Im New York der Prohibitionszeit wird munter weiter Alkohol getrunken, nur die Vampire müssen auf Faust zurückgreifen, ein mit Rauschmitteln versetztes Blutgetränk. Dummerweise sterben einige von ihnen an diesem Getränk, und zwar obendrein auf ungewöhnliche Weise: sie explodieren nicht etwa (was normal wäre), sondern gehen unter Qualen zugrunde. Wurde das Getränk etwa vergiftet und wenn ja: wie und von wem? Die Polizei ermittelt fieberhaft, und neben den Anti-Vampir-Gruppierungen gibt es eine weitere Verdächtige: Zephyr Hollis, die sich eigentlich stets für die Rechte der Vampire eingesetzt hat. Die Gefahr einer Verhaftung oder Verurteilung ist jedoch nicht das einzige, was Zephyr zu schaffen macht: ihre Familie wird von einem bösen Golem verfolgt, ihr Vampir-Exschüler drängt sie, ihm einen Termin beim Bürgermeister zu verschaffen und von ihrem Möchtegern-Lover Amir, dem Djinn, muß sie sich unbedingt etwas wünschen, da er laut Djinn-Gesetzen anderenfalls für tausende von Jahren ins Exil geschickt werden kann.
Wicked City ist die Fortsetzung von Moonshine, das für mich eines der besten Bücher der letzten Jahre war. Ihr könnt euch ja denken, wie gespannt ich auf das Wicked City war. Also, zuerst die gute Nachricht: Es ist sehr unterhaltsam, kurzweilig und voller Action. Zephyr gerät ständig in brenzlige Situationen und versucht aufzupassen, daß sie und alle ihre Freunde und Bekannten diesen Situationen unversehrt entrinnen. Ja, es ist ein gutes Buch, aber: leider nicht so gut wie Moonshine. In Wicked City fehlt ein bißchen der Humor, den ich im Vorgängerbuch so absolut großartig fand. Die Dialoge sind gut, aber nicht so gut.
Dazu kommt, daß Zephyrs Verhalten gegenüber Amir mir ein wenig auf die Nerven geht. Dazu muß man die Vorgeschichte kennen: Zephyr und Amir haben sich im ersten Buch kennengelernt und sich ein wenig verliebt und ziemlich heftig miteinander geflirtet. Das junge Glück bekam allerdings einen Dämpfer, als sich herausstellte, daß Amir dafür gesorgt hatte, daß die in Deutschland erfundene Vampirdroge Faust in Amerika eingeführt wurde. Als er in große Gefahr geriet, rettete Zephyr Amir dennoch; mit dem Resultat, daß er jetzt an sie gebunden ist, bis sie einen Wunsch an ihn richtet, den er ihr erfüllen muß. Zephyr befürchtet allerdings, daß auch das Äußern eines Wunsches schlimme Konsequenzen haben könnte.
Das Resultat ist, daß Zephyr Amir teils ausweicht oder sich abweisend verhält. Teilweise betrachtet sie ihn jedoch als als Freund und läßt sich bei einigen schwierigen Aktionen von ihm helfen, wie z. B. beim Einbruch in eine Leichenhalle. Im Laufe des Buches beginnt sie, ihre Einstellung zu überdenken mit der Begründung daß, wenn es Amir nicht getan hätte, wohl jemand anderes Faust in Amerika verbreitet hätte, was für mich wiederum eine ziemlich schlechte Entschuldigung für ein Verbrechen ist. Andererseits wäre ich an Zephyrs Stelle aber auch gar nicht so sauer auf Amir gewesen, denn die Vampire wurden ebensowenig zum Faust trinken gezwungen wie Menschen zum Alkohol trinken gezwungen werden. Jedenfalls finde ich dieses heiß-kalte Auftreten Zephyrs gegenüber Amir nicht ok.
Im Laufe des Buches gibt es noch so manche spektakuläre Enthüllungen in Bezug auf die Frage, warum Zephyr immun gegen Vampirbisse ist und was ihr Blut so alles bewirken kann.
Wie gesagt: Wicked City ist ein spannendes Buch, das nie langweilig wird. Es ist leider nicht so gut wie sein Vorgänger, aber falls Alaya Johnson eine Fortsetzung schreibt (hoffentlich!) werde ich die definitiv auch lesen!
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Sonntag, 30. September 2012
Sonntag, 26. Juni 2011
Gail Carriger: Soulless
In einer dem viktorianischen London gleichenden Parallelwelt ist Miss Alexia Tabarotti so etwas wie eine höhere Tocher zweiter Klasse. Aufgrund ihres etwas exotischen Aussehens (ihr Vater war Italiener), ihres sehr selbstbewußten Auftretens und ihrer direkten Art ist der Rest ihrer Familie zu dem Schluß gekommen, daß ihr ein Dasein als alte Jungfer vorherbestimmt ist. Was ihre Familie aber nicht weiß, ist, daß Alexia seelenlos und daher eine sogenannte preternatürliche Person ist, die die übernatürlichen Kräfte von Werwölfen und Vampiren neutralisieren kann. Eines Tages ist sie gezwungen, einen Vampir zu töten, der versucht, sie trotz ihrer Kräfte anzugreifen. Es stellt sich heraus, daß neuerdings immer mehr solcher schlecht ausgebildeter Vampire auftauchen. Die Welt der Übernatürlichen ist im Aufruhr, und Alexia will der Sache zusammen mit dem attraktiven Alpha-Werwolf Lord Connall Maccon und dessen Mitarbeiter Professor Lyall auf den Grund gehen.
Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.
Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).
Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.
Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.
Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.
Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.
Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).
Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.
Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.
Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.
Sonntag, 12. Juni 2011
Neulich bei der RWA-Tagung
Da stand sie nun. Es war Susis erste Liebesroman-Tagung, und sie fühlte sich ein wenig verloren. Es war alles so aufregend! Mit feuchten Händen ihr Programmheft umklammernd, betrat sie den Tagungsraum und setzte sich auf den ersten besten Stuhl.
Auf dem Podium selbst hatte sich indessen alles versammelt, was in der amerikanischen Verlagswelt Rang und Namen hatte; immerhin ging es bei dem folgenden Vortrag um nichts geringeres als die Zukunft des paranormalen Liebesromans.
Nach einem kurzen Test der Mikrofone und einigem Herumdrehen an den Knöpfen des Beamers ging es auch schon los. Eine Frau, die ihrem Namensschild nach eine wichtige Mitarbeiterin des Avon Verlags namens Ms. Finch war, erhob sich und begann: "Schon lange hören wir, daß Leserinnen Vampire und Werwölfe satt haben…". Dabei zeigte sie auf die riesige Leinwand, die sich hinter ihr befand, und auf der ein bleicher Mann mit Reißzähnen sowie ein etwas struppiges grau-braunes Wesen zu sehen waren.
"Ha! Das stimmt nicht! Vampire gehen immer, sie müssen nur in der Sonne glitzern!" warf eine Frau ein, die aufgeregt auf einem Stuhl in der ersten Reihe herumzappelte.
"Boah ey, Steffi! Krieg dich wider ein!"
"Glitzernde Vampire sind Weicheier!"
"Mein Jean-Claude tritt glitzernde Vampire in den Arsch und verspeist sie zum Frühstück!"
"Mein Wrath nimmt glitzernde Vampire in den Arm und hat sie ganz doll lieb!"
Die Frau namens Steffi verzog ihr Gesicht als wolle sie gleich anfangen zu weinen. Was war denn falsch an wunder-wunderschönen glitzernden Vampiren?
"Wenn ich jetzt fortfahren dürfte…?" Ms. Finch runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn ihre Vorträge unterbrochen wurden. "Also haben wir, die Liebesroman-Verlage zusammen mit der RWA, nach neuen Möglichkeiten gesucht, um unser Publikum zu begeistern. Und ich darf Ihnen heute mit Stolz mitteilen, daß unsere Suche mehr als erfolgreich war! Aber sehen Sie selbst…"
Auf der Leinwand erschienen nun einige grasende Kühe. "Unsere Marktforschung hat ergeben, daß die Nachfrage nach Gestaltwandlern aller Art nach wie vor stark ist, doch wir sollten unseren Horizont in dieser Hinsicht erweitern. Und so präsentiere ich Ihnen…das Wer-Rind!"
Ms. Finch lächelte, nickte, und hob an, sich für den Applaus zu bedanken – der jedoch leider ausblieb.
"Ich esse Kühe", rief eine noch junge Autorin aus, die unweit von Susi ganz am hinteren Rand des Raumes saß.
"Die Leserinnen und Leser werden begeistert sein! Wer-Rinder sind Vegetarier, und so können wir eine ganz neue Zielgruppe erobern, nämlich die, äh, Vegetarier!"
"Bullshit!"
Man konnte nicht erkennen, von wem dieser Zwischenruf kam, aber einige Autorinnen, die durch ihre riesigen Cowboyhüte unschwer als Texanerinnen zu identifizieren waren, nickten zustimmend und rieben sich die Bäuche. "So'n lecker blutiges Steak wär jetzt nicht verkehrt!" "Wann gibt's hier denn mal was auf die Gabel?"
Ms. Finch rollte entnervt mit den Augen und wünschte sich, sie hätte ein kleines Holzhämmerchen wie Richterin Salesch. Damit könnte sie Ruhe in den Saal bringen und notfalls mit einem gezielten Wurf die schlimmsten Störer k.o. schlagen. Doch da sie eben kein Hämmerchen hatte und die wie immer sehr undisziplinierten Liebesroman-Autorinnen einfach weiterdisktierten – mittlerweile war man dazu übergegangen, Rezepte für Rinderrouladen auszutauschen – blieb ihr keine andere Möglichkeit. "FREIBIER FÜR ALLE!!!" brüllte sie ins Mikrofon.
Sofort senkte sich Totenstille über den Raum, denn alle blickten erwartungsvoll zur Tür, durch die sicherlich gleich einige Bierfässer gerollt würden.
"Ne, war nur Spaß", grinste Ms. Finch. "Also, offensichtlich ist die Zeit vor allem bei den konservativeren Mitgliedern unserer Community noch nicht reif für Wer-Rinder. Aber wir haben natürlich nicht nur einen großartigen Vorschlag für neue Romanfiguren vorbereitet, meine Damen!"
Ein Klick auf die Fernbedienung des Beamers, und das Foto der grasenden Kühe wurde durch ein wesentlich furchteinflößenderes Bild von riesigen Dinosauriern mit bizarr geformten Hörnern ersetzt. Im Hintergrund waren einige feuerspeiende Vulkane zu sehen.
"Geilomat!" schrie eine Autorin. "Wer-Vulkane! Ich darf sie zuerst benutzen!"
"Laurell, Schätzelein", sagte die Vertreterin des Penguin-Verlages, die bisher geschwiegen hatte, "du hast doch nicht wieder vergessen, deine Tabletten zu nehmen? Und denk dran, was ich dir gesagt habe: wenn Anita Blake mehr als 365 Lover hat, werden die Leserinnen anfangen, die Serie für unrealistisch zu halten!"
"Och Menno!" Die als Laurell angesprochene Autorin schmollte.
Ms. Finch lächelte indessen stolz. "Richten Sie doch bitte Ihre Blicke auf die gewaltigen Tiere im Vordergrund. Wer-Dinosaurier! Welche Frau hätte noch nicht davon geträumt, von einer gewaltig großen, gefräßigen Urzeit-Echse entführt zu werden? Wer von Ihnen, meine Lieben, hatte noch nie die Fantasie, sich von schwer verdaulichen, haushohen Schachtelhalmen zu ernähren und ihrem graugeschuppten Liebhaber jede Woche ein Ei von der Größe eines Dackels zu legen? Wer wollte noch nie dem Erdöl beim Entstehen zuschauen?"
Betretenes Schweigen war offensichtlich nicht die Reaktion, mit der Ms. Finch gerechnet hatte, doch mit Ausnahme einer Texanerin, die beim Wort "Erdöl" beglückt strahlte, schauten alle peinlich berührt zu Boden.
"Äh, okay, aber das war noch nicht alles…"
Man merkte deutlich, daß Ms. Finch langsam nervös wurde. Hektisch wühlte sie in ihrer Handtasche, die sie auf dem Tisch neben dem Beamer abgestellt hatte, bis sie schließlich einige Magentabletten zu Tage förderte. Diese steckte sie sich in den Mund und schluckte sie unzerkaut herunter, bevor sie wieder die Fernbedienung des Beamers betätigte.
Auf der Leinwand war nun eine Unterwasserlandschaft zu sehen. Bunte Fische verschiedener Größen tummelten sich zwischen Korallen und Seeanemonen, während Meerestiere wie Seesterne und Seeigel auf dem felsigen Untergrund zu sehen waren.
"Boah, hübsch! Den Bildschirmschoner hab ich auch!" entfuhr es Susi.
Ms. Finch blickte gezwungen lächelnd in die Runde. "Wir haben schon lange keine richtig gut verkäufliche Geschichte über Atlantis gehabt…"
Niemand nutzte Ms. Finchs Kunstpause für einen Zwischenruf. Offensichtlich waren auch Fische und Meeresfrüchte nicht ohne weiteres in der Lage, die Phantasie von Liebesroman-Autorinnen anzuregen. So mußte sie wohl oder übel und ohne weitere Ermunterung durch ihr Publikum fortfahren.
"Nun stellen Sie sich die Möglichkeiten vor, meine Damen! Denken Sie an einen Quastenflosser-Gestaltwandler, der seinem nassen, kalten, dunklen Reich entsteigt, um aus Rache die Tochter jenes Ölmagnaten zu verführen, der in seiner Untersee-Lustgrotte nach Öl bohrte und das Zuhause des Quastenflossers zerstörte!"
Endlich! Einige Harlequin Blaze-Autorinnen spitzten deutlich interessiert die Ohren und machten sich Notizen. Auch die durch ihre schwarzen Lackleder-Stiefel und Stachelhalsbänder unschwer als Elloras Cave-Autorinnen erkennbaren Frauen wurden unruhig und rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
"Untersee-Lustgrotte! Geil. Das wird 'ne tolle Gay Romance!"
"Ja, oder wie wär's mit einer Ménage-Geschichte um einen Quastenflosser, eine menschliche Frau und den Klabautermann?"
"Ja, und dann kommt noch ein Wer-Walroß dazu!"
"Yippieh, ich kann's kaum erwarten, mit Schreiben anzufangen!"
