Okay, hier geht's weiter mit Teil 2 vom Leserückblick und den Autoren mit den Anfangsbuchstaben H - W:
Elizabeth Haynes: Under a Silent Moon
Ein englischer Krimi, ganz spannend, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lese. Die Schreibweise ist ein bißchen ungewöhnlich, aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven und nach Tagen und Uhrzeiten sortiert. Der Ex-Freund / Kollege der Inspektorin ist ein echter Versager, und dann werden noch ein paar echt krasse sexuelle Perversionen beschrieben. Igitt.
Caroline Kimberley: An Inconvenient Kiss
Das Buch wurde irgendwo wärmstens empfohlen - kann mich nicht mehr erinnern, wo, vielleicht All About Romance? Jedenfalls ist es ein Regency-Roman. Ich habe ihn zuende gelesen, und es war auch kein schlechtes Buch, aber einiges hat mich ganz gewaltig gestört. Die Heldin ist nämlich das bedauernswerteste Geschöpf der Welt. Am Anfang des Buches wird sie in einer kompromittierenden Situtation entdeckt, die noch nicht mal ihre Schuld ist, und von da an denkt jeder, daß sie die größte Schlampe der Welt ist. Sogar ihre Familie, die es ja eigentlich besser wissen sollte! Diese kompromittierende Situation fand auf einer Party der oberen Zehntausend in London statt, und das kuriose daran ist, daß offensichtlich jeder, ja wirklich jeder britische Staatsbürger bis hin zum letzten Soldaten im britisch besetzten Indien, von Georgianas Schande weiß - selbst viele Jahre später noch. Von so einer Publicity kann der Wendler nur träumen. Vielleicht sollte er sich mal in London auf einem Ball von einem Mitglied des Landadels abknutschen lassen.
Kimberly Kincaid: Gimme Some Sugar
Großstadtköchin verliebt sich in Kleinstadthandwerker mit OMG SCHLIMMER KINDHEIT. Joa. Ok. Kann man lesen, ist auch ganz unterhaltsam.
Kimberly Kincaid: Turn Up the Heat
Na dieses Buch war ja nun wirklich ne Vollkatastrophe. Der Held ist solch ein Depp. Er kann nicht mit der Heldin zusammensein, weil sie in der gleichen Stadt wie sein Vater lebt, und weil er mit seinem Vater Zoff hat. Ooookay. Das wäre vielleicht verständlich, wenn das eine "Stadt" mit 250 Einwohnern wäre, von denen 247 gelangweilte Rentner sind, die ständig die Nase in die Angelegenheiten ihrer Mitmenschen stecken. Tatsächlich geht es aber um Philadelphia.Und ich würde mal mutmaßen, daß man sich in einer Stadt mit über 1,5 Mio. Einwohnern ganz gut aus dem Weg gehen kann.
Laabs Kowalski: So zärtlich war das Ruhrgebiet
Da erzählt jemand haarsträubende Geschichten aus seiner Kindheit in Dortmund in den 70er und 80er Jahren. Interessant für mich, weil ich viele der erwähnten Orte kenne. Aber lest das Buch nicht euren Wellensittichen vor, ok?
Rose Lerner: In For a Penny
Meine Begeisterung über Rose Lerners Buch Sweet Disorder habe ich hier ja schon ausgiebig Ausdruck verliehen. In For a Penny ist ein etwas älteres Buch von ihr, und fast genauso toll.
Rose Lerner: A Lily Among Thorns
Die Heldin ist ein bißchen allzu unnahbar, aber der Held - seufz. Was für ein Traummann. (Wirklich. Lest es).
Rose Lerner: True Pretenses. Wie immer bei Rose Lerner supergut geschrieben, aber leider seeeeeeeeehr traurig. Ich schreibe noch was dazu.
Ava Lore: Hard Rock Arrangement
Der Held ist ein Rockstar und die Heldin ist eine Putzteufelin. Wirklich, sie putzt immer, wenn sie gestreßt, ärgerlich oder ängstlich ist. Die könnte gerne bei mir einziehen, dann wär die Wohnung immer schön sauber, wenn ich nach Hause komme. Das Kiffen müßte sie aber aufgeben.
Ava Lore: Hard Rock Improv
Die Fortsetzung der Fortsetzung von Hard Rock Arrangement. Die Heldin ist die Schwester der Heldin aus dem ersten Buch. Leider ist sie unfaßbar dumm. Der Held ist auch ein ziemlicher Schwachmat.
Ava Lore: Hard Rock Remix
In der Reihenfolge dieser Ava Lore-Bücher gehört dieses hier zwischen Hard Rock Arrangement und Hard Rock Improv. Ziemlich schräge Geschichte. Sektenflüchtling trifft Säufer.
Ava Lore: Record, Rewind
Eine Kurzgeschichte, aber ich kann mich an die Handlung nicht so richtig erinnern. Jedenfalls werden Held und Heldin bei eisiger Kälte beim Rauchen auf dem Dach eines New Yorker Hotels ausgesperrt.
Stuart MacBride: The 45 % Hangover
Eine Logan McRae Kurzgeschichte, die zum Zeitpunkt der Abstimmung spielt, als die Schotten gewählt haben, ob sie weiterhin zum UK gehören wollten.
Stuart MacBride: Blind Eye
Ich habe die Logan McRae-Krimis von Stuart MacBride inzwischen alle mit großer Begeisterung gelesen, weil sie spannend, sehr, sehr finster, und teilweise eben auch sehr witzig sind. Blind Eye gehört in die Kategorie ultrakraß. Ein Verbrecher sticht seinen Opfern die Augen aus.
Stuart MacBride: Broken Skin
Uiuiui, dieser hier ist auch ganz schön schlimm. Es geht um Vergewaltigung, Mord und sexuelle Perversionen.
Stuart MacBride: Close to the Bone
Noch ein kurioser Fall aus der Logan McRae-Krimireihe. Logan wurde inzwischen mit Hilfe einer Gesprächstherapie mehr oder weniger von seinem Dasein als Vegetarier geheilt, bekommt es aber mit einem irren Teenager-Mädchen zu tun, das sich einbildet, eine Romanfigur zu sein.
Stuart MacBride: Cold Granite
Das erste Buch aus der Krimireihe. Logan McRae hilft bei der Aufklärung einer Serie von Kindermorden und versucht, es sowohl seinem Süßigkeiten vernichtenden Chef und seiner kettenrauchenden, fluchenden Chefin rechtzumachen. Dazwischen werden eine Menge fettiger Schinkenbütterchen vertilgt.
Stuart MacBride: Dark Blood
In diesem Buch wird mal wieder unter sehr widrigen Witterungsverhältnissen gegen das organisierte Verbrechen gekämpft.
Stuart MacBride: Dying Light
Ein Krimi, in dem es (unter anderem) um Morde an Prostituierten geht. Letzten Endes ist es dann aber doch etwas völlig anderes.
Stuart MacBride: Flesh House
Das hier war nun definitiv das grauenhafteste, gruseligste und finsterste Buch aus der Logan McRae Reihe. Nix für schwache Nerven.
Stuart MacBride: Partners in Crime
Eine Kurzgeschichte, ein bißchen lustig, aber eher nur so mittelspannend.
Stuart MacBride: Shatter the Bones
Noch ein Buch aus der Logan McRae-Reihe. Eine Casting-Show Teilnehmerin wurde entführt.
Erin McCarthy: Perfect
Eine Kurzgeschichte über eine junge Frau, die durch einen peinlichen Facebook-Zwischenfall ihre große Liebe findet. War ganz okay.
Cara McKenna: Lay it Down
Ein Liebesroman mit einem Hauch von Suspense. Die Heldin ist Fotografin und der Held, wenn ich mich richtig erinnere, ein motorradfahrender Steinbrucharbeiter. Irgendwer in dem Buch - ich glaube der Bruder des Helden? - wird verletzt und läßt sich von einem Bekannten unter zweifelhaften hygienischen Umständen in einem Wohnwagen verarzten, weil er AUS GRÜNDEN nicht ins Krankenhaus will. Na ja, vielleicht hat er keine Krankenversicherung. Das Buch war gar nicht so schlecht.
Courtney Milan: Talk Sweetly to Me
Eine Kurzgeschichte über eine junge Frau, die Astronomin werden will. War ganz süß.
Lotte Minck: An der Mordseeküste
Eine Ruhrgebiets-Krimikomödie, die allerdings an der Nordsee spielt, wo alle Leute fremdartige Vornamen haben und Tee trinken.
Lotte Minck: Einer gibt den Löffel ab
Noch eine Ruhrgebietskrimikomödie mit der Heldin Loretta Luchs. Hintergrund der Handlung sind die Aufnahmen für eine Fernsehsendung in der Art von "Das perfekte Dinner".
Lotte Minck: Radieschen von unten
Das erste Loretta Luchs-Buch könnte genausogut unter dem Motto "Mord im Schrebergarten" stehen. Da tun sich Abgründe auf.
Sarah Morgan: Maybe This Christmas
Das, was man in Amerika so als Small Town Romance bezeichnet. Held und Heldin sind 'n bißchen verpeilt, aber ganz nett, und es kommen zu viele Hunde in dem Buch vor. Aber eine Sache hat mich doch recht betroffen gemacht. Held und Heldin sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet, so daß die Heldin für die Familie des Helden quasi ein Familienmitglied ist. Als sich herausstellt, daß die beiden scharf aufeinander sind, haben sie berechtigterweise Bedenken, daß ihre Freundschaft vorbeisein wird, wenn es mit der Liebe nicht klappt. Kurioserweise versucht aber jeder ihrer Verwandten und Bekannten, mit Ausnahme der Eltern der Heldin - JEDER!! - sie miteinander ins Bett zu schubsen!
Sarah Morgan: Sleigh Bells in the Snow. Dazu habe ich ja schon alles gesagt.
Sarah Morgan: Suddenly Last Summer. Das mit Sicherheit dämlichste Buch aus dieser Serie. Die Heldin ist eine französische Köchin, die mit großer Sorgfalt alle Klischees erfüllt, die es über französische Köche gibt. Außerdem gibt sie ständig überflüssige Weisheiten von sich, als wäre sie ein wandelnder Abreißkalender. So Sachen wie: "Es ist immer eine schwierige Zeit, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist". Echt jetzt?
Lisa Clark O'Neill: Mr. Write. Auch eine Small Town Romance (wie soll man das am besten übersetzen? Vielleicht mit Kaff-Romanze?) Aber diese hier hat mir richtig, richtig gut gefallen. Sympathische Charaktere und eine spannende Geschichte mit einem ziemlich ausgeprägten Krimi-Element. Und die Heldin hat eine Katze namens Useless und führt zusammen mit ihrer Freundin ein Büchergeschäft. Was will man mehr?
Lisa Clark O'Neill: Serendipity. Geht eher in Richtung Romantic Suspense und war ganz spannend, aber ehrlich, der Held geht mal so gar nicht. Der Typ hat die ganze Zeit nichts anderes im Sinn, als die Heldin zu verwöhnen und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das hört sich ja erstmal ganz toll an, und ich bin die letzte, die in Büchern oder im wirklichen Leben auf diese Alpha-Helden abfährt, die immer die ganze Welt nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Aber Jordan, der Held aus Serendipity, erinnert mich die ganze Zeit an Smithers aus der Serie Die Simpsons.
Karen Ranney: The Witch of Clan Sinclair. Spielt in Edinburgh im frühen 19. Jahrhundert und hat mir eher so mittelgut gefallen. Die Heldin war ziemlich nervig. Sie setzt sich für Frauenrechte ein - Daumen hoch - ist aber mehr als nur ein bißchen dämlich.
Sherry Thomas: The Luckiest Lady in London. Aaah. Ich sollte mehr Sherry Thomas Bücher lesen. Sie schreibt wirklich gut. Die Heldin aus The Luckiest Lady in London mag ich wirklich, sie ist kein schüchternes Mauerblümchen, sondern eine Frau, die sich holt, was sie will. Ich war allerdings ein bißchen verdutzt wegen ihrer Dauergeilheit. Na ja, die einen mögen's so, die anderen so! Der Held ist da schon eher eine Standardausgabe und leidet am Ich-muß-wegen-meiner-schlimmen-Kindheit-ein-Arschloch-sein-Syndrom. Aber was soll's. Einem so gut geschriebenen Buch kann man fast alles verzeihen!
Sarah Wendell: Lighting the Flames. Also, das war schon mal was anderes. Es spielt im Dezember in einem Winter-Ferienkamp nur für Juden, während der Chanukka-Zeit (mußte ich auch googeln, so hab ich wenigstens was gelernt). Die Handlung des Buches selbst - zwei junge Camp-Mitarbeiter, die seit vielen Jahren befreundet sind, entdecken ihre Liebe - ist leider ungefähr so spannend, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen.
Chuck Wendig: Double Dead. Haha, das war mal so richtig abgefahren. Vampir beschützt menschliche Familie vor Zombies, damit er immer was zu Trinken hat. Super!
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Sonntag, 8. März 2015
Freitag, 2. Januar 2015
2014 - der Leserückblick
Dank meiner Neuerwerbung, dem Kindle, weiß ich jetzt nicht nur, daß ich 2014 wahnsinnig viel gelesen habe, sondern auch, welche Bücher das waren! Und ich muß schon sagen, es war ganz schön viel Schrott dabei. Holla die Waldfee. Ich glaube, meine Pläne, die inoffizielle Nachfolgerin von Herrn Reich-Ranicki zu werden, kann ich endgültig in die Tonne treten. Na ja, natürlich habe ich nicht an jedem schrottigen Buch Spaß gehabt, und manche habe ich gar nicht zuende gelesen. Aber vieles war eben auch nicht schrottig, und auch ein schlechtes Buch kann sehr vergnüglich sein. Kommen wir zur Sache und fangen mit Büchern von Autoren mit dem Anfangsbuchstaben A - G an:
Bailey, Tessa: Asking for Trouble
Reiche Heldin und bürgerlicher Held, der sie anfangs ständig für die Tatsache, daß sie - wie man hier im Ruhrgebiet sagt - Schotter anne Füße hat, verspottet. Kein Meisterwerk der romantischen Literatur, aber ganz spaßig.
Bailey, Tessa: Baiting the Maid of Honor
Tja, das war das Buch, das dazu geführt hat, daß ich keine weiteren Tessa Bailey-Bücher mehr lese. Der Held ist ein Psychopath. Im Epilog bringt bringt er die Sachen der Heldin aus ihrer Wohnung in seine, während sie auf der Arbeit ist, weil er findet, daß sie bei ihm wohnen sollte. Wäre dieses Buch aus Papier gewesen, hätte ich es verbrannt.
Bailey, Tessa: Officer off Limits
Das habe ich natürlich vor Baiting the Maid of Honor gelesen. Die Heldin heißt Story mit Vornamen (wtf?) und irgendwie kommt am Ende des Buchs raus, daß ihr Vater ein bißchen intrigiert hat, damit sie und der Held zusammenkommen. Wenn man bedenkt, daß der Held einer von diesen "ich vögel alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist"-Typen ist, ist das ziemlich seltsam.
Samanthe Beck: Light Her Fire
Na ja. Das Buch war ganz ok. Er ist Feuerwehrmann, sie ist Arzthelferin, sie streiten sich ein bißchen darüber, wo sie wohnen sollen.
Stephen Blackmoore: Broken Souls
Das ist die Fortsetzung von Dead Things und auch wieder sehr, sehr cool. Ich lese ja eher selten Fantasy, aber das hier war wirklich sehr abgefahren.
Stephen Blackmoore: City of the Lost
Spielt in der gleichen Welt wie Broken Souls und Dead Things, aber mit einem anderen Nicht-Helden. Joe Sunday ist ein Verbrecher, der wirklich eklige Dinge tut und zu einem Zwischending aus Superheld und Zombie wird. Sehr, sehr krass, und ich hoffe, daß Stephen Blackmoore davon auch mal eine Fortsetzung schreibt.
Sharon Bolton: Now You See Me
Englischer Krimi mit einer Heldin, die eine sehr finstere Vergangenheit hat. Es war ganz spannend, aber ich fand Lacey einfach unsympathisch. Über eine durch einen Unfall verunstaltete Frau denkt sie beispielsweise: "My life wasn't much to write home about, but it would be a whole lot worse if I looked like she did."
Patricia Briggs: Silver Borne
Das 5. Mercy Thompson Buch. Wie immer spannend und gut geschrieben.
Buchwitz & Stanze: Arschbacken zusammenkneifen, Prinzessin
Noch ein Buch mit einer unsympathischen Heldin. Diese hier arbeitet im Callcenter einer Bank und verbringt ne Menge Zeit damit, zu saufen, zu rauchen und ihrer Familie aus dem Weg zu gehen. Aber das Happy End ist bezaubernd.
Monica Burns: Assasin's Honor
Das Buch konnte ich einfach nicht zuende lesen. Ich kam aber immerhin bis Seite 161, bevor mir die Heldin zu sehr auf den Keks ging. Diese Idiotin wird zu ihrem Schutz, aber gegen ihren Willen, vom Helden mit zum streng geheimen Geheim-Hauptquartier von dessen streng geheimer Geheimorganisation genommen, wo sie sich dann fortwährend für ihre Anwesenheit entschuldigt.
Grace Burrowes: Gareth
Ein Regency-Roman mit einem verdammt abgefahrenen Plot. Die Heldin hat von einer (angeblich wohlmeinenden) Verwandten ein Bordell geerbt, aber nur unter der Bedingung, daß sie da auch arbeitet. Der Held soll laut Testament als eine Kreuzung aus Aushilfsstecher und Unternehmensberater für Rotlichtbetriebe fungieren. Völlig bescheuerte Handlung und dämliche Hauptfiguren, aber sehr spannend und rührend geschrieben. An manchen Stellen habe ich Rotz und Wasser geheult.
Grace Burrowes: The Laird
Nie mehr Grace Burrowes.
Grace Burrowes: The Traitor
Wer dieses Buch kennt, weiß, wie sehr einem passiv-aggressive Verhaltensweisen selbst bei Romanfiguren auf den Keks gehen können. Aber auch wieder sehr, sehr rührend.
Isobel Carr: Ripe for Scandal
Der Held ist der beste Kumpel vom Bruder der Heldin. Und wer solche Freunde hat, braucht echt keine Feinde mehr. Wobei man jetzt aber auch sagen muß, daß der Held nicht gerade die hellste Kerze im Kronleuchter ist.
Isobel Carr: Ripe for Seduction
Jerry Springer Show goes Georgianisches Zeitalter in England. Der Held ist ein Fummler, der seine Finger nicht bei sich behalten kann, aber am Ende des Buchs lieben sich alle und die Schwester des Helden heiratet den Vater der Heldin. Take that, Jerry Springer.
Jane Casey: The Kill
Der neueste Maeve Kerrigan-Krimi. Wie immer sehr spannend, aber für meinen Geschmack zu sehr auf die Beziehung zwischen Maeve und Josh Derwent, ihrem Vorgesetzten, fixiert. Also, Derwent ist schon ein sehr interessanter Charakter, weil er eben nicht nur ein Arschloch ist. Aber es war diesmal ein bißchen zuviel des Guten.
Jane Casey: Left for Dead
Eine Maeve Kerrigan-Kurzgeschichte. War ganz unterhaltsam.
Jane Casey: The Stranger You Know
Der 4. Maeve Kerrigan-Krimi, also Vorgänger von The Kill. Wie immer superspanned, aber auch schon sehr Derwent-lastig.
Pamela Clare:Striking Distance
Typischer amerikanischer Romantic Suspense mit heldenhaftem Helden und wunderschöner Heldin. Aber gut geschrieben, und weitestgehend ohne dieses "oh, ich kann NIENIENIE eine Beziehung haben, weil meine Mama meinen Papa betrogen hat"-Gequengel. Daumen hoch! (Daß der Held sich untenrum rasiert, hätte ich allerdings nicht unbedingt wissen müssen).
Lisa Clark O'Neill
Die perfekte Mischung aus Liebesroman und Krimi, mit liebenswerten Protagonisten und Nebenfiguren, jedoch ohne Überzuckerung und Zahnschmerzgefahr. Hat mir sehr gut gefallen!
Victoria Dahl:Lead Me On
Boah, was habe ich diese Romanheldin gehaßt. Der Held ist einer der nettesten Romanhelden, über die ich je gelesen habe, und er hat einen supercoolen Beruf. Aber die Heldin ist eine zickige, oberflächliche blöde Kuh, der ich nichts als Fußpilz und Zahnfäule wünsche.
Tami Dane: Blood of Eden
Mittelprächtiger Paranormal. Kann man lesen, muß man aber nicht.
Tessa Dare: Romancing the Duke
Oh, dieses Buch habe ich geliebt! Es hat eine goldige Heldin mit Herz und Verstand und einen Helden, der die allerbesten Sprüche drauf hat. Wobei ich allerdings immer noch nicht verstehe, warum ein englischer Herzog Lösegeld mit Vornamen heißt. Trotzdem, ein großartiges Buch.
Richard Dübell: Allerheiligen
Ein Krimi, der in Landshut spielt. Ganz spanned geschrieben und hat mich gut unterhalten.
Richard Dübell: Himmelfahrt
Die Fortsetzung von Allerheiligen. Auch kein schlechtes Buch, allerdings ist die Angebetete des Protagonisten nervend zickig. Sowas braucht echt keiner in seinem Leben.
Rita Falk: Dampfnudel-Blues.
Ein bayrischer Krimi, in dem sehr viel gegessen wird. Sehr witzig.
Rita Falk: Grießnockerl-Affäre
Genau: auch wieder ein bayrischer Krimi, in dem sehr viel gegessen wird. Rita Falks Krimiheld, Franz Eberhofer, ist ein ziemliches Arschloch. Aber die Bücher sind einfach lustig.
Rita Falk: Sauerkrautkoma
siehe Oben...
Rita Falk: Schweinskopf Al Dente
Ihr wißt schon...
Rita Falk: Winterkartoffelknödel
Den Film zum Buch habe ich im Kino gesehen, ohne das Buch bzw. die Buchreihe vorher zu kennen. Ich hätt mich vor Lachen wegschmeißen können. Danach habe ich mir dann das Buch bestellt. Joa. Lustige Buchreihe.
Leighton Gage: Every Bitter Thing
Der vierte Mario Silva Krimi von Leighton Gage. Die Mario Silva-Bücher spielen in Brasilien und sind zwar nicht humorfrei, aber wegen der krassen Gewaltbeschreibungen und den schlimmen Schicksalen der meisten Haupt- und Nebenfiguren das Gegenteil von lustig. Dafür aber wahnsinnig spannend und auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
Elizabeth George: Auf Ehre und Gewissen (Originaltitel: Well-Schooled in Murder)
Ein Inspektor Linley-Krimi aus 1990. War recht spannend und spielte größtenteils in einem Internat. Eine Kreuzung aus Hanni und Nanni und einem Horrorfilm. Wobei ich mich daran erinnere, daß ich als Kind einige Stellen aus Hanni und Nanni auch sehr bizarr fand. Zum Beispiel, wie sie für ältere Mitschülerinnen Feuer machen und Schuhe putzen mußten. Oder bilde ich mir das nur ein??
Bailey, Tessa: Asking for Trouble
Reiche Heldin und bürgerlicher Held, der sie anfangs ständig für die Tatsache, daß sie - wie man hier im Ruhrgebiet sagt - Schotter anne Füße hat, verspottet. Kein Meisterwerk der romantischen Literatur, aber ganz spaßig.
