Sonntag, 9. August 2020

Clodagh Murphy: The Disengagement Ring

Uff, schon wieder ist fast ein Jahr vergangen seit meinem letzten Blogpost. Aber ich habe mir vorgenommen, mich zu bessern - Dank Home Office habe ich ja jetzt auch mehr Zeit als früher. Aber wahrscheinlich liest hier sowieso niemand mehr mit...na ja, ist ja meine Spaßveranstaltung!

Falls sich doch jemand zu dieser Buchrezension verirren sollte: bitte klicke ganz schnell wieder weiter, falls du keine Spoiler lesen möchtest, es geht nämlich leider mal wieder nicht ohne!

Also, das Buch. Kate O'Neill ist eine irische Köchin Ende 20 (ich glaube, sie ist 27), die sich mit ihrem Freund Brian verlobt, obwohl sie den eigentlich eher so mittelgut findet. Sie glaubt nämlich, daß ihre große Liebe Will Sargent für sie unerreichbar ist. Will ist ein guter Freund ihrer Familie und hat auch eine Zeit lang bei ihnen gelebt, da er als Teenager Probleme mit seinem Vater hatte. Kates Familie findet die Idee, daß sie und Brian heiraten, richtig scheiße. Leider beschränken sie sich angesichts der Tatsache, daß Kate eine erwachsene Frau ist, nicht auf ein passiv-aggressives "na, du mußt ja wissen, was du tust". Stattdessen wird Will eingespannt. Er ist Manager einer berühmten irischen Rockband, die sich über den Sommer in eine Villa in der Toscana zurückzieht, um ein neues Album zu produzieren. Er soll Kate als Köchin für diese Villa einstellen und entweder selbst so heftig mit ihr flirten, daß sie Brian vergißt, oder dafür sorgen, daß eins der männlichen Bandmitglieder das macht. Will läßt sich darauf ein, und schon haben alle Buch-Charaktere freie Bahn für hysterisches, übertrieben dramatisches und einfach nur bescheuertes Verhalten.

Fangen wir mal mit dem Positiven an. Das Buch hat einige richtig gute Dialoge.

Jetzt zu den negativen Aspekten des Buchs: Kates Familie ist mit sehr wenigen Ausnahmen (der Vater wird eher selten erwähnt und hält sich handlungsmäßig im Hintergrund) eine Vollkatastrophe. Und wenn ich Vollkatastrophe sage, dann meine ich eher sowas wie die menschlichen Gegenstücke des Ausbruchs des Eyjafjallajökull als, sagen wir mal, plötzlich einsetzenden Nieselregen während einer Gartenparty. Am schlimmsten sind Kates Mutter Grace und ihre Schwester Rachel. Beide machen ein riesiges Gewese darum, daß Kate während ihres letzten Jobs, der irgendwie mit einer Rundreise durch Afrika zu tun hatte, stark abgenommen hat. Offensichtlich ist es so, daß prä-Afrikareisen-Kate ein wertloses Individuum war. Post-Afrikareisen-Kate ist immerhin einen Shopping-Trip durch Dublins schönste Klamottenläden wert, auch wenn Traummann Will (da er ja reich und schön ist) sich niemals ernsthaft für Kate interessieren könnte. Wie Rachel nämlich sagt, "spielt er in einer anderen Liga". Als Kate ihrer Mutter am Telefon sagt, daß sie und Brian heiraten wollen, läßt sie Grace gleichzeitig versprechen, es vorerst niemandem zu sagen. Das versteht Grace so, daß sie innerhalb der nächsten 10 Minuten alle Familienmitglieder informiert und eine konspirative Krisenkonferenz einberuft.

In Bezug auf Brian hat Kates Familie allerdings recht - warum Kate nicht lieber Single bleibt, als sich mit diesem Typen abzugeben, ist völlig unverständlich. Brian ist ein Esoteriker, der solche Kurse veranstaltet, wo man Bäume umarmt und Urschreie von sich gibt und dergleichen. Davon abgesehen ist er kniepig, ein Nassauer, und vögelt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist (letzteres ignoriert Kate fast bis zum Ende des Buchs). 

Kate selbst ist auch nicht gerade ein Hauptgewinn. Sie läßt sich wirklich ständig von jedem überfahren. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, ist sie nahezu unfähig, sich klar auszudrücken, wenn ihr irgendwas nicht paßt. Natürlich kommt sie am Ende mit Will zusammen (ist ja schließlich ein Liebesroman), aber der Weg dahin ist so steinig und schwer, da würde selbst Xavier Naidoo sich heulend in der Ecke zusammenrollen. Kate denkt, daß Will wieder mit seiner Ex-Freundin zusammen ist, also flüchtet sie wortlos und spricht mehrere Monate lang nicht mit ihm - und das, obwohl sie sich wenige Stunden vorher gegenseitig ewige Liebe geschworen haben und den besten Sex hatten, den jemals irgendein Mensch in der ganzen Geschichte der Menschheit hatte. Kate kommt dahinter, daß ihre Mutter und Schwester die Toscana-Geschichte eingestielt haben, findet das aber ihnen gegenüber nicht weiter erwähnenswert. Sie kauft ihnen sogar Weihnachtsgeschenke! Kate fährt zu Brians Esoterikzentrum, um mit ihm Schluß zu machen. Er sagt, daß er keine Zeit hat, mit ihr zu sprechen. Also legt Kate erstmal 300 € auf den Tisch des Hauses, um dort nichts Gescheites zu Essen zu bekommen und in einem Raum mit drei schnarchenden Esoterikerinnen kein Auge zutun zu können, während Brian selbst seine neueste Anhängerin flachlegt. Daß Will sie liebt und mit ihr zusammensein will, glaubt Kate ihm übrigens erst, als er ihr ihr eigenes Restaurant schenkt.

Ich hatte unmittelbar vor The Disengagement Ring For Love or Money von der gleichen Autorin gelesen, das ein sehr amüsantes Buch mit liebenswerten Charakteren war (alle verblüffend reich, kultiviert und schön, aber warum nicht). The Disengagement Ring war dagegen eine herbe Enttäuschung, und wenn man nicht gerade sehr versessen auf dumme Romanheldinnen, überflüssige Mißverständnisse und übertrieben hysterische und übergriffige Charaktere ist, sollte man um das Buch einen großen Bogen machen.

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