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Montag, 12. März 2018

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 12: Neulich, in der Selbsthilfegruppe für Scheißbuch-Opfer

Gruppenleiterin: Guten Tag, liebe Teilnehmerinnnen. Ich begrüße Sie bei unserer ersten Sitzung der Selbsthilfegruppe für Opfer von gräßlichen Büchern. Wir wollen uns gegenseitig dabei helfen, unsere Erlebnisse mit abscheulichen Büchern zu verarbeiten und wieder fröhliche Leserinnen zu werden. Vielleicht stellen wir uns und unser jeweiliges Buch einmal kurz vor. Du zu meiner Linken, möchtest Du anfangen?

Susi: Ja, gern. Also, ich heiße Susi und wurde zum Opfer eines Scheißbuchs. Das Buch heißt "Die irische Meerjungfrau" und ist von einer Autorin namens Carolin Römer.

Gruppenleiterin: Vielen Dank, Susi. Und du...?

Susan: Okay. Ich heiße Susan und wurde ebenfalls zum Opfer eines grottenschlechten Buchs. Es wurde von einer Schriftstellerin namens Margot Baumann geschrieben und heißt "Der Himmel über Positano".

Alle anderen (seufzen): Oooh, Italien! Da würde ich so gern mal Urlaub machen!

Susan: Tja, wer nicht? Aber das Buch ist trotzdem mies.

Gruppenleiterin: Und du dort drüben?

Susanne: Na ja, ich heiße Susanne, und es überrascht euch bestimmt nicht, wenn ich jetzt sage, daß ich auch zum Opfer eines miserablen Buchs wurde. Mein Scheißbuch ist "I've got my Duke to Keep Me Warm" von Kelly Bowen.

Gruppenleiterin: Susi, dann fang doch mal an zu erzählen. Was war denn so mies an deinem Buch?

Susi: Ich dachte natürlich, es sei ein gutes Buch! Deshalb habe ich es mir ja runtergeladen. Carolin Römer hat wirklich einen unterhaltsamen Schreibstil. "Die irische Meerjungfrau" ist ein Krimi, dessen Protagonist ein Polizist bzw. Komissar ist, der von seinen Vorgesetzten und seinen Kollegen für einen Versager gehalten wird, und dessen Frau sich von ihm scheiden lassen will. Und da will er die Gelegenheit nutzen, in einem kleinen, abgelegenen irischen Kaff einen spektakuläres Verbrechen aufzuklären, was ihm aber niemand zutraut.

Susan und Susanne: Das hört sich doch ganz spannend an.

Susi: Nicht wahr? Bei dem Verbrechen geht es um ein Bild von van Gogh, das gestohlen wurde. Und nach dem Ablauf des Diebstahls denkt die Polizei, daß die Täter eigentlich zwei berüchtigte Verbrecherbrüder sein müßten, die aus dem Ort Foley stammen. Diese beiden Verbrecher gelten seit Jahren als tot, allerdings gab es dafür nie Beweise. Deshalb wird der "Held" des Buchs, er heißt Fin O'Malley, nach Foley geschickt, um zu ermitteln.

Gruppenleiterin: Hört sich immer noch nicht so übel an. Was passiert denn in Foley?

Susi: (runzelt die Stirn) Also, der Held ist ständig besoffen. Nein, wirklich. Der ext eine Pulle Whisky nach der anderen. Manchmal weicht er auch auf Rotwein aus. Der ist ein richtiger Spritti, versteht ihr? Und das ist noch das kleinste Problem. Daß er ständig naß wird, Autounfälle hat und wegen seiner alkoholbedingten Kopfschmerzen Tabletten schluckt, fand ich ja schon ein bißchen bedenklich. Weil ich halt am Anfang dachte, daß der Typ, da er ja nunmal der Protagonist des Buchs ist, irgendwann mal was auf die Reihe kriegen müßte. Kriegt er aber nicht.

Susan: Passiert denn noch was anderes, außer Saufen, naß werden und Autounfällen?

Susi: Oh ja. Fin verliebt sich in eine Verdächtige. Das läuft über mehrere Buch-Tage so ab: er ist besoffen, wird von ihr vor dem irischen Wetter oder den Gezeiten gerettet, sie haben Sex, sie versucht, ihn wegzuschicken, er läßt sich nicht wegschicken...undsoweiter undsofort. Und er findet immer mal zwischendurch Hinweise auf die Verbrecherbrüder, deren vergangene Untaten, und den van Gogh.

Susanne: Ja, aber das ist doch gut, oder?

Susi: Na ja, es wäre gut. Wenn er diese Hinweise irgendwie dokumentieren, fotografieren oder wenigstens per Telefon an seine Polizeikollegen in Dublin weitergeben würde. Macht er aber nicht! Ich glaube, das ist echt der mieseste Buch-Polizist in der Geschichte der miesen Buch-Polizisten.

Gruppenleiterin: Was hat das Buch denn endgültig zu einem Scheißbuch für dich gemacht?

Susi: Na, die Auflösung des Buchs! Darf ich euch ein bißchen spoilern?

Gruppenleiterin, Susan und Susanne: Na klar!

Susi: Okay...also, die verdächtige Frau, in die sich Fin verliebt hat, ist in Wirklichkeit einer der angeblich toten Verbrecherbrüder, der sich zur Frau hat umoperieren lassen. Und sie hat auch zusammen mit ihrem ebenfalls nicht toten Bruder den van Gogh geklaut. Der aber eine Fälschung ist. Der gute Fin hat also den van Gogh-Diebstahl und das Schicksal der Verbrecherbrüder aufgeklärt, aber nichts davon dokumentiert. Versteht ihr? Wenn das tatsächlich passieren würde - oder wenn es auch nur ein etwas besseres Buch wäre - könnte man nichts davon vor Gericht beweisen! Also sagt er seinem Chef, er hätte das Bild gefunden. Dann kündigt er und zieht nach Foley um, wo er die Dorfkneipe übernimmt. Das gefälschte Bild wird für 75 Mio. Pfund versteigert. Das ist doch alles total bescheuert!

Susanne: (zieht die Augenbrauen hoch) Krass!

Susan: (kichert) Hammergeil! Aber ich glaub, ich erspare mir das Buch trotzdem. Vielleicht könnte diese Carolin Römer mal Drehbücher für GZSZ schreiben?

