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Sonntag, 18. Dezember 2011

Elizabeth Hoyt: Scandalous Desires

Im Jahr 1738 leitet Silence Hollingbrook zusammen mit ihrem Bruder ein Waisenhaus in einem der übelsten Stadtvertel Londons. Ihr absoluter Liebling unter den Waisenkindern ist ein Baby namens Mary Darling. Eines Tages wird Mary Darling von Mickey O'Connor, einem berüchtigten Flußpiraten und Unterweltkönig, entführt. Als Silence sie zurückholen will, erfährt sie zu ihrem Erstaunen, daß Mary Darling Mickeys Tochter ist und deswegen vor dessen Erzfeind beschützt werden muß. Silence entschließt sich, bei Mickey in dessen palastartigem Anwesen zu bleiben, um auf Mary aufzupassen. Und obwohl sie dessen kriminelle Aktivitäten nicht gutheißt, ist sie gegen seinen Charme nicht gefeit, und so verlieben sich die beiden ineinander...

An diesem Buch stimmt fast alles...nicht. Ich kann kaum glauben, daß es von derselben Autorin stammt, die so eine Perle wie The Serpent Prince geschrieben hat. Meine Kurzzusammenfassung würde lauten: die Handlung ist vollkommen logikfrei, Held und Heldin sind TSTL und das einzig Positive ist, daß der Held Mickey heißt. Find ich irgendwie lustig.

Mickey ist ein richtiger Verbrecher, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Raub und Erpressung sind sein täglich Brot. Ein schlechtes Gewissen hat er deswegen keineswegs. Am Ende des Buches wendet er sich von seinen verbrecherischen Aktivitäten ab (das ist jetzt kein Spoiler, oder? Kommt schon, das müßt ihr gewußt haben) - aber nicht etwa, weil er geläutert ist, sondern eher, um der Heldin einen Gefallen zu tun. Er wohnt in einer Art sehr opulent und kitschig ausgestattetem Palast und regiert seine Gefolgsleute mit eiserner Hand. Diese beten ihn dafür wie ein gottgleiches Wesen an und nennen ihn "Himself" (ja, mit großem H) wenn sie über ihn sprechen. In Mickeys Schlafzimmer steht ein riesiges Bed, wo er jede Nacht mit gleich mehreren Frauen verbringt (natürlich nicht mehr, nachdem unsere wackere Heldin die Szene betritt). Für seine Tochter bringt Mickey übrigens kein großes Interesse auf; die hat er nur entführt, um Silence in sein Haus zu locken.

Äußerst nervend ist auch der englische Unterschichtendialekt von Mickey. Der kam mir sehr nachgemacht vor, aber andererseits habe ich natürlich keine Ahnung, wie in London im 18. Jahrhundert die armen Menschen gesprochen haben.

Obendrein wird die Handlung im Verlauf des Buches immer absurder und unlogischer. Das fängt mit Kleinigkeiten an. Eine der adligen Wohltäterinnen des Waisenhauses fragt beispielsweise, warum denn dieses Waisenhaus unbedingt an einem so fiesen Ort wie St. Giles sein müsse. Die Antwort lautet schlicht und ergreifend, daß die meisten der Waisen just in diesem Stadtviertel geboren seien. WTF? Kinder müssen immer an dem Ort großgezogen werden, wo sie geboren wurden? Super Sache. Dann wäre ich in Dortmund-Kirchhörde aufgewachsen. Das ist wesentlich, hm, bürgerlicher als meine gute alte Heimat Dortmund-Scharnhorst. Ich wette, da stehlen die Grundschulkinder nicht schon in der zweiten Klasse ihrem Lehrer die Zigaretten, zerhacken Holzzäune mit Äxten zu Kleinholz und verlassen ihre Häuser grundsätzlich nur durch Fenster im Erdgeschoß, weil die Haustür defekt und vernagelt ist.

Aber ich schweife ab. Nach sehr kurzer Zeit übernimmt die eigentlich nur als Gast geduldete Silence die Haushaltsführung des furchteinflößenden Verbrecherkönigs, was darin resultiert, daß es gesünderes, aber widerwärtiges Essen gibt. Ich meine, gekochte Rüben? Silence läßt Mickey gekochte Rüben servieren und er will immer noch Sex mit ihr? Das Buch muß in einem Paralleluniversum spielen. Die meisten Menschen, die ich kenne, würden schon beim Gedanken an gekochte Rüben nur noch reihern. Sexy ist das nicht gerade. Obwohl wir es hier ja andererseits mit Engländern zu tun haben. Wer Pommes mit Essig und Toastbrot mit kalten Dosenspaghetti ißt, ist eh zu allem fähig.

Später im Buch wird Silence von ihrer Familie vor dem Schurken beschützt. Eine von Silences Schwestern hat in eine adlige Familie eingeheiratet, und so finde ich es ziemlich seltsam, daß alle denken, der Schurke könne Silence entführen, meucheln und niemand würde jemals herausfinden, was ihr geschehen ist. Diese Leute sind reich, berühmt und wissen, wer hinter ihr her ist. Eigentlich hat der Bösewicht überhaupt keine Chance, und das macht das Buch auch nicht gerade spannender.

Am Ende kommt dann doch noch ein klein wenig Spannung auf, weil Mickey verhaftet wird und ein grausames Ende fürchten muß - aber das kann das Buch auch nicht mehr retten. Zumal auch das Happy End mit konsequenter Unlogik herbeigeführt wird.

Das Vorgängerbuch Notorious Pleasures fand ich ja auch schon etwas doof, aber immerhin noch sehr unterhaltsam. Scandalous Desires hat dagegen nichts, was für es spricht. Ich mag den Schreibstil von Elizabeth Hoyt, aber die unlogische Handlung und die größtenteils recht dämlich agierenden Protagonisten kann er nicht wettmachen.

Sonntag, 24. Januar 2010

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 8: You Shake My Nerves And You Rattle My Brain

Genau, und mein Gehirn muß sich jetzt auch erstmal von der Tortur dieses Buches erholen. Aber ich hab's geschafft! Bin fertig! Finito! Piratenfreie Zone auf meinem Schreibtisch!

Aber zuvor mußte ich noch eine Menge galoppierenden Schwachsinns bewältigen.

Das 17. Kapitel beginnt damit, daß Samantha in ihrer Kabine abhängt und ihre Depressionen pflegt, denn urplötzlich ist ihr aufgegangen, daß sie ihr Boot gaaaanz fürchterlich, schluchz! vermissen wird, wenn Luke erst damit davongesegelt ist. Schließlich rappelt sie sich auf und verläßt die Kajüte, um ihrer Mannschaft eine Abschiedsrede zu halten und sie zu entlassen.

Alle sind gerührt und schütteln ihr die Hand, denn die bevorstehende Arbeitslosigkeit scheint ihnen nicht viel auszumachen. Vielleicht gibt es ja ein super ABM-Programm für arbeitslose Piraten auf Barbados, oder sie haben alle einen geilen 1 Euro-Job im heruntergekommensten Bordell der Insel gefunden. Und natürlich gibt es ohnehin viel Wichtigeres als die Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, findet Luke:

Luke watched her say her good-byes. The tears that clung to her lashes as she bid the men farewell were the best damn gift she could give them. Luke hoped they treasured it.