"Applaus!"
Endlich! Die Menge tobte vor Begeisterung, und Ms. Finch lächelte zufrieden. Die Umsätze der Liebesroman-Verlage würden im nächsten Jahr wieder gewaltig steigen. Sie winkte einen Hotelangestellten herbei. "Jetzt können Sie den Champagner servieren", sagte sie.
Ein Jahr später veröffentlichte J.R. Ward das erste Buch einer neuen Serie. Das Buch hieß "Carrot Lover", und der Held war ein Wer-Kaninchen namens Fhluffy, das sich unsterblich in eine Wissenschaftlerin verliebt, die zu Tierversuchen gezwungen wird, um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Ruin zu retten.
Etwa zur gleichen Zeit erschien Laurell K. Hamiltons achtunddreißigstes Anita Blake Buch, in dem Anita – natürlich in fescher Lederkleidung – in einem Sado-Maso Club unaussprechlich schmerzhafte Dinge mit einem verwunschenen Seeigel tut.
Katie MacAlister schrieb ein Buch über eine Fußpflegerin, deren Freund sich bei Vollmond in einen Vorwerk-Staubsaugervertreter verwandelt. Das Buch steckte voller lustiger und abgefahrener Ideen, aber das wußte niemand außer Katie selbst und Harriet Klausner. Alle anderen warfen das Buch nämlich nach spätestens 50 Seiten in die Altpapiertonne, weil sie von den sinnfreien und unlustigen Selbstgesprächen der Heldin so genervt waren.
Alles war gut.
Auf dem Podium selbst hatte sich indessen alles versammelt, was in der amerikanischen Verlagswelt Rang und Namen hatte; immerhin ging es bei dem folgenden Vortrag um nichts geringeres als die Zukunft des paranormalen Liebesromans.
Nach einem kurzen Test der Mikrofone und einigem Herumdrehen an den Knöpfen des Beamers ging es auch schon los. Eine Frau, die ihrem Namensschild nach eine wichtige Mitarbeiterin des Avon Verlags namens Ms. Finch war, erhob sich und begann: "Schon lange hören wir, daß Leserinnen Vampire und Werwölfe satt haben…". Dabei zeigte sie auf die riesige Leinwand, die sich hinter ihr befand, und auf der ein bleicher Mann mit Reißzähnen sowie ein etwas struppiges grau-braunes Wesen zu sehen waren.
"Ha! Das stimmt nicht! Vampire gehen immer, sie müssen nur in der Sonne glitzern!" warf eine Frau ein, die aufgeregt auf einem Stuhl in der ersten Reihe herumzappelte.
"Boah ey, Steffi! Krieg dich wider ein!"
"Glitzernde Vampire sind Weicheier!"
"Mein Jean-Claude tritt glitzernde Vampire in den Arsch und verspeist sie zum Frühstück!"
"Mein Wrath nimmt glitzernde Vampire in den Arm und hat sie ganz doll lieb!"
Die Frau namens Steffi verzog ihr Gesicht als wolle sie gleich anfangen zu weinen. Was war denn falsch an wunder-wunderschönen glitzernden Vampiren?
"Wenn ich jetzt fortfahren dürfte…?" Ms. Finch runzelte die Stirn. Sie haßte es, wenn ihre Vorträge unterbrochen wurden. "Also haben wir, die Liebesroman-Verlage zusammen mit der RWA, nach neuen Möglichkeiten gesucht, um unser Publikum zu begeistern. Und ich darf Ihnen heute mit Stolz mitteilen, daß unsere Suche mehr als erfolgreich war! Aber sehen Sie selbst…"
Auf der Leinwand erschienen nun einige grasende Kühe. "Unsere Marktforschung hat ergeben, daß die Nachfrage nach Gestaltwandlern aller Art nach wie vor stark ist, doch wir sollten unseren Horizont in dieser Hinsicht erweitern. Und so präsentiere ich Ihnen…das Wer-Rind!"
Ms. Finch lächelte, nickte, und hob an, sich für den Applaus zu bedanken – der jedoch leider ausblieb.
"Ich esse Kühe", rief eine noch junge Autorin aus, die unweit von Susi ganz am hinteren Rand des Raumes saß.
"Die Leserinnen und Leser werden begeistert sein! Wer-Rinder sind Vegetarier, und so können wir eine ganz neue Zielgruppe erobern, nämlich die, äh, Vegetarier!"
"Bullshit!"
Man konnte nicht erkennen, von wem dieser Zwischenruf kam, aber einige Autorinnen, die durch ihre riesigen Cowboyhüte unschwer als Texanerinnen zu identifizieren waren, nickten zustimmend und rieben sich die Bäuche. "So'n lecker blutiges Steak wär jetzt nicht verkehrt!" "Wann gibt's hier denn mal was auf die Gabel?"
Ms. Finch rollte entnervt mit den Augen und wünschte sich, sie hätte ein kleines Holzhämmerchen wie Richterin Salesch. Damit könnte sie Ruhe in den Saal bringen und notfalls mit einem gezielten Wurf die schlimmsten Störer k.o. schlagen. Doch da sie eben kein Hämmerchen hatte und die wie immer sehr undisziplinierten Liebesroman-Autorinnen einfach weiterdisktierten – mittlerweile war man dazu übergegangen, Rezepte für Rinderrouladen auszutauschen – blieb ihr keine andere Möglichkeit. "FREIBIER FÜR ALLE!!!" brüllte sie ins Mikrofon.
Sofort senkte sich Totenstille über den Raum, denn alle blickten erwartungsvoll zur Tür, durch die sicherlich gleich einige Bierfässer gerollt würden.
"Ne, war nur Spaß", grinste Ms. Finch. "Also, offensichtlich ist die Zeit vor allem bei den konservativeren Mitgliedern unserer Community noch nicht reif für Wer-Rinder. Aber wir haben natürlich nicht nur einen großartigen Vorschlag für neue Romanfiguren vorbereitet, meine Damen!"
Ein Klick auf die Fernbedienung des Beamers, und das Foto der grasenden Kühe wurde durch ein wesentlich furchteinflößenderes Bild von riesigen Dinosauriern mit bizarr geformten Hörnern ersetzt. Im Hintergrund waren einige feuerspeiende Vulkane zu sehen.
"Geilomat!" schrie eine Autorin. "Wer-Vulkane! Ich darf sie zuerst benutzen!"
"Laurell, Schätzelein", sagte die Vertreterin des Penguin-Verlages, die bisher geschwiegen hatte, "du hast doch nicht wieder vergessen, deine Tabletten zu nehmen? Und denk dran, was ich dir gesagt habe: wenn Anita Blake mehr als 365 Lover hat, werden die Leserinnen anfangen, die Serie für unrealistisch zu halten!"
"Och Menno!" Die als Laurell angesprochene Autorin schmollte.
Ms. Finch lächelte indessen stolz. "Richten Sie doch bitte Ihre Blicke auf die gewaltigen Tiere im Vordergrund. Wer-Dinosaurier! Welche Frau hätte noch nicht davon geträumt, von einer gewaltig großen, gefräßigen Urzeit-Echse entführt zu werden? Wer von Ihnen, meine Lieben, hatte noch nie die Fantasie, sich von schwer verdaulichen, haushohen Schachtelhalmen zu ernähren und ihrem graugeschuppten Liebhaber jede Woche ein Ei von der Größe eines Dackels zu legen? Wer wollte noch nie dem Erdöl beim Entstehen zuschauen?"
Betretenes Schweigen war offensichtlich nicht die Reaktion, mit der Ms. Finch gerechnet hatte, doch mit Ausnahme einer Texanerin, die beim Wort "Erdöl" beglückt strahlte, schauten alle peinlich berührt zu Boden.
"Äh, okay, aber das war noch nicht alles…"
Man merkte deutlich, daß Ms. Finch langsam nervös wurde. Hektisch wühlte sie in ihrer Handtasche, die sie auf dem Tisch neben dem Beamer abgestellt hatte, bis sie schließlich einige Magentabletten zu Tage förderte. Diese steckte sie sich in den Mund und schluckte sie unzerkaut herunter, bevor sie wieder die Fernbedienung des Beamers betätigte.
Auf der Leinwand war nun eine Unterwasserlandschaft zu sehen. Bunte Fische verschiedener Größen tummelten sich zwischen Korallen und Seeanemonen, während Meerestiere wie Seesterne und Seeigel auf dem felsigen Untergrund zu sehen waren.
"Boah, hübsch! Den Bildschirmschoner hab ich auch!" entfuhr es Susi.
Ms. Finch blickte gezwungen lächelnd in die Runde. "Wir haben schon lange keine richtig gut verkäufliche Geschichte über Atlantis gehabt…"
Niemand nutzte Ms. Finchs Kunstpause für einen Zwischenruf. Offensichtlich waren auch Fische und Meeresfrüchte nicht ohne weiteres in der Lage, die Phantasie von Liebesroman-Autorinnen anzuregen. So mußte sie wohl oder übel und ohne weitere Ermunterung durch ihr Publikum fortfahren.
"Nun stellen Sie sich die Möglichkeiten vor, meine Damen! Denken Sie an einen Quastenflosser-Gestaltwandler, der seinem nassen, kalten, dunklen Reich entsteigt, um aus Rache die Tochter jenes Ölmagnaten zu verführen, der in seiner Untersee-Lustgrotte nach Öl bohrte und das Zuhause des Quastenflossers zerstörte!"
Endlich! Einige Harlequin Blaze-Autorinnen spitzten deutlich interessiert die Ohren und machten sich Notizen. Auch die durch ihre schwarzen Lackleder-Stiefel und Stachelhalsbänder unschwer als Elloras Cave-Autorinnen erkennbaren Frauen wurden unruhig und rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
"Untersee-Lustgrotte! Geil. Das wird 'ne tolle Gay Romance!"
"Ja, oder wie wär's mit einer Ménage-Geschichte um einen Quastenflosser, eine menschliche Frau und den Klabautermann?"
"Ja, und dann kommt noch ein Wer-Walroß dazu!"
"Yippieh, ich kann's kaum erwarten, mit Schreiben anzufangen!"
"Applaus!"
Endlich! Die Menge tobte vor Begeisterung, und Ms. Finch lächelte zufrieden. Die Umsätze der Liebesroman-Verlage würden im nächsten Jahr wieder gewaltig steigen. Sie winkte einen Hotelangestellten herbei. "Jetzt können Sie den Champagner servieren", sagte sie.
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Ein Jahr später veröffentlichte J.R. Ward das erste Buch einer neuen Serie. Das Buch hieß "Carrot Lover", und der Held war ein Wer-Kaninchen namens Fhluffy, das sich unsterblich in eine Wissenschaftlerin verliebt, die zu Tierversuchen gezwungen wird, um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Ruin zu retten.
Etwa zur gleichen Zeit erschien Laurell K. Hamiltons achtunddreißigstes Anita Blake Buch, in dem Anita – natürlich in fescher Lederkleidung – in einem Sado-Maso Club unaussprechlich schmerzhafte Dinge mit einem verwunschenen Seeigel tut.
Katie MacAlister schrieb ein Buch über eine Fußpflegerin, deren Freund sich bei Vollmond in einen Vorwerk-Staubsaugervertreter verwandelt. Das Buch steckte voller lustiger und abgefahrener Ideen, aber das wußte niemand außer Katie selbst und Harriet Klausner. Alle anderen warfen das Buch nämlich nach spätestens 50 Seiten in die Altpapiertonne, weil sie von den sinnfreien und unlustigen Selbstgesprächen der Heldin so genervt waren.
Alles war gut.
Mittwoch, 1. Juni 2011
Lynn Viehl: Stay the Night
Chris Renshaw ist eine FBI-Agentin, die einen seit den 1940er Jahren aktiven Meisterdieb fangen will. Als Köder dient ein unermeßlich wertvolles mittelalterliches Manuskript. Robin of Locksley (dem gemeinen Fernseh- und Kinokonsumenten auch bekannt als Robin Hood) ist eben jener Meisterdieb - und in Wirklichkeit ein Vampir, der schon viele hundert Jahre alt ist. Daß die beiden einen One Night-Stand haben, ist nur der Anfang ihrer Probleme, denn wenig später klaut jemand anderes das Manuskript, und eine fiese Vampir-Gräfin droht, Chris' FBI-Partner zu töten, wenn man es ihr nicht aushändigt. Notgedrungen machen sich Robin und Chris auf die Socken, um das Manuskript zu finden und Chris' Partner zu retten...
Au weia. Dieses Buch ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Wirklich ganz und gar mißlungen. Und was hätte die Autorin nicht alles daraus machen können! Da ist zunächst der Charakter von Robin of Locksley. Jeder, der schon mal einen Robin Hood-Film gesehen hat, hat sicherlich gewisse Erwartungen an diese Figur. Ein gewisses Charisma. Esprit. Charme. Gewitztheit und Pfiffigkeit. Was davon in diesem Buch übrigbleibt, ist ein eher langweiliger Typ mit violetten Augen, der da und dort mal mit einem Bogen schießt und viele Topfpflanzen in seinem Apartment hat. Gähn.
Die Liebesgeschichte um Chris und Robin ist noch nicht mal gut genug ausgeschmückt, um einen dieser "Liebe ist..."-Comics auszufüllen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was er an ihr oder sie an ihm findet (außer, daß er einen gesunden Schlaf hat, wenn sie neben ihm liegt. Das ist doch mal 'ne solide Basis für 'ne Beziehung). Die beiden treffen sich in einer Bar, haben Sex, er entführt sie und 50 bis 100 Seiten später gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. WTF? Ich würde ein Vampirbuch ohne Liebesgeschichte lesen, oder auch einen Liebesroman ohne Vampire; das hier ist weder das eine noch das andere und ich hätte sehr gut darauf verzichten können.
Die Handlung um die Suche nach dem Manuskript wird auch eher kurz abgehandelt und ist dadurch nicht ganz so aufregend wie die Frage, ob morgen früh der Stau auf der A 42 oder der auf der A 2 länger ist. (Ist mir im Augenblick aber beides wurscht, weil ich Urlaub habe). Aber mal ehrlich, warum macht man sich die Mühe, so eine Handlung ins Buch einzufügen, wenn man die dann noch nicht mal ein kleines bißchen spannend macht? Das Buch heißt schließlich nicht "Bis(s) zum Einschlafen" oder so - da wäre ein wenig Action durchaus willkommen.
