Sonntag, 26. September 2010

Shiloh Walker: Broken

Quinn Rafferty, ein ehemaliger Soldat mit einer schlimmen Kindheit, der jetzt als Kopfgeldjäger arbeitet, läßt kaum einen Menschen an sich heran. Aber als er seine neue Nachbarin Sara Davis trifft, ist er hin und weg, und die beiden beginnen eine heiße Affäre. Quinn und Sara verlieben sich ineinander, doch sie sprechen niemals über ihre jeweilige Vergangenheit oder Zukunft, und so wissen sie kaum etwas von einander. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Sara sieht sich gezwungen, die Flucht zu ergreifen, und Quinn bekommt einen neuen Auftrag von seinem Chef: er soll für einen Millionär dessen entlaufene Frau finden. Von da an wird es kompliziert...

Cleopatra vom lesenswert-empfehlenswert Blog hat eine sehr positive Rezension zu diesem Buch gepostet, woraufhin ich zunächst den Vorgängerband, Fragile, gelesen habe. Fragile hat mir sehr gut gefallen, und so dauerte es nicht lange, bis ich mir auch Broken bestellte und sofort anfing zu lesen.

Anfangs war ich ganz begeistert. Sara und besonders Quinn sind sympathische Charaktere, die zwar leidend sind, aber versuchen, mit ihren Schicksal so gut wie möglich klarzukommen. Ihren Sinn für Humor haben sie ebenfalls nicht verloren, und so plätschert erst einmal alles in Richtung eines richtig schönen Happy Ends.

Bis zu den schicksalhaften Ereignissen auf Seite 200, denn da verwandelt sich Quinn von einem ziemlich verschlossenen, aber ganz anständigen Typen in ein Riesenarschloch und einen miesen Heuchler. Um das zu erklären, muß ich jetzt mal einen kleinen Spoiler von mir geben, also wer das nicht möchte, möge bitte weggucken, okay?

Als nämlich Quinns Chef ihn bittet, die verschwundene Millionärsgattin ausfindig zu machen, zögert Quinn erst einmal: was, wenn der Millionär ein Fiesling ist, der seine Frau gequält und gedemütigt hat? Was, wenn sie einen richtig guten Grund hatte, zu verschwinden? Nach einigem Hin und Her willigt Quinn ein, nach der Frau zu suchen - aber er nimmt sich vor, sie zu fragen, warum sie nicht zu ihrem Mann zurückwill, und ihr evtl. andere Möglichkeiten zu eröffnen: Scheidung beantragen, Frauenhaus usw. Er plant nicht, die Frau gegen ihren Willen zu ihrem Mann zu bringen.

Wir merken: bei einer völlig Unbekannten zieht der gute Quinn in Erwägung, daß es vielleicht die Frau ist, der Unrecht getan wurde.

Dann sieht er ein Foto der getürmten Millionärsfrau und meint, Sara zu erkennen. Sofort bekommt er einen Wutanfall, dessen sich selbst der unglaubliche Hulk nicht schämen müßte, und tobt vor sich hin: Sara hat ihn belogen, betrogen, ist - oh mein Gott!!! - mit ihm in die Kiste gehüpft, obwohl sie verheiratet ist, hat ihren Mann bestohlen usw. usw. Diese unwürdige Schlampe!

Jetzt hat Quinn natürlich nichts eiligeres zu tun, als Sara an einer Bushaltestelle ausfindig zu machen und mit sich zu zerren. Die beiden nehmen sich ein Hotelzimmer, Quinn nimmt Sara ihr Geld und ihr Handy weg, und die beiden haben Ich-hasse-dich-aber-du-machst-mich-so-scharf-daß-ich-die-Finger-nicht-von-dir-lassen-kann-Sex.

An dieser Stelle hätte ich mich beinah selbst in den unglaublichen Hulk verwandelt. Wie kann sich ein Buch innerhalb weniger Seiten von "echt gut" in "höchstens noch als Grillanzünder tauglich" verändern? Und warum ändert sich Quinn von einem anständigen Menschen in so ein Mega-Arschloch? Ich hasse so etwas.

Von da an war es eigentlich eine Qual, das Buch zuende zu lesen, aber weil ich den Schreibstil der Autorin wirklich mag, habe ich es irgendwie durchgehalten.

Es passiert aber auch nicht mehr allzuviel. Irgendwann bevor sie beim fiesen Millionär ankommen, läßt Quinn Sara frei, verfolgt sie aber, um zu gucken, was passiert. Es gibt eine Konfrontation mit Sara, dem fiesen Millionär und dessen angeblich zukünftiger Verlobter, die überaus unspektakulär ist. Ich würde sogar sagen, antiklimaktisch, wenn ich wüßte, wie man das richtig schreibt.

Die Luft ist an dieser Stelle schon längst aus dem Buch raus, und dem Happy End habe ich nur noch ein sehr mildes Interesse entgegengebracht.