Gruppenleiterin: (leicht grünlich im Gesicht) Oha, das war ja wirklich ein richtig übles Buch. Aber vielleicht kannst du ihm ja trotzdem etwas Positives abgewinnen.

Susi: Hä? Was denn?

Gruppenleiterin: Na ja, in den meisten Büchern, in denen der Held für einen Versager gehalten wird, beweist er am Ende allen, daß er in Wirklichkeit ein ganz toller, kluger Typ ist. Und hier wird er für einen Versager gehalten und ist auch einer. What you see is what you get, ne?

Susi: Hmmm ja, ok...

Gruppenleiterin: Susan, erzähl du doch mal von deinem schlechten Buch. Der Himmel über Positano, das hört sich ein bißchen nach einem gaaanz seichten Liebesroman vor einer hübschen Urlaubskulisse an?

Susan: Genau! Genau das wollte ich haben. Und die Leseprobe war auch echt vielversprechend. Ihr wißt schon: schöne, liebenswerte Menschen in einer schönen Landschaft bei warmem und sonnigem Wetter...ich dachte, es wäre genau das richtige, so im Januar, als mir die Kälte und der Dauerregen aufs Gemüt schlugen!

Gruppenleiterin: Worum geht's denn in dem Buch?

Susan: Also, die Heldin heißt Lara Jauch und ist eine junge Lehrerin aus Hamburg. Sie fliegt zur Hochzeit ihrer italienischen Freundin Celia Marconi nach Positano, wo Celias Vater ein Hotel besitzt. Und da verliebt sie sich in Romeo, den Bruder von Celia. Und dann gibt es da noch ein dunkles Familiengeheimnis bei den Marconis. Romeo wird von seinem Vater nämlich dauernd wie Dreck behandelt, und keiner weiß, warum.

Susanne: Hört sich doch gar nicht schlecht an, wenn man in Stimmung für so ein Buch ist? Was konnte da denn nur schiefgehen?

Susan: Na ja, zunächst mal gar nichts. Alles tippi toppi. Lara tut und sagt in den ersten paar Kapiteln nichts auffallend dummes, Celia und Romeo auch nicht. Sie reden, essen, und genießen das schöne Wetter und die tolle Landschaft.

Susi: Ja, und?

Susan: Dann tauchten die ersten zaghaften Hinweise darauf auf, daß es ein Scheißbuch sein könnte. Also, Lara wird von den Bewohnern von Positano beispielsweise als "Hexe" oder "Wikingerin" bezeichnet, weil sie recht groß ist und rote Haare hat.

Susanne und Susi: Hä?

Susan: Ja, genau, das dachte ich mir auch. Es ist ja nicht so, daß es in Italien kein Internet, keinen Tourismus und keine Haarfärbemittel gäbe. Die haben dort alle schon mal große, rothaarige Frauen gesehen. Ich meine, selbst wenn ich noch nie bei Ikea gewesen wäre, wüßte ich doch, daß es da Teelichter gibt und wie die aussehen.

Gruppenleiterin: War das denn das einzige, was dich gestört hat?

Susan: Nein, natürlich nicht. Da hätte ich kein Wort drüber verloren, wenn das Buch nicht noch viiiel schlechter geworden wäre. Das größte Problem ist der Arschloch-Held. Ich hasse Arschloch-Buchhelden, und dieser ist schon ein echt selten arschlochiges Exempalur.

Gruppenleiterin: Grundgütiger. Was hat der denn getan?

Susan: Also, Lara und Romeo beginnen eine Affäre, wobei sie sich aber einig sind, daß es nichts von Dauer ist, weil ja Lara nach Celias Hochzeit zurück nach Deutschland fliegt. Soweit, so gut. Dann hat Romeos und Celias Vater einen Unfall und muß ins Krankenhaus. Romeo und Lara besuchen ihn da zusammen, weil es gerade eine schockierende Enthüllung gab...darf ich sagen, was das für eine schockierende Enthüllung war? Nicht, daß ihr das Buch noch lesen wollt...?

Susi und Susanne: Ne ne, leg ruhig los.

Susan: Also, Romeo hat gerade rausgefunden, daß sein Vater ihn immer so schlecht behandelt hat, weil er ein uneheliches Kind ist und aus einer früheren Beziehung seiner Mutter stammt.

Susanne: Kein feiner Zug von Vattern!

Susi: Ne, echt nicht.

Gruppenleiterin: Ja, und dann?

Susan: Tja, Romeo läßt Lara einfach spät abends im Krankenhaus sitzen und fährt weg. Obwohl er weiß, daß um die Zeit keine Busse mehr fahren und es irre teuer ist, mit dem Taxi vom Krankenhaus zum Hotel zu fahren. Das macht er einfach so, weil er "aufgewühlt" ist. Unterwegs gabelt er dann noch eine ehemalige Schulkameradin auf und treibt es mit ihr.

Gruppenleiterin: (noch grünlicher als vorher) Oha. Was für ein Traumtyp. Was passiert dann?

Susan: Na ja, am nächsten Tag ist Lara natürlich sauer auf Romeo, obwohl sie noch nicht mal weiß, daß er mit dieser anderen Frau Sex hatte, während sie versuchte, irgendwie zurück ins Hotel zu kommen. Und sie ist richtig knatschig....bis Romeo ihr ein paar Sandalen schenkt und sie ihn wieder superlieb findet. (knurrt)

Susi: WAAAAAS????

Susan: Ich hätte ihn die Scheiß-Sandalen essen und runterschlucken lassen!

Susanne und Gruppenleiterin: Ich auch!

Susan: Na ja, ich hab dann mehr aus Sensationsgier noch ein Stück weitergelesen, um zu gucken, wie schlecht dieses Buch noch werden kann. Aber dann ist der leibliche Vater von Romeo aufgetaucht. Der war natürlich ein fieser Berufskrimineller und wollte von Romeo Geld erpressen, indem er gedroht hat, das Geheimnis von Romeos Vater öffentlich zu machen, noch vor Celias Hochzeit. Aber mal ehrlich, wen interessiert sowas, außer die betroffenen Familien selbst?

Susanne: Na, äh...niemanden.

