Dienstag, 30. August 2011

Der rustikale Rinderwirt Rhett und seine bovinen Brüder oder: viele Kühe machen Mühe

Im Mai war ich ja erschüttert, als ich herausgefunden hatte, daß es Literatur über Rindviecher-Gestaltwandler gibt. Genau genommen rollen sich mir beim Gedanken daran immer noch die Zehennägel auf.

Aber jetzt kommt's: Jane von Dear Author besaß tatsächlich genug Nervenstärke, um dieses Highlight der erotischen Gestaltwandler-Literatur zu lesen! Unfaßbar, aber wahr, und hier könnt ihr die Rezension lesen.

Ich weiß nicht..ich bin ein ganz winziges, klitzekleines bißchen in Versuchung, das Buch selbst zu lesen. Einfach um sagen zu können, daß ich das bescheuertste Buch aller Zeiten gelesen habe. Andererseits gibt es höchstwahrscheinlich in ganz Nordrhein-Westfalen nicht genug Alkohol, um das zu ertragen, also lasse ich es doch lieber bleiben.

Sonntag, 28. August 2011

Stefan Holtkötter: Bullenball

Im Münsterländischen Hinterland tobt völlig unerwartet das Leben: Kurz vor dem sogenannten Bullenball, wo sich alljährlich die gesamte Landbevölkerung trifft, wird in der Veranstaltungshalle ein Sicherheitsmann getötet. Während die Polizeit in Gestalt des Hauptkommissars Bernhard Hambrock noch versucht, den Tathergang zu klären und mögliche Verdächtige ausfindig zu machen, erhält eine nahegelegene Schule Drohungen von einem angeblichen Amokläufer. Obendrein gibt es Anschläge auf die Jazzband, die beim Bullenball auftreten soll und in der fast jeder mitspielt, der in der Lage ist, ein Instrument zu halten. Bei dem langerwarteten Fest, das gleichzeitig Schauplatz des Junggesellenabschieds eines jungen Hochzeitspaars ist, spitzt sich die Lage dramatisch zu...

Als Krimi funktioniert das Buch. Es ist spannend geschrieben, und genauso wie die Polizei tappt der Leser lange Zeit im Dunkeln in Bezug auf die Frage, wer wem was getan hat oder antun möchte. Es gibt einfach jede Menge Verdächtige: frustrierte Erwachsene, gemobbte Jugendliche, eine von ihrem Angebeteten verschmähte Frau und einen Beinah-Pädophilen. Aber genau das ist auch das Problem: das Buch ist höllisch deprimierend, weil von allen Personen kaum jemand auch nur ein kleines bißchen Lebensfreude an den Tag legt, bzw. Grund dazu hätte. Selbst der Kommissar schiebt ständig Frust, weil er seine Frau vermißt - dabei ist sie weder abgehauen noch gestorben, sondern nur für eine Woche bei ihren Eltern in den Niederlanden!

Bei einigen Personen kommt man auch nicht so wirklich dahinter, warum sie es denn nun eigentlich so fürchterlich schwer haben - da gibt es jede Menge Andeutungen, daß dieser oder jener eine wirklich schlimme Kindheit gehabt habe, aber man erfährt nicht, was genau eigentlich so schlimm war.

Insgesamt ist Bullenball ein spannendes Buch, aber es gibt keine besonders liebenswerten Charaktere, und der Lesespaß bleibt leider weitestgehend auf der Strecke.

Dienstag, 16. August 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 8


Liebes Tagebuch, 
ich bin ganz aufgewühlt und kann nicht einschlafen. Nun ja, ich könnte vielleicht einschlafen, wenn Kevin in seinem Schlafzimmer nicht so komische Geräusche machen würde. So eine Mischung aus Stöhnen und Schreien. Ich glaube, Bella ist wieder mit der Peitsche auf ihn losgegangen und einer unserer Stallburschen (er heißt Ricky und ist gebaut wie ein Schrank) ist vorhin mit einem Strick in der Hand und einer ganz seltsamen Ledermaske vor den Augen in Kevins Zimmer verschwunden. Eigenartig. Ich bin mir ganz sicher, daß es in Kevins Zimmer gar keine Pferde gibt.