Die Handlung um meine Lieblings-Vampirheldin Alex Keller, ihren eher blaß bleibenden Lover Michael und die Vampir-UNO, die sich diesmal bei Geoffrey Chaucer in London trifft (der offenbar gerne bei IKEA einkauft), geht natürlich auch weiter, ist aber ebenfalls nichts halbes und nichts ganzes.
Insgesamt hätte dieses Buch wohl ganz interessant werden können, wenn es gute 300 Seiten länger wäre: denn dann hätte die Autorin allen Handlungselementen die Aufmerksamkeit schenken können, die sie bräuchten, um ein wenig interessant zu werden. So hatte ich die ganze Zeit den Eindruck, daß ich das schriftliche Gegenstück zu einer DVD lese, die man mit gedrückter "fast forward"-Taste anschaut. Mit Ausnahme der größteils langen und ausgiebigen, aber nicht besonders faszinierenden Sexszenen. Das war eine ganz eigenartige Sache. Ich will ja nicht undankbar sein und ich weiß es auch durchaus zu schätzen, daß diesmal nicht in Geschlechtsteile gebissen und Blut gesaugt wird. Aber es gab wirklich mehr Sexszenen als Handlung, als wäre das Buch eine sehr lange Bewerbungsunterlage einer Autorin, die furchtbar gern mal für Elloras Cave schreiben will. Na ja, vielleicht ist es das ja auch? Egal. Mich hat's jedenfalls eher genervt. Ärztin kommt erschöpft und ermattet von der Arbeit? Yeah, laß es uns treiben, Baby. Frau wurde tiefgekühlt und gerade noch rechtzeitig wieder aufgetaut, bevor sie draufging? Ist doch klar, was sie als erstes will. 'Ne schwule Sexszene, die nichts, aber auch wirklich überhaupt gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun hat? Yup, immer her damit!
Gegen alles andere, was mich an Stay the Night gestört hat, fällt es fast gar nicht auf, daß die Autorin offenbar ihren Taschenrechner verlegt hatte, als sie das Buch schrieb. Chris mutmaßt nämlich, daß ihr Meisterdieb mindestens 70 Jahre alt sein müsse, wenn er in den 1940er Jahren in Erscheinung trat. Das Buch ist 2009 erscheinen, das hieße also, daß der Meisterdieb Jahrgang 1939 wäre. Dann hätte er in den 40er Jahren allerdings außer vielleicht mal einer Packung Kaugummi am Kiosk noch nicht viel geklaut.
Stay the Night war wirklich eine herbe Enttäuschung und ich finde es jammerschade, daß eine teilweise großartige und exzellente Serie wie diese einen so schlechten Abschluß hat.
Au weia. Dieses Buch ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Wirklich ganz und gar mißlungen. Und was hätte die Autorin nicht alles daraus machen können! Da ist zunächst der Charakter von Robin of Locksley. Jeder, der schon mal einen Robin Hood-Film gesehen hat, hat sicherlich gewisse Erwartungen an diese Figur. Ein gewisses Charisma. Esprit. Charme. Gewitztheit und Pfiffigkeit. Was davon in diesem Buch übrigbleibt, ist ein eher langweiliger Typ mit violetten Augen, der da und dort mal mit einem Bogen schießt und viele Topfpflanzen in seinem Apartment hat. Gähn.
Die Liebesgeschichte um Chris und Robin ist noch nicht mal gut genug ausgeschmückt, um einen dieser "Liebe ist..."-Comics auszufüllen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was er an ihr oder sie an ihm findet (außer, daß er einen gesunden Schlaf hat, wenn sie neben ihm liegt. Das ist doch mal 'ne solide Basis für 'ne Beziehung). Die beiden treffen sich in einer Bar, haben Sex, er entführt sie und 50 bis 100 Seiten später gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. WTF? Ich würde ein Vampirbuch ohne Liebesgeschichte lesen, oder auch einen Liebesroman ohne Vampire; das hier ist weder das eine noch das andere und ich hätte sehr gut darauf verzichten können.
Die Handlung um die Suche nach dem Manuskript wird auch eher kurz abgehandelt und ist dadurch nicht ganz so aufregend wie die Frage, ob morgen früh der Stau auf der A 42 oder der auf der A 2 länger ist. (Ist mir im Augenblick aber beides wurscht, weil ich Urlaub habe). Aber mal ehrlich, warum macht man sich die Mühe, so eine Handlung ins Buch einzufügen, wenn man die dann noch nicht mal ein kleines bißchen spannend macht? Das Buch heißt schließlich nicht "Bis(s) zum Einschlafen" oder so - da wäre ein wenig Action durchaus willkommen.
Die Handlung um meine Lieblings-Vampirheldin Alex Keller, ihren eher blaß bleibenden Lover Michael und die Vampir-UNO, die sich diesmal bei Geoffrey Chaucer in London trifft (der offenbar gerne bei IKEA einkauft), geht natürlich auch weiter, ist aber ebenfalls nichts halbes und nichts ganzes.
Insgesamt hätte dieses Buch wohl ganz interessant werden können, wenn es gute 300 Seiten länger wäre: denn dann hätte die Autorin allen Handlungselementen die Aufmerksamkeit schenken können, die sie bräuchten, um ein wenig interessant zu werden. So hatte ich die ganze Zeit den Eindruck, daß ich das schriftliche Gegenstück zu einer DVD lese, die man mit gedrückter "fast forward"-Taste anschaut. Mit Ausnahme der größteils langen und ausgiebigen, aber nicht besonders faszinierenden Sexszenen. Das war eine ganz eigenartige Sache. Ich will ja nicht undankbar sein und ich weiß es auch durchaus zu schätzen, daß diesmal nicht in Geschlechtsteile gebissen und Blut gesaugt wird. Aber es gab wirklich mehr Sexszenen als Handlung, als wäre das Buch eine sehr lange Bewerbungsunterlage einer Autorin, die furchtbar gern mal für Elloras Cave schreiben will. Na ja, vielleicht ist es das ja auch? Egal. Mich hat's jedenfalls eher genervt. Ärztin kommt erschöpft und ermattet von der Arbeit? Yeah, laß es uns treiben, Baby. Frau wurde tiefgekühlt und gerade noch rechtzeitig wieder aufgetaut, bevor sie draufging? Ist doch klar, was sie als erstes will. 'Ne schwule Sexszene, die nichts, aber auch wirklich überhaupt gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun hat? Yup, immer her damit!
Gegen alles andere, was mich an Stay the Night gestört hat, fällt es fast gar nicht auf, daß die Autorin offenbar ihren Taschenrechner verlegt hatte, als sie das Buch schrieb. Chris mutmaßt nämlich, daß ihr Meisterdieb mindestens 70 Jahre alt sein müsse, wenn er in den 1940er Jahren in Erscheinung trat. Das Buch ist 2009 erscheinen, das hieße also, daß der Meisterdieb Jahrgang 1939 wäre. Dann hätte er in den 40er Jahren allerdings außer vielleicht mal einer Packung Kaugummi am Kiosk noch nicht viel geklaut.
Stay the Night war wirklich eine herbe Enttäuschung und ich finde es jammerschade, daß eine teilweise großartige und exzellente Serie wie diese einen so schlechten Abschluß hat.
Donnerstag, 24. Februar 2011
Lara Adrian: Gezeichnete des Schicksals
Originaltitel: Shades of Midnight
Alexandra Maguire ist Pilotin in einem Kaff in Alaska und lebt unter anderem davon, daß sie Lebensmittel und andere notwendige Dinge zu Menschen in noch entlegeneren Siedlungen transportiert. Eines Tages findet sie eine der Familien, die sie beliefern wollte, auf grauenhafte und blutige Weise ermordet vor. Alexandra ist entsetzt - und mehr noch, sie fühlt sich an etwas erinnert, das ihrer Familie einst zugestoßen ist. Doch das, was sie vermutet, nämlich daß die Leute weder von Menschen noch Tieren, sondern von ganz anderen Kreaturen umgebracht wurden, kann nicht sein - oder? Kade dagegen, dessen Nachnamen ich leider gerade nicht mehr im Buch finde, weiß ziemlich genau, wie Alex' Kunden ums Leben gekommen sind. Er gehört nämlich einer streng geheimen Vampirorganisation an, die dafür sorgen soll, daß alle anderen Vampire sich benehmen. Die gemeingefährliche, mordende Kreatur muß natürlich aufgehalten werden, doch dafür muß Kade sich womöglich mit seiner Familie überwerfen. Eine verzwickte Situation!
Das Buch hat richtig gut angefangen. Action, gruselige Atmosphäre, sympathische Charaktere (die Heldin und ihre Freunde), finstere Bösewichte und ein paar flotte Sprüche von Kade und seinem Vampirkollegen. Da kann man wirklich nicht meckern. Und die Geschichte ist auch richtig spannend. Im Laufe des Buches tauchen allerdings für meine Geschmack ein paar Klischees zuviel auf: Held und Heldin verlieben sich fast sofort und vertrauen sich direkt gegenseitig, der Held entdeckt auf dem Körper der Heldin ein besonderes Mal, das ihm zeigt, daß sie zu ihm gehört...nun ja, genaugenommen sind das nicht zu viele Klischees, sondern nur gerade die, die ich eigentlich nicht so mag. Dann gibt es noch diese klassische "eigentlich clevere Heldin entdeckt das Prinzip TSTL für sich"-Szene. Da will Kade Alex nämlich vor einem Kampf in Sicherheit bringen, denn sie als "nur" normaler Mensch hat natürlich keine Chance gegen die fiesen Monster, mit denen es Kade und seine Kumpels aufnehmen müssen. Aber sie weigert sich, von seiner Seite zu weichen. Letzten Endes geht der Kampf dann ziemlich schnell und ohne allzu große Verluste auf Seiten der Guten vorbei, was auch ein ganz kleines bißchen enttäuschend war.
Alles in allem ist Gezeichnete des Schicksals ein unterhaltsames Buch, das man schnell mal lesen kann. Das gewisse Extra fehlt allerdings, das aus einem guten ein großartiges Buch macht, und so hatte ich Handlung und Charaktere schon recht schnell nach dem Lesen wieder vergessen. Eins ist mir allerdings in der Erinerung geblieben, und da muß ich direkt mal sagen: ich möchte nie ein Date mit einem Typen haben, der nicht nur tätowiert ist, sondern dessen Tätowierung auch noch je nach Laune ihre Größe, Farbe, Form und Lage verändert. Bei Kade ist das natürlich was anderes. Denn der hat ja keine Tätowierung, sondern "Dermaglyphen"!
Alexandra Maguire ist Pilotin in einem Kaff in Alaska und lebt unter anderem davon, daß sie Lebensmittel und andere notwendige Dinge zu Menschen in noch entlegeneren Siedlungen transportiert. Eines Tages findet sie eine der Familien, die sie beliefern wollte, auf grauenhafte und blutige Weise ermordet vor. Alexandra ist entsetzt - und mehr noch, sie fühlt sich an etwas erinnert, das ihrer Familie einst zugestoßen ist. Doch das, was sie vermutet, nämlich daß die Leute weder von Menschen noch Tieren, sondern von ganz anderen Kreaturen umgebracht wurden, kann nicht sein - oder? Kade dagegen, dessen Nachnamen ich leider gerade nicht mehr im Buch finde, weiß ziemlich genau, wie Alex' Kunden ums Leben gekommen sind. Er gehört nämlich einer streng geheimen Vampirorganisation an, die dafür sorgen soll, daß alle anderen Vampire sich benehmen. Die gemeingefährliche, mordende Kreatur muß natürlich aufgehalten werden, doch dafür muß Kade sich womöglich mit seiner Familie überwerfen. Eine verzwickte Situation!
Das Buch hat richtig gut angefangen. Action, gruselige Atmosphäre, sympathische Charaktere (die Heldin und ihre Freunde), finstere Bösewichte und ein paar flotte Sprüche von Kade und seinem Vampirkollegen. Da kann man wirklich nicht meckern. Und die Geschichte ist auch richtig spannend. Im Laufe des Buches tauchen allerdings für meine Geschmack ein paar Klischees zuviel auf: Held und Heldin verlieben sich fast sofort und vertrauen sich direkt gegenseitig, der Held entdeckt auf dem Körper der Heldin ein besonderes Mal, das ihm zeigt, daß sie zu ihm gehört...nun ja, genaugenommen sind das nicht zu viele Klischees, sondern nur gerade die, die ich eigentlich nicht so mag. Dann gibt es noch diese klassische "eigentlich clevere Heldin entdeckt das Prinzip TSTL für sich"-Szene. Da will Kade Alex nämlich vor einem Kampf in Sicherheit bringen, denn sie als "nur" normaler Mensch hat natürlich keine Chance gegen die fiesen Monster, mit denen es Kade und seine Kumpels aufnehmen müssen. Aber sie weigert sich, von seiner Seite zu weichen. Letzten Endes geht der Kampf dann ziemlich schnell und ohne allzu große Verluste auf Seiten der Guten vorbei, was auch ein ganz kleines bißchen enttäuschend war.
Alles in allem ist Gezeichnete des Schicksals ein unterhaltsames Buch, das man schnell mal lesen kann. Das gewisse Extra fehlt allerdings, das aus einem guten ein großartiges Buch macht, und so hatte ich Handlung und Charaktere schon recht schnell nach dem Lesen wieder vergessen. Eins ist mir allerdings in der Erinerung geblieben, und da muß ich direkt mal sagen: ich möchte nie ein Date mit einem Typen haben, der nicht nur tätowiert ist, sondern dessen Tätowierung auch noch je nach Laune ihre Größe, Farbe, Form und Lage verändert. Bei Kade ist das natürlich was anderes. Denn der hat ja keine Tätowierung, sondern "Dermaglyphen"!
Sonntag, 5. September 2010
Alaya Johnson: Moonshine
Zephyr Hollis stammt aus einer Familie von Vampir- und Dämonenjägern, doch statt mit ihrem Vater auf die Jagd nach solchen Wesen zu gehen, hat sie sich entschlossen, in New York zu leben und sich für die Rechte benachteiligter Bevölkerungsgruppen einzusetzen - von denen es im New York der 20er Jahre nicht eben wenige gibt. Eines Tages bittet ein geheimnisvoller Mann namens Amir sie, ihm bei der Suche nach einem gewissen Rinaldo zu helfen. Dieser Rinaldo ist ein Mafiaboß und man vermutet, daß er auch ein Vampir sein könnte. Zephyr selbst ist immun gegen Vampirbisse und durchaus in der Lage, Amir zu helfen; doch was will er von Rinaldo, und was hat er mit der entsetzlichen Droge zu tun, die die Vampire neuerdings in einen Blutrausch versetzt?
