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Sonntag, 9. August 2020

Clodagh Murphy: The Disengagement Ring

Uff, schon wieder ist fast ein Jahr vergangen seit meinem letzten Blogpost. Aber ich habe mir vorgenommen, mich zu bessern - Dank Home Office habe ich ja jetzt auch mehr Zeit als früher. Aber wahrscheinlich liest hier sowieso niemand mehr mit...na ja, ist ja meine Spaßveranstaltung!

Falls sich doch jemand zu dieser Buchrezension verirren sollte: bitte klicke ganz schnell wieder weiter, falls du keine Spoiler lesen möchtest, es geht nämlich leider mal wieder nicht ohne!

Also, das Buch. Kate O'Neill ist eine irische Köchin Ende 20 (ich glaube, sie ist 27), die sich mit ihrem Freund Brian verlobt, obwohl sie den eigentlich eher so mittelgut findet. Sie glaubt nämlich, daß ihre große Liebe Will Sargent für sie unerreichbar ist. Will ist ein guter Freund ihrer Familie und hat auch eine Zeit lang bei ihnen gelebt, da er als Teenager Probleme mit seinem Vater hatte. Kates Familie findet die Idee, daß sie und Brian heiraten, richtig scheiße. Leider beschränken sie sich angesichts der Tatsache, daß Kate eine erwachsene Frau ist, nicht auf ein passiv-aggressives "na, du mußt ja wissen, was du tust". Stattdessen wird Will eingespannt. Er ist Manager einer berühmten irischen Rockband, die sich über den Sommer in eine Villa in der Toscana zurückzieht, um ein neues Album zu produzieren. Er soll Kate als Köchin für diese Villa einstellen und entweder selbst so heftig mit ihr flirten, daß sie Brian vergißt, oder dafür sorgen, daß eins der männlichen Bandmitglieder das macht. Will läßt sich darauf ein, und schon haben alle Buch-Charaktere freie Bahn für hysterisches, übertrieben dramatisches und einfach nur bescheuertes Verhalten.

Fangen wir mal mit dem Positiven an. Das Buch hat einige richtig gute Dialoge.

Jetzt zu den negativen Aspekten des Buchs: Kates Familie ist mit sehr wenigen Ausnahmen (der Vater wird eher selten erwähnt und hält sich handlungsmäßig im Hintergrund) eine Vollkatastrophe. Und wenn ich Vollkatastrophe sage, dann meine ich eher sowas wie die menschlichen Gegenstücke des Ausbruchs des Eyjafjallajökull als, sagen wir mal, plötzlich einsetzenden Nieselregen während einer Gartenparty. Am schlimmsten sind Kates Mutter Grace und ihre Schwester Rachel. Beide machen ein riesiges Gewese darum, daß Kate während ihres letzten Jobs, der irgendwie mit einer Rundreise durch Afrika zu tun hatte, stark abgenommen hat. Offensichtlich ist es so, daß prä-Afrikareisen-Kate ein wertloses Individuum war. Post-Afrikareisen-Kate ist immerhin einen Shopping-Trip durch Dublins schönste Klamottenläden wert, auch wenn Traummann Will (da er ja reich und schön ist) sich niemals ernsthaft für Kate interessieren könnte. Wie Rachel nämlich sagt, "spielt er in einer anderen Liga". Als Kate ihrer Mutter am Telefon sagt, daß sie und Brian heiraten wollen, läßt sie Grace gleichzeitig versprechen, es vorerst niemandem zu sagen. Das versteht Grace so, daß sie innerhalb der nächsten 10 Minuten alle Familienmitglieder informiert und eine konspirative Krisenkonferenz einberuft.

In Bezug auf Brian hat Kates Familie allerdings recht - warum Kate nicht lieber Single bleibt, als sich mit diesem Typen abzugeben, ist völlig unverständlich. Brian ist ein Esoteriker, der solche Kurse veranstaltet, wo man Bäume umarmt und Urschreie von sich gibt und dergleichen. Davon abgesehen ist er kniepig, ein Nassauer, und vögelt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist (letzteres ignoriert Kate fast bis zum Ende des Buchs). 

Kate selbst ist auch nicht gerade ein Hauptgewinn. Sie läßt sich wirklich ständig von jedem überfahren. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, ist sie nahezu unfähig, sich klar auszudrücken, wenn ihr irgendwas nicht paßt. Natürlich kommt sie am Ende mit Will zusammen (ist ja schließlich ein Liebesroman), aber der Weg dahin ist so steinig und schwer, da würde selbst Xavier Naidoo sich heulend in der Ecke zusammenrollen. Kate denkt, daß Will wieder mit seiner Ex-Freundin zusammen ist, also flüchtet sie wortlos und spricht mehrere Monate lang nicht mit ihm - und das, obwohl sie sich wenige Stunden vorher gegenseitig ewige Liebe geschworen haben und den besten Sex hatten, den jemals irgendein Mensch in der ganzen Geschichte der Menschheit hatte. Kate kommt dahinter, daß ihre Mutter und Schwester die Toscana-Geschichte eingestielt haben, findet das aber ihnen gegenüber nicht weiter erwähnenswert. Sie kauft ihnen sogar Weihnachtsgeschenke! Kate fährt zu Brians Esoterikzentrum, um mit ihm Schluß zu machen. Er sagt, daß er keine Zeit hat, mit ihr zu sprechen. Also legt Kate erstmal 300 € auf den Tisch des Hauses, um dort nichts Gescheites zu Essen zu bekommen und in einem Raum mit drei schnarchenden Esoterikerinnen kein Auge zutun zu können, während Brian selbst seine neueste Anhängerin flachlegt. Daß Will sie liebt und mit ihr zusammensein will, glaubt Kate ihm übrigens erst, als er ihr ihr eigenes Restaurant schenkt.

Ich hatte unmittelbar vor The Disengagement Ring For Love or Money von der gleichen Autorin gelesen, das ein sehr amüsantes Buch mit liebenswerten Charakteren war (alle verblüffend reich, kultiviert und schön, aber warum nicht). The Disengagement Ring war dagegen eine herbe Enttäuschung, und wenn man nicht gerade sehr versessen auf dumme Romanheldinnen, überflüssige Mißverständnisse und übertrieben hysterische und übergriffige Charaktere ist, sollte man um das Buch einen großen Bogen machen.

Sonntag, 8. September 2019

Ruby Lang: Hard Knocks

Helen Chang Frobisher ist Neurologin und hat nicht nur eine Praxis zusammen mit zwei anderen Ärztinnen, sondern arbeitet auch in einem Krankenhaus. Dort lernt sie eines Tages Adam Magnus kennen, der Eishockeyspieler bei dem notorisch erfolglosen Verein Oregon Wolves ist. Helen und Adam fühlen sich sofort zueinander hingezogen, haben aber beide gerade mit anderen Problemen zu kämpfen: Helens Vater ist schwerkrank, und Adam macht sich Gedanken um seine Zukunft, da er eigentlich keine Lust mehr auf Eishockey hat. Wenig später schreibt Helen einen Leserbrief an eine lokale Zeitung, in der sie fordert, daß Eishockey in Portland (dort spielt der Roman) verboten wird, da die Spätfolgen der Verletzungen, die die Spieler erleiden, verheerend sind. Leider schlägt dieser Leserbrief unerwartet große Wellen, und wenig später werden Helen und Adam - als Vertreter seines Vereins - im Radio und Fernsehen als Gegner inszeniert.

Hard Knocks ist ein nettes Buch. Ich meine damit nicht nett im Sinne von "die kleine Schwester von scheiße", sondern wirklich nett. Aber eben auch nicht mehr, denn es hat mich nicht so richtig mitgerissen. Die beiden Protagonisten fand ich, von kleineren Schwierigkeiten abgesehen, sympathisch, da sie sich wie erwachsene Menschen mit ihren Problemen auseinandersetzen und eine Lösung suchen. Der Schreibstil ist demnach auch eher nüchtern als dramatisch, was ja grundsätzlich gut ist. In Sachen Humor hätte man aus einigen Passagen aber durchaus etwas mehr herausholen können.

Ein paar Szenen und einzelne Absätze gab es allerdings, die ich etwas seltsam und problematisch fand. Beispielsweise fühlt sich Adam nach Helens Leserbrief persönlich angegriffen, obwohl sie ihn darin überhaupt nicht erwähnt. Zu dem Zeitpunkt haben die beiden noch keine Beziehung, sondern nur eine Nacht miteinander verbracht, nach der Helen sich stillschweigend aus dem Staub gemacht hat. Er beschuldigt sie auch, ihm seinen Lebensunterhalt wegnehmen zu wollen, ganz so, als würde Eishockey tatsächlich in einer nordamerikanischen Großstadt verboten, weil eine Frau das in einem Leserbrief fordert.

Später, gegen Ende des Buches, gab es noch etwas, das mir eher wie eine Buchverlängerungsmaßnahme als wie ein richtiger Handlungsstrang vorkam. Da macht sich Adam nämlich Gedanken darüber, wovon er leben soll, wenn er nicht mehr Eishockey spielt, was ja normal ist. Bei der Gelegenheit beschleicht ihn aber auch der Gedanke, daß Helen mit ihm ganz sicherlich nichts mehr zu tun haben will, wenn er vorübergehend arbeitslos ist und / oder wenig Geld hat.

Am Ende gibt es aber das erwartete Happy End, und es bleibt bei mir der Eindruck, daß Hard Knocks zwar kein wunderbares Buch zum immer wieder Lesen ist, aber eben auch keins von der Sorte, bei denen man am liebsten vergessen möchte, daß sie existieren. Die kulinarischen Erlebnisse der Charaktere würde ich übrigens nicht zum Nachahmen empfehlen: bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung werden Tofuwürstchen serviert, und als Helen krank ist, bringt ihre Freundin ihr Grünkohlsaft. Grünkohlsaft!! Da würde für mich die Freundschaft sofort enden.

Montag, 12. August 2019

Karina Halle: My Life in Shambles

Valerie Stephens ist eine junge amerikanische Journalistin, die rechtzeitig zu Weihnachten ihren Job verliert und mit ihrem Verlobten Schluß macht, wodurch sie dann auch obdachlos ist. Spontan entschließt sie sich, mit ihren beiden Schwestern über Silvester nach Dublin zu reisen. Dort lernt sie am Silvesterabend den super attraktiven Padraig McCarthy kennen, der, ohne daß Valerie es weiß, ein berühmter Rugby-Spieler ist. Nachdem die beiden eine heiße Nacht zusammen verbracht haben, fragt Padraig Valerie, ob sie für kurze Zeit mit in sein Heimatdorf kommt und vorgibt, seine Verlobte zu sein. Und da Valerie sowieso nichts besseres zu tun hat, macht sie das dann auch...

Klingt nach einem netten, seichten Liebesroman, mit dem man sich ein bißchen die Zeit vertreiben und dem nervigen Alltag entfliehen kann, oder? Tja. Ein Liebesroman ist My Life in Shambles ohne Zweifel. Und er ist stellenweise auch recht seicht. Aber ein netter Zeitvertreib ist dieses Buch wohl nur für Leute, die ihre Zeit zwischen Sado-Maso-Pornos und der Apothekenrundschau aufteilen.

Wer es gerne noch lesen möchte, sollte sich nun übrigens lieber abwenden; ich kann nämlich leider nicht ohne Spoiler über es sprechen.

Am Anfang fand ich das Verhalten der Charaktere nur stellenweise etwas merkwürdig. Zum Beispiel, als Valerie mit ihren Schwestern in einem Club feiert und diese ihre Ankündigung, daß sie jetzt alleine mit Padraig loszieht, den keine von ihnen kennt, sinngemäß nur mit "viel Spaß" und "mach gut, woll" kommentieren. Kaum weniger seltsam fällt die Reaktion von Valeries Schwestern aus, als sie ihnen mitteilt, daß sie nicht mit ihnen nach Hause reist, sondern ihn in sein Heimatdorf begleitet, um seinen kranken Vater zu bespaßen. Sandra und Angie fällt außer einem "ok, mach mal" nicht viel zu diesem Thema ein.

Und jetzt wird das Buch richtig, richtig deprimierend. Padraig und sein Vater haben schon seit Jahren nicht mehr miteinander geredet, weil Padraigs Vater in den vergangenen ca. 20 Jahren - seit dem Tod von Padraigs Mutter und Schwester - immer richtig bösartig zu seinem Sohn war. Jetzt hat der Vater Krebs und wird in wenigen Wochen sterben, ist aber immer noch genauso garstig. Warum Padraig meinte, seinen Erzeuger milde stimmen zu können, indem er ihm eine Instant-Verlobte präsentiert, weiß kein Mensch. Die Familie lebt in einem kleinen Bed and Breakfast, das von Padraigs 90jähriger Oma geführt wird, die topfit ist und meistens wie eine 30jährige Amerikanerin spricht. Außerdem wohnt da noch ein Dauergast, den alle nur "Major" nennen, und der stocktaub ist und in Kalenderweisheiten spricht, sowie Gail, die dauer-angepißte Nachbarin und und Ex-Freundin von Padraig, die im B&B putzt und kocht. Oh, und eine Jagd-Eule gibt es auch noch.

Weil das alles noch nicht niederschmetternd genug ist, kämpft Padraig auch noch mit der Tatsache, daß bei ihm gerade MS diagnostiziert wurde, und er nie wieder Rugby spielen kann.

