Sonntag, 9. August 2020

Clodagh Murphy: The Disengagement Ring

Uff, schon wieder ist fast ein Jahr vergangen seit meinem letzten Blogpost. Aber ich habe mir vorgenommen, mich zu bessern - Dank Home Office habe ich ja jetzt auch mehr Zeit als früher. Aber wahrscheinlich liest hier sowieso niemand mehr mit...na ja, ist ja meine Spaßveranstaltung!

Falls sich doch jemand zu dieser Buchrezension verirren sollte: bitte klicke ganz schnell wieder weiter, falls du keine Spoiler lesen möchtest, es geht nämlich leider mal wieder nicht ohne!

Also, das Buch. Kate O'Neill ist eine irische Köchin Ende 20 (ich glaube, sie ist 27), die sich mit ihrem Freund Brian verlobt, obwohl sie den eigentlich eher so mittelgut findet. Sie glaubt nämlich, daß ihre große Liebe Will Sargent für sie unerreichbar ist. Will ist ein guter Freund ihrer Familie und hat auch eine Zeit lang bei ihnen gelebt, da er als Teenager Probleme mit seinem Vater hatte. Kates Familie findet die Idee, daß sie und Brian heiraten, richtig scheiße. Leider beschränken sie sich angesichts der Tatsache, daß Kate eine erwachsene Frau ist, nicht auf ein passiv-aggressives "na, du mußt ja wissen, was du tust". Stattdessen wird Will eingespannt. Er ist Manager einer berühmten irischen Rockband, die sich über den Sommer in eine Villa in der Toscana zurückzieht, um ein neues Album zu produzieren. Er soll Kate als Köchin für diese Villa einstellen und entweder selbst so heftig mit ihr flirten, daß sie Brian vergißt, oder dafür sorgen, daß eins der männlichen Bandmitglieder das macht. Will läßt sich darauf ein, und schon haben alle Buch-Charaktere freie Bahn für hysterisches, übertrieben dramatisches und einfach nur bescheuertes Verhalten.

Fangen wir mal mit dem Positiven an. Das Buch hat einige richtig gute Dialoge.

Jetzt zu den negativen Aspekten des Buchs: Kates Familie ist mit sehr wenigen Ausnahmen (der Vater wird eher selten erwähnt und hält sich handlungsmäßig im Hintergrund) eine Vollkatastrophe. Und wenn ich Vollkatastrophe sage, dann meine ich eher sowas wie die menschlichen Gegenstücke des Ausbruchs des Eyjafjallajökull als, sagen wir mal, plötzlich einsetzenden Nieselregen während einer Gartenparty. Am schlimmsten sind Kates Mutter Grace und ihre Schwester Rachel. Beide machen ein riesiges Gewese darum, daß Kate während ihres letzten Jobs, der irgendwie mit einer Rundreise durch Afrika zu tun hatte, stark abgenommen hat. Offensichtlich ist es so, daß prä-Afrikareisen-Kate ein wertloses Individuum war. Post-Afrikareisen-Kate ist immerhin einen Shopping-Trip durch Dublins schönste Klamottenläden wert, auch wenn Traummann Will (da er ja reich und schön ist) sich niemals ernsthaft für Kate interessieren könnte. Wie Rachel nämlich sagt, "spielt er in einer anderen Liga". Als Kate ihrer Mutter am Telefon sagt, daß sie und Brian heiraten wollen, läßt sie Grace gleichzeitig versprechen, es vorerst niemandem zu sagen. Das versteht Grace so, daß sie innerhalb der nächsten 10 Minuten alle Familienmitglieder informiert und eine konspirative Krisenkonferenz einberuft.

In Bezug auf Brian hat Kates Familie allerdings recht - warum Kate nicht lieber Single bleibt, als sich mit diesem Typen abzugeben, ist völlig unverständlich. Brian ist ein Esoteriker, der solche Kurse veranstaltet, wo man Bäume umarmt und Urschreie von sich gibt und dergleichen. Davon abgesehen ist er kniepig, ein Nassauer, und vögelt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist (letzteres ignoriert Kate fast bis zum Ende des Buchs). 

Kate selbst ist auch nicht gerade ein Hauptgewinn. Sie läßt sich wirklich ständig von jedem überfahren. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, ist sie nahezu unfähig, sich klar auszudrücken, wenn ihr irgendwas nicht paßt. Natürlich kommt sie am Ende mit Will zusammen (ist ja schließlich ein Liebesroman), aber der Weg dahin ist so steinig und schwer, da würde selbst Xavier Naidoo sich heulend in der Ecke zusammenrollen. Kate denkt, daß Will wieder mit seiner Ex-Freundin zusammen ist, also flüchtet sie wortlos und spricht mehrere Monate lang nicht mit ihm - und das, obwohl sie sich wenige Stunden vorher gegenseitig ewige Liebe geschworen haben und den besten Sex hatten, den jemals irgendein Mensch in der ganzen Geschichte der Menschheit hatte. Kate kommt dahinter, daß ihre Mutter und Schwester die Toscana-Geschichte eingestielt haben, findet das aber ihnen gegenüber nicht weiter erwähnenswert. Sie kauft ihnen sogar Weihnachtsgeschenke! Kate fährt zu Brians Esoterikzentrum, um mit ihm Schluß zu machen. Er sagt, daß er keine Zeit hat, mit ihr zu sprechen. Also legt Kate erstmal 300 € auf den Tisch des Hauses, um dort nichts Gescheites zu Essen zu bekommen und in einem Raum mit drei schnarchenden Esoterikerinnen kein Auge zutun zu können, während Brian selbst seine neueste Anhängerin flachlegt. Daß Will sie liebt und mit ihr zusammensein will, glaubt Kate ihm übrigens erst, als er ihr ihr eigenes Restaurant schenkt.

Ich hatte unmittelbar vor The Disengagement Ring For Love or Money von der gleichen Autorin gelesen, das ein sehr amüsantes Buch mit liebenswerten Charakteren war (alle verblüffend reich, kultiviert und schön, aber warum nicht). The Disengagement Ring war dagegen eine herbe Enttäuschung, und wenn man nicht gerade sehr versessen auf dumme Romanheldinnen, überflüssige Mißverständnisse und übertrieben hysterische und übergriffige Charaktere ist, sollte man um das Buch einen großen Bogen machen.