Susi: Absolut keinen. Außer es sind die Kardashians oder so.

Susan: Genau, und da konnte ich wegen dieses Schwachsinns das Buch nicht mehr weiterlesen. Was für eine Enttäuschung.

Gruppenleiterin: Und sag mal, Susan, gibt es denn etwas, das dich über die Schlechtigkeit dieses Buches hinwegtrösten kann? Oder hast du vielleicht sogar etwas daraus gelernt?

Susan: (überlegt) Vielleicht könnte mich ein Eis trösten. Und immerhin weiß ich jetzt, daß ich in der Gegend um Neapel nur dann Urlaub machen sollte, wenn ich bereit bin, sehr viele Stufen runter und wieder rauf zu gehen, wenn ich zum Strand will.

Gruppenleiterin: Susanne, du bist unser drittes Oper eines scheußlichen Buchs. Was war denn der Grund, warum du dein Buch so hassenswert fandest?

Susanne: Nun, das wird jetzt ein bißchen seltsam, aber mein Grund ist sozusagen das Gegenteil von dem, was Susan an ihrem Buch gehaßt hat.

Susan: Wie denn das?

Susanne: Also, "I've Got My Duke to Keep Me Warm" ist jetzt nicht sooo grauenhaft wie eure Bücher, glaube ich. Aber es ist ein Liebesroman, der in England im Jahr 1816 spielt. Und der Held ist eigentlich keine fiktive Person, sondern ein wandelndes feministisches Manifest. Grundsätzlich ein super Typ, aber er wirkt halt ein bißchen deplaziert im 19. Jahrhundert.

Gruppenleiterin: Kurios. Erzähl doch mal.

Susanne: Nun ja, die Heldin heißt Gisele, und ich habe ihren Nachnamen vergessen. Sie wurde von ihrem Mann, einem Marquis, gequält, und hat ihren eigenen Tod und den ihrer Stieftocher vorgetäuscht, um ihm zu entkommen. Jetzt hat sie irgendwie Wind davon bekommen, daß dieser Marquis wieder heiraten will, und will seine Verlobte vor ihm retten. Und sie hat sich überlegt, daß das am besten geht, indem sie einen attraktiven, wortgewandten jungen Mann findet, den sie dafür bezahlt, daß er der jungen Frau den Kopf verdreht, damit diese dann dem Marquis den Laufpaß gibt...soweit klar?

Gruppenleiterin, Susi und Susan: (nicken)

Susanne: Und der Mann, den sie für diese Aufgabe findet, ist ein waschechter Aristokrat. Er heißt James Montcrief, genannt Jamie, und er ist der uneheliche Sohn von einem Herzog, weil seine Eltern erst ne Viertelstunde nach seiner Geburt geheiratet haben. Aber das nur nebenbei. Er ist ein Held des Kriegs gegen Napoleon, aber jetzt verwahrlost und arbeitslos. Gisele und ihr Kumpel Sebastien waschen und rasieren Jamie und besorgen ihm saubere Klamotten. Gisele bemerkt, daß sie Jamie total heiß findet. Jamie findet Gisele auch heiß. Dann reiten sie alle nach London.

Gruppenleiterin: Ja, und dann?

Susanne: Na ja, Jamie nimmt an einem Ball mit lauter vornehmen und reichen Leuten teil, was scheinbar kein Problem für den unehelichen Sohn eines Herzogs ist. Da begrüßen sie ihn alle begeistert wie einen verlorenen Sohn. Und er lernt den Marquis und seine Verlobte kennen. Die Verlobte läßt sich aber nicht so leicht den Kopf verdrehen.

Susi: Komm mal zum Punkt. Was ist denn jetzt das Problem mit dem Buch?

Susanne: Da gibt's mehrere! Ich habe das Buch ungefähr bis zur Hälfte gelesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Jamie und Gisele schon Sex...(kramt in ihrer voluminösen Handtasche und zieht ihren Kindle hervor)...Moment mal...(tippt auf dem Bildschirm des Kindles herum)...genau, hier ist es: "He had seen her need to prove herself she had the courage to give her body in trust, without that gift's exacting a cost to her own identity." Seht ihr? Er denkt tiefsinnige Gedanken. Und da kennen sie sich noch nicht mal seit einer Woche! Und da weiß er auch schon, daß er sie liebt!

Gruppenleiterin: Tja, hm, das ist ganz schön bekloppt. Aber ich denke, die Bücher von Susi und Susan waren noch schlimmer.

Susanne: Ja, das seh ich ja genauso. Aber jetzt kommt der Punkt, warum ich das Buch endgültig weggelegt habe. Also, nachdem die Verlobte vom Marquis sich nicht so leicht den Kopf verdrehen läßt, suchen Gisele, Jamie und Sebastien nach Plan B und C. Man überlegt kurz, die junge Dame zu entführen. Dann beschließt Gisele, daß sie den Marquis in den Wahnsinn treiben wird, um, ich zitieren...Moment..."to bring the crazy out for everyone to see".

Susan: Ja, und?

Susanne: Gisele will das machen, indem sie sich ihrem Exmann zeigt. Also, der soll sie sehen, und alle anderen sollen denken, daß er sich das nur einbildet, weil sie ja "tot" ist. Und da wußte ich natürlich auch, wie die weitere Handlung des Buchs sein wird. Muß ich es aussprechen?

Susan: (grinst) Meinetwegen nicht. Ich hab schon mal nen historischen Liebesroman gelesen.

Susi: Innovativer Plot. Nicht.

Gruppenleiterin: Ja wie jetzt, was meinst du denn, was passieren wird?

Susan und Susi: (rollen mit den Augen)

Susanne: Der Marquis erwischt Gisele und fängt an, sie zu quälen. Dann wird sie von Jamie gerettet, und sie leben glücklich bis an ihr Ende.

Gruppenleiterin: Aha. Aber das weißt du gar nicht, oder?

Susanne: Haha, ne. Ich hab ja das Buch nicht zuende gelesen. Aber 5 Euro würd ich drauf verwetten!

Gruppenleiterin: Ok, meine Damen, unsere Sitzung ist für heute zuende! Ich hoffe, daß es euch trotz eurer schlechten Bücher jetzt ein wenig besser geht. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Susi: Joa, ist schon ok. Gibt ja auch noch bessere Bücher, irgendwo da draußen.

Susan: Tja, na ja. Ich wollte wirklich gern ein Buch lesen, das wie Urlaub ist. Da muß ich wohl weitersuchen.

Susanne: Ich hab mir das neue Meredith Duran-Buch runtergeladen. Das ist viel besser.

Susi: Hat jetzt nix mit Büchern zu tun, aber in der Bar nebenan ist noch Happy Hour...

Susan, Susanne und die Gruppenleiterin: Yippie! Pina Coladas für alle!!



 

Sonntag, 4. Juni 2017

Andreas Heineke: Tod à la Provence

Pascal Chevrier ist ein Polizist aus Paris, der nach seiner Scheidung einen Tapetenwechsel braucht. Also läßt er sich nach nach Lucasson in der Provence versetzen. In seiner Vorstellung ist dort alles sehr idyllisch, außer gelegentlichen Ladendiebstählen gibt es keine Verbrechen, und er geht davon aus, daß er seine Tage damit verbringen wird, am Roséwein zu nippen und in der Sonne zu sitzen. Leider kommt aber alles ganz anders, denn schon wenige Tage nach Pascals Ankunft in Lucasson wird ein reicher amerikanischer Investor ermordet, der in dem kleinen verschlafenen Ort gegen den Willen seiner Bewohner ein Golf-Resort bauen wollte. Auch der Bürgermeister scheint Dreck am Stecken zu haben - und was haben die Trüffel mit all dem zu tun, die man im Wäldchen von Lucasson finden kann?

Das hörte sich ja für mich alles nach einem schönen Provence-Krimi mit Spannung und viel Lokalkolorit an. Ich konnte den Lavendel quasi schon riechen (könnte aber auch an meinem Lavendel-Raumspray im Badezimmer liegen. Ich mag den Duft einfach). Leider wurde alles an diesem Buch dadurch zunichte gemacht, daß Pascal, aus dessen Perspektive das ganze Buch erzählt ist, einfach nur klotzhohl ist und völlig unverständlich handelt. Also ehrlich, der Typ muß in einem früheren Leben ein Boxsack gewesen sein, sonst würde er sich vielleicht auch mal zur Wehr setzen, wenn ihn jemand verstümmeln und/oder töten will.

Übrigens - Spoilerwarnung! Ich muß hier ein paar Details aus dem Buch ausplaudern, um zu erklären, warum es mich so genervt hat.

Es fängt schon damit an, daß Pascal in eine Einwohnerversammlung in einer Kneipe stolpert, bei der es um das Golf-Resort geht. Nicht ganz überraschend, kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung. Pascal geht dazwischen und wird prompt von einem Chinesen vermöbelt und schwer am Fuß verletzt. Am nächsten Tag geht er zum Dorfarzt um a) seinen Fuß verarzten zu lassen und b) diesen über ein bestimmtes Thema auszufragen, denn er geht davon aus, daß er als Arzt quasi über alles informiert ist, was die Bewohner Lucassons so tun und treiben. Nach wenigen Minuten des Gesprächs weiß Pascal, daß der Arzt gar nicht der Dorfarzt ist, sondern dessen Sohn, der ihn vertritt. Dorfarzt junior weiß nichts über die Pascals neue Mitbürger und ist obendrein offensichtlich ein gemeingefährlicher Stümper, der den verletzten Fuß ein bißchen befummelt, mit "nicht gebrochen" eine leicht zweifelhafte Diagnose stellt und anschließend etwas Salbe draufschmiert und einen Verband drumwickelt.

So geht es über das ganze Buch hinweg weiter. Pascal versucht in dem Mordfall zu ermitteln, hat eine heiße Spur, jemand versucht ihn zu verletzen oder zu töten, und am Ende ist seine Reaktion kaum mehr als ein Schulterzucken. Zwischendurch nimmt er sich noch eine kleine Auszeit und sagt sich "scheiß auf die Arbeit", weil ihn seine Tochter besucht und er mit ihr etwas unternehmen möchte. Ja, okay, sehr lobenswert, aber...das soll doch ein Krimi sein??

Am allermeisten hat mich allerdings Pascals Beziehung, wenn man es so nennen kann, zu Elaine Dumont gestört. Diese Elaine ist die Tochter des Önologen des Weinguts, auf dem Pascal eine Wohnung mietet. Er ist auf den ersten Blick fasziniert von ihr, denn sie erinnert ihn an seine Exfrau (die meisten anderen Männer würden bei dieser Assoziation wohl das Weite suchen, aber nun gut). Pascal himmelt also Elaine an, während Elaine sich fortwährend wie ein Überbleibsel aus einem (schlechten) Film noir aus den 40er Jahren benimmt. Einige Tage später trinken die beiden sich einen, und haben dann aus heiterem Himmel plötzlich Sex miteinander. Am nächsten Morgen ist Elaine aus Pascals Wohnung verschwunden, der amerikanische Investor ist tot und - Überraschung! - Elaine war seine Ehefrau.

Diese Tatsache quittiert Pascal mit kaum mehr als einem Schulterzucken. Die Frau ist mit mir ins Bett gestiegen, obwohl sie verheiratet war? Der Typ wurde ermordet, nachdem ich eingeschlafen und sie aus meiner Wohnung verschwunden war? Die dringendste Frage, die Pascal nun umtreibt, ist: "mag sie mich wirklich oder wollte sie nur eine schnelle Nummer?"  Daß sie direkt nach einer Beerdigung mit ihm ins Bett geht und ihn einmal beim Sex fast erwürgt (ihr Ehemann wurde erstickt), findet Pascal ein ganz kleines bißchen seltsam, aber auch wieder nicht so schlimm, daß er sich von ihr fernhält.

So plätschert das Buch vor sich hin. Pascal testet einige Restaurants in der Region, überlegt, wie er sein Wissen über provenzalische Kräuter erweitern kann - er ist ein begeisterter Hobbykoch und möchte eines Tages ein eigenes Restaurant haben - und am Ende wird doch noch ermittelt, wer Elaines Gatten in die ewigen Jagdgründe befördert hat. Und hier muß ich sagen - Hut ab. Das ist wirklich das unspektakulärste, sang- und klangloseste Buchende, das ich seit langem gelesen habe. Wenn ich das nächste Mal 8,49 € sinnlos verschwenden will, kauf ich mir lieber 'ne Flasche Roséwein.