Natürlich lassen sich Valerie und Padraig durch diese widrigen Umstände nicht davon abhalten, sich bis über beide Ohren in einander zu verlieben. Was mich zu einem weiteren Problem bringt, das ich mit dem Buch hatte: die Sexszenen. Heute gibt es ja sogenannte trigger warnings für alles mögliche, was in einem Buch passiert, damit sensible Gemüter sich genau überlegen können, ob sie das auch wirklich lesen wollen. Dieses Buch hat auch eine Warnung, die besagt aber nur, daß es Sex und schlimme Wörter enthält, und daß man sich ein paar Taschentücher hinlegen soll, weil es so herzzerreißend ist. Padraig schlägt und beißt Valerie beim Sex, und wenn ich das gewußt hätte, hätte ich das Buch wahrscheinlich noch nicht mal mit einer Kneifzange angepackt. Es war wirklich abscheulich. (Valerie findet es allerdings geil, was sie mir auch nicht gerade sympathisch macht).

Nun ja, My Life in Shambles hat ein Happy End, aber das ist eigentlich auch schon das beste, was ich über dieses Buch sagen kann.

Montag, 12. März 2018

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 12: Neulich, in der Selbsthilfegruppe für Scheißbuch-Opfer

Gruppenleiterin: Guten Tag, liebe Teilnehmerinnnen. Ich begrüße Sie bei unserer ersten Sitzung der Selbsthilfegruppe für Opfer von gräßlichen Büchern. Wir wollen uns gegenseitig dabei helfen, unsere Erlebnisse mit abscheulichen Büchern zu verarbeiten und wieder fröhliche Leserinnen zu werden. Vielleicht stellen wir uns und unser jeweiliges Buch einmal kurz vor. Du zu meiner Linken, möchtest Du anfangen?

Susi: Ja, gern. Also, ich heiße Susi und wurde zum Opfer eines Scheißbuchs. Das Buch heißt "Die irische Meerjungfrau" und ist von einer Autorin namens Carolin Römer.

Gruppenleiterin: Vielen Dank, Susi. Und du...?

Susan: Okay. Ich heiße Susan und wurde ebenfalls zum Opfer eines grottenschlechten Buchs. Es wurde von einer Schriftstellerin namens Margot Baumann geschrieben und heißt "Der Himmel über Positano".

Alle anderen (seufzen): Oooh, Italien! Da würde ich so gern mal Urlaub machen!

Susan: Tja, wer nicht? Aber das Buch ist trotzdem mies.

Gruppenleiterin: Und du dort drüben?

Susanne: Na ja, ich heiße Susanne, und es überrascht euch bestimmt nicht, wenn ich jetzt sage, daß ich auch zum Opfer eines miserablen Buchs wurde. Mein Scheißbuch ist "I've got my Duke to Keep Me Warm" von Kelly Bowen.

Gruppenleiterin: Susi, dann fang doch mal an zu erzählen. Was war denn so mies an deinem Buch?

Susi: Ich dachte natürlich, es sei ein gutes Buch! Deshalb habe ich es mir ja runtergeladen. Carolin Römer hat wirklich einen unterhaltsamen Schreibstil. "Die irische Meerjungfrau" ist ein Krimi, dessen Protagonist ein Polizist bzw. Komissar ist, der von seinen Vorgesetzten und seinen Kollegen für einen Versager gehalten wird, und dessen Frau sich von ihm scheiden lassen will. Und da will er die Gelegenheit nutzen, in einem kleinen, abgelegenen irischen Kaff einen spektakuläres Verbrechen aufzuklären, was ihm aber niemand zutraut.

Susan und Susanne: Das hört sich doch ganz spannend an.

Susi: Nicht wahr? Bei dem Verbrechen geht es um ein Bild von van Gogh, das gestohlen wurde. Und nach dem Ablauf des Diebstahls denkt die Polizei, daß die Täter eigentlich zwei berüchtigte Verbrecherbrüder sein müßten, die aus dem Ort Foley stammen. Diese beiden Verbrecher gelten seit Jahren als tot, allerdings gab es dafür nie Beweise. Deshalb wird der "Held" des Buchs, er heißt Fin O'Malley, nach Foley geschickt, um zu ermitteln.

Gruppenleiterin: Hört sich immer noch nicht so übel an. Was passiert denn in Foley?

Susi: (runzelt die Stirn) Also, der Held ist ständig besoffen. Nein, wirklich. Der ext eine Pulle Whisky nach der anderen. Manchmal weicht er auch auf Rotwein aus. Der ist ein richtiger Spritti, versteht ihr? Und das ist noch das kleinste Problem. Daß er ständig naß wird, Autounfälle hat und wegen seiner alkoholbedingten Kopfschmerzen Tabletten schluckt, fand ich ja schon ein bißchen bedenklich. Weil ich halt am Anfang dachte, daß der Typ, da er ja nunmal der Protagonist des Buchs ist, irgendwann mal was auf die Reihe kriegen müßte. Kriegt er aber nicht.

Susan: Passiert denn noch was anderes, außer Saufen, naß werden und Autounfällen?

Susi: Oh ja. Fin verliebt sich in eine Verdächtige. Das läuft über mehrere Buch-Tage so ab: er ist besoffen, wird von ihr vor dem irischen Wetter oder den Gezeiten gerettet, sie haben Sex, sie versucht, ihn wegzuschicken, er läßt sich nicht wegschicken...undsoweiter undsofort. Und er findet immer mal zwischendurch Hinweise auf die Verbrecherbrüder, deren vergangene Untaten, und den van Gogh.

Susanne: Ja, aber das ist doch gut, oder?

Susi: Na ja, es wäre gut. Wenn er diese Hinweise irgendwie dokumentieren, fotografieren oder wenigstens per Telefon an seine Polizeikollegen in Dublin weitergeben würde. Macht er aber nicht! Ich glaube, das ist echt der mieseste Buch-Polizist in der Geschichte der miesen Buch-Polizisten.

Gruppenleiterin: Was hat das Buch denn endgültig zu einem Scheißbuch für dich gemacht?

Susi: Na, die Auflösung des Buchs! Darf ich euch ein bißchen spoilern?

Gruppenleiterin, Susan und Susanne: Na klar!

Susi: Okay...also, die verdächtige Frau, in die sich Fin verliebt hat, ist in Wirklichkeit einer der angeblich toten Verbrecherbrüder, der sich zur Frau hat umoperieren lassen. Und sie hat auch zusammen mit ihrem ebenfalls nicht toten Bruder den van Gogh geklaut. Der aber eine Fälschung ist. Der gute Fin hat also den van Gogh-Diebstahl und das Schicksal der Verbrecherbrüder aufgeklärt, aber nichts davon dokumentiert. Versteht ihr? Wenn das tatsächlich passieren würde - oder wenn es auch nur ein etwas besseres Buch wäre - könnte man nichts davon vor Gericht beweisen! Also sagt er seinem Chef, er hätte das Bild gefunden. Dann kündigt er und zieht nach Foley um, wo er die Dorfkneipe übernimmt. Das gefälschte Bild wird für 75 Mio. Pfund versteigert. Das ist doch alles total bescheuert!

Susanne: (zieht die Augenbrauen hoch) Krass!

Susan: (kichert) Hammergeil! Aber ich glaub, ich erspare mir das Buch trotzdem. Vielleicht könnte diese Carolin Römer mal Drehbücher für GZSZ schreiben?

Gruppenleiterin: (leicht grünlich im Gesicht) Oha, das war ja wirklich ein richtig übles Buch. Aber vielleicht kannst du ihm ja trotzdem etwas Positives abgewinnen.

Susi: Hä? Was denn?

Gruppenleiterin: Na ja, in den meisten Büchern, in denen der Held für einen Versager gehalten wird, beweist er am Ende allen, daß er in Wirklichkeit ein ganz toller, kluger Typ ist. Und hier wird er für einen Versager gehalten und ist auch einer. What you see is what you get, ne?

Susi: Hmmm ja, ok...

Gruppenleiterin: Susan, erzähl du doch mal von deinem schlechten Buch. Der Himmel über Positano, das hört sich ein bißchen nach einem gaaanz seichten Liebesroman vor einer hübschen Urlaubskulisse an?

Susan: Genau! Genau das wollte ich haben. Und die Leseprobe war auch echt vielversprechend. Ihr wißt schon: schöne, liebenswerte Menschen in einer schönen Landschaft bei warmem und sonnigem Wetter...ich dachte, es wäre genau das richtige, so im Januar, als mir die Kälte und der Dauerregen aufs Gemüt schlugen!

Gruppenleiterin: Worum geht's denn in dem Buch?

Susan: Also, die Heldin heißt Lara Jauch und ist eine junge Lehrerin aus Hamburg. Sie fliegt zur Hochzeit ihrer italienischen Freundin Celia Marconi nach Positano, wo Celias Vater ein Hotel besitzt. Und da verliebt sie sich in Romeo, den Bruder von Celia. Und dann gibt es da noch ein dunkles Familiengeheimnis bei den Marconis. Romeo wird von seinem Vater nämlich dauernd wie Dreck behandelt, und keiner weiß, warum.

Susanne: Hört sich doch gar nicht schlecht an, wenn man in Stimmung für so ein Buch ist? Was konnte da denn nur schiefgehen?

Susan: Na ja, zunächst mal gar nichts. Alles tippi toppi. Lara tut und sagt in den ersten paar Kapiteln nichts auffallend dummes, Celia und Romeo auch nicht. Sie reden, essen, und genießen das schöne Wetter und die tolle Landschaft.

Susi: Ja, und?

Susan: Dann tauchten die ersten zaghaften Hinweise darauf auf, daß es ein Scheißbuch sein könnte. Also, Lara wird von den Bewohnern von Positano beispielsweise als "Hexe" oder "Wikingerin" bezeichnet, weil sie recht groß ist und rote Haare hat.

Susanne und Susi: Hä?

Susan: Ja, genau, das dachte ich mir auch. Es ist ja nicht so, daß es in Italien kein Internet, keinen Tourismus und keine Haarfärbemittel gäbe. Die haben dort alle schon mal große, rothaarige Frauen gesehen. Ich meine, selbst wenn ich noch nie bei Ikea gewesen wäre, wüßte ich doch, daß es da Teelichter gibt und wie die aussehen.

Gruppenleiterin: War das denn das einzige, was dich gestört hat?

Susan: Nein, natürlich nicht. Da hätte ich kein Wort drüber verloren, wenn das Buch nicht noch viiiel schlechter geworden wäre. Das größte Problem ist der Arschloch-Held. Ich hasse Arschloch-Buchhelden, und dieser ist schon ein echt selten arschlochiges Exempalur.

Gruppenleiterin: Grundgütiger. Was hat der denn getan?

Susan: Also, Lara und Romeo beginnen eine Affäre, wobei sie sich aber einig sind, daß es nichts von Dauer ist, weil ja Lara nach Celias Hochzeit zurück nach Deutschland fliegt. Soweit, so gut. Dann hat Romeos und Celias Vater einen Unfall und muß ins Krankenhaus. Romeo und Lara besuchen ihn da zusammen, weil es gerade eine schockierende Enthüllung gab...darf ich sagen, was das für eine schockierende Enthüllung war? Nicht, daß ihr das Buch noch lesen wollt...?

Susi und Susanne: Ne ne, leg ruhig los.

Susan: Also, Romeo hat gerade rausgefunden, daß sein Vater ihn immer so schlecht behandelt hat, weil er ein uneheliches Kind ist und aus einer früheren Beziehung seiner Mutter stammt.

Susanne: Kein feiner Zug von Vattern!

Susi: Ne, echt nicht.

Gruppenleiterin: Ja, und dann?

Susan: Tja, Romeo läßt Lara einfach spät abends im Krankenhaus sitzen und fährt weg. Obwohl er weiß, daß um die Zeit keine Busse mehr fahren und es irre teuer ist, mit dem Taxi vom Krankenhaus zum Hotel zu fahren. Das macht er einfach so, weil er "aufgewühlt" ist. Unterwegs gabelt er dann noch eine ehemalige Schulkameradin auf und treibt es mit ihr.

Gruppenleiterin: (noch grünlicher als vorher) Oha. Was für ein Traumtyp. Was passiert dann?

Susan: Na ja, am nächsten Tag ist Lara natürlich sauer auf Romeo, obwohl sie noch nicht mal weiß, daß er mit dieser anderen Frau Sex hatte, während sie versuchte, irgendwie zurück ins Hotel zu kommen. Und sie ist richtig knatschig....bis Romeo ihr ein paar Sandalen schenkt und sie ihn wieder superlieb findet. (knurrt)

Susi: WAAAAAS????

Susan: Ich hätte ihn die Scheiß-Sandalen essen und runterschlucken lassen!

Susanne und Gruppenleiterin: Ich auch!

Susan: Na ja, ich hab dann mehr aus Sensationsgier noch ein Stück weitergelesen, um zu gucken, wie schlecht dieses Buch noch werden kann. Aber dann ist der leibliche Vater von Romeo aufgetaucht. Der war natürlich ein fieser Berufskrimineller und wollte von Romeo Geld erpressen, indem er gedroht hat, das Geheimnis von Romeos Vater öffentlich zu machen, noch vor Celias Hochzeit. Aber mal ehrlich, wen interessiert sowas, außer die betroffenen Familien selbst?

Susanne: Na, äh...niemanden.

Susi: Absolut keinen. Außer es sind die Kardashians oder so.

Susan: Genau, und da konnte ich wegen dieses Schwachsinns das Buch nicht mehr weiterlesen. Was für eine Enttäuschung.

Gruppenleiterin: Und sag mal, Susan, gibt es denn etwas, das dich über die Schlechtigkeit dieses Buches hinwegtrösten kann? Oder hast du vielleicht sogar etwas daraus gelernt?

Susan: (überlegt) Vielleicht könnte mich ein Eis trösten. Und immerhin weiß ich jetzt, daß ich in der Gegend um Neapel nur dann Urlaub machen sollte, wenn ich bereit bin, sehr viele Stufen runter und wieder rauf zu gehen, wenn ich zum Strand will.

Gruppenleiterin: Susanne, du bist unser drittes Oper eines scheußlichen Buchs. Was war denn der Grund, warum du dein Buch so hassenswert fandest?

