Dienstag, 22. Oktober 2013

Das Geheimnis der Gummifrau

Wenn ihr schon immer mal den Wunsch hattet, eine größere Gruppe erwachsener Männer und Frauen in hysterische Schreie und verzweifeltes Weinen ausbrechen zu lassen, dann...

...solltet ihr dieses Buchcover unbedingt auf einem Chiropraktiker-Kongress präsentieren!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Vivian Arend: High Risk

Rebecca James, genannt Becki, war eine renommierte Bergsteigerin/Bergrettungsexpertin, bis bei einem schrecklichen Unfall ihr Freund ums Leben kam. Leider hat Becki einen Filmriß und kann sich nicht an den Unfall erinnern, doch ständige Alpträume plagen sie und lassen sie nicht richtig schlafen. Als sie eine Stelle als Trainerin an einer Bergretterschule (wer hätte gedacht, daß es so etwas gibt) annimmt, trifft sie dort Marcus Landers wieder. Mit ihm hatte sie vor Jahren eine heiße Affäre, und sie fühlen sich immer noch zueinander hingezogen. Marcus hat allerdings auch gewisse Probleme...

Also, wenn ihr ein Buch in die Hand nehmt und auf der Vorderseite steht in großen Buchstaben als Titel "High Risk", und darunter in kleineren Buchstaben "An Adrenaline Novel"; und wenn ihr dann das Buch umdreht und auf dem Buchrücken steht: "Romantic Suspense" - würdet ihr dann nicht erwarten, daß das Buch eine Handlung hat, und zwar eine spannende? Tja, so ging es mir auch. Blöderweise hat das Buch aber bis auf die letzten paar Seiten überhaupt keine Handlung, und die ist dann wirklich nicht sehr spannend.

Ich will das mal beschreiben, allerdings geht das nicht ohne ein paar Spoiler, also Vorsicht:

Am Anfang des Buches kommt Becki nach Banff (das ist eine Stadt in Kanada) und trifft Marcus wieder. Marcus und Becki laufen, klettern und machen überhaupt jede Menge Sport, so daß ich dabei schon vom Lesen total müde werde. Dabei denken sie die ganze Zeit, wie sexy sie die jeweils andere Person finden und wie gerne sie mit ihm/ihr Sex hätten. Ich habe ja schon viele amerikanische Buchrezensionen gelesen, in denen sich die Rezensentin über das fortwährende "mental lusting" (wie nennt man das auf deutsch?) aufgeregt hat. Und immer dachte ich dann: hey, was ist denn so schlimm daran? Ich denke solche Gedanken recht oft und gerne in Zusammenhang mit meinem Liebsten...na ja, aber seit ich High Risk gelesen habe, hat sich meine Meinung ein wenig geändert. Es hat mich so genervt, daß ich nur noch dachte, jetzt vögelt euch doch endlich das letzte bißchen Gehirn weg, vielleicht geht's euch und mir dann besser. Sport und an Sex denken ist als Handlung für ein Buch eher dürftig!

Tja, aber man soll mit seinen Wünschen ja vorsichtig sein, weil sie vielleicht in Erfüllung gehen könnten. So auch hier. Der Mittelteil des Buches besteht aus den folgenden Komponenten: Sport, Vögeln, Labern. Nun bringe ich Sport generell ja ein eher mildes Interesse entgegen. Der Sex in High Risk war mir persönlich ein bißchen zu ausgefallen, denn Becki besitzt nicht nur ein Brustwarzen- sondern auch ein Intimpiercing, was leider bei jeder sich bietenden Gelegenheit erwähnt wird, so daß man es einfach nicht ignorieren kann. Das ist so eklig! Und der Marcus liebt es, Becki mit einem Seil und raffiniertesten Seemannsknoten zu fesseln (dafür mein Respekt, denn immerhin hat er nur eine Hand), bevor sie zur Sache kommen. Und das Labern ist...nun ja, labern. Es ist nicht so, daß Becki und Marcus totalen Schwachsinn von sich geben, aber sie erzählen sich ein bißchen, wie es ihnen so geht und was sie für Probleme haben, nur daß sie dann nicht über eine Lösung für ihre Probleme nachdenken, sondern sie machen direkt mit Sport oder Sex weiter. Laaaaaaaaaaaaaangweilig!

Im letzten Teil bekommt Becki schließlich, zur großen Überraschung von...niemandem, schätze ich, die Gelegenheit, eine wichtige Rolle bei einer Bergrettung zu spielen, und erinnert sich an ihren Unfall. Dann reiten Marcus, Becki und ihre Seemannsknoten in den Sonnenuntergang - oder besser gesagt, in den Nieselregen, denn in dem Buch herrscht ständig mieses Wetter.