Sonntag, 8. September 2019

Ruby Lang: Hard Knocks

Helen Chang Frobisher ist Neurologin und hat nicht nur eine Praxis zusammen mit zwei anderen Ärztinnen, sondern arbeitet auch in einem Krankenhaus. Dort lernt sie eines Tages Adam Magnus kennen, der Eishockeyspieler bei dem notorisch erfolglosen Verein Oregon Wolves ist. Helen und Adam fühlen sich sofort zueinander hingezogen, haben aber beide gerade mit anderen Problemen zu kämpfen: Helens Vater ist schwerkrank, und Adam macht sich Gedanken um seine Zukunft, da er eigentlich keine Lust mehr auf Eishockey hat. Wenig später schreibt Helen einen Leserbrief an eine lokale Zeitung, in der sie fordert, daß Eishockey in Portland (dort spielt der Roman) verboten wird, da die Spätfolgen der Verletzungen, die die Spieler erleiden, verheerend sind. Leider schlägt dieser Leserbrief unerwartet große Wellen, und wenig später werden Helen und Adam - als Vertreter seines Vereins - im Radio und Fernsehen als Gegner inszeniert.

Hard Knocks ist ein nettes Buch. Ich meine damit nicht nett im Sinne von "die kleine Schwester von scheiße", sondern wirklich nett. Aber eben auch nicht mehr, denn es hat mich nicht so richtig mitgerissen. Die beiden Protagonisten fand ich, von kleineren Schwierigkeiten abgesehen, sympathisch, da sie sich wie erwachsene Menschen mit ihren Problemen auseinandersetzen und eine Lösung suchen. Der Schreibstil ist demnach auch eher nüchtern als dramatisch, was ja grundsätzlich gut ist. In Sachen Humor hätte man aus einigen Passagen aber durchaus etwas mehr herausholen können.

Ein paar Szenen und einzelne Absätze gab es allerdings, die ich etwas seltsam und problematisch fand. Beispielsweise fühlt sich Adam nach Helens Leserbrief persönlich angegriffen, obwohl sie ihn darin überhaupt nicht erwähnt. Zu dem Zeitpunkt haben die beiden noch keine Beziehung, sondern nur eine Nacht miteinander verbracht, nach der Helen sich stillschweigend aus dem Staub gemacht hat. Er beschuldigt sie auch, ihm seinen Lebensunterhalt wegnehmen zu wollen, ganz so, als würde Eishockey tatsächlich in einer nordamerikanischen Großstadt verboten, weil eine Frau das in einem Leserbrief fordert.

Später, gegen Ende des Buches, gab es noch etwas, das mir eher wie eine Buchverlängerungsmaßnahme als wie ein richtiger Handlungsstrang vorkam. Da macht sich Adam nämlich Gedanken darüber, wovon er leben soll, wenn er nicht mehr Eishockey spielt, was ja normal ist. Bei der Gelegenheit beschleicht ihn aber auch der Gedanke, daß Helen mit ihm ganz sicherlich nichts mehr zu tun haben will, wenn er vorübergehend arbeitslos ist und / oder wenig Geld hat.

Am Ende gibt es aber das erwartete Happy End, und es bleibt bei mir der Eindruck, daß Hard Knocks zwar kein wunderbares Buch zum immer wieder Lesen ist, aber eben auch keins von der Sorte, bei denen man am liebsten vergessen möchte, daß sie existieren. Die kulinarischen Erlebnisse der Charaktere würde ich übrigens nicht zum Nachahmen empfehlen: bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung werden Tofuwürstchen serviert, und als Helen krank ist, bringt ihre Freundin ihr Grünkohlsaft. Grünkohlsaft!! Da würde für mich die Freundschaft sofort enden.

Montag, 12. August 2019

Karina Halle: My Life in Shambles

Valerie Stephens ist eine junge amerikanische Journalistin, die rechtzeitig zu Weihnachten ihren Job verliert und mit ihrem Verlobten Schluß macht, wodurch sie dann auch obdachlos ist. Spontan entschließt sie sich, mit ihren beiden Schwestern über Silvester nach Dublin zu reisen. Dort lernt sie am Silvesterabend den super attraktiven Padraig McCarthy kennen, der, ohne daß Valerie es weiß, ein berühmter Rugby-Spieler ist. Nachdem die beiden eine heiße Nacht zusammen verbracht haben, fragt Padraig Valerie, ob sie für kurze Zeit mit in sein Heimatdorf kommt und vorgibt, seine Verlobte zu sein. Und da Valerie sowieso nichts besseres zu tun hat, macht sie das dann auch...

Klingt nach einem netten, seichten Liebesroman, mit dem man sich ein bißchen die Zeit vertreiben und dem nervigen Alltag entfliehen kann, oder? Tja. Ein Liebesroman ist My Life in Shambles ohne Zweifel. Und er ist stellenweise auch recht seicht. Aber ein netter Zeitvertreib ist dieses Buch wohl nur für Leute, die ihre Zeit zwischen Sado-Maso-Pornos und der Apothekenrundschau aufteilen.

Wer es gerne noch lesen möchte, sollte sich nun übrigens lieber abwenden; ich kann nämlich leider nicht ohne Spoiler über es sprechen.

Am Anfang fand ich das Verhalten der Charaktere nur stellenweise etwas merkwürdig. Zum Beispiel, als Valerie mit ihren Schwestern in einem Club feiert und diese ihre Ankündigung, daß sie jetzt alleine mit Padraig loszieht, den keine von ihnen kennt, sinngemäß nur mit "viel Spaß" und "mach gut, woll" kommentieren. Kaum weniger seltsam fällt die Reaktion von Valeries Schwestern aus, als sie ihnen mitteilt, daß sie nicht mit ihnen nach Hause reist, sondern ihn in sein Heimatdorf begleitet, um seinen kranken Vater zu bespaßen. Sandra und Angie fällt außer einem "ok, mach mal" nicht viel zu diesem Thema ein.

Und jetzt wird das Buch richtig, richtig deprimierend. Padraig und sein Vater haben schon seit Jahren nicht mehr miteinander geredet, weil Padraigs Vater in den vergangenen ca. 20 Jahren - seit dem Tod von Padraigs Mutter und Schwester - immer richtig bösartig zu seinem Sohn war. Jetzt hat der Vater Krebs und wird in wenigen Wochen sterben, ist aber immer noch genauso garstig. Warum Padraig meinte, seinen Erzeuger milde stimmen zu können, indem er ihm eine Instant-Verlobte präsentiert, weiß kein Mensch. Die Familie lebt in einem kleinen Bed and Breakfast, das von Padraigs 90jähriger Oma geführt wird, die topfit ist und meistens wie eine 30jährige Amerikanerin spricht. Außerdem wohnt da noch ein Dauergast, den alle nur "Major" nennen, und der stocktaub ist und in Kalenderweisheiten spricht, sowie Gail, die dauer-angepißte Nachbarin und und Ex-Freundin von Padraig, die im B&B putzt und kocht. Oh, und eine Jagd-Eule gibt es auch noch.

Weil das alles noch nicht niederschmetternd genug ist, kämpft Padraig auch noch mit der Tatsache, daß bei ihm gerade MS diagnostiziert wurde, und er nie wieder Rugby spielen kann.

Natürlich lassen sich Valerie und Padraig durch diese widrigen Umstände nicht davon abhalten, sich bis über beide Ohren in einander zu verlieben. Was mich zu einem weiteren Problem bringt, das ich mit dem Buch hatte: die Sexszenen. Heute gibt es ja sogenannte trigger warnings für alles mögliche, was in einem Buch passiert, damit sensible Gemüter sich genau überlegen können, ob sie das auch wirklich lesen wollen. Dieses Buch hat auch eine Warnung, die besagt aber nur, daß es Sex und schlimme Wörter enthält, und daß man sich ein paar Taschentücher hinlegen soll, weil es so herzzerreißend ist. Padraig schlägt und beißt Valerie beim Sex, und wenn ich das gewußt hätte, hätte ich das Buch wahrscheinlich noch nicht mal mit einer Kneifzange angepackt. Es war wirklich abscheulich. (Valerie findet es allerdings geil, was sie mir auch nicht gerade sympathisch macht).

Nun ja, My Life in Shambles hat ein Happy End, aber das ist eigentlich auch schon das beste, was ich über dieses Buch sagen kann.

Montag, 12. März 2018

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 12: Neulich, in der Selbsthilfegruppe für Scheißbuch-Opfer

Gruppenleiterin: Guten Tag, liebe Teilnehmerinnnen. Ich begrüße Sie bei unserer ersten Sitzung der Selbsthilfegruppe für Opfer von gräßlichen Büchern. Wir wollen uns gegenseitig dabei helfen, unsere Erlebnisse mit abscheulichen Büchern zu verarbeiten und wieder fröhliche Leserinnen zu werden. Vielleicht stellen wir uns und unser jeweiliges Buch einmal kurz vor. Du zu meiner Linken, möchtest Du anfangen?

Susi: Ja, gern. Also, ich heiße Susi und wurde zum Opfer eines Scheißbuchs. Das Buch heißt "Die irische Meerjungfrau" und ist von einer Autorin namens Carolin Römer.

Gruppenleiterin: Vielen Dank, Susi. Und du...?

Susan: Okay. Ich heiße Susan und wurde ebenfalls zum Opfer eines grottenschlechten Buchs. Es wurde von einer Schriftstellerin namens Margot Baumann geschrieben und heißt "Der Himmel über Positano".

Alle anderen (seufzen): Oooh, Italien! Da würde ich so gern mal Urlaub machen!

Susan: Tja, wer nicht? Aber das Buch ist trotzdem mies.

Gruppenleiterin: Und du dort drüben?

Susanne: Na ja, ich heiße Susanne, und es überrascht euch bestimmt nicht, wenn ich jetzt sage, daß ich auch zum Opfer eines miserablen Buchs wurde. Mein Scheißbuch ist "I've got my Duke to Keep Me Warm" von Kelly Bowen.

Gruppenleiterin: Susi, dann fang doch mal an zu erzählen. Was war denn so mies an deinem Buch?

Susi: Ich dachte natürlich, es sei ein gutes Buch! Deshalb habe ich es mir ja runtergeladen. Carolin Römer hat wirklich einen unterhaltsamen Schreibstil. "Die irische Meerjungfrau" ist ein Krimi, dessen Protagonist ein Polizist bzw. Komissar ist, der von seinen Vorgesetzten und seinen Kollegen für einen Versager gehalten wird, und dessen Frau sich von ihm scheiden lassen will. Und da will er die Gelegenheit nutzen, in einem kleinen, abgelegenen irischen Kaff einen spektakuläres Verbrechen aufzuklären, was ihm aber niemand zutraut.

Susan und Susanne: Das hört sich doch ganz spannend an.

Susi: Nicht wahr? Bei dem Verbrechen geht es um ein Bild von van Gogh, das gestohlen wurde. Und nach dem Ablauf des Diebstahls denkt die Polizei, daß die Täter eigentlich zwei berüchtigte Verbrecherbrüder sein müßten, die aus dem Ort Foley stammen. Diese beiden Verbrecher gelten seit Jahren als tot, allerdings gab es dafür nie Beweise. Deshalb wird der "Held" des Buchs, er heißt Fin O'Malley, nach Foley geschickt, um zu ermitteln.

Gruppenleiterin: Hört sich immer noch nicht so übel an. Was passiert denn in Foley?

Susi: (runzelt die Stirn) Also, der Held ist ständig besoffen. Nein, wirklich. Der ext eine Pulle Whisky nach der anderen. Manchmal weicht er auch auf Rotwein aus. Der ist ein richtiger Spritti, versteht ihr? Und das ist noch das kleinste Problem. Daß er ständig naß wird, Autounfälle hat und wegen seiner alkoholbedingten Kopfschmerzen Tabletten schluckt, fand ich ja schon ein bißchen bedenklich. Weil ich halt am Anfang dachte, daß der Typ, da er ja nunmal der Protagonist des Buchs ist, irgendwann mal was auf die Reihe kriegen müßte. Kriegt er aber nicht.

Susan: Passiert denn noch was anderes, außer Saufen, naß werden und Autounfällen?

Susi: Oh ja. Fin verliebt sich in eine Verdächtige. Das läuft über mehrere Buch-Tage so ab: er ist besoffen, wird von ihr vor dem irischen Wetter oder den Gezeiten gerettet, sie haben Sex, sie versucht, ihn wegzuschicken, er läßt sich nicht wegschicken...undsoweiter undsofort. Und er findet immer mal zwischendurch Hinweise auf die Verbrecherbrüder, deren vergangene Untaten, und den van Gogh.

Susanne: Ja, aber das ist doch gut, oder?

Susi: Na ja, es wäre gut. Wenn er diese Hinweise irgendwie dokumentieren, fotografieren oder wenigstens per Telefon an seine Polizeikollegen in Dublin weitergeben würde. Macht er aber nicht! Ich glaube, das ist echt der mieseste Buch-Polizist in der Geschichte der miesen Buch-Polizisten.

Gruppenleiterin: Was hat das Buch denn endgültig zu einem Scheißbuch für dich gemacht?

Susi: Na, die Auflösung des Buchs! Darf ich euch ein bißchen spoilern?

Gruppenleiterin, Susan und Susanne: Na klar!

Susi: Okay...also, die verdächtige Frau, in die sich Fin verliebt hat, ist in Wirklichkeit einer der angeblich toten Verbrecherbrüder, der sich zur Frau hat umoperieren lassen. Und sie hat auch zusammen mit ihrem ebenfalls nicht toten Bruder den van Gogh geklaut. Der aber eine Fälschung ist. Der gute Fin hat also den van Gogh-Diebstahl und das Schicksal der Verbrecherbrüder aufgeklärt, aber nichts davon dokumentiert. Versteht ihr? Wenn das tatsächlich passieren würde - oder wenn es auch nur ein etwas besseres Buch wäre - könnte man nichts davon vor Gericht beweisen! Also sagt er seinem Chef, er hätte das Bild gefunden. Dann kündigt er und zieht nach Foley um, wo er die Dorfkneipe übernimmt. Das gefälschte Bild wird für 75 Mio. Pfund versteigert. Das ist doch alles total bescheuert!

Susanne: (zieht die Augenbrauen hoch) Krass!

Susan: (kichert) Hammergeil! Aber ich glaub, ich erspare mir das Buch trotzdem. Vielleicht könnte diese Carolin Römer mal Drehbücher für GZSZ schreiben?

Gruppenleiterin: (leicht grünlich im Gesicht) Oha, das war ja wirklich ein richtig übles Buch. Aber vielleicht kannst du ihm ja trotzdem etwas Positives abgewinnen.

Susi: Hä? Was denn?

Gruppenleiterin: Na ja, in den meisten Büchern, in denen der Held für einen Versager gehalten wird, beweist er am Ende allen, daß er in Wirklichkeit ein ganz toller, kluger Typ ist. Und hier wird er für einen Versager gehalten und ist auch einer. What you see is what you get, ne?

Susi: Hmmm ja, ok...

Gruppenleiterin: Susan, erzähl du doch mal von deinem schlechten Buch. Der Himmel über Positano, das hört sich ein bißchen nach einem gaaanz seichten Liebesroman vor einer hübschen Urlaubskulisse an?

Susan: Genau! Genau das wollte ich haben. Und die Leseprobe war auch echt vielversprechend. Ihr wißt schon: schöne, liebenswerte Menschen in einer schönen Landschaft bei warmem und sonnigem Wetter...ich dachte, es wäre genau das richtige, so im Januar, als mir die Kälte und der Dauerregen aufs Gemüt schlugen!

Gruppenleiterin: Worum geht's denn in dem Buch?

Susan: Also, die Heldin heißt Lara Jauch und ist eine junge Lehrerin aus Hamburg. Sie fliegt zur Hochzeit ihrer italienischen Freundin Celia Marconi nach Positano, wo Celias Vater ein Hotel besitzt. Und da verliebt sie sich in Romeo, den Bruder von Celia. Und dann gibt es da noch ein dunkles Familiengeheimnis bei den Marconis. Romeo wird von seinem Vater nämlich dauernd wie Dreck behandelt, und keiner weiß, warum.

Susanne: Hört sich doch gar nicht schlecht an, wenn man in Stimmung für so ein Buch ist? Was konnte da denn nur schiefgehen?

Susan: Na ja, zunächst mal gar nichts. Alles tippi toppi. Lara tut und sagt in den ersten paar Kapiteln nichts auffallend dummes, Celia und Romeo auch nicht. Sie reden, essen, und genießen das schöne Wetter und die tolle Landschaft.

Susi: Ja, und?

Susan: Dann tauchten die ersten zaghaften Hinweise darauf auf, daß es ein Scheißbuch sein könnte. Also, Lara wird von den Bewohnern von Positano beispielsweise als "Hexe" oder "Wikingerin" bezeichnet, weil sie recht groß ist und rote Haare hat.

Susanne und Susi: Hä?

Susan: Ja, genau, das dachte ich mir auch. Es ist ja nicht so, daß es in Italien kein Internet, keinen Tourismus und keine Haarfärbemittel gäbe. Die haben dort alle schon mal große, rothaarige Frauen gesehen. Ich meine, selbst wenn ich noch nie bei Ikea gewesen wäre, wüßte ich doch, daß es da Teelichter gibt und wie die aussehen.

Gruppenleiterin: War das denn das einzige, was dich gestört hat?

Susan: Nein, natürlich nicht. Da hätte ich kein Wort drüber verloren, wenn das Buch nicht noch viiiel schlechter geworden wäre. Das größte Problem ist der Arschloch-Held. Ich hasse Arschloch-Buchhelden, und dieser ist schon ein echt selten arschlochiges Exempalur.

Gruppenleiterin: Grundgütiger. Was hat der denn getan?

Susan: Also, Lara und Romeo beginnen eine Affäre, wobei sie sich aber einig sind, daß es nichts von Dauer ist, weil ja Lara nach Celias Hochzeit zurück nach Deutschland fliegt. Soweit, so gut. Dann hat Romeos und Celias Vater einen Unfall und muß ins Krankenhaus. Romeo und Lara besuchen ihn da zusammen, weil es gerade eine schockierende Enthüllung gab...darf ich sagen, was das für eine schockierende Enthüllung war? Nicht, daß ihr das Buch noch lesen wollt...?

Susi und Susanne: Ne ne, leg ruhig los.