Bailey, Tessa: Baiting the Maid of Honor
Tja, das war das Buch, das dazu geführt hat, daß ich keine weiteren Tessa Bailey-Bücher mehr lese. Der Held ist ein Psychopath. Im Epilog bringt bringt er die Sachen der Heldin aus ihrer Wohnung in seine, während sie auf der Arbeit ist, weil er findet, daß sie bei ihm wohnen sollte. Wäre dieses Buch aus Papier gewesen, hätte ich es verbrannt.
Bailey, Tessa: Officer off Limits
Das habe ich natürlich vor Baiting the Maid of Honor gelesen. Die Heldin heißt Story mit Vornamen (wtf?) und irgendwie kommt am Ende des Buchs raus, daß ihr Vater ein bißchen intrigiert hat, damit sie und der Held zusammenkommen. Wenn man bedenkt, daß der Held einer von diesen "ich vögel alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist"-Typen ist, ist das ziemlich seltsam.
Samanthe Beck: Light Her Fire
Na ja. Das Buch war ganz ok. Er ist Feuerwehrmann, sie ist Arzthelferin, sie streiten sich ein bißchen darüber, wo sie wohnen sollen.
Stephen Blackmoore: Broken Souls
Das ist die Fortsetzung von Dead Things und auch wieder sehr, sehr cool. Ich lese ja eher selten Fantasy, aber das hier war wirklich sehr abgefahren.
Stephen Blackmoore: City of the Lost
Spielt in der gleichen Welt wie Broken Souls und Dead Things, aber mit einem anderen Nicht-Helden. Joe Sunday ist ein Verbrecher, der wirklich eklige Dinge tut und zu einem Zwischending aus Superheld und Zombie wird. Sehr, sehr krass, und ich hoffe, daß Stephen Blackmoore davon auch mal eine Fortsetzung schreibt.
Sharon Bolton: Now You See Me
Englischer Krimi mit einer Heldin, die eine sehr finstere Vergangenheit hat. Es war ganz spannend, aber ich fand Lacey einfach unsympathisch. Über eine durch einen Unfall verunstaltete Frau denkt sie beispielsweise: "My life wasn't much to write home about, but it would be a whole lot worse if I looked like she did."
Patricia Briggs: Silver Borne
Das 5. Mercy Thompson Buch. Wie immer spannend und gut geschrieben.
Buchwitz & Stanze: Arschbacken zusammenkneifen, Prinzessin
Noch ein Buch mit einer unsympathischen Heldin. Diese hier arbeitet im Callcenter einer Bank und verbringt ne Menge Zeit damit, zu saufen, zu rauchen und ihrer Familie aus dem Weg zu gehen. Aber das Happy End ist bezaubernd.
Monica Burns: Assasin's Honor
Das Buch konnte ich einfach nicht zuende lesen. Ich kam aber immerhin bis Seite 161, bevor mir die Heldin zu sehr auf den Keks ging. Diese Idiotin wird zu ihrem Schutz, aber gegen ihren Willen, vom Helden mit zum streng geheimen Geheim-Hauptquartier von dessen streng geheimer Geheimorganisation genommen, wo sie sich dann fortwährend für ihre Anwesenheit entschuldigt.
Grace Burrowes: Gareth
Ein Regency-Roman mit einem verdammt abgefahrenen Plot. Die Heldin hat von einer (angeblich wohlmeinenden) Verwandten ein Bordell geerbt, aber nur unter der Bedingung, daß sie da auch arbeitet. Der Held soll laut Testament als eine Kreuzung aus Aushilfsstecher und Unternehmensberater für Rotlichtbetriebe fungieren. Völlig bescheuerte Handlung und dämliche Hauptfiguren, aber sehr spannend und rührend geschrieben. An manchen Stellen habe ich Rotz und Wasser geheult.
Grace Burrowes: The Laird
Nie mehr Grace Burrowes.
Grace Burrowes: The Traitor
Wer dieses Buch kennt, weiß, wie sehr einem passiv-aggressive Verhaltensweisen selbst bei Romanfiguren auf den Keks gehen können. Aber auch wieder sehr, sehr rührend.
Isobel Carr: Ripe for Scandal
Der Held ist der beste Kumpel vom Bruder der Heldin. Und wer solche Freunde hat, braucht echt keine Feinde mehr. Wobei man jetzt aber auch sagen muß, daß der Held nicht gerade die hellste Kerze im Kronleuchter ist.
Isobel Carr: Ripe for Seduction
Jerry Springer Show goes Georgianisches Zeitalter in England. Der Held ist ein Fummler, der seine Finger nicht bei sich behalten kann, aber am Ende des Buchs lieben sich alle und die Schwester des Helden heiratet den Vater der Heldin. Take that, Jerry Springer.
Jane Casey: The Kill
Der neueste Maeve Kerrigan-Krimi. Wie immer sehr spannend, aber für meinen Geschmack zu sehr auf die Beziehung zwischen Maeve und Josh Derwent, ihrem Vorgesetzten, fixiert. Also, Derwent ist schon ein sehr interessanter Charakter, weil er eben nicht nur ein Arschloch ist. Aber es war diesmal ein bißchen zuviel des Guten.
Jane Casey: Left for Dead
Eine Maeve Kerrigan-Kurzgeschichte. War ganz unterhaltsam.
Jane Casey: The Stranger You Know
Der 4. Maeve Kerrigan-Krimi, also Vorgänger von The Kill. Wie immer superspanned, aber auch schon sehr Derwent-lastig.
Pamela Clare:Striking Distance
Typischer amerikanischer Romantic Suspense mit heldenhaftem Helden und wunderschöner Heldin. Aber gut geschrieben, und weitestgehend ohne dieses "oh, ich kann NIENIENIE eine Beziehung haben, weil meine Mama meinen Papa betrogen hat"-Gequengel. Daumen hoch! (Daß der Held sich untenrum rasiert, hätte ich allerdings nicht unbedingt wissen müssen).
Lisa Clark O'Neill
Die perfekte Mischung aus Liebesroman und Krimi, mit liebenswerten Protagonisten und Nebenfiguren, jedoch ohne Überzuckerung und Zahnschmerzgefahr. Hat mir sehr gut gefallen!
Victoria Dahl:Lead Me On
Boah, was habe ich diese Romanheldin gehaßt. Der Held ist einer der nettesten Romanhelden, über die ich je gelesen habe, und er hat einen supercoolen Beruf. Aber die Heldin ist eine zickige, oberflächliche blöde Kuh, der ich nichts als Fußpilz und Zahnfäule wünsche.
Tami Dane: Blood of Eden
Mittelprächtiger Paranormal. Kann man lesen, muß man aber nicht.
Tessa Dare: Romancing the Duke
Oh, dieses Buch habe ich geliebt! Es hat eine goldige Heldin mit Herz und Verstand und einen Helden, der die allerbesten Sprüche drauf hat. Wobei ich allerdings immer noch nicht verstehe, warum ein englischer Herzog Lösegeld mit Vornamen heißt. Trotzdem, ein großartiges Buch.
Richard Dübell: Allerheiligen
Ein Krimi, der in Landshut spielt. Ganz spanned geschrieben und hat mich gut unterhalten.
Richard Dübell: Himmelfahrt
Die Fortsetzung von Allerheiligen. Auch kein schlechtes Buch, allerdings ist die Angebetete des Protagonisten nervend zickig. Sowas braucht echt keiner in seinem Leben.
Rita Falk: Dampfnudel-Blues.
Ein bayrischer Krimi, in dem sehr viel gegessen wird. Sehr witzig.
Rita Falk: Grießnockerl-Affäre
Genau: auch wieder ein bayrischer Krimi, in dem sehr viel gegessen wird. Rita Falks Krimiheld, Franz Eberhofer, ist ein ziemliches Arschloch. Aber die Bücher sind einfach lustig.
Rita Falk: Sauerkrautkoma
siehe Oben...
Rita Falk: Schweinskopf Al Dente
Ihr wißt schon...
Rita Falk: Winterkartoffelknödel
Den Film zum Buch habe ich im Kino gesehen, ohne das Buch bzw. die Buchreihe vorher zu kennen. Ich hätt mich vor Lachen wegschmeißen können. Danach habe ich mir dann das Buch bestellt. Joa. Lustige Buchreihe.
Leighton Gage: Every Bitter Thing
Der vierte Mario Silva Krimi von Leighton Gage. Die Mario Silva-Bücher spielen in Brasilien und sind zwar nicht humorfrei, aber wegen der krassen Gewaltbeschreibungen und den schlimmen Schicksalen der meisten Haupt- und Nebenfiguren das Gegenteil von lustig. Dafür aber wahnsinnig spannend und auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
Elizabeth George: Auf Ehre und Gewissen (Originaltitel: Well-Schooled in Murder)
Ein Inspektor Linley-Krimi aus 1990. War recht spannend und spielte größtenteils in einem Internat. Eine Kreuzung aus Hanni und Nanni und einem Horrorfilm. Wobei ich mich daran erinnere, daß ich als Kind einige Stellen aus Hanni und Nanni auch sehr bizarr fand. Zum Beispiel, wie sie für ältere Mitschülerinnen Feuer machen und Schuhe putzen mußten. Oder bilde ich mir das nur ein??
Mittwoch, 28. Mai 2014
Bücher die man nicht lesen kann, Teil 9: Andrea Mertz: Raven - 4
Meine lieben Mitreisenden, ich wünsche Ihnen allen einen wunderschönen guten Morgen und freue mich, Sie auch heute wieder begrüßen zu dürfen!
Kann's losgehen? Super. Also, wir kommen zusammen mit Lianne und dem Raben an einer trostlosen, heruntergekommenen Fabrikhalle an, in die er mit seinem Auto hereinfährt. Aus der Tatsache, daß das Tor sich von alleine öffnet, schließt Lianne haarscharf, daß des Raben übersinnliche Kräfte da am Werk waren. Wäre ja auch voll uncool, wenn er einfach nur einen elektrischen Torheber mit Fernbedienung eingebaut hätte, ne?
Hier hat Lianne zunächst Gelegenheit, des Raben Zweit- und Drittwagen zu bewundern, bei denen es sich um einen Thunderbird High Back und einen Range Rover Evoque handelt. Oh, na klar, Herr Waldmann, ich mußte die auch erst googeln! Aber keine Sorge, nachher bekommen Sie noch einen "kleine Infobroschüre", hihi, vom literarischen Institut Sankt Infodumping. Diesmal mit Fotos. Tja, offenbar verdient man sehr gut bei der streng geheimen Geheimorganisation!
Hinter einer massiven Eisentür befindet sich schließlich die Wohnung vom Raben. Okay, meine Lieben, es ist Zeit für ein kleines Quiz. Für diejenigen unter Ihnen, die schon mal ein Romantic Suspense-Buch mit einem coolen, geheimnisvollen Helden gelesen haben, ist es bestimmt nicht schwierig. Also: was befindet sich hinter der Eisentür und wird vom Raben bewohnt: a) die ehemalige Waschkaue der Fabrik, in die er sich eine Matratze gelegt hat, oder b) die Treppe in den Keller, wo er in einem leeren Ölfaß schläft, oder c) ein megacooles Loft mit einer superschicken Einrichtung, die jeden Innenarchitekten in Tränen des Neids ausbrechen ließe?
Ja, richtig, es ist Antwort c! War doch gar nicht schwer zu erraten, oder? Und er züchtet sogar frische Kräuter auf der Fensterbank in der Küche...nein, Cheyenne-Kimberly, als ich dieses Buch zuletzt bereist habe, hatte der Rabe zumindest noch keinen schwulen Zwillingsbruder!
Leider hat Lianne nicht sehr viel Zeit, ihre neue Umgebung zu bewundern. Natürlich nimmt sie sie sich trotzdem, dafür kennen wir doch inzwischen unsere Heldin! Anschließend versucht sie, dem Raben zu helfen, der arg unter Fieber und Schüttelfrost leidet, sich aber weigert, einem Arzt Einlaß in sein Luxusdomizil zu gewähren.
Anschließend macht der Rabe ein zwei Tage langes Nickerchen, das aber nicht annähernd so erholsam ist, wie es sich anhört. Der Ärmste muß im Schlaf nämlich die Zeit seiner Gefangenschaft und Folter aufs Neue erleben. Obendrein wurde er in dieser Zeit auch noch mit geheimnisvollen Drogen traktiert, die ihn abhängig machten.
Als er wieder aufwacht, erblickt er als erstes Lianne und bewundert ihre blonden Haare und ihre auch ungeschminkt schwarzen Wimpern. Ja, Frau Klawuttke, ich finde das auch ganz erstaunlich! Aber wissen Sie was, es wird schon wieder Zeit für ein Quiz! Jawollo. Und danach dürfen Sie nach Herzenslust Gebrauch von diesem besonders großzügig ausgebauten Klischee-Aussichtspunkt machen. Also, es geht los. Unser gesundheitlich schwer angeschlagener Held hat fast zwei Tage lang geschlafen und hat zwischendurch nur hin und wieder mal Medikamente und Wasser von Lianne bekommen. Er hat grauenhafte Alpträume gehabt. Was will er nach dem Aufwachen als erstes: a) pinkeln, b) was auf die Gabel oder c) mit Lianne vögeln?
Natürlich ist Antwort c richtig! Nun ja, ich habe auch schon Bücher mit überraschenderen Wendungen gelesen. Aber immerhin hat Raven eine Handlung, und damit hat es so manch anderem Buch, wie beispielswese dem Telefonbuch oder Twilight, durchaus etwas voraus!
Lassen wir die beiden nun einen Moment alleine, um ihre Zweisamkeit zu genießen. Wir können uns unterdessen an der wundervollen Prosa dieses Buches ergötzen.
Hach. So etwas liest man nicht alle Tage, nicht wahr?
Leider hält das Glück nicht lange an, und nach dem Sex ist der Rabe schweigsam und verschlossen, was bei Lianne seitenlanges Nachdenken über das wieso und warum dieses fiesen Verhaltens auslöst. Aber ich glaube, wir sind jetzt alle bereit für einen leckeren Teller Bohnen auf labberigem Toastbrot, nicht wahr?
Machen Sie es gut. Bis morgen!
Kann's losgehen? Super. Also, wir kommen zusammen mit Lianne und dem Raben an einer trostlosen, heruntergekommenen Fabrikhalle an, in die er mit seinem Auto hereinfährt. Aus der Tatsache, daß das Tor sich von alleine öffnet, schließt Lianne haarscharf, daß des Raben übersinnliche Kräfte da am Werk waren. Wäre ja auch voll uncool, wenn er einfach nur einen elektrischen Torheber mit Fernbedienung eingebaut hätte, ne?
Hier hat Lianne zunächst Gelegenheit, des Raben Zweit- und Drittwagen zu bewundern, bei denen es sich um einen Thunderbird High Back und einen Range Rover Evoque handelt. Oh, na klar, Herr Waldmann, ich mußte die auch erst googeln! Aber keine Sorge, nachher bekommen Sie noch einen "kleine Infobroschüre", hihi, vom literarischen Institut Sankt Infodumping. Diesmal mit Fotos. Tja, offenbar verdient man sehr gut bei der streng geheimen Geheimorganisation!
Hinter einer massiven Eisentür befindet sich schließlich die Wohnung vom Raben. Okay, meine Lieben, es ist Zeit für ein kleines Quiz. Für diejenigen unter Ihnen, die schon mal ein Romantic Suspense-Buch mit einem coolen, geheimnisvollen Helden gelesen haben, ist es bestimmt nicht schwierig. Also: was befindet sich hinter der Eisentür und wird vom Raben bewohnt: a) die ehemalige Waschkaue der Fabrik, in die er sich eine Matratze gelegt hat, oder b) die Treppe in den Keller, wo er in einem leeren Ölfaß schläft, oder c) ein megacooles Loft mit einer superschicken Einrichtung, die jeden Innenarchitekten in Tränen des Neids ausbrechen ließe?
Ja, richtig, es ist Antwort c! War doch gar nicht schwer zu erraten, oder? Und er züchtet sogar frische Kräuter auf der Fensterbank in der Küche...nein, Cheyenne-Kimberly, als ich dieses Buch zuletzt bereist habe, hatte der Rabe zumindest noch keinen schwulen Zwillingsbruder!
Leider hat Lianne nicht sehr viel Zeit, ihre neue Umgebung zu bewundern. Natürlich nimmt sie sie sich trotzdem, dafür kennen wir doch inzwischen unsere Heldin! Anschließend versucht sie, dem Raben zu helfen, der arg unter Fieber und Schüttelfrost leidet, sich aber weigert, einem Arzt Einlaß in sein Luxusdomizil zu gewähren.
Anschließend macht der Rabe ein zwei Tage langes Nickerchen, das aber nicht annähernd so erholsam ist, wie es sich anhört. Der Ärmste muß im Schlaf nämlich die Zeit seiner Gefangenschaft und Folter aufs Neue erleben. Obendrein wurde er in dieser Zeit auch noch mit geheimnisvollen Drogen traktiert, die ihn abhängig machten.
Als er wieder aufwacht, erblickt er als erstes Lianne und bewundert ihre blonden Haare und ihre auch ungeschminkt schwarzen Wimpern. Ja, Frau Klawuttke, ich finde das auch ganz erstaunlich! Aber wissen Sie was, es wird schon wieder Zeit für ein Quiz! Jawollo. Und danach dürfen Sie nach Herzenslust Gebrauch von diesem besonders großzügig ausgebauten Klischee-Aussichtspunkt machen. Also, es geht los. Unser gesundheitlich schwer angeschlagener Held hat fast zwei Tage lang geschlafen und hat zwischendurch nur hin und wieder mal Medikamente und Wasser von Lianne bekommen. Er hat grauenhafte Alpträume gehabt. Was will er nach dem Aufwachen als erstes: a) pinkeln, b) was auf die Gabel oder c) mit Lianne vögeln?
Natürlich ist Antwort c richtig! Nun ja, ich habe auch schon Bücher mit überraschenderen Wendungen gelesen. Aber immerhin hat Raven eine Handlung, und damit hat es so manch anderem Buch, wie beispielswese dem Telefonbuch oder Twilight, durchaus etwas voraus!
Lassen wir die beiden nun einen Moment alleine, um ihre Zweisamkeit zu genießen. Wir können uns unterdessen an der wundervollen Prosa dieses Buches ergötzen.
ihre Brüste wippten wie goldene Äpfel auf dem Baum der Versuchung
Hach. So etwas liest man nicht alle Tage, nicht wahr?
Leider hält das Glück nicht lange an, und nach dem Sex ist der Rabe schweigsam und verschlossen, was bei Lianne seitenlanges Nachdenken über das wieso und warum dieses fiesen Verhaltens auslöst. Aber ich glaube, wir sind jetzt alle bereit für einen leckeren Teller Bohnen auf labberigem Toastbrot, nicht wahr?
Machen Sie es gut. Bis morgen!
Donnerstag, 1. Mai 2014
Bücher die man nicht lesen kann, Teil 9: Andrea Mertz: Raven - 3
Hallöli, meine lieben Mitreisenden! Endlich geht's weiter im Buch Raven von Andrea Mertz! Ich hoffe, Sie sind alle topfit und voller Tatendrang, denn heute wird es sportlich. Wir springen und klettern von einem Klischee-Aussichtspunkt zum nächsten. Haben Sie alle festes Schuhwerk, Helme, Schutzbrillen und Schwimmwesten? - Ausgezeichnet, dann kann's ja losgehen!
Als erstes gehen wir ins Krankenhaus, denn dort wurde Lianne hingebracht. Obschon ihre Verletzungen harmlos sind und keiner weiteren medizinischen Aufmerksamkeit bedürfen, wurde sie dort in einem Einzelzimmer untergebracht und wird von einer resoluten, aber herzlichen Krankenschwester umsorgt. Respekt, britisches Gesundheitssystem!
Lianne hat gerade Besuch, denn ihre Kollegen von der Zeitung sind da. Dabei stellt sich heraus - ja, meine Lieben, hier ist unser erster Klischee-Aussichtspunkt, bitte nicht drängeln, jeder kann ein Foto machen - daß der Pressefotograf der Zeitung in Lianne verknallt ist. Sie mag ihn aber nur als Freund, weil sie überhaupt noch nie wirkliche Leidenschaft für einen Mann empfunden hat und Sex für total überbewertet hält.
Wenig später werden Liannes Kollegen von der resoluten aber herzlichen Krankenschwester vertrieben, und Lianne - ja, genau, dies ist schon der nächste Klischee-Aussichtspunkt. Bitte betreten Sie den immer nur zu zweit. Es ist ein bißchen eng. Also Lianne sinnt vorm Einschlafen - holy moly! - darüber nach, wie sinnlich und wundervoll sich des Raben Körper während der Rettungsaktion an ihrem angefühlt hat. Sie stellt sich vor, wie sie mit ihm (total überbewerteten?) Sex hat, und beschließt, ihn zu suchen.
Indessen beobachtet der Rabe das Krankenhausvon seinem Auto aus. Er ist ein körperliches Wrack und hält sich nur mit Hilfe von aus einer Apotheke geklauten Tabletten wach. Er war nämlich monatelang in Gefangenschaft, wo man ihn grauenvollen Versuchen und Tests an Körper und Geist ausgesetzt hatte. Jetzt ist seine Erinnerung lückenhaft wie ein Schweizer Käse und seine körperlichen Kräfte schmelzen dahin wie das Eis am Polarkreis.
- Ja, Herr Schneider, ich finde auch, daß er sich als Frau verkleiden und sich einfach in Liannes Krankenbett legen und von der resoluten aber herzlichen Krankenschwester umsorgen lassen sollte. Der arme Kerl bricht uns noch zusammen! Nein, Scherz. Wir wollen doch Action sehen, stimmt's?
Oh, bevor ich's vergesse. Haben Sie alle Ihre Rucksäcke mit? Ausgezeichnet. Dann verteile ich jetzt mal die heutige Broschüre des literarischen Instituts Sankt Infodumping. Sie haben recht, Frau Klawuttke, 15 Kilogramm sind schon sehr viel für eine sehr klein und auf ganz dünnem Papier gedruckte Infobroschüre. Aber was soll man machen, dem Raben geht eben sehr viel durch sein lückenhaftes Gedächtnis. Seien Sie froh, daß er so viel vergessen hat, sonst bräuchten wir einen Gabelstapler, um die Broschüren zu transportieren.
Also, der Rabe wurde nach dem Anschlag auf seine streng geheime Geheimorganisation gefangen genommen, ist getürmt und wurde irgendwann in Bulgarien ausgesetzt. Zurück in England traute er sich nicht, sich bei der streng geheimen Geheimorganisation zu melden, weil er davon überzeugt ist, daß sie einen Maulwurf haben.
Der Rabe - aber sicher, hier können Sie wieder einige sehr hübsche Klischee-Fotos machen - hat seinen Glauben an die Menschheit schon in seiner schlimmen Kindheit verloren, denn er wuchs in Heimen und bei Pflegeeltern auf, und sein Pflegevater tötete seinen einzigen Freund, einen Raben namens Charlie.
Außerdem findet er Lianne wunderschön und sexy, aber hält nichts von Beziehungen...ja, Klischeefotos. Ein Glück, daß die Digitalkameras erfunden wurden, nicht wahr? Sonst müßten Sie alle fünf Minuten einen neuen Film einlegen...wo war ich? Genau. Also, der Rabe hält nichts von Beziehungen, weil er frei sein will und alle Frauen entweder eiskalt und herzlos sind oder anfangen zu klammern.
