Das nächste Kapitel sollte eigentlich den Titel: "Selbstmitleid und wie man es zur Kunstform erhebt" tragen. Yup, ihr habt es erraten: der gute Jake muß mal wieder den Tortured Hero raushängen lassen. Tja, und woran erkennt man, daß ein Romanheld eine schlimme Kindheit oder sonstige schwer zu verkraftende Erlebnisse hatte? Ja, okay, diese Frage kann jeder beantworten, der schon mal einen Liebesroman gelesen hat: 1. er benimmt sich wie ein Arschloch, denn er ist LEIDEND!!! und 2. er bringt es fertig, Sätze mit 5 Worten zu sagen, von denen 3 1/2 fucking lauten (weil die Leserin an sich es nicht gern sieht, wenn ihr Romanheld eine Familienpackung Tempotücher vollheult, 'ne Flasche Baileys leertrinkt und stundenlang Kuschelrock-CDs hört??). Na egal.
Der gute Jake würde Baileys wahrscheinlich noch nicht mal trinken, wenn man ein paar Glassplitter drin verrührt. Es wäre furchtbar schlecht für sein Macho-Image. Stattdessen hat er ganz gräßliche Albträume, während derer er schreit und wimmert. Weil sowohl seine als auch Isabelles Schlafzimmertür aufstehen, kriegt Isabelle das direkt mit und geht nachsehen, was los ist.
Das erste, was Jake nach dem Aufwachen durch den Kopf geht, ist demzufolge auch die Frage, warum Isabelle sein schmachvolles Leid bemerkt hat, denn einerseits sollte sein Bruder Chris aufpassen, daß sie nicht bei ihm auftaucht, und andererseits ist Isabelles Schlafzimmertür schalldicht, und er hatte vorm Zubettgehen extra nachgeschaut, ob sie auch geschlossen ist. Tja, hätte er mal auch noch den Schlüssel umgedreht.
Nun gehen mir zwei Dinge durch den Kopf:
1. Isabelles schalldichte Schlafzimmertür bestätigt meine Vermutung, daß Jake gern mal perverse Dinge mit seinen Freundinnen anstellt. Bestimmt findet Isabelle bald in einem bisher unerforschten Wandschrank ihres Zimmers ein komplett eingerichtetes Sado-Maso Studio mit Peitschen, Stachelhalsbändern, Lederklamotten und...äh...keine Ahnung. Um mir das genauer auszumalen, müßte ich wohl einige dieser Reportagen auf RTL II gucken. Aber so groß ist meine Leidensfähigkeit dann doch nicht.
2. Wenn Jake beim Schlafen immer einen Bewacher braucht, ist das doch sehr befremdlich und erinnert mich an eine Anekdote, die mir meine Eltern erzählt haben: in den 1960er Jahren haben sie mal Urlaub in Tunesien gemacht. Jeden Morgen kam ein Zimmermädchen und hat ihr Hotelzimmer aufgeräumt und die Betten gemacht. Da dieses Zimmermädchen aber eine züchtige, verschleierte, muslimische junge Frau war, wurde sie während der Arbeit stets auf Schritt und Tritt von ihrem Bruder begleitet - der natürlich selbst keinen Beruf ausüben konnte, weil er ja auf seine Schwester aufpassen mußte. Jakes Bruder könnte eigentlich auch nicht arbeiten, denn er muß ja nächtens über Jakes Schlummer wachen, aber da er auch 'n ganz Harten ist, braucht er wohl selbst keinen Schlaf. Welch ein Glück für die Menschheit im Allgemeinen und die Bevölkerung Amerikas im Besonderen, die er zweifelsohne in einem der nächsten Bücher vor einem grausen Schicksal retten wird!
Falls ihr euch allen Ernstes fragen solltet, warum ich soviel dummes Zeug labere: das liegt daran, daß im Buch seitenlang nichts passiert. Hier die Kurzform:
- Jake hat einen Albtraum
- Isabelle macht sich Sorgen um ihn
- sie quatschen
- sie haben es beide ganz, ganz, furchtbar schwer gehabt
- Gähn.
Na ja, wenigstens in Afrika geht die Post ab. Sarah und Clutch/Wachholder merken, daß ihnen Rafe der Bösewicht erwischt ist und wollen ihn eigentlich verfolgen, um ihn abzufangen, bevor er in ein Flugzeug nach Amerika steigen kann. Von Leidenschaft überwältigt, schieben sie vorher erstmal 'ne schnelle Nummer im afrikanischen Wüstensand neben Sarahs Jeep. Danach schicken sie eben noch eine Warnung per SMS an Isabelles Beschützer. Nun machen sich Sarah und Wachholder, beide übrigens nicht minder leidend als Jake und Isabelle, daran, Rafe einzuholen. Sie werden allerdings ihrerseits von den Häschern der super-geheimen Organisation verfolgt, für die Wachholder nicht, oder vielleicht doch, arbeitet. Die CD mit den gesammelten Werken von Nora Roberts als Hörbuch haben sie scheinbar unterwegs verloren, daher vertreibt Wachholder Sarah die Zeit damit, daß er ihr seine an Tragik kaum zu überbietende Lebensgeschichte erzählt.
Jake hat wirklich Glück, daß er sich das nicht anhören muß, denn Wachholder hat ihm was voraus: er war nämlich erst 14, als er zur Militärakademie kam.
Ich glaube, jetzt brauch ich ein Glas Baileys. Ohne Glassplitter. Und wenn ich mit dem Buch fertig bin, spende ich es Amnesty International. Die sollten mal untersuchen, ob die USA tatsächlich Kindersoldaten ausbilden. Es ist ein Skandal!
Sag einmal, wieviele Seiten gibst du hier eigentlich wieder? Ich meine, wieviel Papier hat die Autorin verschwendet um diesen Blödsinn niederzuschreiben? Das ist wirklich gruselig!
AntwortenLöschenUnd ich bin sehr froh, dass du die Überlegungen bezüglich der Tür nicht weiter ausgeweitet hast. ;)
Oh, Winterkatze, ich gebe zu,das waren gar nicht so viele Seiten: nur etwa 15. Ich finde ja, das Buch zieht sich wie Kaugummi und ich hab langsam das Gefühl, daß Stephanie Tyler auch zu den Autorinnen gehört, die noch nicht mal eine gescheite Actionszene schreiben könnten, wenn ihr Leben davon abhinge. Ist ja auch nicht schlimm; nur ist sie dann im falschen Genre unterwegs!
AntwortenLöschenHm, deine Zusammenfassung bringt mich aber auch nicht auf den Gedanken, dass die Autorin bei den Liebesszenen besonders gut wäre - wenn man also die Liebes- und die Actionszenen streicht, was bleibt denn dann noch für sie? Gutenachtgeschichten? ;)
AntwortenLöschenHa, es gibt eine Art von Büchern, mit denen sie ohne Zweifel brillieren könnte - vorausgesetzt, sie streicht das Wort fucking aus ihrem Vokabular. Guckst du hier!
AntwortenLöschenDas ist irgendwie gruselig - und sehr lustig zu lesen! ;) Aber wie bei so vielen anderen Büchern, lese ich doch mit deutlich mehr Genuß die "liebevolle" Zusammenfassung, als dass ich mir den gesamten Roman antun würde. *kicher*
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