Ich gebe es zu: ich kann selten einem Buch mit einem ungewöhnlichen Handlungsort bzw. einer ungewöhnlichen Handlungszeit widerstehen. New York in den 20er Jahren findet man ja eher selten als Handlungsort für Unterhaltungsliteratur - und dann noch mit Vampiren? Das Buch landete schneller in meinem Amazon-Einkaufswagen, als man "Blutkonserve" sagen kann, denn auch die Leseprobe schien vielversprechend zu sein. Als ich es dann in den Händen hielt, hätte ich es beinah genauso schnell wieder zur Seite und auf meinen "muß mich irgendwann wohl mal dadurchquälen"-Bücherstapel gelegt, denn wie sich herausstellte, hat es einige Dinge, die ich in meinen Büchern überhaupt gar nicht schätze: eine bis zur Selbstaufgabe wohltätige Heldin und jede Menge Sozialkritik.
Ich bin froh, daß ich Moonshine nicht beiseite gelegt habe. Es ist eins der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe! Alaya Johnson versteht es perfekt, die Atmosphäre New Yorks einzufangen, zumindest so, wie ich es mir zu dieser Zeit vorstelle: unglaubliche Armut auf der einen Seite, Reichtum und Dekadenz auf der anderen. Und irgendwo hat fast jeder im Hinterkopf das Bewußtsein: mit etwas Glück und Geschick kann ich in diesem Land alles erreichen. Die Frauenrechte sind auf dem Vormarsch, und tatsächlich sind die weiblichen Charaktere des Buches, einschließlich der Heldin, sehr selbstbewußt und auch selbstbestimmt. Sie tragen kurze Haare und kurze Röcke und schminken sich und kommen sich dabei noch ein wenig verrucht und gewagt vor - aber sie haben Spaß daran. Und fast alle betrachten die Prohibition eher als eine interessante Herausforderung an ihre Gewitztheit denn als ernstzunehmendes Alkoholverbot.
Zwischen den menschlichen Charakteren tummelt sich allerhand übersinnliches Gezücht und die staunende Leserin (ich) lernt, daß ein mit arabischen Zaubersprüchen bearbeitetes Schwert tatsächlich nur bei arabischen Dämonen wirksam ist. Es gibt Vampire, und es gibt das organisierte Verbrechen, und es gibt Jugendgangs, deren Mitglieder Vampire sind.
Mitten drin ist Zephyr, die Heldin (ein doofer Name für eine Heldin, aber weil mir das Buch so gut gefällt, sehe ich darüber hinweg). Zephyr ist gegen Vampirbisse immun - das heißt, sie selbst kann niemals verwandelt werden, und aufgrund ihrer Ausbildung als Dämonen- und Vampirjägerin hat sie vor paranormalen Bösewichten etwas weniger Angst als einige ihrer Zeitgenossen.
Amir - der nach Zephyrs Meinung ein wenig wie Rudolph Valentino in "Der Scheich" aussieht, nur attraktiver - lernt sie an der Volkshochschule kennen, wo sie für Einwanderer Kurse gibt. Eigentlich weiß sie gar nichts über ihn, außer, daß er keineswegs das ist, was er zu sein vorgibt: ein armer, vom Schicksal gebeutelter Einwanderer.
Von dem Moment an, da Amir Zephyr um ihre Hilfe bei der Suche nach Rinaldo bittet, gibt es so viel Action, daß die arme Zephyr kaum mal einen Moment der Ruhe für ein kleines Nickerchen findet. Aber im Gegensatz zur Heldin genieße ich jede Minute des Buches, denn es ist einfach großartig. Was ich nämlich noch nicht erwähnt habe, ist der trockene Humor von Amir.
Und die Dialoge, oh mein Gott, die Dialoge. Die gehören definitiv zu den besten, die die Unterhaltungsliteratur zu bieten hat.
Hier beispielsweise rettet Amir Zephyr gegen ihren Willen vor einem bissigen Vampir:
"You complete bloody, ignorant...misogynist!" I yelled. Ah, that was so much better.
I was pretty sure the snow-encrusted one on top, attempting to bang the other's head into the ground, was Amir. "You're quite welcome", he said, only a hint of gasp in his voice. With a roar, the vampire overwhelmed him and they began to roll around again.
"Oh yes, I can hardly thank you enough. If you had come just a little later, I might have killed him."
"That's funny", he said, grunting with the effort of keeping the vampire's hands from his throat. "I thought you didn't kill your fellow rational creatures."
[...] "What, they don't have self-defense in Arabia?"
Einige Seiten später werden Zephyr und Amir von ihren Eltern in eindeutiger Situation erwischt. Zephyrs Vater ist außer sich:
"My daughter and this...wog, this misbegotten hell creature?"
This proved too much for my mama. "John! We don't even know him! He might be a perfectly nice-"
Amir barked a laugh, but the temperature in the room went down at least ten degrees. "Misbegotten hell creature, at your service."
Übrigens verliert der gute Amir auch nicht seine guten Manieren, wenn er schwer krank ist:
"Sorry to disappoint. I just don't have the energy right now to look large and billowing".
Moonshine ist ein in jeder Hinsicht phantastisches Buch und ich weiß leider nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung plant - aber falls ja, kann ich es kaum erwarten, sie zu lesen. Ich habe mich jedenfalls beim Lesen prächtig amüsiert.
Ich gebe es zu: ich kann selten einem Buch mit einem ungewöhnlichen Handlungsort bzw. einer ungewöhnlichen Handlungszeit widerstehen. New York in den 20er Jahren findet man ja eher selten als Handlungsort für Unterhaltungsliteratur - und dann noch mit Vampiren? Das Buch landete schneller in meinem Amazon-Einkaufswagen, als man "Blutkonserve" sagen kann, denn auch die Leseprobe schien vielversprechend zu sein. Als ich es dann in den Händen hielt, hätte ich es beinah genauso schnell wieder zur Seite und auf meinen "muß mich irgendwann wohl mal dadurchquälen"-Bücherstapel gelegt, denn wie sich herausstellte, hat es einige Dinge, die ich in meinen Büchern überhaupt gar nicht schätze: eine bis zur Selbstaufgabe wohltätige Heldin und jede Menge Sozialkritik.
Ich bin froh, daß ich Moonshine nicht beiseite gelegt habe. Es ist eins der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe! Alaya Johnson versteht es perfekt, die Atmosphäre New Yorks einzufangen, zumindest so, wie ich es mir zu dieser Zeit vorstelle: unglaubliche Armut auf der einen Seite, Reichtum und Dekadenz auf der anderen. Und irgendwo hat fast jeder im Hinterkopf das Bewußtsein: mit etwas Glück und Geschick kann ich in diesem Land alles erreichen. Die Frauenrechte sind auf dem Vormarsch, und tatsächlich sind die weiblichen Charaktere des Buches, einschließlich der Heldin, sehr selbstbewußt und auch selbstbestimmt. Sie tragen kurze Haare und kurze Röcke und schminken sich und kommen sich dabei noch ein wenig verrucht und gewagt vor - aber sie haben Spaß daran. Und fast alle betrachten die Prohibition eher als eine interessante Herausforderung an ihre Gewitztheit denn als ernstzunehmendes Alkoholverbot.
Zwischen den menschlichen Charakteren tummelt sich allerhand übersinnliches Gezücht und die staunende Leserin (ich) lernt, daß ein mit arabischen Zaubersprüchen bearbeitetes Schwert tatsächlich nur bei arabischen Dämonen wirksam ist. Es gibt Vampire, und es gibt das organisierte Verbrechen, und es gibt Jugendgangs, deren Mitglieder Vampire sind.
Mitten drin ist Zephyr, die Heldin (ein doofer Name für eine Heldin, aber weil mir das Buch so gut gefällt, sehe ich darüber hinweg). Zephyr ist gegen Vampirbisse immun - das heißt, sie selbst kann niemals verwandelt werden, und aufgrund ihrer Ausbildung als Dämonen- und Vampirjägerin hat sie vor paranormalen Bösewichten etwas weniger Angst als einige ihrer Zeitgenossen.
Amir - der nach Zephyrs Meinung ein wenig wie Rudolph Valentino in "Der Scheich" aussieht, nur attraktiver - lernt sie an der Volkshochschule kennen, wo sie für Einwanderer Kurse gibt. Eigentlich weiß sie gar nichts über ihn, außer, daß er keineswegs das ist, was er zu sein vorgibt: ein armer, vom Schicksal gebeutelter Einwanderer.
Von dem Moment an, da Amir Zephyr um ihre Hilfe bei der Suche nach Rinaldo bittet, gibt es so viel Action, daß die arme Zephyr kaum mal einen Moment der Ruhe für ein kleines Nickerchen findet. Aber im Gegensatz zur Heldin genieße ich jede Minute des Buches, denn es ist einfach großartig. Was ich nämlich noch nicht erwähnt habe, ist der trockene Humor von Amir.
Und die Dialoge, oh mein Gott, die Dialoge. Die gehören definitiv zu den besten, die die Unterhaltungsliteratur zu bieten hat.
Hier beispielsweise rettet Amir Zephyr gegen ihren Willen vor einem bissigen Vampir:
"You complete bloody, ignorant...misogynist!" I yelled. Ah, that was so much better.
I was pretty sure the snow-encrusted one on top, attempting to bang the other's head into the ground, was Amir. "You're quite welcome", he said, only a hint of gasp in his voice. With a roar, the vampire overwhelmed him and they began to roll around again.
"Oh yes, I can hardly thank you enough. If you had come just a little later, I might have killed him."
"That's funny", he said, grunting with the effort of keeping the vampire's hands from his throat. "I thought you didn't kill your fellow rational creatures."
[...] "What, they don't have self-defense in Arabia?"
Einige Seiten später werden Zephyr und Amir von ihren Eltern in eindeutiger Situation erwischt. Zephyrs Vater ist außer sich:
"My daughter and this...wog, this misbegotten hell creature?"
This proved too much for my mama. "John! We don't even know him! He might be a perfectly nice-"
Amir barked a laugh, but the temperature in the room went down at least ten degrees. "Misbegotten hell creature, at your service."
Übrigens verliert der gute Amir auch nicht seine guten Manieren, wenn er schwer krank ist:
"Sorry to disappoint. I just don't have the energy right now to look large and billowing".
Moonshine ist ein in jeder Hinsicht phantastisches Buch und ich weiß leider nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung plant - aber falls ja, kann ich es kaum erwarten, sie zu lesen. Ich habe mich jedenfalls beim Lesen prächtig amüsiert.
Sonntag, 15. August 2010
Rob Thurman: Madhouse
Cal und Niko Leandros sind zwei Brüder, die in New York eine Detektei betreiben, die sich auf das Aufspüren und Töten gefährlicher Monster spezialisiert hat. Promise, Nikos Vampirfreundin, verschafft ihnen einen neuen Auftrag: sie sollen eine Kreatur aus dem mittelalterlichen Schottland aufspüren und töten, die mit Hilfe einer Armee selbstgemachter zombieähnlicher Wesen Unmengen von Menschen fängt, auf grausame Art tötet, und frißt. Das ist jedoch leichter gesagt als getan - und neben der Kreatur, Sawney Beane, gibt es noch ein paar andere Probleme, von denen eine technikbesessene, schußwaffenliebende Mumie noch das geringste ist. Jemand trachtet Cals und Nikos Freund Robin Goodfellow nach dem Leben, und der mittlerweile 18jährige Cal weiß kaum noch wohin mit seinen jugendlichen Trieben...
Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!
Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!
Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.
Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!
Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!
Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.
Donnerstag, 15. April 2010
Stephenie Meyer: Bis(s) zum Morgengrauen
Okay, hier wie immer erstmal eine Zusammenfassung für die drei Menschen auf der Welt, die den Inhalt des Buches nicht kennen, weil sie in den letzten paar Jahren im Koma lagen oder auf Händen gehend die Wüste Gobi durchquert haben:
Bella Swan ist eine 17jährige Amerikanerin, die zu ihrem Vater in ein kleines, regnerisches Dorf im Bundesstaat Washington zieht und dort zur Schule geht. Sie verliebt sich in einen Jungen namens Edward, der, wie sich herausstellt, ein Vampir ist.
Okay, das ist eine ziemlich kurze Zusammenfassung für ein Buch von über 500 Seiten, aber es passiert auch so gut wie nichts - und wenn doch, dann kneifen Bella und ihre Erfinderin, und die gute Bella wird bewußtlos. Offenbar haben Mormonen nicht nur Probleme mit Sex- sondern auch mit Actionszenen.
Vorsichtshalber sollte ich wohl noch eine Spoilerwarnung von mir geben, bevor ich richtig loslege.
Das Buch habe ich nur wegen der "Ich bilde mich weiter"-Challenge gelesen, denn dazu gehört ja ein Jugendbuch. Bei diesem Buch wäre die Bezeichnung "Ich quäle mich weiter"-Challenge aber durchaus passender gewesen, denn ich fand es einfach entsetzlich.
Zunächst mal hat die Geschichte Löcher in der Logik, die so groß sind wie Mondkrater. Edward wurde 1918 in einen Vampir verwandelt, da war er 17. Er ist also 109 Jahre alt. Nun ist er natürlich immer noch so strahlend schön, oder sogar noch schöner, wie zu Lebzeiten - aber warum hat er sich intellektuell und emotional seitdem kein bißchen weiterentwickelt?
Edward und seine Vampir-"Geschwister" gehen zur gleichen Schule wie Bella. Nur daß sie eben manchmal nach Belieben einfach nicht hingehen. Zum Sportunterricht gehen sie schon aus Prinzip nicht (damit man ihre übermenschlichen Kräfte nicht bemerkt?) und wenn im Biounterricht mal in Finger gestochen wird und der eine oder andere Blutstropfen zu fließen droht, wird auch da geschwänzt. In welcher Schule dürfen denn bitte die Schüler kommen und gehen wie sie wollen? Ist das 'ne Waldorfschule?
Und warum gehen sie überhaupt zur Schule? In den letzten hundert Jahren dürften sie doch wohl reichlich Gelegenheit gehabt haben, den kompletten Lehrplan amerikanischer Highschools ad nauseam durchzukauen?
Bella selbst ist ziemlich seltsam. Nach eigener Aussage war sie an ihrer früheren Schule in Arizona ein Mauerblümchen und wurde von ihren Mitschülern meistens links liegengelassen. Kaum in ihrer neuen Heimat Forks angekommen, reißen sich gleichaltrige Mädchen um sie, um sich mit ihr anzufreunden, und mindestens drei Jungen wollen mit ihr ausgehen. Und sie ignoriert sie alle, so gut sie nur kann! Kein Interesse, keine Begeisterung, kein toll, hier könnte ich echte Freunde finden - stattdessen gibt von Bella selten etwas anderes zu hören als: ich hab jetzt keine Zeit, ich muß noch Hausaufgaben machen, hm, jaja, oohh, Edward ist so schön, doch warum ist er so grimmig zu mir?
Und das bringt mich zu der nächsten Sache, die mich stört: ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Bella und Edward aneinander finden, außer daß Bella gut riecht und Edward wunderschön ist, in der Sonne glitzert und lavendelfarbene Augenlider hat. Ihre Dialoge sind einfach nur anstrengend. Zuerst streiten sie sich, dann fragen sie sich gegenseitig aus, und gegen Ende des Buches haben sie sich überhaupt nichts mehr mitzuteilen, außer, daß sie einander lieben.
Edward ist furchtbar launisch, oh weia, würde mir dieser Typ im echten Leben auf den Wecker gehen. Er ist abwechselnd liebevoll und total schroff und abweisend zu Bella - außerdem ist er ein Stalker, denn er verbringt - anfangs ohne ihr Wissen - jede Nacht in ihrem Schlafzimmer.
Nicht was ihr jetzt denkt. Pfui! Dies ist eine sehr, sehr saubere Fantasiewelt, in der verliebte 17jährige Vampire bei ihrer ebenfalls 17jährigen Angebeteten fensterln, nur um ihr beim Schlafen zuzugucken. Und selbst, nachdem Bella von dieser Angewohnheit erfährt, ohne sich mehr als gefühlte 2 Sekunden lang darüber zu wundern (genaugenommen fühlt sie sich geschmeichelt), passiert nichts spannenderes als daß Bella duscht und sich in einer gammeligen Jogginghose zur Ruhe bettet.
Tatsächlich passiert in den ersten drei Vierteln des Buchs überhaupt eine enorme Menge nichts: Edward ist mürrisch. Edward liebt Bella. Aber er muß sich von ihr fernhalten, weil er sie nicht nur in romantischer, sondern auch in kulinarischer Hinsicht appetitlich findet. Deshalb ist Edward mürrisch. Dann wieder nett. Dann wieder mürrisch. etc. etc. etc.
Bella liebt Edward. Weil er so schöne Augen hat und in der Sonne glitzert und lavendelfarbene Augenlider hat. Oder, um es in ihren Worten zu sagen:
"Es erschien mir undenkbar, daß ein Engel mehr Herrlichkeit ausstrahlen konnte. Es gab nichts an ihm, was verbesserungswürdig war."
Würg.
Plötzlich, im letzten Viertel es Buches, taucht ein schwacher Hauch von Handlung auf, denn ein gefräßiger Vampir hat es sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet Bellas Blut zu trinken. Edward und seine Familie wollen sie retten, doch wie jede TSTL-Heldin, die diese Bezeichnung verdient, begibt Bella sich freiwillig in die Hände des grausen Bösewichts.
Action, denke ich mir und reibe mir sozusagen voller Vorfreude die Hände.
Fehlanzeige.
Denn an dieser Stelle macht Stephenie Meyer das, was kein Autor jemals machen sollte: sie läßt den Höhepunkt der Handlung ohne ihre Protagonistin und damit ohne den Leser stattfinden. Der blutrünstige Vampir macht sich über Bella her, und gerade, als es spannend wird, wird diese ohnmächtig und wacht erst im Krankenhaus wieder auf, um mit ihrem Edward weitere gefühlte 700 Liebesbekenntnisse auszutauschen!
Das hat mir das Buch dann endgültig vermiest. Was zum Teufel soll das? Ich will Action! Ich will dabeisein, wenn etwas aufregendes passiert! Man kann über Laurell K. Hamiltons Anita Blake-Bücher ja sagen, was man will, und ich selbst lese sie schon seit Jahren nicht mehr - aber die Frau hat es drauf, Gemetzel zu beschreiben. Da sollte Stephenie Meyer mal nachlesen, wie so etwas geht.
Das Buch endet damit, daß Bella Edward bedrängt, sie zum Vampir zu machen, und zwar weil sie findet, daß ein Mann und eine Frau einander ebenbürtig sein sollten. Sehr fortschrittlich, Bella. Und wer würde nicht für alle Ewigkeit 17 sein wollen, inklusive Akne und, wie ich aus diesem Buch gelernt habe, permanentem Schulbesuch.
Ich habe immer noch keine Ahnung, warum dieses Buch so einen Hype ausgelöst hat. Vielleicht muß man ja 17 sein, um das zu verstehen, und ich bin immerhin schon mehr als 2 x 17.
Bella Swan ist eine 17jährige Amerikanerin, die zu ihrem Vater in ein kleines, regnerisches Dorf im Bundesstaat Washington zieht und dort zur Schule geht. Sie verliebt sich in einen Jungen namens Edward, der, wie sich herausstellt, ein Vampir ist.
Okay, das ist eine ziemlich kurze Zusammenfassung für ein Buch von über 500 Seiten, aber es passiert auch so gut wie nichts - und wenn doch, dann kneifen Bella und ihre Erfinderin, und die gute Bella wird bewußtlos. Offenbar haben Mormonen nicht nur Probleme mit Sex- sondern auch mit Actionszenen.
Vorsichtshalber sollte ich wohl noch eine Spoilerwarnung von mir geben, bevor ich richtig loslege.
Achtung, Spoiler voraus!
Das Buch habe ich nur wegen der "Ich bilde mich weiter"-Challenge gelesen, denn dazu gehört ja ein Jugendbuch. Bei diesem Buch wäre die Bezeichnung "Ich quäle mich weiter"-Challenge aber durchaus passender gewesen, denn ich fand es einfach entsetzlich.
Zunächst mal hat die Geschichte Löcher in der Logik, die so groß sind wie Mondkrater. Edward wurde 1918 in einen Vampir verwandelt, da war er 17. Er ist also 109 Jahre alt. Nun ist er natürlich immer noch so strahlend schön, oder sogar noch schöner, wie zu Lebzeiten - aber warum hat er sich intellektuell und emotional seitdem kein bißchen weiterentwickelt?
Edward und seine Vampir-"Geschwister" gehen zur gleichen Schule wie Bella. Nur daß sie eben manchmal nach Belieben einfach nicht hingehen. Zum Sportunterricht gehen sie schon aus Prinzip nicht (damit man ihre übermenschlichen Kräfte nicht bemerkt?) und wenn im Biounterricht mal in Finger gestochen wird und der eine oder andere Blutstropfen zu fließen droht, wird auch da geschwänzt. In welcher Schule dürfen denn bitte die Schüler kommen und gehen wie sie wollen? Ist das 'ne Waldorfschule?
Und warum gehen sie überhaupt zur Schule? In den letzten hundert Jahren dürften sie doch wohl reichlich Gelegenheit gehabt haben, den kompletten Lehrplan amerikanischer Highschools ad nauseam durchzukauen?
Bella selbst ist ziemlich seltsam. Nach eigener Aussage war sie an ihrer früheren Schule in Arizona ein Mauerblümchen und wurde von ihren Mitschülern meistens links liegengelassen. Kaum in ihrer neuen Heimat Forks angekommen, reißen sich gleichaltrige Mädchen um sie, um sich mit ihr anzufreunden, und mindestens drei Jungen wollen mit ihr ausgehen. Und sie ignoriert sie alle, so gut sie nur kann! Kein Interesse, keine Begeisterung, kein toll, hier könnte ich echte Freunde finden - stattdessen gibt von Bella selten etwas anderes zu hören als: ich hab jetzt keine Zeit, ich muß noch Hausaufgaben machen, hm, jaja, oohh, Edward ist so schön, doch warum ist er so grimmig zu mir?
Und das bringt mich zu der nächsten Sache, die mich stört: ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Bella und Edward aneinander finden, außer daß Bella gut riecht und Edward wunderschön ist, in der Sonne glitzert und lavendelfarbene Augenlider hat. Ihre Dialoge sind einfach nur anstrengend. Zuerst streiten sie sich, dann fragen sie sich gegenseitig aus, und gegen Ende des Buches haben sie sich überhaupt nichts mehr mitzuteilen, außer, daß sie einander lieben.
Edward ist furchtbar launisch, oh weia, würde mir dieser Typ im echten Leben auf den Wecker gehen. Er ist abwechselnd liebevoll und total schroff und abweisend zu Bella - außerdem ist er ein Stalker, denn er verbringt - anfangs ohne ihr Wissen - jede Nacht in ihrem Schlafzimmer.
Nicht was ihr jetzt denkt. Pfui! Dies ist eine sehr, sehr saubere Fantasiewelt, in der verliebte 17jährige Vampire bei ihrer ebenfalls 17jährigen Angebeteten fensterln, nur um ihr beim Schlafen zuzugucken. Und selbst, nachdem Bella von dieser Angewohnheit erfährt, ohne sich mehr als gefühlte 2 Sekunden lang darüber zu wundern (genaugenommen fühlt sie sich geschmeichelt), passiert nichts spannenderes als daß Bella duscht und sich in einer gammeligen Jogginghose zur Ruhe bettet.
Tatsächlich passiert in den ersten drei Vierteln des Buchs überhaupt eine enorme Menge nichts: Edward ist mürrisch. Edward liebt Bella. Aber er muß sich von ihr fernhalten, weil er sie nicht nur in romantischer, sondern auch in kulinarischer Hinsicht appetitlich findet. Deshalb ist Edward mürrisch. Dann wieder nett. Dann wieder mürrisch. etc. etc. etc.
Bella liebt Edward. Weil er so schöne Augen hat und in der Sonne glitzert und lavendelfarbene Augenlider hat. Oder, um es in ihren Worten zu sagen:
"Es erschien mir undenkbar, daß ein Engel mehr Herrlichkeit ausstrahlen konnte. Es gab nichts an ihm, was verbesserungswürdig war."
Würg.
Plötzlich, im letzten Viertel es Buches, taucht ein schwacher Hauch von Handlung auf, denn ein gefräßiger Vampir hat es sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet Bellas Blut zu trinken. Edward und seine Familie wollen sie retten, doch wie jede TSTL-Heldin, die diese Bezeichnung verdient, begibt Bella sich freiwillig in die Hände des grausen Bösewichts.
Action, denke ich mir und reibe mir sozusagen voller Vorfreude die Hände.
Fehlanzeige.
Denn an dieser Stelle macht Stephenie Meyer das, was kein Autor jemals machen sollte: sie läßt den Höhepunkt der Handlung ohne ihre Protagonistin und damit ohne den Leser stattfinden. Der blutrünstige Vampir macht sich über Bella her, und gerade, als es spannend wird, wird diese ohnmächtig und wacht erst im Krankenhaus wieder auf, um mit ihrem Edward weitere gefühlte 700 Liebesbekenntnisse auszutauschen!
Das hat mir das Buch dann endgültig vermiest. Was zum Teufel soll das? Ich will Action! Ich will dabeisein, wenn etwas aufregendes passiert! Man kann über Laurell K. Hamiltons Anita Blake-Bücher ja sagen, was man will, und ich selbst lese sie schon seit Jahren nicht mehr - aber die Frau hat es drauf, Gemetzel zu beschreiben. Da sollte Stephenie Meyer mal nachlesen, wie so etwas geht.
Das Buch endet damit, daß Bella Edward bedrängt, sie zum Vampir zu machen, und zwar weil sie findet, daß ein Mann und eine Frau einander ebenbürtig sein sollten. Sehr fortschrittlich, Bella. Und wer würde nicht für alle Ewigkeit 17 sein wollen, inklusive Akne und, wie ich aus diesem Buch gelernt habe, permanentem Schulbesuch.
Ich habe immer noch keine Ahnung, warum dieses Buch so einen Hype ausgelöst hat. Vielleicht muß man ja 17 sein, um das zu verstehen, und ich bin immerhin schon mehr als 2 x 17.
Sonntag, 17. Januar 2010
Bücher die man nicht lesen kann, Teil 5: Katie MacAlister: Ein Vampir kommt selten allein
Originaltitel: Zen and the Art of Vampires
Ich würde ja gerne eine kurze Inhaltsangabe des Buches schreiben, aber das geht nicht, weil ich es nur bis Seite 45 ertragen habe. Deshalb zitiere ich hier erstmal den Klappentext des Buches:
Ein Leben in der Vorstadt mit Ehemann und Kindern? Für manche ein Albtraum, für Pia Thomason der Stoff, aus dem ihre Tagträume sind. Nun aber naht ihr vierzigster Geburtstag mit Riesenschritten, und ihr Traummann ist noch immer nicht in Sicht. Pia entschließt sich zu einem radikalen Schritt und bucht kurzentschlossen eine Single-Tour durch das romantische Europa. Leider ist keiner der mitreisenden Männer nach ihrem Geschmack. Doch bald gerät Pia in ganz andere Schwierigkeiten: In Island wird in ihrem Hotel eine Frau ermordet, und Pia kommt in den Besitz eines magischen Amuletts. Eine dunkle Bruderschaft hält sie für ihre Auserwählte, die die Welt von den Kreaturen der Nacht befreien soll. Und dann sind da noch die beiden äußerst attraktiven Männer, die ebenfalls ein ganz spezielles Interesse an Pia haben. Sie ahnt nicht, daß die mysteriösen Fremden in Wahrheit Vampire sind...
"Ein Vampir kommt selten allein" war ein impulsiver Buchkauf: ich guckte mir in der Bücherabteilung bei Real, oder vielleicht war es auch Kaufland, wie so oft beim Einkaufen wieder einmal die Bücher an, sah dieses hier, fand es interessant und kaufte es. So hatte ich vorher keine Rezensionen gelesen und ahnte nicht, was mich erwartet.