Plötzlich stellt er fest, daß ein großer schwarzer BMW vorm Krankenhaus hält und drei Männer aussteigen, die dunkel gekleidet sind und die Mantelkragen hochgeschlossen haben. Nun, höchstwahrscheinlich waren die T-Shirts mit der Aufschrift "WIR SIND VERBRECHER UND HABEN ES AUF LIANNE ABGESEHEN" gerade in der Wäsche. Das macht aber gar nichts, denn der Rabe weiß natürlich sofort, was diese Herren im Schilde führen.
Der Rabe macht sich auf die Socken zu Liannes Zimmer, von dem er unerklärlicherweise weiß, wo es sich befindet. Lianne und der Rabe starren sich ungefähr 20 Minuten bzw. 1 1/2 Buchseiten lang an und sinnen darüber nach, wie geil sie sich gegenseitig finden und welch wunderschöne Augen die jeweils andere Person hat. Anschließend läßt der Rabe Lianne wissen, daß sie sofort mit ihm mitkommen muß, weil sie in Gefahr ist, daß er ihren Bruder kennt und daß er Raven genannt wird.
Bevor sie sich auf den Weg machen, folgt noch der überflüssigste Infodump der Geschichte, in dem eine halbe Seite lang alles beschrieben wird, was der durchschnittliche Mitteleuropäer mit Raben assoziieren kann. Also zum Beispiel die Mythologie der Wikinger, nach der der Chefgott Odin jeden Morgen seine Raben Hugin und Munin aussandte, die ihm dann abends die neuesten Nachrichten zurückbrachten. Deshalb nannte man Odin auch Hrafnagud, den Rabengott. - Hey! Aufwachen! Sie werden doch wegen ein paar vollkommen überflüssiger Informationen nicht gleich einnicken! Tsktsk.
Einige Seiten unwichtiger Informationen und beknackter Dialoge weiter, verlassen unsere beiden Helden endlich das Krankenzimmer.
Halten Sie Ihre Kameras bereit, meine Damen und Herren, denn jetzt kommt eins meiner - und sicherlich auch gleich Ihrer - Lieblingsklischees. Ein echter Klassiker. Einfach wundervoll.
Die Bösewichte sind im Anmarsch, und damit sie Lianne und den Raben nicht bemerken, packt er sie und küßt sie. Viele, viele Zeilen lang. Und viele, viele weitere Zeilen lang denkt Lianne darüber nach, wie wundervoll dieser Kuß war, und was es damit auf sich hatte.
Wenig Zeit und viele langweilige und überflüssige Gedankengänge später schaffen es unsere beiden wackeren Helden, das Krankenhaus zu verlassen. Leider gibt es dabei eine Schießerei und die Bösewichte sind ihnen auf den Fersen. Also türmen die beiden in einem geklauten Lieferwagen. Es gibt eine Verfolgungsjagt, die spannend und voller Action wäre, wenn sie nicht ständig von Liannes ziemlich dämlichen Gedankengängen unterbrochen würde.
Während Lianne noch darüber nachdenkt, ob sie sich einen Hund anschaffen soll, kommen sie und der Rabe bei dessen eigenem Auto an fahren damit weiter.
Der Rabe schafft es schließlich, die Verbrecher los zu werden und bringt Lianne zu seiner Wohnung, wo schon die nächsten Klischees auf uns warten. Aber das sparen wir uns für den nächsten Tag auf, denn jetzt wollen wir sicher alle ins Hotel und uns mit einem leckeren Teller Bohnen stärken!
Bis morgen, meine lieben Mitreisenden!
Als erstes gehen wir ins Krankenhaus, denn dort wurde Lianne hingebracht. Obschon ihre Verletzungen harmlos sind und keiner weiteren medizinischen Aufmerksamkeit bedürfen, wurde sie dort in einem Einzelzimmer untergebracht und wird von einer resoluten, aber herzlichen Krankenschwester umsorgt. Respekt, britisches Gesundheitssystem!
Lianne hat gerade Besuch, denn ihre Kollegen von der Zeitung sind da. Dabei stellt sich heraus - ja, meine Lieben, hier ist unser erster Klischee-Aussichtspunkt, bitte nicht drängeln, jeder kann ein Foto machen - daß der Pressefotograf der Zeitung in Lianne verknallt ist. Sie mag ihn aber nur als Freund, weil sie überhaupt noch nie wirkliche Leidenschaft für einen Mann empfunden hat und Sex für total überbewertet hält.
Wenig später werden Liannes Kollegen von der resoluten aber herzlichen Krankenschwester vertrieben, und Lianne - ja, genau, dies ist schon der nächste Klischee-Aussichtspunkt. Bitte betreten Sie den immer nur zu zweit. Es ist ein bißchen eng. Also Lianne sinnt vorm Einschlafen - holy moly! - darüber nach, wie sinnlich und wundervoll sich des Raben Körper während der Rettungsaktion an ihrem angefühlt hat. Sie stellt sich vor, wie sie mit ihm (total überbewerteten?) Sex hat, und beschließt, ihn zu suchen.
Indessen beobachtet der Rabe das Krankenhausvon seinem Auto aus. Er ist ein körperliches Wrack und hält sich nur mit Hilfe von aus einer Apotheke geklauten Tabletten wach. Er war nämlich monatelang in Gefangenschaft, wo man ihn grauenvollen Versuchen und Tests an Körper und Geist ausgesetzt hatte. Jetzt ist seine Erinnerung lückenhaft wie ein Schweizer Käse und seine körperlichen Kräfte schmelzen dahin wie das Eis am Polarkreis.
- Ja, Herr Schneider, ich finde auch, daß er sich als Frau verkleiden und sich einfach in Liannes Krankenbett legen und von der resoluten aber herzlichen Krankenschwester umsorgen lassen sollte. Der arme Kerl bricht uns noch zusammen! Nein, Scherz. Wir wollen doch Action sehen, stimmt's?
Oh, bevor ich's vergesse. Haben Sie alle Ihre Rucksäcke mit? Ausgezeichnet. Dann verteile ich jetzt mal die heutige Broschüre des literarischen Instituts Sankt Infodumping. Sie haben recht, Frau Klawuttke, 15 Kilogramm sind schon sehr viel für eine sehr klein und auf ganz dünnem Papier gedruckte Infobroschüre. Aber was soll man machen, dem Raben geht eben sehr viel durch sein lückenhaftes Gedächtnis. Seien Sie froh, daß er so viel vergessen hat, sonst bräuchten wir einen Gabelstapler, um die Broschüren zu transportieren.
Also, der Rabe wurde nach dem Anschlag auf seine streng geheime Geheimorganisation gefangen genommen, ist getürmt und wurde irgendwann in Bulgarien ausgesetzt. Zurück in England traute er sich nicht, sich bei der streng geheimen Geheimorganisation zu melden, weil er davon überzeugt ist, daß sie einen Maulwurf haben.
Der Rabe - aber sicher, hier können Sie wieder einige sehr hübsche Klischee-Fotos machen - hat seinen Glauben an die Menschheit schon in seiner schlimmen Kindheit verloren, denn er wuchs in Heimen und bei Pflegeeltern auf, und sein Pflegevater tötete seinen einzigen Freund, einen Raben namens Charlie.
Außerdem findet er Lianne wunderschön und sexy, aber hält nichts von Beziehungen...ja, Klischeefotos. Ein Glück, daß die Digitalkameras erfunden wurden, nicht wahr? Sonst müßten Sie alle fünf Minuten einen neuen Film einlegen...wo war ich? Genau. Also, der Rabe hält nichts von Beziehungen, weil er frei sein will und alle Frauen entweder eiskalt und herzlos sind oder anfangen zu klammern.
Plötzlich stellt er fest, daß ein großer schwarzer BMW vorm Krankenhaus hält und drei Männer aussteigen, die dunkel gekleidet sind und die Mantelkragen hochgeschlossen haben. Nun, höchstwahrscheinlich waren die T-Shirts mit der Aufschrift "WIR SIND VERBRECHER UND HABEN ES AUF LIANNE ABGESEHEN" gerade in der Wäsche. Das macht aber gar nichts, denn der Rabe weiß natürlich sofort, was diese Herren im Schilde führen.
Der Rabe macht sich auf die Socken zu Liannes Zimmer, von dem er unerklärlicherweise weiß, wo es sich befindet. Lianne und der Rabe starren sich ungefähr 20 Minuten bzw. 1 1/2 Buchseiten lang an und sinnen darüber nach, wie geil sie sich gegenseitig finden und welch wunderschöne Augen die jeweils andere Person hat. Anschließend läßt der Rabe Lianne wissen, daß sie sofort mit ihm mitkommen muß, weil sie in Gefahr ist, daß er ihren Bruder kennt und daß er Raven genannt wird.
Bevor sie sich auf den Weg machen, folgt noch der überflüssigste Infodump der Geschichte, in dem eine halbe Seite lang alles beschrieben wird, was der durchschnittliche Mitteleuropäer mit Raben assoziieren kann. Also zum Beispiel die Mythologie der Wikinger, nach der der Chefgott Odin jeden Morgen seine Raben Hugin und Munin aussandte, die ihm dann abends die neuesten Nachrichten zurückbrachten. Deshalb nannte man Odin auch Hrafnagud, den Rabengott. - Hey! Aufwachen! Sie werden doch wegen ein paar vollkommen überflüssiger Informationen nicht gleich einnicken! Tsktsk.
Einige Seiten unwichtiger Informationen und beknackter Dialoge weiter, verlassen unsere beiden Helden endlich das Krankenzimmer.
Halten Sie Ihre Kameras bereit, meine Damen und Herren, denn jetzt kommt eins meiner - und sicherlich auch gleich Ihrer - Lieblingsklischees. Ein echter Klassiker. Einfach wundervoll.
Die Bösewichte sind im Anmarsch, und damit sie Lianne und den Raben nicht bemerken, packt er sie und küßt sie. Viele, viele Zeilen lang. Und viele, viele weitere Zeilen lang denkt Lianne darüber nach, wie wundervoll dieser Kuß war, und was es damit auf sich hatte.
Wenig Zeit und viele langweilige und überflüssige Gedankengänge später schaffen es unsere beiden wackeren Helden, das Krankenhaus zu verlassen. Leider gibt es dabei eine Schießerei und die Bösewichte sind ihnen auf den Fersen. Also türmen die beiden in einem geklauten Lieferwagen. Es gibt eine Verfolgungsjagt, die spannend und voller Action wäre, wenn sie nicht ständig von Liannes ziemlich dämlichen Gedankengängen unterbrochen würde.
Während Lianne noch darüber nachdenkt, ob sie sich einen Hund anschaffen soll, kommen sie und der Rabe bei dessen eigenem Auto an fahren damit weiter.
Der Rabe schafft es schließlich, die Verbrecher los zu werden und bringt Lianne zu seiner Wohnung, wo schon die nächsten Klischees auf uns warten. Aber das sparen wir uns für den nächsten Tag auf, denn jetzt wollen wir sicher alle ins Hotel und uns mit einem leckeren Teller Bohnen stärken!
Bis morgen, meine lieben Mitreisenden!
Samstag, 25. Januar 2014
Bücher die man nicht lesen kann, Teil 9: Andrea Mertz: Raven - 2
Guten Morgen meine Damen und Herren, liebe Kinder. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nachtruhe und können ausgeruht und gestärkt in den zweiten Tag unserer Rundreise durch das Buch Raven von Andrea Mertz starten!
Wir haben einen kleinen Zeitsprung gemacht und befinden uns 11 Wochen nach dem Prolog in London. Wir begleiten zunächst die junge Reporterin Lianne Morgan. Sie erinnern sich: Lianne ist die kleine Schwester von Frank Morgan. Die Ärmste leidet sehr darunter, daß ihr Bruder verschwunden ist. - Ja Cheyenne-Kimberly, ich finde Liannes Schlangenledersandaletten auch voll geil. Nein, bleib bitte stehen und lauf nicht zu Lianne. Wir sind doch hier nicht in einem Jasper Fforde-Buch! - Äh, keine Ahnung, ob Lianne die Schuhe bei Zalando bestellt hat!
Wo war ich stehengeblieben? Genau. Lianne wartet gerade auf den britischen Außenminister, mit dem sie ein Interview führen soll. Lianne hat vor dem Interview schon mit einem kaputten Auto, einem verpaßten Bus, einem überfüllten Bus und einem Beinahe-Überfall gekämpft, und obwohl sie schon ziemlich erschöpft ist, fällt ihr am Außenminister, William Hague, sofort alles Wichtige auf. Beispielsweise, von welchem Designer sein Anzug ist. Lianne befragt den Außenminister über die Situation in Libyen, erfährt aber nichts, was sie nicht schon wußte oder sich hätte denken können. Tja, wäre sie mal Tabloid-Reporterin geworden. Da hätte sie sich die schönsten Schlagzeilen einfach ausdenken können.
Zuletzt stellt Lianne Herrn Hague noch eine Frage über Franks streng geheime Geheimorganisation, die Shadow Force. Er gibt aber vor, darüber nichts zu wissen. Gegen Ende des Interviews, der Minister ist schon gegangen, bekommt Lianne eine Panikattacke, und wenig später explodiert etwas, so daß das ganze Gebäude ins Wanken gerät.
Gehen wir nun in die Tiefgarage desselben Gebäudes. Da ist unser Held Raven gerade dabei, einige Sprengsätze zu entschärfen. Sehen Sie - oh, ich verteile erstmal die Unterlagen des literarischen Instituts Sankt Infodumping für den heutigen Tag. Jaja, so dick wie fünf Hotelbibeln. Die Jungs von Sankt Infodumping scheuen eben weder Kosten noch Mühen, um Sie, meine sehr verehrten Gäste, mit allen wichtigen und unwichtigen Fakten zu versorgen!
Also, Raven hat irgendwie von dem Anschlag auf die Londoner City Hall und von Liannes Termin in just diesem Gebäude gewußt. Und natürlich wollte er die Menschheit im Allgemeinen und Lianne im Besonderen beschützen. Deshalb hat er ihr Auto sabotiert und versucht, alle Bomben zu entschärfen. Aber - Heilige Hölle! - es ist ihm nicht gelungen.
Ja, Sie haben recht. Der Typ kann einfach nicht fluchen. Er ist schon dreimal durch die Prüfung in der Wessel-Akademie für korrektes Fluchen und schlimme Wörter gefallen, der arme Kerl. Aber niemand kann alles, nicht?
Wenig später bricht wegen einer weiteren Explosion alles zusammen und der Rabe rennt los, um Lianne zu retten.
Diese hat sich, da die Explosion sie zu Boden geworfen hat, erstmal hingelegt, und läßt die Mutter aller Infodumps los, während sie darauf wartet, daß der Rabe sie abholt. - Oh nein, sie weiß natürlich nicht, daß sie auf ihn wartet. Sie kennt ihn ja noch gar nicht.
Wenig später findet dieser tatsächlich unsere wackere Heldin, packt sie und trägt sie weg. Unterwegs retten sie noch ein paar andere Leute, bevor sie es dank der übersinnlichen Fähigkeiten sowie der Sprungkraft des Raben schaffen, das Gebäude zu verlassen.
Anschließend schläft Lianne in Ravens starken Armen ein. Er setzt sie irgendwo ab und türmt. Anschließend - ja, das sind die nächten 30 Seiten in Ihrer Broschüre - läßt er selbst erst mal einen ganz gepflegten, ausgiebigen Infodump ab. Ja, das haben Sie sehr gut erkannt, Frau Klawuttke. Für die Charaktere in diesem Buch sind Infodumps ebenso entspannend, wie ein langes heißes Bad für lebendige Menschen!
Der Rabe weiß also, daß jemand sowohl den Minister als auch Lianne abmurksen wollte. Davon abgesehen geht es ihm schlecht und alles tut ihm weh, so daß er schleunigst in seine Unterkunft auf Zeit flüchten will. Während er sich also verletzt, blutend, mit in Fetzen hängender Kleidung und vor Fieber glühend durch London schleppt, denkt er ganz ausgiebig darüber nach, wie wunderschön und sexy er Lianne findet, und was er für ein cooler Einzelgänger ist, der nicht am Leben hängt. - Oh, ja genau, das ist schon einer von unseren Klischee-Aussichtspunkten. Machen Sie gern so viele Fotos, wie sie möchten.
Nun, meine lieben Mitreisenden, das war ein ganz schön anstrengender Tag für unsere Protagonisten! Während sie sich erholen, wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Abend in der Weltstadt London, und wir sehen uns morgen früh vor Ihrem Hotel in alter Frische.
Tschüssikowski!
Wir haben einen kleinen Zeitsprung gemacht und befinden uns 11 Wochen nach dem Prolog in London. Wir begleiten zunächst die junge Reporterin Lianne Morgan. Sie erinnern sich: Lianne ist die kleine Schwester von Frank Morgan. Die Ärmste leidet sehr darunter, daß ihr Bruder verschwunden ist. - Ja Cheyenne-Kimberly, ich finde Liannes Schlangenledersandaletten auch voll geil. Nein, bleib bitte stehen und lauf nicht zu Lianne. Wir sind doch hier nicht in einem Jasper Fforde-Buch! - Äh, keine Ahnung, ob Lianne die Schuhe bei Zalando bestellt hat!
Wo war ich stehengeblieben? Genau. Lianne wartet gerade auf den britischen Außenminister, mit dem sie ein Interview führen soll. Lianne hat vor dem Interview schon mit einem kaputten Auto, einem verpaßten Bus, einem überfüllten Bus und einem Beinahe-Überfall gekämpft, und obwohl sie schon ziemlich erschöpft ist, fällt ihr am Außenminister, William Hague, sofort alles Wichtige auf. Beispielsweise, von welchem Designer sein Anzug ist. Lianne befragt den Außenminister über die Situation in Libyen, erfährt aber nichts, was sie nicht schon wußte oder sich hätte denken können. Tja, wäre sie mal Tabloid-Reporterin geworden. Da hätte sie sich die schönsten Schlagzeilen einfach ausdenken können.
Zuletzt stellt Lianne Herrn Hague noch eine Frage über Franks streng geheime Geheimorganisation, die Shadow Force. Er gibt aber vor, darüber nichts zu wissen. Gegen Ende des Interviews, der Minister ist schon gegangen, bekommt Lianne eine Panikattacke, und wenig später explodiert etwas, so daß das ganze Gebäude ins Wanken gerät.
Gehen wir nun in die Tiefgarage desselben Gebäudes. Da ist unser Held Raven gerade dabei, einige Sprengsätze zu entschärfen. Sehen Sie - oh, ich verteile erstmal die Unterlagen des literarischen Instituts Sankt Infodumping für den heutigen Tag. Jaja, so dick wie fünf Hotelbibeln. Die Jungs von Sankt Infodumping scheuen eben weder Kosten noch Mühen, um Sie, meine sehr verehrten Gäste, mit allen wichtigen und unwichtigen Fakten zu versorgen!
Also, Raven hat irgendwie von dem Anschlag auf die Londoner City Hall und von Liannes Termin in just diesem Gebäude gewußt. Und natürlich wollte er die Menschheit im Allgemeinen und Lianne im Besonderen beschützen. Deshalb hat er ihr Auto sabotiert und versucht, alle Bomben zu entschärfen. Aber - Heilige Hölle! - es ist ihm nicht gelungen.
Ja, Sie haben recht. Der Typ kann einfach nicht fluchen. Er ist schon dreimal durch die Prüfung in der Wessel-Akademie für korrektes Fluchen und schlimme Wörter gefallen, der arme Kerl. Aber niemand kann alles, nicht?
Wenig später bricht wegen einer weiteren Explosion alles zusammen und der Rabe rennt los, um Lianne zu retten.
Diese hat sich, da die Explosion sie zu Boden geworfen hat, erstmal hingelegt, und läßt die Mutter aller Infodumps los, während sie darauf wartet, daß der Rabe sie abholt. - Oh nein, sie weiß natürlich nicht, daß sie auf ihn wartet. Sie kennt ihn ja noch gar nicht.
Wenig später findet dieser tatsächlich unsere wackere Heldin, packt sie und trägt sie weg. Unterwegs retten sie noch ein paar andere Leute, bevor sie es dank der übersinnlichen Fähigkeiten sowie der Sprungkraft des Raben schaffen, das Gebäude zu verlassen.
Anschließend schläft Lianne in Ravens starken Armen ein. Er setzt sie irgendwo ab und türmt. Anschließend - ja, das sind die nächten 30 Seiten in Ihrer Broschüre - läßt er selbst erst mal einen ganz gepflegten, ausgiebigen Infodump ab. Ja, das haben Sie sehr gut erkannt, Frau Klawuttke. Für die Charaktere in diesem Buch sind Infodumps ebenso entspannend, wie ein langes heißes Bad für lebendige Menschen!
Der Rabe weiß also, daß jemand sowohl den Minister als auch Lianne abmurksen wollte. Davon abgesehen geht es ihm schlecht und alles tut ihm weh, so daß er schleunigst in seine Unterkunft auf Zeit flüchten will. Während er sich also verletzt, blutend, mit in Fetzen hängender Kleidung und vor Fieber glühend durch London schleppt, denkt er ganz ausgiebig darüber nach, wie wunderschön und sexy er Lianne findet, und was er für ein cooler Einzelgänger ist, der nicht am Leben hängt. - Oh, ja genau, das ist schon einer von unseren Klischee-Aussichtspunkten. Machen Sie gern so viele Fotos, wie sie möchten.
Nun, meine lieben Mitreisenden, das war ein ganz schön anstrengender Tag für unsere Protagonisten! Während sie sich erholen, wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Abend in der Weltstadt London, und wir sehen uns morgen früh vor Ihrem Hotel in alter Frische.
Tschüssikowski!
Samstag, 4. Januar 2014
Bücher die man nicht lesen kann, Teil 9: Andrea Mertz: Raven - 1
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kinder, herzlich willkommen auf unserer Rundreise durch das Buch Raven von Andrea Mertz. Mein Name ist Susi, und ich bin Ihre Reiseleiterin.
Lassen Sie uns zunächst ein paar organisatorische Details besprechen, bevor wir uns ins Vergnügen stürzen. Für Ihre Übernachtungen haben wir Ihnen Zimmer im 4 Sterne-Hotel "The Mishapen Metaphor" in London gebucht, und selbstverständlich gehört dazu auch die Halbpension, wobei Sie morgens und abends jeweils zwischen Bohnen mit Toast oder Toast mit Bohnen wählen können. Abends wird Ihnen dazu gratis ein Glas warmes Bier ohne Schaumkrone gereicht.
Hin und wieder werden wir an einigen wohlbekannten Klischees vorbeikommen. An diesen Stellen haben wir für Sie sogenannte Klischee-Aussichtspunkte eingerichtet, damit Sie ein paar besonders schöne Fotos machen können. Selbstverständlich werde ich Sie jeweils rechtzeitig auf die Aussichtspunkte aufmerksam machen.
Beginnen wir unsere Rundreise nun mit dem Prolog, der in Libyen spielt. Wie Sie sehen, wird er aus der Sicht eines gewissen Frank Morgan, genannt Eagle, erzählt. Er denkt auf einer Fahrt durch die libysche Wildnis an seine Schwester Lianne, die Heldin des Buches. Dadurch erfahren wir, daß Lianne eine attraktive, kluge und modebewußte Frau mit einem Schuhtick ist, und daß sie eine Reporterin ist.
Hier sehen Sie, wie Frank und seine Kollegen, die alle übersinnliche Fähigkeiten haben und einer streng geheimen Geheimorganisation angehören, in einen Kampf geraten, in dem zunächst einmal ihr Jeep explodiert.
