Kara McMillan ist Journalistin bei einer Tageszeitung in Colorado. Schon seit Jahren hat sie sich für nichts anderes interessiert als die Erziehung ihres kleinen Sohnes Connor und ihre Arbeit. Eines Tages überschlagen sich jedoch die Ereignisse: ehe sie es sich versieht, hat Kara eine heiße Affäre mit Reece Sheridan, einem attraktiven, intelligenten, integren und kompetenten Politiker (na klar doch) und ist gleichzeitig einem Skandal auf der Spur: eine Firma, die Zement herstellt, scheint gegen jedes der Menschheit bekannte Gesetz gegen Umweltverschmutzung zu verstoßen. Schon bald steckt Kara in der Zwickmühle: Unbekannte bedrohen sie und verüben Anschläge auf sie - etwa die Zementfirma? Und welche Verbindung hat Karas neuer Liebhaber zu dieser Firma?
Eins muß man Pamela Clare lassen: sie hat ein Händchen für ziemlich außergewöhnliche Szenen - und unfreiwillige Komik, aber dazu später mehr. Der Anfang des Buches ist bewundernswert schräg: Da geht Kara mit einer Freundin aus, betrinkt sich und fängt direkt an, Reece, den sie bisher nur beruflich von einem Interview kannte, faszinierende Details über ihre sexuellen Vorlieben zu erzählen. Das ist ja die Wucht in Tüten. So betrunken könnte ich überhaupt nicht sein! Aber egal: Reece steht auf Kara, Kara fährt auf Reece ab, und so könnte die Liebesgeschichte ihren Lauf nehmen, wenn Karas Gewissenbisse wegen ihres kleinen Sohns dem nicht im Weg stünden. Diese Bedenken kann Reece aber nach und nach ausräumen.
Etwas spannender ist da schon der Suspense-Plot, wenn ich diesen Anglizismus mal ausnahmsweise benutzen darf (ja, darf ich. Ist ja mein Blog). Kara bekommt unter größter Geheimhaltung Hinweise und vertrauliche Unterlagen von einem Mitarbeiter der Zementfirma. Sie schafft es, heimlich das Werksgelände der Firma aufzusuchen und dort Fotos zu machen und Wasserproben zu entnehmen. Ein bißchen wie Julia Roberts in Erin Brockovich. Als Kara aber auch noch anfängt, die Anwohner in der Umgebung der Firma zu befragen, bemerken deren Verantwortliche offensichtlich, daß etwas im Busch ist, und von da an wird es richtig gefährlich.
Extreme Exposure ist ein spannendes Buch und das Lesen hat mir wirklich Spaß gemacht. Aber es ist schon eher das, was ich als "fluffy" bezeichnen würde. Insbesondere mit dem Helden hatte ich so meine Probleme. Reece Sheridan ist eigentlich ein Lehrer, der sich ins Amt des Senators wählen ließ, um seinen Schülern zu beweisen, daß die Beteiligung jedes einzelnen Bürgers am politischen Geschehen möglich und sinnvoll ist. Er sieht gut aus, ist ein toller Liebhaber, unbestechlich, selbstlos, treu, ehrlich, zuverlässig und reich. Oder mit anderen Worten: daß es jemanden wie ihn gibt, ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Landung eines Ufos auf meinem Balkon innerhalb der nächsten 5 Minuten. Hier in Dortmund sind schon die Kommunalpolitiker weltfremd, inkompetent, korrupt, verlogen und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Nichts deutet für mich darauf hin, daß das auf Landes- oder Bundesebene irgendwie anders sein könnte. Abgesehen davon fällt mir nicht ein einziger Politiker ein, den man auch nur im entferntesten als gutaussehend bezeichnen könnte. In den USA werden die Verhältnisse in der Hinsicht wohl auch nicht großartig anders sein.
Immerhin hat Extreme Exposure aber die etwas zweifelhafte Ehre, einen der bescheuertsten Sätze in der Geschichte der Literatur zu beinhalten. Ich kichere jetzt noch, wenn ich dran denke. Gegen Ende des Buches wollen die Bösen Kara nämlich töten, in dem sie sie in einen Ofen stecken (ich bin aus der Beschreibung nicht ganz schlau geworden, aber es könnte sich um einen Drehrohrofen handeln). Egal, Kara hat jedenfalls schlagkräftige Argumente, die selbst den kaltblütigsten Mörder von seiner grausen Tat abhalten würden:
The blast of heat took her breath away. The white-orange blaze was painfully bright even in the daylight, and the roar was like that of a freight train. Red, glowing bricks lined the interior, even the door. She turned her face away and shut her eyes against the glare. "Killing me constitutes a major violation of the First Amendment!"
Yup. Die Bösewichter sind davon genauso beeindruckt wie ich, aber gerettet wird Kara natürlich trotzdem.
Abschließend noch ein paar Worte der Warnung: wer an Diabetes leidet, sollte auf gar keinen Fall auch nur daran denken, den Epilog dieses Buches zu lesen. Das ist mein Ernst. Ich habe es getan und merkte schon beim Lesen, wie sich Karies über meine Zähne ausbreitete. Ich liebe Happy Ends, und ich mag Süßigkeiten, aber was zuviel ist, ist zuviel.
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