Samstag, 5. Dezember 2009

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 4: Weihnachtsduft und zarte Küsse (Bianca Spezial-Weihnachtsband)

Ich hätte es ja eigentlich wissen sollen, daß diese Cora-Romanhefte nichts für mich sind. Aber als ich so lässigen Schrittes durch die Zeitschriftenabteilung bei Karstadt schlenderte und mich auf die Adventszeit und das Plätzchenbacken freute, bekam ich plötzlich Lust auf eine richtig romantische, sentimentale Weihnachtsliebesgeschichte. Und in diesem Doppelband gibt es gleich zwei davon! Also habe ich nicht lange überlegt und mir das Heft gekauft.

Ein Fehler, wie sich wenig später herausstellte.

Die beiden Romane in dem Heft heißen "Nur Küsse schmecken besser" von Ellen James und "...und eine Prise Leidenschaft" von Teresa Southwick. Laut Inhaltsangabe auf der Rückseite sind beide Romanheldinnen Köchinnen, was mich in meiner Zimt-und-Orangenduftumnachtung natürlich gleich an Geschichten mit romantischen Begegnungen beim Plätzchenbacken und liebevollen Umarmungen bei der Zubereitung von Truthahnbraten mit leckerem "Stuffing" denken ließ. Ich will auch gar nicht ausschließen, daß es diese Dinge in den beiden Geschichten gibt, nur bin ich leider gar nicht soweit gekommen.

Angefangen habe ich natürlich mit dem ersten Buch, "Nur Küsse schmecken besser". Darin haben Gwen Ferris, die Heldin und Robert Beltramo, der Held, je eine Hälfte eines italienischen Restaurants geerbt. Beide wollen das Restaurant für sich haben, aber beide weigern sich auch, dem jeweils anderen ihren Anteil zu verkaufen. Also verfallen sie auf die Idee, das Restaurant für kurze Zeit gemeinsam zu führen. Derjenige, der erfolgreicher ist, soll es dann behalten dürfen.

Ich bin ja durchaus gewillt, diese ziemlich absurde Grundlage der Geschichte zu akzeptieren, und wenn ich weitergelesen hätte, hätte ich vielleicht auch noch herausgefunden, wie die beiden ihren Erfolg, oder auch nur die Anzahl der Gäste pro Koch, messen wollen. Und auch die Tatsache, daß sich Gwen direkt auf der ersten Seite des Buches darüber aufregt, daß Roberts Anwälte ihr in der Adventszeit schreiben und ihr auch noch Geld für ihre Hälfte des Restaurants bieten, hätte ich vielleicht ignorieren können. Obwohl ich den Gedanken, daß Anwälte in der Weihnachtszeit nicht arbeiten dürften, schon ziemlich vermessen finde. Nur leider wird alles noch viel schlimmer.

Zunächst bewerfen sich Gwen und Robert in ihrer Küche mit einem Papierflieger, der prompt im Eierkuchenteig landet. In diesen Teig langt der gute Robert dann auch direkt mit seinen ungewaschenen Fingern und holt den Papierflieger heraus. Als nächstes erfährt der staunende Leser, daß die Kücher über und über mit Stechpalmenzweigen dekoriert ist: neben dem Salzfaß, auf dem Gewürzbord und unter einem Tellerstapel. Auf dem Arbeitstisch liegen verschiedene Gemüsesorten in wildem Durcheinander und auf dem Fußboden wurde Puderzucker verstreut. Immerhin war die liebe Gwen aber so umsichtig, die Haare zu einem Pferdeschwanz zu binden und ein Polohemd zu tragen, das zu ihrer Augenfarbe paßt. Dazu trägt sie eine bekleckerte Schürze. Gwen, die offenbar ganz alleine in der Restaurantküche schuftet, ist jedoch nicht nur eine begnadete Köchin, sondern hat auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte all ihrer Gäste. Wahrscheinlich lastet es sie nicht aus, ganz allein jeden Tag Unmengen von Menschen zu bekochen, und diese schluffen bei jeder sich bietenden Gelegenheit einfach mal in die Küche, um ihr was zu erzählen?

Während ich noch überlege, warum niemand angesichts der Zustände in dieser Küche das Gesundheitsamt ruft, greift Robert ins Geschehen ein und zeigt Gwen mit immer noch ungewaschenen Händen, wie man Tomaten fachgerecht zerlegt. Dabei fällt ihm ihr Verlobungsring auf und Gwen erinnert sich an ihren Verlobten Scott, den sie für "eine gute Wahl" hält. Tja, ich halte meine Waschmaschine für eine gute Wahl, aber ich habe noch nie romantische Gefühle für sie entwickelt. Was mich zu der Frage bringt, warum Liebesromanheldinnen dazu neigen, sich mit Männern zu verloben, in die sie nicht verliebt sind und die sie wie eine heiße Kartoffel fallenlassen, sobald der Held auftaucht. Gwen zum Beispiel ist 27 und hat einen Beruf, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen kann, solange ihr nicht das Gesundheitsamt auf die Schliche kommt. Warum verlobt sie sich mit diesem Scott, dem sie bestenfalls mildes Interesse entgegenbringt? Ist sie vielleicht als Kind mal vom Wickeltisch gefallen?

Nun, am nächsten Tag begegnen sich Gwen und Robert beim Joggen, und nachmittags beginnt ihre gemeinsame Arbeit im Restaurant. Da sind wir gerade auf Seite 34 und am Anfang von Kapitel 3, und Gwen hat zum Kochen ein Seidenkleid angezogen, um, ungeachtet ihres Verlobten, Robert zu beeindrucken.

Normalerweise wäre das Buch jetzt in die Ecke geflogen, aber es ist ja ein Doppelband und ich gab mich der Hoffnung hin, daß die zweite Geschichte, "...und eine Prise Leidenschaft", mich in die gewünschte Weihnachtsstimmung versetzen könnte. Tatsächlich ist sie auch um einiges besser als die erste, da die Charaktere zwar einigermaßen bizarre Verhaltensweisen an den Tag legen, aber nicht annhähernd so grenzdebil sind wie Gwen und Robert. Fran Carlino ist Köchin und hat sich darauf spezialisiert, Fertiggerichte, wie z. B. Babykost, für größere Hersteller zu entwickeln. Alex Marchetti ist der Bruder von Frans bester Freundin. Seine Familie besitzt eine Restaurantkette und möchte die Gerichte als Tiefkühlkost vermarkten. Er taucht bei Fran auf, weil die Familie jemanden für die Entwicklung der Tiefkühlgerichte einstellen möchte.

Hier waren es die schon erwähnten bizarren Verhaltensweisen und das Aufeinanderhäufen von uralten Liebesromanklischees, die mich am Weiterlesen gehindert haben, denn Fran und Alex sind, von ihren Neurosen mal abgesehen, gar nicht so übel. Alex taucht bei Fran auf, weil seine Schwester sie ihm als begnadete Köchin empfohlen hat und er eine solche sucht. Nachdem also Alex extra bei Fran auftaucht, um sie wegen der zu besetzenden Stelle in der Tiefkühlgerichtentwicklung anzusprechen, schaut sie am nächsten Tag mitsamt ihrem Lebenslauf und ihren Referenzen bei ihm vorbei, doch plötzlich ziert sich Alex und wird zickig: angeblich sucht er jemanden mit mehr Erfahrung.

Die beiden einigen sich, daß Fran Alex bei sich zu Hause ein Probeessen kocht. Alles ist tip-top, aber Fran läßt Alex alleine speisen. Warum? Tja, der gute Mann ist dermaßen überwältigend attraktiv, daß Fran befürchtet, in seiner Gegenwart alles um sich herum zu vergessen und sich in ihn zu verlieben. Und das geht mal gar nicht, da sie mit Anfang 20 eine ganz schlimme Erfahrung mit ihrem damaligen Freund gemacht hat. Daraus mußte sie natürlich haarscharf folgern, daß alle Männer Mistkerle sind. Aber auch Alex sucht keine Frau, da seine große Liebe gestorben ist und er davon überzeugt ist, daß alle Männer in seiner Familie sich nur einmal im Leben verlieben. Nun gut, Alex' Gründe kann ich ja noch nachvollziehen, aber Frans sind ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Kurzum, die zweite Geschichte ist nicht annähernd so supermies wie die erste, aber sie hat auch nichts, was mich zum Weiterlesen veranlaßt. Davon abgesehen scheint mir auch die Übersetzung nicht so gelungen zu sein, wie der folgende Dialog beweist (da zeigt Alex Fran gerade ihren neuen Arbeitsplatz):

Er zeigte auf eine Tür. "Dort geht es zur Cafeteria für das Personal."
"Praktisch."
"Wir versuchen, an alles zu denken. Selbst an Meerschweinchen...ich meine natürlich treue Angestellte, die es kaum abwarten können, unsere neuesten Kreationen zu testen."

Eigentlich kann man doch von einem Übersetzer erwarten, daß er in diesem Zusammenhang die englischen guinea pigs mit Versuchskaninchen übersetzt. So etwas merken viele Leser und sind verstimmt.

Tja, an diesem Buch können sich andere ergötzen. Mein Fall ist es nicht.

3 Kommentare:

  1. Den Band wollte ich mir auch schon fast kaufen, habs dann aber doch sein lassen...
    Puuuuh! Glück gehabt! ;-D

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  2. Falls du jemals lässigen Schrittes durch Köln schlendern solltest, Susi, würd ich mich dir wahnsinnig gerne anschließen! Ich glaub, mit dir könnte ich ne Menge Spaß haben! *lach*

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  3. @Sarah - aber falls du es dir doch noch anders überlegst und den Band kaufst, bin ich gespannt auf deine Meinung!

    @Irina - das ist gar keine schlechte Idee: du könntest eine Packung Valium mitbringen, ich einen Flachmann, und falls uns irgendwelche Sarah Mayberry / Kimberly Raye / sonstwie entsetzlichen Bücher begegnen und wir hysterische Anfälle oder Heulkrämpfe bekommen, können wir gegenseitig erste Hilfe leisten ;-)

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