Die Werwölfin Anna Latham und ihr neuentdeckter Gefährte Charles Cornick nehmen an einem internationalen Werwolf-Gipfeltreffen teil, bei dem es um die Frage geht, ob die Werwölfe ihre Existenz öffentlich machen sollen. Dieses Thema ist sehr umstritten, und obendrein mischen sich auch noch alle möglichen anderen übernatürlichen Lebewesen wie Vampire und Hexen ein. Alle verfolgen unterschiedliche Ziele, und Anna und Charles brauchen ihre ganze Kraft und Intelligenz, um die Veranstaltung zu überleben...
Hunting Ground ist das zweite Buch aus Patricia Briggs' Alpha und Omega-Reihe, wenn man von einer Kurzgeschichte in einer Anthologie absieht. Diese Serie hat eins der Handlungselemente, die ich in Urban Fantasy (und, na ja, auch allen anderen) Büchern eigentlich verabscheue: Anna und Charles sind nämlich vom Schicksal vorherbestimmte Gefährten. Patricia Briggs schafft es aber, das Thema so gut zu verpacken, daß ich die Bücher trotzdem lese und spannend und interessant finde.
Anna wurde vor einigen Jahren gegen ihren Willen zur Werwölfin gemacht und danach fortwährend von ihrem Rudel mißhandelt, vergewaltigt und ausgenutzt. Charles hat dieser Praxis ein Ende gemacht, da er der Sohn und die rechte Hand des Anführers aller US-amerikanischen Werwölfe ist und Annas Rudel in alle möglichen illegalen Aktivitäten verstrickt war. Mit ihrem neuen Leben als Paar müssen aber beide erst nach und nach klarkommen. Besonders Anna fällt es anfangs schwer, Charles zu vertrauen - allerdings nicht so schwer, daß es die immerhin recht Action-lastige Handlung behindern würde. (Vieles davon wurde allerdings schon im Vorgängerbuch beschrieben, aber mit Hunting Ground kann man wirklich nichts anfangen, wenn man Cry Wolf nicht gelesen hat).
Was mir an Hunting Ground wirklich gut gefallen hat ist die Beschreibung, wie Anna sich in ihre Rolle als Omega-Wölfin (die offenbar beruhigend auf ihre Gefährten wirkt) findet und an Selbstvertrauen gewinnt. Sie lernt ihre eigene Stärke und Klugheit schätzen und einzusetzen und bildet mit Charles ein gutes Team.
Die Handlung ist so spannend, daß man das Buch in einem Rutsch durchlesen kann. Charles und Anna schlägt eine Menge offene Feindschaft entgegen und immerhin taucht niemand geringeres als die Bestie von Gévaudan auf (was mich an den Film Der Pakt der Wölfe erinnert hat. Ich fand den Film ja mittelmäßig, aber wer auch immer da für die Ausstattung, die Kostüme und die Aufnahmen zuständig war - das waren Genies. Wirklich.) Einer der Werwölfe hält sich möglicherweise für König Artus, und bei mehreren Charakteren können Anna und Charles zunächst nicht feststellen, ob sie Freunde oder Feinde sind.
Zum Ende hin wird es richtig dramatisch, und Held und Heldin müssen ordentlich einstecken und sich mit bösen Feen und Trollen anlegen, bevor alles gut wird.
Für mich war Hunting Ground ein rundum unterhaltsames Leseerlebnis und es lohnt sich auf jeden Fall, die Serie weiterzuverfolgen.
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Samstag, 23. Juli 2011
Sonntag, 26. Juni 2011
Gail Carriger: Soulless
In einer dem viktorianischen London gleichenden Parallelwelt ist Miss Alexia Tabarotti so etwas wie eine höhere Tocher zweiter Klasse. Aufgrund ihres etwas exotischen Aussehens (ihr Vater war Italiener), ihres sehr selbstbewußten Auftretens und ihrer direkten Art ist der Rest ihrer Familie zu dem Schluß gekommen, daß ihr ein Dasein als alte Jungfer vorherbestimmt ist. Was ihre Familie aber nicht weiß, ist, daß Alexia seelenlos und daher eine sogenannte preternatürliche Person ist, die die übernatürlichen Kräfte von Werwölfen und Vampiren neutralisieren kann. Eines Tages ist sie gezwungen, einen Vampir zu töten, der versucht, sie trotz ihrer Kräfte anzugreifen. Es stellt sich heraus, daß neuerdings immer mehr solcher schlecht ausgebildeter Vampire auftauchen. Die Welt der Übernatürlichen ist im Aufruhr, und Alexia will der Sache zusammen mit dem attraktiven Alpha-Werwolf Lord Connall Maccon und dessen Mitarbeiter Professor Lyall auf den Grund gehen.
Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.
Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).
Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.
Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.
Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.
Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.
Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).
Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.
Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.
Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.
Sonntag, 12. Juni 2011
Neulich bei der RWA-Tagung
Da stand sie nun. Es war Susis erste Liebesroman-Tagung, und sie fühlte sich ein wenig verloren. Es war alles so aufregend! Mit feuchten Händen ihr Programmheft umklammernd, betrat sie den Tagungsraum und setzte sich auf den ersten besten Stuhl.
Auf dem Podium selbst hatte sich indessen alles versammelt, was in der amerikanischen Verlagswelt Rang und Namen hatte; immerhin ging es bei dem folgenden Vortrag um nichts geringeres als die Zukunft des paranormalen Liebesromans.
Nach einem kurzen Test der Mikrofone und einigem Herumdrehen an den Knöpfen des Beamers ging es auch schon los. Eine Frau, die ihrem Namensschild nach eine wichtige Mitarbeiterin des Avon Verlags namens Ms. Finch war, erhob sich und begann: "Schon lange hören wir, daß Leserinnen Vampire und Werwölfe satt haben…". Dabei zeigte sie auf die riesige Leinwand, die sich hinter ihr befand, und auf der ein bleicher Mann mit Reißzähnen sowie ein etwas struppiges grau-braunes Wesen zu sehen waren.
"Ha! Das stimmt nicht! Vampire gehen immer, sie müssen nur in der Sonne glitzern!" warf eine Frau ein, die aufgeregt auf einem Stuhl in der ersten Reihe herumzappelte.
"Boah ey, Steffi! Krieg dich wider ein!"
"Glitzernde Vampire sind Weicheier!"
"Mein Jean-Claude tritt glitzernde Vampire in den Arsch und verspeist sie zum Frühstück!"
"Mein Wrath nimmt glitzernde Vampire in den Arm und hat sie ganz doll lieb!"
Die Frau namens Steffi verzog ihr Gesicht als wolle sie gleich anfangen zu weinen. Was war denn falsch an wunder-wunderschönen glitzernden Vampiren?
"Wenn ich jetzt fortfahren dürfte…?" Ms. Finch runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn ihre Vorträge unterbrochen wurden. "Also haben wir, die Liebesroman-Verlage zusammen mit der RWA, nach neuen Möglichkeiten gesucht, um unser Publikum zu begeistern. Und ich darf Ihnen heute mit Stolz mitteilen, daß unsere Suche mehr als erfolgreich war! Aber sehen Sie selbst…"
Auf der Leinwand erschienen nun einige grasende Kühe. "Unsere Marktforschung hat ergeben, daß die Nachfrage nach Gestaltwandlern aller Art nach wie vor stark ist, doch wir sollten unseren Horizont in dieser Hinsicht erweitern. Und so präsentiere ich Ihnen…das Wer-Rind!"
Ms. Finch lächelte, nickte, und hob an, sich für den Applaus zu bedanken – der jedoch leider ausblieb.
"Ich esse Kühe", rief eine noch junge Autorin aus, die unweit von Susi ganz am hinteren Rand des Raumes saß.
"Die Leserinnen und Leser werden begeistert sein! Wer-Rinder sind Vegetarier, und so können wir eine ganz neue Zielgruppe erobern, nämlich die, äh, Vegetarier!"
"Bullshit!"
Man konnte nicht erkennen, von wem dieser Zwischenruf kam, aber einige Autorinnen, die durch ihre riesigen Cowboyhüte unschwer als Texanerinnen zu identifizieren waren, nickten zustimmend und rieben sich die Bäuche. "So'n lecker blutiges Steak wär jetzt nicht verkehrt!" "Wann gibt's hier denn mal was auf die Gabel?"
Ms. Finch rollte entnervt mit den Augen und wünschte sich, sie hätte ein kleines Holzhämmerchen wie Richterin Salesch. Damit könnte sie Ruhe in den Saal bringen und notfalls mit einem gezielten Wurf die schlimmsten Störer k.o. schlagen. Doch da sie eben kein Hämmerchen hatte und die wie immer sehr undisziplinierten Liebesroman-Autorinnen einfach weiterdisktierten – mittlerweile war man dazu übergegangen, Rezepte für Rinderrouladen auszutauschen – blieb ihr keine andere Möglichkeit. "FREIBIER FÜR ALLE!!!" brüllte sie ins Mikrofon.
Sofort senkte sich Totenstille über den Raum, denn alle blickten erwartungsvoll zur Tür, durch die sicherlich gleich einige Bierfässer gerollt würden.
"Ne, war nur Spaß", grinste Ms. Finch. "Also, offensichtlich ist die Zeit vor allem bei den konservativeren Mitgliedern unserer Community noch nicht reif für Wer-Rinder. Aber wir haben natürlich nicht nur einen großartigen Vorschlag für neue Romanfiguren vorbereitet, meine Damen!"
Ein Klick auf die Fernbedienung des Beamers, und das Foto der grasenden Kühe wurde durch ein wesentlich furchteinflößenderes Bild von riesigen Dinosauriern mit bizarr geformten Hörnern ersetzt. Im Hintergrund waren einige feuerspeiende Vulkane zu sehen.
"Geilomat!" schrie eine Autorin. "Wer-Vulkane! Ich darf sie zuerst benutzen!"
"Laurell, Schätzelein", sagte die Vertreterin des Penguin-Verlages, die bisher geschwiegen hatte, "du hast doch nicht wieder vergessen, deine Tabletten zu nehmen? Und denk dran, was ich dir gesagt habe: wenn Anita Blake mehr als 365 Lover hat, werden die Leserinnen anfangen, die Serie für unrealistisch zu halten!"
"Och Menno!" Die als Laurell angesprochene Autorin schmollte.
Ms. Finch lächelte indessen stolz. "Richten Sie doch bitte Ihre Blicke auf die gewaltigen Tiere im Vordergrund. Wer-Dinosaurier! Welche Frau hätte noch nicht davon geträumt, von einer gewaltig großen, gefräßigen Urzeit-Echse entführt zu werden? Wer von Ihnen, meine Lieben, hatte noch nie die Fantasie, sich von schwer verdaulichen, haushohen Schachtelhalmen zu ernähren und ihrem graugeschuppten Liebhaber jede Woche ein Ei von der Größe eines Dackels zu legen? Wer wollte noch nie dem Erdöl beim Entstehen zuschauen?"
Betretenes Schweigen war offensichtlich nicht die Reaktion, mit der Ms. Finch gerechnet hatte, doch mit Ausnahme einer Texanerin, die beim Wort "Erdöl" beglückt strahlte, schauten alle peinlich berührt zu Boden.
"Äh, okay, aber das war noch nicht alles…"
Man merkte deutlich, daß Ms. Finch langsam nervös wurde. Hektisch wühlte sie in ihrer Handtasche, die sie auf dem Tisch neben dem Beamer abgestellt hatte, bis sie schließlich einige Magentabletten zu Tage förderte. Diese steckte sie sich in den Mund und schluckte sie unzerkaut herunter, bevor sie wieder die Fernbedienung des Beamers betätigte.
Auf der Leinwand war nun eine Unterwasserlandschaft zu sehen. Bunte Fische verschiedener Größen tummelten sich zwischen Korallen und Seeanemonen, während Meerestiere wie Seesterne und Seeigel auf dem felsigen Untergrund zu sehen waren.
"Boah, hübsch! Den Bildschirmschoner hab ich auch!" entfuhr es Susi.
Ms. Finch blickte gezwungen lächelnd in die Runde. "Wir haben schon lange keine richtig gut verkäufliche Geschichte über Atlantis gehabt…"
Niemand nutzte Ms. Finchs Kunstpause für einen Zwischenruf. Offensichtlich waren auch Fische und Meeresfrüchte nicht ohne weiteres in der Lage, die Phantasie von Liebesroman-Autorinnen anzuregen. So mußte sie wohl oder übel und ohne weitere Ermunterung durch ihr Publikum fortfahren.
"Nun stellen Sie sich die Möglichkeiten vor, meine Damen! Denken Sie an einen Quastenflosser-Gestaltwandler, der seinem nassen, kalten, dunklen Reich entsteigt, um aus Rache die Tochter jenes Ölmagnaten zu verführen, der in seiner Untersee-Lustgrotte nach Öl bohrte und das Zuhause des Quastenflossers zerstörte!"
Endlich! Einige Harlequin Blaze-Autorinnen spitzten deutlich interessiert die Ohren und machten sich Notizen. Auch die durch ihre schwarzen Lackleder-Stiefel und Stachelhalsbänder unschwer als Elloras Cave-Autorinnen erkennbaren Frauen wurden unruhig und rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
"Untersee-Lustgrotte! Geil. Das wird 'ne tolle Gay Romance!"
"Ja, oder wie wär's mit einer Ménage-Geschichte um einen Quastenflosser, eine menschliche Frau und den Klabautermann?"