Susanne: Nun, das wird jetzt ein bißchen seltsam, aber mein Grund ist sozusagen das Gegenteil von dem, was Susan an ihrem Buch gehaßt hat.

Susan: Wie denn das?

Susanne: Also, "I've Got My Duke to Keep Me Warm" ist jetzt nicht sooo grauenhaft wie eure Bücher, glaube ich. Aber es ist ein Liebesroman, der in England im Jahr 1816 spielt. Und der Held ist eigentlich keine fiktive Person, sondern ein wandelndes feministisches Manifest. Grundsätzlich ein super Typ, aber er wirkt halt ein bißchen deplaziert im 19. Jahrhundert.

Gruppenleiterin: Kurios. Erzähl doch mal.

Susanne: Nun ja, die Heldin heißt Gisele, und ich habe ihren Nachnamen vergessen. Sie wurde von ihrem Mann, einem Marquis, gequält, und hat ihren eigenen Tod und den ihrer Stieftocher vorgetäuscht, um ihm zu entkommen. Jetzt hat sie irgendwie Wind davon bekommen, daß dieser Marquis wieder heiraten will, und will seine Verlobte vor ihm retten. Und sie hat sich überlegt, daß das am besten geht, indem sie einen attraktiven, wortgewandten jungen Mann findet, den sie dafür bezahlt, daß er der jungen Frau den Kopf verdreht, damit diese dann dem Marquis den Laufpaß gibt...soweit klar?

Gruppenleiterin, Susi und Susan: (nicken)

Susanne: Und der Mann, den sie für diese Aufgabe findet, ist ein waschechter Aristokrat. Er heißt James Montcrief, genannt Jamie, und er ist der uneheliche Sohn von einem Herzog, weil seine Eltern erst ne Viertelstunde nach seiner Geburt geheiratet haben. Aber das nur nebenbei. Er ist ein Held des Kriegs gegen Napoleon, aber jetzt verwahrlost und arbeitslos. Gisele und ihr Kumpel Sebastien waschen und rasieren Jamie und besorgen ihm saubere Klamotten. Gisele bemerkt, daß sie Jamie total heiß findet. Jamie findet Gisele auch heiß. Dann reiten sie alle nach London.

Gruppenleiterin: Ja, und dann?

Susanne: Na ja, Jamie nimmt an einem Ball mit lauter vornehmen und reichen Leuten teil, was scheinbar kein Problem für den unehelichen Sohn eines Herzogs ist. Da begrüßen sie ihn alle begeistert wie einen verlorenen Sohn. Und er lernt den Marquis und seine Verlobte kennen. Die Verlobte läßt sich aber nicht so leicht den Kopf verdrehen.

Susi: Komm mal zum Punkt. Was ist denn jetzt das Problem mit dem Buch?

Susanne: Da gibt's mehrere! Ich habe das Buch ungefähr bis zur Hälfte gelesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Jamie und Gisele schon Sex...(kramt in ihrer voluminösen Handtasche und zieht ihren Kindle hervor)...Moment mal...(tippt auf dem Bildschirm des Kindles herum)...genau, hier ist es: "He had seen her need to prove herself she had the courage to give her body in trust, without that gift's exacting a cost to her own identity." Seht ihr? Er denkt tiefsinnige Gedanken. Und da kennen sie sich noch nicht mal seit einer Woche! Und da weiß er auch schon, daß er sie liebt!

Gruppenleiterin: Tja, hm, das ist ganz schön bekloppt. Aber ich denke, die Bücher von Susi und Susan waren noch schlimmer.

Susanne: Ja, das seh ich ja genauso. Aber jetzt kommt der Punkt, warum ich das Buch endgültig weggelegt habe. Also, nachdem die Verlobte vom Marquis sich nicht so leicht den Kopf verdrehen läßt, suchen Gisele, Jamie und Sebastien nach Plan B und C. Man überlegt kurz, die junge Dame zu entführen. Dann beschließt Gisele, daß sie den Marquis in den Wahnsinn treiben wird, um, ich zitieren...Moment..."to bring the crazy out for everyone to see".

Susan: Ja, und?

Susanne: Gisele will das machen, indem sie sich ihrem Exmann zeigt. Also, der soll sie sehen, und alle anderen sollen denken, daß er sich das nur einbildet, weil sie ja "tot" ist. Und da wußte ich natürlich auch, wie die weitere Handlung des Buchs sein wird. Muß ich es aussprechen?

Susan: (grinst) Meinetwegen nicht. Ich hab schon mal nen historischen Liebesroman gelesen.

Susi: Innovativer Plot. Nicht.

Gruppenleiterin: Ja wie jetzt, was meinst du denn, was passieren wird?

Susan und Susi: (rollen mit den Augen)

Susanne: Der Marquis erwischt Gisele und fängt an, sie zu quälen. Dann wird sie von Jamie gerettet, und sie leben glücklich bis an ihr Ende.

Gruppenleiterin: Aha. Aber das weißt du gar nicht, oder?

Susanne: Haha, ne. Ich hab ja das Buch nicht zuende gelesen. Aber 5 Euro würd ich drauf verwetten!

Gruppenleiterin: Ok, meine Damen, unsere Sitzung ist für heute zuende! Ich hoffe, daß es euch trotz eurer schlechten Bücher jetzt ein wenig besser geht. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Susi: Joa, ist schon ok. Gibt ja auch noch bessere Bücher, irgendwo da draußen.

Susan: Tja, na ja. Ich wollte wirklich gern ein Buch lesen, das wie Urlaub ist. Da muß ich wohl weitersuchen.

Susanne: Ich hab mir das neue Meredith Duran-Buch runtergeladen. Das ist viel besser.

Susi: Hat jetzt nix mit Büchern zu tun, aber in der Bar nebenan ist noch Happy Hour...

Susan, Susanne und die Gruppenleiterin: Yippie! Pina Coladas für alle!!



 

Sonntag, 11. September 2016

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 11: Rafael Eigner: Kammerflimmern und Klabusterbeeren

Benny Brandstätter ist - seiner eigenen Auffassung nach - der tollste Typ der Welt. Er ist Ende 30, Arzt an einem Stuttgarter Krankenhaus und soeben von der Anästhesie in die Notaufnahme gewechselt. Vor seiner Zeit im Krankenhaus hat er auch schon armen kranken Menschen in Afrika geholfen. Neben seiner Arbeit nimmt er noch an mehreren Weiterbildungskursen teil, unter anderem an einem Lehrgang über Palliativmedizin. Nichts davon hält ihn von seinen Hobbies ab: er ist nebenbei nämlich auch noch ein genialer Musiker und Sänger, Sportler und Teilzeitalkoholiker und -kiffer. Ganz klar, der gute Mann ist nicht ausgelastet. Deshalb ist er auch vollkommen fasziniert und hingerissen, als eine wundervolle Frau in sein Leben tritt, an die er sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern kann, weil er hackenbreit war.

Nun ja. Das beste, das ich über dieses Buch sagen kann, ist wohl, daß ich es über Kindle unlimited heruntergeladen habe und nichts dafür extra bezahlen mußte. In den Amazon-Kundenbewertungen sind die Meinungen etwas geteilt, aber davon habe ich mich dummerweise nicht abhalten lassen, weil ich die Leseprobe ganz lustig fand. Ein Liebesroman aus der Sicht eines Mannes, von einem männlichen Autor geschrieben. Hörte sich ja auch interessant an.

Von der Ansicht, daß Ärzte Halbgötter in Weiß sind, habe ich mich sowieso schon lange getrennt.

Romanheld Benny ist aber noch mal eine ganz andere Dimension von, nun ja, sprechen wir es direkt aus, scheiße. Seinen Patienten bringt er grundsätzlich nichts anderes als Desinteresse und / oder Verachtung entgegen. Weibliche Patienten werden erstmal auf ihre erotische Attraktivität hin überprüft, die aber oft zu wünschen übrig läßt:

"Alles an der jungen Frau, vom ausgewaschenen Pullover mit merkwürdigen Flecken über der rechten Brust bis zum achtlos mit einer Klammer im Nacken zusammengesteckten Haar, schrie: 'Ich bin Vollzeitmutter und kann mich nicht auch noch um Klamotten und Haare kümmern!'

Klar. Ich finde es auch sehr dreist, daß die Frau sich nicht wenigstens ein hübsches Kleid anzieht und eine schicke Frisur macht, bevor sie mit ihrem Kleinkind ins Krankenhaus zur Notaufnahme fährt.

Andere Patienten, deren gesundheitliches Problem Benny irgendwie lustig oder bizarr findet, werden erstmal heimlich fotografiert und die Fotos per Whatsapp an Ricky (die entschwundene Angebetete) und alle möglichen anderen Leute verschickt.

Und das sind nur die Dinge, die passieren, wenn Benny tatsächlich mal arbeitet. Seine Weiterbildungskurse besucht er meistens nur, um da zu schlafen, und zum Dienst in der Notaufnahme verspätet und voll wie 'n Eimer zu erscheinen, sieht er auch nicht als Problem an. Egal, lutscht er halt ein Pfefferminzbonbon, damit nicht alle sofort den Alkohol riechen.

Bennys Angebetete Ricky war, als die beiden sich kennenlernten, nur kurz in Stuttgart, ist aber inzwischen nach Mallorca umgezogen und arbeitet dort als Immobilienmaklerin. Die beiden verbringen jeden Tag mehrere Stunden am Telefon. Sie schicken sich Unmengen von Whatsapp-Nachrichten oder telefonieren. Ständig versichern sie sich, wie sehr sie sich schon ineinander verliebt haben und wie wichtig ihnen die jeweils andere Person geworden ist. Und seitenlang werden in dem Buch die Whatsapps der beiden abgebildet, in denen sie sich gegenseitig bestätigen, das sie doch echt viel besser, klüger, intellektueller und überhaupt geiler als alle anderen Menschen auf der Welt sind. Das hält Benny übrigens nicht davon ab, zwischendurch noch mit ein paar anderen Frauen ins Bett zu gehen.

Jetzt denkt ihr bestimmt, daß die arme Ricky wirklich Pech hat, weil sie sich in so ein Mega-Arschloch verliebt - und das stimmt auch. Allerdings ist Ricky selbst eine ziemliche Nervensäge. Sie hat nämlich die Unternehmensberater-Krankheit. Soll heißen: sie liebt es, ständig irgendwelche englischen Begriffe in ihre Konversation einzubauen. Einfach so, weil sie sich dann toll vorkommt. Ihre Immobilienkunden sind grundsätzlich High Rollers, und manchmal ist sie in quite a sentimental mood und wenn sie krank ist, schreibt sie ihrem Benny, daß sie sich in case of emergency zu ihm ins Krankenhaus fliegen lassen würde.

Im Stuß labern sind alle beide ganz groß.

Wenn der geneigte Leser sich jetzt fragt, ob dieses Buch auch eine Handlung hat, kann ich sagen: tja, na ja. Es hat mehr Handlung als Bis(s) zum Morgengrauen. Weniger würde auch kaum gehen, da selbst eine Einkaufsliste mehr Handlung als Bis(s) zum Morgengrauen hat. Aber da dem Ich-Erzähler Benny seine Mitmenschen einschließlich seines Vaters weitestgehend am Allerwertesten vorbeigehen, und da Selbstmitleid definitiv das stärkste Gefühl ist, das er im Lauf des Buches verspürt, ist das bißchen, was an Handlung da ist, auch nicht sonderlich interessant.

Ich kann wirklich nur jedem raten, einen großen Bogen um dieses mißlungene Buch und seinen zutiefst unsympathischen Protagonisten zu machen.



Mittwoch, 23. Dezember 2015

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 10: Leseprobe from Hell

Ich muß euch was gestehen. Ich lese manchmal e-mail Newsletter. Bin ich deshalb unnormal? Egal. Am liebsten lese ich natürlich den Secret Escapes Newsletter und gucke mir die tollen Hotels an. Vorgestern habe ich aber den Romantic Times Book Reviews Newsletter gelesen. Darin wurde das neue Buch von E. L. Todd empfohlen. Von der Autorin hatte ich noch nie gehört, aber lt. Newsletter sind ihre Bücher der neueste heiße Scheiß. Also habe ich direkt mal auf die Website geklickt und mir die Leseprobe ihres neuesten Buchs, Into the Fire, durchgelesen. Nun, zumindest habe ich es versucht.

Das erste was mir auffiel, war, daß der Held das ist, was der Volksmund als Loser bezeichnet. Und ich meine damit nicht, daß er einer dieser sympathischen Verlierer ist, die ihrem Schicksal tapfer entgegentreten und die man einfach gern haben muß. Nein: Ash ist ist klotzhohl, hat eine große Klappe und findet sich selbst total geil.

In der Anfangsszene spricht Ash mit einem Banker, von dem er einen Kredit will. Der Banker will ihm den Kredit nicht geben, weil er klamm ist. Und dann...schnauzt er den Banker einfach mal an:
“Just give me the loan,” I barked.
Kurioserweise läßt sich der Banker dadurch eher nicht so beeindrucken.  Unser findiger Held hat aber noch ein As im Ärmel. Ash ist nämlich Tätowierer von Beruf und braucht den Kredit, weil er ein eigenes Tattoo-Studio aufmachen will. Und so macht er den folgenden Vorschlag:
“How about some free ink? I’m the best in the business.”
Der Banker ruft seinen Compliance Officer und den Sicherheitsdienst, und Ash wird diskret hinter einem erstaunlich gut bewässerten Ficus benjamini zusammengeschlagen und mit einem gewaltigen Arschtritt vor die Tür gesetzt.

Ok, den letzten Absatz habe ich mir leider nur ausgedacht. Aber einen Kredit bekommt Ash trotzdem nicht.

