Montag, 25. April 2011

Carrie Lofty: Scoundrel's Kiss

Im frühen 13. Jahrhundert hat es Ada of Keyworth, eine junge, sprachbegabte Engländerin, ausgerechnet nach Spanien an den Hof einer reichen und mächtigen Fürstin verschlagen. Ada hat ein großes Problem, sie ist nämlich opiumsüchtig. Und es dauert nicht lange, bis ihre Sucht sie dazu zwingt, sich in einem Bordell versteigern zu lassen. Genau dort wird sie von Gavriel de Marqueda gefunden. Gavriel ist ein mißmutiger Möchtegern-Mönch, dessen Aufgabe es ist, eine Prostituierte auf den Pfad der Tugend zu führen, bevor er endgültig dem Mönchsorden beitreten darf. Gavriel schnappt sich also die ziemlich weggetretene und über diese Entwicklung der Dinge alles andere als erfreute Ada und türmt mit ihr aus dem Bordell - nur um sich dadurch einen ganzen Schwung neuer Probleme einzuhandeln, die mit Adas Entziehungskur zwar anfangen, aber noch lange nicht aufhören. Die Bösen sind nämlich nicht nur hinter ihm, sondern auch hinter Ada her, und auch die Mönche sind nicht alle das, was sie zu sein vorgeben. Obendrein findet Gavriel Ada ungemein verlockend, und sie macht auch kein Geheimnis daraus, daß sie sich zu ihm hingezogen fühlt...

Ja, ich weiß. Als ich las, daß Gavriel eine Prostituierte bekehren soll, dachte ich auch "WTF? Was'n das für'n komischer Mönchsorden?? Was werden sich amerikanische Liebesromanautorinnen denn noch alles ausdenken, um ihre Paare in den unglaublichsten Situationen zusammenzubringen?" Aber keine Sorge. Es klärt sich alles noch mehr oder weniger auf.

Tatsächlich ist Scoundrel's Kiss ein fabelhaftes Buch. Spanien ist ja ein eher seltener Handlungsort für Liebesromane, und allein das macht es schon interessant. Ich hätte gern mehr über die politischen Hintergründe der Handlung erfahren, aber es gibt vieles, was diesen Mangel an Information wettmacht. Es gibt jede Menge Action und zwar von der Art, die vor nichts zurückschreckt. Die Charaktere lieben und leiden, sie flüchten in sengender Hitze durch die Wüste, sie haben Schmerzen, verletzen sich, sie schwitzen und werden schmutzig, und das ist alles sehr lebendig beschrieben.

Ada und Gavriel sind wunderbar verkorkst. Sie sind nicht gerade die Art von Leuten, die man im wirklichen Leben kennen möchte, aber ungemein interessant als Romanfiguren. Sie sind nicht unbedingt immer nur gut und edel - genaugenommen sind sie das eher selten. Gavriel ist der uneheliche Sohn eines Fürsten und wurde von diesem sein ganzes Leben lang gequält, aber auch zum Kämpfer ausgebildet und gezwungen, an dessen finsteren Machenschaften teilzunehmen. Ada hat in ihrer englischen Heimat offenbar einige schlimme Dinge angestellt und wurde gefoltert. Es fällt beiden schwer, sich gegenseitig zu vertrauen - oder auch nur die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, überhaupt an irgendwen oder irgendwas zu glauben.

Liebesromanheldinnen sind ja gerne mal zimperlich. Ada nicht. Ada ist eine Kämpferin, die nicht zögert, sich mit ihrem kleinen Dolch und allem, was ihr sonst noch zur Verfügung steht, gegen Angriffe zur Wehr zu setzen. Und sie hat einen Sinn für Humor, der sich langsam, ganz, ganz langsam auf den bis dahin völlig humorlosen Gavriel überträgt. Gavriel selbst hatte bisher nie wirklich die Freiheit zu entscheiden, wie und was er sein möchte. Und er hätte auch nie gedacht, daß er außer zum Menschen töten noch zu etwas anderem zu gebrauchen sein könnte. Im Lauf der Handlung fängt er an, für sich selbst zu denken und sich selbst zu respektieren. Nur das ermöglicht es ihm, sich in Ada zu verlieben und sie als seine Partnerin anzusehen. Leider hat sich beinah die ganze Welt gegen die beiden verschworen, und bis zum wohlverdienten Happy End müssen viele Hindernisse überwunden werden.

Ich war jedenfalls sehr begeistert von Scoundrel's Kiss (obwohl das ein doofer und ziemlich unpassender Buchtitel ist). Endlich mal wieder ein Roman mit richtig dramatischer Handlung und Protagonisten mit Charakter!

7 Kommentare:

  1. Wow, das klingt ja echt gut! Und schon wieder eins für die - elendslange - Wunschliste. *grummel*

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  2. Na ja, wenn du so ein bißchen auf finster und durchgeknallt stehst, könnte das vielleicht was für dich sein...

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  3. Finster und durchgeknallt? Ganz unbedingt! *lach*

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  4. Hi Susi,

    ich kann Dir bei Deiner Rezi zum Lofty in allen Punkten zustimmen. Ein tolles Buch! :-) *nick*
    Ich hoffe es war o.k., dass ich Deine Rezi auf unserem Blog zu einem Beitrag von mir über die Autorin nach hierhin verlinkt habe?
    Puh, was für ein Satz... ;-)

    Liebe Grüße
    Nicole

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  5. Hallo Nicole, ich freue mich doch über jeden Besucher, der mal in meinem Blog vorbeischaut :-)

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  6. Hallo Susi,

    na denn, alles klar. :-)

    Liebe Grüße & ein schönes WE
    Nicole

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  7. Ich habe mir das Buch schon gegönnt und es hat mir sehr viel Spass gemacht darin zu lesen. Solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

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