Ab Seite 200 von insgesamt 327 Seiten war Broken ein totaler Flop, aber falls Shiloh Walker noch mal ein interessant klingendes Buch veröffentlichen sollte, werde ich es dennoch lesen. Fragile und die ersten 200 Seiten von Broken zeigen ja, daß sie wirklich tolle Bücher schreiben kann, wenn sie nur will!

Sonntag, 19. September 2010

Ich habe einen Award bekommen!

Und zwar von Winterkatzes Buchblog. Vielen Dank!

LinkDazu soll man zehn Dinge benennen, die man mag, und den Award an zehn Blogs weitergeben. Das erste ist einfach, das zweite schon eher ein Problem, weil die meisten meiner Lieblingsblogs schon genannt wurden!

Ich fange mal mit den zehn Dingen an, die ich mag:

1. Ganz klar, meine Familie und meine Freunde
2. Spät ins Bett gehen und am nächsten morgen gaaaaanz lange schlafen - ich bin ein Nachtmensch, und wenn man mich schlafen läßt, krieche ich selten vor dem Mittag aus dem Bett.
3. Bücher! Besonders solche, die mich dermaßen fesseln, daß ich mich den ganzen Tag lang darauf freue, wieder darin lesen zu können.
4. Wärme und Sonnenschein. Ist es nicht phantastisch, wenn es draußen so richtig warm oder sogar heiß ist, daß man niemals friert - noch nicht mal, wenn man spät nachts nach Hause geht? Und ich liebe den Geruch, den die Wiesen und die Straßen nach einem langen heißen Sommertag von sich geben.
5. Das bringt mich zu einer weiteren Vorliebe: angenehme Gerüche. Ganz egal, ob das Blüten im Sommer sind (Lavendel! Rosen!) oder frisch gemähtes Gras oder frischer Kaffee oder verbrennendes Laub im Herbst oder ein schönes Parfüm oder...oder...
6. Online mit anderen Menschen über Bücher quatschen, bloggen, sich austauschen - also wenn man mich fragt, ist das Internet eine ganz fabelhafte Erfindung.
7. Urlaub! Wer hätte nicht gern Urlaub? Besonders schön finde ich es, mit lieben Menschen an einen schönen warmen Ort zu fahren (oder fliegen). Endlich mal ein paar Tage lang an nichts wichtiges denken und nur Spaß haben. Dieses Jahr war ich auf Mallorca, hat mir sehr gut gefallen.
8. Kitsch in fast allen seinen Formen. Vor allem als Deko-Gegenstand. Ich habe einenTeppich mit Kuhfellmuster und obwohl mein Balkon nur die Größe eines Schuhkartons hat, schmücken ihn Gartenzwerge. Hätte ich noch einen Röhrenmonitor an meinem Computer, würde dieser auch sicherlich noch von der lila Plüsch-Wackelkuh geschmückt, die jetzt meinen Schuhschrank ziert!
9. Meine Arbeit. Ja, die macht mir auch Spaß. Auch wenn ich das süße Nichtstun mehr liebe: aber meine Arbeit ist fast immer sehr abwechslungsreich. Und mit einer Ausnahme habe ich auch sehr nette Kollegen!
10. Klatsch und Tratsch - ja, ich lästere gern!

So, denn mal weiter mit den Blogs. Es werden aber keine 10:

Verlorene Werke
Zwillingsleiden
lesenswert-empfehlenswert
My Beautyblog

Mittwoch, 15. September 2010

Quietsch!!

Das war ein Quietschen der Begeisterung. Ich habe nämlich gerade ein wenig auf der Website von Mord am Hellweg gestöbert - das ist ein Krimifestival, das, wie der Name schon sagt, in Kürze in der Hellwegregion stattfindet. Da habe ich gesehen, daß zwei meiner Lieblingsautorinnen - Karen Rose und Jilliane Hoffmann - Lesungen in Bergkamen bzw. Hamm halten werden. Was soll ich sagen - die Karten habe ich sofort vorbestellt. Quietsch!

Sonntag, 12. September 2010

Julie James: Just The Sexiest Man Alive

Taylor Donovan ist eine ehrgeizige junge Rechtsanwältin aus Chicago, die für einige Monate von ihrer Kanzlei an deren Zweigstelle in Los Angeles "ausgeliehen" wurde, um einen Fall zu bearbeiten. Unverhofft erhält sie eine Zusatzaufgabe: sie soll einem Filmstar, der in Kürze einen Anwalt spielen wird, beibrigen, wie sich ein Anwalt vor Gericht verhält. Dieser Filmstar ist Jason Andrews, ein unglaublich berühmter und reicher Schauspieler, bei dessen Anblick alle Frauen in Hitzewallungen ausbrechen. Taylor selbst ist weder von seinem Reichtum noch von seiner Berühmtheit übermäßig beeindruckt, hat aber nicht damit gerechnet, daß sie sich zu ihm als Mann hingezogen fühlen wird - oder daß ihre Gefühle erwidert werden. Und die Tatsache, daß er als Berühmtheit quasi ständig unter Beobachtung steht, erweist sich als echtes Problem...