Mittwoch, 23. Dezember 2015

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 10: Leseprobe from Hell

Ich muß euch was gestehen. Ich lese manchmal e-mail Newsletter. Bin ich deshalb unnormal? Egal. Am liebsten lese ich natürlich den Secret Escapes Newsletter und gucke mir die tollen Hotels an. Vorgestern habe ich aber den Romantic Times Book Reviews Newsletter gelesen. Darin wurde das neue Buch von E. L. Todd empfohlen. Von der Autorin hatte ich noch nie gehört, aber lt. Newsletter sind ihre Bücher der neueste heiße Scheiß. Also habe ich direkt mal auf die Website geklickt und mir die Leseprobe ihres neuesten Buchs, Into the Fire, durchgelesen. Nun, zumindest habe ich es versucht.

Das erste was mir auffiel, war, daß der Held das ist, was der Volksmund als Loser bezeichnet. Und ich meine damit nicht, daß er einer dieser sympathischen Verlierer ist, die ihrem Schicksal tapfer entgegentreten und die man einfach gern haben muß. Nein: Ash ist ist klotzhohl, hat eine große Klappe und findet sich selbst total geil.

In der Anfangsszene spricht Ash mit einem Banker, von dem er einen Kredit will. Der Banker will ihm den Kredit nicht geben, weil er klamm ist. Und dann...schnauzt er den Banker einfach mal an:
“Just give me the loan,” I barked.
Kurioserweise läßt sich der Banker dadurch eher nicht so beeindrucken.  Unser findiger Held hat aber noch ein As im Ärmel. Ash ist nämlich Tätowierer von Beruf und braucht den Kredit, weil er ein eigenes Tattoo-Studio aufmachen will. Und so macht er den folgenden Vorschlag:
“How about some free ink? I’m the best in the business.”
Der Banker ruft seinen Compliance Officer und den Sicherheitsdienst, und Ash wird diskret hinter einem erstaunlich gut bewässerten Ficus benjamini zusammengeschlagen und mit einem gewaltigen Arschtritt vor die Tür gesetzt.

Ok, den letzten Absatz habe ich mir leider nur ausgedacht. Aber einen Kredit bekommt Ash trotzdem nicht.

Dem tatkräftigen Tätowierer bleibt nun noch Plan B: das Geld zurückfordern, das er seinen Eltern vor einigen Jahren geliehen hat. Eigentlich müßten die genug Kohle haben, denkt er sich, denn sie haben sich ja gerade erst einen neuen Audi gekauft. Aber Mama und Papa denken sich eher so:



Vor allem die Tatsache, daß Ash noch nie ein nettes Mädchen mit nach Hause gebracht hat, obwohl er fast 30 ist, macht den beiden Sorgen. Also trifft Ash eine Vereinbarung mit seinen Eltern: er präsentiert ihnen eine für sie akzeptable Freundin, dann geben sie ihm sein Geld zurück.

Wenig später kotzt der gute Ash sich bei seinem Kumpel Sawyer über sein schlimmes Schicksal aus...



Er hat nämlich überhaupt keine Ahnung, was man mit so einer...äh, Dings...Freundin überhaupt macht, da seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen aus schnellem Sex auf der Straße und anschließender Verhaftung wegen öffentlicher Unzucht bestehen.
“But I don’t want one. What do you do with them anyway?”
He shrugged. “Talk to them?”
“See, I don’t like to talk.”
“Take them out to dinner?”
“But then I’d have to talk to them for an entire meal. Shit, I don’t have that much to talk about.”
Schon der Gedanke an soviel Konversation macht den guten Butthead Ash natürlich total fertig, und er beschließt, eine Escort-Dame dafür zu bezahlen, daß sie sich als seine Freundin ausgibt.

Und so gerät er an Alessandra, die offenbar über eine übermenschliche Sehstärke verfügt, denn schon auf den ersten Blick und von weitem erkennt sie:
His eyes were blue like the ocean, and they were endless in their depth.
Natürlich wundert sich Alessandra, daß ein so unfaßbar attraktiver Mann eine Frau dafür bezahlen muß, daß sie sich als seine Freundin ausgibt. Vielleicht ist Ash ja schwul? Dies streitet er jedoch ab:
“No…” He narrowed his eyes on my face. “How the hell did I give you that impression? I checked out your rack the second I walked in the door. And when you turn around, I’m going to check out your ass.”
"Als ich dich gesehen hab, hab ich erstmal deine Titten angestarrt, und sobald du dich umdrehst, glotze ich auch noch deinen Arsch an". Seufz. Ja, so gewinnt man Frauenherzen. Mal ehrlich, Mädels, auf so einen charmanten Typen warten wir doch alle, oder?

Aber Ash ist immerhin so fair, Alessandra davor zu warnen, sich in ihn zu verlieben:
"I really don’t want to break your heart like I did to all the others."
Danach tauschen sich die beiden noch ein bißchen darüber aus, was Alessandra als Ashs Freundin alles über ihn und sein Leben wissen sollte, er bietet ihr an, ihr sein Intimpiercing zu zeigen, und Alessandra beweist, daß sie auch im Widergeben von Kalendersprüchen sehr gut ist:
"All a parent needs to do is love their child unconditionally. It doesn’t matter what you do for a living.”
 Au Backe. Wenn dumm das neue sexy ist, sehe ich tiefschwarz für meine Lesegewohnheiten. Aber ich will ja hier so kurz vor Weihnachten keinen Kulturpessimismus verbreiten.