Dem tatkräftigen Tätowierer bleibt nun noch Plan B: das Geld zurückfordern, das er seinen Eltern vor einigen Jahren geliehen hat. Eigentlich müßten die genug Kohle haben, denkt er sich, denn sie haben sich ja gerade erst einen neuen Audi gekauft. Aber Mama und Papa denken sich eher so:



Vor allem die Tatsache, daß Ash noch nie ein nettes Mädchen mit nach Hause gebracht hat, obwohl er fast 30 ist, macht den beiden Sorgen. Also trifft Ash eine Vereinbarung mit seinen Eltern: er präsentiert ihnen eine für sie akzeptable Freundin, dann geben sie ihm sein Geld zurück.

Wenig später kotzt der gute Ash sich bei seinem Kumpel Sawyer über sein schlimmes Schicksal aus...



Er hat nämlich überhaupt keine Ahnung, was man mit so einer...äh, Dings...Freundin überhaupt macht, da seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen aus schnellem Sex auf der Straße und anschließender Verhaftung wegen öffentlicher Unzucht bestehen.
“But I don’t want one. What do you do with them anyway?”
He shrugged. “Talk to them?”
“See, I don’t like to talk.”
“Take them out to dinner?”
“But then I’d have to talk to them for an entire meal. Shit, I don’t have that much to talk about.”
Schon der Gedanke an soviel Konversation macht den guten Butthead Ash natürlich total fertig, und er beschließt, eine Escort-Dame dafür zu bezahlen, daß sie sich als seine Freundin ausgibt.

Und so gerät er an Alessandra, die offenbar über eine übermenschliche Sehstärke verfügt, denn schon auf den ersten Blick und von weitem erkennt sie:
His eyes were blue like the ocean, and they were endless in their depth.
Natürlich wundert sich Alessandra, daß ein so unfaßbar attraktiver Mann eine Frau dafür bezahlen muß, daß sie sich als seine Freundin ausgibt. Vielleicht ist Ash ja schwul? Dies streitet er jedoch ab:
“No…” He narrowed his eyes on my face. “How the hell did I give you that impression? I checked out your rack the second I walked in the door. And when you turn around, I’m going to check out your ass.”
"Als ich dich gesehen hab, hab ich erstmal deine Titten angestarrt, und sobald du dich umdrehst, glotze ich auch noch deinen Arsch an". Seufz. Ja, so gewinnt man Frauenherzen. Mal ehrlich, Mädels, auf so einen charmanten Typen warten wir doch alle, oder?

Aber Ash ist immerhin so fair, Alessandra davor zu warnen, sich in ihn zu verlieben:
"I really don’t want to break your heart like I did to all the others."
Danach tauschen sich die beiden noch ein bißchen darüber aus, was Alessandra als Ashs Freundin alles über ihn und sein Leben wissen sollte, er bietet ihr an, ihr sein Intimpiercing zu zeigen, und Alessandra beweist, daß sie auch im Widergeben von Kalendersprüchen sehr gut ist:
"All a parent needs to do is love their child unconditionally. It doesn’t matter what you do for a living.”
 Au Backe. Wenn dumm das neue sexy ist, sehe ich tiefschwarz für meine Lesegewohnheiten. Aber ich will ja hier so kurz vor Weihnachten keinen Kulturpessimismus verbreiten.

Sonntag, 8. März 2015

2014 - Der Leserückblick, Teil 2

Okay, hier geht's weiter mit Teil 2 vom Leserückblick und den Autoren mit den Anfangsbuchstaben H - W:

Elizabeth Haynes: Under a Silent Moon
Ein englischer Krimi, ganz spannend, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lese. Die Schreibweise ist ein bißchen ungewöhnlich, aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven und nach Tagen und Uhrzeiten sortiert. Der Ex-Freund / Kollege der Inspektorin ist ein echter Versager, und dann werden noch ein paar echt krasse sexuelle Perversionen beschrieben. Igitt.

Caroline Kimberley: An Inconvenient Kiss
Das Buch wurde irgendwo wärmstens empfohlen - kann mich nicht mehr erinnern, wo, vielleicht All About Romance? Jedenfalls ist es ein Regency-Roman. Ich habe ihn zuende gelesen, und es war auch kein schlechtes Buch, aber einiges hat mich ganz gewaltig gestört. Die Heldin ist nämlich das bedauernswerteste Geschöpf der Welt. Am Anfang des Buches wird sie in einer kompromittierenden Situtation entdeckt, die noch nicht mal ihre Schuld ist, und von da an denkt jeder, daß sie die größte Schlampe der Welt ist. Sogar ihre Familie, die es ja eigentlich besser wissen sollte! Diese kompromittierende Situation fand auf einer Party der oberen Zehntausend in London statt, und das kuriose daran ist, daß offensichtlich jeder, ja wirklich jeder britische Staatsbürger bis hin zum letzten Soldaten im britisch besetzten Indien, von Georgianas Schande weiß - selbst viele Jahre später noch. Von so einer Publicity kann der Wendler nur träumen. Vielleicht sollte er sich mal in London auf einem Ball von einem Mitglied des Landadels abknutschen lassen.

Kimberly Kincaid: Gimme Some Sugar
Großstadtköchin verliebt sich in Kleinstadthandwerker mit OMG SCHLIMMER KINDHEIT. Joa. Ok. Kann man lesen, ist auch ganz unterhaltsam.

Kimberly Kincaid: Turn Up the Heat
Na dieses Buch war ja nun wirklich ne Vollkatastrophe. Der Held ist solch ein Depp. Er kann nicht mit der Heldin zusammensein, weil sie in der gleichen Stadt wie sein Vater lebt, und weil er mit seinem Vater Zoff hat. Ooookay. Das wäre vielleicht verständlich, wenn das eine "Stadt" mit 250 Einwohnern wäre, von denen 247 gelangweilte Rentner sind, die ständig die Nase in die Angelegenheiten ihrer Mitmenschen stecken. Tatsächlich geht es aber um Philadelphia.Und ich würde mal mutmaßen, daß man sich in einer Stadt mit über 1,5 Mio. Einwohnern ganz gut aus dem Weg gehen kann.

Laabs Kowalski: So zärtlich war das Ruhrgebiet
Da erzählt jemand haarsträubende Geschichten aus seiner Kindheit in Dortmund in den 70er und 80er Jahren. Interessant für mich, weil ich viele der erwähnten Orte kenne. Aber lest das Buch nicht euren Wellensittichen vor, ok?

Rose Lerner: In For a Penny
Meine Begeisterung über Rose Lerners Buch Sweet Disorder habe ich hier ja schon ausgiebig Ausdruck verliehen. In For a Penny ist ein etwas älteres Buch von ihr, und fast genauso toll.

Rose Lerner: A Lily Among Thorns
Die Heldin ist ein bißchen allzu unnahbar, aber der Held - seufz. Was für ein Traummann. (Wirklich. Lest es).

Rose Lerner: True Pretenses. Wie immer bei Rose Lerner supergut geschrieben, aber leider seeeeeeeeehr traurig. Ich schreibe noch was dazu.

Ava Lore: Hard Rock Arrangement
Der Held ist ein Rockstar und die Heldin ist eine Putzteufelin. Wirklich, sie putzt immer, wenn sie gestreßt, ärgerlich oder ängstlich ist. Die könnte gerne bei mir einziehen, dann wär die Wohnung immer schön sauber, wenn ich nach Hause komme. Das Kiffen müßte sie aber aufgeben.

Ava Lore: Hard Rock Improv
Die Fortsetzung der Fortsetzung von Hard Rock Arrangement. Die Heldin ist die Schwester der Heldin aus dem ersten Buch. Leider ist sie unfaßbar dumm. Der Held ist auch ein ziemlicher Schwachmat.

Ava Lore: Hard Rock Remix
In der Reihenfolge dieser Ava Lore-Bücher gehört dieses hier zwischen Hard Rock Arrangement und Hard Rock Improv. Ziemlich schräge Geschichte. Sektenflüchtling trifft Säufer.

Ava Lore: Record, Rewind
Eine Kurzgeschichte, aber ich kann mich an die Handlung nicht so richtig erinnern. Jedenfalls werden Held und Heldin bei eisiger Kälte beim Rauchen auf dem Dach eines New Yorker Hotels ausgesperrt.

Stuart MacBride: The 45 % Hangover
Eine Logan McRae Kurzgeschichte, die zum Zeitpunkt der Abstimmung spielt, als die Schotten gewählt haben, ob sie weiterhin zum UK gehören wollten.

Stuart MacBride: Blind Eye
Ich habe die Logan McRae-Krimis von Stuart MacBride inzwischen alle mit großer Begeisterung gelesen, weil sie spannend, sehr, sehr finster, und teilweise eben auch sehr witzig sind. Blind Eye gehört in die Kategorie ultrakraß. Ein Verbrecher sticht seinen Opfern die Augen aus.

Stuart MacBride: Broken Skin
Uiuiui, dieser hier ist auch ganz schön schlimm. Es geht um Vergewaltigung, Mord und sexuelle Perversionen.

Stuart MacBride: Close to the Bone
Noch ein kurioser Fall aus der Logan McRae-Krimireihe. Logan wurde inzwischen mit Hilfe einer Gesprächstherapie mehr oder weniger von seinem Dasein als Vegetarier geheilt, bekommt es aber mit einem irren Teenager-Mädchen zu tun, das sich einbildet, eine Romanfigur zu sein.

Stuart MacBride: Cold Granite
Das erste Buch aus der Krimireihe. Logan McRae hilft bei der Aufklärung einer Serie von Kindermorden und versucht, es sowohl seinem Süßigkeiten vernichtenden Chef und seiner kettenrauchenden, fluchenden Chefin rechtzumachen. Dazwischen werden eine Menge fettiger Schinkenbütterchen vertilgt.

Stuart MacBride: Dark Blood
In diesem Buch wird mal wieder unter sehr widrigen Witterungsverhältnissen gegen das organisierte Verbrechen gekämpft.

Stuart MacBride: Dying Light
Ein Krimi, in dem es (unter anderem) um Morde an Prostituierten geht. Letzten Endes ist es dann aber doch etwas völlig anderes.

Stuart MacBride: Flesh House
Das hier war nun definitiv das grauenhafteste, gruseligste und finsterste Buch aus der Logan McRae Reihe. Nix für schwache Nerven.

Stuart MacBride: Partners in Crime
Eine Kurzgeschichte, ein bißchen lustig, aber eher nur so mittelspannend.

Stuart MacBride: Shatter the Bones
Noch ein Buch aus der Logan McRae-Reihe. Eine Casting-Show Teilnehmerin wurde entführt.

Erin McCarthy: Perfect
Eine Kurzgeschichte über eine junge Frau, die durch einen peinlichen Facebook-Zwischenfall ihre große Liebe findet. War ganz okay.

Cara McKenna: Lay it Down
Ein Liebesroman mit einem Hauch von Suspense. Die Heldin ist Fotografin und der Held, wenn ich mich richtig erinnere, ein motorradfahrender Steinbrucharbeiter. Irgendwer in dem Buch - ich glaube der Bruder des Helden? - wird verletzt und läßt sich von einem Bekannten unter zweifelhaften hygienischen Umständen in einem Wohnwagen verarzten, weil er AUS GRÜNDEN nicht ins Krankenhaus will. Na ja, vielleicht hat er keine Krankenversicherung. Das Buch war gar nicht so schlecht.

Courtney Milan: Talk Sweetly to Me
Eine Kurzgeschichte über eine junge Frau, die Astronomin werden will. War ganz süß.

Lotte Minck: An der Mordseeküste
Eine Ruhrgebiets-Krimikomödie, die allerdings an der Nordsee spielt, wo alle Leute fremdartige Vornamen haben und Tee trinken.

Lotte Minck: Einer gibt den Löffel ab
Noch eine Ruhrgebietskrimikomödie mit der Heldin Loretta Luchs. Hintergrund der Handlung sind die Aufnahmen für eine Fernsehsendung in der Art von "Das perfekte Dinner".

Lotte Minck: Radieschen von unten
Das erste Loretta Luchs-Buch könnte genausogut unter dem Motto "Mord im Schrebergarten" stehen. Da tun sich Abgründe auf.

Sarah Morgan: Maybe This Christmas
Das, was man in Amerika so als Small Town Romance bezeichnet. Held und Heldin sind 'n bißchen verpeilt, aber ganz nett, und es kommen zu viele Hunde in dem Buch vor. Aber eine Sache hat mich doch recht betroffen gemacht. Held und Heldin sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet, so daß die Heldin für die Familie des Helden quasi ein Familienmitglied ist. Als sich herausstellt, daß die beiden scharf aufeinander sind, haben sie berechtigterweise Bedenken, daß ihre Freundschaft vorbeisein wird, wenn es mit der Liebe nicht klappt. Kurioserweise versucht aber jeder ihrer Verwandten und Bekannten, mit Ausnahme der Eltern der Heldin - JEDER!! - sie miteinander ins Bett zu schubsen!

Sarah Morgan: Sleigh Bells in the Snow. Dazu habe ich ja schon alles gesagt.

Sarah Morgan: Suddenly Last Summer. Das mit Sicherheit dämlichste Buch aus dieser Serie. Die Heldin ist eine französische Köchin, die mit großer Sorgfalt alle Klischees erfüllt, die es über französische Köche gibt. Außerdem gibt sie ständig überflüssige Weisheiten von sich, als wäre sie ein wandelnder Abreißkalender. So Sachen wie: "Es ist immer eine schwierige Zeit, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist". Echt jetzt?

Lisa Clark O'Neill: Mr. Write. Auch eine Small Town Romance (wie soll man das am besten übersetzen? Vielleicht mit Kaff-Romanze?) Aber diese hier hat mir richtig, richtig gut gefallen. Sympathische Charaktere und eine spannende Geschichte mit einem ziemlich ausgeprägten Krimi-Element. Und die Heldin hat eine Katze namens Useless und führt zusammen mit ihrer Freundin ein Büchergeschäft. Was will man mehr?