Ah, sehen Sie, hier kommt schon der nächste Protagonist. Es ist John McDermott, genannt Raven. Er besitzt genau wie Frank übersinnliche Fähigkeiten und ist Mitglied der streng geheimen Geheimorganisation.
- Ja, die Dame mit der hellblauen Leinenjacke - Frau Schneider, nicht wahr? - Sie haben eine Frage?
- Nun, wir haben einen Adler und einen Raben, da erscheint es mir durchaus logisch, anzunehmen, daß die Autorin weitere Bücher über übersinnlich begabte Helden mit Vogelnamen plant. Ich kann Ihnen leider noch nicht sagen, ob auch ein Geier, ein Huhn und ein Kanarienvogel dabei sein werden. Ich persönlich finde die Idee ganz bezaubernd, der Kanarienvogel könnte beispielsweise ein Opernsänger sein...nur die Sache mit dem Geier wäre ein wenig unappetitlich, finden Sie nicht? Aasfressen ist ja so unsexy.
So, jetzt gebe ich Ihnen erstmal eine Broschüre des literarischen Instituts Sankt Infodumping. Wenn Sie sich die Broschüre nachher in Ruhe durchlesen, werden Sie alles über Wesen und Geschichte der streng geheimen Geheimorganisation erfahren. Fürs erste reicht es, wenn Sie im Hinterkopf behalten, daß sie als Shadow Force oder auch Schattenkrieger bezeichnet wird und ein Teil des britischen MI6 ist.
- Ja, Herr...äh...Waldmann?
Oh, sie haben natürlich recht. Ich finde es auch etwas...ungewöhnlich, daß unsere großen, starken Alphahelden den Tod eines Kumpels und des Fahrers des soeben explodierten Jeeps mit "Verdammter Mist" und "Das kannst du laut sagen" kommentieren, und dem guten Frank ansonsten höchstens mal ein "holy moly" entfleucht. Vielleicht hat die Autorin nicht gewußt, wie man "fuck" oder "scheiße" buchstabiert?
Okay, ich muß jetzt noch mal eine Unterlage vom literarischen Institut Sankt Infodumping verteilen. Helfen Sie mir mal tragen, Herr Kaczmarek? Danke. Ja, die sind schwer. Dick wie Telefonbücher. Also, lassen Sie uns mal kurz (hihi) querlesen. Der Rabe ist davon überzeugt, daß es unter den Schattenkriegern einen Verräter gibt, der sie immer wieder in Fallen lockt. Wir erfahren, daß der Rabe in den Augen des Adlers ein hochgewachsener, sturer und wortkarger Schotte ist, den er zunächst für einen arroganten, selbstgefälligen, oberflächlichen Draufgänger und gefühllosen Frauenvernascher (ja, ein süßer Ausdruck, nicht?) hielt. In Wirklichkeit ist er aber 'n ganz netten Kerl, der intelligent, loyal und verläßlich ist. Der Adler glaubt nun auch, daß es einen Verräter gibt, aber auf gar keinen Fall kann es der Rabe sein.
So. Hier sehen Sie nun, wie der Rabe sein Maschinengewehr wegschmeißt und die Feinde mittels seiner übersinnlichen Kräfte in die Flucht schlägt. Hier tauchen noch zwei Schattenkrieger auf, ein Falke und ein Habicht. Diese beiden werden von Frank angewiesen, sich und einige Verletzte mit einem noch fahrtüchtigen Jeep in Sicherheit zu bringen und einen Hubschrauber zu rufen, der Frank und John vom Ort des Kampfes abholt.
Oh! Hier haben wir ein besonders schönes Exemplar von...nun, ich kann wirklich nicht sagen, was das ist...aber sehen Sie selbst:
Ravens Wangenknochen mahlten, doch er schwieg.
Mahlende Wangenknochen! Wer weiß, wo der gute Rabe noch überall Gelenke hat, wo Normalsterbliche keine haben.
Aber Scherz beiseite. Der arme Frank verspürt urplötzlich am ganzen Körper unerträgliche Schmerzen, die offenbar durch einen bösen Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten verursacht werden. Der Rabe hat offensichtlich das gleiche Problem. Franks letzter Gedanke gilt seiner Schwester Lianne, dann verliert er das Bewußtsein und der Prolog ist vorbei.
Nun, meine Damen und Herren, liebe Kinder, das war doch mal ein furioser Einstieg in das Buch! Und morgen geht es gleich mit ganz viel Action weiter. Wir treffen uns um 9 Uhr vor dem Hoteleingang. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und eine angenehme Nachtruhe!
Lassen Sie uns zunächst ein paar organisatorische Details besprechen, bevor wir uns ins Vergnügen stürzen. Für Ihre Übernachtungen haben wir Ihnen Zimmer im 4 Sterne-Hotel "The Mishapen Metaphor" in London gebucht, und selbstverständlich gehört dazu auch die Halbpension, wobei Sie morgens und abends jeweils zwischen Bohnen mit Toast oder Toast mit Bohnen wählen können. Abends wird Ihnen dazu gratis ein Glas warmes Bier ohne Schaumkrone gereicht.
Hin und wieder werden wir an einigen wohlbekannten Klischees vorbeikommen. An diesen Stellen haben wir für Sie sogenannte Klischee-Aussichtspunkte eingerichtet, damit Sie ein paar besonders schöne Fotos machen können. Selbstverständlich werde ich Sie jeweils rechtzeitig auf die Aussichtspunkte aufmerksam machen.
Beginnen wir unsere Rundreise nun mit dem Prolog, der in Libyen spielt. Wie Sie sehen, wird er aus der Sicht eines gewissen Frank Morgan, genannt Eagle, erzählt. Er denkt auf einer Fahrt durch die libysche Wildnis an seine Schwester Lianne, die Heldin des Buches. Dadurch erfahren wir, daß Lianne eine attraktive, kluge und modebewußte Frau mit einem Schuhtick ist, und daß sie eine Reporterin ist.
Hier sehen Sie, wie Frank und seine Kollegen, die alle übersinnliche Fähigkeiten haben und einer streng geheimen Geheimorganisation angehören, in einen Kampf geraten, in dem zunächst einmal ihr Jeep explodiert.
Ah, sehen Sie, hier kommt schon der nächste Protagonist. Es ist John McDermott, genannt Raven. Er besitzt genau wie Frank übersinnliche Fähigkeiten und ist Mitglied der streng geheimen Geheimorganisation.
- Ja, die Dame mit der hellblauen Leinenjacke - Frau Schneider, nicht wahr? - Sie haben eine Frage?
- Nun, wir haben einen Adler und einen Raben, da erscheint es mir durchaus logisch, anzunehmen, daß die Autorin weitere Bücher über übersinnlich begabte Helden mit Vogelnamen plant. Ich kann Ihnen leider noch nicht sagen, ob auch ein Geier, ein Huhn und ein Kanarienvogel dabei sein werden. Ich persönlich finde die Idee ganz bezaubernd, der Kanarienvogel könnte beispielsweise ein Opernsänger sein...nur die Sache mit dem Geier wäre ein wenig unappetitlich, finden Sie nicht? Aasfressen ist ja so unsexy.
So, jetzt gebe ich Ihnen erstmal eine Broschüre des literarischen Instituts Sankt Infodumping. Wenn Sie sich die Broschüre nachher in Ruhe durchlesen, werden Sie alles über Wesen und Geschichte der streng geheimen Geheimorganisation erfahren. Fürs erste reicht es, wenn Sie im Hinterkopf behalten, daß sie als Shadow Force oder auch Schattenkrieger bezeichnet wird und ein Teil des britischen MI6 ist.
- Ja, Herr...äh...Waldmann?
Oh, sie haben natürlich recht. Ich finde es auch etwas...ungewöhnlich, daß unsere großen, starken Alphahelden den Tod eines Kumpels und des Fahrers des soeben explodierten Jeeps mit "Verdammter Mist" und "Das kannst du laut sagen" kommentieren, und dem guten Frank ansonsten höchstens mal ein "holy moly" entfleucht. Vielleicht hat die Autorin nicht gewußt, wie man "fuck" oder "scheiße" buchstabiert?
Okay, ich muß jetzt noch mal eine Unterlage vom literarischen Institut Sankt Infodumping verteilen. Helfen Sie mir mal tragen, Herr Kaczmarek? Danke. Ja, die sind schwer. Dick wie Telefonbücher. Also, lassen Sie uns mal kurz (hihi) querlesen. Der Rabe ist davon überzeugt, daß es unter den Schattenkriegern einen Verräter gibt, der sie immer wieder in Fallen lockt. Wir erfahren, daß der Rabe in den Augen des Adlers ein hochgewachsener, sturer und wortkarger Schotte ist, den er zunächst für einen arroganten, selbstgefälligen, oberflächlichen Draufgänger und gefühllosen Frauenvernascher (ja, ein süßer Ausdruck, nicht?) hielt. In Wirklichkeit ist er aber 'n ganz netten Kerl, der intelligent, loyal und verläßlich ist. Der Adler glaubt nun auch, daß es einen Verräter gibt, aber auf gar keinen Fall kann es der Rabe sein.
So. Hier sehen Sie nun, wie der Rabe sein Maschinengewehr wegschmeißt und die Feinde mittels seiner übersinnlichen Kräfte in die Flucht schlägt. Hier tauchen noch zwei Schattenkrieger auf, ein Falke und ein Habicht. Diese beiden werden von Frank angewiesen, sich und einige Verletzte mit einem noch fahrtüchtigen Jeep in Sicherheit zu bringen und einen Hubschrauber zu rufen, der Frank und John vom Ort des Kampfes abholt.
Oh! Hier haben wir ein besonders schönes Exemplar von...nun, ich kann wirklich nicht sagen, was das ist...aber sehen Sie selbst:
Ravens Wangenknochen mahlten, doch er schwieg.
Mahlende Wangenknochen! Wer weiß, wo der gute Rabe noch überall Gelenke hat, wo Normalsterbliche keine haben.
Aber Scherz beiseite. Der arme Frank verspürt urplötzlich am ganzen Körper unerträgliche Schmerzen, die offenbar durch einen bösen Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten verursacht werden. Der Rabe hat offensichtlich das gleiche Problem. Franks letzter Gedanke gilt seiner Schwester Lianne, dann verliert er das Bewußtsein und der Prolog ist vorbei.
Nun, meine Damen und Herren, liebe Kinder, das war doch mal ein furioser Einstieg in das Buch! Und morgen geht es gleich mit ganz viel Action weiter. Wir treffen uns um 9 Uhr vor dem Hoteleingang. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und eine angenehme Nachtruhe!
Montag, 6. Mai 2013
Stephen Blackmore: Dead Things
Eric Carter ist ein Magier der Fachrichtung Totenbeschwörung (bißchen wie Anita Blake, nur cooler). Vor vielen Jahren hat er seine Heimatstadt Los Angeles verlassen, doch jetzt kehrt er zurück, um herauszufinden, wer seine Schwester Lucy ermordet hat. Kaum dort angekommen, sind alle möglichen Leute hinter ihm her und wollen ihn selbst umbringen oder zumindest vertreiben. Aber wer? Sein alter Freund Alex, seine Ex-Freundin Vivian, ein lebendiger sowie ein toter Gangsterboss und auch eine mexikanische Totengöttin kommen in Frage, doch wer davon meint es ernst und wer hat etwas mit Lucys Tod zu tun? Eric hat es nicht leicht, das Verbrechen aufzuklären und selbst mit dem Leben davonzukommen.
Dead Things ist das erste Buch, das in der Gegenwartsform geschrieben ist und das ich trotzdem freiwillig gelesen habe. Ich könnte noch nicht mal sagen warum, aber es paßt einfach zu Stephen Blackmores Schreibstil. Es ist eine von diesen hard-boiled Geschichten (ich benutze wirklich nicht gern überflüssige Anglizismen, aber für hard-boiled kenne ich keine angemessene Übersetzung), wie ich sie manchmal sehr gern mag. Der Ich-Erzähler Eric ist alles in allem keine besonders sympathische Figur, aber er ist auch nicht bösartig - und er ist irgendwie cool. Na ja, das war Anita Blake in den ersten paar Büchern schließlich auch, aber das nur nebenbei. Eric hat ein enorm dreckiges Mundwerk. Ich hatte sogar kurz die Idee, mal nachzuzählen, wie oft das Wort fuck auf den 295 Seiten vorkommt, aber dann war ich zu faul dazu. Für solche Aktivitäten sind e-books wohl doch besser geeignet!
Die Geschichte selbst ist für das Genre nichts außergewöhnliches. Eric hat eine schlimme Vergangenheit und eine wahrscheinlich schlimmere Zukunft, steckt ständig in Schwierigkeiten und wird dauernd verfolgt und konsequenterweise meistens auch aufgespürt und verprügelt oder sonstwie verletzt. Manchmal weiß er, wer ihm schaden will, manchmal auch nicht. Für einige Zeit hat er Grund, seinem Freund Alex zu mißtrauen, und jemand, von dem er dachte, er sei tot, ist es nicht so ganz.
Wie es in solchen Büchern nicht selten ist, stellt sich am Ende heraus, daß alle Handlungsstränge zusammenhängen und daß Lucy von jemandem getötet wurde, der eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Aber es ist eben eine wahnsinnig spannende Geschichte, mit Action von der ersten bis zur letzten Seite und wunderbar abgefahrenen Details. Es gibt keine Durchhänger und keine Langeweile, und ich habe mich beim Lesen einfach nur zurückgelehnt und die haarsträubenden Ereignisse auf mich einwirken lassen. (Ich hätte auch "genossen" schreiben können, aber das wäre vielleicht etwas geschmacklos. Es wird schließlich jede Menge Blut vergossen).
Übrigens kennt Eric wirklich die geilsten Zaubersprüche. Einmal ist er in einem Cadillac unterweges, was seine Verfolger auch wissen. Also klebt er einfach einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe, mit der Aufschrift: "Gray Honda Civic Totally Not A Cadillac". Ein anderes Mal entführt er einen Krankenwagen und fährt damit auf den Parkplatz eines vornehmen Country Clubs. Dort bringt er einen - oha, wie nennt man diesen Beruf? - Valet Parker dazu, den Krankenwagen zu parken und Eric stattdessen einen Mercedes zu bringen. Die Rechtfertigung folgt auf dem Fuße: "A few minutes later I'm on the road in somebody's S Class. Kid'll probably lose his job, but who wants to be stuck parking rich assholes' cars, anyway? Doing him a favor."
Tja, ich hoffe, mir tut niemals jemand so einen Gefallen. Trotzdem eine sehr coole Aktion. So wie sich das Ende anhört, könnte ich mir denken, daß es eine Fortsetzung geben wird, und da ich mit Dead Things so einen Spaß hatte, werde ich die auf jeden Fall auch lesen.
Dead Things ist das erste Buch, das in der Gegenwartsform geschrieben ist und das ich trotzdem freiwillig gelesen habe. Ich könnte noch nicht mal sagen warum, aber es paßt einfach zu Stephen Blackmores Schreibstil. Es ist eine von diesen hard-boiled Geschichten (ich benutze wirklich nicht gern überflüssige Anglizismen, aber für hard-boiled kenne ich keine angemessene Übersetzung), wie ich sie manchmal sehr gern mag. Der Ich-Erzähler Eric ist alles in allem keine besonders sympathische Figur, aber er ist auch nicht bösartig - und er ist irgendwie cool. Na ja, das war Anita Blake in den ersten paar Büchern schließlich auch, aber das nur nebenbei. Eric hat ein enorm dreckiges Mundwerk. Ich hatte sogar kurz die Idee, mal nachzuzählen, wie oft das Wort fuck auf den 295 Seiten vorkommt, aber dann war ich zu faul dazu. Für solche Aktivitäten sind e-books wohl doch besser geeignet!
Die Geschichte selbst ist für das Genre nichts außergewöhnliches. Eric hat eine schlimme Vergangenheit und eine wahrscheinlich schlimmere Zukunft, steckt ständig in Schwierigkeiten und wird dauernd verfolgt und konsequenterweise meistens auch aufgespürt und verprügelt oder sonstwie verletzt. Manchmal weiß er, wer ihm schaden will, manchmal auch nicht. Für einige Zeit hat er Grund, seinem Freund Alex zu mißtrauen, und jemand, von dem er dachte, er sei tot, ist es nicht so ganz.
Wie es in solchen Büchern nicht selten ist, stellt sich am Ende heraus, daß alle Handlungsstränge zusammenhängen und daß Lucy von jemandem getötet wurde, der eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Aber es ist eben eine wahnsinnig spannende Geschichte, mit Action von der ersten bis zur letzten Seite und wunderbar abgefahrenen Details. Es gibt keine Durchhänger und keine Langeweile, und ich habe mich beim Lesen einfach nur zurückgelehnt und die haarsträubenden Ereignisse auf mich einwirken lassen. (Ich hätte auch "genossen" schreiben können, aber das wäre vielleicht etwas geschmacklos. Es wird schließlich jede Menge Blut vergossen).
Übrigens kennt Eric wirklich die geilsten Zaubersprüche. Einmal ist er in einem Cadillac unterweges, was seine Verfolger auch wissen. Also klebt er einfach einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe, mit der Aufschrift: "Gray Honda Civic Totally Not A Cadillac". Ein anderes Mal entführt er einen Krankenwagen und fährt damit auf den Parkplatz eines vornehmen Country Clubs. Dort bringt er einen - oha, wie nennt man diesen Beruf? - Valet Parker dazu, den Krankenwagen zu parken und Eric stattdessen einen Mercedes zu bringen. Die Rechtfertigung folgt auf dem Fuße: "A few minutes later I'm on the road in somebody's S Class. Kid'll probably lose his job, but who wants to be stuck parking rich assholes' cars, anyway? Doing him a favor."
Tja, ich hoffe, mir tut niemals jemand so einen Gefallen. Trotzdem eine sehr coole Aktion. So wie sich das Ende anhört, könnte ich mir denken, daß es eine Fortsetzung geben wird, und da ich mit Dead Things so einen Spaß hatte, werde ich die auf jeden Fall auch lesen.
Sonntag, 30. September 2012
Alaya Johnson: Wicked City
Im New York der Prohibitionszeit wird munter weiter Alkohol getrunken, nur die Vampire müssen auf Faust zurückgreifen, ein mit Rauschmitteln versetztes Blutgetränk. Dummerweise sterben einige von ihnen an diesem Getränk, und zwar obendrein auf ungewöhnliche Weise: sie explodieren nicht etwa (was normal wäre), sondern gehen unter Qualen zugrunde. Wurde das Getränk etwa vergiftet und wenn ja: wie und von wem? Die Polizei ermittelt fieberhaft, und neben den Anti-Vampir-Gruppierungen gibt es eine weitere Verdächtige: Zephyr Hollis, die sich eigentlich stets für die Rechte der Vampire eingesetzt hat. Die Gefahr einer Verhaftung oder Verurteilung ist jedoch nicht das einzige, was Zephyr zu schaffen macht: ihre Familie wird von einem bösen Golem verfolgt, ihr Vampir-Exschüler drängt sie, ihm einen Termin beim Bürgermeister zu verschaffen und von ihrem Möchtegern-Lover Amir, dem Djinn, muß sie sich unbedingt etwas wünschen, da er laut Djinn-Gesetzen anderenfalls für tausende von Jahren ins Exil geschickt werden kann.
Wicked City ist die Fortsetzung von Moonshine, das für mich eines der besten Bücher der letzten Jahre war. Ihr könnt euch ja denken, wie gespannt ich auf das Wicked City war. Also, zuerst die gute Nachricht: Es ist sehr unterhaltsam, kurzweilig und voller Action. Zephyr gerät ständig in brenzlige Situationen und versucht aufzupassen, daß sie und alle ihre Freunde und Bekannten diesen Situationen unversehrt entrinnen. Ja, es ist ein gutes Buch, aber: leider nicht so gut wie Moonshine. In Wicked City fehlt ein bißchen der Humor, den ich im Vorgängerbuch so absolut großartig fand. Die Dialoge sind gut, aber nicht so gut.
Dazu kommt, daß Zephyrs Verhalten gegenüber Amir mir ein wenig auf die Nerven geht. Dazu muß man die Vorgeschichte kennen: Zephyr und Amir haben sich im ersten Buch kennengelernt und sich ein wenig verliebt und ziemlich heftig miteinander geflirtet. Das junge Glück bekam allerdings einen Dämpfer, als sich herausstellte, daß Amir dafür gesorgt hatte, daß die in Deutschland erfundene Vampirdroge Faust in Amerika eingeführt wurde. Als er in große Gefahr geriet, rettete Zephyr Amir dennoch; mit dem Resultat, daß er jetzt an sie gebunden ist, bis sie einen Wunsch an ihn richtet, den er ihr erfüllen muß. Zephyr befürchtet allerdings, daß auch das Äußern eines Wunsches schlimme Konsequenzen haben könnte.
Das Resultat ist, daß Zephyr Amir teils ausweicht oder sich abweisend verhält. Teilweise betrachtet sie ihn jedoch als als Freund und läßt sich bei einigen schwierigen Aktionen von ihm helfen, wie z. B. beim Einbruch in eine Leichenhalle. Im Laufe des Buches beginnt sie, ihre Einstellung zu überdenken mit der Begründung daß, wenn es Amir nicht getan hätte, wohl jemand anderes Faust in Amerika verbreitet hätte, was für mich wiederum eine ziemlich schlechte Entschuldigung für ein Verbrechen ist. Andererseits wäre ich an Zephyrs Stelle aber auch gar nicht so sauer auf Amir gewesen, denn die Vampire wurden ebensowenig zum Faust trinken gezwungen wie Menschen zum Alkohol trinken gezwungen werden. Jedenfalls finde ich dieses heiß-kalte Auftreten Zephyrs gegenüber Amir nicht ok.
Im Laufe des Buches gibt es noch so manche spektakuläre Enthüllungen in Bezug auf die Frage, warum Zephyr immun gegen Vampirbisse ist und was ihr Blut so alles bewirken kann.
Wie gesagt: Wicked City ist ein spannendes Buch, das nie langweilig wird. Es ist leider nicht so gut wie sein Vorgänger, aber falls Alaya Johnson eine Fortsetzung schreibt (hoffentlich!) werde ich die definitiv auch lesen!
Wicked City ist die Fortsetzung von Moonshine, das für mich eines der besten Bücher der letzten Jahre war. Ihr könnt euch ja denken, wie gespannt ich auf das Wicked City war. Also, zuerst die gute Nachricht: Es ist sehr unterhaltsam, kurzweilig und voller Action. Zephyr gerät ständig in brenzlige Situationen und versucht aufzupassen, daß sie und alle ihre Freunde und Bekannten diesen Situationen unversehrt entrinnen. Ja, es ist ein gutes Buch, aber: leider nicht so gut wie Moonshine. In Wicked City fehlt ein bißchen der Humor, den ich im Vorgängerbuch so absolut großartig fand. Die Dialoge sind gut, aber nicht so gut.
Dazu kommt, daß Zephyrs Verhalten gegenüber Amir mir ein wenig auf die Nerven geht. Dazu muß man die Vorgeschichte kennen: Zephyr und Amir haben sich im ersten Buch kennengelernt und sich ein wenig verliebt und ziemlich heftig miteinander geflirtet. Das junge Glück bekam allerdings einen Dämpfer, als sich herausstellte, daß Amir dafür gesorgt hatte, daß die in Deutschland erfundene Vampirdroge Faust in Amerika eingeführt wurde. Als er in große Gefahr geriet, rettete Zephyr Amir dennoch; mit dem Resultat, daß er jetzt an sie gebunden ist, bis sie einen Wunsch an ihn richtet, den er ihr erfüllen muß. Zephyr befürchtet allerdings, daß auch das Äußern eines Wunsches schlimme Konsequenzen haben könnte.