Nachdem ich ja solch einen Riesenspaß an Something About You hatte, wollte ich unbedingt noch ein Buch der Autorin lesen. Und Just The Sexiest Man Alive hat mir auch gut gefallen - allerdings nicht so gut wie Something About You, und das liegt hauptsächlich am Helden. Im Laufe des Buches ist er mir ja ein wenig sympathischer geworden, aber anfangs ist er einfach nur ein arrogantes Arschloch und geht davon aus, daß alle anderen Menschen nur auf der Welt sind, um auf seine Anweisungen zu hören und ihm ein angenehmes Leben zu bereiten. Das fängt damit an, daß er den ersten Termin mit Taylor platzen läßt, ohne sich auch nur abzumelden, geht damit weiter, daß er dafür hinterher eine dermaßen fadenscheinige Ausrede erfindet, die selbst der dümmste Mensch der Welt sofort als Lüge erkennen würde, und hört nicht damit auf, daß er Taylor durch Manipulationen dazu zwingt, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten.

Ich kann ja in gewisser Weise sogar verstehen, daß Jason so ist. Wenn einem jahrelang rund um die Uhr alle Menschen sagen, wie unglaublich großartig und toll man ist, und wenn man das dann auch noch im Fernsehen sieht und in der Zeitung liest, dann glaubt man es zwangsläufig irgendwann. Nur - so jemanden möchte ich nicht unbedingt als Liebesromanhelden haben.

Taylor selbst mochte ich ganz gut leiden, sie ist eine vernünftige, intelligente Frau, die noch nicht ganz damit fertig geworden ist, daß ihr Ex-Freund sie auf eine sehr schäbige Art und Weise betrogen hat. Am Ende des Buchs macht sie allerdings etwas, was ich wiederum gar nicht so richtig nachvollziehen kann, und was mich daran zweifeln läßt, daß sie tatsächlich so unabhängig und von Jasons Reichtum unbeeindruckt ist wie sie behauptet.

Das Buch selbst ist spannend und unterhaltsam geschrieben und macht wirklich Spaß. Julie James hat ein gutes Händchen für witzige Dialoge wie zum Beispiel diesen, der stattfindet, als Taylor Jason erzählt, daß sie ein Date mit einem anderen berühmten Schauspieler hat, und er mächtig eifersüchtig ist:

"Seriously, Taylor, do you know who I am?" he demanded.
She smiled at this. "You celebrities actually say that? That's cute."

Eine Sache habe ich allerdings überhaupt nicht verstanden. Taylor hat nämlich für die Zeit ihres Aufenthalts in Los Angeles einen PT Cruiser als Leihwagen bekommen, und jeder lästert über dieses Auto. Warum eigentlich? Ich finde den PT Cruiser ganz originell und ansehnlich. Ich könnte mir keinen leisten, aber als Leihwagen würde ich ihn sofort nehmen!

Insgesamt ist Just The Sexiest Man Alive ein gutes, witziges, fühl-dich-gut-und-laß-dich-in-eine-andere-Welt-versetzen-Buch. Escapism, wie der Amerikaner sagt. Aber Something About You hat mir doch noch besser gefallen.

Dienstag, 7. September 2010

Loretta Chase: Last Night's Scandal

Peregrine Dalmay, der junge Earl von Lisle, ist ein angehender Ägyptologe, der nichts lieber täte, als tagein, tagaus im heißen ägyptischen Wüstensand nach antiken Artefakten zu buddeln. Leider hat er ein Problem: er ist finanziell auf seine Eltern angewiesen, und die sind völlig gaga. Deswegen wollen sie auch unbedingt, daß er für sie die Renovierungsarbeiten in einem feuchten, zugigen Schloß in Schottland überwacht, in dem es angeblich obendrein spukt. Peregrine will dieses Ansinnen eigentlich zurückweisen, aber seine Jugendfreundin Olivia Wingate-Carsington schleift ihn in die schottische Wildnis, um selbst mal ein spannendes Abenteuer zu erleben. Und obwohl Peregrine weiß, daß Olivia so zerstörerisch wie ein ägyptischer Wüsten-Wirbelsturm ist, so fühlt er sich doch auch unwiderstehlich zu ihr hingezogen, besonders nachdem er herausfindet, daß ihr in den letzten zehn Jahren überraschenderweise Brüste gewachsen sind...

