Montag, 21. Januar 2013

Boah, ich werd blind!

Das Jahr ist ja noch sehr jung, aber ich würde sagen, hier ist schon ein ganz heißer Kandidat für das häßlichste Buchcover 2013:

Und wer das Buch kaufen oder sich beim Verlag erkundigen möchte, wer das Model frisiert und / oder mittels Photoshop verunstaltet hat: Samhain Publishing kann diese Frage beantworten...

Donnerstag, 10. Januar 2013

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Ende letzen Jahres hatte ich mal ungefähr fünf Minuten lang mit dem Gedanken gespielt, Fifty Shades of Grey zu lesen und mich in meinem Blog darüber auszulassen. Aber nach der Leseprobe auf Amazon und allem anderen, was ich über das Buch gelesen habe, weiß ich eh, daß ich es scheiße nicht ganz meinem literarischen Geschmack entsprechend finden würde. Und Meinungen und Rezensionen dazu gibt's eh schon genug im Internet. Jetzt habe ich aber ein Foto gefunden, das wirklich alles sagt, was ich über diesen Shades of Grey-Hype denke:


Gefunden habe ich das Bild im Blog von Jennifer Armintrout, die sich sehr ausführlich mit den Büchern von E. L. James befaßt.

Sonntag, 6. Januar 2013

Tessa Dare: A Week to be Wicked

England im Jahr 1814: Minerva Highwood, eine junge Frau aus gutem Haus und begeisterte Hobby-Paläontologin, hat zwei dringende Anliegen: sie möchte einen aufsehenerregenden Fund bei einer Konferenz in Schottland präsentieren, und sie möchte ihre Schwester Diana vor einer lieblosen Ehe mit dem Wüstling Colin Sandhurst bewahren. Also beschließt sie, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem sie vorgibt, mit Colin durchzubrennen, obwohl dieser sie und ihren Fund eigentlich nur sicher nach Schottland bringen soll. Es folgt eine Reise voller Abenteuer, an deren Ende alles ganz anders kommt als gedacht...

Oh, was für ein bezaubernder und romantischer Liebesroman! Ich war wirklich ganz hingerissen beim Lesen und konnte das Buch kaum weglegen. Erst hinterher fiel mir auf, daß Colin und Minerva, wenn man sie mal ganz objektiv betrachtet, zwei nicht besonders kluge Charaktere sind, dazu kolossal egoistisch (sie) und unfaßbar wankelmütig (er). Aber das ist egal, schließlich liest man hier eine wundervolle, romantische Fantasie, und Tessa Dare schafft es ohne weiteres, daß man ihre Protagonisten ins Herz schließt.

Minerva hatte mit ihrer Mutter sowie ihren Schwestern Diana und Charlotte (offenbar hat man es bei Charlottes Geburt versäumt, den Begriff "römische Göttinnen" zu googeln) in Spindle Cove, einem kleinen Dorf in Südengland, Urlaub gemacht. Anschließend sind sie dort geblieben, weil sich Minervas Mutter in den Kopf gesetzt hatte, daß Colin, der immerhin ein Lord ist und einmal viel Geld erben wird, Diana heiraten müsse.

Minerva will genau das verhindern, weil sie findet, daß Diana auf die große Liebe warten sollte.

Colin ist seinerseits nur sehr widerwillig in Spindle Cove; er wurde von einem älteren Verwandten dorthin verbannt, der offenbar der Ansicht war, daß Colin es in London zu toll treibe. Bis er seine Erbschaft erhält (die bekommt er an seinem nächsten Geburtstag oder vorher, wenn er heiratet), fehlen Colin nun die finanziellen Mittel, um Spindle Cove zu verlassen.

Als Minerva Colin vorschlägt, zum Schein mit ihr durchzubrennen und ihm als Belohnung die 500 Pfund anbietet, die sie bei der Konferenz in Schottland für ihren sensationellen Fund zu erhalten hofft, ist Colin zunächst die Stimme der Vernunft. Er macht ihr klar, daß nicht nur sie selbst ruiniert sein wird, sondern auch ihre beiden Schwestern. Minerva reißt sich die Bluse vom Leib und zeigt ihm ihre Tätowierung, die in chinesischen Schriftzeichen sagt: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert". Na ja, nicht ganz, aber sie bügelt seine Bedenken einfach ab.

Was nun folgt, ist eine Reise voller aufregender, spannender Abenteuer und wundervoller Dialoge zwischen Minerva und Colin. Das ist so großartig geschrieben, daß man sich fast wünscht, das Buch würde nie mehr aufhören. Colin ist definitiv nicht der zynische Regency-Roman-Standard-Wüstling, sondern ein lieber Kerl mit Humor und Fantasie. Und Minerva ist eine neugierige, zu allen Schandtaten bereite Heldin.