Was mich an dem Buch gereizt hat, war wohl der ungewöhnliche Handlungsort - man findet nicht alle Tage ein Vampirbuch, das in Island spielt - und die Tatsache, daß die Heldin scheinbar eine ganz normale Frau ist, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie ich befindet. Irgendwann braucht man ja mal eine Pause von den übersinnlich begabten Kick Ass-Heldinnen!
Ich hatte aber erst wenige Seiten gelesen, als mir klar wurde, daß man das Wort normal nicht in einem Satz mit dem Namen dieser "Heldin" verwenden sollte.
Das Buch beginnt damit, daß Pia auf einem isländischen Volksfest eine angeregte Unterhaltung mit einem 4jährigen Jungen führt und mit ihm tanzt, aber das muß ja noch nicht unbedingt heißen, daß sie eine Loserin ist - vielleicht ist sie einfach eine nette Person und mag Kinder. Und so kommt Pias wahrer Charakter erst ab Seite 13 zum Vorschein - bis dahin hatte ich jedoch im Laden nicht gelesen. Pia läßt sich nämlich von Denise, einem Mitglied ihrer Reisegruppe, in ein Gespräch verwickeln, obwohl sie Denise nicht leiden kann. Denise labert eine Menge Schwachsinn, aus dem hervorgeht, daß sie und Pia sowieso keinen Mann abkriegen werden, weil sie zu dick sind. Dafür braucht sie übrigens 5 Seiten! Inzwischen ist mir natürlich klargeworden, daß Pia tatsächlich eine Versagerin ist, denn warum sonst würde sie sich von dieser Denise, die sie eh nicht ausstehen kann, 5 Seiten lang erzählen lassen, daß sie scheiße aussieht und kein attraktiver Mann sich jemals für sie interessieren wird?
Es gäbe eine Menge Möglichkeiten, sich Denises und ihres verbalen Durchfalls zu entledigen: ein "hm...jaja..." wird heute gewöhnlich selbst von den begriffstutzigsten Leuten korrekt als "leck mich am Arsch" interpretiert. Pia hätte genausogut aufstehen und weggehen können. Oder vielleicht hätte eine Ausrede sie von Denises unerwünschtem Redeschwall befreien können: "Ich muß zurück ins Hotel, um meinen Fußnägeln beim Wachsen zuzusehen".
Nun tauchen allerdings zwei gutaussehende Männer auf, und unsere clevere Pia läßt sich auf eine Wette mit Denise ein: sie soll die Aufmerksamkeit der beiden Typen auf sich ziehen, und falls einer von beiden ihr hinterherschaut, hat Pia die Wette gewonnen. Falls nicht, behält Denise recht und es steht ein für allemal fest, daß Pia keinen Mann abkriegt.
Das Unterfangen stellt Pia leider vor nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten, denn offenbar wäre es zu einfach, an den beiden nur vorbeizugehen. Pia denkt also gefühlte zwei Tage lang über das Problem nach (tatsächlich sind es nur zwei Seiten) und beschließt, sich in einer Buchhandlung zu verstecken, bis Denise weggeht. Weil sie gerade schon mal da ist, kauft sie einige Bücher und verläßt, Selbstgespräche führend, das Geschäft.
Inzwischen ist Denise verschwunden, aber die Typen sind noch da. Nun steht Pias Ehre auf dem Spiel, und sie muß einfach auf die beiden Männer zugehen. Immer noch Schwachsinn vor sich hinbrabbelnd, wird sie prompt von einer Französin angerempelt und führt mit ihr noch eine kurze, aber angeregte Diskussion über Bücher, bevor sie weitergeht. Kaum ist sie damit fertig, suchen die beiden Männer das Weite, aber Denise taucht wieder auf, um unsere bedauernswerte Pia zu verhöhnen. Mittlerweile sind wir auf Seite 26, und Pia tut endlich das, was sie schon 13 Seiten eher hätte machen sollen: sie türmt.
Dummerweise verirrt sich unsere wackere Heldin auf dem Weg ins Hotel und stößt wieder mal mit jemandem zusammen. Diesmal ist es ein Isländer. Er hilft Pia, ihre heruntergefallenen Sachen aufzuheben, und dabei hat er plötzlich eine Art Mondsteinamulett in der Hand, von dem Pia vermutet, es sei aus einem der gerade gekauften Bücher gefallen.
Nun stellt sich der Mann als Mattias vor und ist fest davon überzeugt, daß Pia genau wie er selbst zu einer Sekte namens "Ilargi" gehört. Clever wie immer, läßt Pia sich auch gleich von ihm zu einer Kirche ziehen, in der offenbar die Ilargi ihren Kult ausüben. Nach einigem Geschwätz läßt man sie dort wissen, daß sie die "Zorya" sei, und sich mit dem "Sakristan" - das ist Mattias - vermählen müsse.
Einige Seiten dummen Gelabers später verfällt unsere Heldin endlich auf den Gedanken, daß es eine gute Idee sein könnte, sich aus dem Staub zu machen. Ohne ihre zunehmend nervenden Selbstgespräche zu unterbrechen, ergreift sie die Flucht. Natürlich wollten die Ilargi ihre Zorya nicht einfach so mir nichts, dir nichts entwischen lassen, und so nimmt Mattias die Verfolgung auf.
Pia wäre aber nicht Pia, wie der Leser sie jetzt schon 38 qualvolle Seiten lang ertragen mußte, wenn sie sich davon beirren ließe. Sie läuft ein wenig ziellos durch die Gegend - so lange, bis sie derart außer Atem ist, daß sie fast zwei Absätze lang keine Selbstgespräche führen kann. Dann versteckt sie sich ein paar Minuten lang unter einer Brücke und verliert keine Zeit, bis sie sich wieder in ein überflüssiges Gespräch verwickeln läßt. Diesmal quatscht sie mit den Geistern eines Paares, das offenbar in den 1920er Jahren dahingeschieden ist (was? Wenn es Vampire gibt, kann es auch Geister geben, oder?).
Die Geister haben nämlich entdeckt, daß Pia immer noch das Mondsteinamulett hat, und denken, daß sie sie zum Licht führen kann. Pia weiß zwar genausowenig wie ich, was zum Teufel diese beiden eigentlich von ihr wollen, aber das hält sie keineswegs davon ab, die verworrene Lage gründlich mit ihnen auszudiskutieren.
Mittlerweile ist auch unserer nicht gerade überreichlich mit Geistesgaben gesegneten Pia klar, daß mit dem Amulett etwas nicht stimmt, und tatsächlich: kaum haben die beiden Geister die Szene verlassen, wirft sie, mich mit weiteren sinnlosen Selbstgesprächen beglückend, ihre neuerworbenen Bücher nebst Amulett in den Mülleimer, weil sie keine Lust mehr hat, diese Dinge auf ihrem offenbar äußerst beschwerlichen Weg zurück ins Hotel mitzuschleppen. Nur ein einziges Selbstgespräch später fischt sie das Amulett aber wieder aus dem Mülleimer, weil sie meint, sie müsse den rechtmäßigen Besizer ausfindig machen.
An dieser Stelle hatte ich genug von Pia und ihren Selbstgesprächen und habe das Buch weggelegt.
Zum Abschluß dieses überlangen Berichts über ein grottenschlechtes Buch, das ich nicht gelesen habe, möchte ich einfach mal eine Frage in den Raum stellen: warum gibt es so viele haarsträubend dumme Romanheldinnen, besonders in "lustigen" Büchern? Warum denken Schriftsteller(innen) und Verlage, daß Dummheit amüsant und liebenswert ist? Die meisten Leute, die diese Bücher kaufen und lesen, sind doch auch nicht dumm! Mich machen Romanfiguren wie Pia aggressiv, und ein Katie MacAlister-Buch werde ich garantiert nie wieder anrühren.
Ich würde ja gerne eine kurze Inhaltsangabe des Buches schreiben, aber das geht nicht, weil ich es nur bis Seite 45 ertragen habe. Deshalb zitiere ich hier erstmal den Klappentext des Buches:
Ein Leben in der Vorstadt mit Ehemann und Kindern? Für manche ein Albtraum, für Pia Thomason der Stoff, aus dem ihre Tagträume sind. Nun aber naht ihr vierzigster Geburtstag mit Riesenschritten, und ihr Traummann ist noch immer nicht in Sicht. Pia entschließt sich zu einem radikalen Schritt und bucht kurzentschlossen eine Single-Tour durch das romantische Europa. Leider ist keiner der mitreisenden Männer nach ihrem Geschmack. Doch bald gerät Pia in ganz andere Schwierigkeiten: In Island wird in ihrem Hotel eine Frau ermordet, und Pia kommt in den Besitz eines magischen Amuletts. Eine dunkle Bruderschaft hält sie für ihre Auserwählte, die die Welt von den Kreaturen der Nacht befreien soll. Und dann sind da noch die beiden äußerst attraktiven Männer, die ebenfalls ein ganz spezielles Interesse an Pia haben. Sie ahnt nicht, daß die mysteriösen Fremden in Wahrheit Vampire sind...
"Ein Vampir kommt selten allein" war ein impulsiver Buchkauf: ich guckte mir in der Bücherabteilung bei Real, oder vielleicht war es auch Kaufland, wie so oft beim Einkaufen wieder einmal die Bücher an, sah dieses hier, fand es interessant und kaufte es. So hatte ich vorher keine Rezensionen gelesen und ahnte nicht, was mich erwartet.
Was mich an dem Buch gereizt hat, war wohl der ungewöhnliche Handlungsort - man findet nicht alle Tage ein Vampirbuch, das in Island spielt - und die Tatsache, daß die Heldin scheinbar eine ganz normale Frau ist, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie ich befindet. Irgendwann braucht man ja mal eine Pause von den übersinnlich begabten Kick Ass-Heldinnen!
Ich hatte aber erst wenige Seiten gelesen, als mir klar wurde, daß man das Wort normal nicht in einem Satz mit dem Namen dieser "Heldin" verwenden sollte.
Das Buch beginnt damit, daß Pia auf einem isländischen Volksfest eine angeregte Unterhaltung mit einem 4jährigen Jungen führt und mit ihm tanzt, aber das muß ja noch nicht unbedingt heißen, daß sie eine Loserin ist - vielleicht ist sie einfach eine nette Person und mag Kinder. Und so kommt Pias wahrer Charakter erst ab Seite 13 zum Vorschein - bis dahin hatte ich jedoch im Laden nicht gelesen. Pia läßt sich nämlich von Denise, einem Mitglied ihrer Reisegruppe, in ein Gespräch verwickeln, obwohl sie Denise nicht leiden kann. Denise labert eine Menge Schwachsinn, aus dem hervorgeht, daß sie und Pia sowieso keinen Mann abkriegen werden, weil sie zu dick sind. Dafür braucht sie übrigens 5 Seiten! Inzwischen ist mir natürlich klargeworden, daß Pia tatsächlich eine Versagerin ist, denn warum sonst würde sie sich von dieser Denise, die sie eh nicht ausstehen kann, 5 Seiten lang erzählen lassen, daß sie scheiße aussieht und kein attraktiver Mann sich jemals für sie interessieren wird?
Es gäbe eine Menge Möglichkeiten, sich Denises und ihres verbalen Durchfalls zu entledigen: ein "hm...jaja..." wird heute gewöhnlich selbst von den begriffstutzigsten Leuten korrekt als "leck mich am Arsch" interpretiert. Pia hätte genausogut aufstehen und weggehen können. Oder vielleicht hätte eine Ausrede sie von Denises unerwünschtem Redeschwall befreien können: "Ich muß zurück ins Hotel, um meinen Fußnägeln beim Wachsen zuzusehen".
Nun tauchen allerdings zwei gutaussehende Männer auf, und unsere clevere Pia läßt sich auf eine Wette mit Denise ein: sie soll die Aufmerksamkeit der beiden Typen auf sich ziehen, und falls einer von beiden ihr hinterherschaut, hat Pia die Wette gewonnen. Falls nicht, behält Denise recht und es steht ein für allemal fest, daß Pia keinen Mann abkriegt.
Das Unterfangen stellt Pia leider vor nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten, denn offenbar wäre es zu einfach, an den beiden nur vorbeizugehen. Pia denkt also gefühlte zwei Tage lang über das Problem nach (tatsächlich sind es nur zwei Seiten) und beschließt, sich in einer Buchhandlung zu verstecken, bis Denise weggeht. Weil sie gerade schon mal da ist, kauft sie einige Bücher und verläßt, Selbstgespräche führend, das Geschäft.
Inzwischen ist Denise verschwunden, aber die Typen sind noch da. Nun steht Pias Ehre auf dem Spiel, und sie muß einfach auf die beiden Männer zugehen. Immer noch Schwachsinn vor sich hinbrabbelnd, wird sie prompt von einer Französin angerempelt und führt mit ihr noch eine kurze, aber angeregte Diskussion über Bücher, bevor sie weitergeht. Kaum ist sie damit fertig, suchen die beiden Männer das Weite, aber Denise taucht wieder auf, um unsere bedauernswerte Pia zu verhöhnen. Mittlerweile sind wir auf Seite 26, und Pia tut endlich das, was sie schon 13 Seiten eher hätte machen sollen: sie türmt.
Dummerweise verirrt sich unsere wackere Heldin auf dem Weg ins Hotel und stößt wieder mal mit jemandem zusammen. Diesmal ist es ein Isländer. Er hilft Pia, ihre heruntergefallenen Sachen aufzuheben, und dabei hat er plötzlich eine Art Mondsteinamulett in der Hand, von dem Pia vermutet, es sei aus einem der gerade gekauften Bücher gefallen.
Nun stellt sich der Mann als Mattias vor und ist fest davon überzeugt, daß Pia genau wie er selbst zu einer Sekte namens "Ilargi" gehört. Clever wie immer, läßt Pia sich auch gleich von ihm zu einer Kirche ziehen, in der offenbar die Ilargi ihren Kult ausüben. Nach einigem Geschwätz läßt man sie dort wissen, daß sie die "Zorya" sei, und sich mit dem "Sakristan" - das ist Mattias - vermählen müsse.
Einige Seiten dummen Gelabers später verfällt unsere Heldin endlich auf den Gedanken, daß es eine gute Idee sein könnte, sich aus dem Staub zu machen. Ohne ihre zunehmend nervenden Selbstgespräche zu unterbrechen, ergreift sie die Flucht. Natürlich wollten die Ilargi ihre Zorya nicht einfach so mir nichts, dir nichts entwischen lassen, und so nimmt Mattias die Verfolgung auf.