Vor meinen Eltern konnte ich natürlich nicht so tun, als hätte ich die Maul- und Klauenseuche. Deshalb habe ich mir das Gesicht und die Hände mit Salz abgerubbelt, so daß sich meine Haut gerötet hat. Meinen Eltern habe ich einfach gesagt, der Schafsmagen, den wir heute Mittag hatten, sei mir nicht bekommen und ich hätte einen Ausschlag. Mama und Papa haben besorgt geguckt und gesagt, ich solle Lord Festerwart aus dem Weg gehen, damit er mich so nicht sieht. Das war gut. Wenn ich Lord Festerwart dennoch begegnete, wollte ich ihm sagen, eine Wunderheilung hätte mich schon fast – aber nur fast – von der Seuche befreit.

Als wir bei Lady Mousy ankamen, sah ich, daß der Fremde aus Lady Sandcastles Garten auch da war! Ich wollte schon auf ihn zugehen und ihn fragen, ob er…das…von gestern abend…noch mal mit mir machen könnte, als mir einfiel, daß ich ja einen vorgetäuschten Ausschlag hatte. Also wollte ich zu Mama sagen, daß ich meine Nase pudern gehe, aber sie hat gar nicht auf mich geachtet. Papas Gesicht wurde nämlich ganz rot und sein Hals schwoll ganz furchtbar an, als würde er (also, mein Papa) gleich platzen. Da mußte wohl der Herzog von Steelyballs irgendwo in der Nähe sein. Ich wüßte so gern, warum Papa ihn so haßt und wie er wohl aussieht? Ob er und Papa sich wohl in Papas Jugend (vor hundert Jahren oder so?) um Mamas Gunst duelliert haben?

Jedenfalls ist mit Papa nicht gut Kirschen essen, wenn er sich so aufregt. Ich bin vorsichtshalber weggelaufen und habe mich in der Bibliothek von Lord und Lady Mousy versteckt.

In der Bibliothek war es langweilig. Da waren lauter Bücher. Und keins davon hatte Bilder! In einer Ecke stand ein Schreibtisch. Ich habe in alle Schubladen geschaut weil ich dachte, es seien vielleicht irgendwo Süßigkeiten versteckt.

Sonntag, 14. August 2011

Ben Aaronovitch: Midnight Riot

Peter Grant ist ein junger Polizist in London, der eines Tages unversehens entdeckt, daß es nicht nur Geister und Magie und übernatürliche Wesen gibt, sondern daß er mit den Geistern auch sprechen kann. Das trifft sich gut, da London gerade von einer Welle äußerst brutaler und völlig unerklärlicher Morde heimgesucht wird. Ehe er es sich versieht, wird Peter der Azubi von Chief Inspector Thomas Nightingale, der bei der Londoner Polizei dafür zuständig ist, magische Verbrechen aufzuklären. Gemeinsam versuchen sie, weitere grausame Verbrechen zu verhindern...

Ich bin ja nicht der größte Fantasy-Fan weit und breit, aber Midnight Riot ist wirklich klasse und eine ganz klare Empfehlung - allerdings nur für Leute, die damit leben können, wenn ein Buch in der Ich-Form geschrieben ist.

Ich höre ja im Radio oft den Sender BFBS, das ist der britische Soldatensender. Dabei fällt mir ganz oft auf, wie sehr sich doch das britische vom amerikanischen Englisch unterscheidet. Das ist bei Midnight Riot auch der Fall: man hört Peter, den Erzähler, quasi mit seinem englischen Akzent sprechen, wenn man das Buch liest.