Die Frage, warum Samantha überhaupt Kapitän wurde, bleibt wieder mal unbeantwortet; ich persönlich hätte es nach der gemeinsamen Flucht von der Plantage von Samanthas Vergewaltiger ja eher für sinnvoll gehalten, jemanden zum Kapitän zu machen, der wenigstens ein bißchen Ahnung von irgendwas hat, und nicht traumatisiertes junges Mädchen. Das ist ungefähr das gleiche, als hätte mein Chef morgen einen Autounfall und wir würden unseren dauerbekifften Azubi zu seinem Vertreter machen, bis er aus dem Krankenhaus kommt.

Na egal. Luke sagt Samantha, daß sie ein paar Tage auf dem Schiff bleiben kann, bis sie sich überlegt hat, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen möchte. Joe beschließt, daß er bei ihr bleiben wird, und wenig später holt sie ihren Ex-Schiffsjungen Aidan bei Lukes Schwester Jacqueline ab, denn sie hat beschlossen, daß er der Bruder ist, den sie nie hatte.

Unterdessen drängt Joe Luke, Samantha zu sagen, daß er Dervish erschossen hat, um sie zu beschützen, aber Luke ziert sich. Immerhin ist er aber bereit, mit ihr zu sprechen, und so wartet er, bis sie am nächsten morgen ein Sonnenbad auf dem Deck nimmt, um dort, völlig verkatert und wie eine Leiche auf Urlaub aussehend, aufzukreuzen und sie zu knutschen.

Danach beschwert er sich darüber, daß Samantha ihn am Anfang des Buchs aus dem Gefängnis befreit hat, denn er war ja schon dabei, seine Flucht zu planen.

Samantha macht ihm wieder Vorwürfe, weil er Dervish erschossen hat, und unserer wackerer Held Luke sieht den perfekten Zeitpunkt gekommen, um seine innere Drama Queen raushängen zu lassen. Anstatt ihr also die Wahrheit zu sagen, ist er beleidigt und rauscht ab.

Wenig später sorgt Samanthas väterlicher Freund Joe dafür, daß ihr ein Licht aufgeht, und oh mein Gott! Sie hat Luke unrecht getan. Natürlich macht sie sich sofort auf die Socken, um alle Kneipen von Barbados nach ihm zu durchsuchen, doch sie kann ihn nicht finden. Also beschließt sie, auf dem Schiff auf ihn zu warten.

Als sie in ihre Kajüte klettert, lauert dort allerdings Oliver Grant, der bösartige Plantagenbesitzer auf sie. Michelle Beattie weiß kaum noch wohin mit all den tollen Metaphern und Vergleichen, die ihr für dessen Bösartigkeit einfallen, und unter unverzagter Mißachtung aller Gebote des guten Stils versucht sie, sie alle in einem Absatz unterzubringen:

Evil oozed from his satisfied smile. It slithered to the floor, across the distance between them, and curled around her ankles.

Als nächstes zieht der grause Bösewicht eine Donnerbüchse aus der Innentasche seiner Jacke. Und laßt mich euch sagen, das muß die verdammt größte Herrenjackeninnentasche sein, die die Welt je gesehen hat, denn wie Wikipedia weiß, war schon der Lauf so einer Donnerbüchse meistens an die 40 cm lang.

Samantha sinnt ein Weilchen über ihre Situation nach, dann bricht sie in Tränen aus und läßt Grant wissen, daß sie ihn töten wird.

Grant zieht seine Jacke aus, faltet sie ordentlich zusammen und legt sie über den Paravent. Wohlerzogen, wie Samantha nun einmal ist, wartet sie, bis er damit fertig ist.

Danach aber beginnt sie, Möbel nach ihm zu werfen und versucht, aus der Kajüte zu klettern. Grant packt sie und zieht sie zurück in die Kabine, wobei ihm plötzlich einfällt, daß er sie ja noch mit der Donnerbüchse bedrohen wollte. Sekunden später taucht jedoch Luke auf, und Grant schießt stattdessen auf ihn, ohne ihm allerdings ernsthaft Schaden zuzufügen.

Samantha kreischt und sieht, daß Grant noch ein Gewehr hat - das hatte er wahrscheinlich in seiner Hosentasche versteckt??

Grant befiehlt Luke, sich seiner Waffen zu entledigen, was dieser auch prompt tut und durch das Abwerfen von zwei Pistolen, einem Schwert und zwei Dolchen wahrscheinlich gleich um 10 kg leichter wird.

Nun halten die drei erstmal ein kleines Schwätzchen, denn Grant will unbedingt noch erzählen, wie er Samantha gefunden hat. Dann schießt Grant erneut auf Luke, Luke fällt um und Samantha schnappt sich eine von seinen Pistolen und zielt auf Grant, der dabei ist, seine Donnerbüchse zu laden.

Wir wissen alle, was als nächstes passiert nicht wahr? Äh, nein. Sie erschießt ihn nicht. Das habt ihr doch nicht wirklich gedacht, oder?

Nein, unsere Samantha muß natürlich erst noch mit dem Bösewicht quatschen und ihm damit Zeit geben, in aller Ruhe seine Schußwaffe nachzuladen. Erst als er im Begriff ist, ihrem wertlosen Dasein ein Ende zu bereiten, schießt sie auf ihn.

An dieser Stelle hielt Michelle Beattie, so kurz vor dem Ende des Buches, inne und dachte an ihre Zeit im Volkshochschulkurs "Liebesromane schreiben für Anfänger". Jener schicksalhafte Samstag fiel ihr ein, als ihre Lehrerin mit ihren Übungen unzufrieden war und sie zur Strafe 500 mal den folgenden Satz an die Tafel schreiben mußte: "Eine Liebesromanheldin tötet niemals einen Menschen, noch nicht einmal, um ihr eigenes Leben oder das ihres Geliebten zu retten". Michelle Beattie hat selbst heute noch manchmal Albträume, in denen sich dieses schlimme Erlebnis wiederholt.

Und so stellt sich rasch heraus, daß Luke nur einen Streifschuß abbekommen hat, und Samantha Grants Schulter getroffen hat. Blitzschnell stellt CSI Luke fest, daß Grant einen Herzinfarkt hatte, der ihn in just dem Moment tot umfallen ließ, als Samantha auf ihn schoß.

Die beiden beschließen, zu heiraten und Schiffe zu bauen - hey, wer braucht schon Schiffsbauingenieure, wenn es arbeitslose Expiraten gibt, die sich da viel besser auskennen - und endlich ist es da: das

H A P P Y E N D !!!

Sonntag, 3. Januar 2010

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 7: Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling

Wenn ich's mir recht überlege, ist dieses Buch noch viel bescheuerter als ich dachte. Rekapitulieren wir doch mal, was in den letzten paar Kapiteln geschehen ist: Luke hat Samantha in Bezug auf den Aufenthaltsort von Dervish und seine Gründe für das Ansteuern von Barbados angelogen. Samantha und ihr väterlicher Freund Joe waren knatschig und wollten Luke loswerden, bis er argumentierte, daß sie seine Hilfe im Kampf gegen Dervish gut gebrauchen könnten.

Was ist hier seltsam?

Na zum Beispiel die Tatsache, daß niemand auf die Idee kommt, daß Luke Samantha das Superhirn noch mal belügen und betrügen könnte, oder daß er vielleicht mit Dervish unter einer Decke steckt - die Geschichte, wie er sein Auge verloren hat, könnte schließlich auch erlogen sein.

Aber wie auch immer, man macht sich also auf den Weg nach Santa Placidia und Samantha verdrückt sich in ihre Kabine, um ihren Liebeskummer zu pflegen. Wenig später ist Santa Placidia erreicht und da liegt auch schon Dervishs Boot am Strand und ein paar zombiegleiche Piraten versuchen, es zu reparieren.

Samantha ist schwer bewaffnet, denn in ihrem Gürtel stecken eine Pistole und eine Donnerbüchse, die, der geneigte Leser befürchtet es bereits, aufgrund von Samanthas profunder Inkompetenz als Piratenanführerin völlig nutzlos sein werden.

Nachdem die Revenge vor Anker gegangen ist, geht Samantha mit Luke, Joe und einem weiteren Mannschaftsmitglied namens Willy von Bord. Sie stapfen auf die ersten beiden ungepflegt aussehenden Piraten zu, die ihnen begegnen, und fragen sie nach Dervish. Sehr listig, das. Vielleicht hat der gute Mann ja auch eine Sekretärin, mit der sie einen Termin vereinbaren können.

Zur großen Überraschung aller wird Samantha von den feindlichen Piraten nicht ernst genommen! Na sowas! Dabei war die Gleichberechtigung von Mann und Frau doch ein enorm wichtiges Thema für alle Piraten, die im 17. Jahrhundert die Karibik heimsuchten! Wirklich ganz und gar unfaßbar, und Samantha flippt aus. Nun erfahren unsere tapferen Helden, daß der gefürchtete Dervish unpäßlich ist.

Nachdem einigem Hin und Her werden Joe, Luke und Samantha jedoch ein Stück weit ins Landesinnere geführt wo - sorry Leute, es war auch für mich eine Enttäuschung - nicht etwa ein Hinterhalt auf sie wartet, sondern ein improvisiertes Feldhospital. Dervish hat nämlich, wie man hier im Ruhrgebiet sagen würde, ein appes Bein und sieht auch sonst nicht gerade wie das blühende Leben aus. Der arme Kerl leidet offenbar an Gelbsucht oder er hat den falschen Selbstbräuner erwischt: seine Hautfarbe erinnert jedenfalls an überreife Bananen.

Joe läßt Dervish wissen, daß sie gekommen sind, weil er Samanthas Familie getötet und ihr wehgetan hat. Alle Anwesenden lassen in einem Moment der gemeinschaftlichen Trauer ihre Köpfe hängen und versprechen, ihre Beute hinfort wohltätigen Organisationen zu spenden.

Okay, das letzte war nur erfunden. In Wirklichkeit läßt unsere von Besonnenheit und Intelligenz durchdrungene Samantha endlich mal wieder die Drama Queen raushängen (tut mir leid, aber dafür fällt mir einfach kein angemessenes deutsches Wort ein) und gibt mit ihrer Pistole einen Warnschuß ab. Scheißegal, daß die Piraten sie dreimal erstechen und zweimal vergewaltigen könnten, bevor sie diesen Vorderlader nachgeladen hat! Schließlich zählt die Geste.

Immerhin hat der Schuß Dervish vom Anblick von Samanthas Brüsten abgelenkt, und so hat sie seine nahezu ungeteilte Aufmerksamkeit, als sie die folgenden Worte an ihn richtet:

"You killed my parents, my sister, and our crew. You destroyed our ship. Then you turned your back and walked away. How can you be so cold?"

Ich bin sprachlos. Dervish aber nicht, denn er kann Samanthas Familie offenbar nicht so richtig einordnen und möchte erstmal wissen, ob er ihre Mutter und ihre Schwester vergewaltigt hat (weil er das nur gaaaanz selten getan hat??)

Samantha ist wütend und knurrt ihn an, aber Dervish, immerhin ein schwerkranker Mann mit einem appen Bein, hat die Konversation mit unserer Heldin gründlich satt und meint, sie solle endlich das tun, weswegen sie gekommen ist:

Dervish rolled his eyes. "Well, then, get on with it."

Ich kann ihn ja so gut verstehen. Nur leider fängt Samantha an zu zittern und bricht in Tränen aus, bevor sie die Pistole senkt und weglaufen will. Ich könnte auch heulen. Für dieses Buch mußten Bäume sterben!

Plötzlich aber hört Samantha einen Schuß und nachdem sie zu ihrem Erstaunen festgestellt hat, daß ihre nutzlose Person keine neuen Löcher hat, wo vorher keine waren, geht ihr auf, daß Luke Dervish erschossen hat.

So'n Scheiß! Samantha ist beleidigt. Sekunden später ist auch Luke beleidigt, denn Samantha hat ihn als Bastard beschimpft. Die einzigen, die nicht beleidigt sind, sind Dervishs Piratenkumpels, die das Ableben ihres Anführers mit Gelassenheit hinnehmen. Und so stapfen unsere tapferen Helden zurück zum Strand und gehen an Bord ihres Schiffs, um sich auf den Rückweg nach Barbados zu machen.

Was sie nicht wissen ist, daß irgendwo noch Oliver Grant, der Plantagenbesitzer lauert, um sein Schiff und Samantha wieder in seinen Besitz zu bringen. Was sie auch nicht wissen ist, daß ihm dafür wohl nicht mehr allzuviel Zeit bleibt, denn auch er wird's nicht mehr lange machen:

"The words died on his lips as a sharp slice of pain ripped from his chest and down his left arm to his fingers. Instinctively, he grabbed his elbow and pressed his arm to his chest. His eyes blurred with a pain as bright as lightning in a midnight sky."

Yep, noch ein Patient. Er bekommt bestimmt einen Herzinfarkt, sobald er sich Samantha nähert. Was lernen wir daraus? Samantha macht alle Männer krank.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 6: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich

Dieser Teil der Geschichte hätte beinah ein Happy End gehabt, aber eben nur beinah. Tröstlich ist, daß ich schon mehr als zwei Drittel dieses literarischen Super-GAUs hinter mich gebracht habe. Und ich habe eine neue, tolle Idee um weitere Auflagen des Buchs zu vermarkten: Es sollte zusammen mit einer Flasche Jack Daniels (oder, je nach Verkaufsregion, Tequila, Strohrum oder Wodka) verkauft werden. Auf der Flasche müßte Werbung für das Buch sein, und in das Buch könnten Anzeigeseiten für das Getränk eingefügt werden. Auf diese Weise kann der Leser sich das Buch schöntrinken und hat ein angenehmes Leseerlebnis. (Alternativ käme UHU-Kleber in Frage. Ich schrecke vor einem Selbstversuch zurück, neige aber zu der Ansicht, daß man vom Klebstoffschnüffeln benebelt genug werden kann, um selbst das mieseste Piratenbuch mit einem gewissen Wohlwollen zu betrachten).

Ich allerdings bin stocknüchtern und bereue dies jedesmal, wenn ich mich in die Abenteuer von Samantha und Luke vertiefe.

Nach der heißen Nacht mit Samantha schleicht unser Held Luke sich vorsichtig durch Jacquelines Haus zum Eßzimmer, denn da er von der Polizei gesucht wird, möchte er von den Dienstboten nicht gesehen werden. Offenbar vermutet er, daß Jacqueline nur gehörlose geistig Schwerstbehinderte beschäftigt, denn die Tatsache, daß Samantha und er noch Stunden zuvor während ihres Liebesspiels ohrenbetäubend laut gestöhnt und die Decken in den eigens für sie hergerichteten Gästezimmern zerwühlt haben, scheint ihm keine Sorgen zu bereiten. Auf dem Weg zum Eßzimmer nimmt Luke sich die Zeit, Jacquelines Einrichtungsgegenstände zu bewundern: "Bold oil paintings hung on the walls, a strange combination of color and shapes that Luke knew nothing about."