Pia wäre aber nicht Pia, wie der Leser sie jetzt schon 38 qualvolle Seiten lang ertragen mußte, wenn sie sich davon beirren ließe. Sie läuft ein wenig ziellos durch die Gegend - so lange, bis sie derart außer Atem ist, daß sie fast zwei Absätze lang keine Selbstgespräche führen kann. Dann versteckt sie sich ein paar Minuten lang unter einer Brücke und verliert keine Zeit, bis sie sich wieder in ein überflüssiges Gespräch verwickeln läßt. Diesmal quatscht sie mit den Geistern eines Paares, das offenbar in den 1920er Jahren dahingeschieden ist (was? Wenn es Vampire gibt, kann es auch Geister geben, oder?).
Die Geister haben nämlich entdeckt, daß Pia immer noch das Mondsteinamulett hat, und denken, daß sie sie zum Licht führen kann. Pia weiß zwar genausowenig wie ich, was zum Teufel diese beiden eigentlich von ihr wollen, aber das hält sie keineswegs davon ab, die verworrene Lage gründlich mit ihnen auszudiskutieren.
Mittlerweile ist auch unserer nicht gerade überreichlich mit Geistesgaben gesegneten Pia klar, daß mit dem Amulett etwas nicht stimmt, und tatsächlich: kaum haben die beiden Geister die Szene verlassen, wirft sie, mich mit weiteren sinnlosen Selbstgesprächen beglückend, ihre neuerworbenen Bücher nebst Amulett in den Mülleimer, weil sie keine Lust mehr hat, diese Dinge auf ihrem offenbar äußerst beschwerlichen Weg zurück ins Hotel mitzuschleppen. Nur ein einziges Selbstgespräch später fischt sie das Amulett aber wieder aus dem Mülleimer, weil sie meint, sie müsse den rechtmäßigen Besizer ausfindig machen.
An dieser Stelle hatte ich genug von Pia und ihren Selbstgesprächen und habe das Buch weggelegt.
Zum Abschluß dieses überlangen Berichts über ein grottenschlechtes Buch, das ich nicht gelesen habe, möchte ich einfach mal eine Frage in den Raum stellen: warum gibt es so viele haarsträubend dumme Romanheldinnen, besonders in "lustigen" Büchern? Warum denken Schriftsteller(innen) und Verlage, daß Dummheit amüsant und liebenswert ist? Die meisten Leute, die diese Bücher kaufen und lesen, sind doch auch nicht dumm! Mich machen Romanfiguren wie Pia aggressiv, und ein Katie MacAlister-Buch werde ich garantiert nie wieder anrühren.
Donnerstag, 31. Dezember 2009
Lynn Viehl: Twilight Fall
Valentin Jaus ist ein Vampir, aber auch ein Wohltäter, der unter anderem eine Reha-Klinik betreibt. Besonders glücklich ist er nicht, denn obwohl er reich und mächtig ist, leidet er darunter, daß seine große Liebe sich für einen anderen Mann entschieden hat, und daß einer seiner Arme seit einem Fechtkampf mit seinem Nebenbuhler gelähmt ist. Liling Harper arbeitet in seiner Reha-Klinik. Unter anderem kümmert sie sich um die Gärten, denn sie hat ein phantastisches Talent, alles zum Blühen zu bringen. Doch Liling hat ein Geheimnis: eine übersinnliche Begabung, derentwegen sie von derselben Geheimorganisation verfolgt wird, die auch hinter Valentin Jaus und den anderen Vampiren bzw. Darkyn her ist. Liling will vor der Organisation fliehen und landet in Valentins Privatflugzeug, mit dem sie in einem unbesiedelten Gebiet abstürzen. Und von da an wird es richtig gefährlich...
Twilight Fall ist das 6. und vorletzte Buch aus Lynn Viehls Darkyn-Reihe und endlich mal wieder ein richtig spannender und mitreißender Vampir-Roman. Von Evermore, dem 5. Buch aus der Reihe, war ich ziemlich enttäuscht, das war ziemlich langweilig und die Hauptpersonen unsympathisch - und wie zum Geier spricht man Jayr aus??? (Das ist der Name der Heldin aus Evermore). Egal; Liling und Valentin sind für mich zwar auch nicht gerade die Sympathieträger des Jahres, aber ihre Geschichte ist wirklich äußerst spannend.
Man muß es Lynn Viehl lassen: sie kann eine gut durchdachte, komplexe Handlung planen und schreiben wie kaum ein anderer Schriftsteller bzw. Schriftstellerin. Es gibt Wendungen und Windungen der Handlung, die einen völlig überraschend treffen und mit denen man nie gerechnet hätte, aber das ganze scheint niemals dumm, unlogisch oder an den Haaren herbeigezogen zu sein. Respekt! Wenn eine Schriftstellerin so begabt ist, kann ich mich als Leserin beruhigt zurücklehnen und selbst die abenteuerlichsten, haarsträubendsten Ereignisse genießen, ohne jemals zu denken: jetzt hör schon auf, das hab ich doch jetzt nicht wirklich gelesen! Willst du mich verarschen oder meine Intelligenz beleidigen?
Die Geheimorganisation Brethren spielt in Twilight Fall endlich mal wieder eine aktivere Rolle, und ihre Aktionen werden immer fieser und finsterer. Ich weiß, daß diese Brethren vielen Lesern der Darkyn-Reihe auf die Nerven gehen, aber ich finde sie als Handlungselement ganz interessant. Was wäre denn ein Vampirbuch ohne Antagonisten?
Auch meine Lieblings-Romanheldin Alex aus dem ersten Darkyn-Buch If Angels Burn ist mit von der Partie, und das ist auf jeden Fall klasse. Sie ist klug, selbstbewußt und läßt sich von nichts und niemandem unterkriegen. Wenn Lynn Viehl mal ein weiteres Buch mit ihr als Protagonistin schreibt, werde ich das auf jeden Fall lesen.
Soviel zu den positiven Seiten des Buchs, aber es gab ein paar Dinge, die mich davon abgehalten haben, in halt- und hemmungslose Begeisterung auszubrechen.
Da ist zunächst mal der Held, Valentin Jaus. Dieser Valentin ist in den anderen Büchern dieser Serie ebenfalls aufgetaucht, und von den Beschreibungen in diesen Büchern hatte ich von ihm immer den Eindruck eines netten, höflichen, anständigen und ziemlich zurückhaltenden und introvertierten Mannes, der Wert auf formelle Kleidung (d. h. Anzug und Krawatte) und ausgezeichnete Umgangsformen legt. Im Vergleich zu den meisten Macho/Alpha/Muskelprotz-Liebesromanhelden schien er eher klein und schlank zu sein.
In Twilight Fall ist alles anders. Nicht, daß er plötzlich anfängt, in einem fleckigen Doppelripp-Unterhemd mit einer Pulle Bier auf der Couch zu sitzen und dabei zu rülpsen und zu furzen. Das hätte das Buch wahrscheinlich ein wenig schwer verkäuflich gemacht. Aber in Twilight Fall ist er ein irre gut aussehender Typ, bei dessen Anblick alle Mitarbeiterinnen der Reha-Klinik, einschließlich Liling, vor Begeisterung dahinschmelzen. Obendrein wird sein Aussehen auch noch als "an Prince Charming erinnernd" beschrieben, wobei ich dann natürlich gleich an den eher nicht besonders heldenhaften Prince Charming aus Shrek 2 denken mußte.
Und dann die Sexszenen. Ich hätte nie gedacht, daß ich das mal sagen würde, aber es gibt tatsächlich Bücher, die ohne Sexszenen besser wären. Auf die letzten zwei oder drei Bücher von Lynn Viehl trifft das auf jeden Fall zu. Nachdem sich mir beim Lesen von Shadowlight angesichts eines besonders beknackten Dialogs schon die Zehennägel aufrollten, wurde ich in Twilight Fall zur unwilligen Zeugin von Bissen in Genitalien und eigenartigen Dominanz-Spielen. Es soll ja jeder im Schlafzimmer/in der Badewanne/auf dem Kundenklo des Real-Supermarkts mit seiner Partnerin oder seinem Partner machen was er will und was der Verbandskasten verkraftet, aber ich will sowas wirklich nicht lesen. Da sollte doch zumindest mal ein Wort der Warnung auf dem Buchcover angebracht werden.
Insgesamt fand ich Twilight Fall allerdings sehr unterhaltsam, und das ist schließlich die Hauptsache.
Twilight Fall ist das 6. und vorletzte Buch aus Lynn Viehls Darkyn-Reihe und endlich mal wieder ein richtig spannender und mitreißender Vampir-Roman. Von Evermore, dem 5. Buch aus der Reihe, war ich ziemlich enttäuscht, das war ziemlich langweilig und die Hauptpersonen unsympathisch - und wie zum Geier spricht man Jayr aus??? (Das ist der Name der Heldin aus Evermore). Egal; Liling und Valentin sind für mich zwar auch nicht gerade die Sympathieträger des Jahres, aber ihre Geschichte ist wirklich äußerst spannend.
Man muß es Lynn Viehl lassen: sie kann eine gut durchdachte, komplexe Handlung planen und schreiben wie kaum ein anderer Schriftsteller bzw. Schriftstellerin. Es gibt Wendungen und Windungen der Handlung, die einen völlig überraschend treffen und mit denen man nie gerechnet hätte, aber das ganze scheint niemals dumm, unlogisch oder an den Haaren herbeigezogen zu sein. Respekt! Wenn eine Schriftstellerin so begabt ist, kann ich mich als Leserin beruhigt zurücklehnen und selbst die abenteuerlichsten, haarsträubendsten Ereignisse genießen, ohne jemals zu denken: jetzt hör schon auf, das hab ich doch jetzt nicht wirklich gelesen! Willst du mich verarschen oder meine Intelligenz beleidigen?
Die Geheimorganisation Brethren spielt in Twilight Fall endlich mal wieder eine aktivere Rolle, und ihre Aktionen werden immer fieser und finsterer. Ich weiß, daß diese Brethren vielen Lesern der Darkyn-Reihe auf die Nerven gehen, aber ich finde sie als Handlungselement ganz interessant. Was wäre denn ein Vampirbuch ohne Antagonisten?
Auch meine Lieblings-Romanheldin Alex aus dem ersten Darkyn-Buch If Angels Burn ist mit von der Partie, und das ist auf jeden Fall klasse. Sie ist klug, selbstbewußt und läßt sich von nichts und niemandem unterkriegen. Wenn Lynn Viehl mal ein weiteres Buch mit ihr als Protagonistin schreibt, werde ich das auf jeden Fall lesen.
Soviel zu den positiven Seiten des Buchs, aber es gab ein paar Dinge, die mich davon abgehalten haben, in halt- und hemmungslose Begeisterung auszubrechen.
Da ist zunächst mal der Held, Valentin Jaus. Dieser Valentin ist in den anderen Büchern dieser Serie ebenfalls aufgetaucht, und von den Beschreibungen in diesen Büchern hatte ich von ihm immer den Eindruck eines netten, höflichen, anständigen und ziemlich zurückhaltenden und introvertierten Mannes, der Wert auf formelle Kleidung (d. h. Anzug und Krawatte) und ausgezeichnete Umgangsformen legt. Im Vergleich zu den meisten Macho/Alpha/Muskelprotz-Liebesromanhelden schien er eher klein und schlank zu sein.
In Twilight Fall ist alles anders. Nicht, daß er plötzlich anfängt, in einem fleckigen Doppelripp-Unterhemd mit einer Pulle Bier auf der Couch zu sitzen und dabei zu rülpsen und zu furzen. Das hätte das Buch wahrscheinlich ein wenig schwer verkäuflich gemacht. Aber in Twilight Fall ist er ein irre gut aussehender Typ, bei dessen Anblick alle Mitarbeiterinnen der Reha-Klinik, einschließlich Liling, vor Begeisterung dahinschmelzen. Obendrein wird sein Aussehen auch noch als "an Prince Charming erinnernd" beschrieben, wobei ich dann natürlich gleich an den eher nicht besonders heldenhaften Prince Charming aus Shrek 2 denken mußte.
Und dann die Sexszenen. Ich hätte nie gedacht, daß ich das mal sagen würde, aber es gibt tatsächlich Bücher, die ohne Sexszenen besser wären. Auf die letzten zwei oder drei Bücher von Lynn Viehl trifft das auf jeden Fall zu. Nachdem sich mir beim Lesen von Shadowlight angesichts eines besonders beknackten Dialogs schon die Zehennägel aufrollten, wurde ich in Twilight Fall zur unwilligen Zeugin von Bissen in Genitalien und eigenartigen Dominanz-Spielen. Es soll ja jeder im Schlafzimmer/in der Badewanne/auf dem Kundenklo des Real-Supermarkts mit seiner Partnerin oder seinem Partner machen was er will und was der Verbandskasten verkraftet, aber ich will sowas wirklich nicht lesen. Da sollte doch zumindest mal ein Wort der Warnung auf dem Buchcover angebracht werden.
Insgesamt fand ich Twilight Fall allerdings sehr unterhaltsam, und das ist schließlich die Hauptsache.
Dienstag, 10. November 2009
Lynn Viehl: Shadowlight
Jessa Bellamy hat eine besondere Gabe: wenn sie einen anderen Menschen berührt, kann sie dessen Erinnerungen sehen. Sie gehört zu einer kleinen Gruppe genetisch manipulierter Menschen. Eigentlich darf das niemand wissen, doch Jonah Genaro, der Besitzer eines Unternehmens, das sich mit biotechnologischer Forschung befaßt, ist hinter ihr her. Er braucht Jessas DNS für riskante Experimente und es ist ihm egal, daß sie diese nicht überleben wird. Gaven Matthias ist Mitglied einer geheimen Organisation ebenfalls genmanipulierter Menschen. Er will Jessa retten, doch wie kann er ihr klarmachen, daß er nicht ihr Feind ist?
Lynn Viehl hat schon die Darkyn-Serie, in der es um Vampire geht, geschrieben. Die meisten Teile dieser Serie haben mir gut gefallen - einige waren sogar großartig -, bis auf Evermore, das ich ziemlich konfus fand (und dessen Heldin einen seltsamen Namen hat, den ich partout nicht aussprechen kann). Und den letzten Teil habe ich noch gar nicht gelesen.