Dienstag, 1. September 2015

Tessa Dare: When a Scot Ties the Knot

Madeline Gracechurch ist eine schüchterne 16jährige, die panische Angst vor Menschenmengen hat und es unbedingt vermeiden will, als Debütantin in die feine Gesellschaft eingeführt zu werden. Da sie dies ihrer Familie offenbar nicht anvertrauen kann, erfindet sie kurzerhand einen schottischen Verlobten, der Soldat ist und in fernen Ländern kämpft. Nachdem die Gefahr einer Einführung in die Gesellschaft gebannt ist, läßt sie den imaginären Verlobten einen imaginären Tod sterben und zieht sich auf ihre Burg in den schottischen Highlands zurück, die sie von ihrem Patenonkel geerbt hat. Nun könnte alles gut sein...wenn in just diesem Schloß nicht etliche Jahre später der echte und lebendige Captain Logan McKenzie auftauchen würde. Maddie hatte nämlich ihrem Verlobten regelmäßig bis zu seinem vorgetäuschten Tod Briefe geschrieben, die durch einen unglücklichen Zufall bei seinem lebendigen Namensvetter gelandet sind. Und dieser Logan McKenzie erpreßt nun Maddie, ihn zu heiraten, da er das Land braucht, das zu ihrer Burg gehört.

Ich habe hier ja schon lange nichts mehr geschrieben - das echte Leben kommt immer wieder dazwischen. Und manchmal auch Die Sims 4. Aber When a Scot Ties the Knot hat mich fasziniert. Es besitzt eine absolut konsequente Grausamkeit und Brutalität, so etwas habe ich selten - möglicherweise sogar noch nie - erlebt.

Nein nein, keine Panik - hier werden weder Frauen geschändet noch Männer entmannt oder Kinder geschlagen. Das Opfer ist hier die Logik. Dieses Buch verprügelt die Logik, tritt ihr mit einem mächtigen Chuck Norris-Gedächtnis-Roundhouse Kick die Zähne ein und begießt sie anschließend mit Benzin und zündet sie an, während es Highway to Hell auf einem Dudelsack spielt. Am Ende des Buchs ist von der Logik nur noch ein klitzekleines Häufchen Asche über, und die vermischt es dann noch mit ein paar Gramm Koks und schnupft das ganze, bis von der Logik wirklich überhaupt gar nichts mehr überbleibt - noch nicht mal eine Erinnerung.

Klingt grauenhaft? Ist es auch. Aber es ist dennoch ein sehr unterhaltsames Buch. Tessa Dare ist begabt in der Hinsicht. (Das hier jetzt gleich ein paar Spoiler kommen, ist klar, oder?)

Die Vorgeschichte ist ja noch ganz okay, kann man mal so hinnehmen. Daß das "historische" an diesem Historical kaum mehr Substanz hat als ein nasses Blatt Klopapier - geschenkt. Die Charaktere reden alle wie Amerikaner des 21. Jahrhunderts. Null Problemo. Aber dann wird's richtig krass.

Maddie ist eine sehr begabte Zeichnerin, und sie ist dabei, sich als Illustratorin für naturwissenschaftliche Bücher mit Zeichnungen von Insekten und anderen Tieren einen Namen zu machen. Einer ihrer Auftraggeber lädt sie zu einem Ball ein, bei dem er sie einem Wissenschaftler vorstellen will, der Illustrationen für eine Enzyklopädie benötigt, die er veröffentlichen will.

Das wäre eine großartige Gelegenheit für Maddie, und sie möchte den Auftrag für die Enzyklopädie wahnsinnig gern haben. Wegen ihrer Furcht vor Menschenmengen will sie aber nicht zum Ball gehen. Logan und Maddie sind sich inzwischen nähergekommen, und weil er ihr was Gutes tun möchte, überredet er sie, dennoch hinzugehen (wird schon nicht so schlimm, ich bin ja bei dir).

Logan, Maddie und Maddies Tante Thea, die ebenfalls in der Burg wohnt, machen sich also auf die Socken und fahren erstmal nach Inverness, um für Maddie ein schickes Kleid zu kaufen. In Inverness hat Maddie eine schlimme Panikattacke, weil da so viele Menschen sind. Auf dem Weg zum Ball von Maddies Auftraggeber müssen unsere wackeren Helden auch noch in einem Hotel übernachten, weil es offenbar ein längerer Weg ist.

Der Ball selbst ist eher so semi-erfolgreich; zwar bekommt Maddie keine Panikattacke, aber dem Typen mit der Enzyklopädie lernt sie nicht kennen, denn ihr Auftraggeber denkt, daß sie als verheiratete Frau wohl kaum Zeit finden wird, Käfer zu zeichnen. Dann wird die Party durch einen von Logans Soldaten-Kumpels unterbrochen, der Maddie mitteilt, daß einer von ihren Hummern entwischt ist. - Die Hummer hält sie als Haustiere, weil sie sie bei der Paarung beobachten und zeichnen will. Innerhalb von knapp vier Stunden rasen alle, mit Ausnahme der irgendwo zwischen Inverness und dem Ball spurlos aus der Geschichte verschwundenen Tante Thea, zurück zur Burg, um den Hummer zu suchen.

Maddie und Logan haben aus...Gründen...einen Streit, und Maddie findet jetzt plötzlich alles doof: Logan doof, schottische Burg doof, Zeichnen doof, Hummer doof. Also will sie Logan die Burg schenken, die Hummer freilassen und ihrer Familie die ganze Familie Wahrheit über den erfundenen Verlobten sagen. Bei einem Gespräch mit der gerade wieder aus den Tiefen der Handlung aufgetauchten Tante Thea stellt sich heraus, daß sie schon lange wußte, daß Maddie ihren Verlobten nur erfunden hatte, aber die ganze Geschichte so süß und romantisch fand, daß sie nichts gesagt hat.

Eigentlich wäre das ja schon genug mausetote Logik für ein durchschnittlich langes Buch gewesen, aber wer das glaubt, hat Tessa Dare gewaltig unterschätzt. Maddie hat nämlich versprochen, daß sie aus der Burg erst nach der schon länger geplanten Beltane-Party abreist. Die Party ist aber so toll und romantisch, daß Logan und Maddie leidenschaftlichen, wundervollen Sex haben und Maddie ihm ihre Liebe gesteht. An Abreise ist natürlich nicht mehr zu denken. Logan kann Maddie leider nicht sagen, daß er sie liebt, denn a) hat ihn seine Mutter als Kind im Stich gelassen, b) wäre das Buch dann zu kurz, und c) ist er schon seit vielen Jahren mordsmäßig angepisst, weil Maddie ihn...also den erfundenen Logan...getötet und ihm keine Briefe mehr geschrieben hat.