"Ja, und dann kommt noch ein Wer-Walroß dazu!"
"Yippieh, ich kann's kaum erwarten, mit Schreiben anzufangen!"
"Applaus!"
Endlich! Die Menge tobte vor Begeisterung, und Ms. Finch lächelte zufrieden. Die Umsätze der Liebesroman-Verlage würden im nächsten Jahr wieder gewaltig steigen. Sie winkte einen Hotelangestellten herbei. "Jetzt können Sie den Champagner servieren", sagte sie.
Ein Jahr später veröffentlichte J.R. Ward das erste Buch einer neuen Serie. Das Buch hieß "Carrot Lover", und der Held war ein Wer-Kaninchen namens Fhluffy, das sich unsterblich in eine Wissenschaftlerin verliebt, die zu Tierversuchen gezwungen wird, um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Ruin zu retten.
Etwa zur gleichen Zeit erschien Laurell K. Hamiltons achtunddreißigstes Anita Blake Buch, in dem Anita – natürlich in fescher Lederkleidung – in einem Sado-Maso Club unaussprechlich schmerzhafte Dinge mit einem verwunschenen Seeigel tut.
Katie MacAlister schrieb ein Buch über eine Fußpflegerin, deren Freund sich bei Vollmond in einen Vorwerk-Staubsaugervertreter verwandelt. Das Buch steckte voller lustiger und abgefahrener Ideen, aber das wußte niemand außer Katie selbst und Harriet Klausner. Alle anderen warfen das Buch nämlich nach spätestens 50 Seiten in die Altpapiertonne, weil sie von den sinnfreien und unlustigen Selbstgesprächen der Heldin so genervt waren.
Alles war gut.
Auf dem Podium selbst hatte sich indessen alles versammelt, was in der amerikanischen Verlagswelt Rang und Namen hatte; immerhin ging es bei dem folgenden Vortrag um nichts geringeres als die Zukunft des paranormalen Liebesromans.
Nach einem kurzen Test der Mikrofone und einigem Herumdrehen an den Knöpfen des Beamers ging es auch schon los. Eine Frau, die ihrem Namensschild nach eine wichtige Mitarbeiterin des Avon Verlags namens Ms. Finch war, erhob sich und begann: "Schon lange hören wir, daß Leserinnen Vampire und Werwölfe satt haben…". Dabei zeigte sie auf die riesige Leinwand, die sich hinter ihr befand, und auf der ein bleicher Mann mit Reißzähnen sowie ein etwas struppiges grau-braunes Wesen zu sehen waren.
"Ha! Das stimmt nicht! Vampire gehen immer, sie müssen nur in der Sonne glitzern!" warf eine Frau ein, die aufgeregt auf einem Stuhl in der ersten Reihe herumzappelte.
"Boah ey, Steffi! Krieg dich wider ein!"
"Glitzernde Vampire sind Weicheier!"
"Mein Jean-Claude tritt glitzernde Vampire in den Arsch und verspeist sie zum Frühstück!"
"Mein Wrath nimmt glitzernde Vampire in den Arm und hat sie ganz doll lieb!"
Die Frau namens Steffi verzog ihr Gesicht als wolle sie gleich anfangen zu weinen. Was war denn falsch an wunder-wunderschönen glitzernden Vampiren?
"Wenn ich jetzt fortfahren dürfte…?" Ms. Finch runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn ihre Vorträge unterbrochen wurden. "Also haben wir, die Liebesroman-Verlage zusammen mit der RWA, nach neuen Möglichkeiten gesucht, um unser Publikum zu begeistern. Und ich darf Ihnen heute mit Stolz mitteilen, daß unsere Suche mehr als erfolgreich war! Aber sehen Sie selbst…"
Auf der Leinwand erschienen nun einige grasende Kühe. "Unsere Marktforschung hat ergeben, daß die Nachfrage nach Gestaltwandlern aller Art nach wie vor stark ist, doch wir sollten unseren Horizont in dieser Hinsicht erweitern. Und so präsentiere ich Ihnen…das Wer-Rind!"
Ms. Finch lächelte, nickte, und hob an, sich für den Applaus zu bedanken – der jedoch leider ausblieb.
"Ich esse Kühe", rief eine noch junge Autorin aus, die unweit von Susi ganz am hinteren Rand des Raumes saß.
"Die Leserinnen und Leser werden begeistert sein! Wer-Rinder sind Vegetarier, und so können wir eine ganz neue Zielgruppe erobern, nämlich die, äh, Vegetarier!"
"Bullshit!"
Man konnte nicht erkennen, von wem dieser Zwischenruf kam, aber einige Autorinnen, die durch ihre riesigen Cowboyhüte unschwer als Texanerinnen zu identifizieren waren, nickten zustimmend und rieben sich die Bäuche. "So'n lecker blutiges Steak wär jetzt nicht verkehrt!" "Wann gibt's hier denn mal was auf die Gabel?"
Ms. Finch rollte entnervt mit den Augen und wünschte sich, sie hätte ein kleines Holzhämmerchen wie Richterin Salesch. Damit könnte sie Ruhe in den Saal bringen und notfalls mit einem gezielten Wurf die schlimmsten Störer k.o. schlagen. Doch da sie eben kein Hämmerchen hatte und die wie immer sehr undisziplinierten Liebesroman-Autorinnen einfach weiterdisktierten – mittlerweile war man dazu übergegangen, Rezepte für Rinderrouladen auszutauschen – blieb ihr keine andere Möglichkeit. "FREIBIER FÜR ALLE!!!" brüllte sie ins Mikrofon.
Sofort senkte sich Totenstille über den Raum, denn alle blickten erwartungsvoll zur Tür, durch die sicherlich gleich einige Bierfässer gerollt würden.
"Ne, war nur Spaß", grinste Ms. Finch. "Also, offensichtlich ist die Zeit vor allem bei den konservativeren Mitgliedern unserer Community noch nicht reif für Wer-Rinder. Aber wir haben natürlich nicht nur einen großartigen Vorschlag für neue Romanfiguren vorbereitet, meine Damen!"
Ein Klick auf die Fernbedienung des Beamers, und das Foto der grasenden Kühe wurde durch ein wesentlich furchteinflößenderes Bild von riesigen Dinosauriern mit bizarr geformten Hörnern ersetzt. Im Hintergrund waren einige feuerspeiende Vulkane zu sehen.
"Geilomat!" schrie eine Autorin. "Wer-Vulkane! Ich darf sie zuerst benutzen!"
"Laurell, Schätzelein", sagte die Vertreterin des Penguin-Verlages, die bisher geschwiegen hatte, "du hast doch nicht wieder vergessen, deine Tabletten zu nehmen? Und denk dran, was ich dir gesagt habe: wenn Anita Blake mehr als 365 Lover hat, werden die Leserinnen anfangen, die Serie für unrealistisch zu halten!"
"Och Menno!" Die als Laurell angesprochene Autorin schmollte.
Ms. Finch lächelte indessen stolz. "Richten Sie doch bitte Ihre Blicke auf die gewaltigen Tiere im Vordergrund. Wer-Dinosaurier! Welche Frau hätte noch nicht davon geträumt, von einer gewaltig großen, gefräßigen Urzeit-Echse entführt zu werden? Wer von Ihnen, meine Lieben, hatte noch nie die Fantasie, sich von schwer verdaulichen, haushohen Schachtelhalmen zu ernähren und ihrem graugeschuppten Liebhaber jede Woche ein Ei von der Größe eines Dackels zu legen? Wer wollte noch nie dem Erdöl beim Entstehen zuschauen?"
Betretenes Schweigen war offensichtlich nicht die Reaktion, mit der Ms. Finch gerechnet hatte, doch mit Ausnahme einer Texanerin, die beim Wort "Erdöl" beglückt strahlte, schauten alle peinlich berührt zu Boden.
"Äh, okay, aber das war noch nicht alles…"
Man merkte deutlich, daß Ms. Finch langsam nervös wurde. Hektisch wühlte sie in ihrer Handtasche, die sie auf dem Tisch neben dem Beamer abgestellt hatte, bis sie schließlich einige Magentabletten zu Tage förderte. Diese steckte sie sich in den Mund und schluckte sie unzerkaut herunter, bevor sie wieder die Fernbedienung des Beamers betätigte.
Auf der Leinwand war nun eine Unterwasserlandschaft zu sehen. Bunte Fische verschiedener Größen tummelten sich zwischen Korallen und Seeanemonen, während Meerestiere wie Seesterne und Seeigel auf dem felsigen Untergrund zu sehen waren.
"Boah, hübsch! Den Bildschirmschoner hab ich auch!" entfuhr es Susi.
Ms. Finch blickte gezwungen lächelnd in die Runde. "Wir haben schon lange keine richtig gut verkäufliche Geschichte über Atlantis gehabt…"
Niemand nutzte Ms. Finchs Kunstpause für einen Zwischenruf. Offensichtlich waren auch Fische und Meeresfrüchte nicht ohne weiteres in der Lage, die Phantasie von Liebesroman-Autorinnen anzuregen. So mußte sie wohl oder übel und ohne weitere Ermunterung durch ihr Publikum fortfahren.
"Nun stellen Sie sich die Möglichkeiten vor, meine Damen! Denken Sie an einen Quastenflosser-Gestaltwandler, der seinem nassen, kalten, dunklen Reich entsteigt, um aus Rache die Tochter jenes Ölmagnaten zu verführen, der in seiner Untersee-Lustgrotte nach Öl bohrte und das Zuhause des Quastenflossers zerstörte!"
Endlich! Einige Harlequin Blaze-Autorinnen spitzten deutlich interessiert die Ohren und machten sich Notizen. Auch die durch ihre schwarzen Lackleder-Stiefel und Stachelhalsbänder unschwer als Elloras Cave-Autorinnen erkennbaren Frauen wurden unruhig und rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
"Untersee-Lustgrotte! Geil. Das wird 'ne tolle Gay Romance!"
"Ja, oder wie wär's mit einer Ménage-Geschichte um einen Quastenflosser, eine menschliche Frau und den Klabautermann?"
"Ja, und dann kommt noch ein Wer-Walroß dazu!"
"Yippieh, ich kann's kaum erwarten, mit Schreiben anzufangen!"
"Applaus!"
Endlich! Die Menge tobte vor Begeisterung, und Ms. Finch lächelte zufrieden. Die Umsätze der Liebesroman-Verlage würden im nächsten Jahr wieder gewaltig steigen. Sie winkte einen Hotelangestellten herbei. "Jetzt können Sie den Champagner servieren", sagte sie.
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Ein Jahr später veröffentlichte J.R. Ward das erste Buch einer neuen Serie. Das Buch hieß "Carrot Lover", und der Held war ein Wer-Kaninchen namens Fhluffy, das sich unsterblich in eine Wissenschaftlerin verliebt, die zu Tierversuchen gezwungen wird, um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Ruin zu retten.
Etwa zur gleichen Zeit erschien Laurell K. Hamiltons achtunddreißigstes Anita Blake Buch, in dem Anita – natürlich in fescher Lederkleidung – in einem Sado-Maso Club unaussprechlich schmerzhafte Dinge mit einem verwunschenen Seeigel tut.
Katie MacAlister schrieb ein Buch über eine Fußpflegerin, deren Freund sich bei Vollmond in einen Vorwerk-Staubsaugervertreter verwandelt. Das Buch steckte voller lustiger und abgefahrener Ideen, aber das wußte niemand außer Katie selbst und Harriet Klausner. Alle anderen warfen das Buch nämlich nach spätestens 50 Seiten in die Altpapiertonne, weil sie von den sinnfreien und unlustigen Selbstgesprächen der Heldin so genervt waren.
Alles war gut.
Sonntag, 15. August 2010
Rob Thurman: Madhouse
Cal und Niko Leandros sind zwei Brüder, die in New York eine Detektei betreiben, die sich auf das Aufspüren und Töten gefährlicher Monster spezialisiert hat. Promise, Nikos Vampirfreundin, verschafft ihnen einen neuen Auftrag: sie sollen eine Kreatur aus dem mittelalterlichen Schottland aufspüren und töten, die mit Hilfe einer Armee selbstgemachter zombieähnlicher Wesen Unmengen von Menschen fängt, auf grausame Art tötet, und frißt. Das ist jedoch leichter gesagt als getan - und neben der Kreatur, Sawney Beane, gibt es noch ein paar andere Probleme, von denen eine technikbesessene, schußwaffenliebende Mumie noch das geringste ist. Jemand trachtet Cals und Nikos Freund Robin Goodfellow nach dem Leben, und der mittlerweile 18jährige Cal weiß kaum noch wohin mit seinen jugendlichen Trieben...
Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!
Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!
Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.
Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!
Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!
Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.
Sonntag, 21. März 2010
Carrie Vaughn: Kitty and the Midnight Hour
Kitty Norville ist ein Werwolf und moderiert bei einem Lokalradio in Denver eine Talkshow, bei der Leute anrufen und sich über übernatürliche Dinge und Lebewesen unterhalten können. Die Talkshow ist sehr erfolgreich, doch leider wollen sowohl Carl, der Anführer der Werwölfe, als auch sein Vampir-Gegenstück, daß die Sendung eingestellt wird. Kitty moderiert jedoch nicht nur die Show weiter - sie ist sogar schon bald so erfolgreich, daß sie in den gesamten USA übertragen wird. Und plötzlich ist Kitty in Gefahr: ein Mörder geht um, von dem die Polizei glaubt, er sei vielleicht ein Werwolf, und Kitty selbst wird von einem Werwolfjäger verfolgt.
Das Buch hatte ich mir schon gekauft, als es veröffentlicht wurde. Aber ich habe es nie geschafft, über die ersten paar Seiten hinauszukommen. Es war wohl vor allem Kittys Unterwürfigkeit gegenüber Carl, dem Anführer des Werwolfrudels, mit der ich mich nicht so wirklich anfreunden konnte. Dabei ist dieses Verhalten in sich logisch: Kitty war eine ganz normale junge Frau, als sie von einem Werwolf angefallen und verwandelt wurde. Sie war der letzte und schwächste Neuzugang des Rudels - da ist es schon sinnvoll, daß sie sich mit den stärkeren Werwölfen, und das sind eigentlich alle, nicht anlegt. Aber dazu kommt, daß Kitty Carl für quasi alles um Erlaubnis fragen muß: sie muß ihn fragen, ob sie mit einem Freund ausgehen darf, sie muß ihm die Hälfte ihres Gehalts abgeben, und er bestimmt, ob sie überhaupt bei dem Radiosender arbeiten darf. Obendrein hat Carl mit Kitty Sex, wann immer ihm danach ist, obwohl er eine Lebensgefährtin hat. Die Tatsache, daß Kitty damit kein Problem hat, fand ich schon sehr befremdlich.
Der Anfang des Buches ist wirklich ziemlich cool, und das war wohl auch der Grund, warum ich es überhaupt gekauft habe. An Sprüchen wie diesem:
kann ich nicht vorbeigehen. Leider bleibt es bei den paar coolen Sprüchen am Anfang. Der Rest des Buches ist weder gut noch schlecht, sondern ziemlich mittelmäßig. Durchaus lesbar, aber die Fortsetzung muß ich nicht unbedingt haben. Immerhin befreit sich Kitty im Lauf des Buches von Carls Herrschaft, und das ist ja auch was wert.
Das Buch hatte ich mir schon gekauft, als es veröffentlicht wurde. Aber ich habe es nie geschafft, über die ersten paar Seiten hinauszukommen. Es war wohl vor allem Kittys Unterwürfigkeit gegenüber Carl, dem Anführer des Werwolfrudels, mit der ich mich nicht so wirklich anfreunden konnte. Dabei ist dieses Verhalten in sich logisch: Kitty war eine ganz normale junge Frau, als sie von einem Werwolf angefallen und verwandelt wurde. Sie war der letzte und schwächste Neuzugang des Rudels - da ist es schon sinnvoll, daß sie sich mit den stärkeren Werwölfen, und das sind eigentlich alle, nicht anlegt. Aber dazu kommt, daß Kitty Carl für quasi alles um Erlaubnis fragen muß: sie muß ihn fragen, ob sie mit einem Freund ausgehen darf, sie muß ihm die Hälfte ihres Gehalts abgeben, und er bestimmt, ob sie überhaupt bei dem Radiosender arbeiten darf. Obendrein hat Carl mit Kitty Sex, wann immer ihm danach ist, obwohl er eine Lebensgefährtin hat. Die Tatsache, daß Kitty damit kein Problem hat, fand ich schon sehr befremdlich.
Der Anfang des Buches ist wirklich ziemlich cool, und das war wohl auch der Grund, warum ich es überhaupt gekauft habe. An Sprüchen wie diesem:
"To be a DJ was to be God. I controlled the airwaves. To be a DJ at an alternative public radio station? That was being God with a mission"
kann ich nicht vorbeigehen. Leider bleibt es bei den paar coolen Sprüchen am Anfang. Der Rest des Buches ist weder gut noch schlecht, sondern ziemlich mittelmäßig. Durchaus lesbar, aber die Fortsetzung muß ich nicht unbedingt haben. Immerhin befreit sich Kitty im Lauf des Buches von Carls Herrschaft, und das ist ja auch was wert.
Montag, 24. August 2009
Lilith Saintcrow: Night Shift
Dieses Buch ist schlecht. Grottenschlecht. So schlecht wie eine Autopanne an dem Tag, an dem man sein Handy verloren hat und aus dem ADAC ausgetreten ist, weil man sich über eine Gebührenerhöhung geärgert hat, die es vielleicht niemals geben wird..." Findet ihr diesen Satz merkwürdig? Herzlich willkommen beim eigenartigen Schreibstil von Lilith Saintcrow. Mir ist selten etwas derartig auf die Nerven gegangen wie dieses Buch. Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz vielversprechend, wenn man Urban Fantasy mag: Jill Kismet ist eine sogenannte Jägerin (Hunter), die dafür sorgt, daß das wilde Treiben der Höllenbrut (Hellbreed) in ihrer Heimatstadt nicht außer Kontrolle gerät. Sie steht vor einem echten Problem, als plötzlich eine ganze Menge von Menschen von einem durchgedrehten Werwolf und einer offenbar entfleuchten Höllenbraut getötet werden. Zusammen mit ein paar beim FBI beschäftigten Wer- nicht Wölfen, sondern Raubkatzen muß sie die beiden übernatürlichen Verbrecher finden und aufhalten...
