Grace O'Bryan lebt in Daytona Beach, ist Geschäftsführerin im Andenkengeschäft ihres Vaters und schiebt Frust, weil scheinbar alle ihre Dates in die Hose gehen - besonders dann, wenn sie am Valentinstag stattfinden. Nach einem besonders bizarren Erlebnis mit einem Beinah-Traummann wandelt sie die Buchdiskussionsgruppe, die sie mit einigen Freundinnen führt, kurzerhand in eine Männerdiskussionsgruppe um. Männer, mit denen die Frauen ausgehen oder ausgegangen sind, werden aufgrund ihrer Eigenschaften oder Gewohnheiten literarischen Figuren zugeordnet. Leider verselbständigt sich das ganze und wandert von einer explosionsartig wachsenden Yahoo-Gruppe über ein Blog in eine Radiosendung. Obendrein versucht Grace lange Zeit vergeblich, ihre Gefühle zu ergründen: könnte sie Brandon Farrell, den gutaussehenden Bankier lieben, oder vielleicht ihren neuen Zahnarzt Joe Rosenblum - oder beide, oder keinen? Da die Visionen von Graces kubanischer Oma etwas undeutlich sind, dauert es ziemlich lange, bis sich ein Happy End abzeichnet...
Eigentlich sprach alles für dieses Buch: es bekam eine gute Bewertung auf AAR, es spielt in Florida und es hat einen pinken Flamingo auf dem Cover! (Ich hätte furchtbar gern einen pinken Flamingo als Deko für meinen Balkon, aber das nur nebenbei). Leider aber ist Grace eine Nulpe. Sie ergreift so gut wie nie die Initiative, sondern reagiert meistens nur auf das, was ihr zustößt. Besonders von ihrer sogenannten Freundin Ellen läßt sie sich ständig überfahren, und das ist mir ziemlich auf den Wecker gegangen. Wenn sich in meinem Andenkengeschäft eine Horde angeheiterter bis volltrunkener Frauen gegen meinen Willen über ihre Männergeschichten auskotzen wollten, würde ich einfach die Polizei holen. Bei Grace kommt die Polizei von ganz alleine - aber sie nimmt ihre Freundin Ellen noch in Schutz und sagt, sie hätte die Versammlung genehmigt. Als Resultat davon bekommt Grace einen Riesenärger, ist aber noch nicht mal sauer auf ihre Freundin. Unglaublich.
Als Geschäftsführerin scheint Grace auch nicht gerade ein Überflieger zu sein. Angeblich hat sie mal BWL studiert. Nun hat das Andenkengeschäft wirtschaftliche Probleme und Grace hat auch einige Lösungsvorschläge. Die werden aber von ihrem Vater, dem Besitzer, komplett ignoriert und am Ende kommt sie zu dem Schluß, daß fast alle ihrer Ideen völliger Blödsinn waren.
Die Handlung des Buchs war für mich insgesamt eher unbefriedigend, und dazu kommen noch einige andere Dinge, die mich gestört haben. Der Schreibstil ist so, daß man keiner der Figuren - auch nicht Grace, aus deren Perspektive alles erzählt wird - nahe kommt. Ich finde sie weder besonders sympathisch noch verstehe ich, warum sie so handelt, wie sie es nun mal tut.
Jedes Kapitel hat eine Überschrift, und obwohl ich Spoiler aller Art liebe und in jedem Buch erstmal den Schluß lese, muß ich nicht vorher schon alles wissen, was zwischen der ersten und der letzten Seite passiert. So fand ich es etwas ungünstig, daß die Kapitelüberschriften oftmals schon die Handlung verraten. Ein Kapitel heißt beispielsweise "The Curse Strikes Again", und tatsächlich: Grace stößt etwas Schlimmes zu, das sie schon öfter erleben mußte.
Über kleinere Ungereimtheiten, wie etwa die Tatsache, daß Grace und ihre Freundinnnen (selbst diejenige, die als Verkäuferin im Andenkengeschäft von Graces Vater arbeitet) Zeit und Geld haben, um mehrmals wöchentlich essen zu gehen und dabei wichtige Termine mit Hilfe ihres Blackberrys zu klären, mache ich mir ja schon gar keine Gedanken mehr.
Aber gegen Ende des Buches machte sich auch noch das "Jedem Töpfchen sein Deckelchen, egal wie"-Syndrom bemerkbar, das Winterkatze neulich in ihrem Blog angesprochen hat. Jede, aber auch wirklich jede Nebenfigur - na ja, mit Ausnahme von Graces Oma und der psychopathischen Arzthelferin - bekommt einen passenden Partner.
Uff. Ich hab's geschafft, das Buch zuende zu lesen, aber ich kann es nicht guten Gewissens weiterempfehlen.
Ui, das klingt so richtig schlimm - und mich persönlich könnte nicht mal der Flamingo auf dem Cover reizen. ;)
AntwortenLöschenÜber die Diskrepanz zwischen Einkommen/Arbeit und Geld für Essen/Kleidung/elektronischen Schnickschnack stolpere ich regelmäßig in (amerikanischen) Liebesgeschichten - und könnte mich in den meisten Fällen dann so richtig schön aufregen. ;)