Das Resultat ist, daß Zephyr Amir teils ausweicht oder sich abweisend verhält. Teilweise betrachtet sie ihn jedoch als als Freund und läßt sich bei einigen schwierigen Aktionen von ihm helfen, wie z. B. beim Einbruch in eine Leichenhalle. Im Laufe des Buches beginnt sie, ihre Einstellung zu überdenken mit der Begründung daß, wenn es Amir nicht getan hätte, wohl jemand anderes Faust in Amerika verbreitet hätte, was für mich wiederum eine ziemlich schlechte Entschuldigung für ein Verbrechen ist. Andererseits wäre ich an Zephyrs Stelle aber auch gar nicht so sauer auf Amir gewesen, denn die Vampire wurden ebensowenig zum Faust trinken gezwungen wie Menschen zum Alkohol trinken gezwungen werden. Jedenfalls finde ich dieses heiß-kalte Auftreten Zephyrs gegenüber Amir nicht ok.
Im Laufe des Buches gibt es noch so manche spektakuläre Enthüllungen in Bezug auf die Frage, warum Zephyr immun gegen Vampirbisse ist und was ihr Blut so alles bewirken kann.
Wie gesagt: Wicked City ist ein spannendes Buch, das nie langweilig wird. Es ist leider nicht so gut wie sein Vorgänger, aber falls Alaya Johnson eine Fortsetzung schreibt (hoffentlich!) werde ich die definitiv auch lesen!
Montag, 14. Mai 2012
Larissa Ione: Pleasure Unbound
Tayla Mancuso ist eine Dämonenjägerin, für die die Devise gilt: nur ein toter Dämon ist ein guter Dämon. Blöd nur, daß sie dann und wann beim Dämonenjagen von diversen Körperteilen im Stich gelassen wird, und blöder noch, daß das ihre Kollegin ihr Leben kostet und Tayla selbst im Krankenhaus landet. Und zwar nicht in irgendeinem Krankenhaus, sondern in einem, in dem paranormale Kreaturen ausschließlich andere paranormale Kreaturen behandeln. Die erste Frage, die sich das Krankenhauspersonal beim Anblick Taylas stellt, ist: töten wir sie gleich oder foltern wir sie erst? Doch dann kommt alles ganz anders und Tayla lernt Eidolon, den dämonischen Chefarzt kennen, den sie einerseits, nun ja, dämonisch, andererseits aber auch ziemlich heiß findet. Schon bald versuchen die beiden, einer Verschwörung auf den Grund zu gehen, in die Taylas Dämonenjägerorganisation verwickelt zu sein scheint. Wer ist gut, wer ist böse? Und warum können Tayla und Eidolon nicht die Finger voneinander lassen?
Normalerweise bin ich ja wirklich kein Dämonenbuchfan. Aber die begeisterten Rezensionen von Cleopatra im lesenswert-empfehlenswert Blog haben mich neugierig gemacht. Pleasure Unbound ist auch wirklich kein schlechtes Buch, es hat mich gut unterhalten. Positiv ist mir aufgefallen, daß Tayla eine Kick-Ass Heldin im besten Sinn des Wortes ist. Sie kann nämlich tatsächlich auf sich selbst aufpassen (wenn sie nicht gerade mal wieder einen ihrer Anfälle hat), und kann sogar Eidolon im Nahkampf besiegen. Daumen hoch dafür. Was mir auch gefallen hat, sind die vielen abgefahrenen Kreaturen, die sich die Autorin hat einfallen lassen...es ist schon einige Zeit her, daß ich das Buch gelesen habe, aber da war etwas mit einem schweine-ähnlichen Dämon, der giftige Maden verliert, wenn man ihn aufschneidet. Jup, das würde 'nen geilen Horrorfilm abgeben. Die Geschichte ist spannend und birgt eine gewisse Logik in sich, sofern man für die Dauer des Lesens an eine Parallelwelt mit Dämonen glaubt.
Aber: es sind auch unwahrscheinlich viele Handlungselemente enthalten, die ich schon mindestens so oft wie mein eigenes Gesicht gesehen habe.
Mehrere Brüder paranormaler Abkunft, fürchterlich verkorkst bis zum Geht-nicht-mehr, aber auf das weibliche Geschlecht unwiderstehlich wirkend und bereit, sich durch das Wunder der Liebe heilen zu lassen: check.
Rührende Familienzusammenführung der ihre weiche Seite entdeckenden Kick Ass-Heldin: check.
Die Guten sind gar nicht so gut, wie man dachte: check.
Fieser Verrat! - check.
Nun ja, Pleasure Unbound strotzt wirklich nicht gerade vor Originalität, aber es ist dennoch recht kurzweilig und unterhaltsam.
Okay, aber etwas habe ich dennoch zu meckern. Achtung, jetzt kommt ein Spoilerchen!
Der gute Eidolon hat nämlich etwas, um das ihn garantiert Männer in aller Welt beneiden: magisches Sperma, das eine aphrodisierende Wirkung auf alle Frauen hat, die damit in Kontakt kommen. So weit, so gut...aber, liebe Frau Ione: warum, warum nur erfinden sie einen Helden mit aphrodisierendem Wundersperma - und lassen sich die Gelegenheit entgehen, diese erstaunliche Flüssigkeit dann auch gleich noch nach Schokolade schmecken zu lassen?? Es ist doch Fiktion! Alles geht! Tsktsk.
Normalerweise bin ich ja wirklich kein Dämonenbuchfan. Aber die begeisterten Rezensionen von Cleopatra im lesenswert-empfehlenswert Blog haben mich neugierig gemacht. Pleasure Unbound ist auch wirklich kein schlechtes Buch, es hat mich gut unterhalten. Positiv ist mir aufgefallen, daß Tayla eine Kick-Ass Heldin im besten Sinn des Wortes ist. Sie kann nämlich tatsächlich auf sich selbst aufpassen (wenn sie nicht gerade mal wieder einen ihrer Anfälle hat), und kann sogar Eidolon im Nahkampf besiegen. Daumen hoch dafür. Was mir auch gefallen hat, sind die vielen abgefahrenen Kreaturen, die sich die Autorin hat einfallen lassen...es ist schon einige Zeit her, daß ich das Buch gelesen habe, aber da war etwas mit einem schweine-ähnlichen Dämon, der giftige Maden verliert, wenn man ihn aufschneidet. Jup, das würde 'nen geilen Horrorfilm abgeben. Die Geschichte ist spannend und birgt eine gewisse Logik in sich, sofern man für die Dauer des Lesens an eine Parallelwelt mit Dämonen glaubt.
Aber: es sind auch unwahrscheinlich viele Handlungselemente enthalten, die ich schon mindestens so oft wie mein eigenes Gesicht gesehen habe.
Mehrere Brüder paranormaler Abkunft, fürchterlich verkorkst bis zum Geht-nicht-mehr, aber auf das weibliche Geschlecht unwiderstehlich wirkend und bereit, sich durch das Wunder der Liebe heilen zu lassen: check.
Rührende Familienzusammenführung der ihre weiche Seite entdeckenden Kick Ass-Heldin: check.
Die Guten sind gar nicht so gut, wie man dachte: check.
Fieser Verrat! - check.
Nun ja, Pleasure Unbound strotzt wirklich nicht gerade vor Originalität, aber es ist dennoch recht kurzweilig und unterhaltsam.
Okay, aber etwas habe ich dennoch zu meckern. Achtung, jetzt kommt ein Spoilerchen!
Der gute Eidolon hat nämlich etwas, um das ihn garantiert Männer in aller Welt beneiden: magisches Sperma, das eine aphrodisierende Wirkung auf alle Frauen hat, die damit in Kontakt kommen. So weit, so gut...aber, liebe Frau Ione: warum, warum nur erfinden sie einen Helden mit aphrodisierendem Wundersperma - und lassen sich die Gelegenheit entgehen, diese erstaunliche Flüssigkeit dann auch gleich noch nach Schokolade schmecken zu lassen?? Es ist doch Fiktion! Alles geht! Tsktsk.
Samstag, 23. Juli 2011
Patricia Briggs: Hunting Ground
Die Werwölfin Anna Latham und ihr neuentdeckter Gefährte Charles Cornick nehmen an einem internationalen Werwolf-Gipfeltreffen teil, bei dem es um die Frage geht, ob die Werwölfe ihre Existenz öffentlich machen sollen. Dieses Thema ist sehr umstritten, und obendrein mischen sich auch noch alle möglichen anderen übernatürlichen Lebewesen wie Vampire und Hexen ein. Alle verfolgen unterschiedliche Ziele, und Anna und Charles brauchen ihre ganze Kraft und Intelligenz, um die Veranstaltung zu überleben...
Hunting Ground ist das zweite Buch aus Patricia Briggs' Alpha und Omega-Reihe, wenn man von einer Kurzgeschichte in einer Anthologie absieht. Diese Serie hat eins der Handlungselemente, die ich in Urban Fantasy (und, na ja, auch allen anderen) Büchern eigentlich verabscheue: Anna und Charles sind nämlich vom Schicksal vorherbestimmte Gefährten. Patricia Briggs schafft es aber, das Thema so gut zu verpacken, daß ich die Bücher trotzdem lese und spannend und interessant finde.
Anna wurde vor einigen Jahren gegen ihren Willen zur Werwölfin gemacht und danach fortwährend von ihrem Rudel mißhandelt, vergewaltigt und ausgenutzt. Charles hat dieser Praxis ein Ende gemacht, da er der Sohn und die rechte Hand des Anführers aller US-amerikanischen Werwölfe ist und Annas Rudel in alle möglichen illegalen Aktivitäten verstrickt war. Mit ihrem neuen Leben als Paar müssen aber beide erst nach und nach klarkommen. Besonders Anna fällt es anfangs schwer, Charles zu vertrauen - allerdings nicht so schwer, daß es die immerhin recht Action-lastige Handlung behindern würde. (Vieles davon wurde allerdings schon im Vorgängerbuch beschrieben, aber mit Hunting Ground kann man wirklich nichts anfangen, wenn man Cry Wolf nicht gelesen hat).
Was mir an Hunting Ground wirklich gut gefallen hat ist die Beschreibung, wie Anna sich in ihre Rolle als Omega-Wölfin (die offenbar beruhigend auf ihre Gefährten wirkt) findet und an Selbstvertrauen gewinnt. Sie lernt ihre eigene Stärke und Klugheit schätzen und einzusetzen und bildet mit Charles ein gutes Team.
Die Handlung ist so spannend, daß man das Buch in einem Rutsch durchlesen kann. Charles und Anna schlägt eine Menge offene Feindschaft entgegen und immerhin taucht niemand geringeres als die Bestie von Gévaudan auf (was mich an den Film Der Pakt der Wölfe erinnert hat. Ich fand den Film ja mittelmäßig, aber wer auch immer da für die Ausstattung, die Kostüme und die Aufnahmen zuständig war - das waren Genies. Wirklich.) Einer der Werwölfe hält sich möglicherweise für König Artus, und bei mehreren Charakteren können Anna und Charles zunächst nicht feststellen, ob sie Freunde oder Feinde sind.
Zum Ende hin wird es richtig dramatisch, und Held und Heldin müssen ordentlich einstecken und sich mit bösen Feen und Trollen anlegen, bevor alles gut wird.
Für mich war Hunting Ground ein rundum unterhaltsames Leseerlebnis und es lohnt sich auf jeden Fall, die Serie weiterzuverfolgen.
Hunting Ground ist das zweite Buch aus Patricia Briggs' Alpha und Omega-Reihe, wenn man von einer Kurzgeschichte in einer Anthologie absieht. Diese Serie hat eins der Handlungselemente, die ich in Urban Fantasy (und, na ja, auch allen anderen) Büchern eigentlich verabscheue: Anna und Charles sind nämlich vom Schicksal vorherbestimmte Gefährten. Patricia Briggs schafft es aber, das Thema so gut zu verpacken, daß ich die Bücher trotzdem lese und spannend und interessant finde.
Anna wurde vor einigen Jahren gegen ihren Willen zur Werwölfin gemacht und danach fortwährend von ihrem Rudel mißhandelt, vergewaltigt und ausgenutzt. Charles hat dieser Praxis ein Ende gemacht, da er der Sohn und die rechte Hand des Anführers aller US-amerikanischen Werwölfe ist und Annas Rudel in alle möglichen illegalen Aktivitäten verstrickt war. Mit ihrem neuen Leben als Paar müssen aber beide erst nach und nach klarkommen. Besonders Anna fällt es anfangs schwer, Charles zu vertrauen - allerdings nicht so schwer, daß es die immerhin recht Action-lastige Handlung behindern würde. (Vieles davon wurde allerdings schon im Vorgängerbuch beschrieben, aber mit Hunting Ground kann man wirklich nichts anfangen, wenn man Cry Wolf nicht gelesen hat).
Was mir an Hunting Ground wirklich gut gefallen hat ist die Beschreibung, wie Anna sich in ihre Rolle als Omega-Wölfin (die offenbar beruhigend auf ihre Gefährten wirkt) findet und an Selbstvertrauen gewinnt. Sie lernt ihre eigene Stärke und Klugheit schätzen und einzusetzen und bildet mit Charles ein gutes Team.
Die Handlung ist so spannend, daß man das Buch in einem Rutsch durchlesen kann. Charles und Anna schlägt eine Menge offene Feindschaft entgegen und immerhin taucht niemand geringeres als die Bestie von Gévaudan auf (was mich an den Film Der Pakt der Wölfe erinnert hat. Ich fand den Film ja mittelmäßig, aber wer auch immer da für die Ausstattung, die Kostüme und die Aufnahmen zuständig war - das waren Genies. Wirklich.) Einer der Werwölfe hält sich möglicherweise für König Artus, und bei mehreren Charakteren können Anna und Charles zunächst nicht feststellen, ob sie Freunde oder Feinde sind.
Zum Ende hin wird es richtig dramatisch, und Held und Heldin müssen ordentlich einstecken und sich mit bösen Feen und Trollen anlegen, bevor alles gut wird.
Für mich war Hunting Ground ein rundum unterhaltsames Leseerlebnis und es lohnt sich auf jeden Fall, die Serie weiterzuverfolgen.
Sonntag, 26. Juni 2011
Gail Carriger: Soulless
In einer dem viktorianischen London gleichenden Parallelwelt ist Miss Alexia Tabarotti so etwas wie eine höhere Tocher zweiter Klasse. Aufgrund ihres etwas exotischen Aussehens (ihr Vater war Italiener), ihres sehr selbstbewußten Auftretens und ihrer direkten Art ist der Rest ihrer Familie zu dem Schluß gekommen, daß ihr ein Dasein als alte Jungfer vorherbestimmt ist. Was ihre Familie aber nicht weiß, ist, daß Alexia seelenlos und daher eine sogenannte preternatürliche Person ist, die die übernatürlichen Kräfte von Werwölfen und Vampiren neutralisieren kann. Eines Tages ist sie gezwungen, einen Vampir zu töten, der versucht, sie trotz ihrer Kräfte anzugreifen. Es stellt sich heraus, daß neuerdings immer mehr solcher schlecht ausgebildeter Vampire auftauchen. Die Welt der Übernatürlichen ist im Aufruhr, und Alexia will der Sache zusammen mit dem attraktiven Alpha-Werwolf Lord Connall Maccon und dessen Mitarbeiter Professor Lyall auf den Grund gehen.
Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.
Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).
Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.
Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.
Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.
Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.
Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).
Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.
Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.
Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.
Sonntag, 12. Juni 2011
Neulich bei der RWA-Tagung
Da stand sie nun. Es war Susis erste Liebesroman-Tagung, und sie fühlte sich ein wenig verloren. Es war alles so aufregend! Mit feuchten Händen ihr Programmheft umklammernd, betrat sie den Tagungsraum und setzte sich auf den ersten besten Stuhl.
Auf dem Podium selbst hatte sich indessen alles versammelt, was in der amerikanischen Verlagswelt Rang und Namen hatte; immerhin ging es bei dem folgenden Vortrag um nichts geringeres als die Zukunft des paranormalen Liebesromans.
Nach einem kurzen Test der Mikrofone und einigem Herumdrehen an den Knöpfen des Beamers ging es auch schon los. Eine Frau, die ihrem Namensschild nach eine wichtige Mitarbeiterin des Avon Verlags namens Ms. Finch war, erhob sich und begann: "Schon lange hören wir, daß Leserinnen Vampire und Werwölfe satt haben…". Dabei zeigte sie auf die riesige Leinwand, die sich hinter ihr befand, und auf der ein bleicher Mann mit Reißzähnen sowie ein etwas struppiges grau-braunes Wesen zu sehen waren.
"Ha! Das stimmt nicht! Vampire gehen immer, sie müssen nur in der Sonne glitzern!" warf eine Frau ein, die aufgeregt auf einem Stuhl in der ersten Reihe herumzappelte.
"Boah ey, Steffi! Krieg dich wider ein!"
"Glitzernde Vampire sind Weicheier!"
"Mein Jean-Claude tritt glitzernde Vampire in den Arsch und verspeist sie zum Frühstück!"
"Mein Wrath nimmt glitzernde Vampire in den Arm und hat sie ganz doll lieb!"
Die Frau namens Steffi verzog ihr Gesicht als wolle sie gleich anfangen zu weinen. Was war denn falsch an wunder-wunderschönen glitzernden Vampiren?
"Wenn ich jetzt fortfahren dürfte…?" Ms. Finch runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn ihre Vorträge unterbrochen wurden. "Also haben wir, die Liebesroman-Verlage zusammen mit der RWA, nach neuen Möglichkeiten gesucht, um unser Publikum zu begeistern. Und ich darf Ihnen heute mit Stolz mitteilen, daß unsere Suche mehr als erfolgreich war! Aber sehen Sie selbst…"
Auf der Leinwand erschienen nun einige grasende Kühe. "Unsere Marktforschung hat ergeben, daß die Nachfrage nach Gestaltwandlern aller Art nach wie vor stark ist, doch wir sollten unseren Horizont in dieser Hinsicht erweitern. Und so präsentiere ich Ihnen…das Wer-Rind!"
Ms. Finch lächelte, nickte, und hob an, sich für den Applaus zu bedanken – der jedoch leider ausblieb.
"Ich esse Kühe", rief eine noch junge Autorin aus, die unweit von Susi ganz am hinteren Rand des Raumes saß.
"Die Leserinnen und Leser werden begeistert sein! Wer-Rinder sind Vegetarier, und so können wir eine ganz neue Zielgruppe erobern, nämlich die, äh, Vegetarier!"
"Bullshit!"
Man konnte nicht erkennen, von wem dieser Zwischenruf kam, aber einige Autorinnen, die durch ihre riesigen Cowboyhüte unschwer als Texanerinnen zu identifizieren waren, nickten zustimmend und rieben sich die Bäuche. "So'n lecker blutiges Steak wär jetzt nicht verkehrt!" "Wann gibt's hier denn mal was auf die Gabel?"
Ms. Finch rollte entnervt mit den Augen und wünschte sich, sie hätte ein kleines Holzhämmerchen wie Richterin Salesch. Damit könnte sie Ruhe in den Saal bringen und notfalls mit einem gezielten Wurf die schlimmsten Störer k.o. schlagen. Doch da sie eben kein Hämmerchen hatte und die wie immer sehr undisziplinierten Liebesroman-Autorinnen einfach weiterdisktierten – mittlerweile war man dazu übergegangen, Rezepte für Rinderrouladen auszutauschen – blieb ihr keine andere Möglichkeit. "FREIBIER FÜR ALLE!!!" brüllte sie ins Mikrofon.
Sofort senkte sich Totenstille über den Raum, denn alle blickten erwartungsvoll zur Tür, durch die sicherlich gleich einige Bierfässer gerollt würden.
"Ne, war nur Spaß", grinste Ms. Finch. "Also, offensichtlich ist die Zeit vor allem bei den konservativeren Mitgliedern unserer Community noch nicht reif für Wer-Rinder. Aber wir haben natürlich nicht nur einen großartigen Vorschlag für neue Romanfiguren vorbereitet, meine Damen!"
Ein Klick auf die Fernbedienung des Beamers, und das Foto der grasenden Kühe wurde durch ein wesentlich furchteinflößenderes Bild von riesigen Dinosauriern mit bizarr geformten Hörnern ersetzt. Im Hintergrund waren einige feuerspeiende Vulkane zu sehen.
"Geilomat!" schrie eine Autorin. "Wer-Vulkane! Ich darf sie zuerst benutzen!"
"Laurell, Schätzelein", sagte die Vertreterin des Penguin-Verlages, die bisher geschwiegen hatte, "du hast doch nicht wieder vergessen, deine Tabletten zu nehmen? Und denk dran, was ich dir gesagt habe: wenn Anita Blake mehr als 365 Lover hat, werden die Leserinnen anfangen, die Serie für unrealistisch zu halten!"
"Och Menno!" Die als Laurell angesprochene Autorin schmollte.
Ms. Finch lächelte indessen stolz. "Richten Sie doch bitte Ihre Blicke auf die gewaltigen Tiere im Vordergrund. Wer-Dinosaurier! Welche Frau hätte noch nicht davon geträumt, von einer gewaltig großen, gefräßigen Urzeit-Echse entführt zu werden? Wer von Ihnen, meine Lieben, hatte noch nie die Fantasie, sich von schwer verdaulichen, haushohen Schachtelhalmen zu ernähren und ihrem graugeschuppten Liebhaber jede Woche ein Ei von der Größe eines Dackels zu legen? Wer wollte noch nie dem Erdöl beim Entstehen zuschauen?"
Betretenes Schweigen war offensichtlich nicht die Reaktion, mit der Ms. Finch gerechnet hatte, doch mit Ausnahme einer Texanerin, die beim Wort "Erdöl" beglückt strahlte, schauten alle peinlich berührt zu Boden.
"Äh, okay, aber das war noch nicht alles…"
Man merkte deutlich, daß Ms. Finch langsam nervös wurde. Hektisch wühlte sie in ihrer Handtasche, die sie auf dem Tisch neben dem Beamer abgestellt hatte, bis sie schließlich einige Magentabletten zu Tage förderte. Diese steckte sie sich in den Mund und schluckte sie unzerkaut herunter, bevor sie wieder die Fernbedienung des Beamers betätigte.
Auf der Leinwand war nun eine Unterwasserlandschaft zu sehen. Bunte Fische verschiedener Größen tummelten sich zwischen Korallen und Seeanemonen, während Meerestiere wie Seesterne und Seeigel auf dem felsigen Untergrund zu sehen waren.
"Boah, hübsch! Den Bildschirmschoner hab ich auch!" entfuhr es Susi.
Ms. Finch blickte gezwungen lächelnd in die Runde. "Wir haben schon lange keine richtig gut verkäufliche Geschichte über Atlantis gehabt…"
Niemand nutzte Ms. Finchs Kunstpause für einen Zwischenruf. Offensichtlich waren auch Fische und Meeresfrüchte nicht ohne weiteres in der Lage, die Phantasie von Liebesroman-Autorinnen anzuregen. So mußte sie wohl oder übel und ohne weitere Ermunterung durch ihr Publikum fortfahren.
"Nun stellen Sie sich die Möglichkeiten vor, meine Damen! Denken Sie an einen Quastenflosser-Gestaltwandler, der seinem nassen, kalten, dunklen Reich entsteigt, um aus Rache die Tochter jenes Ölmagnaten zu verführen, der in seiner Untersee-Lustgrotte nach Öl bohrte und das Zuhause des Quastenflossers zerstörte!"