Colins Wankelmut äußert sich in seinem Verhalten gegenüber Minerva: erst ist er fest entschlossen, sie nicht anzurühren, dann macht er es doch. Nachdem die beiden sich ihre Liebe gestanden haben (das ist kein Spoiler, ihr wußtet, daß das passiert!) ist er erst fest entschlossen, sie vor der Eheschließung ein halbes Jahr lang öffentlich zu umwerben, dann will er aber doch jetzt sofort heiraten...

Während ich das Buch gelesen habe, habe ich kein einziges Mal gedacht, daß die Handlungen von Held und Heldin ein bißchen daneben sind. Ich habe es einfach genossen, weil es so spannend und lustig und romantisch ist. Weitere Bücher von Tessa Dare werde ich ganz bestimmt lesen. Aber man sollte wirklich nicht allzu intensiv über die Handlung nachdenken. Na egal. Lebendige Menschen habe schließlich auch Fehler und Schwächen, da muß das bei Romanfiguren auch so sein!


Montag, 31. Dezember 2012

Frohes Neues Jahr!

Ihr Lieben! Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit, Glück und daß alle eure Wünsche für 2013 in Erfüllung gehen! 

(Die Plüschgeweihe habe ich übrigens von meinem Liebsten zu Weihnachten bekommen. Ist das nicht abgefahren?)

Samstag, 15. Dezember 2012

Cherry Adair: Out of Sight

Das ist es. Das Kamelbuch. Also - das!! Kamelbuch. Und ich sag euch noch was: im Vergleich zu den anderen völlig absurden Handlungen in dem Buch ruft die Sache mit dem Kamel wirklich nur mildes Erstaunen hervor.

A. J. Cooper (das ist die Heldin des Buchs) und Kane Wright sind Agenten einer streng geheimen Geheimorganisation namens T-FLAC, neben denen die Navy SEALS wie leicht verhätschelte Kindergartenkinder aussehen. A. J. ist zwar relativ neu in der Geheimorganisation, aber ein As als Scharfschützin, sozusagen der Robin Hood der modernen Waffentechnik. Deswegen ist sie mit ihrem Chef Kane und ein paar anderen in Ägypten, um einem mutmaßlich islamischen Terroristen namens Raazaq, der die Weltherrschaft an sich reißen will,  zu einem vorzeitigen Date mit den 70 Jungfrauen zu verhelfen, die nach allem, was man so hört, den Heiligen Kriegern im Jenseits das Leben versüßen. Blöderweise versagt A. J. und trifft alles mögliche, nur nicht den Schurken. Andererseits wäre das Buch auf Seite 5 zuende gewesen, wenn sie ihn getroffen haette, und das wäre auch jammerschade. Nun tritt Plan B in Kraft. Um näher an Razaaq heranzukommen, treten Kane und A. J. als Fotograf und Model auf. Da A. J. wunder-wunderschön ist rechnen sie damit, daß Razaaq gar nicht anders kann, als sich an sie heranzumachen. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, wenn einer der Top-Agenten sich als Kellner, Schuhputzer oder Bakklava-Lieferant getarnt hätte, aber nun gut; niemand liest ein Cherry Adair-Buch wegen der logischen und nachvollziehbaren Handlung. A. J. trifft sich mit Razaaq und will ihn gerade vergiften, als Kane sie zurückpfeift. In einer Abfolge von vollkommen absurden, unlogischen und zweifellos in einem durch illegale Substanzen verursachten Rausch ersonnenen Handlungen verfolgen A. J. und Kane Razaaq durch die Wüste und retten am Ende die Welt vor einer Katastrophe, während sie gleichzeitig wie Karnickel rammeln, denen man Viagra unter die Möhren gemischt hat.

An Out of Sight ist einfach alles unwahrscheinlich, unmöglich und einfach nur unsinnig. Eigentlich wäre "Unsinn in der Wüste" auch ein viel besserer Titel für das Buch gewesen, aber dann hätte es währscheinlich keiner gekauft. Da ist zum einen A. J., die sich von einer nervösen Nachwuchs-Agentin in Xenia die Kriegerprinzessin verwandelt, und zwar innerhalb von einem Tag. Sie  schießt, sie prügelt sich, sie kennt die Landkarte von Ägypten auswendig und ist generell eine fleischgewordene Wikipedia-App. Kane ist da schon eher der Standard-Romantic Suspense-Held, toll aussehend, Muskeln wie aus Stahl, will in wirklich jeder Lebenslage Sex, gähn. Na ja, und dann die Handlung. Hier wurde Qualität großgeschrieben. Hier sind nicht nur die größeren und offensichtlichen Handlungsstränge absurd, oh nein. Frau Adair hat mit der allergrößten Sorgfalt darauf geachtet, das jedes noch so kleine Deteil absolut keinen Sinn hat. Ein Beispiel: Der Bösewicht Razaaq hat in einem größeren Umkreis um seine Wirkungsstätte herum alle Elektrogeräte sowie die Stromversorgung lahmgelegt. Kane und A. J. können auch genau feststellen, zu welcher Uhrzeit das geschehen ist - indem sie nachschauen, wann ihre Digitaluhren stehengeblieben sind...