Wenig später wird Logan bei einem Kampf mit einem seiner Soldaten-Kumpels schwer verletzt, und Maddie wacht Tag und Nacht an seinem Krankenbett, so daß sie sogar die Paarung der Hummer verpaßt. Logan gesteht Maddie nun doch seine Liebe, und dann taucht ein zerstreuter Wissenschaftler auf, der mit Maddie in die Karibik reisen will (alles total ehrenhaft. Es ist eine wissenschaftliche Expedition). Logan drängt Maddie zu der Reise, sie reist innerhalb von einem Tag ab, und dann fällt Logan ein, daß er mal besser mitkommen sollte. Aber bevor jemand "Schottenrock" sagen kann, steht unsere leicht verpeilte Heldin schon wieder auf der Matte, weil sie eine Karibikreise nun doch nicht so toll findet. Logan und Maddie fallen sich in die Arme, sie darf doch noch die Enzyklopädie illustrieren, Happy End.

Puh. Ich komme mir vor als hätte ich Persil geraucht oder etwas ähnlich irres getan. Labile Persönlichkeiten sollten wirklich einen großen Bogen um dieses Buch machen. Es ist zweifellos ein spannendes und stellenweise sehr lustiges Buch, aber selbst ein lustiges Buch mit durchgeknallten Charakteren profitiert davon, wenn diese Charaktere sich selber treu bleiben und so etwas wie eine Persönlichkeit haben. Das ist hier leider gar nicht der Fall. Logan und Maddie haben soviel Persönlichkeit wie Anziehpuppen (die Älteren von uns kennen die noch - Pappfiguren, denen man Papierkleidung anziehen konnte).

Das können Sie besser, Frau Dare!

Sonntag, 6. Juli 2014

Komprimierter Irrsinn

Leseproben sind eine feine Sache. Normalerweise. Aber dann gibt es auch welche, bei denen sich meine Augenbrauen so sehr nach oben bewegen, daß sie an meinem Hinterkopf landen würden, wenn meine Haare nicht im Weg wären,

Und damit sind wir beim Thema Cherry Adair. Wenn man gerade Bock auf ein Buch mit völlig absurder Handlung und dämlichen Protagonisten hat, die in wirklich jeder Lebenslage nur an Sex denken, dann ist man bei Cherry Adair goldrichtig. Ich mag solche Bücher ja hin und wieder mal. Und so kam es, daß ich mir eine Leseprobe zu ihrem Buch Ice Cold heruntergeladen habe. Allerdings hätte ich mit Sicherheit einen riesengroßen Bogen um diese Leseprobe gemacht, wenn ich vorher gewußt hätte, daß ein Teil der Handlung in Deutschland spielt. Wenn amerikanische Autoren ihre Bücher in Deutschland spielen lassen, dann geht das meistens auf vielfältige Weise schief. Bei einer Autorin, die sowieso schon für den Irrsinn ihrer Bücher bekannt ist, kann man das Ergebnis je nach Laune als "krasser Scheiß" oder "OMG dieses Buch hat der Teufel in die Welt gebracht" bewerten.

Aber seht selbst. Die Leseprobe fängt damit an, daß unsere Heldin Honey Winston, die als Computerexpertin für eine dieser allgegenwärtigen streng geheimen Geheimorganisationen arbeitet, gegen den Helden Rafael Navarro kämpft. Rafael arbeitet ebenfalls für die streng geheime Geheimorgansation und wird auch als "der spanische Hengst" bezeichnet. Gnnnnnnnhihi. Peinlichster Spitzname ever, oder? Wenig später stellen die beiden fest, daß sie Kollegen sind, und daß Honeys Chef gerade ermordet wurde (mit 37 Messerstichen; Honey hat nachgezählt). Dann macht Rafael das Licht an, und Honey sieht, daß er lange, glatte, glänzende schwarze Haare hat. Das ist blöd, denn vor meinem geistigen Auge sieht er jetzt wie Jorge Gonzalez aus...


...was, neben dem bescheuerten Spitznamen, seinem Status als romantischer Held ein wenig abträglich ist.

Dann verlangt Honey, daß Rafael sie küßt, weil sie von ihrer Mentorin in der streng geheimen Geheimorganisation gehört hat, daß diese einmal einen Orgasmus hatte, als sie von Rafael geküßt wurde. (Ich glaube, diesen Typen müßte man mal gründlich mit Sagrotan einsprühen, bevor man ihm auch nur die Hand schüttelt). Rafael küßt Honey.

Wer jetzt glaubt, unsere beiden Helden würden mal so langsam aus dem Quark kommen und die Polizei rufen - wir erinnern uns, toter Chef mit 37 Messerstichen - ist, wie sollte es anders sein, völlig auf dem Holzweg. Stattdessen kommt die Müllabfuhr der streng geheimen Geheimorganisation und räumt alles auf. Echt jetzt. Im Originaltext steht "Garbage detail".

Nachdem das geklärt ist, nimmt Rafael Honey mit zum Flughafen, denn da ihr Chef ja nun leider wegen der 37 Messerstiche ausgefallen ist, muß Honey ihn auf eine Mission begleiten. Ursprünglich sollte diese Mission in Griechenland stattfinden. Offenbar will eine kolumbianische Terrorgruppe namens Luz Roja etwas Böses tun. Eine marxistische Terrororganisation namens Revolutionary Strength kommt ihr aber zuvor und sprengt dort eine Bank in die Luft. Da aber fast zeitgleich in Dresden ein ganzer Häuserblock einschließlich einer dort ansässigen Bank explodiert, begeben sich unsere beiden wackeren Helden lieber dorthin.

Warum eine Bank in Dresden eine streng geheime amerikanische Geheimorganisation zur Hilfe ruft, wenn dort eine Bombe explodiert...? Äh, keine Ahnung. Auf jeden Fall ist der spanische Hengst ein super-duper Bombenexperte, denn wenig später äußert er die folgenden weisen Worte:

"Bomben sind wie wütende Schneeflocken, keine zwei sind gleich".

Tja. Während sich Rafael also auf die Suche nach der Schneeflocke der Bombe macht, setzt sich Honey mit ihrem Laptop in ein Café in einer Nebenstraße von Unter den Linden. Laut Google Maps gibt es diese Straße in Dresden übrigens nicht. Vielleicht hat Frau Adair Dresden mit Berlin verwechselt? Kann ja mal vorkommen.