Endlich! Einige Harlequin Blaze-Autorinnen spitzten deutlich interessiert die Ohren und machten sich Notizen. Auch die durch ihre schwarzen Lackleder-Stiefel und Stachelhalsbänder unschwer als Elloras Cave-Autorinnen erkennbaren Frauen wurden unruhig und rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
"Untersee-Lustgrotte! Geil. Das wird 'ne tolle Gay Romance!"
"Ja, oder wie wär's mit einer Ménage-Geschichte um einen Quastenflosser, eine menschliche Frau und den Klabautermann?"
"Ja, und dann kommt noch ein Wer-Walroß dazu!"
"Yippieh, ich kann's kaum erwarten, mit Schreiben anzufangen!"
"Applaus!"
Endlich! Die Menge tobte vor Begeisterung, und Ms. Finch lächelte zufrieden. Die Umsätze der Liebesroman-Verlage würden im nächsten Jahr wieder gewaltig steigen. Sie winkte einen Hotelangestellten herbei. "Jetzt können Sie den Champagner servieren", sagte sie.
Ein Jahr später veröffentlichte J.R. Ward das erste Buch einer neuen Serie. Das Buch hieß "Carrot Lover", und der Held war ein Wer-Kaninchen namens Fhluffy, das sich unsterblich in eine Wissenschaftlerin verliebt, die zu Tierversuchen gezwungen wird, um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Ruin zu retten.
Etwa zur gleichen Zeit erschien Laurell K. Hamiltons achtunddreißigstes Anita Blake Buch, in dem Anita – natürlich in fescher Lederkleidung – in einem Sado-Maso Club unaussprechlich schmerzhafte Dinge mit einem verwunschenen Seeigel tut.
Katie MacAlister schrieb ein Buch über eine Fußpflegerin, deren Freund sich bei Vollmond in einen Vorwerk-Staubsaugervertreter verwandelt. Das Buch steckte voller lustiger und abgefahrener Ideen, aber das wußte niemand außer Katie selbst und Harriet Klausner. Alle anderen warfen das Buch nämlich nach spätestens 50 Seiten in die Altpapiertonne, weil sie von den sinnfreien und unlustigen Selbstgesprächen der Heldin so genervt waren.
Alles war gut.
Auf dem Podium selbst hatte sich indessen alles versammelt, was in der amerikanischen Verlagswelt Rang und Namen hatte; immerhin ging es bei dem folgenden Vortrag um nichts geringeres als die Zukunft des paranormalen Liebesromans.
Nach einem kurzen Test der Mikrofone und einigem Herumdrehen an den Knöpfen des Beamers ging es auch schon los. Eine Frau, die ihrem Namensschild nach eine wichtige Mitarbeiterin des Avon Verlags namens Ms. Finch war, erhob sich und begann: "Schon lange hören wir, daß Leserinnen Vampire und Werwölfe satt haben…". Dabei zeigte sie auf die riesige Leinwand, die sich hinter ihr befand, und auf der ein bleicher Mann mit Reißzähnen sowie ein etwas struppiges grau-braunes Wesen zu sehen waren.
"Ha! Das stimmt nicht! Vampire gehen immer, sie müssen nur in der Sonne glitzern!" warf eine Frau ein, die aufgeregt auf einem Stuhl in der ersten Reihe herumzappelte.
"Boah ey, Steffi! Krieg dich wider ein!"
"Glitzernde Vampire sind Weicheier!"
"Mein Jean-Claude tritt glitzernde Vampire in den Arsch und verspeist sie zum Frühstück!"
"Mein Wrath nimmt glitzernde Vampire in den Arm und hat sie ganz doll lieb!"
Die Frau namens Steffi verzog ihr Gesicht als wolle sie gleich anfangen zu weinen. Was war denn falsch an wunder-wunderschönen glitzernden Vampiren?
"Wenn ich jetzt fortfahren dürfte…?" Ms. Finch runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn ihre Vorträge unterbrochen wurden. "Also haben wir, die Liebesroman-Verlage zusammen mit der RWA, nach neuen Möglichkeiten gesucht, um unser Publikum zu begeistern. Und ich darf Ihnen heute mit Stolz mitteilen, daß unsere Suche mehr als erfolgreich war! Aber sehen Sie selbst…"
Auf der Leinwand erschienen nun einige grasende Kühe. "Unsere Marktforschung hat ergeben, daß die Nachfrage nach Gestaltwandlern aller Art nach wie vor stark ist, doch wir sollten unseren Horizont in dieser Hinsicht erweitern. Und so präsentiere ich Ihnen…das Wer-Rind!"
Ms. Finch lächelte, nickte, und hob an, sich für den Applaus zu bedanken – der jedoch leider ausblieb.
"Ich esse Kühe", rief eine noch junge Autorin aus, die unweit von Susi ganz am hinteren Rand des Raumes saß.
"Die Leserinnen und Leser werden begeistert sein! Wer-Rinder sind Vegetarier, und so können wir eine ganz neue Zielgruppe erobern, nämlich die, äh, Vegetarier!"
"Bullshit!"
Man konnte nicht erkennen, von wem dieser Zwischenruf kam, aber einige Autorinnen, die durch ihre riesigen Cowboyhüte unschwer als Texanerinnen zu identifizieren waren, nickten zustimmend und rieben sich die Bäuche. "So'n lecker blutiges Steak wär jetzt nicht verkehrt!" "Wann gibt's hier denn mal was auf die Gabel?"
Ms. Finch rollte entnervt mit den Augen und wünschte sich, sie hätte ein kleines Holzhämmerchen wie Richterin Salesch. Damit könnte sie Ruhe in den Saal bringen und notfalls mit einem gezielten Wurf die schlimmsten Störer k.o. schlagen. Doch da sie eben kein Hämmerchen hatte und die wie immer sehr undisziplinierten Liebesroman-Autorinnen einfach weiterdisktierten – mittlerweile war man dazu übergegangen, Rezepte für Rinderrouladen auszutauschen – blieb ihr keine andere Möglichkeit. "FREIBIER FÜR ALLE!!!" brüllte sie ins Mikrofon.
Sofort senkte sich Totenstille über den Raum, denn alle blickten erwartungsvoll zur Tür, durch die sicherlich gleich einige Bierfässer gerollt würden.
"Ne, war nur Spaß", grinste Ms. Finch. "Also, offensichtlich ist die Zeit vor allem bei den konservativeren Mitgliedern unserer Community noch nicht reif für Wer-Rinder. Aber wir haben natürlich nicht nur einen großartigen Vorschlag für neue Romanfiguren vorbereitet, meine Damen!"
Ein Klick auf die Fernbedienung des Beamers, und das Foto der grasenden Kühe wurde durch ein wesentlich furchteinflößenderes Bild von riesigen Dinosauriern mit bizarr geformten Hörnern ersetzt. Im Hintergrund waren einige feuerspeiende Vulkane zu sehen.
"Geilomat!" schrie eine Autorin. "Wer-Vulkane! Ich darf sie zuerst benutzen!"
"Laurell, Schätzelein", sagte die Vertreterin des Penguin-Verlages, die bisher geschwiegen hatte, "du hast doch nicht wieder vergessen, deine Tabletten zu nehmen? Und denk dran, was ich dir gesagt habe: wenn Anita Blake mehr als 365 Lover hat, werden die Leserinnen anfangen, die Serie für unrealistisch zu halten!"
"Och Menno!" Die als Laurell angesprochene Autorin schmollte.
Ms. Finch lächelte indessen stolz. "Richten Sie doch bitte Ihre Blicke auf die gewaltigen Tiere im Vordergrund. Wer-Dinosaurier! Welche Frau hätte noch nicht davon geträumt, von einer gewaltig großen, gefräßigen Urzeit-Echse entführt zu werden? Wer von Ihnen, meine Lieben, hatte noch nie die Fantasie, sich von schwer verdaulichen, haushohen Schachtelhalmen zu ernähren und ihrem graugeschuppten Liebhaber jede Woche ein Ei von der Größe eines Dackels zu legen? Wer wollte noch nie dem Erdöl beim Entstehen zuschauen?"
Betretenes Schweigen war offensichtlich nicht die Reaktion, mit der Ms. Finch gerechnet hatte, doch mit Ausnahme einer Texanerin, die beim Wort "Erdöl" beglückt strahlte, schauten alle peinlich berührt zu Boden.
"Äh, okay, aber das war noch nicht alles…"
Man merkte deutlich, daß Ms. Finch langsam nervös wurde. Hektisch wühlte sie in ihrer Handtasche, die sie auf dem Tisch neben dem Beamer abgestellt hatte, bis sie schließlich einige Magentabletten zu Tage förderte. Diese steckte sie sich in den Mund und schluckte sie unzerkaut herunter, bevor sie wieder die Fernbedienung des Beamers betätigte.
Auf der Leinwand war nun eine Unterwasserlandschaft zu sehen. Bunte Fische verschiedener Größen tummelten sich zwischen Korallen und Seeanemonen, während Meerestiere wie Seesterne und Seeigel auf dem felsigen Untergrund zu sehen waren.
"Boah, hübsch! Den Bildschirmschoner hab ich auch!" entfuhr es Susi.
Ms. Finch blickte gezwungen lächelnd in die Runde. "Wir haben schon lange keine richtig gut verkäufliche Geschichte über Atlantis gehabt…"
Niemand nutzte Ms. Finchs Kunstpause für einen Zwischenruf. Offensichtlich waren auch Fische und Meeresfrüchte nicht ohne weiteres in der Lage, die Phantasie von Liebesroman-Autorinnen anzuregen. So mußte sie wohl oder übel und ohne weitere Ermunterung durch ihr Publikum fortfahren.
"Nun stellen Sie sich die Möglichkeiten vor, meine Damen! Denken Sie an einen Quastenflosser-Gestaltwandler, der seinem nassen, kalten, dunklen Reich entsteigt, um aus Rache die Tochter jenes Ölmagnaten zu verführen, der in seiner Untersee-Lustgrotte nach Öl bohrte und das Zuhause des Quastenflossers zerstörte!"
Endlich! Einige Harlequin Blaze-Autorinnen spitzten deutlich interessiert die Ohren und machten sich Notizen. Auch die durch ihre schwarzen Lackleder-Stiefel und Stachelhalsbänder unschwer als Elloras Cave-Autorinnen erkennbaren Frauen wurden unruhig und rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
"Untersee-Lustgrotte! Geil. Das wird 'ne tolle Gay Romance!"
"Ja, oder wie wär's mit einer Ménage-Geschichte um einen Quastenflosser, eine menschliche Frau und den Klabautermann?"
"Ja, und dann kommt noch ein Wer-Walroß dazu!"
"Yippieh, ich kann's kaum erwarten, mit Schreiben anzufangen!"
"Applaus!"
Endlich! Die Menge tobte vor Begeisterung, und Ms. Finch lächelte zufrieden. Die Umsätze der Liebesroman-Verlage würden im nächsten Jahr wieder gewaltig steigen. Sie winkte einen Hotelangestellten herbei. "Jetzt können Sie den Champagner servieren", sagte sie.
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Ein Jahr später veröffentlichte J.R. Ward das erste Buch einer neuen Serie. Das Buch hieß "Carrot Lover", und der Held war ein Wer-Kaninchen namens Fhluffy, das sich unsterblich in eine Wissenschaftlerin verliebt, die zu Tierversuchen gezwungen wird, um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Ruin zu retten.
Etwa zur gleichen Zeit erschien Laurell K. Hamiltons achtunddreißigstes Anita Blake Buch, in dem Anita – natürlich in fescher Lederkleidung – in einem Sado-Maso Club unaussprechlich schmerzhafte Dinge mit einem verwunschenen Seeigel tut.
Katie MacAlister schrieb ein Buch über eine Fußpflegerin, deren Freund sich bei Vollmond in einen Vorwerk-Staubsaugervertreter verwandelt. Das Buch steckte voller lustiger und abgefahrener Ideen, aber das wußte niemand außer Katie selbst und Harriet Klausner. Alle anderen warfen das Buch nämlich nach spätestens 50 Seiten in die Altpapiertonne, weil sie von den sinnfreien und unlustigen Selbstgesprächen der Heldin so genervt waren.
Alles war gut.
Mittwoch, 1. Juni 2011
Lynn Viehl: Stay the Night
Chris Renshaw ist eine FBI-Agentin, die einen seit den 1940er Jahren aktiven Meisterdieb fangen will. Als Köder dient ein unermeßlich wertvolles mittelalterliches Manuskript. Robin of Locksley (dem gemeinen Fernseh- und Kinokonsumenten auch bekannt als Robin Hood) ist eben jener Meisterdieb - und in Wirklichkeit ein Vampir, der schon viele hundert Jahre alt ist. Daß die beiden einen One Night-Stand haben, ist nur der Anfang ihrer Probleme, denn wenig später klaut jemand anderes das Manuskript, und eine fiese Vampir-Gräfin droht, Chris' FBI-Partner zu töten, wenn man es ihr nicht aushändigt. Notgedrungen machen sich Robin und Chris auf die Socken, um das Manuskript zu finden und Chris' Partner zu retten...
Au weia. Dieses Buch ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Wirklich ganz und gar mißlungen. Und was hätte die Autorin nicht alles daraus machen können! Da ist zunächst der Charakter von Robin of Locksley. Jeder, der schon mal einen Robin Hood-Film gesehen hat, hat sicherlich gewisse Erwartungen an diese Figur. Ein gewisses Charisma. Esprit. Charme. Gewitztheit und Pfiffigkeit. Was davon in diesem Buch übrigbleibt, ist ein eher langweiliger Typ mit violetten Augen, der da und dort mal mit einem Bogen schießt und viele Topfpflanzen in seinem Apartment hat. Gähn.
Die Liebesgeschichte um Chris und Robin ist noch nicht mal gut genug ausgeschmückt, um einen dieser "Liebe ist..."-Comics auszufüllen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was er an ihr oder sie an ihm findet (außer, daß er einen gesunden Schlaf hat, wenn sie neben ihm liegt. Das ist doch mal 'ne solide Basis für 'ne Beziehung). Die beiden treffen sich in einer Bar, haben Sex, er entführt sie und 50 bis 100 Seiten später gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. WTF? Ich würde ein Vampirbuch ohne Liebesgeschichte lesen, oder auch einen Liebesroman ohne Vampire; das hier ist weder das eine noch das andere und ich hätte sehr gut darauf verzichten können.
Die Handlung um die Suche nach dem Manuskript wird auch eher kurz abgehandelt und ist dadurch nicht ganz so aufregend wie die Frage, ob morgen früh der Stau auf der A 42 oder der auf der A 2 länger ist. (Ist mir im Augenblick aber beides wurscht, weil ich Urlaub habe). Aber mal ehrlich, warum macht man sich die Mühe, so eine Handlung ins Buch einzufügen, wenn man die dann noch nicht mal ein kleines bißchen spannend macht? Das Buch heißt schließlich nicht "Bis(s) zum Einschlafen" oder so - da wäre ein wenig Action durchaus willkommen.
Die Handlung um meine Lieblings-Vampirheldin Alex Keller, ihren eher blaß bleibenden Lover Michael und die Vampir-UNO, die sich diesmal bei Geoffrey Chaucer in London trifft (der offenbar gerne bei IKEA einkauft), geht natürlich auch weiter, ist aber ebenfalls nichts halbes und nichts ganzes.
Insgesamt hätte dieses Buch wohl ganz interessant werden können, wenn es gute 300 Seiten länger wäre: denn dann hätte die Autorin allen Handlungselementen die Aufmerksamkeit schenken können, die sie bräuchten, um ein wenig interessant zu werden. So hatte ich die ganze Zeit den Eindruck, daß ich das schriftliche Gegenstück zu einer DVD lese, die man mit gedrückter "fast forward"-Taste anschaut. Mit Ausnahme der größteils langen und ausgiebigen, aber nicht besonders faszinierenden Sexszenen. Das war eine ganz eigenartige Sache. Ich will ja nicht undankbar sein und ich weiß es auch durchaus zu schätzen, daß diesmal nicht in Geschlechtsteile gebissen und Blut gesaugt wird. Aber es gab wirklich mehr Sexszenen als Handlung, als wäre das Buch eine sehr lange Bewerbungsunterlage einer Autorin, die furchtbar gern mal für Elloras Cave schreiben will. Na ja, vielleicht ist es das ja auch? Egal. Mich hat's jedenfalls eher genervt. Ärztin kommt erschöpft und ermattet von der Arbeit? Yeah, laß es uns treiben, Baby. Frau wurde tiefgekühlt und gerade noch rechtzeitig wieder aufgetaut, bevor sie draufging? Ist doch klar, was sie als erstes will. 'Ne schwule Sexszene, die nichts, aber auch wirklich überhaupt gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun hat? Yup, immer her damit!
Gegen alles andere, was mich an Stay the Night gestört hat, fällt es fast gar nicht auf, daß die Autorin offenbar ihren Taschenrechner verlegt hatte, als sie das Buch schrieb. Chris mutmaßt nämlich, daß ihr Meisterdieb mindestens 70 Jahre alt sein müsse, wenn er in den 1940er Jahren in Erscheinung trat. Das Buch ist 2009 erscheinen, das hieße also, daß der Meisterdieb Jahrgang 1939 wäre. Dann hätte er in den 40er Jahren allerdings außer vielleicht mal einer Packung Kaugummi am Kiosk noch nicht viel geklaut.
Stay the Night war wirklich eine herbe Enttäuschung und ich finde es jammerschade, daß eine teilweise großartige und exzellente Serie wie diese einen so schlechten Abschluß hat.
Au weia. Dieses Buch ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Wirklich ganz und gar mißlungen. Und was hätte die Autorin nicht alles daraus machen können! Da ist zunächst der Charakter von Robin of Locksley. Jeder, der schon mal einen Robin Hood-Film gesehen hat, hat sicherlich gewisse Erwartungen an diese Figur. Ein gewisses Charisma. Esprit. Charme. Gewitztheit und Pfiffigkeit. Was davon in diesem Buch übrigbleibt, ist ein eher langweiliger Typ mit violetten Augen, der da und dort mal mit einem Bogen schießt und viele Topfpflanzen in seinem Apartment hat. Gähn.
Die Liebesgeschichte um Chris und Robin ist noch nicht mal gut genug ausgeschmückt, um einen dieser "Liebe ist..."-Comics auszufüllen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was er an ihr oder sie an ihm findet (außer, daß er einen gesunden Schlaf hat, wenn sie neben ihm liegt. Das ist doch mal 'ne solide Basis für 'ne Beziehung). Die beiden treffen sich in einer Bar, haben Sex, er entführt sie und 50 bis 100 Seiten später gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. WTF? Ich würde ein Vampirbuch ohne Liebesgeschichte lesen, oder auch einen Liebesroman ohne Vampire; das hier ist weder das eine noch das andere und ich hätte sehr gut darauf verzichten können.
Die Handlung um die Suche nach dem Manuskript wird auch eher kurz abgehandelt und ist dadurch nicht ganz so aufregend wie die Frage, ob morgen früh der Stau auf der A 42 oder der auf der A 2 länger ist. (Ist mir im Augenblick aber beides wurscht, weil ich Urlaub habe). Aber mal ehrlich, warum macht man sich die Mühe, so eine Handlung ins Buch einzufügen, wenn man die dann noch nicht mal ein kleines bißchen spannend macht? Das Buch heißt schließlich nicht "Bis(s) zum Einschlafen" oder so - da wäre ein wenig Action durchaus willkommen.
Die Handlung um meine Lieblings-Vampirheldin Alex Keller, ihren eher blaß bleibenden Lover Michael und die Vampir-UNO, die sich diesmal bei Geoffrey Chaucer in London trifft (der offenbar gerne bei IKEA einkauft), geht natürlich auch weiter, ist aber ebenfalls nichts halbes und nichts ganzes.
Insgesamt hätte dieses Buch wohl ganz interessant werden können, wenn es gute 300 Seiten länger wäre: denn dann hätte die Autorin allen Handlungselementen die Aufmerksamkeit schenken können, die sie bräuchten, um ein wenig interessant zu werden. So hatte ich die ganze Zeit den Eindruck, daß ich das schriftliche Gegenstück zu einer DVD lese, die man mit gedrückter "fast forward"-Taste anschaut. Mit Ausnahme der größteils langen und ausgiebigen, aber nicht besonders faszinierenden Sexszenen. Das war eine ganz eigenartige Sache. Ich will ja nicht undankbar sein und ich weiß es auch durchaus zu schätzen, daß diesmal nicht in Geschlechtsteile gebissen und Blut gesaugt wird. Aber es gab wirklich mehr Sexszenen als Handlung, als wäre das Buch eine sehr lange Bewerbungsunterlage einer Autorin, die furchtbar gern mal für Elloras Cave schreiben will. Na ja, vielleicht ist es das ja auch? Egal. Mich hat's jedenfalls eher genervt. Ärztin kommt erschöpft und ermattet von der Arbeit? Yeah, laß es uns treiben, Baby. Frau wurde tiefgekühlt und gerade noch rechtzeitig wieder aufgetaut, bevor sie draufging? Ist doch klar, was sie als erstes will. 'Ne schwule Sexszene, die nichts, aber auch wirklich überhaupt gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun hat? Yup, immer her damit!
Gegen alles andere, was mich an Stay the Night gestört hat, fällt es fast gar nicht auf, daß die Autorin offenbar ihren Taschenrechner verlegt hatte, als sie das Buch schrieb. Chris mutmaßt nämlich, daß ihr Meisterdieb mindestens 70 Jahre alt sein müsse, wenn er in den 1940er Jahren in Erscheinung trat. Das Buch ist 2009 erscheinen, das hieße also, daß der Meisterdieb Jahrgang 1939 wäre. Dann hätte er in den 40er Jahren allerdings außer vielleicht mal einer Packung Kaugummi am Kiosk noch nicht viel geklaut.
Stay the Night war wirklich eine herbe Enttäuschung und ich finde es jammerschade, daß eine teilweise großartige und exzellente Serie wie diese einen so schlechten Abschluß hat.
Donnerstag, 24. Februar 2011
Lara Adrian: Gezeichnete des Schicksals
Originaltitel: Shades of Midnight
Alexandra Maguire ist Pilotin in einem Kaff in Alaska und lebt unter anderem davon, daß sie Lebensmittel und andere notwendige Dinge zu Menschen in noch entlegeneren Siedlungen transportiert. Eines Tages findet sie eine der Familien, die sie beliefern wollte, auf grauenhafte und blutige Weise ermordet vor. Alexandra ist entsetzt - und mehr noch, sie fühlt sich an etwas erinnert, das ihrer Familie einst zugestoßen ist. Doch das, was sie vermutet, nämlich daß die Leute weder von Menschen noch Tieren, sondern von ganz anderen Kreaturen umgebracht wurden, kann nicht sein - oder? Kade dagegen, dessen Nachnamen ich leider gerade nicht mehr im Buch finde, weiß ziemlich genau, wie Alex' Kunden ums Leben gekommen sind. Er gehört nämlich einer streng geheimen Vampirorganisation an, die dafür sorgen soll, daß alle anderen Vampire sich benehmen. Die gemeingefährliche, mordende Kreatur muß natürlich aufgehalten werden, doch dafür muß Kade sich womöglich mit seiner Familie überwerfen. Eine verzwickte Situation!
Das Buch hat richtig gut angefangen. Action, gruselige Atmosphäre, sympathische Charaktere (die Heldin und ihre Freunde), finstere Bösewichte und ein paar flotte Sprüche von Kade und seinem Vampirkollegen. Da kann man wirklich nicht meckern. Und die Geschichte ist auch richtig spannend. Im Laufe des Buches tauchen allerdings für meine Geschmack ein paar Klischees zuviel auf: Held und Heldin verlieben sich fast sofort und vertrauen sich direkt gegenseitig, der Held entdeckt auf dem Körper der Heldin ein besonderes Mal, das ihm zeigt, daß sie zu ihm gehört...nun ja, genaugenommen sind das nicht zu viele Klischees, sondern nur gerade die, die ich eigentlich nicht so mag. Dann gibt es noch diese klassische "eigentlich clevere Heldin entdeckt das Prinzip TSTL für sich"-Szene. Da will Kade Alex nämlich vor einem Kampf in Sicherheit bringen, denn sie als "nur" normaler Mensch hat natürlich keine Chance gegen die fiesen Monster, mit denen es Kade und seine Kumpels aufnehmen müssen. Aber sie weigert sich, von seiner Seite zu weichen. Letzten Endes geht der Kampf dann ziemlich schnell und ohne allzu große Verluste auf Seiten der Guten vorbei, was auch ein ganz kleines bißchen enttäuschend war.
Alles in allem ist Gezeichnete des Schicksals ein unterhaltsames Buch, das man schnell mal lesen kann. Das gewisse Extra fehlt allerdings, das aus einem guten ein großartiges Buch macht, und so hatte ich Handlung und Charaktere schon recht schnell nach dem Lesen wieder vergessen. Eins ist mir allerdings in der Erinerung geblieben, und da muß ich direkt mal sagen: ich möchte nie ein Date mit einem Typen haben, der nicht nur tätowiert ist, sondern dessen Tätowierung auch noch je nach Laune ihre Größe, Farbe, Form und Lage verändert. Bei Kade ist das natürlich was anderes. Denn der hat ja keine Tätowierung, sondern "Dermaglyphen"!
Alexandra Maguire ist Pilotin in einem Kaff in Alaska und lebt unter anderem davon, daß sie Lebensmittel und andere notwendige Dinge zu Menschen in noch entlegeneren Siedlungen transportiert. Eines Tages findet sie eine der Familien, die sie beliefern wollte, auf grauenhafte und blutige Weise ermordet vor. Alexandra ist entsetzt - und mehr noch, sie fühlt sich an etwas erinnert, das ihrer Familie einst zugestoßen ist. Doch das, was sie vermutet, nämlich daß die Leute weder von Menschen noch Tieren, sondern von ganz anderen Kreaturen umgebracht wurden, kann nicht sein - oder? Kade dagegen, dessen Nachnamen ich leider gerade nicht mehr im Buch finde, weiß ziemlich genau, wie Alex' Kunden ums Leben gekommen sind. Er gehört nämlich einer streng geheimen Vampirorganisation an, die dafür sorgen soll, daß alle anderen Vampire sich benehmen. Die gemeingefährliche, mordende Kreatur muß natürlich aufgehalten werden, doch dafür muß Kade sich womöglich mit seiner Familie überwerfen. Eine verzwickte Situation!
Das Buch hat richtig gut angefangen. Action, gruselige Atmosphäre, sympathische Charaktere (die Heldin und ihre Freunde), finstere Bösewichte und ein paar flotte Sprüche von Kade und seinem Vampirkollegen. Da kann man wirklich nicht meckern. Und die Geschichte ist auch richtig spannend. Im Laufe des Buches tauchen allerdings für meine Geschmack ein paar Klischees zuviel auf: Held und Heldin verlieben sich fast sofort und vertrauen sich direkt gegenseitig, der Held entdeckt auf dem Körper der Heldin ein besonderes Mal, das ihm zeigt, daß sie zu ihm gehört...nun ja, genaugenommen sind das nicht zu viele Klischees, sondern nur gerade die, die ich eigentlich nicht so mag. Dann gibt es noch diese klassische "eigentlich clevere Heldin entdeckt das Prinzip TSTL für sich"-Szene. Da will Kade Alex nämlich vor einem Kampf in Sicherheit bringen, denn sie als "nur" normaler Mensch hat natürlich keine Chance gegen die fiesen Monster, mit denen es Kade und seine Kumpels aufnehmen müssen. Aber sie weigert sich, von seiner Seite zu weichen. Letzten Endes geht der Kampf dann ziemlich schnell und ohne allzu große Verluste auf Seiten der Guten vorbei, was auch ein ganz kleines bißchen enttäuschend war.
Alles in allem ist Gezeichnete des Schicksals ein unterhaltsames Buch, das man schnell mal lesen kann. Das gewisse Extra fehlt allerdings, das aus einem guten ein großartiges Buch macht, und so hatte ich Handlung und Charaktere schon recht schnell nach dem Lesen wieder vergessen. Eins ist mir allerdings in der Erinerung geblieben, und da muß ich direkt mal sagen: ich möchte nie ein Date mit einem Typen haben, der nicht nur tätowiert ist, sondern dessen Tätowierung auch noch je nach Laune ihre Größe, Farbe, Form und Lage verändert. Bei Kade ist das natürlich was anderes. Denn der hat ja keine Tätowierung, sondern "Dermaglyphen"!
Sonntag, 30. Januar 2011
Bücher die man nicht lesen kann, Teil 8: Stacia Kane: Unholy Ghosts
In einer wohl futuristischen Parallelwelt haben sich die Toten, also Geister, erhoben und die Lebenden angegriffen. Nichts ist mehr wie es war, und die Kirche der Echten Wahrheit, die nicht wirklich eine Religionsgemeinschaft ist, sorgt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür, daß die Verstorbenen die Lebenden in Zukunft in Frieden lassen. Eine ihrer Angestellten ist Chess Putnam, eine Hexe mit der Gabe, Geister zu bannen. Chess hat einen ganzen Schwung übelster Probleme: sie ist drogensüchtig und schuldet einem mächtigen Mafiaboss eine große Menge Geldes. So kann sie auch schlecht nein sagen, als dieser von ihr verlangt, ihm einen Gefallen zu tun. Leider ist dieser Gefallen lebensgefährlich und beinhaltet die Beschäftigung mit der schlimmsten Form schwarzer Magie - ganz zu schweigen davon, daß auch eine rivalisierende Gangsterbande großen Wert auf Chess' Hilfe legt...
Auf das Buch war ich durch ein Interview mit der Autorin im Verlorene Werke-Blog gestoßen. Die Autorin machte einen ganz sympathischen Eindruck, und die Inhaltsangabe des Buches hörte sich interessant an. Auch die Leseprobe sagte mir zu.
Das Buch hätte richtig gut sein können. Ist es aber nicht. Dabei fängt es so spannend und lustig an: da ist Chess nämlich gerade dabei, unter Einsatz von Leib und Leben einen Geist aus einem Haus zu vertreiben, der ihr frecherweise den Stinkefinger zeigt und der angeblich auch zu Lebzeiten ein unangenehmer Zeitgenosse war.
Es ist diesmal nicht die durchaus spannende Handlung, die mich so sehr gestört hat, daß ich nicht weiterlesen konnte. Es ist nicht der Schreibstil der Autorin und es sind nicht die Charaktere. Die Heldin Chess (die eigentlich irgendwie anders heißt und nur so genannt wird, aber ich habe es vergessen und habe keinen Bock zum Nachgucken) ist drogensüchtig und hat die Probleme, die meines Wissens damit einhergehen: zu wenig Knete, um die Sucht zu finanzieren, Schulden, es geht ihr schlecht, wenn sie ihre Pillen nicht bekommt, und oft weiß sie nicht, ob sie etwas tatsächlich wahrnimmt, oder ob sie wegen der Drogen halluziniert. Die anderen Charaktere sind fast alle zwielichtige Gestalten von unterschiedlicher Gewalttätigkeit.
Diese Dinge wußte ich, bevor ich das Buch kaufte, und sie hätten mich nicht dazu gebracht, es wegzulegen. Oh nein, das Grauenhafte an Unholy Ghosts - und das ist wirklich ungewöhnlich - sind die entsetzlichen Dialoge. Fast alle Charaktere sprechen nämlich in einer Art Slang, der in geringen Dosen zur Atmosphäre des Buches beigetragen hätte. Von einer geringen Dosis kann hier aber überhaupt nicht die Rede sein, dieser von der Autorin erfundene Slang wird auf nahezu jeder Seite gleichsam kübelweise über dem Leser ausgeschüttet. Auf Seite 180 war meine Geduld erschöpft, und ich sagte mir: warum tust du dir das an? Dein SUB läßt das Himalaya-Gebirge wie einen Ameisenhaufen aussehen und das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher. Also weg damit.
Ach ja. Kostprobe gefällig? Wie wär's damit:
In dieser Szene ist Chess mit Terrible, dem Schläger ihres Drogendealers bzw. Gläubigers, auf der Suche nach einem Jungen namens Brain. Unterwegs befragen sie den Besitzer eines Imbißstands:
"You know Brain? One of Hunchback's kids?"
"Aye, I knows him. Seed him earlier, that's what you askin. He powerful scared. Ain't in no trouble with you, hoping?"
Tja, was soll ich dazu noch sagen. Außer vielleicht: "It goes me on the alarm clock".
Auf das Buch war ich durch ein Interview mit der Autorin im Verlorene Werke-Blog gestoßen. Die Autorin machte einen ganz sympathischen Eindruck, und die Inhaltsangabe des Buches hörte sich interessant an. Auch die Leseprobe sagte mir zu.
Das Buch hätte richtig gut sein können. Ist es aber nicht. Dabei fängt es so spannend und lustig an: da ist Chess nämlich gerade dabei, unter Einsatz von Leib und Leben einen Geist aus einem Haus zu vertreiben, der ihr frecherweise den Stinkefinger zeigt und der angeblich auch zu Lebzeiten ein unangenehmer Zeitgenosse war.
Es ist diesmal nicht die durchaus spannende Handlung, die mich so sehr gestört hat, daß ich nicht weiterlesen konnte. Es ist nicht der Schreibstil der Autorin und es sind nicht die Charaktere. Die Heldin Chess (die eigentlich irgendwie anders heißt und nur so genannt wird, aber ich habe es vergessen und habe keinen Bock zum Nachgucken) ist drogensüchtig und hat die Probleme, die meines Wissens damit einhergehen: zu wenig Knete, um die Sucht zu finanzieren, Schulden, es geht ihr schlecht, wenn sie ihre Pillen nicht bekommt, und oft weiß sie nicht, ob sie etwas tatsächlich wahrnimmt, oder ob sie wegen der Drogen halluziniert. Die anderen Charaktere sind fast alle zwielichtige Gestalten von unterschiedlicher Gewalttätigkeit.
Diese Dinge wußte ich, bevor ich das Buch kaufte, und sie hätten mich nicht dazu gebracht, es wegzulegen. Oh nein, das Grauenhafte an Unholy Ghosts - und das ist wirklich ungewöhnlich - sind die entsetzlichen Dialoge. Fast alle Charaktere sprechen nämlich in einer Art Slang, der in geringen Dosen zur Atmosphäre des Buches beigetragen hätte. Von einer geringen Dosis kann hier aber überhaupt nicht die Rede sein, dieser von der Autorin erfundene Slang wird auf nahezu jeder Seite gleichsam kübelweise über dem Leser ausgeschüttet. Auf Seite 180 war meine Geduld erschöpft, und ich sagte mir: warum tust du dir das an? Dein SUB läßt das Himalaya-Gebirge wie einen Ameisenhaufen aussehen und das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher. Also weg damit.
Ach ja. Kostprobe gefällig? Wie wär's damit:
In dieser Szene ist Chess mit Terrible, dem Schläger ihres Drogendealers bzw. Gläubigers, auf der Suche nach einem Jungen namens Brain. Unterwegs befragen sie den Besitzer eines Imbißstands:
"You know Brain? One of Hunchback's kids?"
"Aye, I knows him. Seed him earlier, that's what you askin. He powerful scared. Ain't in no trouble with you, hoping?"
Tja, was soll ich dazu noch sagen. Außer vielleicht: "It goes me on the alarm clock".
Zoë Archer: Scoundrel
London Harcourt (das ist eine Frau!) befindet sich auf einer Griechenlandreise mit ihrem Vater. Leider ist es keine Vergnügungsreise, sondern Londons Vater gehört einer Vereinigung von Superschurken an, die die Weltherrschaft für Großbritannien anstreben. Zu diesem Zweck wollen die Superschurken alle möglichen magischen Artefakte an sich bringen. Hier kommt London ins Spiel: sie ist eine von ganz wenigen Personen auf der Welt, die eine bestimmte uralte Sprache beherrschen, und kann daher die Hinweise auf einen magischen Gegenstand entschlüsseln. Hinter dem Gegenstand sind allerdings auch die Blades of the Rose her. Das sind die Guten, ein Geheimbund von Abenteurern, die die Magie der Welt vor Londons Vater und seinen Bösewicht-Kumpels schützen wollen. London verguckt sich gleich bei der ersten Begegnung in Bennett Day, einen der Blades of the Rose, denn er ist attraktiv und liebenswert und viel netter zu London als ihr Vater oder ihr verstorbener Ehemann es jemals waren. Und so kämpft sie auch nicht allzu lange mit Skrupeln, bevor sie zu den Guten überläuft...
Über Zoë Archers Blades of the Rose-Bücher hatte ich schon viel Gutes gehört, und als dann eins veröffentlicht wurde, das im bzw. am Mittelmeer spielt, mußte ich natürlich zuschlagen - wann bekommt man schon mal einen Liebesroman neueren Datums mit diesem Handlungsort? (Nein, Harlequin bzw. Mills & Boon-Romane mit griechischen oder italienischen Macho-Arschloch-Millionär/Pferdezüchter/Großgrundbesitzer-Helden und jungfräulichen, verschüchterten Sekretärinnen/Kindermädchen/Haushälterinnen-Heldinnen zählen nicht).
Scoundrel war ein recht unterhaltsames Buch, mit nicht zuvielen magischen Elementen, viel Action, viel Liebe, netten Helden und richtig bösen Schurken.
London stand ihr ganzes Leben lang unter der Fuchtel ihres Vaters, der ihr immer wieder durch Worte und Taten klargemacht hat, daß Frauen eher so etwas wie lebendige Deko-Objekte sind, die auf keinen Fall ein selbstbestimmtes Leben führen oder auch nur eine eigene Meinung haben dürfen. Und sie hat es satt, sie ist es einfach nur leid, immer nur das zu tun, was andere sagen.
Da kommt ihr die Begegnung mit Bennett gerade recht, denn dadurch, daß sie mit ihm türmt und sich von ihrem Vater lossagt, winkt London die Freiheit. Bennett ist ein Abenteurer und eigentlich bekannt dafür, daß er alles flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist - aber er ist auch ein liebenswerter, fürsorglicher Mann, der Frauen stets mit Respekt behandelt und seiner jeweiligen Geliebten stets seine volle Aufmerksamkeit widmet, auch wenn es nur für kurze Zeit ist.
London weiß das und ist traurig, denn für sie ist er die große Liebe - aber sie weiß auch, daß sie es nicht bereuen wird, ihr altes Leben hinter sich gelassen zu haben. Und natürlich kommt am Ende alles ganz anders, denn dies ist schließlich nicht zuletzt auch ein Liebesroman.
Sympathische Charaktere, jede Menge Action und natürlich die wunderschönen Handlungsorte machen Scoundrel zu einem sehr unterhaltsamen Liebesroman. Meine einzigen Kritikpunkte sind der zwar nicht miese, aber auch nicht besonders bemerkenswerte Schreibstil von Zoë Archer und die Tatsache, daß der Leser die Charaktere nur recht oberflächlich kennenlernt. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, Scoundrel zu lesen, aber ich weiß nicht, ob ich noch ein weiteres Buch der Autorin lesen werde.
Über Zoë Archers Blades of the Rose-Bücher hatte ich schon viel Gutes gehört, und als dann eins veröffentlicht wurde, das im bzw. am Mittelmeer spielt, mußte ich natürlich zuschlagen - wann bekommt man schon mal einen Liebesroman neueren Datums mit diesem Handlungsort? (Nein, Harlequin bzw. Mills & Boon-Romane mit griechischen oder italienischen Macho-Arschloch-Millionär/Pferdezüchter/Großgrundbesitzer-Helden und jungfräulichen, verschüchterten Sekretärinnen/Kindermädchen/Haushälterinnen-Heldinnen zählen nicht).
Scoundrel war ein recht unterhaltsames Buch, mit nicht zuvielen magischen Elementen, viel Action, viel Liebe, netten Helden und richtig bösen Schurken.
London stand ihr ganzes Leben lang unter der Fuchtel ihres Vaters, der ihr immer wieder durch Worte und Taten klargemacht hat, daß Frauen eher so etwas wie lebendige Deko-Objekte sind, die auf keinen Fall ein selbstbestimmtes Leben führen oder auch nur eine eigene Meinung haben dürfen. Und sie hat es satt, sie ist es einfach nur leid, immer nur das zu tun, was andere sagen.
Da kommt ihr die Begegnung mit Bennett gerade recht, denn dadurch, daß sie mit ihm türmt und sich von ihrem Vater lossagt, winkt London die Freiheit. Bennett ist ein Abenteurer und eigentlich bekannt dafür, daß er alles flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist - aber er ist auch ein liebenswerter, fürsorglicher Mann, der Frauen stets mit Respekt behandelt und seiner jeweiligen Geliebten stets seine volle Aufmerksamkeit widmet, auch wenn es nur für kurze Zeit ist.
London weiß das und ist traurig, denn für sie ist er die große Liebe - aber sie weiß auch, daß sie es nicht bereuen wird, ihr altes Leben hinter sich gelassen zu haben. Und natürlich kommt am Ende alles ganz anders, denn dies ist schließlich nicht zuletzt auch ein Liebesroman.
Sympathische Charaktere, jede Menge Action und natürlich die wunderschönen Handlungsorte machen Scoundrel zu einem sehr unterhaltsamen Liebesroman. Meine einzigen Kritikpunkte sind der zwar nicht miese, aber auch nicht besonders bemerkenswerte Schreibstil von Zoë Archer und die Tatsache, daß der Leser die Charaktere nur recht oberflächlich kennenlernt. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, Scoundrel zu lesen, aber ich weiß nicht, ob ich noch ein weiteres Buch der Autorin lesen werde.
Samstag, 25. Dezember 2010
Cameron Haley: Mob Rules
Im Los Angeles einer alternativen Realität ist Dominica Riley, genannt Domino, die rechte Hand des Gangsterbosses Shanar Rashan. Rashan ist ein mächtiger Zauberer, genau wie nahezu alle seiner Verbrecherkollegen, und auch Domino besitzt Zauberkräfte. Eines Tages wird einer von Dominos Gangsterkumpels auf grausame Art getötet und es scheint, als wolle einer von Rashans Rivalen dessen Geschäfte gewaltsam übernehmen. Doch was hat der Feenkönig Oberon damit zu tun, und ist Rashans Sohn Adan, in den sich Domino verliebt hat, tatsächlich von einem Dämonen besessen?
Tja, wie ihr seht, bin ich wieder da. Ich habe eine ziemlich schlimme Zeit hinter mir und vor mir, und damit meine ich nicht den üblichen Umzugsärger. Hey, ich wohne jetzt in einem Haus, wo die Mieter nicht selbst Schnee schippen müssen, weil die Wohnungsgesellschaft eine Firma damit beauftragt hat! Ist das nix? Jedenfalls habe ich jetzt doch mal wieder ein bißchen Lust und hoffentlich gelegentlich auch Zeit zum bloggen.
Ich weiß nicht mehr genau, wie ich darauf gekommen bin, Mob Rules lesen zu wollen; ich glaube, es hat im Romantic Times Magazine eine tolle Bewertung bekommen und die Leseprobe war auch recht überzeugend. Es ist auch kein mieses Buch - aber es fällt in die Kategorie "kann man lesen, muß man aber nicht".
Wahrscheinlich sollte ich ohnehin lernen, mich von Büchern mit zauberkräftigen Protagonisten fernzuhalten: es nervt mich nämlich immer nach einigen Seiten, wenn die Helden niemals ein ernsthaftes Problem haben, sondern alles mit einem Fingerschnippen und einem flotten (Zauber-) Spruch lösen können. So ist das auch bei Domino: sie hat einen Anti-Lungenkrebs-Zauber, so daß sie unbesorgt ständig rauchen kann, und einen Dünnmach-Zauber, so daß sie nie auch nur an eine Diät denken muß. Autofahren macht dank eines Anti-Stau- und eines Sofort-Parkplatz-Finde-Zaubers auch in der Großstadt Los Angeles richtig viel Spaß. Aber am schlimmsten finde ich, daß auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit Dominos und Rashans Feinden nie wirklich furchteinflößend sind, denn dank ihrer Zauberkräfte geht alles immer gut aus. Domino hat nie richtige Angst, und dank eines weiteren Zauberspruchs stellen Prellungen und Kratzer kein Problem dar.
Mob Rules ist in der Ich-Form geschrieben. Ich weiß, daß viele das nicht mögen; ich persönlich finde es eigentlich recht angenehm. Nur: da die Person, aus deren Perspektive das Buch geschrieben ist, niemals richtig heftige Emotionen - sei es Angst oder Verliebtheit oder etwas anderes - verspürt, läßt das Buch auch den Leser kalt.
Da hilft es auch nicht, daß die Handlung und die Parallelwelt, in der sie spielt, eigentlich ganz interessant sind. Obendrein kommt im letzten Drittel auch noch einiges vor, das vor Entsetzen und Überraschung meine Augenbrauen beinah von ihrem angestammten Platz auf meiner Stirn bis zum Hinterkopf hochrutschen ließ. Domino, ihr Chef und alle ihre Kollegen gehören schließlich zum organisierten Verbrechen, ihren Lebensunterhalt bestreiten sie durch allerlei illegale Aktivitäten. Trotzdem fangen sie plötzlich an, soviel Patriotismus und Pathos zu verströmen, daß George Bush dagegen wie ein vaterlandsloser Nichtsnutz wirken würde.
Alles in allem kann man mit Mob Rules ein paar kurzweilige, unterhaltsame Stunden verbringen, denn der Schreibstil ist angenehm und die meisten Charaktere recht sympathisch. Aber man könnte diese Stunden eben auch mit einem der Unmengen von besseren Büchern verbringen, die es gibt.
Tja, wie ihr seht, bin ich wieder da. Ich habe eine ziemlich schlimme Zeit hinter mir und vor mir, und damit meine ich nicht den üblichen Umzugsärger. Hey, ich wohne jetzt in einem Haus, wo die Mieter nicht selbst Schnee schippen müssen, weil die Wohnungsgesellschaft eine Firma damit beauftragt hat! Ist das nix? Jedenfalls habe ich jetzt doch mal wieder ein bißchen Lust und hoffentlich gelegentlich auch Zeit zum bloggen.
Ich weiß nicht mehr genau, wie ich darauf gekommen bin, Mob Rules lesen zu wollen; ich glaube, es hat im Romantic Times Magazine eine tolle Bewertung bekommen und die Leseprobe war auch recht überzeugend. Es ist auch kein mieses Buch - aber es fällt in die Kategorie "kann man lesen, muß man aber nicht".