Kane und A. J. bleiben während eines Sandsturms mit ihrem Auto in der Wüste liegen, vertreiben sich die Zeit mit stundenlangem Sex, schlafen ein wenig und stapfen dann meilenweit bei sengender Hitze durch den Sand, um schließlich in einer Oase bei einer Nomadenfamilie Zuflucht zu suchen. Und dann das:

"AJ slumped against Kane, yanking her bandanna down and scraping one hand across her dirty face to push her sand-encrusted hair back and out of her way. She looked gorgeous."

Klar doch. Am nächsten Morgen kommt A. J. frisch und sauber aus dem Nomadenzelt und...

"She still wore khaki pants, but she'd dusted off her cotton shirt and knotted it loosely at the waist, exposing a smile of tanned tummy."

Für eine wandelnde Wikipedia-App ist das ein ziemlich gewagter Auftritt an einem Ort, wo die aktuelle Damenmode eher in Richtung Bettlaken mit Sehschlitz tendiert.

Gegen Ende des Buches müssen A. J. und Kane die Welt und natürlich die wichtigsten Regierungsoberhäupter vor Razaaqs tödlichen Absichten retten. Wollt ihr wissen, wer die wichtigsten Regierungsoberhäupter der Welt sind? Also, Cherry Adair zufolge sind das: der Präsident der USA, der Premierminister von England, die Königin von England, ein saudi-arabischer Fürst und Königin Sofia von Spanien.

Alles in allem fand ich Out of Sight ganz lustig. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen das Gefühl, daß ich es noch viel, viel lustiger finden würde, wenn ich sturzbetrunken wäre. Aber ich kann mir ja nicht eine Woche lang jeden Abend beim Lesen die Kante geben. Ist ungesund und würde sich negativ auf meine Arbeit auswirken...man muß jedenfalls, wenn man dieses Buch lesen möchte, das logische Denken abschalten. Weg damit, Logik brauchen wir nicht. Und man muß Absurditäten mögen. Vielleicht mal als Vorbereitung Die Ritter der Kokosnuß anschauen, das könnte zur Einstimmung beitragen.

Ach ja: die Sache mit dem Kamel. Das wird sehr detailliert beschrieben (Seite 215 bis 221 im Mass Market Paperback, für diejenigen, die keinen Bock haben, sich das ganze Buch anzutun). Besonders sexy fand ich diese Szene nicht, aber Daumen hoch für die Tatsache, daß unsere wackeren Helden es nicht nur auf dem Kamel treiben, sondern A. J. sich in Vorbereitung des Aktes auch komplett auszieht und ihre Haare löst, damit sie locker hinter ihr her wehen. Was ich nicht weiß, ist, ob dieses Kamel eins von den Viechern mit einem oder mit zwei Höckern ist. Eins davon ist kein Kamel, sondern ein Dromedar, aber ich kann mir nie merken, welches wie viele Höcker hat.


Sonntag, 2. Dezember 2012

Julie James: About That Night

Rylann Pierce ist eine junge Staatsanwältin, die einen verurteilten und gerade erst aus dem Gefängnis entlassenen Kriminellen im Zusammenhang mit einem anderen Fall verhören muß. Wie sich herausstellt, ist Kyle Rhodes genau der junge Mann, in den sie sich vor Jahren Hals über Kopf verliebt hatte. Rylann und Kyle würden gerne da weitermachen, wo sie vor einigen Jahren aufgehört hatten, doch Rylann hat Gewissensbisse: darf sie als Staatsanwältin mit einem verurteilten Verbrecher zusammensein, auch wenn sein Vergehen eher lustig als gefährlich war?

Ich kann's kaum fassen, wie lahmarschig ich beim Bloggen geworden bin! Ich entsinne mich, daß ich dieses Buch gelesen habe, als ich so fürchterlich krank war, daß ich sogar zum Arzt gehen und mich krankschreiben lassen mußte (nachdem meine Kollegen auf der Arbeit zu mir gesagt hatten: "Du siehst scheiße aus. Fahr nach Hause und leg dich ins Bett."). Das war im Mai!

Nun, Rylann und Kyle sind, wie fast immer in Julie James' Büchern, Charaktere, die es im wirklichen Leben nicht gibt und auch niemals geben wird. Sie sind jung, unfaßbar gutaussehend, reich (besonders Kyle, der der Sohn eines Milliardärs ist und als begnadeter Hacker auch durchaus in der Lage ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren), intelligent, humorvoll und liebenswert.

Kyle war im Gefängnis, weil er sich über etwas geärgert hatte, was seine Ex-Freundin auf Twitter gepostet hatte - nämlich ein kompromittierendes Foto von sich und einem anderen Typen  - und weil er daraufhin mit Hilfe seiner genialen Hackerfähigkeiten in sturzbetrunkenen Zustand Twitter sabotiert hatte. Kein großer Verlust, wenn man mich fragt - und in meiner Welt hätte man dem guten Kyle für diese Aktion wahrscheinlich ein Bier spendiert, ihm anerkennend auf die Schulter geklopft und ihn gefragt, ober er vielleicht mal alle Spam-mails des Universums an deren Absender zurückschicken kann. Daß alle, die an einem Dienst wie Twitter Geld verdienen, diese Aktion jetzt nicht ganz so lustig finden würden, ist auch klar - aber ich glaube nicht, daß man fürs Twitter-lahmlegen tatsächlich in den Knast kommt (außer vielleicht, wenn man das jede Woche macht).

Aber ich habe Rylanns Bedenken, mit Kyle zusammen zu sein, eben nicht so ganz verstanden. Daß sie mit ihm keine private Beziehung haben kann, während sie ihn als Zeugen für ihren Fall braucht, ist völlig klar, aber dieses Hindernis war nach etwa der Hälfte des Buches verschwunden und von da an hätten die beiden eigentlich freie Bahn gehabt. Rylanns Ex taucht auch noch auf, um etwas Unruhe zu stiften, aber als Leserin hatte ich nie ernsthafte Zweifel, ob sich Rylann für Kyle oder für ihren Ex entscheiden würde.

So gesehen ist About That Night spaßig und unterhaltsam mit tollen Dialogen und sympathischen Haupt- und Nebenfiguren, wie eigentlich immer bei Julie James. Aber einen Konflikt und eine richtige Handlung gibt es nicht wirklich. Selbstverständlich werde ich das nächste Julie James-Buch aber auch wieder lesen. Es wird sicher Spaß machen, und vielleicht hat es sogar etwas mehr Handlung, wer weiß?

Übrigens: es gibt noch eine klitzekleine Kleinigkeit, die mich ein bißchen gestört hat. Immer, wenn beschrieben wurde, wie überaus gutaussehend Kyle ist, wurde er mit einer Figur aus der Fernsehserie Lost verglichen. Liebe Autoren, bitte laßt doch solche Vergleiche. Ich habe noch nie eine Folge von Lost gesehen (kam das überhaupt im deutschen Fernsehen?), und habe auch nicht vor, das nachzuholen. Nicht jeder Mensch - und wahrscheinlich noch nicht mal jeder Mensch in den USA - kennt jede Serie!

Ach, und noch etwas. Unfaßbar attraktive, sportliche, humorvolle Nerds, die so richtig viel Erfolg bei den Frauen haben, gibt's meiner Ansicht nach auch nicht. Ihr kennt doch bestimmt alle dieses Klischee von den Computerfreaks, die rund um die Uhr vorm Rechner sitzen, bleich und dünn sind, uncoole Klamotten und Frisuren tragen und sich von Cola, Schokoriegeln und Tiefkühlpizzas ernähren? Und die sich in einer Sprache unterhalten, die niemand außer ihnen auch nur ansatzweise verstehen kann? Tja. Das ist kein Klischee. Die sind wirklich so. Zumindest die, die für meinen Arbeitgeber arbeiten.


Mittwoch, 24. Oktober 2012

Sherry Thomas: Private Arrangements

England im späten 19. Jahrhundert: Gigi Rowland ist eine reiche junge Erbin, die sich Hals über Kopf in einen jungen Lord namens Camden Saybrook verliebt, der sich ebenfalls zu ihr hingezogen fühlt, obwohl er mit einer anderen Frau so gut wie verlobt ist. Elf Jahre später sind die beiden als Lord und Lady Tremaine verheiratet, haben sich aber seit vielen Jahren nicht gesehen. Gigi will die Scheidung, und Camden willigt ein - allerdings nur unter der Bedingung, daß sie vorher einen Erben zur Welt bringt. Dieses Projekt wird sofort in Angriff genommen, doch ist die endgültige Trennung tatsächlich das, was Gigi und Camden wollen?