Susan: Also, Romeo hat gerade rausgefunden, daß sein Vater ihn immer so schlecht behandelt hat, weil er ein uneheliches Kind ist und aus einer früheren Beziehung seiner Mutter stammt.

Susanne: Kein feiner Zug von Vattern!

Susi: Ne, echt nicht.

Gruppenleiterin: Ja, und dann?

Susan: Tja, Romeo läßt Lara einfach spät abends im Krankenhaus sitzen und fährt weg. Obwohl er weiß, daß um die Zeit keine Busse mehr fahren und es irre teuer ist, mit dem Taxi vom Krankenhaus zum Hotel zu fahren. Das macht er einfach so, weil er "aufgewühlt" ist. Unterwegs gabelt er dann noch eine ehemalige Schulkameradin auf und treibt es mit ihr.

Gruppenleiterin: (noch grünlicher als vorher) Oha. Was für ein Traumtyp. Was passiert dann?

Susan: Na ja, am nächsten Tag ist Lara natürlich sauer auf Romeo, obwohl sie noch nicht mal weiß, daß er mit dieser anderen Frau Sex hatte, während sie versuchte, irgendwie zurück ins Hotel zu kommen. Und sie ist richtig knatschig....bis Romeo ihr ein paar Sandalen schenkt und sie ihn wieder superlieb findet. (knurrt)

Susi: WAAAAAS????

Susan: Ich hätte ihn die Scheiß-Sandalen essen und runterschlucken lassen!

Susanne und Gruppenleiterin: Ich auch!

Susan: Na ja, ich hab dann mehr aus Sensationsgier noch ein Stück weitergelesen, um zu gucken, wie schlecht dieses Buch noch werden kann. Aber dann ist der leibliche Vater von Romeo aufgetaucht. Der war natürlich ein fieser Berufskrimineller und wollte von Romeo Geld erpressen, indem er gedroht hat, das Geheimnis von Romeos Vater öffentlich zu machen, noch vor Celias Hochzeit. Aber mal ehrlich, wen interessiert sowas, außer die betroffenen Familien selbst?

Susanne: Na, äh...niemanden.

Susi: Absolut keinen. Außer es sind die Kardashians oder so.

Susan: Genau, und da konnte ich wegen dieses Schwachsinns das Buch nicht mehr weiterlesen. Was für eine Enttäuschung.

Gruppenleiterin: Und sag mal, Susan, gibt es denn etwas, das dich über die Schlechtigkeit dieses Buches hinwegtrösten kann? Oder hast du vielleicht sogar etwas daraus gelernt?

Susan: (überlegt) Vielleicht könnte mich ein Eis trösten. Und immerhin weiß ich jetzt, daß ich in der Gegend um Neapel nur dann Urlaub machen sollte, wenn ich bereit bin, sehr viele Stufen runter und wieder rauf zu gehen, wenn ich zum Strand will.

Gruppenleiterin: Susanne, du bist unser drittes Oper eines scheußlichen Buchs. Was war denn der Grund, warum du dein Buch so hassenswert fandest?

Susanne: Nun, das wird jetzt ein bißchen seltsam, aber mein Grund ist sozusagen das Gegenteil von dem, was Susan an ihrem Buch gehaßt hat.

Susan: Wie denn das?

Susanne: Also, "I've Got My Duke to Keep Me Warm" ist jetzt nicht sooo grauenhaft wie eure Bücher, glaube ich. Aber es ist ein Liebesroman, der in England im Jahr 1816 spielt. Und der Held ist eigentlich keine fiktive Person, sondern ein wandelndes feministisches Manifest. Grundsätzlich ein super Typ, aber er wirkt halt ein bißchen deplaziert im 19. Jahrhundert.

Gruppenleiterin: Kurios. Erzähl doch mal.

Susanne: Nun ja, die Heldin heißt Gisele, und ich habe ihren Nachnamen vergessen. Sie wurde von ihrem Mann, einem Marquis, gequält, und hat ihren eigenen Tod und den ihrer Stieftocher vorgetäuscht, um ihm zu entkommen. Jetzt hat sie irgendwie Wind davon bekommen, daß dieser Marquis wieder heiraten will, und will seine Verlobte vor ihm retten. Und sie hat sich überlegt, daß das am besten geht, indem sie einen attraktiven, wortgewandten jungen Mann findet, den sie dafür bezahlt, daß er der jungen Frau den Kopf verdreht, damit diese dann dem Marquis den Laufpaß gibt...soweit klar?

Gruppenleiterin, Susi und Susan: (nicken)

Susanne: Und der Mann, den sie für diese Aufgabe findet, ist ein waschechter Aristokrat. Er heißt James Montcrief, genannt Jamie, und er ist der uneheliche Sohn von einem Herzog, weil seine Eltern erst ne Viertelstunde nach seiner Geburt geheiratet haben. Aber das nur nebenbei. Er ist ein Held des Kriegs gegen Napoleon, aber jetzt verwahrlost und arbeitslos. Gisele und ihr Kumpel Sebastien waschen und rasieren Jamie und besorgen ihm saubere Klamotten. Gisele bemerkt, daß sie Jamie total heiß findet. Jamie findet Gisele auch heiß. Dann reiten sie alle nach London.

Gruppenleiterin: Ja, und dann?

Susanne: Na ja, Jamie nimmt an einem Ball mit lauter vornehmen und reichen Leuten teil, was scheinbar kein Problem für den unehelichen Sohn eines Herzogs ist. Da begrüßen sie ihn alle begeistert wie einen verlorenen Sohn. Und er lernt den Marquis und seine Verlobte kennen. Die Verlobte läßt sich aber nicht so leicht den Kopf verdrehen.

Susi: Komm mal zum Punkt. Was ist denn jetzt das Problem mit dem Buch?

Susanne: Da gibt's mehrere! Ich habe das Buch ungefähr bis zur Hälfte gelesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Jamie und Gisele schon Sex...(kramt in ihrer voluminösen Handtasche und zieht ihren Kindle hervor)...Moment mal...(tippt auf dem Bildschirm des Kindles herum)...genau, hier ist es: "He had seen her need to prove herself she had the courage to give her body in trust, without that gift's exacting a cost to her own identity." Seht ihr? Er denkt tiefsinnige Gedanken. Und da kennen sie sich noch nicht mal seit einer Woche! Und da weiß er auch schon, daß er sie liebt!