Klare Sache: Rembrandt hatte da wohl gerade eine kubistische Phase, von der bis heute außer Michelle Beattie und Luke niemand was mitgekriegt hat.

Wenig später hat sich Luke gestärkt, Samantha das Frühstück ans Bett gebracht und mit ihr noch 'ne schnelle Nummer geschoben. Nun macht sich Samantha auf die Socken, um auf ihrem Schiff nach dem Rechten zu sehen. Im Hafen trifft sie Joe, der ihr sagt, daß Dervish noch nicht aufgetaucht ist. Kurz schießt ihr der Gedanke durch den Kopf, daß der Bösewicht vielleicht in Barbados gewesen und verschwunden ist, ohne daß sie und ihre Kameraden es gemerkt haben, doch das ist völlig ausgeschlossen, denn anderenfalls würde - so meinen Joe und Samantha - die Insel bereits in Schutt und Asche liegen.

Samantha vertraut ihrem väterlichen Freund an, daß sie bei Lukes Schwester untergekommen ist und sagt ihm, daß der Schiffjunge Aidan ebenfalls dort einziehen soll, damit ihm im bevorstehenden Kampf mit Dervish nichts passieren kann. Jacqueline weiß übrigens noch nichts von ihrem Glück, aber scheinbar ist ihr Haus eine Art inoffizieller Schlafplatz für Piraten auf der Durchreise.

Joe mutmaßt, daß Dervish vor allem deswegen nicht aufgetaucht ist, weil Luke in Bezug auf seinen Aufenthaltsort gelogen hat, aber Samantha ist empört: Luke würde sie nie, niemals anlügen!

Samantha geht zurück zu Jacquelines Haus, wo sie von ihrer Gastgeberin abgefangen wird, die ein ernsthaftes Wörtchen mit ihr zu reden hat. Jacqueline ist nämlich nach etwa 24 Stunden der Bekanntschaft mit unserer Heldin zu dem Schluß gekommen, daß diese die Frau fürs Leben für Luke ist, und daß sie ihn dazu bringen kann, hinfort auf dem Pfad der Tugend zu wandeln. Deswegen vertraut sie Samantha auch an, welch grauses Schicksal Luke zu dem gemacht hat, was er ist: er wurde von seinem Stiefvater schlecht behandelt.

Eine Runde Mitleid für den armen Luke!

Ich bin aber schon froh, daß nicht alle Menschen zu Verbrechern werden, die Zoff mit ihren Eltern oder Stiefeltern haben.

Am gleichen Abend schmeißt sich Luke in Schale für ein schickes Candlelight-Dinner mit Samantha. Dazu leiht er sich einen beigen Anzug von Jacquelines Mann, doch sein Urteil beim Anblick seines Spiegelbilds ist vernichtend: "Ich sehe lächerlich aus", sagt er. Tja, ein bis zum Bauchnabel aufgeknöpftes Hemd, ein Doppelzentner Goldkettchen und eine goldene Bauchbinde sind ja auch viel cooler. Und wenn es im 17. Jahrhundert tiefergelegte Galeonen mit Alufelgen, getönten Scheiben und Rennfahrer-Sicherheitsgurten gegeben hätte, dann hätte Luke sicherlich eine besessen.

Jacqueline läßt ihn wissen, daß er im Begriff ist, sich in Samantha zu verlieben, und unser armer Luke kann sich gerade noch an einer Kommode festhalten, um nicht vor lauter Schreck bewußtlos zu Boden zu fallen. Natürlich streitet er alles ab, aber seine Schwester weiß es besser, denn sie hat an ihm die untrüglichen Anzeichen eines bis über beide Ohren verliebten Mannes erkannt: er hat sich gewaschen! Er hat sich rasiert! Oh mein Gott, wenn er jetzt noch saubere Unterwäsche anzieht, können sie gleich das Aufgebot bestellen!

Nachdem Samantha und Luke gespeist haben, möchte sich Samantha mit ihm zwecks Austausch von Körperflüssigkeiten in die privaten Gemächer zurückziehen, aber Luke hat sich vorgenommen, ihr erst zu gestehen, daß er sie wegen Dervish angelogen hat. Nun werden sie jedoch von Joe unterbrochen, der vorbeigekommen ist um Samantha zu sagen, daß er im Hafen Gerüchte darüber gehört hat, daß der gefürchtete Pirat Sam Steele (das ist ihr Künstlername) in Wirklichkeit eine Frau ist. Dies war bisher ein Geheimnis und Joe ist sicher, daß Luke es verraten hat.

Joe rast vor Zorn, nimmt sich aber immerhin Zeit für einen Zaubertrick: er schlägt mit der Faust so kräftig auf den Tisch, daß Lukes Glas quer durch den ganzen Raum fliegt und an der Tapete der gegenüberliegenden Wand zerschellt. Während ich noch überlege, wie er das seiner Haftpflichtversicherung erklärt, geht Joe mit Schaum vorm Mund auf Luke los und wirft einen Kerzenständer nach ihm, der ebenfalls eine Delle in der Wand hinterläßt. Samantha schnappt sich einen Stuhl und versucht, die beiden Männer zur Vernunft zu bringen - man kennt das von Raubtierdressuren. In dem Moment stürzt Jacqueline in dem Raum, gerade noch rechtzeitig, bevor das asoziale Piratenpack den Rest ihrer Möbel zerstören kann.

Noch in derselben Nacht machen sich Samantha und Luke nach einem tränenreichen Abschied von Jacqueline aus dem Staub. Auf dem Schiff angekommen, gesteht Luke endlich, daß er die ganze Zeit wußte, daß Dervish überhaupt nicht auf Barbados auftauchen würde. Samantha und Joe sind knatschig, aber Luke argumentiert, daß er nicht nur gelogen hat, um bei seiner Schwester seinen Schatz abholen zu können. Nö, er hat sich überlegt, daß Samantha eine bessere Chance im Kampf gegen Dervish hat, wenn sie etwas später auf Santa Placidia ankommt. Netten Kerl, dieser Luke. So rücksichtsvoll.

Samanthas Begeisterung über Lukes Lüge hält sich trotz dieser herzerwärmenden Begründung in Grenzen, und sie bedroht ihn mit einer Pistole, während Joe ihm ein Schwert unter die Nase hält.

In mir keimt die Hoffnung, daß Luke jetzt durchlöchert, geschnetzelt oder wenigstens über Bord geworfen wird, aber wie ich eingangs schon erwähnte, gibt es an dieser Stelle nur beinah ein Happy End. Seit dem Kapitel mit dem Überfall auf das Handelsschiff wissen wir ja, wie nutzlos Samantha ist, wenn sie mit einer Pistole bewaffnet ist. Luke muß sie nur daran erinnern, daß sie ihn liebt und daß er eine enorme Hilfe im Kampf gegen Dervish sein wird, schon darf er bleiben.

Werde ich das Lesen der nächsten Kapitel wiederum überstehen, ohne mich dem Suff zu ergeben? Wird Luke seine Nützlichkeit im Kampf gegen Dervish unter Beweis stellen, indem er sich mit einer Kanone auf dessen Schiff schießen läßt? Und ist es wirklich immer Liebe, wenn sich ein Mann vor einem Date mit einer Frau wäscht?

All dies und mehr werden wir sicherlich erfahren, wenn es wieder heißt: Piraten am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Sonntag, 29. November 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 5: That's Amore

Nachdem ich mich ausgiebig mit ein paar Tassen Früchtetee (Geschmacksrichtung Gebrannte Mandeln) und einem großen Glas frischgepreßten Orangensafts gestärkt habe, denke ich, daß ich es jetzt, zumindest für kurze Zeit, wieder mal mit den Eskapaden von Samantha und Luke aufnehmen kann.