Ich bin schwach, ich bin schwach, ich bin schwach. Ich bin eine schwache Frau und wurde von meiner übergroßen Neugier dazu getrieben, dieses Buch zu lesen, obschon ich die letzten beiden Loretta Chase-Bücher als unlesbar beiseite gelegt hatte. Last Night's Scandal ist allerdings die Fortsetzung von Lord Perfect, und das ist eins meiner Lieblingsbücher.

Peregrine und Olivia, die Helden von Last Night's Scandal, spielen auch in Lord Perfect eine nicht unwesentliche Rolle, und zwar als jugendliche Ausreißer. Da sind sie wohl, wenn mein schwaches Gedächtnis mich nicht trügt, 9 und 12 Jahre alt, oder 11 und 13 oder so. Jedenfalls Kinder.

Das blöde ist, daß sie sich seitdem geistig nicht wirklich weiterentwickelt haben. Zumindest Olivia nicht. Wenn ich die Goldene Nervensäge am Band für die nervigste Heldin verleihen müßte, würde ich diesen Orden ohne weitere Umschweife Olivia anheften. Sie geht mir auf den Wecker, und sie tut wirklich alles, um dem Begriff "TSTL" eine völlig neue Dimension zu verleihen.

Sie ist das literarische Äquivalent zu Fingernägeln, die über eine Schultafeln kratzen. Ihr kennt doch dieses unerträglich widerwärtige Geräusch? Tja, das ist Olivia. Unerträglich.

Am fürchterlichsten fand ich eine Szene, die sich während der Reise nach Schottland abspielt. Olivia hat zwei Freundinnen ihrer Uroma als Anstandsdamen mitgenommen. Diese rüstigen Seniorinnen haben in einem Gasthof die Nacht damit verbracht, mit einem jungen Mann aus dem Landadel Karten zu spielen und werden von diesem beschuldigt, beim Spiel betrogen zu haben. Unsere wackere Heldin begnügt sich nun aber nicht etwa damit, sich mit ihm zu streiten - sie will sich mit ihm duellieren! Natürlich muß Peregrine zur Rettung herbeieilen, aber was zum Teufel soll das? Soll ich als Leserin Olivia bewundern? Goldig finden? Loretta Chases Heldinnen waren früher nicht annähernd so strohköpfig!

Solche völlig hirnlosen, dämlichen Sachen stellt Olivia ständig an. Natürlich werden sie und Peregrine auch wieder und wieder von ihrer Leidenschaft überwältigt, obwohl sie beide anfangs aus verschiedenen Gründen davon überzeugt sind, daß sie kein gutes Ehepaar abgäben. Heldin Olivia hat natürlich eine ganz ausgezeichnete Begründung für ihren Mangel an Selbstbeherrschung: sie stammt nämlich von den "Gräßlichen DeLuceys" ab - eine englische Familie mit einem offenbar langen Stammbaum und sehr schlechtem Ruf. Na dann. Wenn die Familie einen schlechten Ruf hat, ist man ja für nichts verantwortlich, stimmt's?

Ihr werdet bemerkt haben, daß ich kaum ein Wort über den Helden oder die Handlung des Buchs verloren habe. Das liegt daran, daß der Held zwar da ist und auch etliche Szenen aus seiner Perspektive beschrieben werden, er aber doch sehr blaß und im Hintergrund bleibt. Ich will's mal so sagen: gestern war ich beim Zahnarzt, aber wenn man mich jetzt fragen würde, welche Farbe die Stühle im Wartezimmer hatten, müßte ich ratlos mit den Schultern zucken. Peregrine hat mit diesen Zahnarztwartezimmerstühlen etwas gemeinsam: er ist da und erfüllt auch eine wichtige Funktion, aber man bemerkt ihn kaum.

Und die Handlung? Na ja. Es gibt eine. Sie ist aber nicht weiter erwähnenswert.

Das einzig gute an dem Buch sind ein paar wirklich gelungene, witzige Dialoge. Und man kann es lesen, ohne vor Langeweile einzunicken oder ständig an spannendere Dinge wie Steuererklärungen zu denken. Ansonsten ist es ein totaler Flop.

Sonntag, 5. September 2010

Alaya Johnson: Moonshine

Zephyr Hollis stammt aus einer Familie von Vampir- und Dämonenjägern, doch statt mit ihrem Vater auf die Jagd nach solchen Wesen zu gehen, hat sie sich entschlossen, in New York zu leben und sich für die Rechte benachteiligter Bevölkerungsgruppen einzusetzen - von denen es im New York der 20er Jahre nicht eben wenige gibt. Eines Tages bittet ein geheimnisvoller Mann namens Amir sie, ihm bei der Suche nach einem gewissen Rinaldo zu helfen. Dieser Rinaldo ist ein Mafiaboß und man vermutet, daß er auch ein Vampir sein könnte. Zephyr selbst ist immun gegen Vampirbisse und durchaus in der Lage, Amir zu helfen; doch was will er von Rinaldo, und was hat er mit der entsetzlichen Droge zu tun, die die Vampire neuerdings in einen Blutrausch versetzt?