Private Arrangements ist eine Entdeckung unter den Historicals. Ich bin wirklich begeistert von Sherry Thomas' Schreibstil, aber auch von ihrer Charakterisierung des Helden, der Heldin und der meisten Nebenfiguren. Hier taucht keine einzige der mittlerweile so langweilig gewordenen Klischeefiguren auf, alle Personen werden dem Leser mit Liebe zum Detail nahegebracht.

Gigi ist schon als 18jährige eine Person mit einem sehr gesunden Selbstbewußtsein. Sie weiß, daß sie aufgrund ihres Reichtums fast alles haben kann, was sie will, und sie schreckt auch nicht davor zurück, andere Menschen zu manipulieren. Sie besitzt einen guten Geschäftssinn und sorgt dafür, daß ihr Reichtum sich mehrt, anstatt ihre Zeit ausschließlich mit Teetrinken und Klavierspielen (oder was immer reiche Frauen im späten 19. Jahrhundert sonst zu tun pflegten) zu verbringen. Andererseits ist sie aber auch ein Mensch mit tiefen Gefühlen, ist manchmal unsicher und hat Angst, zurückgewiesen zu werden. Eines ist sie keineswegs: passiv. Sie agiert viel öfter, als sie reagiert.

Camden stammt aus einer verarmten, aber äußerst vornehmen Familie. Da er auch recht geschäftstüchtig ist, schafft er es innerhalb weniger Jahre, seine Finanzen zu sanieren. Camden hat sehr tief verankerte moralische Grundsätze, und es fällt ihm sehr schwer, anderen Menschen zu verzeihen, wenn diese gegen diese Grundsätze verstoßen. Das hört sich jetzt so an, als wäre er einer von diesen Romanhelden, die über die 350 Seiten eines Buchs lang einen Stecken im Arsch haben und ihre dazugehörige Heldin erst dann lieben, wenn sie sich haargenau so verhält, wie sie es erwarten. So ist er aber gar nicht. Eigentlich ist er ein herzensguter Mensch, der sich sogar mit seiner Schwiegermutter blendend versteht.

Was selbige Schwiegermutter, also Gigis Mama, betrifft: oh ja, die ist auch goldig. Sie hat in Private Arrangements eine eigene kleine Neben-Liebesgeschichte mit Happy-End. Gigis Mama ist das, was man heute wohl als gold digger bezeichnen würde (komischerweise fällt mir gerade nicht die korrekte deutsche Bezeichnung dafür ein, und "so wie jede Freundin, die Lothar Matthäus in den letzten 15 Jahren hatte" ist ja wohl weder ein Subjektiv noch ein richtiges Adjektiv). Sie gehört zu diesen Frauen, die finden, man könne sich grundsätzlich viel besser in einen reichen als in einen armen Mann verlieben. Aber sie ist wirklich bezaubernd, und ihre Bemühungen, einen leibhaftigen Herzog für sich zu gewinnen, sind absolut lesenswert.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Erzählweise, denn ein großer Teil der Geschichte - wie Gigi und Camden sich kennengelernt haben, warum sie geheiratet und sich direkt wieder getrennt haben, was in den folgenden Jahren geschah - wird in Rückblenden erzählt. Ich bin eigentlich keine Freundin dieser Erzählweise, aber hier funktioniert es sehr gut. Mein einziger Kritikpunkt ist, daß Gigi und Camden ihr Happy End ein kleines bißchen zu lange durch irgendwelche selbstgemachten Komplikationen herauszögern - meiner Ansicht nach hätten sie sich wohl doch schon gute 30 bis 50 Seiten eher glücklich in die Arme sinken können. Aber ich will nicht meckern. Lieber ein gutes dickes Buch als ein mieses dünnes (ein mieses dickes wäre natürlich noch schlimmer. Nicht auszudenken, wenn Kafkas Verwandlung 350 Seiten hätte. Dann hätte ich mir entweder eine Klinikpackung Valium besorgen oder die sterblichen Überreste meines damaligen Deutschlehrers an einer geheimen Stelle verbuddeln müssen).

Ich freue mich ja immer, wenn ich mal einen Historical entdecke, der etwas ganz neues bietet und auch noch super geschrieben, spannend und kurzweilig ist. Das trifft auf Private Arrangements auf jeden Fall zu, und ich werde sicher noch einiges von Sherry Thomas lesen.