Bei der Ankunft in Barbados sind Luke, Samantha, ihre Mannschaft und ihr Schiff ziemlich mitgenommen, und da Luke unbedingt wollte, daß der Schiffsschreiner Samanthas verletzten Arm nicht verarztet, schickt er sie zu einer Adresse wo, wie er sagt, es jemanden gibt, der ihre Wunde nähen kann. Samantha ist ziemlich geplättet als sie sieht, daß es sich bei dieser Adresse um eine feudale Villa handelt. Scheinbar hat sie bei ihrem Kampf mit dem Kapitän des überfallenen Boots jedoch auch einen Schlag auf den Kopf erhalten, denn sie vertraut Luke einfach mal blind und klopft an die Tür.

Prompt erscheint ein Butler, der sie sofort wegschicken will, doch Lukes Name öffnet ihr tatsächlich die Tür, und sie wird zur Dame des Hauses geführt. Der Anblick dieser Frau, die hübsch und jung ist und Jacqueline heißt, veranlaßt Samanthas wenige und nicht besonders häufig gebrauchte Gehirnzellen zu ungewohnter Aktivität:

Die Frau sieht Luke ähnlich!
Sie muß mit Luke verwandt sein!
Ach nein, sie ist bestimmt seine Geliebte!
Dann wird sie denken, daß Samantha auch was mit ihm hat!
Und dann ist sie bestimmt eifersüchtig!

Bevor es in Samanthas Kopf durch das ungewohnt intensive Nachdenken zu einer Implosion kommen kann, taucht glücklicherweise Luke auf. Liebenswürdig und charmant wie immer bedient er sich an der Hausbar, fläzt sich aufs Sofa und legt seine Füße mitsamt den dreckigen Stiefeln auf den Tisch.

Jacqueline nimmt die häßliche Vase, die sie von ihrer Schwiegermutter zur Hochzeit bekommen hatte, und zerschlägt sie auf Lukes Kopf. Die Porzellanscherben, die Blutspritzer und den bewußtlosen Luke ignorierend, wendet sie sich mit einem strahlenden Lächeln an Samantha: "Was meinst du, meine Liebe? Sollen wir uns mit einer Flasche Champagner in den Whirlpool zurückziehen? Danach lassen wir uns von der Köchin Kuchen servieren und schauen uns ein paar DVDs an!"

Tja, ihr ahnt es sicherlich schon: der letzte Absatz war natürlich nur erfunden. Tatsächlich nimmt Jacqueline Lukes Benehmen mit Gleichmut hin, denn es stellt sich heraus, daß sie seine Schwester ist. Wobei - wenn ich einen Bruder hätte, dürfte der bei mir nicht die Füße auf den Tisch legen, jedenfalls nicht, wenn sie dreckig sind. Andererseits habe ich natürlich keine Dienstboten, die alles wieder sauber machen.

Samantha ist jedenfalls verärgert, einerseits, weil Luke ihr nicht gesagt hat, daß er sie zu seiner Schwester schickt, andererseits, weil er sie in Gefahr gebracht hat, denn Jacquelines Haus wird von Polizisten oder Regierungsbeamten bewacht, die Piraten fangen und aufhängen wollen. Da Luke überzeugt ist, daß diese Männer zwar ihn selbst, nicht aber Samantha kennen, hat er Samantha zur Ablenkung zur Vordertür von Jacquelines Haus geschickt, damit er es inzwischen unbeobachtet durch einen Seiteneingang betreten konnte. Man kennt das ja aus vielen Fernsehkrimis: die Polizei bewacht immer nur die Vordertür!

Aber keine Sorge, liebe Leser: ein besonnener Mann wie Luke setzt sein und Samanthas Leben natürlich nicht ohne einen ausgezeichneten Grund aufs Spiel, wie sich schon sehr bald herausstellt.

Samantha darf jedenfalls ein Bad nehmen, und Jacqueline läßt ihr gedünsteten Spargel servieren. Wenn ich von diesem Schwachsinn nicht schon wieder viel zu genervt wäre, würde ich mich jetzt fragen, ob es auf Barbados im 17. Jahrhundert tatsächlich Spargel gab, aber ignorieren wir diese Frage einfach mal.

Nach dem Essen kann Samantha nicht einschlafen, und Michelle Beattie kann sich die gute alte "Heldin geht in die Bibliothek des Hauses, um sich ein Buch zu leihen, trifft stattdessen den Helden und macht wilde, leidenschaftliche Liebe"-Szene einfach nicht verkneifen. Ich würde schrecklich gern mal einen Liebesroman lesen, in dem die Heldin in die Bibliothek geht und dann tatsächlich ein Buch liest. Das passiert aber so gut wie nie, weswegen die "Sex in der Bibliothek"-Szene auch so interessant ist wie ein ausgelutschtes Kaugummi, das bei McDonald's unter den Tisch geklebt wurde. Das einzig neue ist, daß wir hier keine Bibliothek haben, sondern ein Bücherregal, das im Wohnzimmer steht.

Nun ja, unsere beiden Superhirne machen wenigstens noch ein wenig Konversation, bevor sie übereinander herfallen. Samantha will nämlich von Luke wissen, warum er sie ins Haus seiner Schwester gelockt hat. Es stellt sich heraus, daß der gute Mann, wie immer sehr um das Wohlergehen seiner Mitmenschen besorgt, seine Piratenbeute in Jacquelines Haus versteckt hat. Als nächstes fragt Samantha Luke, warum er nur noch ein Auge hat (ich persönlich würde mich aufgrund seiner gewinnenden Art und seines liebenswerten Charakters eher fragen, warum er noch eins übrig hat und ihm auch noch keine Ohren, Arme und Beine fehlen). Nachdem sie ihn wissen läßt, daß sie mit ihm ins Bett geht, falls er es ihr sagt, erzählt Luke, daß Dervish ihm das Auge ausgestochen hat, nachdem Luke des Diebstahls beschuldigt wurde (als ob Piraten ihre Kumpels beklauen würden. Tsktsk) und es ein wenig Zoff an Bord von Dervishs Schiff gab.

Da fällt es Samantha wie Schuppen aus den Haaren: sie liebt Luke! Jetzt verlieren die beiden keine Zeit mehr und fangen an zu knutschen. Luke hat plötzlich Bedenken, es mit Samantha im Wohnzimmer seiner Schwester zu treiben - nicht, weil er Rücksicht auf seine Schwester nehmen möchte, sondern weil er denkt, daß Samantha lieber in einem Bett Sex haben möchte. Nachdem sie ihm versichert, daß sie jetzt und hier und auf Jacquelines Sofa beglückt werden möchte, nimmt die Natur ihren Lauf und die beiden fallen laut stöhnend übereinander her. Wahrscheinlich huscht Jacqueline hastig durchs Haus und verteilt Oropax an alle Dienstboten, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Luke und Samantha wenigstens kein Kind zeugen - denn dumme Menschen gibt es schon genug auf der Welt, auch ohne daß diese beiden Blitzbirnen ihre Veranlagung zu Schwachsinn und Unvernunft an künftige Generationen weitergeben.