Dem Buch fehlt sowohl eine Handlung als auch sympathische Charaktere. Okay, Becki und Marcus sind nicht unsympathisch, aber sie haben gar nichts an sich, was mich mit ihnen fühlen läßt. Sie haben keine Macken und keinen Humor. Eigentlich sind sie nur zwei überaus durchtrainierte Körper mit dauergeilen Geschlechtsorganen. Ich habe auch keine Ahnung, warum sie sich ineinander verliebt haben, denn außer daß die jeweils andere Person super aussieht und wahnsinnig muskulös ist, bekomme ich nicht viel davon mit, was Becki über Marcus und Marcus über Becki denkt.

Romantic Suspense ist das jedenfalls nicht. Das ganze sollte lieber als Erotikroman vermarktet werden, da würde man sich wahrscheinlich auch nicht so über die Piercings und die Seile wundern.

Freitag, 4. Oktober 2013

Maggie Robinson: In the Arms of the Heiress

Louisa Stratton ist eine reiche Erbin, die am Anfang des 20. Jahrhunderts lebt und dem Klischee "Frauen am Steuer - ungeheuer" in jeder Hinsicht gerecht wird, während sie auf der Flucht vor ihrer nicht gerade liebenswerten Familie ist. Eines Tages muß sie jedoch auf ihren Familienstammsitz zu ihrer fiesen Tante Grace und ihrem noch fieseren Cousin Hugh zurückkehren. Da sie dummerweise ihrer Tante vorgeschwindelt hat, verheiratet zu sein, muß schleunigst ein Schauspieler her, der für die Zeit ihres Aufenthalts in Rosemont vorgibt, Louisas Ehemann zu sein. Hier kommt Charles Cooper ins Spiel, ein durch den Burenkrieg schwerstens traumatisierter und dem Alkohol nicht abgeneigter Ex-Soldat. Charles und Louisa verlieben sich ineinander, und es könnte alles so schön sein - wären da nicht die Anschläge auf Charles und die Tatsache, daß von Louisas Konto auf geheimnisvolle Weise Geld verschwindet.

Bücher wie dieses gibt es in letzter Zeit öfter, zumindest in meinem Bücherregal. Ich meine damit weder die Handlung noch die Charaktere - nein, es ist dieses Gefühl, sich beim Lesen prächtig zu amüsieren, obwohl man ganz genau weiß, daß alles, was in dem Buch passiert, totaler Schwachsinn ist.

In the Arms of the Heiress hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Wenn ich es einem Genre zuordnen sollte, würde ich sagen, es ist eine Gothic Comedy. Ja, mir ist klar, daß das absurd ist und es so etwas gar nicht geben kann. Aber Maggie Robinson kriegt es irgendwie hin. Louisa hat eine schwere Kindheit und Jugend gehabt. Ihre Eltern sind früh gestorben, und sie ist bei ihrer verbitterten Tante und ihrem niederträchtigen Cousin aufgewachsen, wo sie auf nahezu jede erdenkliche Art gedemütigt wurde. Trotzdem fürchtet Louisa diese Leute zwar und fühlt sich in ihrer Gegenwart unwohl, aber sie ist grundsätzlich ein fröhlicher und sogar optimistischer Mensch. Sie ist auch gar nicht besonders furchtsam und hat ein recht gesundes Selbstbewußtsein. Dazu scheint es ihr leicht zu fallen, anderen Personen zu vertrauen. Wie kann das sein? Meiner Ansicht nach kann das nicht sein - nicht bei einem echten Menschen, der das gleiche erlebt hat wie Louisa.

Charles hat im Burenkrieg furchtbare Erlebnisse gehabt und ist durch eine Verletzung halb blind. Er hat Albträume, die ihn am Schlaf hindern, und ist auf dem Weg, zum Alkoholiker zu werden. Aber durch das Zusammensein mit Louisa und die Notwendigkeit, sie vor ihren gräßlichen Verwandten zu beschützen, schafft er es ganz schnell, sich zusammenzureißen und zu ihrem strahlenden Helden zu werden.

Dazu kommt das große, gruselige Gemäuer, in dem Louisas Sippschaft wohnt, und die zwischen schmerzhalt, eklig und geführlich rangierenden Anschläge auf Charles. Alles zusammen müßte eigentlich einen etwas gruseligen Roman à la Victoria Holt ergeben (ich habe ihre Bücher verschlungen, als ich ein Teenager war!). Aber stattdessen verlieren weder Charles noch Louisa den Humor, verbringen die meisten Nächte engumschlungen und wissen nach etwa zwei Wochen (ich glaube, über diesen Zeitraum erstreckt sich die Handlung), daß sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen wollen.

Yup. Das hört sich alles sehr kurios an und ist es auch. Aber ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen (trotz Arbeit!) durchgelesen und danach direkt das nächste Maggie Robinson-Buch bestellt. Mir gefallen der Humor, der Schreibstil und die abwechslungsreiche Handlung. In the Arms of the Heiress ist nicht einer dieser Liebesromane, wo man zu jeder Zeit genau weiß, was als nächstes passieren wird, weil man das alles schon hundertmal gelesen hat. Wer ein Buch mit einer, gelinde gesagt, äußerst unwahrscheinlichen Handlung und einem enormen Spaßfaktor genießen kann, sollte es mit diesem hier ruhig mal versuchen.