Ich gebe es zu: ich kann selten einem Buch mit einem ungewöhnlichen Handlungsort bzw. einer ungewöhnlichen Handlungszeit widerstehen. New York in den 20er Jahren findet man ja eher selten als Handlungsort für Unterhaltungsliteratur - und dann noch mit Vampiren? Das Buch landete schneller in meinem Amazon-Einkaufswagen, als man "Blutkonserve" sagen kann, denn auch die Leseprobe schien vielversprechend zu sein. Als ich es dann in den Händen hielt, hätte ich es beinah genauso schnell wieder zur Seite und auf meinen "muß mich irgendwann wohl mal dadurchquälen"-Bücherstapel gelegt, denn wie sich herausstellte, hat es einige Dinge, die ich in meinen Büchern überhaupt gar nicht schätze: eine bis zur Selbstaufgabe wohltätige Heldin und jede Menge Sozialkritik.

Ich bin froh, daß ich Moonshine nicht beiseite gelegt habe. Es ist eins der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe! Alaya Johnson versteht es perfekt, die Atmosphäre New Yorks einzufangen, zumindest so, wie ich es mir zu dieser Zeit vorstelle: unglaubliche Armut auf der einen Seite, Reichtum und Dekadenz auf der anderen. Und irgendwo hat fast jeder im Hinterkopf das Bewußtsein: mit etwas Glück und Geschick kann ich in diesem Land alles erreichen. Die Frauenrechte sind auf dem Vormarsch, und tatsächlich sind die weiblichen Charaktere des Buches, einschließlich der Heldin, sehr selbstbewußt und auch selbstbestimmt. Sie tragen kurze Haare und kurze Röcke und schminken sich und kommen sich dabei noch ein wenig verrucht und gewagt vor - aber sie haben Spaß daran. Und fast alle betrachten die Prohibition eher als eine interessante Herausforderung an ihre Gewitztheit denn als ernstzunehmendes Alkoholverbot.

Zwischen den menschlichen Charakteren tummelt sich allerhand übersinnliches Gezücht und die staunende Leserin (ich) lernt, daß ein mit arabischen Zaubersprüchen bearbeitetes Schwert tatsächlich nur bei arabischen Dämonen wirksam ist. Es gibt Vampire, und es gibt das organisierte Verbrechen, und es gibt Jugendgangs, deren Mitglieder Vampire sind.

Mitten drin ist Zephyr, die Heldin (ein doofer Name für eine Heldin, aber weil mir das Buch so gut gefällt, sehe ich darüber hinweg). Zephyr ist gegen Vampirbisse immun - das heißt, sie selbst kann niemals verwandelt werden, und aufgrund ihrer Ausbildung als Dämonen- und Vampirjägerin hat sie vor paranormalen Bösewichten etwas weniger Angst als einige ihrer Zeitgenossen.

Amir - der nach Zephyrs Meinung ein wenig wie Rudolph Valentino in "Der Scheich" aussieht, nur attraktiver - lernt sie an der Volkshochschule kennen, wo sie für Einwanderer Kurse gibt. Eigentlich weiß sie gar nichts über ihn, außer, daß er keineswegs das ist, was er zu sein vorgibt: ein armer, vom Schicksal gebeutelter Einwanderer.

Von dem Moment an, da Amir Zephyr um ihre Hilfe bei der Suche nach Rinaldo bittet, gibt es so viel Action, daß die arme Zephyr kaum mal einen Moment der Ruhe für ein kleines Nickerchen findet. Aber im Gegensatz zur Heldin genieße ich jede Minute des Buches, denn es ist einfach großartig. Was ich nämlich noch nicht erwähnt habe, ist der trockene Humor von Amir.

Und die Dialoge, oh mein Gott, die Dialoge. Die gehören definitiv zu den besten, die die Unterhaltungsliteratur zu bieten hat.

Hier beispielsweise rettet Amir Zephyr gegen ihren Willen vor einem bissigen Vampir:

"You complete bloody, ignorant...misogynist!" I yelled. Ah, that was so much better.
I was pretty sure the snow-encrusted one on top, attempting to bang the other's head into the ground, was Amir. "You're quite welcome", he said, only a hint of gasp in his voice. With a roar, the vampire overwhelmed him and they began to roll around again.
"Oh yes, I can hardly thank you enough. If you had come just a little later, I might have killed him."
"That's funny", he said, grunting with the effort of keeping the vampire's hands from his throat. "I thought you didn't kill your fellow rational creatures."
[...] "What, they don't have self-defense in Arabia?"

Einige Seiten später werden Zephyr und Amir von ihren Eltern in eindeutiger Situation erwischt. Zephyrs Vater ist außer sich:

"My daughter and this...wog, this misbegotten hell creature?"
This proved too much for my mama. "John! We don't even know him! He might be a perfectly nice-"
Amir barked a laugh, but the temperature in the room went down at least ten degrees. "Misbegotten hell creature, at your service."