Rafael und Honey stellen fest, daß aus der Bank nichts gestohlen wurde. Rafael will, daß Honey nach Hause fliegt, aber sie will nicht. Beide bewundern noch kurz und verstohlen gegenseitig ihre Schönheit, und dann ist das Leid die Leseprobe auch schon zuende.

Puh. Ich weiß absurde und abgefahrene Bücher ja durchaus zu schätzen, aber das hier ist wirklich ein wenig zuviel des Guten.

(Das Bild von Jorge Gonzalez habe ich auf Wikimedia Commons gefunden).

Freitag, 2. Mai 2014

Nennt mich Frosty Morgenmuffel

Im Romantic Times Magazin habe ich mal wieder was komplett beknacktes gefunden. Und zwar das hier:



Die Heldin heißt Gypsy Rum McQade, und ihr verstorbener Bruder hieß überraschenderweise nicht Glühwein oder Zigeunerschnitzel, sondern Mark. Aber - echt jetzt? Zigeuner Rum McQuade? Wer zum Teufel denkt sich so einen Namen aus? Und müßte sie nicht in "Spirituose nach Balkanart" umbenannt werden?

Der Held des Buches hat es aber auch nicht viel besser getroffen. Der heißt nämlich Rule Breaker. Das ist grundsätzlich ziemlich praktisch, da es als Warnung für alle dient, die mit ihm zu tun haben. In der Schule hat er bestimmt schon immer einen Tadel oder eine Strafe bekommen, bevor er was angestellt hat. Niemand geht mit ihm essen, da man schon vorher weiß, daß er rülpsen, furzen, den Kellner anpöbeln und seiner Begleiterin ins Dekolleté kotzen wird. Und ganz bestimmt wird ihm keine Fluggesellschaft jemals ein Ticket verkaufen...aber stellt euch mal vor, jeder würde so heißen, wie er ist.

Ich würde wahrscheinlich Frosty Morgenmuffel heißen, weil ich meistens friere, wenn alle anderen schon Hitzewallungen haben, und weil ich morgens, na ja, muffelig bin.

Mein Liebster hieße  wahrscheinlich Frikadellenvernichter. Oder König des Fluchens.

Meine Freundin H. könnte sich mit dem Namen Putzteufelina Frühaufsteherin schmücken...(H. und ich haben sehr gegensätzliche Angewohnheiten. Wir könnten nie zusammen in einer WG wohnen).

Und mein Chef? Wo Isser würde gut passen, oder Kettenraucher.

 Das System hat allerdings einen ganz wesentlichen Makel: wenn wir geboren werden und unsere Eltern uns einen Namen geben, dann wissen sie schließlich noch nicht, wie wir später mal werden. Also plädiere ich doch eher dafür, Kindern ganz normale Namen zu geben. Oder eben solche wie Kevin oder Cheyenne-Kimberly. Auch wenn mit letzteren eine Karriere als Scripted Reality-Opfer bei RTL 2 vorgezeichnet ist.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Photoshopverbot für Außerirdische

Jetzt guckt euch doch mal bitte dieses Buchcover an.



So eine Verrenkung bekommt ein Mensch nie, nie, niemals hin. Nicht, wenn alle seine Knochen, Gelenke, Sehnen und Muskeln so funktionieren, wie es bei Menschen normalerweise der Fall ist. Ich vermute, daß Ellora's Cave die Covergestaltung outgesourced hat - nur leider an ein Lebewesen, das noch nie einen lebendigen Menschen gesehen hat.

Also, liebe Außerirdische: Hände weg von Photoshop!

Dienstag, 22. Oktober 2013

Das Geheimnis der Gummifrau

Wenn ihr schon immer mal den Wunsch hattet, eine größere Gruppe erwachsener Männer und Frauen in hysterische Schreie und verzweifeltes Weinen ausbrechen zu lassen, dann...

...solltet ihr dieses Buchcover unbedingt auf einem Chiropraktiker-Kongress präsentieren!

Mittwoch, 7. August 2013

Tu ma' die Möhrchen

Jeder hat's schon gehört: die Grünen haben eine fabelhafte Idee gehabt. In bundesdeutschen Kantinen soll es einmal in der Woche einen fleischfreien Tag geben. Tjaha. Eigentlich gar nicht so dumm. Ich will mich aus der Diskussion eigentlich ganz heraushalten, denn 1.) gehe ich sowieso meistens nur freitags morgens in die Kantine, um dort mein ich-feiere-den-Endspurt-zum-Wochenende-Schokoladencroissant zu kaufen und 2.) bin ich zwar kein Vegetarier und werde auch nie einer sein, aber ich hege eine gewisse Bewunderung für fleischlos lebende Menschen. Und ein einziger fleischfreier Tag pro Woche würde mich wohl nicht umbringen.

ABER: die ganze Debatte nervt mich total ab, und das aus einem einzigen Grund. WARUM ZUM TEUFEL MUSS MAN DIESES PROJEKT ALS VEGGIE-DAY BEZEICHNEN????????

Warum, warum, warum??? Ist ein Veggie Day geiler als ein Gemüsetag? Sind veggies in irgendeiner Art nahrhafter, gesünder, verdauungsfördernder oder schlank/klug/sexy/reich machender als Gemüse? Oder gibt's an Veggie Days lila Kartoffeln und Möhren, während an Gemüsetagen grundsätzlich nur die gewöhnliche bleiche bzw. orange Variante serviert wird?

Und könnten wir, wenn schon der allgemeine Konsens dahin geht, daß alle anderen Sprachen viiiiiiiiiiiiiiel toller sind als unsere eigene, vielleicht mal 'ne andere Sprache als Englisch benutzen?

Mal sehen.

Wie wär's mit el día de la verdura?

Hm. Vielleicht etwas sperrig.

Auf Finnisch heißt Gemüse lt. dict.cc "vihannes". Das ist doch schon mal ganz putzig. Wie Hannes. Hihi.

Auf Türkisch scheint es sebze zu heißen. Dieses Wort hat aber definitiv ein ü-defizit.

Das schwedische grönsak hat auch einen gewissen Charme.

Oder wir nehmen das serbische поврће. Das kann dann wenigstens garantiert keiner aussprechen, außer den Serben, versteht sich.