Dienstag, 9. Oktober 2012

Jane Casey: The Burning

Maeve Kerrigan ist eine junge irischstämmige Polizistin, deren Karriere bei der Londoner Kriminalpolizei gerade erst am Anfang steht. Maeve, ihre Kollegen und ihre Vorgesetzten müssen einen schwierigen Fall aufklären: ein Serientäter tötet junge Frauen und verbrennt diese anschließend, so daß neben den Opfern der Verbrechen auch ein großer Teil des Beweismaterials vernichtet wird. Noch schwieriger wird die Aufgabe der Polizei dadurch, daß es beim fünften Opfer einige Unterschiede zu den anderen Fällen gibt - haben sie es etwa mit mehr als einem Täter zu tun?

The Burning ist ein wahnsinnig spannender Krimi, den ich in einem Rutsch durchgelesen und mir anschließend sofort alles andere besorgt habe, was Jane Casey geschrieben hat. Dabei ist die Geschichte ziemlich düster. Maeve selbst hat mit allen möglichen Problemen innerhalb der Polizei zu kämpfen. Es gibt Vorurteile gegen sie wegen ihrer irischen Herkunft und auch einfach, weil sie eine Frau und sehr jung und neu in dem Job ist. Maeves Chef Charles Godley wird von seinen Mitarbeitern mit nahezu kultischer Verehrung betrachtet, seine rechte Hand DI Tom Judd wird eher gefürchtet, und mit ihrem Kollegen Rob Langton ist sie befreundet, doch sie sind auch Konkurrenten.

Gleich auf den ersten paar Seiten des Buches wird ein Verdächtiger festgenommen, aber das ist natürlich eine falsche Spur - sonst könnte The Burning ja nicht über 480 Seiten haben! Was das Buch so überaus spannend macht, ist natürlich einerseits der Schreibstil von Jane Casey, den ich einfach mag. Andererseits ist es aber auch die detaillierte Beschreibung der akribischen Arbeit, die die Polizei leisten muß, um die anfangs sehr spärlichen Beweise zu finden, auszuwerten und zu deuten. Es war auch eine ziemliche Abwechslung, mal einen Krimi zu lesen, der in England spielt - ich muß zugeben, daß ich sonst doch mehr amerikanische als englische Bücher lese.

Ich sollte noch erwähnen, daß The Burning nicht ausschließlich aus Maeves Perspektive (und ja, in der Ich-Form) geschrieben ist. Teilweise wird die Geschichte auch aus der Sicht von Rob und von Louise, der Freundin eines der Opfer, beschrieben. Und während Rob ein netter Kerl ist, der Maeve gern hat und für seine Arbeit als Polizist sein bestes geben will, ist Louise...sagen wir mal, anders. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser ziemlich viel über Louise, und obwohl sie anfangs den Eindruck erweckt, eine graue Maus zu sein, die sich in der Popularität ihrer jüngst ermordeten Freundin Rebecca sonnen wollte, steckt doch sehr viel mehr dahinter. Ein weiterer interessanter Nebencharakter ist Rebeccas Ex-Freund Gil. Ein fieser und irgendwie schleimig-gruseliger Typ.

Aber ich will ja hier nicht das ganze Buch wiedergeben. Ich fand es wahnsinnig spannend und empfehle es jedem, der Krimis mag und damit leben kann, wenn diese aus verschiedenen Perspektiven in der Ich-Form geschrieben sind.

Sonntag, 30. September 2012

Alaya Johnson: Wicked City

Im New York der Prohibitionszeit wird munter weiter Alkohol getrunken, nur die Vampire müssen auf Faust zurückgreifen, ein mit Rauschmitteln versetztes Blutgetränk. Dummerweise sterben einige von ihnen an diesem Getränk, und zwar obendrein auf ungewöhnliche Weise: sie explodieren nicht etwa (was normal wäre), sondern gehen unter Qualen zugrunde. Wurde das Getränk etwa vergiftet und wenn ja: wie und von wem? Die Polizei ermittelt fieberhaft, und neben den Anti-Vampir-Gruppierungen gibt es eine weitere Verdächtige: Zephyr Hollis, die sich eigentlich stets für die Rechte der Vampire eingesetzt hat. Die Gefahr einer Verhaftung oder Verurteilung ist jedoch nicht das einzige, was Zephyr zu schaffen macht: ihre Familie wird von einem bösen Golem verfolgt, ihr Vampir-Exschüler drängt sie, ihm einen Termin beim Bürgermeister zu verschaffen und von ihrem Möchtegern-Lover Amir, dem Djinn, muß sie sich unbedingt etwas wünschen, da er laut Djinn-Gesetzen anderenfalls für tausende von Jahren ins Exil geschickt werden kann.