Übrigens verliert der gute Amir auch nicht seine guten Manieren, wenn er schwer krank ist:

"Sorry to disappoint. I just don't have the energy right now to look large and billowing".

Moonshine ist ein in jeder Hinsicht phantastisches Buch und ich weiß leider nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung plant - aber falls ja, kann ich es kaum erwarten, sie zu lesen. Ich habe mich jedenfalls beim Lesen prächtig amüsiert.

Sonntag, 29. August 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold - 13

Ich hab's ja diesmal lange geschafft, mich von dieser...äh...literarischen Erfahrung fernzuhalten! Okay, wo waren wir? Bösewicht Rafe hat den guten alten Onkel Cal entführt und ihn erstmal an den Handgelenken aufgehängt. Für Onkel Cal die perfekte Gelegenheit, sich in einer Rückblende in Kursivschrift an die gute alte Zeit zu erinnern. Damals hat es nicht nur Onkel Cal mit Isabelles Mama getrieben, sondern ihr angeblicher Papa James (und Onkel Cals bester Kumpel) war auch spielsüchtig. Tsk tsk. Aber es kommt noch schlimmer: um Spielschulden zu bezahlen, hat James an einen afrikanischen Kriegsherrn Waffen verkauft, und als dieser Handel aufflog, wurde Kevin, dem Bösewicht Rafe sein Papa, der Untat bezichtigt. James hatte ihn hereingelegt! Die ganze Geschichte erzählt Cal Rafe, und irgendwie muß sie sich wohl über telepathische Wellen oder die Bildzeitungs-App oder was auch immer unter allen Charakteren des Buchs verbreiten, denn plötzlich weiß auch Jake davon. Aber: wat nu?

Na was wohl? Isabelle läßt Jake wissen, daß sie sich fortan bis zur Festnahme Rafes vom FBI beschützen lassen wird, während Jake darüber nachdenkt, wie er Rafe finden und Onkel Cal befreien kann. Dann kommt ein weiterer unvermeidlicher Dialog über Isabelles Selbstfindungstrip und ihre und Jakes Beziehung (ich habe nicht mitgezählt, schätze aber, daß es das etwa 583. Gespräch dieser Art in den 370 Seiten dieses Buchs sein dürfte). Und natürlich bleibt auch noch mehr als genug Zeit für 'ne schnelle Nummer:

"I do love you."
He swallowed hard. "That scares me more than anything. But fuck, Isabelle, I do love you."
She smiled, the first real smile he'd seen all day, since the insanity began. "'But fuck, Isabelle, I do love you'?" she repeated. "You know, only coming from you could that actually sound romantic."
And he laughed and she laughed and that felt good. Real.
He took the gun out of his pants and laid it on the table.
"The safety's not on", he said, and then he let her push him so he was flat on his back on the bed.

Ah. Wie ergreifend. Was könnte sich eine Frau denn mehr wünschen als einen Typen, der beim Sex sogar die Waffe ablegt?

Wenig später wird Isabelle von einem FBI-Agenten abgeholt und in einem Auto weggebracht. Nach ungefähr 500 Metern fängt sie an zu quengeln, es sei ein Fehler gewesen und man möge sie sofort zu Jake und seinem Haus zurückbringen - aber zu spät: der FBI-Agent hat plötzlich ein Einschußloch im Kopf, und der Fahrer des Wagens stellt sich als Rafe heraus.

Leider hat Rafe wie so viele Buch- und Filmschurken das dringende Bedürfnis, seine Opfer noch in epischer Breite über seine Pläne für weitere Untaten zu informieren. Deswegen sieht er auch davon ab, mich von meinem Leid zu erlösen, indem er Isabelle unverzüglich an Ort und Stelle meuchelt. Stattdessen erzählt er ihr von seinen Plänen, Jake und Onkel Cal um die Ecke zu bringen und Isabelle mit nach Afrika zu nehmen.

Also mal ehrlich. Was zum Teufel wollen all die Typen in diesem Buch mit dieser Nervensäge Isabelle? Wenn ich ein Mann wäre, würde ich die noch nicht mal anrühren, wenn sie wie Salma Hayeks hübschere Schwester aussähe, eine eigene Brauerei besäße und jeden Tag in roten Seidendessous das ganze Haus putzen würde!

Natürlich läßt es sich Isabelle auch jetzt nicht nehmen, ihre innere Frau Kalwass heraushängen zu lassen, und während Rafe sie an einem Baum festkettet, läßt sie ihn in ihrer unendlichen Güte an ihrer Weisheit teilhaben:

"You can't blame your life on other people", she told him.
He took a few steps toward her, grabbed her ankles and began to chain her to the nearest tree. He grabbed her already bound wrists and wrapped the metal shackles around them.
"Your father and your uncle - or should I say,your two fathers - ruined my life. Do you know what kind of monsters raised me, Izzy?"
"I know you had all the chances in the world to make something of yourself. I know that every man's worth more than the very worst thing he's ever done - it's not too late for you, Rafe."