Die Geschichte selbst ist noch nicht mal das tollste an dem Buch, obwohl sie okay ist: es geht um das Böse schlechthin, um Schauspieler und Mörder aus dem 17. Jahrhundert, und um Flußgötter. Aber was mich vor Begeisterung wirklich umgehauen hat, ist der Humor. Es macht einfach einen Riesenspaß, dieses Buch zu lesen, und die Dialoge sind Gold wert.

Da ist zum Beispiel ein Gespräch ganz zu Anfang des Buches, als Peter seinen zukünftigen Lehrmeister Thomas Nightingale gerade erst kennengelernt hat:

"So magic is real", I said. "Which makes you a...what?"
"A wizard."
"Like Harry Potter?"
Nightingale sighed. "No", he said. "Not like Harry Potter."
"In what way?"
"I'm not a fictional character", said Nightingale.

Großartig, oder?

Oder wie wäre es mit der Szene, als Peter - um seiner umfassenden Ausbildung als Zauberer willen - in das riesige, gewaltige Haus von Thomas Nightingale einzieht und entdeckt, daß dort der Wissenschaftler Isaac Newton (ihr wißt schon: der mit dem Apfel) verehrt wird:

Carved above the lintel were the words SCIENTIA POTESTAS EST.


Science points east, I wondered. Science is portentous, yes? Science protests too much. Scientific potatoes rule. Had I stumbled upon the lair of dangerous plant geneticists?

Großartig. Einfach großartig.

Oder dies hier:

Something round and dirty and white was resting near my foot. It was a skull, I picked it up.
"Is that you, Nicholas?", I asked.
"Put that down, Peter", said Nightingale. "You don't know where it's been."

Also: Midnight Riot ist ein großartiges, phantastisches, absolut lesenswertes Buch mit einer nicht gerade wahnsinnig originellen Handlung, aber mit einem Schreibstil und einem Sinn für Humor, der mich vor Begeisterung umhaut. Lest es!

Mittwoch, 3. August 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 7

Liebes Tagebuch,

Bella war sehr übellaunig, als sie von ihrem Ausflug mit Lord Festerwart zurückkam. Ich verstehe gar nicht, warum. Für ein Mitglied der Unterschicht wie Bella muß es doch unglaublich schön sein, mit einem echten Lord einen Ausflug zu machen, nicht wahr? Aber Bella hat nur gesagt, Lord Festerwart habe versucht, in ihre derrière zu kneifen und in ihr Dekolleté zu sabbern. Dann ist sie schnurstracks in den Garten gerannt. Nach ganz hinten, wo diese komischen Pflanzen mit den vielen Blättern stehen, die unsere Dienstboten immer trocknen und die so seltsam riechen, wenn sie sie rauchen.

Das war gut. Wenn Bella diese Pflanzen geraucht hat, läßt sie meistens sogar meine Katze für mehrere Stunden in Ruhe. Allerdings behauptet Alphonse – das ist unser französischer Koch – daß sie dann die ganze Küche leerfrißt. Aber ich glaube, das stimmt gar nicht. Na ja, einmal vielleicht. Da hat Alphonse uns zum Abendessen Löwenzahntee und ein paar vertrocknete Brotkrusten vorgesetzt! Papa war sehr wütend und hätte Alphonse beinah entlassen. Das hat er dann allerdings doch nicht gemacht, weil Alphonse sagte, er könne sofort eine Anstellung beim Herzog von Steelyballs bekommen. Der Herzog ist nämlich Papas Erzfeind.

Heute abend sind wir übrigens bei einem musikalischen Abend bei Lady Mousy. Papa sagt, ich soll etwas hübsches anziehen, weil Lord Festerwart auch dasein wird. Oh je, das wird schwierig. Lord Festerwart denkt doch, ich hätte die Maul- und Klauenseuche! Vielleicht sollte ich mir eine Kuh suchen oder ein Schaf, und versuchen, mich wirklich mit dieser Krankheit anzustecken. Aber wie soll ich bis heute Abend mitten in London ein Schaf finden? Also, ein lebendiges. Ein totes habe ich ja fast jeden Tag auf dem Teller. Manchmal auch nur die Eingeweide. Mit Pfefferminzsauce…Oh! Ich frage mich, ob die Schafe wohl schon tot sind, wenn Alphonse sie kauft?

Jaci Burton: The Perfect Play

Oder auch: das Buch mit Sabber-Garantie. Für die meisten von euch, wenn auch nicht so unbedingt für mich.

Mick Riley ist ein berühmter Footballspieler, der auf einer Party die Event-Planerin Tara Lincoln kennenlernt. Zwischen Mick und Tara funkt es sofort, nur leider hat Tara ungefähr eine Milliarde plausibler und nicht wirklich plausibler Gründe, sich nicht auf eine Beziehung mit Mick einzulassen. Darunter firmieren auch die Tatsachen, daß sie die alleinerziehende Mutter eines Teenagers ist, sie schrecklich viel Arbeit mit ihrer Firma hat, und überhaupt. Neben Tara selbst gibt es noch jemanden, der nicht gerade entzückt von Micks und Taras Liebesbeziehung ist, und das ist seine Managerin Elizabeth Darnell. Die findet es nämlich wesentlich lukrativer, Mick bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mit irgendwelchen weiblichen Promis über rote Teppiche flanieren zu lassen. Und so nimmt der Weg zum Happy End über 300 Seiten in Anspruch.

Warum wollte ich das Buch eigentlich lesen? Am Cover kann's nicht gelegen haben, ich stehe gar nicht auf so übertrieben muskulöse Typen die so aussehen, als würden sie wer weiß was für Pillen einwerfen...na ja, vielleicht war's die Leseprobe. Die hat schon ein bißchen mehr versprochen, als das Buch gehalten hat.

Das heißt nicht, daß The Perfect Play ein fürchterlich mieses, grottiges Buch ist. Es liest sich wirklich ganz angenehm, ist nicht langweilig, und hat ein paar ganz sympathische Charaktere.

Die Heldin gehört leider nicht dazu, denn die ist eine zickige Dumpfbacke. Anfangs ziert sie sich ganz fürchterlich, weil der Held mit ihr ausgehen will ("Aber das geht doch nicht! Ich bin doch eine alleinerziehende MUTTER!!!") - wobei ihr Sohn allerdings 14 oder 15 ist. Da kann der muntere Knabe ja wohl mal so langsam damit klarkommen, daß Mama einen Freund hat, oder?

Aber okay. Was ich noch schlimmer fand, war eine Szene weiter hinten im Buch. Tara weiß nämlich von Anfang an, daß Mick auf Wunsch seiner Managerin immer wieder mit irgendwelchen Schauspielerinnen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen oder ähnlichen Gelegenheiten erscheint. Einmal ist es so kurzfristig, daß er vergißt, ihr vorher Bescheid zu sagen - und es handelt sich ausgerechnet um eine Veranstaltung, die Tara organisiert hat. Sofort zickt sie fürchterlich rum und macht Schluß mit Mick. Der Ärmste hat ein entsetzlich schlechtes Gewissen, aber ich saß nur da und dachte: was soll denn dieses ganze Theater?

Dazu kommt, daß die Dialoge ziemlich lausig sind. Größtenteils sind sie sehr gestelzt - so redet einfach niemand.

Ich muß The Perfect Play nicht unbedingt noch mal lesen, und den Nachfolgeband, Changing the Game, möge auch lesen wer will - aber für ein paar angenehme Lesestunden mit einem netten, aber irgendwie langweiligen Helden, einer zickigen Heldin und mehr expliziten Sexszenen als der durchschnittliche Fernsehabend auf RTL 2 reicht's alle mal.