Lisa Clark O'Neill: Serendipity. Geht eher in Richtung Romantic Suspense und war ganz spannend, aber ehrlich, der Held geht mal so gar nicht. Der Typ hat die ganze Zeit nichts anderes im Sinn, als die Heldin zu verwöhnen und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das hört sich ja erstmal ganz toll an, und ich bin die letzte, die in Büchern oder im wirklichen Leben auf diese Alpha-Helden abfährt, die immer die ganze Welt nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Aber Jordan, der Held aus Serendipity, erinnert mich die ganze Zeit an Smithers aus der Serie Die Simpsons.

Karen Ranney: The Witch of Clan Sinclair. Spielt in Edinburgh im frühen 19. Jahrhundert und hat mir eher so mittelgut gefallen. Die Heldin war ziemlich nervig. Sie setzt sich für Frauenrechte ein - Daumen hoch - ist aber mehr als nur ein bißchen dämlich.

Sherry Thomas: The Luckiest Lady in London. Aaah. Ich sollte mehr Sherry Thomas Bücher lesen. Sie schreibt wirklich gut. Die Heldin aus The Luckiest Lady in London mag ich wirklich, sie ist kein schüchternes Mauerblümchen, sondern eine Frau, die sich holt, was sie will. Ich war allerdings ein bißchen verdutzt wegen ihrer Dauergeilheit. Na ja, die einen mögen's so, die anderen so! Der Held ist da schon eher eine Standardausgabe und leidet am Ich-muß-wegen-meiner-schlimmen-Kindheit-ein-Arschloch-sein-Syndrom. Aber was soll's. Einem so gut geschriebenen Buch kann man fast alles verzeihen!

Sarah Wendell: Lighting the Flames. Also, das war schon mal was anderes. Es spielt im Dezember in einem Winter-Ferienkamp nur für Juden, während der Chanukka-Zeit (mußte ich auch googeln, so hab ich wenigstens was gelernt). Die Handlung des Buches selbst - zwei junge Camp-Mitarbeiter, die seit vielen Jahren befreundet sind, entdecken ihre Liebe - ist leider ungefähr so spannend, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen.

Chuck Wendig: Double Dead. Haha, das war mal so richtig abgefahren. Vampir beschützt menschliche Familie vor Zombies, damit er immer was zu Trinken hat. Super!

Sonntag, 4. Januar 2015

Sarah Morgan: Sleigh Bells in the Snow

Kayla Green ist die erfolgreichste Mitarbeiterin einer New Yorker Firma, die für andere Unternehmen...Public Relations? Unternehmensberatung? Irgendwas macht. So genau wird es nicht beschrieben. Jedenfalls möchte Jackson O'Neil, dessen Familie das kurz vor der Insolvenz stehende Snow Crystal Resort and Spa in Vermont besitzt, daß Kayla seinem Unternehmen zum Erfolg verhilft. Dazu soll sie unbedingt eine Woche im Resort verbringen. Da in New York gerade Weihnachtsstimmung herrscht und Kayla eine Weihnachtsphobie hat, kommt ihr das sehr gelegen. Das Resort ist nämlich am Arsch der Welt, und Kayla geht davon aus, daß sie dort eine Woche lang nichts als Schnee, Elche und Powerpoint-Präsentationen sehen wird. Nur hat sie da die Rechnung ohne Jackson und die restlichen O'Neils gemacht, die niemanden wieder aus ihrem Ferienort herauslassen, ohne ihm eine gründliche Weihnachts-Gehirnwäsche verpaßt zu haben.

Sarah Morgan ist auch so eine Autorin, die auf amerikanischen Websites über den grünen Klee gelobt wird. Und so dachte ich, probiers mal aus. Wenig später mußte ich so sehr mit den Augen rollen, daß mir fast schwindelig wurde.

Da wären zunächst mal Kayla und ihre Arbeitskollegen. Kayla hatte eine SCHLIMME KINDHEIT und ihre schlimmsten Erlebnisse hatte sie an Weihnachten. Seitdem will sie mit ihrer Familie nichts zu tun haben, haßt Weihnachten und vermeidet jede Art von persönlichen Beziehungen. Ok, ihre Entscheidung. Nun gehen ihr allerdings ihre Arbeitskollegen unentwegt mit irgendwelchen Weihnachtsdingen auf den nicht vorhandenen Sack: komm doch mit uns Weihnachten feiern, hast du den und den Weihnachtsfilm gesehen, wann fährst du zu deiner Familie, was machst du mit deiner Familie zu Weihnachten, hach, ist das nicht alles furchtbar bezaubernd usw. usf.

Und was macht die angeblich so durchsetzungsstarke Geschäftsfrau Kayla? Wenn ihr jetzt denkt: ganz klar - sie sagt allen, daß sie nicht religiös ist, keine Familie hat, mit Weihnachten nichts anfangen kann, und daß man sie bitte in Ruhe lassen möge...dann liegt ihr völlig falsch. Außer ein paar schwächlichen Ausreden fällt ihr zu dem Thema nämlich nichts ein.

Dann wandelt sich die Handlung ganz plötzlich in einen Horrortrip. Kayla lernt nämlich die ganze Familie O'Neil kennen. Laßt euch das mal auf der Zunge zergehen. Eine Public Relations-Expertin / Unternehmensberaterin / was auch immer soll einem in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen helfen und wird als erstes in die Küche der Unternehmerfamilie gebracht. Da drängt ihr Jacksons Mutter erst Kekse auf, dann soll sie beim Lebkuchen dekorieren helfen und anschließend mit der Familie Gulasch essen. Jacksons Oma will, daß sie beim Wolle aufwickeln hilft, und Jacksons grantiger Opa sagt so sinngemäß: "Wenn das Mädchen noch nicht mal Lebkuchen mit Zuckerguß dekorieren kann, wie soll sie uns dann bei unserer Finanzlage helfen?" Hä??

Kein Wunder, daß Kayla die Flucht ergreift. Ich finde es viel erstaunlicher, daß es gar nicht lange dauert, bis sie die ganze Familie bezaubernd und liebenswert findet, sich in Jackson verliebt und nach vollzogener Gehirnwäsche auf die Beförderung pfeift, die ihr ihr Chef anbietet.

Das ganze Buch ist eine Katastrophe. Die Charaktere sind eine Katastrophe, die Handlung ist eine Katastrophe, und meistens sind auch die Dialoge eine Katastrophe. Sarah Morgans Charaktere sprechen nämlich oft und gerne so, als hätten sie einen Sprüchekalender verschluckt.

Warum habe ich also nicht nur dieses Buch zuende gelesen, sondern auch dessen beide nicht ganz so schlimme Fortsetzungen gelesen? Hmmm...ich bin mir nicht sicher. Könnte sein, daß diese Snow Crystal Trilogie so etwas wie literarischer Glühwein ist. Der erste Becher schmeckt noch nicht so richtig, hat aber genug Umdrehungen, daß man ab einem gewissen Punkt alles lustig findet. Und danach trinkt man einfach weiter, bis man nicht mehr friert und alles spaßig ist.

Freitag, 2. Januar 2015

2014 - der Leserückblick

Dank meiner Neuerwerbung, dem Kindle, weiß ich jetzt nicht nur, daß ich 2014 wahnsinnig viel gelesen habe, sondern auch, welche Bücher das waren! Und ich muß schon sagen, es war ganz schön viel Schrott dabei. Holla die Waldfee. Ich glaube, meine Pläne, die inoffizielle Nachfolgerin von Herrn Reich-Ranicki zu werden, kann ich endgültig in die Tonne treten. Na ja, natürlich habe ich nicht an jedem schrottigen Buch Spaß gehabt, und manche habe ich gar nicht zuende gelesen. Aber vieles war eben auch nicht schrottig, und auch ein schlechtes Buch kann sehr vergnüglich sein. Kommen wir zur Sache und fangen mit Büchern von Autoren mit dem Anfangsbuchstaben A - G an:

Bailey, Tessa: Asking for Trouble
Reiche Heldin und bürgerlicher Held, der sie anfangs ständig für die Tatsache, daß sie - wie man hier im Ruhrgebiet sagt - Schotter anne Füße hat, verspottet. Kein Meisterwerk der romantischen Literatur, aber ganz spaßig.

Bailey, Tessa: Baiting the Maid of Honor
Tja, das war das Buch, das dazu geführt hat, daß ich keine weiteren Tessa Bailey-Bücher mehr lese. Der Held ist ein Psychopath. Im Epilog bringt bringt er die Sachen der Heldin aus ihrer Wohnung in seine, während sie auf der Arbeit ist, weil er findet, daß sie bei ihm wohnen sollte. Wäre dieses Buch aus Papier gewesen, hätte ich es verbrannt.

Bailey, Tessa: Officer off Limits
Das habe ich natürlich vor Baiting the Maid of Honor gelesen. Die Heldin heißt Story mit Vornamen (wtf?) und irgendwie kommt am Ende des Buchs raus, daß ihr Vater ein bißchen intrigiert hat, damit sie und der Held zusammenkommen. Wenn man bedenkt, daß der Held einer von diesen "ich vögel alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist"-Typen ist, ist das ziemlich seltsam.

Samanthe Beck: Light Her Fire
Na ja. Das Buch war ganz ok. Er ist Feuerwehrmann, sie ist Arzthelferin, sie streiten sich ein bißchen darüber, wo sie wohnen sollen.

Stephen Blackmoore: Broken Souls
Das ist die Fortsetzung von Dead Things und auch wieder sehr, sehr cool. Ich lese ja eher selten Fantasy, aber das hier war wirklich sehr abgefahren.

Stephen Blackmoore: City of the Lost
Spielt in der gleichen Welt wie Broken Souls und Dead Things, aber mit einem anderen Nicht-Helden. Joe Sunday ist ein Verbrecher, der wirklich eklige Dinge tut und zu einem Zwischending aus Superheld und Zombie wird. Sehr, sehr krass, und ich hoffe, daß Stephen Blackmoore davon auch mal eine Fortsetzung schreibt.

Sharon Bolton: Now You See Me
Englischer Krimi mit einer Heldin, die eine sehr finstere Vergangenheit hat. Es war ganz spannend, aber ich fand Lacey einfach unsympathisch. Über eine durch einen Unfall verunstaltete Frau denkt sie beispielsweise: "My life wasn't much to write home about, but it would be a whole lot worse if I looked like she did."

Patricia Briggs: Silver Borne
Das 5. Mercy Thompson Buch. Wie immer spannend und gut geschrieben.

Buchwitz & Stanze: Arschbacken zusammenkneifen, Prinzessin
Noch ein Buch mit einer unsympathischen Heldin. Diese hier arbeitet im Callcenter einer Bank und verbringt ne Menge Zeit damit, zu saufen, zu rauchen und ihrer Familie aus dem Weg zu gehen. Aber das Happy End ist bezaubernd.

Monica Burns: Assasin's Honor
Das Buch konnte ich einfach nicht zuende lesen. Ich kam aber immerhin bis Seite 161, bevor mir die Heldin zu sehr auf den Keks ging. Diese Idiotin wird zu ihrem Schutz, aber gegen ihren Willen, vom Helden mit zum streng geheimen Geheim-Hauptquartier von dessen streng geheimer Geheimorganisation genommen, wo sie sich dann fortwährend für ihre Anwesenheit entschuldigt.

Grace Burrowes: Gareth
Ein Regency-Roman mit einem verdammt abgefahrenen Plot. Die Heldin hat von einer (angeblich wohlmeinenden) Verwandten ein Bordell geerbt, aber nur unter der Bedingung, daß sie da auch arbeitet. Der Held soll laut Testament als eine Kreuzung aus Aushilfsstecher und Unternehmensberater für Rotlichtbetriebe fungieren. Völlig bescheuerte Handlung und dämliche Hauptfiguren, aber sehr spannend und rührend geschrieben. An manchen Stellen habe ich Rotz und Wasser geheult.

Grace Burrowes: The Laird
Nie mehr Grace Burrowes.

Grace Burrowes: The Traitor
Wer dieses Buch kennt, weiß, wie sehr einem passiv-aggressive Verhaltensweisen selbst bei Romanfiguren auf den Keks gehen können. Aber auch wieder sehr, sehr rührend.

Isobel Carr: Ripe for Scandal
Der Held ist der beste Kumpel vom Bruder der Heldin. Und wer solche Freunde hat, braucht echt keine Feinde mehr. Wobei man jetzt aber auch sagen muß, daß der Held nicht gerade die hellste Kerze im Kronleuchter ist.

Isobel Carr: Ripe for Seduction
Jerry Springer Show goes Georgianisches Zeitalter in England. Der Held ist ein Fummler, der seine Finger nicht bei sich behalten kann, aber am Ende des Buchs lieben sich alle und die Schwester des Helden heiratet den Vater der Heldin. Take that, Jerry Springer.

Jane Casey: The Kill
Der neueste Maeve Kerrigan-Krimi. Wie immer sehr spannend, aber für meinen Geschmack zu sehr auf die Beziehung zwischen Maeve und Josh Derwent, ihrem Vorgesetzten, fixiert. Also, Derwent ist schon ein sehr interessanter Charakter, weil er eben nicht nur ein Arschloch ist. Aber es war diesmal ein bißchen zuviel des Guten.

Jane Casey: Left for Dead
Eine Maeve Kerrigan-Kurzgeschichte. War ganz unterhaltsam.

Jane Casey: The Stranger You Know
Der 4. Maeve Kerrigan-Krimi, also Vorgänger von The Kill. Wie immer superspanned, aber auch schon sehr Derwent-lastig.

Pamela Clare:Striking Distance
Typischer amerikanischer Romantic Suspense mit heldenhaftem Helden und wunderschöner Heldin. Aber gut geschrieben, und weitestgehend ohne dieses "oh, ich kann NIENIENIE eine Beziehung haben, weil meine Mama meinen Papa betrogen hat"-Gequengel. Daumen hoch! (Daß der Held sich untenrum rasiert, hätte ich allerdings nicht unbedingt wissen müssen).

Lisa Clark O'Neill
Die perfekte Mischung aus Liebesroman und Krimi, mit liebenswerten Protagonisten und Nebenfiguren, jedoch ohne Überzuckerung und Zahnschmerzgefahr. Hat mir sehr gut gefallen!

Victoria Dahl:Lead Me On
Boah, was habe ich diese Romanheldin gehaßt. Der Held ist einer der nettesten Romanhelden, über die ich je gelesen habe, und er hat einen supercoolen Beruf. Aber die Heldin ist eine zickige, oberflächliche blöde Kuh, der ich nichts als Fußpilz und Zahnfäule wünsche.

Tami Dane: Blood of Eden
Mittelprächtiger Paranormal. Kann man lesen, muß man aber nicht.

Tessa Dare: Romancing the Duke
Oh, dieses Buch habe ich geliebt! Es hat eine goldige Heldin mit Herz und Verstand und einen Helden, der die allerbesten Sprüche drauf hat. Wobei ich allerdings immer noch nicht verstehe, warum ein englischer Herzog Lösegeld mit Vornamen heißt. Trotzdem, ein großartiges Buch.

Richard Dübell: Allerheiligen
Ein Krimi, der in Landshut spielt. Ganz spanned geschrieben und hat mich gut unterhalten.

Richard Dübell: Himmelfahrt
Die Fortsetzung von Allerheiligen. Auch kein schlechtes Buch, allerdings ist die Angebetete des Protagonisten nervend zickig. Sowas braucht echt keiner in seinem Leben.

Rita Falk: Dampfnudel-Blues.
Ein bayrischer Krimi, in dem sehr viel gegessen wird. Sehr witzig.

Rita Falk: Grießnockerl-Affäre
Genau: auch wieder ein bayrischer Krimi, in dem sehr viel gegessen wird. Rita Falks Krimiheld, Franz Eberhofer, ist ein ziemliches Arschloch. Aber die Bücher sind einfach lustig.

Rita Falk: Sauerkrautkoma
siehe Oben...

Rita Falk: Schweinskopf Al Dente
Ihr wißt schon...

Rita Falk: Winterkartoffelknödel
Den Film zum Buch habe ich im Kino gesehen, ohne das Buch bzw. die Buchreihe vorher zu kennen. Ich hätt mich vor Lachen wegschmeißen können. Danach habe ich mir dann das Buch bestellt. Joa. Lustige Buchreihe.

Leighton Gage: Every Bitter Thing
Der vierte Mario Silva Krimi von Leighton Gage. Die Mario Silva-Bücher spielen in Brasilien und sind zwar nicht humorfrei, aber wegen der krassen Gewaltbeschreibungen und den schlimmen Schicksalen der meisten Haupt- und Nebenfiguren das Gegenteil von lustig. Dafür aber wahnsinnig spannend und auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

Elizabeth George: Auf Ehre und Gewissen (Originaltitel: Well-Schooled in Murder)
Ein Inspektor Linley-Krimi aus 1990. War recht spannend und spielte größtenteils in einem Internat. Eine Kreuzung aus Hanni und Nanni und einem Horrorfilm. Wobei ich mich daran erinnere, daß ich als Kind einige Stellen aus Hanni und Nanni auch sehr bizarr fand. Zum Beispiel, wie sie für ältere Mitschülerinnen Feuer machen und Schuhe putzen mußten. Oder bilde ich mir das nur ein??

Samstag, 19. Juli 2014

Das goldene Arschloch am Band

Ich will wirklich keine negative Stimmung verbreiten. Ich möchte auch nicht den Eindruck vermitteln, ich hätte bisher in diesem Jahr nur grauenhafte Bücher gelesen. Das stimmt überhaupt nicht! Ich habe ein paar ganz wundervolle Bücher gelesen. Aber eben auch einige, deren Protagonisten (ich sage bewußt nicht "Helden") so dumm, widerwärtig oder einfach nur unsympathisch sind, daß ich ihnen hiermit feierlich einen Orden verleihe: Das Goldene Arschloch am Band.

Platz 3: Shane Griffin aus Turn Up the Heat von Kimberly Kincaid. Eigentlich ein ganz netter Typ. Er arbeitet als Kfz-Mechaniker in einer Kleinstadt im Norden der USA, die hauptsächlich von Wintersport-Touristen lebt. Seine Partnerin Bellamy Blake lernt er kennen, als sie für ein verlängertes Wochende in den Ort kommt und eine Autopanne hat. Außer, daß er alle möglichen abfälligen Bemerkungen über verwöhnte Frauen aus der Großstadt macht, ist er nicht so übel. Er ist allerdings fest davon überzeugt, daß seine und Bellamys Beziehung zwangsläufig enden muß, wenn sie nach Hause fährt. Nicht wegen der Entfernung; offenbar trennt Shanes Kleinstadt und Bellamys Heimatstadt Philadelphia nur eine Autofahrt von ca. 2 Stunden. Nein, der gute Shane besteht darauf, nienienienie wieder auch nur in die Nähe von Philadelphia zu kommen. Und zwar nur deswegen, weil sein Vater da lebt und er Zoff mit ihm hat. Und so einen Vollidioten soll ich als romantischen Helden bewundern??

Platz 2: Hier haben wir eine weibliche Preisträgerin. Sie heißt Jane Morgan und ist die Protagonistin aus Lead Me On von Victoria Dahl. Jane hat, das muß man ihr zugestehen, eine schlimme Kindheit gehabt. Sie wurde nämlich von ihrer Mutter Dynasty Alexis genannt (hihi, dreimal dürfen wir raten, welche 80er Jahre-Fernsehserie Janes Mama besonders mochte), und hat sich dann selbst später umbenannt. Jane möchte unbedingt respektabel sein, das bedeutet für sie: nur mit Leuten zu tun haben, die studiert haben, Anzüge oder Kostüme tragen und als Anwalt, Arzt oder Architekt arbeiten. Sie verleugnet grundsätzlich alles, was mit ihrer Familie oder ihrer Kindheit zu tun hat. William Chase, der Held des Buches, ist dagegen ein richtiger Goldschatz und hat einen supercoolen Job. Er ist nämlich ein Sprengstoffexperte - also er sprengt beispielsweise für Bauprojekte Felswände in die Luft. Jane will erst nichts mit ihm zu tun haben, weil sie denkt, daß er ein Arbeiter ist. Dann erfährt sie, daß er selbstständig ist und ein paar Angestellte hat. Nun will sie mit ihm nichts zu tun haben, weil er nicht studiert hat. Es stellt sich heraus, daß er das eben doch hat. Zuletzt will sie mit ihm nicht gesehen werden, weil er keine Anzüge, sondern Jeans und Flanellhemden trägt...tja, es hätte das Buch viel kürzer gemacht, aber ich hätte mir wirklich gewünscht, daß Jane von einem LKW überfahren oder von einem umherfliegenden Felsbrocken getroffen und unangespitzt in den Boden gerammt wird.

Platz 1: Reed Lawson, der männliche Protagonist (und wirklich definitiv kein Held) aus Baiting the Maid of Honor von Tessa Bailey. Reed ist eigentlich so etwas wie ein extrem übellauniger Vibrator auf zwei Beinen. Heldin ist verärgert? Komm, wir haben Sex. Heldin ist traurig? Komm, wir haben Sex. Heldin ist noch viel trauriger? Okay, dann wird sie beim Sex auch noch an den Haaren gezogen und geschlagen. Das Buch hätte ich natürlich nicht gekauft, wenn ich das vorher gewußt hätte. Ich finde sowas total widerlich. Aber gut, Julie Piper, die weibliche Protagonistin, fährt drauf ab. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Die Krönung des Buches kommt aber im Epilog, als die beiden schon ein Paar sind. Da wartet Reed, bis Julie auf der Arbeit ist, und bringt alle ihre Sachen aus ihrer Wohnung in seine Wohnung. Weil er findet, daß sie zusammenleben sollten. Es kommt aber noch besser. Nachdem Julie mitgekriegt hat, daß sie jetzt bei Reed wohnt, läßt er sie auch noch wissen, daß er sie heiraten wird. Ihren Vater hat er nämlich schon gefragt, und der war einverstanden. Echt, mir rollen sich die Zehennägel auf. Wenn dieser Typ ein lebendiger Mensch wäre, würde ich ihm wünschen, langsam und qualvoll an Syphilis zu sterben.

Samstag, 7. Juni 2014

Deirdre Martin: Power Play

Eric Mitchell ist der neue Starspieler einer (vermutlich, ich hab's nicht gegoogelt) fiktiven Eishockey-Mannschaft namens New York Blades. Leider spielt er jedoch ziemlich schlecht und hat einen schweren Stand bei seinen Mannschaftskollegen.
Monica Geary hat eine Hauptrolle in einer Seifenoper namens The Wild and the Free. Sie hadert mit mehreren Problemen: mit ihrem Anspruch an sich selbst als Künstlerin, denn sie denkt ständig, daß sie eigentlich Theater spielen sollte, aber auch mit der Tatsache, daß die Serie einen neuen Produzenten hat, der ihre silikonbrüstige neue Kollegin bevorzugt.
Da liegt es nahe, daß Monica und Eric eine heiße Affäre vortäuschen, um positive Presse zu generieren. Was anfangs aus ein paar gemeinsamen Restaurantbesuchen und einer Spendengala besteht, wird zu echter Freundschaft und Liebe. Allerdings nur, bis Eric einen Riesenfehler begeht und Monica von einer Katastrophe nach der anderen heimgesucht wird...

Also eins muß ich sagen: ich hatte einen Riesenspaß mit dem Buch, obwohl weder Eric noch Monica besonders sympathisch sind. Sie sind nämlich beide ziemlich egoistisch und teilweise auch eingebildet.

Erics erste Szene mit seinen Mannschaftskollegen - und die ist schon auf Seite 5 - geht beispielsweise so:

"Yo, the savior of the Blades has arrived."
Brimming with self-confidence, Eric Mitchell scanned the locker room, waiting for his new teammates to respond to his announcement. Instead, he was greeted by scowls, glares, and the unmistakable look of resentment. What the hell was wrong with these guys?

Also, der Typ wollte seinen Kollegen offensichtlich nicht nur einen Spruch drücken, der hat das ernst gemeint! Kraß, oder? Nach der Szene mußte ich bei Eric ständig an Kevin Kline in seiner Rolle als Otto in Ein Fisch namens Wanda denken, wie er voller Begeisterung an seinem eigenen Schweiß schnuppert.

Jedenfalls hat Eric wenig später einen winzigen Gastauftritt in Monicas Seifenoper. Das fördert seine Beliebtheit bei den Blades ungemein, weil die alle große Fans der Serie sind. Natürlich erzählt er keinem, daß er sich bei den Aufnahmen total blamiert hat und sein Versuch, Monica anzumachen, auch nicht ganz so gelungen war. Was bei seinen Sprüchen aber auch kein Wunder ist:

"You and I have something in common," Eric murmured. 
"What's that?" Monica asked, trying desperately to see past him to the clock on the studio wall. Three more minutes. She only had to endure three more minutes of small talk with the jock who thought he could act. Anything was doable for three minutes.
"We're both sexy," he whispered through hooded eyes. "You were voted 'One of the Sexiest Women in Daytime', and I was voted one of People magazine's 'Top Fifty Bachelors'."

Der Typ spricht also mit seinen Augen (erstaunlich) und er labert ziemlichen Quark. Aber nicht, daß ihr jetzt denkt, daß man das ganze Buch mit einem eingebildeten Widerling und einer arroganten Tussi als Protagonisten verbringt. Monica und Eric haben beide auch ihre sympathischen Seiten. Diese treten zutage, als die beiden mehr Zeit miteinander verbringen.

Monica braucht einige Zeit und einen derben Schock, um einzusehen, daß ihre Rolle bei der Seifenoper eigentlich ein Traumjob ist. Hach. Meine Mutter und ich haben früher immer so gerne The Guiding Light geguckt (lief in Deutschland als "Die Springfield Story"). Und dann die mexikanischen Telenovelas. Die sind so herrlich überspannt und übertrieben dramatisch. Ich wünschte, davon würden einige bei uns im Fernsehen laufen, anstatt diesem gehirnzellentötenden Schwachsinn wie "Berlin bei Tag und Nacht". Na was soll's. Ich hab sowieso nicht soviel Zeit zum Fernsehen.

Erics sportliche Leistungen sind eher mittelmäßig, aber er ist fest davon überzeugt, daß ihm Monicas Anwesenheit bei seinen Spielen - oder wenigstens die eines Abbildes von ihr - Glück bringt. Da der Ärmste aber öfters das Bedürfnis hat,sich vor seinen Kollegen aufzuplustern, dauert es nur bis etwa zur Hälfte des Buches, bis Monica mit ihm Schluß macht, weil sie gehört hat, wie er etwas absolut unverzeihliches sagt.

Der Rest des Buches beschäftigt sich damit, wie die beiden ihre jeweiligen Probleme bekämpfen und nach einigem Hin und Her wieder zueinander finden. Das ist spannend und unterhaltsam, und es gibt eine Menge gut beschriebener, netter und weniger netter Nebenfiguren. Als spaßigen Zeitvertreib kann ich Power Play wirklich empfehlen, aber wer liebenswerte Hauptfiguren sucht, die er ins Herz schließen kann, der sollte sich lieber ein anderes Buch suchen.

Samstag, 15. Dezember 2012

Cherry Adair: Out of Sight

Das ist es. Das Kamelbuch. Also - das!! Kamelbuch. Und ich sag euch noch was: im Vergleich zu den anderen völlig absurden Handlungen in dem Buch ruft die Sache mit dem Kamel wirklich nur mildes Erstaunen hervor.