Gruppenleiterin: Tja, hm, das ist ganz schön bekloppt. Aber ich denke, die Bücher von Susi und Susan waren noch schlimmer.

Susanne: Ja, das seh ich ja genauso. Aber jetzt kommt der Punkt, warum ich das Buch endgültig weggelegt habe. Also, nachdem die Verlobte vom Marquis sich nicht so leicht den Kopf verdrehen läßt, suchen Gisele, Jamie und Sebastien nach Plan B und C. Man überlegt kurz, die junge Dame zu entführen. Dann beschließt Gisele, daß sie den Marquis in den Wahnsinn treiben wird, um, ich zitieren...Moment..."to bring the crazy out for everyone to see".

Susan: Ja, und?

Susanne: Gisele will das machen, indem sie sich ihrem Exmann zeigt. Also, der soll sie sehen, und alle anderen sollen denken, daß er sich das nur einbildet, weil sie ja "tot" ist. Und da wußte ich natürlich auch, wie die weitere Handlung des Buchs sein wird. Muß ich es aussprechen?

Susan: (grinst) Meinetwegen nicht. Ich hab schon mal nen historischen Liebesroman gelesen.

Susi: Innovativer Plot. Nicht.

Gruppenleiterin: Ja wie jetzt, was meinst du denn, was passieren wird?

Susan und Susi: (rollen mit den Augen)

Susanne: Der Marquis erwischt Gisele und fängt an, sie zu quälen. Dann wird sie von Jamie gerettet, und sie leben glücklich bis an ihr Ende.

Gruppenleiterin: Aha. Aber das weißt du gar nicht, oder?

Susanne: Haha, ne. Ich hab ja das Buch nicht zuende gelesen. Aber 5 Euro würd ich drauf verwetten!

Gruppenleiterin: Ok, meine Damen, unsere Sitzung ist für heute zuende! Ich hoffe, daß es euch trotz eurer schlechten Bücher jetzt ein wenig besser geht. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Susi: Joa, ist schon ok. Gibt ja auch noch bessere Bücher, irgendwo da draußen.

Susan: Tja, na ja. Ich wollte wirklich gern ein Buch lesen, das wie Urlaub ist. Da muß ich wohl weitersuchen.

Susanne: Ich hab mir das neue Meredith Duran-Buch runtergeladen. Das ist viel besser.

Susi: Hat jetzt nix mit Büchern zu tun, aber in der Bar nebenan ist noch Happy Hour...

Susan, Susanne und die Gruppenleiterin: Yippie! Pina Coladas für alle!!



 

Sonntag, 4. Juni 2017

Andreas Heineke: Tod à la Provence

Pascal Chevrier ist ein Polizist aus Paris, der nach seiner Scheidung einen Tapetenwechsel braucht. Also läßt er sich nach nach Lucasson in der Provence versetzen. In seiner Vorstellung ist dort alles sehr idyllisch, außer gelegentlichen Ladendiebstählen gibt es keine Verbrechen, und er geht davon aus, daß er seine Tage damit verbringen wird, am Roséwein zu nippen und in der Sonne zu sitzen. Leider kommt aber alles ganz anders, denn schon wenige Tage nach Pascals Ankunft in Lucasson wird ein reicher amerikanischer Investor ermordet, der in dem kleinen verschlafenen Ort gegen den Willen seiner Bewohner ein Golf-Resort bauen wollte. Auch der Bürgermeister scheint Dreck am Stecken zu haben - und was haben die Trüffel mit all dem zu tun, die man im Wäldchen von Lucasson finden kann?

Das hörte sich ja für mich alles nach einem schönen Provence-Krimi mit Spannung und viel Lokalkolorit an. Ich konnte den Lavendel quasi schon riechen (könnte aber auch an meinem Lavendel-Raumspray im Badezimmer liegen. Ich mag den Duft einfach). Leider wurde alles an diesem Buch dadurch zunichte gemacht, daß Pascal, aus dessen Perspektive das ganze Buch erzählt ist, einfach nur klotzhohl ist und völlig unverständlich handelt. Also ehrlich, der Typ muß in einem früheren Leben ein Boxsack gewesen sein, sonst würde er sich vielleicht auch mal zur Wehr setzen, wenn ihn jemand verstümmeln und/oder töten will.

Übrigens - Spoilerwarnung! Ich muß hier ein paar Details aus dem Buch ausplaudern, um zu erklären, warum es mich so genervt hat.

Es fängt schon damit an, daß Pascal in eine Einwohnerversammlung in einer Kneipe stolpert, bei der es um das Golf-Resort geht. Nicht ganz überraschend, kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung. Pascal geht dazwischen und wird prompt von einem Chinesen vermöbelt und schwer am Fuß verletzt. Am nächsten Tag geht er zum Dorfarzt um a) seinen Fuß verarzten zu lassen und b) diesen über ein bestimmtes Thema auszufragen, denn er geht davon aus, daß er als Arzt quasi über alles informiert ist, was die Bewohner Lucassons so tun und treiben. Nach wenigen Minuten des Gesprächs weiß Pascal, daß der Arzt gar nicht der Dorfarzt ist, sondern dessen Sohn, der ihn vertritt. Dorfarzt junior weiß nichts über die Pascals neue Mitbürger und ist obendrein offensichtlich ein gemeingefährlicher Stümper, der den verletzten Fuß ein bißchen befummelt, mit "nicht gebrochen" eine leicht zweifelhafte Diagnose stellt und anschließend etwas Salbe draufschmiert und einen Verband drumwickelt.

So geht es über das ganze Buch hinweg weiter. Pascal versucht in dem Mordfall zu ermitteln, hat eine heiße Spur, jemand versucht ihn zu verletzen oder zu töten, und am Ende ist seine Reaktion kaum mehr als ein Schulterzucken. Zwischendurch nimmt er sich noch eine kleine Auszeit und sagt sich "scheiß auf die Arbeit", weil ihn seine Tochter besucht und er mit ihr etwas unternehmen möchte. Ja, okay, sehr lobenswert, aber...das soll doch ein Krimi sein??

