Sonntag, 3. April 2011

Bella Andre: Never Too Hot

Nach ihrer Scheidung hat sich Ginger Sinclair ein Ferienhaus an einem See in den Adirondacks gemietet, um dort in aller Ruhe zu sich selbst zu finden und an ihrer Karriere als Malerin zu arbeiten. Nebenher arbeitet sie, um ein wenig Geld zu verdienen, in einem Café in dem kleinen Dorf, wo das Ferienhaus steht. Sie ist zunächst nicht gerade begeistert, als Connor MacKenzie auftaucht und einzieht, um das Haus zu renovieren. Connor ist der Enkelsohn der Hausbesitzer, der bei seiner Arbeit als Feuerwehrmann schwere Verbrennungen erlitten hat und darum kämpft, wieder in seinem Beruf arbeiten zu können. Ginger und Connor fühlen sich zueinander hingezogen und beginnen eine Affäre - doch haben sie eine gemeinsame Zukunft, obwohl Connor sich aufgrund seiner Verletzungen als menschliches Wrack fühlt?

Schon wieder ein Buch mit Feuerwehrmännern! Wie konnte das passieren? In letzter Zeit lag öfter mal ein Bella-Andre-Feuerwehr-Buch bei Real in der Bücherabteilung. Nicht dieses, ein anderes. Das schien mir ganz interessant zu sein, aber gekauft habe ich es dann doch nicht; gelegentlich, wenn auch nicht immer, überwältigt mich ein gewisses Mißtrauen gegenüber deutschen Übersetzungen amerikanischer Bücher. Ich habe schon Bücher gehabt, bei denen man hätte denken können, sie seien vom Google Translator übersetzt worden (Cora Verlag, I'm looking at you).  Bei meinem nächsten Amazon-Kaufrausch habe ich mir dann aber doch mal ein Buch der Autorin bestellt.

Never Too Hot war nicht der totale Brüller unter den Büchern, aber es war ganz unterhaltsam. Ginger ist eine sympathische Heldin, die sich nach ihrer Scheidung von einem offenbar richtig fiesen Typen vorgenommen hat, nur noch das zu tun, was sie selbst für richtig hält. Sie ist eine ganz vernünftige Person, die nur gegen Ende des Buches einen TSTL-Moment hat, ohne den es offenbar wieder mal nicht ging.

Connor tut sein bestes, um den tortured hero zu geben, und dafür hat er allen Grund: er kämpft noch immer mit den Folgen seiner schweren Verbrennungen, die sowohl körperlicher als auch seelischer Art sind. Er ist wild entschlossen, wieder als Feuerwehrmann zu arbeiten, aber die zuständingen Behörden müssen das erstmal gestatten. Connor hat keine Ahnung was er tun würde, wenn er nicht in seinen Beruf zurückkehren könnte, denn er hat sich nie etwas anderes gewünscht.

Es gibt einige nette, aber nicht weiter bemerkenswerte Nebenfiguren: Gingers Freundin und Chefin Isabel und deren Sohn sowie Connors Vater Andrew, der sich jahrelang nicht um Connor und seinen Bruder gekümmert hat und seinen Söhnen nun langsam wieder näher kommen will.

Die ersten beiden Drittel des Buchs sind wirklich gelungen und bieten gute, wenn auch nicht besonders aufregende Unterhaltung. Das letzte Drittel allerdings sollte mit einer Warnung versehen werden: erst versuchen sich diverse Charaktere in Sachen TSTL gegenseitig zu überbieten, und dann kommt das Ende des Buchs, um das Diabetiker einen riesengroßen Bogen machen sollten. Das ist wie Zuckerwatte mit extra viel Zucker.

Es wird sicherlich niemanden überraschen, daß Ginger und Connor bis über beide Ohren ineinander verliebt sind. Nur hat der gute Connor dann einen dieser für tortured heros nahezu unerläßlichen "du bist zu gut für mich, deshalb tu ich so, als wollte ich nur Sex von dir"-Momente. Seufz. Geht da nicht mal was anderes? Dieses Plotelement habe ich nun wirklich schon gefühlte 837 Mal zu oft gelesen. Aber es wird noch besser. Einige Seiten später überlegt sich Connor nämlich, Ginger dann doch mal zu sagen, daß er mit ihr zusammenbleiben will. Nur sagt die dann nicht etwa "ja supi" oder etwas dergleichen - sondern sie fragt ihn, wie lange er mit ihr zusammenbleiben will. Nun kann Connor natürlich nicht hellsehen und er kennt Ginger ja auch erst seit zwei oder drei Wochen. Also lautet seine Antwort sinngemäß "weiß nicht". Ginger rauscht beleidigt ab und ich bin genervt.

Jeder, der schon mal einen Liebesroman gelesen hat, braucht jetzt sicherlich nicht mehr als 2 bis 2 1/2 Gehirnzellen in Betrieb zu nehmen, um sich zusammenzureimen, was als nächstes passiert: großes Drama, Ginger muß gerettet werden, Happy End, Zuckerschock für Susi. Also ehrlich, das Ende ist mal wieder total übertrieben. Bis auf tanzende, singende Glücksbärchis, galoppierende Einhörner und Regenbögen hat die Autorin wirklich überhaupt nichts ausgelassen. Übrigens: ich liebe Happy Ends, sowohl in Büchern wie auch in Filmen und natürlich im wirklichen Leben. Aber bei der Buch- und Filmvariante würde ein winziger Hauch von Wahrscheinlichkeit nicht schaden. Also so, daß der Leser bzw. Zuschauer sich denken kann: hm, ja, okay, das könnte so passieren.

Wie bewertet man also ein Buch, das zu zwei Dritteln unterhaltsam ist und zu einem Drittel eine total ausgelutschte Handlung und ein maßlos übertriebenes Happy End hat? Ich würde sagen, mittelprächtig. Immerhin habe ich mich nicht gelangweilt, das ist ja auch was wert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen