ihn als Zeugen für ihren Fall braucht, ist völlig klar, aber dieses Hindernis war nach etwa der Hälfte des Buches verschwunden und von da an hätten die beiden eigentlich freie Bahn gehabt. Rylanns Ex taucht auch noch auf, um etwas Unruhe zu stiften, aber als Leserin hatte ich nie ernsthafte Zweifel, ob sich Rylann für Kyle oder für ihren Ex entscheiden würde.

So gesehen ist About That Night spaßig und unterhaltsam mit tollen Dialogen und sympathischen Haupt- und Nebenfiguren, wie eigentlich immer bei Julie James. Aber einen Konflikt und eine richtige Handlung gibt es nicht wirklich. Selbstverständlich werde ich das nächste Julie James-Buch aber auch wieder lesen. Es wird sicher Spaß machen, und vielleicht hat es sogar etwas mehr Handlung, wer weiß?

Übrigens: es gibt noch eine klitzekleine Kleinigkeit, die mich ein bißchen gestört hat. Immer, wenn beschrieben wurde, wie überaus gutaussehend Kyle ist, wurde er mit einer Figur aus der Fernsehserie Lost verglichen. Liebe Autoren, bitte laßt doch solche Vergleiche. Ich habe noch nie eine Folge von Lost gesehen (kam das überhaupt im deutschen Fernsehen?), und habe auch nicht vor, das nachzuholen. Nicht jeder Mensch - und wahrscheinlich noch nicht mal jeder Mensch in den USA - kennt jede Serie!

Ach, und noch etwas. Unfaßbar attraktive, sportliche, humorvolle Nerds, die so richtig viel Erfolg bei den Frauen haben, gibt's meiner Ansicht nach auch nicht. Ihr kennt doch bestimmt alle dieses Klischee von den Computerfreaks, die rund um die Uhr vorm Rechner sitzen, bleich und dünn sind, uncoole Klamotten und Frisuren tragen und sich von Cola, Schokoriegeln und Tiefkühlpizzas ernähren? Und die sich in einer Sprache unterhalten, die niemand außer ihnen auch nur ansatzweise verstehen kann? Tja. Das ist kein Klischee. Die sind wirklich so. Zumindest die, die für meinen Arbeitgeber arbeiten.