Montag, 16. November 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 4: Vorsicht, außer Kontrolle geratene Metaphern

Und weiter geht's mit unserer fröhlichen Piratenmär. Nachdem Samantha, Luke und ihre Mannschaft das Schiff ausgeraubt haben, passiert erst einmal eine ganze Menge, nun ja, nichts. Es gibt ein paar Verletzte und Samantha will, daß der Schiffschreiner ihren durch einen Messerstich verletzten Arm näht, aber Luke will davon nichts wissen. Also kippen die beiden sich erstmal 'ne Tasse warmen Rum hinter die Binde, bevor sie weiterdiskutieren. Dabei fällt Samantha wieder einmal auf, wie unwiderstehlich attraktiv Luke ist:

"His shirt was still damp with sweat from the battle. Dried blood ran from his mouth to his chin. He looked every bit the fearsome pirate."

Ich korrigiere mich: es ist ganz offensichtlich, daß er nicht nur super aussieht sondern auch umwerfend riecht. Und glücklicherweise hat er im Kampf weder seinen Doppelzentner Goldkettchen noch seine goldene Bauchbinde verloren. So kann Samantha ihn weiter bewundern.

Natürlich ist es Samanthas väterlichem Freund Joe nicht entgangen, daß sie und Luke sich kaum noch beherrschen können und kurz davor sind, einander voll wilder Leidenschaft die Kleider vom Leib zu reißen. Joe ist bestürzt und würde ihr gerne ein paar wichtige Fakten über Bienchen und Blümchen erkären, doch er sieht auch direkt ein, daß er sich das schenken kann, denn Samantha wurde ja einst von einem Plantagenbesitzer vergewaltigt. Deshalb quatschen die beiden im Licht des wie eine reife Banane am Himmel hängenden Mondes (ich sagte es ja: kaum gibt es mal keine Action, schon laufen der Autorin die Metaphern und Wortspiele Amok) noch ein bißchen über die Liebe.

Unterdessen macht sich der Plantagenbesitzer...Moment, den habe ich noch nicht erwähnt, oder? Das war nämlich so: nachdem Samantha und ihre Kumpels den Piratenüberfall auf das Boot ihrer Eltern überlebt hatten, landeten sie auf einer Insel, wo sie von einem Plantagenbesitzer versklavt wurden. Dieser Plantagenbesitzer konnte sich genau wie alle Männer in diesem Buch dem Charme von Samanthas sahnigen Wellen nicht entziehen und vergewaltigte sie. Daraufhin schlug sie ihn halb tot und türmte samt ihrer Mannschaft mit dessen Schiff, das sie in Revenge umbenannte und mit dem sie sich auf die Suche nach Dervish machte.

Jetzt also will sich der Plantagenbesitzer, ein gewisser Oliver Grant, auf die Suche nach Samantha und seinem Boot machen, denn er will beide zurückhaben. Nachdem er von seiner Frau die Erlaubnis erhalten hat, sein Anwesen vorübergehend zu verlassen, steuert er Tortuga an und schafft es sofort, Lukes Kumpel, Captain zu bestechen, damit dieser ihm sagt, wo er suchen soll. Captain verrät Grant auch direkt, wo die Action ist - oder sein soll: Santa Placidia.

Auf hoher See verbringen Luke und Samantha noch mehr Zeit damit, sich gegenseitig anzuhimmeln. Für den Leser ist das nicht besonders spannend, aber Luke ist außer sich: Samantha hat ihm so sehr den Kopf verdreht, daß er sich weder an den Namen noch an die Haarfarbe der letzten Protituierten erinnern kann, mit der zusammen war. Also wenn das kein Zeichen von wahrer Liebe ist...?

Es gibt noch ein Kartenspiel, bei dem Samantha Luke bewundert, weil er bereit ist, seinen kompletten Besitz zu verzocken (so etwas macht einen Mann ja immer attraktiv. Nichts turnt eine Frau doch mehr an als ein Typ, der seine Miete nicht bezahlt und sie für Benzingeld anpumpt) und ein Unwetter, und dann kommen sie auch schon in Barbados an.

Tja, ich wäre jetzt auch gern auf Barbados. Die Karibik ist wundervoll im November. Aber was ich auf keinen Fall mitnehmen würde, wäre dieses Buch...von dem ich jetzt auch erstmal ein wenig Erholung brauche!

Mittwoch, 4. November 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 3: Weil ich ein Mädchen bin

Dieses Buch bringt mich noch um. Soviel Aufregung kann unmöglich gesund sein. Falls es mal eine zweite Auflage gibt, sollte der Verlag eine Warnung draufdrucken: Das Lesen dieses Buchs gefährdet Ihre Gesundheit. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.

Luke, Samantha und ihre sahnigen Wellen tapern also durch das Nachtleben von Tortuga und Luke sieht, daß Samantha sich dort überhaupt nicht wohlfühlt. Ganz der Gentleman, geht er erstmal in alle möglichen anderen Kneipen, bevor er schließlich diejenige ansteuert, in der er seinen Ex-Kollegen Captain (der kein Kapitän ist) vermutet. Dort läßt er sie erstmal vor der Tür warten (wahrscheinlich an der gleichen Stelle, wo die anderen Piraten ihre Hunde, Pferde und zahmen Frettchen angebunden haben), um in Ruhe mit seinem Kumpel zu quatschen. Captain weiß tatsächlich etwas, aber bevor er etwas sinnvolles von sich geben kann, kommen Samantha und ihre sahnigen Wellen durch die Tür und alles ist im Aufruhr, weil sie natürlich die schönste Frau weit und breit ist, auf die sich alle Männer stürzen. In dem Moment schießt Luke etwas durch den Kopf - leider kein vergifteter Pfeil, sondern der Gedanke, daß Samantha vielleicht lieber eine Burka oder etwas ähnliches hätte anziehen sollen. Spaßbremsen wie ich würden jetzt wohl denken: das hätte er ihr doch eher sagen können, aber Luke ist eben nicht jemand, der weit voraus oder überhaupt jemals denkt.

Luke unterbricht sein Gespräch mit Captain, um Samantha vor ihren übereifrigen Verehrern zu retten und macht sie blöd an:

"You're distracting. How am I supposed to find out anything if they're too busy gaping at you?"

Samantha ist geschmeichelt.

Von Captain erfährt Luke, daß Dervish sich auf dem Weg zu einer Insel namens Santa Placidia befindet. Er beschließt, eines Tages eine eigene Insel zu besitzen und dieser den Namen Santa Estupida zu geben. Okay, das letzte war erfunden.

Anschließend bringt Luke Samantha zurück zum Schiff und kehrt auf die Insel Tortuga zurück, um in Ruhe sein Besäufnis fortzusetzen. Aus unerfindlichen Gründen sagt er Samantha, Dervish sei auf Barbados (nicht Santa Placidia). Entweder konnte er sich nur den langen Namen nicht merken, oder die Leserin (ich) erfährt in einem späteren Kapitel den Grund dieser Lüge. Falls ich das Buch bis dahin noch nicht geshreddert habe.

Am nächsten Morgen segelt die Revenge los in Richtung Barbados. Samantha legt sich zu einem gepflegten Nickerchen in ihre Kajüte, und Luke besticht den Schiffjungen, damit er das Steuerrad übernehmen kann. Wenig später taucht ein anderes Schiff auf, und dies bedeutet natürlich, daß es Arbeit für die Piraten gibt. Luke weckt Samantha und staunt über ihren Mangel an Begeisterung ob des bevorstehenden Mordens, Raubens und Plünderns:

"Samantha eyed him and shook her head. 'Nobody says we're going to win, Luke. We can be hurt, killed. They could outgun us. The Revenge could sink', she added, softly.

One day soon, Luke promised himself, he was going to get to the bottom of this sadness and reluctance to be a pirate."