A. J. Cooper (das ist die Heldin des Buchs) und Kane Wright sind Agenten einer streng geheimen Geheimorganisation namens T-FLAC, neben denen die Navy SEALS wie leicht verhätschelte Kindergartenkinder aussehen. A. J. ist zwar relativ neu in der Geheimorganisation, aber ein As als Scharfschützin, sozusagen der Robin Hood der modernen Waffentechnik. Deswegen ist sie mit ihrem Chef Kane und ein paar anderen in Ägypten, um einem mutmaßlich islamischen Terroristen namens Raazaq, der die Weltherrschaft an sich reißen will,  zu einem vorzeitigen Date mit den 70 Jungfrauen zu verhelfen, die nach allem, was man so hört, den Heiligen Kriegern im Jenseits das Leben versüßen. Blöderweise versagt A. J. und trifft alles mögliche, nur nicht den Schurken. Andererseits wäre das Buch auf Seite 5 zuende gewesen, wenn sie ihn getroffen haette, und das wäre auch jammerschade. Nun tritt Plan B in Kraft. Um näher an Razaaq heranzukommen, treten Kane und A. J. als Fotograf und Model auf. Da A. J. wunder-wunderschön ist rechnen sie damit, daß Razaaq gar nicht anders kann, als sich an sie heranzumachen. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, wenn einer der Top-Agenten sich als Kellner, Schuhputzer oder Bakklava-Lieferant getarnt hätte, aber nun gut; niemand liest ein Cherry Adair-Buch wegen der logischen und nachvollziehbaren Handlung. A. J. trifft sich mit Razaaq und will ihn gerade vergiften, als Kane sie zurückpfeift. In einer Abfolge von vollkommen absurden, unlogischen und zweifellos in einem durch illegale Substanzen verursachten Rausch ersonnenen Handlungen verfolgen A. J. und Kane Razaaq durch die Wüste und retten am Ende die Welt vor einer Katastrophe, während sie gleichzeitig wie Karnickel rammeln, denen man Viagra unter die Möhren gemischt hat.

An Out of Sight ist einfach alles unwahrscheinlich, unmöglich und einfach nur unsinnig. Eigentlich wäre "Unsinn in der Wüste" auch ein viel besserer Titel für das Buch gewesen, aber dann hätte es währscheinlich keiner gekauft. Da ist zum einen A. J., die sich von einer nervösen Nachwuchs-Agentin in Xenia die Kriegerprinzessin verwandelt, und zwar innerhalb von einem Tag. Sie  schießt, sie prügelt sich, sie kennt die Landkarte von Ägypten auswendig und ist generell eine fleischgewordene Wikipedia-App. Kane ist da schon eher der Standard-Romantic Suspense-Held, toll aussehend, Muskeln wie aus Stahl, will in wirklich jeder Lebenslage Sex, gähn. Na ja, und dann die Handlung. Hier wurde Qualität großgeschrieben. Hier sind nicht nur die größeren und offensichtlichen Handlungsstränge absurd, oh nein. Frau Adair hat mit der allergrößten Sorgfalt darauf geachtet, das jedes noch so kleine Deteil absolut keinen Sinn hat. Ein Beispiel: Der Bösewicht Razaaq hat in einem größeren Umkreis um seine Wirkungsstätte herum alle Elektrogeräte sowie die Stromversorgung lahmgelegt. Kane und A. J. können auch genau feststellen, zu welcher Uhrzeit das geschehen ist - indem sie nachschauen, wann ihre Digitaluhren stehengeblieben sind...

Kane und A. J. bleiben während eines Sandsturms mit ihrem Auto in der Wüste liegen, vertreiben sich die Zeit mit stundenlangem Sex, schlafen ein wenig und stapfen dann meilenweit bei sengender Hitze durch den Sand, um schließlich in einer Oase bei einer Nomadenfamilie Zuflucht zu suchen. Und dann das:

"AJ slumped against Kane, yanking her bandanna down and scraping one hand across her dirty face to push her sand-encrusted hair back and out of her way. She looked gorgeous."

Klar doch. Am nächsten Morgen kommt A. J. frisch und sauber aus dem Nomadenzelt und...

"She still wore khaki pants, but she'd dusted off her cotton shirt and knotted it loosely at the waist, exposing a smile of tanned tummy."

Für eine wandelnde Wikipedia-App ist das ein ziemlich gewagter Auftritt an einem Ort, wo die aktuelle Damenmode eher in Richtung Bettlaken mit Sehschlitz tendiert.

Gegen Ende des Buches müssen A. J. und Kane die Welt und natürlich die wichtigsten Regierungsoberhäupter vor Razaaqs tödlichen Absichten retten. Wollt ihr wissen, wer die wichtigsten Regierungsoberhäupter der Welt sind? Also, Cherry Adair zufolge sind das: der Präsident der USA, der Premierminister von England, die Königin von England, ein saudi-arabischer Fürst und Königin Sofia von Spanien.

Alles in allem fand ich Out of Sight ganz lustig. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen das Gefühl, daß ich es noch viel, viel lustiger finden würde, wenn ich sturzbetrunken wäre. Aber ich kann mir ja nicht eine Woche lang jeden Abend beim Lesen die Kante geben. Ist ungesund und würde sich negativ auf meine Arbeit auswirken...man muß jedenfalls, wenn man dieses Buch lesen möchte, das logische Denken abschalten. Weg damit, Logik brauchen wir nicht. Und man muß Absurditäten mögen. Vielleicht mal als Vorbereitung Die Ritter der Kokosnuß anschauen, das könnte zur Einstimmung beitragen.

Ach ja: die Sache mit dem Kamel. Das wird sehr detailliert beschrieben (Seite 215 bis 221 im Mass Market Paperback, für diejenigen, die keinen Bock haben, sich das ganze Buch anzutun). Besonders sexy fand ich diese Szene nicht, aber Daumen hoch für die Tatsache, daß unsere wackeren Helden es nicht nur auf dem Kamel treiben, sondern A. J. sich in Vorbereitung des Aktes auch komplett auszieht und ihre Haare löst, damit sie locker hinter ihr her wehen. Was ich nicht weiß, ist, ob dieses Kamel eins von den Viechern mit einem oder mit zwei Höckern ist. Eins davon ist kein Kamel, sondern ein Dromedar, aber ich kann mir nie merken, welches wie viele Höcker hat.


Sonntag, 2. Dezember 2012

Julie James: About That Night

Rylann Pierce ist eine junge Staatsanwältin, die einen verurteilten und gerade erst aus dem Gefängnis entlassenen Kriminellen im Zusammenhang mit einem anderen Fall verhören muß. Wie sich herausstellt, ist Kyle Rhodes genau der junge Mann, in den sie sich vor Jahren Hals über Kopf verliebt hatte. Rylann und Kyle würden gerne da weitermachen, wo sie vor einigen Jahren aufgehört hatten, doch Rylann hat Gewissensbisse: darf sie als Staatsanwältin mit einem verurteilten Verbrecher zusammensein, auch wenn sein Vergehen eher lustig als gefährlich war?

Ich kann's kaum fassen, wie lahmarschig ich beim Bloggen geworden bin! Ich entsinne mich, daß ich dieses Buch gelesen habe, als ich so fürchterlich krank war, daß ich sogar zum Arzt gehen und mich krankschreiben lassen mußte (nachdem meine Kollegen auf der Arbeit zu mir gesagt hatten: "Du siehst scheiße aus. Fahr nach Hause und leg dich ins Bett."). Das war im Mai!

Nun, Rylann und Kyle sind, wie fast immer in Julie James' Büchern, Charaktere, die es im wirklichen Leben nicht gibt und auch niemals geben wird. Sie sind jung, unfaßbar gutaussehend, reich (besonders Kyle, der der Sohn eines Milliardärs ist und als begnadeter Hacker auch durchaus in der Lage ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren), intelligent, humorvoll und liebenswert.

Kyle war im Gefängnis, weil er sich über etwas geärgert hatte, was seine Ex-Freundin auf Twitter gepostet hatte - nämlich ein kompromittierendes Foto von sich und einem anderen Typen  - und weil er daraufhin mit Hilfe seiner genialen Hackerfähigkeiten in sturzbetrunkenen Zustand Twitter sabotiert hatte. Kein großer Verlust, wenn man mich fragt - und in meiner Welt hätte man dem guten Kyle für diese Aktion wahrscheinlich ein Bier spendiert, ihm anerkennend auf die Schulter geklopft und ihn gefragt, ober er vielleicht mal alle Spam-mails des Universums an deren Absender zurückschicken kann. Daß alle, die an einem Dienst wie Twitter Geld verdienen, diese Aktion jetzt nicht ganz so lustig finden würden, ist auch klar - aber ich glaube nicht, daß man fürs Twitter-lahmlegen tatsächlich in den Knast kommt (außer vielleicht, wenn man das jede Woche macht).

Aber ich habe Rylanns Bedenken, mit Kyle zusammen zu sein, eben nicht so ganz verstanden. Daß sie mit ihm keine private Beziehung haben kann, während sie ihn als Zeugen für ihren Fall braucht, ist völlig klar, aber dieses Hindernis war nach etwa der Hälfte des Buches verschwunden und von da an hätten die beiden eigentlich freie Bahn gehabt. Rylanns Ex taucht auch noch auf, um etwas Unruhe zu stiften, aber als Leserin hatte ich nie ernsthafte Zweifel, ob sich Rylann für Kyle oder für ihren Ex entscheiden würde.

So gesehen ist About That Night spaßig und unterhaltsam mit tollen Dialogen und sympathischen Haupt- und Nebenfiguren, wie eigentlich immer bei Julie James. Aber einen Konflikt und eine richtige Handlung gibt es nicht wirklich. Selbstverständlich werde ich das nächste Julie James-Buch aber auch wieder lesen. Es wird sicher Spaß machen, und vielleicht hat es sogar etwas mehr Handlung, wer weiß?

Übrigens: es gibt noch eine klitzekleine Kleinigkeit, die mich ein bißchen gestört hat. Immer, wenn beschrieben wurde, wie überaus gutaussehend Kyle ist, wurde er mit einer Figur aus der Fernsehserie Lost verglichen. Liebe Autoren, bitte laßt doch solche Vergleiche. Ich habe noch nie eine Folge von Lost gesehen (kam das überhaupt im deutschen Fernsehen?), und habe auch nicht vor, das nachzuholen. Nicht jeder Mensch - und wahrscheinlich noch nicht mal jeder Mensch in den USA - kennt jede Serie!

Ach, und noch etwas. Unfaßbar attraktive, sportliche, humorvolle Nerds, die so richtig viel Erfolg bei den Frauen haben, gibt's meiner Ansicht nach auch nicht. Ihr kennt doch bestimmt alle dieses Klischee von den Computerfreaks, die rund um die Uhr vorm Rechner sitzen, bleich und dünn sind, uncoole Klamotten und Frisuren tragen und sich von Cola, Schokoriegeln und Tiefkühlpizzas ernähren? Und die sich in einer Sprache unterhalten, die niemand außer ihnen auch nur ansatzweise verstehen kann? Tja. Das ist kein Klischee. Die sind wirklich so. Zumindest die, die für meinen Arbeitgeber arbeiten.


Sonntag, 2. September 2012

Cherry Adair: Hush

Acadia Gray ist eine junge Amerikanerin, die sich nach einem Lottogewinn etwas gönnen will und mit ihren besten Freundinnen die Naturwunder Venezuelas besichtigen will. Da sie einen Tag eher vor Ort ist als ihre Freundinnen, schleppt sie in einer versifften Bar einen Typen namens Zakary Stark ab und verbringt mit ihm eine heiße Nacht in einem ebenso versifften Hotelzimmer. Dummerweise endet dieses Abenteuer nicht, wie zu erwarten, mit einem pelzigen Gefühl im Mund und vielleicht einem fiesen Hautausschlag, sondern damit, daß Acadia, Zak und dessen Bruder Gideon von venezolanischen Guerillas in den Dschungel verschleppt werden. Zwar gelingt ihnen die Flucht, aber Gideon verschwindet, dauernd explodiert etwas, und Acadia und Zak müssen versuchen, ihre Dauergeilheit lange genug zu ignorieren, um herauszufinden, welcher Bösewicht warum hinter wem und was her ist.

Ich weiß gar nicht mehr, warum ich dieses Buch lesen wollte. Es war in diesem Jahr für den RITA-Award in der Kategorie Romantic Suspense nominiert, hat aber nicht gewonnen. Das liegt daran, daß das die völlig falsche Kategorie war. Wäre Hush in der Sparte "Bücher, die so doof sind, daß sie schon wieder gut sind" nominiert worden - es hätte garantiert eine Auszeichnung erhalten.

Die ersten hundert Seiten waren allerdings schlimm. Eine einzige Katastrophe aus unlogischer Handlung und strunzdummen, unsympathischen Hauptfiguren. Ich war schon beinah soweit, die Verbrecher anzufeuern, damit sie Acadia erschießen. Es ist nämlich so, daß Zak und Acadia noch nackt im Bett liegen und schlafen, als vier oder fünf schwer bewaffnete Typen in ihr ekliges Hotelzimmer kommen und sie schlagen und bedrohen. Acadia hat gleich mal nichts besseres zu tun, als die Typen blöd anzumachen. Sie ist nackt und hilflos und hat 'ne große Klappe - was soll das? Intelligent ist jedenfalls anders. Zak ist allerdings auch nicht viel besser, denn die Tatsache, daß er gerade von diesen brutalen Verbrechern mißhandelt wird, lenkt ihn nicht allzulange davon ab, daß er mit Acadia Sex haben möchte.

Und warum sind unsere "Helden" überhaupt in diesem Hotel, das der Beschreibung nach selbst den RTL-Urlaubsretter dazu bringen würde, sich zu entleiben? Zak ist ein Multimillionär (er ist sozusagen Google mit Sixpack) und Acadia hat im Lotto gewonnen. Warum gehen die also nicht in ein 5 Sterne-Hotel?