Sekunden später hat Rafe die zweifelhafte Ehre, der erste in diesem Buch zu sein, der etwas sinnvolles tut: er knebelt Isabelle. Hätte er das mal schon viel eher getan.

Nun taucht Jake auf, der sich, wie sich herausstellt, im Kofferraum des FBI-Autos versteckt hatte. Es folgt der unvermeidliche "Isabelle ist mein - nein, mein - nein mein, und außerdem sollen alle leiden, weil ihr Vater meinen Vater um die Ecke gebracht hat - bla, bla"-Dialog. Blöd, daß gerade kein Schnee zu liegen scheint, denn sonst hätten sie sich das ganze sparen und einfach gucken können, wer ein größeres Loch in den Schnee pinkeln kann.

Offenbar bin ich jedoch nicht die einzige, die von dem ganzen Geschwafel genervt ist, denn Jakes Kumpel Nick erscheint aus dem nichts und erschießt Rafe ohne weitere Umschweife. Bravo, Nick! Wenn du Jake und Isabelle jetzt vielleicht noch dazu überreden könntest, ein Schweigegelübde abzulegen...? Nein? Na ja, einen Versuch war es wert.

Tja, eigentlich könnten jetzt alle in den Sonnenuntergang reiten und bis an ihr Lebensende tiefschürfende Gedanken über ihre jeweiligen Beziehungen austauschen, wenn sie nicht gerade das amerikanische Militär für seine gelungene Ausbildung 15jähriger Knaben zu perfekten Kampfmaschinen bewundern, wenn nicht...tja, wenn es nicht noch ein klitzekleines Problem gäbe. Der soeben sang- und klanglos verblichene Rafe hat nämlich mehrere Sprengsätze versteckt, die jederzeit explodieren könnten. Nun muß Isabelle am Baum gefesselt bleiben, bis sie alle gefunden und entschärft wurden. Wenn Jake schlau wäre, hätte er auch den Knebel in ihrem Mund gelassen - aber schließlich haben wir ja mittlerweile gelernt, daß es nicht seine intellektuellen Kapazitäten sind, die ihn so bewundernswert machen, nicht wahr?

Sonntag, 22. August 2010

Meredith Duran: Bound By Your Touch

Lydia Boyce ist die Tochter eines Ägyptologen und führt dessen Geschäfte im heimatlichen London. Eines Tages hält sie vor der Crème de la Crème der britischen Gesellschaft einen Vortrag über dessen wissenschaftliche Erkenntnisse, der abrupt von einem offensichtlich betrunkenen jungen Mann unterbrochen wird, der eine ägyptische Stele trägt. Zum großen Erstaunen aller identifiziert Lydia die Stele sofort als Fälschung, was sowohl für sie selbst als auch für den jungen Mann, James Viscount Sanburne, ungünstig ist. Es stellt sich nämlich sehr schnell heraus, daß das gefälschte Artifakt von Lydias Vater nach England geschickt wurde, und daß James es nur gekauft hat, um seinem verhaßten, ägyptenbegeisterten Vater eins auszuwischen. Lydia ist jedoch felsenfest davon überzeugt, daß ihr geliebter Vater niemals eine Fälschung in Umlauf bringen würde. Sie und James versuchen, der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen, und kommen sich dabei unerwartet näher...

Nachdem ich schon von Written On Your Skin begeistert war, habe ich beglückt festgestellt, daß auch Bound By Your Touch ein großartiges Buch ist. Es ist schon erstaunlich, wie Meredith Duran eine uralte, tausendmal gelesene Liebesroman-Handlung nehmen und in etwas völlig neuartiges verwandeln kann; und das liegt noch nicht mal so sehr an der Handlung selbst, als vielmehr an den vielschichtigen Charakteren.

James ist ein zutiefst unglücklicher Mann, den das schlechte Gewissen plagt. Seine Schwester Stella war mit einem gewalttätigen Mann verheiratet und wurde von ihm geschlagen und gequält. Schließlich hat sie ihn vor einigen Jahren getötet und lebt seitdem in einer Nervenklinik. James macht sich Vorwürfe, weil er seine Schwester nicht gerettet hat, aber noch größere Vorwürfe macht er seinem Vater, denn auch dieser hat seiner Ansicht nach keinen Finger gekrümmt, um Stella zu retten. Die Ablenkung die James von seinem Kummer sucht, ist eher gefährlicher Art: er feiert ständig wilde Parties mit Drogen und Alkohol im Überfluß, und er treibt sich häufig in den Slums von London herum, um dort an Faustkämpfen und anderen Exzessen teilzunehmen.