Jetzt gibt es also eine neue Serie mit genmanipulierten Menschen mit besonderen Begabungen und komischen Namen. Diese Leute werden Kyndred genannt, aber eine kleinere Gruppe, die sich nur aus einem streng geheimen Online-Forum kennt, nennt sich Takyn. Was lernen wir daraus? Eigentlich nichts. Außer, daß die Autorin vielleicht ihren inflationären Gebrauch des Buchstaben "Y" überdenken sollte.
Shadowlight ist auf keinen Fall ein schlechtes Buch, aber es ist auch kein besonders gutes. Lynn Viehl hat ihre Charaktere und ihre Handlungsstränge wie immer fest im Griff, was ich sehr zu schätzen weiß. Die Handlung ist in sich logisch, sofern man für die Dauer des Buches voraussetzt, daß es genmanipulierte Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder auch Vampire gibt. Es verhält sich auch niemand haarsträubend dumm. Leider lassen mich Held und Heldin aber völlig kalt. Den Helden finde ich sogar ziemlich unsympathisch.
Ich sollte jetzt vermutlich vor einem Spoiler warnen: Gaven ist so eine Art Ötzi. Nur ein bißchen jünger. Er ist ein Römer und wurde kurz nach der Varusschlacht in den Alpen eingefroren. Im 21. Jahrhundert wurde er aufgetaut und war direkt wieder quietschfidel, und, dank der mittlerweile kostbar gewordenen römischen Münzen in seiner Togatasche, auch liquide. Tja, wenn alle Römer so charismatisch und wortgewandt waren wie dieser Gaven, dann wäre das römische Reich sicherlich viel eher und ganz ohne die Hilfe von West-, Ost- und sonstigen -goten untergegangen, wie dieser Dialog beweist:
"You have very fine breasts," he told her. "It will give me pleasure to watch our son suckle them."
Strangely that thought aroused her as much as his touch.
"I'm not pregnant."
His mouth curved. "I will fuck you and give you my seed until you are."
Ist er nicht süß? Ich persönlich wäre ja allerspätestens an dieser Stelle aufgestanden, hätte mich angezogen und ihm die Anschaffung einer Gummipuppe nahegelegt. Aber Jessa, die Heldin, fährt voll darauf ab. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Wie gesagt, es ist kein richtig schlechtes Buch, aber ich war ziemlich enttäuscht. Immerhin habe ich aber etwas über meine deutsche Heimat gelernt, denn es kommt auch ein amerikanisches Touristenpaar vor, das den lieben Daheimgebliebenen von seinen Erlebnissen in Europa erzählt:
1. Wenn man sich in den italienischen Alpen aufhält und die Oma zu Hause in Amerika Schokolade und eine Kuckucksuhr haben will, dann muß man zwangsläufig für einen Tag nach Berlin fahren, um diese Dinge zu besorgen.
2. In Deutschland werden ungefähr 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Hm...mal sehen. Hochdeutsch, Plattdeutsch, Kölsch, Bayrisch, Sächsisch, Hessisch...hier im Ruhrgebiet sprechen wir natürlich nur perfektes Hochdeutsch, außer wenn wir dat grade ma wieda am vergessen sind...ich komme nicht auf 20, noch nicht mal, wenn ich Türkisch und Russisch mitzähle. Vielleicht sollte ich Lynn Viehl mal fragen, was in meiner Aufzählung fehlt?
Lynn Viehl hat schon die Darkyn-Serie, in der es um Vampire geht, geschrieben. Die meisten Teile dieser Serie haben mir gut gefallen - einige waren sogar großartig -, bis auf Evermore, das ich ziemlich konfus fand (und dessen Heldin einen seltsamen Namen hat, den ich partout nicht aussprechen kann). Und den letzten Teil habe ich noch gar nicht gelesen.
Jetzt gibt es also eine neue Serie mit genmanipulierten Menschen mit besonderen Begabungen und komischen Namen. Diese Leute werden Kyndred genannt, aber eine kleinere Gruppe, die sich nur aus einem streng geheimen Online-Forum kennt, nennt sich Takyn. Was lernen wir daraus? Eigentlich nichts. Außer, daß die Autorin vielleicht ihren inflationären Gebrauch des Buchstaben "Y" überdenken sollte.
Shadowlight ist auf keinen Fall ein schlechtes Buch, aber es ist auch kein besonders gutes. Lynn Viehl hat ihre Charaktere und ihre Handlungsstränge wie immer fest im Griff, was ich sehr zu schätzen weiß. Die Handlung ist in sich logisch, sofern man für die Dauer des Buches voraussetzt, daß es genmanipulierte Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder auch Vampire gibt. Es verhält sich auch niemand haarsträubend dumm. Leider lassen mich Held und Heldin aber völlig kalt. Den Helden finde ich sogar ziemlich unsympathisch.
Ich sollte jetzt vermutlich vor einem Spoiler warnen: Gaven ist so eine Art Ötzi. Nur ein bißchen jünger. Er ist ein Römer und wurde kurz nach der Varusschlacht in den Alpen eingefroren. Im 21. Jahrhundert wurde er aufgetaut und war direkt wieder quietschfidel, und, dank der mittlerweile kostbar gewordenen römischen Münzen in seiner Togatasche, auch liquide. Tja, wenn alle Römer so charismatisch und wortgewandt waren wie dieser Gaven, dann wäre das römische Reich sicherlich viel eher und ganz ohne die Hilfe von West-, Ost- und sonstigen -goten untergegangen, wie dieser Dialog beweist:
"You have very fine breasts," he told her. "It will give me pleasure to watch our son suckle them."
Strangely that thought aroused her as much as his touch.
"I'm not pregnant."
His mouth curved. "I will fuck you and give you my seed until you are."
Ist er nicht süß? Ich persönlich wäre ja allerspätestens an dieser Stelle aufgestanden, hätte mich angezogen und ihm die Anschaffung einer Gummipuppe nahegelegt. Aber Jessa, die Heldin, fährt voll darauf ab. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Wie gesagt, es ist kein richtig schlechtes Buch, aber ich war ziemlich enttäuscht. Immerhin habe ich aber etwas über meine deutsche Heimat gelernt, denn es kommt auch ein amerikanisches Touristenpaar vor, das den lieben Daheimgebliebenen von seinen Erlebnissen in Europa erzählt:
1. Wenn man sich in den italienischen Alpen aufhält und die Oma zu Hause in Amerika Schokolade und eine Kuckucksuhr haben will, dann muß man zwangsläufig für einen Tag nach Berlin fahren, um diese Dinge zu besorgen.
2. In Deutschland werden ungefähr 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Hm...mal sehen. Hochdeutsch, Plattdeutsch, Kölsch, Bayrisch, Sächsisch, Hessisch...hier im Ruhrgebiet sprechen wir natürlich nur perfektes Hochdeutsch, außer wenn wir dat grade ma wieda am vergessen sind...ich komme nicht auf 20, noch nicht mal, wenn ich Türkisch und Russisch mitzähle. Vielleicht sollte ich Lynn Viehl mal fragen, was in meiner Aufzählung fehlt?
Mittwoch, 4. November 2009
Ein bemerkens- (aber nicht unbedingt lesens-) wertes Buch
Heute habe ich ein wenig im Romantic Times Magazine geschmökert und dabei etwas erstaunliches gefunden:
Kimberly Raye hat ein Buch mit Vampir-Cowboys geschrieben:
Zur Erinnerung: sie ist die Verfasserin dieses Machwerks. Falls ihr interessiert seid, das neue Buch heißt Cody. Ich kann mich nicht dazu überwinden, es zu lesen, aber mich würde schon interessieren, wie das mit den Vampir-Cowboys funktioniert. Kühe schlafen doch eigentlich nachts und werden tagsüber durch die Gegend gescheucht, oder? Und werden die dann auch nachts gemolken? Welche Auswirkungen hat es auf den Biorhythmus der Kühe und damit auf den Milchertrag, wenn die Cowboys Vampire sind? Wer paßt tagsüber auf die Rinder auf? Und kann man Werwölfe zu Hirtenhunden ausbilden? (Das wär doch was für die Fortsetzung). Vielleicht schreibt ja auch mal jemand ein Spin-Off, das in den Alpen spielt. Das könnte dann "Almabtrieb bei Mitternacht" heißen.
Kimberly Raye hat ein Buch mit Vampir-Cowboys geschrieben:
Zur Erinnerung: sie ist die Verfasserin dieses Machwerks. Falls ihr interessiert seid, das neue Buch heißt Cody. Ich kann mich nicht dazu überwinden, es zu lesen, aber mich würde schon interessieren, wie das mit den Vampir-Cowboys funktioniert. Kühe schlafen doch eigentlich nachts und werden tagsüber durch die Gegend gescheucht, oder? Und werden die dann auch nachts gemolken? Welche Auswirkungen hat es auf den Biorhythmus der Kühe und damit auf den Milchertrag, wenn die Cowboys Vampire sind? Wer paßt tagsüber auf die Rinder auf? Und kann man Werwölfe zu Hirtenhunden ausbilden? (Das wär doch was für die Fortsetzung). Vielleicht schreibt ja auch mal jemand ein Spin-Off, das in den Alpen spielt. Das könnte dann "Almabtrieb bei Mitternacht" heißen.
Montag, 24. August 2009
Lilith Saintcrow: Night Shift
Dieses Buch ist schlecht. Grottenschlecht. So schlecht wie eine Autopanne an dem Tag, an dem man sein Handy verloren hat und aus dem ADAC ausgetreten ist, weil man sich über eine Gebührenerhöhung geärgert hat, die es vielleicht niemals geben wird..." Findet ihr diesen Satz merkwürdig? Herzlich willkommen beim eigenartigen Schreibstil von Lilith Saintcrow. Mir ist selten etwas derartig auf die Nerven gegangen wie dieses Buch. Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz vielversprechend, wenn man Urban Fantasy mag: Jill Kismet ist eine sogenannte Jägerin (Hunter), die dafür sorgt, daß das wilde Treiben der Höllenbrut (Hellbreed) in ihrer Heimatstadt nicht außer Kontrolle gerät. Sie steht vor einem echten Problem, als plötzlich eine ganze Menge von Menschen von einem durchgedrehten Werwolf und einer offenbar entfleuchten Höllenbraut getötet werden. Zusammen mit ein paar beim FBI beschäftigten Wer- nicht Wölfen, sondern Raubkatzen muß sie die beiden übernatürlichen Verbrecher finden und aufhalten...
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:
"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."
Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.
Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:
"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."
Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.
Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.
Samstag, 11. Juli 2009
Charlaine Harris: All Together Dead
Dies ist das 7. Buch in Charlaine Harris' Sookie Stackhouse-Serie. Ich würde nicht empfehlen, es zu lesen, wenn man die anderen 6 Bücher nicht kennt; die vielen Charaktere können nämlich recht verwirrend werden. Jedenfalls geht es um ein Gipfeltreffen der US-amerikanischen Vampirgemeinschaft, an dem Sookie als Telepathin für die Vampirkönigin von Louisiana teilnimmt. Außer den Vampiren und einigen Menschen, die bei ihnen angestellt sind, kommen noch eine ganze Reihe anderer Fantasiewesen zu dem Treffen: unter anderem Sookies neuer Freund, der Wertiger Quinn, ein Dämon nebst Sukkubi (schreibt man das so?) und ein paar Krieger(innen) aus einer Parallelwelt. Eins muß ich sagen: die Einfälle von Charlaine Harris, was Fantasiewesen betrifft, werden immer bizarrer. Respekt. Jedenfalls geht bei dem Vampirgipfeltreffen einiges schief, angefangen bei Koffern, die scheinbar niemandem gehören, bis zu gefährlichen Anschlägen. Am Ende muß Sookie mal wieder alles geben, um sich und die Untoten zu retten.
Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen dieses Buches, und das ist für mich die Hauptsache. Es ist spannend, streckenweise auch amüsant, und Harris' Charaktere sind wirklich Persönlichkeiten, mit vielen, oft widersprüchlichen Facetten. Aber ein Haar in der Suppe habe ich dann doch gefunden: die vielen Zeremonien und Rituale. Die haben mich in der Anita Blake-Reihe von Laurell K. Hamilton (die ich schon lange nicht mehr lese) genervt; hier nerven sie mich nicht ganz so sehr, aber ich könnte drauf verzichten. Ich habe auch immer noch nicht so ganz verstanden, warum Quinn der Wertiger als Zeremonienmeister auftritt, obwohl sich doch Vampire und Gestaltwandler gegenseitig nicht ausstehen können - vielleicht habe ich den Grund dafür aber überlesen. Falls es jemand weiß: für eine Erleuchtung wäre ich dankbar. Jedenfalls tragen die Teilnehmer dieser Rituale teilweise auch noch eigenartige Kleidung. Wenn mein schwaches Gedächtnis nicht trügt, gibt es eine Szene, in der Quinn einen (roten?) Umhang über dem nackten Oberkörper trägt. Und niemand holt sein Handy raus, macht ein Foto und veröffentlicht es auf youtube oder Twitter! Unfaßbar, oder?
Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen dieses Buches, und das ist für mich die Hauptsache. Es ist spannend, streckenweise auch amüsant, und Harris' Charaktere sind wirklich Persönlichkeiten, mit vielen, oft widersprüchlichen Facetten. Aber ein Haar in der Suppe habe ich dann doch gefunden: die vielen Zeremonien und Rituale. Die haben mich in der Anita Blake-Reihe von Laurell K. Hamilton (die ich schon lange nicht mehr lese) genervt; hier nerven sie mich nicht ganz so sehr, aber ich könnte drauf verzichten. Ich habe auch immer noch nicht so ganz verstanden, warum Quinn der Wertiger als Zeremonienmeister auftritt, obwohl sich doch Vampire und Gestaltwandler gegenseitig nicht ausstehen können - vielleicht habe ich den Grund dafür aber überlesen. Falls es jemand weiß: für eine Erleuchtung wäre ich dankbar. Jedenfalls tragen die Teilnehmer dieser Rituale teilweise auch noch eigenartige Kleidung. Wenn mein schwaches Gedächtnis nicht trügt, gibt es eine Szene, in der Quinn einen (roten?) Umhang über dem nackten Oberkörper trägt. Und niemand holt sein Handy raus, macht ein Foto und veröffentlicht es auf youtube oder Twitter! Unfaßbar, oder?
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