Dazu kommt, daß Zak Acadia anfangs "Barbie" nennt, weil sie blonde Haare hat. Bei sowas könnte ich kotzen. Ich bin nicht blond und war es nie (außer einmal, als ich 15 oder 16 war, für drei oder vier Wochen, und es sah sowas von sch....lecht aus), aber was. soll. das?? Ich weiß einen guten Blondinenwitz durchaus zu schätzen, aber es ist einfach nur respektlos, eine Frau wegen ihrer Haarfarbe Barbie zu nennen...und außerdem ziemlich dämlich, wenn man wie der dauergeile Zak darauf hofft, daß einen just diese Frau in nicht allzu ferner Zukunft mal wieder beglücken wird.

Nun, wie gesagt, die Handlung ist nahezu komplett unlogisch und hat den intellektuellen Gehalt einer Folge von "Familien im Brennpunkt" - aber irgendwann legte sich in meinem Kopf ein Schalter um, und ich begann, diesen haarsträubenden Schwachsinn einfach zu genießen, ohne weiter darüber nachzudenken. Acadia ist verschwitzt, blutig und stundenlang durch den heißen, furchteinflößenden Dschungel getrottet, riecht aber immer noch angenehm frisch nach Jasmin? Supidupi! Sie hat eine komplette Überlebensausrüstung einschließlich eines Zeltes in ihrer Weste verstaut? Cool, endlich mal eine Heldin die eine Kreuzung aus McGyver und Duftbäumchen ist! Zak wurde angeschossen und stirbt beinah, weil sich die Wunde entzündet. Nach was steht ihm der Sinn jedesmal, wenn er halbwegs das Bewußtsein erlangt, und natürlich auch als allererstes nach einer schweren OP nebst Nahtod-Erfahrung? Will er was zu trinken? Muß er mal? Fragt er nach Neuigkeiten von seinem verschwundenen Bruder? Nicht doch, tsktsk. Zak will als allererstes vögeln! Und anschließend möchte er dann noch mal v...na, ihr wißt schon.  Zak ist ein Kaninchen, nur nicht so flauschig. Acadia hat im wörtlichen Sinne nichts mehr zum Anziehen und geht shoppen. Was kauft sich sich als erstes? Ein sexy Kleid und High Heels! Klaro, braucht man ja ständig, wenn man gerade auf der Flucht vor Mördern ist.

Das beste allerdings ist die Auflösung der Frage, wer der böse Feind ist, der hinter Zak her ist und ihn vernichten will. Das ist ganz großes Kino. Mir haben sich wirklich die Zehennägel aufgerollt. Schwachsinn kann genial sein, und hier ist er es!

Wer ein Buch goutieren kann, das sich so liest, als hätten sich ein paar Pornodarsteller in einen Michael Dudikoff-Film verirrt, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer allerdings eine logische Handlung und liebenswerte, wie echte Menschen mit Charakter und Persönlichkeit wirkende Protagonisten erwartet, der sollte einen riesengroßen Bogen um Hush machen.

Ich selbst gucke jetzt mal im Internet nach Cherry Adairs Backlist. Es soll da ein Buch geben, in dem Held und Heldin es auf der Flucht vor ihren Verfolgern auf dem Rücken eines Kamels treiben...


Montag, 9. Juli 2012

Julie James: A Lot Like Love

Jordan Rhodes (das ist eine Frau, im Gegensatz zum berüchtigten Fat Father Jordan aus Dorothy Dunnetts House of Niccoló Reihe) besitzt eine Weinhandlung und ist die Tochter eines Milliardärs. Da sie außerdem jung, schön, beliebt und weitestgehend frei von physischen und psychischen Gebrechen ist, könnte sie eigentlich sehr glücklich sein, wäre da nicht die Tatsache, daß ihr Bruder wegen eines dummen Streiches, den er im Suff ausgeheckt hat, im Knast sitzt. Nun bekommt Jordan eine Chance: das FBI wird für die Freilassung ihres Bruders sorgen, wenn sie einen Abend lang auf einer Party vorgibt, einer der FBI-Agenten sei ihr Date, damit das Büro des Gastgebers mit einer Wanze ausgestattet werden kann. So lernt Jordan den Agenten Nick McCall kennen, den sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswürde - was aber nicht geht, denn zur Tarnung müssen die beiden länger als gedacht vorgeben, ein Paar zu sein. Und schon bald merken die beiden, daß sie doch recht gut zueinander passen...

Man kann es wirklich nicht anders sagen: Julie James schreibt sehr unterhaltsame Bücher mit sympathischen, erfrischend un-neurotischen Personen und fabelhaften Dialogen. Ob es möglich ist, daß die Tochter eines Milliardärs ganz nett, normal und überhaupt nicht arrogant ist? Keine Ahnung. Das nächste, was mich mit einem Milliardär verbindet, ist, daß ich jemanden kenne, der auf einer Party mal jemandem begegnet ist, der jemanden kennt, der auf der Hochzeitsfeier von Herrn Mittals Tochter war (für diese Feier wurde übrigens das Schloß von Versailles einige Tage lang gemietet. Man kann über diese Leute ja sagen was man will, aber sie scheinen zu wissen, wie man 'ne zünftige Party schmeißt). Wo war ich? Ach ja. Also, Julie James wird beim Schreiben des Buches in jedem Fall klar gewesen sein, daß ihre Leserschaft wohl eher spärlich ausfallen dürfte, wenn die Buchheldin eine zickige Tussi wäre, die täglich stundenlang über ihre Fingernägel nachdenkt, einen Chihuahua in ihrer Handtasche mit sich rumschleppt und dann und wann ein gruseliges Sexvideo von sich selbst veröffentlicht, um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Also ist Jordan nett und normal, zumindest was das Verhalten und Auftreten betrifft. Das Aussehen ist wieder was anderes, aber dazu kommen wir gleich.

Agent Nick McCall ist auch ein ganz netter Kerl, der seine italienische Klischee-Familie über alles liebt. An ihm als Held habe ich überhaupt nichts auszusetzen, ebensowenig wie am schleimig-fiesen Bösewicht des Buches, der sich angemessen schleimig-fies und bösartig verhält.

A Lot Like Love könnte tatsächlich ein perfektes Buch sein, wenn seine Protagonisten nicht zu perfekt wären. Das ist das einzige, was mich ein ganz klitzekleines bißchen stört: Julie James' Helden und Heldinnen sind immer so fürchterlich schön und attraktiv und selbstbewußt, daß Normalsterbliche dagegen klein und schäbig wirken. Jordan sieht beispielsweise wie Grace Kelly aus. Nun bin ich ja sehr dafür, daß Romanheldinnen über ein gesundes Selbstbewußtsein verfügen und sich nicht als dumpfbackige Fußabtreter für ihre Helden aufopfern. Aber hier wäre weniger mehr gewesen. Jordan hätte doch wenigstens mal einen Pickel bekommen oder Nick anmaulen können, weil sie ihre Tage bekommt, um natürlich anschließend ein schlechtes Gewissen zu haben. Und Nick hätte beispielsweise - ich weiß nicht, vielleicht ein paar verirrte Augenbrauenhaare über seiner Nase wegzupfen oder seinen Sixpack durch den Verzehr einer Dönertasche nebst anschließendem Knoblauchduft in Gefahr bringen können. Wer weiß, womöglich hätte er dann sogar ein bißchen gesungen: "Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner..."

Ach, egal. Ich habe großen Spaß beim Lesen von A Lot Like Love gehabt, und das ist schließlich die Hauptsache.

Freitag, 22. Juni 2012

Jo Davis: Trial by Fire

Howard Paxton ist ein Feuerwehrmann mit dem Körper eines Bodybuilders (nur nicht so ölig. Hoffe ich) und einer schlimmen Kindheit, die ihn zu einem emotional distanzierten Menschen macht. Dann aber trifft er bei einem Einsatz die Grundschullehrerin Kat McKenna, und es funkt sofort zwischen den beiden. So dauert es auch nicht lange bis zum ersten Date. Dumm nur, daß ein finsterer Bösewicht gerade jetzt sein Unwesen treibt und Häuser und Frauen in Brand setzt. So dauert es über 300 Seiten, bis Howard und Kat Hand in Hand in den Sonnenuntergang reiten können...

Ich hatte ja schon Ride the Fire von Jo Davis gelesen, und das hatte mir so gut gefallen, daß ich bei meinem nächsten Amazon-Kaufrausch Trial by Fire bestellt hatte. Das schlummerte dann längere Zeit nahezu unbeachtet in meinem SUB, bis ich eine höchst amüsante Rezension bei Heroes and Heartbreakers fand. Natürlich mußte ich das Buch danach sofort lesen. Manchmal will man einfach ein Buch, das so schlecht ist, daß es schon wieder gut ist.

Eins muß man Jo Davis lassen: soweit ich das bisher beurteilen kann, sind ihre Bücher nicht langweilig. Ich finde ihren Schreibstil wirklich nicht übel, und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Allerdings gibt es hier wieder absolut gar nichts neuartiges oder originelles (mit einer Ausnahme, aber dazu kommen wir gleich). Dann und wann braucht man so etwas, und da wird man bei Trial by Fire gut bedient.

Laßt mich an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß Feuerwehrleute im wirklichen Leben nicht so sind wie die in den Jo Davis-Büchern. Also dermaßen psychisch angeschlagen, verkorkst, traumatisiert und teilweise alkoholdurchtränkt, daß sie kaum in der Lage sind, ihre Arbeit zu tun. Wenn ich in dem Ort wohnen würde, wo diese Bücher spielen, dann würde ich vorsichtshalber in jedem Raum meines Hauses drei Feuermelder anbringen, Tag und Nacht feuerfeste Kleidung tragen und nie, wirklich niemals etwas gefährliches tun wie Grillen oder eine Duftkerze anzünden (und ich liebe Duftkerzen. Besonders die, die ihre Farbe wechseln und nach Vanille riechen).

Aber zurück zum Buch. Dieser Howard ist ein Mann, der bei mir schon vor dem ersten Date verschissen hätte. Howard ruft nämlich an einem Sonntag nachmittag bei Kat an und will sie zu einem Ausflug abholen. In einer halben Stunde. WTF? In welchem mir unbekannten Paralleluniversum gibt es denn bitte eine Frau, die nicht mehr als eine halbe Stunde braucht, um sich auf ein Date vorzubereiten? Obendrein auf ein erstes Date? Und dann kommt er auch noch mit seiner Harley an. Na da steh ich ja voll drauf. Gibt doch nichts schöneres, als sich für einen Typen die Haare zu waschen und hübsch zu frisieren und dann festzustellen, daß sie wenig später unter einen Motorradhelm gestopft werden, damit sie sich in etwas plattgedrücktes und strähniges verwandeln können.

Nun gut, Kat sieht das alles ein bißchen anders und schafft es, in 15 Minuten fertig zu sein (bravo, Kat). Howard holt sie ab, drückt ihr den Motorradhelm in die Hand und sagt, daß sie ihre Handtasche zu Hause lassen soll.

Ich wiederhole das, weil es so unfaßbar ist. SIE. SOLL. IHRE. HANDTASCHE. ZU HAUSE LASSEN!!!!!!!!!!!!



Was, hat der gute Howard ein Sachbuch mit dem Titel "Wie man sich bei Susi unbeliebt macht" gelesen? Wo soll frau denn bitte ohne Handtasche lebensnotwendige Dinge wie ein Handy, Tempotücher und einen Labello unterbringen? Außer zum Müll rausbringen verlasse ich das Haus wirklich niemals ohne Handtasche. Unsere Heldin Kat ist da aber gar nicht zimperlich, denn sie läßt tatsächlich ihre Handtasche zurück, um mit Howard auf seinem Motorrad davonzubrausen. Und mir fällt gerade ein, daß ich ganz dringend ein paar Ohrstöpsel brauchen würde, wenn ich mal auf so einer Harley mitfahren wollte. Gestern (ohne Scheiß, das ist wirklich passiert) wartete ich mit meinem Auto vor einer roten Ampel und sorgte mich, das Auto könne kaputt sein, weil es so komische laute Geräusche machte. Dann sah ich, daß hinter mir ein Harley-Fahrer war, und der Ursprung der Geräusche war mir klar.

Unsere beiden Helden machen jedenfalls einen Ausflug in einen Park, und wie das so ist, wenn man mit einem Feuerwehrmann ausgeht: sie machen ein Picknick, tauschen tiefe Gedanken aus (über Howards schlimme Kindheit), er rettet ein Kind, sie gehen spazieren, sie haben Sex im Freien. Dabei erfahren wir, daß Kat, ich muß das jetzt mal so explizit erwähnen, untenrum kahlrasiert ist. Howard findet das total toll.

Das kuriose daran ist eben nur, daß sie so etwa drei oder vier Tage später schon wieder Locken hat. Ja, dort. Ob sie wohl eine spezielle Haarwuchsdiät kennt, mir der sie ein Vermögen machen könnte, wenn sie sie nicht mehr geheimhielte?

Der Rest des Buches geht in etwa so: Bösewicht tut böse Dinge, Kat will Howard, Howard will Kat, obwohl er ja wegen seiner psychischen Probleme keine feste Beziehung will, die beiden haben Zoff, Howard rettet Kat vor dem Bösewicht, alle sind glücklich.

Trial by Fire ist wirklich kein grottenschlechtes Buch. Es ist nicht langweilig, und zum Glück ist die Heldin Kat weder TSTL, noch leidet sie am Fußabtretersyndrom. Howard ist allerdings ein bißchen dumpfbackig. Aber was soll's. Grundsätzlich ist er 'n ganz netten Kerl, und auch Honks brauchen Liebe, stimmt's?