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:
"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."
Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.
Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:
"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."
Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.
Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.
Samstag, 11. Juli 2009
Charlaine Harris: All Together Dead
Dies ist das 7. Buch in Charlaine Harris' Sookie Stackhouse-Serie. Ich würde nicht empfehlen, es zu lesen, wenn man die anderen 6 Bücher nicht kennt; die vielen Charaktere können nämlich recht verwirrend werden. Jedenfalls geht es um ein Gipfeltreffen der US-amerikanischen Vampirgemeinschaft, an dem Sookie als Telepathin für die Vampirkönigin von Louisiana teilnimmt. Außer den Vampiren und einigen Menschen, die bei ihnen angestellt sind, kommen noch eine ganze Reihe anderer Fantasiewesen zu dem Treffen: unter anderem Sookies neuer Freund, der Wertiger Quinn, ein Dämon nebst Sukkubi (schreibt man das so?) und ein paar Krieger(innen) aus einer Parallelwelt. Eins muß ich sagen: die Einfälle von Charlaine Harris, was Fantasiewesen betrifft, werden immer bizarrer. Respekt. Jedenfalls geht bei dem Vampirgipfeltreffen einiges schief, angefangen bei Koffern, die scheinbar niemandem gehören, bis zu gefährlichen Anschlägen. Am Ende muß Sookie mal wieder alles geben, um sich und die Untoten zu retten.
Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen dieses Buches, und das ist für mich die Hauptsache. Es ist spannend, streckenweise auch amüsant, und Harris' Charaktere sind wirklich Persönlichkeiten, mit vielen, oft widersprüchlichen Facetten. Aber ein Haar in der Suppe habe ich dann doch gefunden: die vielen Zeremonien und Rituale. Die haben mich in der Anita Blake-Reihe von Laurell K. Hamilton (die ich schon lange nicht mehr lese) genervt; hier nerven sie mich nicht ganz so sehr, aber ich könnte drauf verzichten. Ich habe auch immer noch nicht so ganz verstanden, warum Quinn der Wertiger als Zeremonienmeister auftritt, obwohl sich doch Vampire und Gestaltwandler gegenseitig nicht ausstehen können - vielleicht habe ich den Grund dafür aber überlesen. Falls es jemand weiß: für eine Erleuchtung wäre ich dankbar. Jedenfalls tragen die Teilnehmer dieser Rituale teilweise auch noch eigenartige Kleidung. Wenn mein schwaches Gedächtnis nicht trügt, gibt es eine Szene, in der Quinn einen (roten?) Umhang über dem nackten Oberkörper trägt. Und niemand holt sein Handy raus, macht ein Foto und veröffentlicht es auf youtube oder Twitter! Unfaßbar, oder?
Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen dieses Buches, und das ist für mich die Hauptsache. Es ist spannend, streckenweise auch amüsant, und Harris' Charaktere sind wirklich Persönlichkeiten, mit vielen, oft widersprüchlichen Facetten. Aber ein Haar in der Suppe habe ich dann doch gefunden: die vielen Zeremonien und Rituale. Die haben mich in der Anita Blake-Reihe von Laurell K. Hamilton (die ich schon lange nicht mehr lese) genervt; hier nerven sie mich nicht ganz so sehr, aber ich könnte drauf verzichten. Ich habe auch immer noch nicht so ganz verstanden, warum Quinn der Wertiger als Zeremonienmeister auftritt, obwohl sich doch Vampire und Gestaltwandler gegenseitig nicht ausstehen können - vielleicht habe ich den Grund dafür aber überlesen. Falls es jemand weiß: für eine Erleuchtung wäre ich dankbar. Jedenfalls tragen die Teilnehmer dieser Rituale teilweise auch noch eigenartige Kleidung. Wenn mein schwaches Gedächtnis nicht trügt, gibt es eine Szene, in der Quinn einen (roten?) Umhang über dem nackten Oberkörper trägt. Und niemand holt sein Handy raus, macht ein Foto und veröffentlicht es auf youtube oder Twitter! Unfaßbar, oder?
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