Merkwürdige Frau, diese Samantha. Hat ein Problem damit, andere Menschen auszurauben. Tsktsk.

Da eine Piratenkapitänin nicht nur für Kost und Logis, sondern auch für das Gehalt ihrer Mitarbeiter sorgen muß, stimmt Samantha zu, das Schiff zu überfallen. Sie hat sogar eine Strategie: Diese besteht darin, daß Samantha vorgibt, die Revenge wäre von Piraten überfallen worden. Sie selbst und Aidan, der Schiffsjunge stehen herum und sehen hilflos aus, der Rest der Mannschaft liegt auf dem Deck und täuscht schwere Verletzungen vor. Auf diese Weise sollen der Kapitän und die Besatzung des fremden Schiffs an Bord der Revenge gelockt und überfallen werden.

Das funktioniert tatsächlich - bis der Kapitän des Beuteschiffes Samantha angreift. Sie hat zwar eine Pistole, betrachtet diese aber scheinbar nur als Accessoire (vielleicht waren Handtaschen und Sonnenbrillen auf Tortuga gerade ausverkauft), denn sie macht keinerlei Anstalten, sie zu benutzen und läßt sich ohne Gegenwehr entwaffnen.

Der Kapitän hält Samantha fest und bedroht Luke und Aidan mit der Pistole. Samantha zappelt heftig und fleht ihn an, den Schiffsjungen zu verschonen.

Luke ist beleidigt.

Wenig später kann Samantha sich befreien. Der Kapitän prügelt sich mit Luke und will ihn erstechen, doch letzterer wird in letzter Sekunde von Samantha gerettet, die dem Kapitän mit ihrem Sonnenschirm eins überbrät. Dafür hat der Kapitän natürlich den Tod verdient, und Luke erschießt ihn.

Samantha, Luke und alle anderen sind am Ende ihrer Kräfte, und ich kann's für heute auch nicht mehr länger ertragen.

Ob bei diesem Überfall überhaupt irgendwas erbeutet wurde, das erfährt der geneigte Leser übrigens nicht!

Sonntag, 25. Oktober 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 2: Wo bitte geht's zur nächsten Flatrate-Party?

Das zweite und dritte Kapitel dieser literarischen Kuriosität spielen an Bord der Revenge, Samanthas Schiff. Samantha kommt ebenso schnell wie unbegründet zu dem Schluß, daß Luke ein cleveres Kerlchen ist, auf das man aufpassen muß. Wobei das mit dem Aufpassen schon stimmt, denn da Luke durch Samanthas Hausordnung in seinem Hang zur Trunksucht behindert wird, vertreibt er sich die Zeit stattdessen mit sexueller Belästigung und dem Versuch, das Kommando des Schiffs zu übernehmen.

Während Samantha sich als wahre Demokratin sieht - "There was a rule on the Revenge that she lived by. She might have the title of captain, but each member of her crew was valuable. No one was worth more than their fellow man" - ist Luke beleidigt, weil er nicht ans Steuerrad darf und nistet sich in Samanthas Kapitänskajüte ein. Diese hat offenbar eine echte Schwäche für Typen mit Goldkettchen und schlechter Frisur, denn sie begegnet seinen Unverschämtheiten relativ gleichmütig; genaugenommen steht sie sogar auf seine Anmache. Sehr eigenartig - aber andererseits: Flavio Briatore hat ja auch immer junge, schöne Freundinnen. Und Donald Trump ist, soweit ich weiß, schon zum 2. oder 3. Mal verheiratet, und ich glaube nicht daß es irgendwo auf der Welt ein häßlicheres Toupet gibt als seins. Ist halt Geschmackssache.

Wenig später ankert man vor der Insel Tortuga, das der Beschreibung nach wohl eine Art Ballermann für Piraten ist. Die ganze Mannschaft freut sich auf ein zünftiges Komasaufen in käuflicher weiblicher Begleitung, und auch Luke und Samantha gehen von Bord, um sich auf die Suche nach Dervish (das ist der Typ, der am Tod von Samanthas Familie schuld ist) zu machen. Bei der Gelegenheit lernt der Leser auch gleich, wie Lukes idealer Urlaubsort aussieht:

"Horses plodded along, ridden by men too drunk to hold the reins and likely too blurry-eyed to see where they were headed. Nobody walked, they staggered. And belched. And cussed. [...] [Lukes] gaze was embracing the sights before him. The cocky grin he'd given her was replaced with a genuine curve of his mouth. He breathed deep and sighed. 'God, I missed this place', he said."

Reizend. Falls Luke jemals eine Zeitreise ins 21. Jahrhundert macht und Reiseschriftsteller wird, wird sein erstes Buch höchstwahrscheinlich den Titel "Die 5 verkommensten Bahnhofshinterausgänge des Ruhrgebiets und die kürzesten Wege zum nächsten Straßenstrich" tragen.

Gerechterweise muß man aber zugeben, daß es der gute Mann trotz dieser malerischen und reizvollen Umgebung nicht versäumt, ein paar wohlformulierte Gedanken an Samanthas sekundäre Geschlechtsmerkmale zu verschwenden: "Her dress sailed low while her breasts rode high and firm. They made him think of creamy waves."

Sahnige Wellen? Niemand hat meine Brüste jemals mit sahnigen Wellen verglichen. Noch nicht mal mit cremigen Wellen. In meinem Leben fehlt etwas.

Ich glaube, damit muß ich erst einmal fertig werden, bevor ich in dem Buch weiterlese...

P.S.: Wenn Samantha aus Österreich oder Ungarn käme - wären das dann Donauwellen?

Sonntag, 18. Oktober 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 1: Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke

Während nahezu jeder Bücherfreund, der auf sich hält, an diesem Wochenende zur Frankfurter Buchmesse geht, habe ich heute so aufregende Dinge getan wie Staubsaugen, den Fußboden wischen und das Badezimmer putzen. Dafür habe ich aber jetzt die Gelegenheit, wieder einmal mitten in der Nacht ein paar Worte in meinem Blog zu hinterlassen. Übrigens, aber das nur nebenbei, stehe ich Buchmesse-Besuchern seit einigen Jahren ein wenig mißtrauisch gegenüber. Wahrscheinlich völlig zu Unrecht, aber die Volkshochschule Dortmund hat mal eine Busfahrt zur Buchmesse organisiert und ich bin mitgefahren. Nun, die Mitfahrer in diesem Bus waren eine Menge Leute, die höchstwahrscheinlich intellektuell waren (längsgestreifte Hosen, Wollsocken, Birkenstockschuhe und filzige Haare sind ein nahezu untrügliches Zeichen dafür), jedenfalls mehr als ich. Das äußerte sich vor allem dadurch, daß sie uncoole Kleidung trugen und humorlos waren. Mit uncooler Kleidung habe ich kein Problem, ich kleide mich ja auch nicht nach der neuesten Mode - aber den Riesenaufriß, weil ich auf dem Rückweg etwas zu spät zum Bus kam, hätten sie sich schenken können. War ja nicht meine Schuld, daß der Busfahrer nicht gesagt hat wo er parkt, als er uns absetzte - so mußte ich über sämtliche Parkplätze in der Umgebung trotten, und das, obwohl mir die Füße sowieso schon wehtaten. Aber egal, zurück zu den Piraten:

...äh, halt. Moment. Ich sollte wohl noch vor Spoilern warnen. Achtung, mögliche Spoiler!