Wahrscheinlich sollte ich ohnehin lernen, mich von Büchern mit zauberkräftigen Protagonisten fernzuhalten: es nervt mich nämlich immer nach einigen Seiten, wenn die Helden niemals ein ernsthaftes Problem haben, sondern alles mit einem Fingerschnippen und einem flotten (Zauber-) Spruch lösen können. So ist das auch bei Domino: sie hat einen Anti-Lungenkrebs-Zauber, so daß sie unbesorgt ständig rauchen kann, und einen Dünnmach-Zauber, so daß sie nie auch nur an eine Diät denken muß. Autofahren macht dank eines Anti-Stau- und eines Sofort-Parkplatz-Finde-Zaubers auch in der Großstadt Los Angeles richtig viel Spaß. Aber am schlimmsten finde ich, daß auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit Dominos und Rashans Feinden nie wirklich furchteinflößend sind, denn dank ihrer Zauberkräfte geht alles immer gut aus. Domino hat nie richtige Angst, und dank eines weiteren Zauberspruchs stellen Prellungen und Kratzer kein Problem dar.
Mob Rules ist in der Ich-Form geschrieben. Ich weiß, daß viele das nicht mögen; ich persönlich finde es eigentlich recht angenehm. Nur: da die Person, aus deren Perspektive das Buch geschrieben ist, niemals richtig heftige Emotionen - sei es Angst oder Verliebtheit oder etwas anderes - verspürt, läßt das Buch auch den Leser kalt.
Da hilft es auch nicht, daß die Handlung und die Parallelwelt, in der sie spielt, eigentlich ganz interessant sind. Obendrein kommt im letzten Drittel auch noch einiges vor, das vor Entsetzen und Überraschung meine Augenbrauen beinah von ihrem angestammten Platz auf meiner Stirn bis zum Hinterkopf hochrutschen ließ. Domino, ihr Chef und alle ihre Kollegen gehören schließlich zum organisierten Verbrechen, ihren Lebensunterhalt bestreiten sie durch allerlei illegale Aktivitäten. Trotzdem fangen sie plötzlich an, soviel Patriotismus und Pathos zu verströmen, daß George Bush dagegen wie ein vaterlandsloser Nichtsnutz wirken würde.
Alles in allem kann man mit Mob Rules ein paar kurzweilige, unterhaltsame Stunden verbringen, denn der Schreibstil ist angenehm und die meisten Charaktere recht sympathisch. Aber man könnte diese Stunden eben auch mit einem der Unmengen von besseren Büchern verbringen, die es gibt.
Sonntag, 5. September 2010
Alaya Johnson: Moonshine
Zephyr Hollis stammt aus einer Familie von Vampir- und Dämonenjägern, doch statt mit ihrem Vater auf die Jagd nach solchen Wesen zu gehen, hat sie sich entschlossen, in New York zu leben und sich für die Rechte benachteiligter Bevölkerungsgruppen einzusetzen - von denen es im New York der 20er Jahre nicht eben wenige gibt. Eines Tages bittet ein geheimnisvoller Mann namens Amir sie, ihm bei der Suche nach einem gewissen Rinaldo zu helfen. Dieser Rinaldo ist ein Mafiaboß und man vermutet, daß er auch ein Vampir sein könnte. Zephyr selbst ist immun gegen Vampirbisse und durchaus in der Lage, Amir zu helfen; doch was will er von Rinaldo, und was hat er mit der entsetzlichen Droge zu tun, die die Vampire neuerdings in einen Blutrausch versetzt?
Ich gebe es zu: ich kann selten einem Buch mit einem ungewöhnlichen Handlungsort bzw. einer ungewöhnlichen Handlungszeit widerstehen. New York in den 20er Jahren findet man ja eher selten als Handlungsort für Unterhaltungsliteratur - und dann noch mit Vampiren? Das Buch landete schneller in meinem Amazon-Einkaufswagen, als man "Blutkonserve" sagen kann, denn auch die Leseprobe schien vielversprechend zu sein. Als ich es dann in den Händen hielt, hätte ich es beinah genauso schnell wieder zur Seite und auf meinen "muß mich irgendwann wohl mal dadurchquälen"-Bücherstapel gelegt, denn wie sich herausstellte, hat es einige Dinge, die ich in meinen Büchern überhaupt gar nicht schätze: eine bis zur Selbstaufgabe wohltätige Heldin und jede Menge Sozialkritik.
Ich bin froh, daß ich Moonshine nicht beiseite gelegt habe. Es ist eins der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe! Alaya Johnson versteht es perfekt, die Atmosphäre New Yorks einzufangen, zumindest so, wie ich es mir zu dieser Zeit vorstelle: unglaubliche Armut auf der einen Seite, Reichtum und Dekadenz auf der anderen. Und irgendwo hat fast jeder im Hinterkopf das Bewußtsein: mit etwas Glück und Geschick kann ich in diesem Land alles erreichen. Die Frauenrechte sind auf dem Vormarsch, und tatsächlich sind die weiblichen Charaktere des Buches, einschließlich der Heldin, sehr selbstbewußt und auch selbstbestimmt. Sie tragen kurze Haare und kurze Röcke und schminken sich und kommen sich dabei noch ein wenig verrucht und gewagt vor - aber sie haben Spaß daran. Und fast alle betrachten die Prohibition eher als eine interessante Herausforderung an ihre Gewitztheit denn als ernstzunehmendes Alkoholverbot.
Zwischen den menschlichen Charakteren tummelt sich allerhand übersinnliches Gezücht und die staunende Leserin (ich) lernt, daß ein mit arabischen Zaubersprüchen bearbeitetes Schwert tatsächlich nur bei arabischen Dämonen wirksam ist. Es gibt Vampire, und es gibt das organisierte Verbrechen, und es gibt Jugendgangs, deren Mitglieder Vampire sind.
Mitten drin ist Zephyr, die Heldin (ein doofer Name für eine Heldin, aber weil mir das Buch so gut gefällt, sehe ich darüber hinweg). Zephyr ist gegen Vampirbisse immun - das heißt, sie selbst kann niemals verwandelt werden, und aufgrund ihrer Ausbildung als Dämonen- und Vampirjägerin hat sie vor paranormalen Bösewichten etwas weniger Angst als einige ihrer Zeitgenossen.
Amir - der nach Zephyrs Meinung ein wenig wie Rudolph Valentino in "Der Scheich" aussieht, nur attraktiver - lernt sie an der Volkshochschule kennen, wo sie für Einwanderer Kurse gibt. Eigentlich weiß sie gar nichts über ihn, außer, daß er keineswegs das ist, was er zu sein vorgibt: ein armer, vom Schicksal gebeutelter Einwanderer.
Von dem Moment an, da Amir Zephyr um ihre Hilfe bei der Suche nach Rinaldo bittet, gibt es so viel Action, daß die arme Zephyr kaum mal einen Moment der Ruhe für ein kleines Nickerchen findet. Aber im Gegensatz zur Heldin genieße ich jede Minute des Buches, denn es ist einfach großartig. Was ich nämlich noch nicht erwähnt habe, ist der trockene Humor von Amir.
Und die Dialoge, oh mein Gott, die Dialoge. Die gehören definitiv zu den besten, die die Unterhaltungsliteratur zu bieten hat.
Hier beispielsweise rettet Amir Zephyr gegen ihren Willen vor einem bissigen Vampir:
"You complete bloody, ignorant...misogynist!" I yelled. Ah, that was so much better.
I was pretty sure the snow-encrusted one on top, attempting to bang the other's head into the ground, was Amir. "You're quite welcome", he said, only a hint of gasp in his voice. With a roar, the vampire overwhelmed him and they began to roll around again.
"Oh yes, I can hardly thank you enough. If you had come just a little later, I might have killed him."
"That's funny", he said, grunting with the effort of keeping the vampire's hands from his throat. "I thought you didn't kill your fellow rational creatures."
[...] "What, they don't have self-defense in Arabia?"
Einige Seiten später werden Zephyr und Amir von ihren Eltern in eindeutiger Situation erwischt. Zephyrs Vater ist außer sich:
"My daughter and this...wog, this misbegotten hell creature?"
This proved too much for my mama. "John! We don't even know him! He might be a perfectly nice-"
Amir barked a laugh, but the temperature in the room went down at least ten degrees. "Misbegotten hell creature, at your service."
Übrigens verliert der gute Amir auch nicht seine guten Manieren, wenn er schwer krank ist:
"Sorry to disappoint. I just don't have the energy right now to look large and billowing".
Moonshine ist ein in jeder Hinsicht phantastisches Buch und ich weiß leider nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung plant - aber falls ja, kann ich es kaum erwarten, sie zu lesen. Ich habe mich jedenfalls beim Lesen prächtig amüsiert.
Ich gebe es zu: ich kann selten einem Buch mit einem ungewöhnlichen Handlungsort bzw. einer ungewöhnlichen Handlungszeit widerstehen. New York in den 20er Jahren findet man ja eher selten als Handlungsort für Unterhaltungsliteratur - und dann noch mit Vampiren? Das Buch landete schneller in meinem Amazon-Einkaufswagen, als man "Blutkonserve" sagen kann, denn auch die Leseprobe schien vielversprechend zu sein. Als ich es dann in den Händen hielt, hätte ich es beinah genauso schnell wieder zur Seite und auf meinen "muß mich irgendwann wohl mal dadurchquälen"-Bücherstapel gelegt, denn wie sich herausstellte, hat es einige Dinge, die ich in meinen Büchern überhaupt gar nicht schätze: eine bis zur Selbstaufgabe wohltätige Heldin und jede Menge Sozialkritik.
Ich bin froh, daß ich Moonshine nicht beiseite gelegt habe. Es ist eins der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe! Alaya Johnson versteht es perfekt, die Atmosphäre New Yorks einzufangen, zumindest so, wie ich es mir zu dieser Zeit vorstelle: unglaubliche Armut auf der einen Seite, Reichtum und Dekadenz auf der anderen. Und irgendwo hat fast jeder im Hinterkopf das Bewußtsein: mit etwas Glück und Geschick kann ich in diesem Land alles erreichen. Die Frauenrechte sind auf dem Vormarsch, und tatsächlich sind die weiblichen Charaktere des Buches, einschließlich der Heldin, sehr selbstbewußt und auch selbstbestimmt. Sie tragen kurze Haare und kurze Röcke und schminken sich und kommen sich dabei noch ein wenig verrucht und gewagt vor - aber sie haben Spaß daran. Und fast alle betrachten die Prohibition eher als eine interessante Herausforderung an ihre Gewitztheit denn als ernstzunehmendes Alkoholverbot.
Zwischen den menschlichen Charakteren tummelt sich allerhand übersinnliches Gezücht und die staunende Leserin (ich) lernt, daß ein mit arabischen Zaubersprüchen bearbeitetes Schwert tatsächlich nur bei arabischen Dämonen wirksam ist. Es gibt Vampire, und es gibt das organisierte Verbrechen, und es gibt Jugendgangs, deren Mitglieder Vampire sind.
Mitten drin ist Zephyr, die Heldin (ein doofer Name für eine Heldin, aber weil mir das Buch so gut gefällt, sehe ich darüber hinweg). Zephyr ist gegen Vampirbisse immun - das heißt, sie selbst kann niemals verwandelt werden, und aufgrund ihrer Ausbildung als Dämonen- und Vampirjägerin hat sie vor paranormalen Bösewichten etwas weniger Angst als einige ihrer Zeitgenossen.
Amir - der nach Zephyrs Meinung ein wenig wie Rudolph Valentino in "Der Scheich" aussieht, nur attraktiver - lernt sie an der Volkshochschule kennen, wo sie für Einwanderer Kurse gibt. Eigentlich weiß sie gar nichts über ihn, außer, daß er keineswegs das ist, was er zu sein vorgibt: ein armer, vom Schicksal gebeutelter Einwanderer.
Von dem Moment an, da Amir Zephyr um ihre Hilfe bei der Suche nach Rinaldo bittet, gibt es so viel Action, daß die arme Zephyr kaum mal einen Moment der Ruhe für ein kleines Nickerchen findet. Aber im Gegensatz zur Heldin genieße ich jede Minute des Buches, denn es ist einfach großartig. Was ich nämlich noch nicht erwähnt habe, ist der trockene Humor von Amir.
Und die Dialoge, oh mein Gott, die Dialoge. Die gehören definitiv zu den besten, die die Unterhaltungsliteratur zu bieten hat.
Hier beispielsweise rettet Amir Zephyr gegen ihren Willen vor einem bissigen Vampir:
"You complete bloody, ignorant...misogynist!" I yelled. Ah, that was so much better.
I was pretty sure the snow-encrusted one on top, attempting to bang the other's head into the ground, was Amir. "You're quite welcome", he said, only a hint of gasp in his voice. With a roar, the vampire overwhelmed him and they began to roll around again.
"Oh yes, I can hardly thank you enough. If you had come just a little later, I might have killed him."
"That's funny", he said, grunting with the effort of keeping the vampire's hands from his throat. "I thought you didn't kill your fellow rational creatures."
[...] "What, they don't have self-defense in Arabia?"
Einige Seiten später werden Zephyr und Amir von ihren Eltern in eindeutiger Situation erwischt. Zephyrs Vater ist außer sich:
"My daughter and this...wog, this misbegotten hell creature?"
This proved too much for my mama. "John! We don't even know him! He might be a perfectly nice-"
Amir barked a laugh, but the temperature in the room went down at least ten degrees. "Misbegotten hell creature, at your service."
Übrigens verliert der gute Amir auch nicht seine guten Manieren, wenn er schwer krank ist:
"Sorry to disappoint. I just don't have the energy right now to look large and billowing".
Moonshine ist ein in jeder Hinsicht phantastisches Buch und ich weiß leider nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung plant - aber falls ja, kann ich es kaum erwarten, sie zu lesen. Ich habe mich jedenfalls beim Lesen prächtig amüsiert.
Dienstag, 3. August 2010
Jennifer Benkau: Nybbas Träume
Joana Sievers ist eine junge Frau, die viel Schlimmes erlebt hat, einiges davon selbstverschuldet. Albträume machen ihr zu schaffen, und sie vegetiert eher vor sich hin, als daß sie lebt. Eines Tages lernt sie einen faszinierenden Mann kennen, der sie durch seine Arroganz und sein Machogehabe abstößt, aber zu dem sie sich dennoch hingezogen fühlt, weil er sie mit allen ihren Problemen so nimmt, wie sie ist, ohne ein Urteil zu fällen. Mit Nicholas Nyrr, dem Nybbas (was denn?! Ist immer noch besser, als wenn er "Zhorn" oder "Wuht" oder "Mhächtig Angepihsst" hieße!) scheint jedoch etwas nicht zu stimmen, und auch Joanas Tante verhält sich plötzlich mehr als seltsam und versucht, ihr weiszumachen, daß die Welt voller Dämonen sei...
Das Buch habe ich vom Sieben Verlag bekommen und möchte mich dafür ganz herzlich bedanken! Ich war zuerst mißtrauisch bei dem Gedanken, ein Buch zu lesen, dessen Held ein Dämon ist. Ich hatte da immer so ein geiferndes, grünliches, röchelndes, sabberndes Etwas mit Hörnern und knorpeligen langen Fingern vor Augen (ich schätze, so ein Ding muß ich mal in einem Horrorfilm gesehen haben). Dankenswerterweise hat die Autorin ihren Helden mit einem blendend aussehenden menschlichen Wirtskörper und einer eher etwas vage beschriebenen und nicht allzu widerwärtigen Dämonengestalt ausgestattet.
Das Buch ist gut geschrieben und unterhaltsam, und die Erklärung, warum eine menschliche Frau und ein Dämon eine Beziehung haben können, ist wirklich plausibel, sofern man sich auf die Fantasie einläßt, es gäbe Dämonen: der Nybbas ist eigentlich weder gut noch böse, er ist einfach so wie er ist. Er ernährt sich von den Gefühlen von Menschen, was diesen gar nicht gut bekommt - aber das macht er nicht aus Gehässigkeit, sondern weil es seiner Natur entspricht: etwa so wie Löwen Antilopen reißen und Gymnasiallehrer uncoole Cordhosen und -jacken tragen (na ja, in den 80er Jahren taten sie das jedenfalls). Das heißt aber mitnichten, daß der Nybbas ein Weichei ist: das zeigt schon die absolut brillante erste Szene des Buches. Auch später, als er und Joana schon ein Paar sind, macht er ihr keine Versprechungen, sich zu ändern, oder gar ihre Freunde und Bekannten zu verschonen. Da muß ich sagen: Respekt. Weichgespülte Vampire und sonstige übernatürliche Kreaturen, die nach dem Finden der Traumfrau so gefährlich und aufregend wie Mainzelmännchen sind oder sogar in der Sonne glitzern, gibt es ja nun wirklich schon mehr als genug im Bereich der Paranormal-Bücher.
Joana ist ein bißchen schwerer zu verstehen, aber sie hat doch immerhin trotz all ihrer Probleme ein gesundes Selbstbewußtsein. Sie neigt zu sehr impulsiven Handlungen, aber als TSTL würde ich sie eigentlich nicht bezeichnen. Meistens merkt sie es auch selbst, wenn sie etwas falsch gemacht hat, obwohl es dann manchmal schon zu spät ist.
Ein paar kleine Kritikpunkte hätte ich dann aber doch.
Etwas gestört hat mich, daß der Aufenthalt Joanas bei den Clerica - das ist ein Geheimbund - in der Geschichte ein wenig zu kurz kam. Dieser Geheimbund besteht aus nur sehr wenigen Personen, weil man das, was sie tun, nur dann lernen kann, wenn es einem quasi angeboren ist. Darüber hinaus nehmen diese Leute ihre Aufgaben sehr ernst. Trotzdem geben sie sich keine besondere Mühe, Joana auf ihre Seite zu ziehen oder ihr eine ordentliche Unterweisung zukommen zu lassen.
Warum Joana sich nach ihrer ersten Liebesnacht überhaupt noch mal mit Nicholas einläßt, habe ich auch nicht so ganz nachvollziehen können, denn das ganze ist ziemlich abtörnend:
"Ihr schwindelte und für einen Moment durchfuhr sie eine Verzweiflung, die ihr den Verstand nehmen wollte. Eine Welle plötzlicher Einsamkeit schwappte über sie hinweg und entriß ihr ein Aufschluchzen."
Hm. Müßte ich nicht haben. Aber Joana kann darüber hinwegsehen.
Dazu kommt, daß sich im letzten Drittel des Buches einige Wörter tummeln, die ihren Platz eigentlich nur im Bullshit Bingo haben dürften. Die folgende Stelle hat mich leider arg aus dem Erzählfluß gerissen; da haben sich Nicholas und Joana gerade ihre gegenseitige Zuneigung eingestanden und sind im Begriff, Sex zu haben. Plötzlich das:
"Dies ist der Point of no return", murmelte er an ihrem Handrücken und hauchte einen Kuß darauf."
Ich bin ja sowieso keine Freundin überflüssiger Anglizismen, aber in einer Liebes- oder Sexszene haben die nun wirklich überhaupt gar nichts zu suchen!
Insgesamt ist Nybbas Träume ein spannendes, unterhaltsames Buch mit etwas Verbesserungspotential - es dürfte auf jeden Fall interessant sein, die Fortsetzung zu lesen und zu sehen, was es mit dem "Federvieh" auf sich hat.
Das Buch habe ich vom Sieben Verlag bekommen und möchte mich dafür ganz herzlich bedanken! Ich war zuerst mißtrauisch bei dem Gedanken, ein Buch zu lesen, dessen Held ein Dämon ist. Ich hatte da immer so ein geiferndes, grünliches, röchelndes, sabberndes Etwas mit Hörnern und knorpeligen langen Fingern vor Augen (ich schätze, so ein Ding muß ich mal in einem Horrorfilm gesehen haben). Dankenswerterweise hat die Autorin ihren Helden mit einem blendend aussehenden menschlichen Wirtskörper und einer eher etwas vage beschriebenen und nicht allzu widerwärtigen Dämonengestalt ausgestattet.
Das Buch ist gut geschrieben und unterhaltsam, und die Erklärung, warum eine menschliche Frau und ein Dämon eine Beziehung haben können, ist wirklich plausibel, sofern man sich auf die Fantasie einläßt, es gäbe Dämonen: der Nybbas ist eigentlich weder gut noch böse, er ist einfach so wie er ist. Er ernährt sich von den Gefühlen von Menschen, was diesen gar nicht gut bekommt - aber das macht er nicht aus Gehässigkeit, sondern weil es seiner Natur entspricht: etwa so wie Löwen Antilopen reißen und Gymnasiallehrer uncoole Cordhosen und -jacken tragen (na ja, in den 80er Jahren taten sie das jedenfalls). Das heißt aber mitnichten, daß der Nybbas ein Weichei ist: das zeigt schon die absolut brillante erste Szene des Buches. Auch später, als er und Joana schon ein Paar sind, macht er ihr keine Versprechungen, sich zu ändern, oder gar ihre Freunde und Bekannten zu verschonen. Da muß ich sagen: Respekt. Weichgespülte Vampire und sonstige übernatürliche Kreaturen, die nach dem Finden der Traumfrau so gefährlich und aufregend wie Mainzelmännchen sind oder sogar in der Sonne glitzern, gibt es ja nun wirklich schon mehr als genug im Bereich der Paranormal-Bücher.
Joana ist ein bißchen schwerer zu verstehen, aber sie hat doch immerhin trotz all ihrer Probleme ein gesundes Selbstbewußtsein. Sie neigt zu sehr impulsiven Handlungen, aber als TSTL würde ich sie eigentlich nicht bezeichnen. Meistens merkt sie es auch selbst, wenn sie etwas falsch gemacht hat, obwohl es dann manchmal schon zu spät ist.
Ein paar kleine Kritikpunkte hätte ich dann aber doch.
Etwas gestört hat mich, daß der Aufenthalt Joanas bei den Clerica - das ist ein Geheimbund - in der Geschichte ein wenig zu kurz kam. Dieser Geheimbund besteht aus nur sehr wenigen Personen, weil man das, was sie tun, nur dann lernen kann, wenn es einem quasi angeboren ist. Darüber hinaus nehmen diese Leute ihre Aufgaben sehr ernst. Trotzdem geben sie sich keine besondere Mühe, Joana auf ihre Seite zu ziehen oder ihr eine ordentliche Unterweisung zukommen zu lassen.
Warum Joana sich nach ihrer ersten Liebesnacht überhaupt noch mal mit Nicholas einläßt, habe ich auch nicht so ganz nachvollziehen können, denn das ganze ist ziemlich abtörnend:
"Ihr schwindelte und für einen Moment durchfuhr sie eine Verzweiflung, die ihr den Verstand nehmen wollte. Eine Welle plötzlicher Einsamkeit schwappte über sie hinweg und entriß ihr ein Aufschluchzen."
Hm. Müßte ich nicht haben. Aber Joana kann darüber hinwegsehen.
Dazu kommt, daß sich im letzten Drittel des Buches einige Wörter tummeln, die ihren Platz eigentlich nur im Bullshit Bingo haben dürften. Die folgende Stelle hat mich leider arg aus dem Erzählfluß gerissen; da haben sich Nicholas und Joana gerade ihre gegenseitige Zuneigung eingestanden und sind im Begriff, Sex zu haben. Plötzlich das:
"Dies ist der Point of no return", murmelte er an ihrem Handrücken und hauchte einen Kuß darauf."
Ich bin ja sowieso keine Freundin überflüssiger Anglizismen, aber in einer Liebes- oder Sexszene haben die nun wirklich überhaupt gar nichts zu suchen!
Insgesamt ist Nybbas Träume ein spannendes, unterhaltsames Buch mit etwas Verbesserungspotential - es dürfte auf jeden Fall interessant sein, die Fortsetzung zu lesen und zu sehen, was es mit dem "Federvieh" auf sich hat.
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