Wicked City ist die Fortsetzung von Moonshine, das für mich eines der besten Bücher der letzten Jahre war. Ihr könnt euch ja denken, wie gespannt ich auf das Wicked City war. Also, zuerst die gute Nachricht: Es ist sehr unterhaltsam, kurzweilig und voller Action. Zephyr gerät ständig in brenzlige Situationen und versucht aufzupassen, daß sie und alle ihre Freunde und Bekannten diesen Situationen unversehrt entrinnen. Ja, es ist ein gutes Buch, aber: leider nicht so gut wie Moonshine. In Wicked City fehlt ein bißchen der Humor, den ich im Vorgängerbuch so absolut großartig fand. Die Dialoge sind gut, aber nicht so gut.

Dazu kommt, daß Zephyrs Verhalten gegenüber Amir mir ein wenig auf die Nerven geht. Dazu muß man die Vorgeschichte kennen: Zephyr und Amir haben sich im ersten Buch kennengelernt und sich ein wenig verliebt und ziemlich heftig miteinander geflirtet. Das junge Glück bekam allerdings einen Dämpfer, als sich herausstellte, daß Amir dafür gesorgt hatte, daß die in Deutschland erfundene Vampirdroge Faust in Amerika eingeführt wurde. Als er in große Gefahr geriet, rettete Zephyr Amir dennoch; mit dem Resultat, daß er jetzt an sie gebunden ist, bis sie einen Wunsch an ihn richtet, den er ihr erfüllen muß. Zephyr befürchtet allerdings, daß auch das Äußern eines Wunsches schlimme Konsequenzen haben könnte.

Das Resultat ist, daß Zephyr Amir teils ausweicht oder sich abweisend verhält. Teilweise betrachtet sie ihn jedoch als als Freund und läßt sich bei einigen schwierigen Aktionen von ihm helfen, wie z. B. beim Einbruch in eine Leichenhalle. Im Laufe des Buches beginnt sie, ihre Einstellung zu überdenken mit der Begründung daß, wenn es Amir nicht getan hätte, wohl jemand anderes Faust in Amerika verbreitet hätte, was für mich wiederum eine ziemlich schlechte Entschuldigung für ein Verbrechen ist. Andererseits wäre ich an Zephyrs Stelle aber auch gar nicht so sauer auf Amir gewesen, denn die Vampire wurden ebensowenig zum Faust trinken gezwungen wie Menschen zum Alkohol trinken gezwungen werden. Jedenfalls finde ich dieses heiß-kalte Auftreten Zephyrs gegenüber Amir nicht ok.

Im Laufe des Buches gibt es noch so manche spektakuläre Enthüllungen in Bezug auf die Frage, warum Zephyr immun gegen Vampirbisse ist und was ihr Blut so alles bewirken kann.

Wie gesagt: Wicked City ist ein spannendes Buch, das nie langweilig wird. Es ist leider nicht so gut wie sein Vorgänger, aber falls Alaya Johnson eine Fortsetzung schreibt (hoffentlich!) werde ich die definitiv auch lesen!

Sonntag, 2. September 2012

Cherry Adair: Hush

Acadia Gray ist eine junge Amerikanerin, die sich nach einem Lottogewinn etwas gönnen will und mit ihren besten Freundinnen die Naturwunder Venezuelas besichtigen will. Da sie einen Tag eher vor Ort ist als ihre Freundinnen, schleppt sie in einer versifften Bar einen Typen namens Zakary Stark ab und verbringt mit ihm eine heiße Nacht in einem ebenso versifften Hotelzimmer. Dummerweise endet dieses Abenteuer nicht, wie zu erwarten, mit einem pelzigen Gefühl im Mund und vielleicht einem fiesen Hautausschlag, sondern damit, daß Acadia, Zak und dessen Bruder Gideon von venezolanischen Guerillas in den Dschungel verschleppt werden. Zwar gelingt ihnen die Flucht, aber Gideon verschwindet, dauernd explodiert etwas, und Acadia und Zak müssen versuchen, ihre Dauergeilheit lange genug zu ignorieren, um herauszufinden, welcher Bösewicht warum hinter wem und was her ist.

Ich weiß gar nicht mehr, warum ich dieses Buch lesen wollte. Es war in diesem Jahr für den RITA-Award in der Kategorie Romantic Suspense nominiert, hat aber nicht gewonnen. Das liegt daran, daß das die völlig falsche Kategorie war. Wäre Hush in der Sparte "Bücher, die so doof sind, daß sie schon wieder gut sind" nominiert worden - es hätte garantiert eine Auszeichnung erhalten.

Die ersten hundert Seiten waren allerdings schlimm. Eine einzige Katastrophe aus unlogischer Handlung und strunzdummen, unsympathischen Hauptfiguren. Ich war schon beinah soweit, die Verbrecher anzufeuern, damit sie Acadia erschießen. Es ist nämlich so, daß Zak und Acadia noch nackt im Bett liegen und schlafen, als vier oder fünf schwer bewaffnete Typen in ihr ekliges Hotelzimmer kommen und sie schlagen und bedrohen. Acadia hat gleich mal nichts besseres zu tun, als die Typen blöd anzumachen. Sie ist nackt und hilflos und hat 'ne große Klappe - was soll das? Intelligent ist jedenfalls anders. Zak ist allerdings auch nicht viel besser, denn die Tatsache, daß er gerade von diesen brutalen Verbrechern mißhandelt wird, lenkt ihn nicht allzulange davon ab, daß er mit Acadia Sex haben möchte.

Und warum sind unsere "Helden" überhaupt in diesem Hotel, das der Beschreibung nach selbst den RTL-Urlaubsretter dazu bringen würde, sich zu entleiben? Zak ist ein Multimillionär (er ist sozusagen Google mit Sixpack) und Acadia hat im Lotto gewonnen. Warum gehen die also nicht in ein 5 Sterne-Hotel?

Dazu kommt, daß Zak Acadia anfangs "Barbie" nennt, weil sie blonde Haare hat. Bei sowas könnte ich kotzen. Ich bin nicht blond und war es nie (außer einmal, als ich 15 oder 16 war, für drei oder vier Wochen, und es sah sowas von sch....lecht aus), aber was. soll. das?? Ich weiß einen guten Blondinenwitz durchaus zu schätzen, aber es ist einfach nur respektlos, eine Frau wegen ihrer Haarfarbe Barbie zu nennen...und außerdem ziemlich dämlich, wenn man wie der dauergeile Zak darauf hofft, daß einen just diese Frau in nicht allzu ferner Zukunft mal wieder beglücken wird.

Nun, wie gesagt, die Handlung ist nahezu komplett unlogisch und hat den intellektuellen Gehalt einer Folge von "Familien im Brennpunkt" - aber irgendwann legte sich in meinem Kopf ein Schalter um, und ich begann, diesen haarsträubenden Schwachsinn einfach zu genießen, ohne weiter darüber nachzudenken. Acadia ist verschwitzt, blutig und stundenlang durch den heißen, furchteinflößenden Dschungel getrottet, riecht aber immer noch angenehm frisch nach Jasmin? Supidupi! Sie hat eine komplette Überlebensausrüstung einschließlich eines Zeltes in ihrer Weste verstaut? Cool, endlich mal eine Heldin die eine Kreuzung aus McGyver und Duftbäumchen ist! Zak wurde angeschossen und stirbt beinah, weil sich die Wunde entzündet. Nach was steht ihm der Sinn jedesmal, wenn er halbwegs das Bewußtsein erlangt, und natürlich auch als allererstes nach einer schweren OP nebst Nahtod-Erfahrung? Will er was zu trinken? Muß er mal? Fragt er nach Neuigkeiten von seinem verschwundenen Bruder? Nicht doch, tsktsk. Zak will als allererstes vögeln! Und anschließend möchte er dann noch mal v...na, ihr wißt schon.  Zak ist ein Kaninchen, nur nicht so flauschig. Acadia hat im wörtlichen Sinne nichts mehr zum Anziehen und geht shoppen. Was kauft sich sich als erstes? Ein sexy Kleid und High Heels! Klaro, braucht man ja ständig, wenn man gerade auf der Flucht vor Mördern ist.

Das beste allerdings ist die Auflösung der Frage, wer der böse Feind ist, der hinter Zak her ist und ihn vernichten will. Das ist ganz großes Kino. Mir haben sich wirklich die Zehennägel aufgerollt. Schwachsinn kann genial sein, und hier ist er es!

Wer ein Buch goutieren kann, das sich so liest, als hätten sich ein paar Pornodarsteller in einen Michael Dudikoff-Film verirrt, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer allerdings eine logische Handlung und liebenswerte, wie echte Menschen mit Charakter und Persönlichkeit wirkende Protagonisten erwartet, der sollte einen riesengroßen Bogen um Hush machen.

Ich selbst gucke jetzt mal im Internet nach Cherry Adairs Backlist. Es soll da ein Buch geben, in dem Held und Heldin es auf der Flucht vor ihren Verfolgern auf dem Rücken eines Kamels treiben...