Also, im Prolog wird das Schiff von Samanthas (das ist die Heldin) Eltern von Piraten überfallen, die alle niedermetzeln, die sich ihnen in den Weg stellen. Ein böses Schicksal, und Samantha wird im letzten Moment von einem Angestellten ihrer Eltern gerettet, indem er sie über Bord wirft. Daß mit dem Buch etwas nicht stimmt, fiel mir schon auf Seite drei auf, denn während die Piraten so vor sich hinmeucheln, sorgt sich Samantha - zu recht - um die Sicherheit ihrer kleinen Schwester:

"Her sister was so young, barely twelve, with long blond ringlets, innocent eyes the color of a mountain stream, cheeks that dimpled when she laughed."

Hört sich ein bißchen nach Miss Piggy an, aber was soll denn diese blumige Beschreibung an dieser Stelle? Ich würde mein nächstes Gehalt darauf verwetten, daß z. B. meine Freundin H., wenn ich sie nach der Augenfarbe ihrer Schwester fragen würde, eher mit "blau" als mit "so wie ein fröhlich plätscherndes Gebirgsbächlein" antworten würde.

Nun, fünf Jahre später ist Samantha in den Besitz eines Schiffs gelangt und will sich am Mörder ihrer Familie rächen. Luke Bradley, ein weiterer Pirat, soll ihr helfen, ihn zu finden, aber sie muß ihn zuerst aus dem Gefängnis befreien. Lukes Erscheinung, die wohl jede Frau dazu bringen könnte, sich ihm mit den Worten "nimm mich jetzt!" an den Hals zu werfen, hatte ich ja bereits beschrieben. Nach einigem Hin und Her willigt Luke ein, mit Samantha den Knast zu verlassen, und da sie mit Hilfe einer List schon alles vorbereitet hat, um die Gefängniswärter abzulenken, kann's auch direkt losgehen. Kaum haben die beiden die Straße betreten, zeigt Luke schon, was in ihm steckt.

Oder besser gesagt, was nicht in ihm steckt. Nämlich ein großer Denker. Der gute Mann hat nämlich nichts besseres zu tun als Samantha erstmal durch die Stadt zu tragen. Genau: tragen. Auf seinen Armen. Weil sie ja alle Zeit der Welt für Sightseeing und Fummeleien haben.

"Ignoring her muttered protests, Luke wove through the confusion, her slight weight allowing him to keep a steady pace. However, he couldn't see down so well, and more than once he stepped into something soft that squished beneath his boots. Perfect. He had a beautiful wench in his arms, he was escaping the gallows, and his boots were now covered in shit."

Sehr clever, Luke.

Spätestens jetzt hätte Samantha merken müssen, daß in Lukes Oberstübchen etwas nicht stimmt, aber sie nimmt ihn trotzdem mit auf ihr Schiff. Allerdings weiß er noch nicht, daß sie selbst der berühmte Pirat Sam Steele ist. So macht der gute Luke erstmal einige der Seeleute auf dem Schiff blöd an, bevor er in Samanthas Kapitänskajüte geht und sich in der Disziplin "sexuelle Belästigung" übt. Wenig später drückt ihm Samantha sogenannte "articles" in die Hand. Nun ist ja Englisch nicht meine Muttersprache, und bei dem Wort "articles" erschien erstmal ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf. Ich dachte direkt an Zeitungsartikel, aber es stellte sich recht schnell heraus, daß es sich um eine Art Vertrag handelt, den Samantha mit Luke abschließen will.

Allerdings hat Luke ein massives Problem mit Paragraph 5 des Vertrages. Offenbar hat er sich gerade in den Volkshochschulkurs "Alkoholiker werden leicht gemacht" eingeschrieben, und deshalb kann er ganz und gar nicht damit konform gehen, daß Samantha an Bord ihres Schiffes kein Besäufnis erlauben will.

Tatsächlich muß sie versprechen, ihm ihr Schiff zu überlassen, damit er diesen geradezu unmöglichen Vertragsbedingungen zustimmt.

Dies war die Stelle, an der ich das Buch zum ersten Mal weggelegt habe, doch die Frage, ob es noch schlimmer kommen kann, läßt mir keine Ruhe. Daher werde ich tapfer und unverzagt weiter in diesem grauenhaften Buch lesen!

Sonntag, 11. Oktober 2009

Bücher, die man nicht lesen kann, Teil 3: Michelle Beattie: What A Pirate Desires oder: Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Als Samantha Fine ein junges Mädchen war, wurde ihre Familie von einem berüchtigten Piraten namens Dervish ermordet. Einige Jahre später besitzt sie ein eigenes Piratenschiff und will sich an dem Mörder rächen. Doch zuerst muß sie ihn finden. Dazu braucht sie die Hilfe von Luke Bradley, der seine eigenen Gründe hat, Dervish zu hassen...

Hier habe ich mal wieder ein wahres Prachtexemplar von einer literarischen Katastrophe gefunden. Kurios nur, daß es einige äußerst positive Bewertungen dieses Buches im Internet gibt! Schaut mal bei AAR und The Romance Reader. Eigentlich hatte ich das Buch schon nach 27 Seiten beiseite gelegt (ein neuer Rekord), doch dann, getrieben von derselben morbiden Neugier und Sensationslust, die Autofahrer dazu bringt, an den Schauplätzen grauenhafter Unfälle anzuhalten und nach zermalmten Autos und verstümmelten Toten Ausschau zu halten, habe ich es doch wieder zur Hand genommen. Einfach nur, um zu sehen, ob es noch schlimmer werden kann. Natürlich kann ich What A Pirate Desires nur in sehr, sehr kleinen Dosen ertragen, und deshalb habe ich beschlossen, immer mal zwischendurch in meinem Blog zu berichten, was Samantha und Luke so treiben. Und weil heute Sonntag ist, fange ich nicht mit dem Anfang des Buchs, sondern mit einem besonderen Highlight an: mit der Beschreibung von Lukes Aussehen.

Okay, seid ihr bereit?

Wirklich?

Das ist nichts für schwache Nerven....

Nein, im Ernst. Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

His soiled shirt gaped open nearly to his waist, revealing smudges of dirt and enough chains around his neck to anchor a small ship. A gold sash, with its tails hanging down to his right knee, hugged a lean waist. He wore black pants and boots, both of which had faded to gray. [...] Unlike most scalawags, he wore neither hat nor bandana. His hair was the color of a summer sun, and it hung unfettered to his shoulders. A thin mustache topped lips that curled in amusement. His left eye was covered by a shiny black patch.

Ist das nicht der Hammer? Der Typ muß doch wie eine Kreuzung aus Fabio und 50 Cent aussehen! Oder ist er vielleicht so eine Art frühe Form des in den 90ern so berüchtigten Mantafahrers, und sein Piratenschiff hatte einen Fuchsschwanz da, wo andere eine Galionsfigur haben? In diesem Falle wären mit Boots wohl abgelatschte Cowboystiefel gemeint?

Au weia, die arme Samantha. Andere Liebesromanheldinnen bekommen wenigstens gutaussehende Helden, auch wenn diese gelegentlich an übertriebener Eifersucht, maßloser Arroganz oder krankhafter Selbstüberschätzung leiden. Samantha dagegen bekommt einen grenzdebilen Möchtegern-Alkoholiker (doch, wirklich. Ihr werdet schon sehen) mit einem Stylingproblem.

Aber andererseits, wer weiß? Schließlich habe ich bisher nur bis Seite 69 gelesen. Die beiden könnten immer noch eine Zeitreise ins 21. Jahrhunder machen, bei MTV vorstellig werden und eine Fernsehsendung namens "Pimp My Pirate" erfinden.

Fortsetzung folgt...