Lydia ist das genaue Gegenteil: sie ist eine außerordentlich pragmatisch denkende Frau, die in jeder Situation schnell einen Weg findet, das beste daraus zu machen. Vor einigen Jahren hatte sie sich in einen jungen, aufstrebenden Politiker verliebt und dachte, daß er sie heiraten würde - doch stattdessen heiratete er ihre Schwester Sophie. Sophie ist eine bildhübsche Frau, die immer das bekommt, was sie will - und insgeheim war sie immer ein wenig neidisch auf Lydia, die im Gegensatz zu ihr an der Ägyptenbegeisterung des Vaters teilhaben durfte. Nun müssen die beiden zu allem Überfluß unter einem Dach leben, denn ihre jüngste Schwester Antonia soll in die Gesellschaft eingeführt werden.

Liebe auf den ersten Blick ist es weder für Lydia noch für James, und ihre anfängliche Einschätzung seiner Person - die sie ihm übrigens einfach mal direkt ins Gesicht sagt - ist nicht gerade schmeichelhaft:

"You're a butterfly", she said. "Aimless by nature, useless by choice, and highly decorative. Annoying, when you flap into someone's face."

Nach und nach lernen die beiden sich jedoch besser kennen und schätzen. Was aber keineswegs bedeutet, daß sie mit allem einverstanden sind, was der jeweils andere sagt und tut.

Lydia findet, daß James sich mit seinem ständigen Haß auf seinen Vater nur selbst schadet, und daß er aufgrund seines Reichtums, seiner guten Beziehungen und auch seiner Intelligenz viel mehr bewirken könnte, wenn er seine Zeit nicht mit Suff und Prügeleien verschwenden würde.

James dagegen meint, daß Lydia die Heldenverehrung für ihren Vater übertreibt und sie sich ernsthaft mit der Möglichkeit befassen sollte, daß dieser tatsächlich in finstere Geschäfte verwickelt sein könnte.

Beide müssen in vieler Hinsicht umdenken, bevor das Buch ein glaubwürdiges Happy End hat. Sowohl James als auch Lydia sind vom Schicksal gebeutelt, das muß wohl so sein in einem Meredith Duran-Buch. Aber das interessante daran ist, daß sie wie echte Menschen mit Stärken und Schwächen wirken, und daß nicht alle ihre Probleme letzten Endes wie durch Zauberhand verschwinden.

Bound By Your Touch ist spannend und so gut geschrieben, daß ich es gar nicht mehr weglegen wollte und innerhalb von kürzester Zeit durchgelesen habe. Für einen Liebesroman ist es nicht gerade leichte Kost, aber man kann sich wirklich richtig darin vertiefen und seine Umgebung vergessen.

Montag, 16. August 2010

Das glaubt mir wieder keiner...

...aber ich kann's mir trotzdem nicht verkneifen.

Es geschah heute morgen, am 16.08.10, gegen 8.30 Uhr in Dortmund-Derne. Ich verließ das Haus um mich, zu zugegebenermaßen fortgeschrittener Uhrzeit, auf den Weg zur Arbeit zu machen. Bevor ich jedoch die Straße überqueren und zum Parkplatz gehen konnte, mußte ich auf dem Bürgersteig warten, denn ein kleiner Lieferwagen fuhr vorbei.

Dieser Lieferwagen war weiß und hatte ein Blumenmuster, das mich zu der Mutmaßung veranlaßte, es handele sich um das Gefährt eines Floristen oder Friedhofsgärtners. Es war auch eine große und selbst für sehr kurzsichtige Menschen problemlos erkennbare Werbeaufschrift darauf. Und diese Werbeaufschrift lautete:

KREATIVITÄT IN SEINER SCHÖNSTEN FORM

Oh. Mein. Gott...

Sonntag, 15. August 2010

Rob Thurman: Madhouse

Cal und Niko Leandros sind zwei Brüder, die in New York eine Detektei betreiben, die sich auf das Aufspüren und Töten gefährlicher Monster spezialisiert hat. Promise, Nikos Vampirfreundin, verschafft ihnen einen neuen Auftrag: sie sollen eine Kreatur aus dem mittelalterlichen Schottland aufspüren und töten, die mit Hilfe einer Armee selbstgemachter zombieähnlicher Wesen Unmengen von Menschen fängt, auf grausame Art tötet, und frißt. Das ist jedoch leichter gesagt als getan - und neben der Kreatur, Sawney Beane, gibt es noch ein paar andere Probleme, von denen eine technikbesessene, schußwaffenliebende Mumie noch das geringste ist. Jemand trachtet Cals und Nikos Freund Robin Goodfellow nach dem Leben, und der mittlerweile 18jährige Cal weiß kaum noch wohin mit seinen jugendlichen Trieben...

Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!

Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!

Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.