Am allermeisten hat mich allerdings Pascals Beziehung, wenn man es so nennen kann, zu Elaine Dumont gestört. Diese Elaine ist die Tochter des Önologen des Weinguts, auf dem Pascal eine Wohnung mietet. Er ist auf den ersten Blick fasziniert von ihr, denn sie erinnert ihn an seine Exfrau (die meisten anderen Männer würden bei dieser Assoziation wohl das Weite suchen, aber nun gut). Pascal himmelt also Elaine an, während Elaine sich fortwährend wie ein Überbleibsel aus einem (schlechten) Film noir aus den 40er Jahren benimmt. Einige Tage später trinken die beiden sich einen, und haben dann aus heiterem Himmel plötzlich Sex miteinander. Am nächsten Morgen ist Elaine aus Pascals Wohnung verschwunden, der amerikanische Investor ist tot und - Überraschung! - Elaine war seine Ehefrau.

Diese Tatsache quittiert Pascal mit kaum mehr als einem Schulterzucken. Die Frau ist mit mir ins Bett gestiegen, obwohl sie verheiratet war? Der Typ wurde ermordet, nachdem ich eingeschlafen und sie aus meiner Wohnung verschwunden war? Die dringendste Frage, die Pascal nun umtreibt, ist: "mag sie mich wirklich oder wollte sie nur eine schnelle Nummer?"  Daß sie direkt nach einer Beerdigung mit ihm ins Bett geht und ihn einmal beim Sex fast erwürgt (ihr Ehemann wurde erstickt), findet Pascal ein ganz kleines bißchen seltsam, aber auch wieder nicht so schlimm, daß er sich von ihr fernhält.

So plätschert das Buch vor sich hin. Pascal testet einige Restaurants in der Region, überlegt, wie er sein Wissen über provenzalische Kräuter erweitern kann - er ist ein begeisterter Hobbykoch und möchte eines Tages ein eigenes Restaurant haben - und am Ende wird doch noch ermittelt, wer Elaines Gatten in die ewigen Jagdgründe befördert hat. Und hier muß ich sagen - Hut ab. Das ist wirklich das unspektakulärste, sang- und klangloseste Buchende, das ich seit langem gelesen habe. Wenn ich das nächste Mal 8,49 € sinnlos verschwenden will, kauf ich mir lieber 'ne Flasche Roséwein.


Sonntag, 11. September 2016

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 11: Rafael Eigner: Kammerflimmern und Klabusterbeeren

Benny Brandstätter ist - seiner eigenen Auffassung nach - der tollste Typ der Welt. Er ist Ende 30, Arzt an einem Stuttgarter Krankenhaus und soeben von der Anästhesie in die Notaufnahme gewechselt. Vor seiner Zeit im Krankenhaus hat er auch schon armen kranken Menschen in Afrika geholfen. Neben seiner Arbeit nimmt er noch an mehreren Weiterbildungskursen teil, unter anderem an einem Lehrgang über Palliativmedizin. Nichts davon hält ihn von seinen Hobbies ab: er ist nebenbei nämlich auch noch ein genialer Musiker und Sänger, Sportler und Teilzeitalkoholiker und -kiffer. Ganz klar, der gute Mann ist nicht ausgelastet. Deshalb ist er auch vollkommen fasziniert und hingerissen, als eine wundervolle Frau in sein Leben tritt, an die er sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern kann, weil er hackenbreit war.

Nun ja. Das beste, das ich über dieses Buch sagen kann, ist wohl, daß ich es über Kindle unlimited heruntergeladen habe und nichts dafür extra bezahlen mußte. In den Amazon-Kundenbewertungen sind die Meinungen etwas geteilt, aber davon habe ich mich dummerweise nicht abhalten lassen, weil ich die Leseprobe ganz lustig fand. Ein Liebesroman aus der Sicht eines Mannes, von einem männlichen Autor geschrieben. Hörte sich ja auch interessant an.

Von der Ansicht, daß Ärzte Halbgötter in Weiß sind, habe ich mich sowieso schon lange getrennt.

Romanheld Benny ist aber noch mal eine ganz andere Dimension von, nun ja, sprechen wir es direkt aus, scheiße. Seinen Patienten bringt er grundsätzlich nichts anderes als Desinteresse und / oder Verachtung entgegen. Weibliche Patienten werden erstmal auf ihre erotische Attraktivität hin überprüft, die aber oft zu wünschen übrig läßt:

"Alles an der jungen Frau, vom ausgewaschenen Pullover mit merkwürdigen Flecken über der rechten Brust bis zum achtlos mit einer Klammer im Nacken zusammengesteckten Haar, schrie: 'Ich bin Vollzeitmutter und kann mich nicht auch noch um Klamotten und Haare kümmern!'

Klar. Ich finde es auch sehr dreist, daß die Frau sich nicht wenigstens ein hübsches Kleid anzieht und eine schicke Frisur macht, bevor sie mit ihrem Kleinkind ins Krankenhaus zur Notaufnahme fährt.

Andere Patienten, deren gesundheitliches Problem Benny irgendwie lustig oder bizarr findet, werden erstmal heimlich fotografiert und die Fotos per Whatsapp an Ricky (die entschwundene Angebetete) und alle möglichen anderen Leute verschickt.

Und das sind nur die Dinge, die passieren, wenn Benny tatsächlich mal arbeitet. Seine Weiterbildungskurse besucht er meistens nur, um da zu schlafen, und zum Dienst in der Notaufnahme verspätet und voll wie 'n Eimer zu erscheinen, sieht er auch nicht als Problem an. Egal, lutscht er halt ein Pfefferminzbonbon, damit nicht alle sofort den Alkohol riechen.

Bennys Angebetete Ricky war, als die beiden sich kennenlernten, nur kurz in Stuttgart, ist aber inzwischen nach Mallorca umgezogen und arbeitet dort als Immobilienmaklerin. Die beiden verbringen jeden Tag mehrere Stunden am Telefon. Sie schicken sich Unmengen von Whatsapp-Nachrichten oder telefonieren. Ständig versichern sie sich, wie sehr sie sich schon ineinander verliebt haben und wie wichtig ihnen die jeweils andere Person geworden ist. Und seitenlang werden in dem Buch die Whatsapps der beiden abgebildet, in denen sie sich gegenseitig bestätigen, das sie doch echt viel besser, klüger, intellektueller und überhaupt geiler als alle anderen Menschen auf der Welt sind. Das hält Benny übrigens nicht davon ab, zwischendurch noch mit ein paar anderen Frauen ins Bett zu gehen.

Jetzt denkt ihr bestimmt, daß die arme Ricky wirklich Pech hat, weil sie sich in so ein Mega-Arschloch verliebt - und das stimmt auch. Allerdings ist Ricky selbst eine ziemliche Nervensäge. Sie hat nämlich die Unternehmensberater-Krankheit. Soll heißen: sie liebt es, ständig irgendwelche englischen Begriffe in ihre Konversation einzubauen. Einfach so, weil sie sich dann toll vorkommt. Ihre Immobilienkunden sind grundsätzlich High Rollers, und manchmal ist sie in quite a sentimental mood und wenn sie krank ist, schreibt sie ihrem Benny, daß sie sich in case of emergency zu ihm ins Krankenhaus fliegen lassen würde.

Im Stuß labern sind alle beide ganz groß.

Wenn der geneigte Leser sich jetzt fragt, ob dieses Buch auch eine Handlung hat, kann ich sagen: tja, na ja. Es hat mehr Handlung als Bis(s) zum Morgengrauen. Weniger würde auch kaum gehen, da selbst eine Einkaufsliste mehr Handlung als Bis(s) zum Morgengrauen hat. Aber da dem Ich-Erzähler Benny seine Mitmenschen einschließlich seines Vaters weitestgehend am Allerwertesten vorbeigehen, und da Selbstmitleid definitiv das stärkste Gefühl ist, das er im Lauf des Buches verspürt, ist das bißchen, was an Handlung da ist, auch nicht sonderlich interessant.

Ich kann wirklich nur jedem raten, einen großen Bogen um dieses mißlungene Buch und seinen zutiefst unsympathischen Protagonisten zu machen.



Mittwoch, 23. Dezember 2015

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 10: Leseprobe from Hell

Ich muß euch was gestehen. Ich lese manchmal e-mail Newsletter. Bin ich deshalb unnormal? Egal. Am liebsten lese ich natürlich den Secret Escapes Newsletter und gucke mir die tollen Hotels an. Vorgestern habe ich aber den Romantic Times Book Reviews Newsletter gelesen. Darin wurde das neue Buch von E. L. Todd empfohlen. Von der Autorin hatte ich noch nie gehört, aber lt. Newsletter sind ihre Bücher der neueste heiße Scheiß. Also habe ich direkt mal auf die Website geklickt und mir die Leseprobe ihres neuesten Buchs, Into the Fire, durchgelesen. Nun, zumindest habe ich es versucht.

Das erste was mir auffiel, war, daß der Held das ist, was der Volksmund als Loser bezeichnet. Und ich meine damit nicht, daß er einer dieser sympathischen Verlierer ist, die ihrem Schicksal tapfer entgegentreten und die man einfach gern haben muß. Nein: Ash ist ist klotzhohl, hat eine große Klappe und findet sich selbst total geil.

In der Anfangsszene spricht Ash mit einem Banker, von dem er einen Kredit will. Der Banker will ihm den Kredit nicht geben, weil er klamm ist. Und dann...schnauzt er den Banker einfach mal an:
“Just give me the loan,” I barked.
Kurioserweise läßt sich der Banker dadurch eher nicht so beeindrucken.  Unser findiger Held hat aber noch ein As im Ärmel. Ash ist nämlich Tätowierer von Beruf und braucht den Kredit, weil er ein eigenes Tattoo-Studio aufmachen will. Und so macht er den folgenden Vorschlag:
“How about some free ink? I’m the best in the business.”
Der Banker ruft seinen Compliance Officer und den Sicherheitsdienst, und Ash wird diskret hinter einem erstaunlich gut bewässerten Ficus benjamini zusammengeschlagen und mit einem gewaltigen Arschtritt vor die Tür gesetzt.

Ok, den letzten Absatz habe ich mir leider nur ausgedacht. Aber einen Kredit bekommt Ash trotzdem nicht.

Dem tatkräftigen Tätowierer bleibt nun noch Plan B: das Geld zurückfordern, das er seinen Eltern vor einigen Jahren geliehen hat. Eigentlich müßten die genug Kohle haben, denkt er sich, denn sie haben sich ja gerade erst einen neuen Audi gekauft. Aber Mama und Papa denken sich eher so:



Vor allem die Tatsache, daß Ash noch nie ein nettes Mädchen mit nach Hause gebracht hat, obwohl er fast 30 ist, macht den beiden Sorgen. Also trifft Ash eine Vereinbarung mit seinen Eltern: er präsentiert ihnen eine für sie akzeptable Freundin, dann geben sie ihm sein Geld zurück.

Wenig später kotzt der gute Ash sich bei seinem Kumpel Sawyer über sein schlimmes Schicksal aus...



Er hat nämlich überhaupt keine Ahnung, was man mit so einer...äh, Dings...Freundin überhaupt macht, da seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen aus schnellem Sex auf der Straße und anschließender Verhaftung wegen öffentlicher Unzucht bestehen.
“But I don’t want one. What do you do with them anyway?”
He shrugged. “Talk to them?”
“See, I don’t like to talk.”
“Take them out to dinner?”
“But then I’d have to talk to them for an entire meal. Shit, I don’t have that much to talk about.”
Schon der Gedanke an soviel Konversation macht den guten Butthead Ash natürlich total fertig, und er beschließt, eine Escort-Dame dafür zu bezahlen, daß sie sich als seine Freundin ausgibt.

Und so gerät er an Alessandra, die offenbar über eine übermenschliche Sehstärke verfügt, denn schon auf den ersten Blick und von weitem erkennt sie:
His eyes were blue like the ocean, and they were endless in their depth.
Natürlich wundert sich Alessandra, daß ein so unfaßbar attraktiver Mann eine Frau dafür bezahlen muß, daß sie sich als seine Freundin ausgibt. Vielleicht ist Ash ja schwul? Dies streitet er jedoch ab:
“No…” He narrowed his eyes on my face. “How the hell did I give you that impression? I checked out your rack the second I walked in the door. And when you turn around, I’m going to check out your ass.”
"Als ich dich gesehen hab, hab ich erstmal deine Titten angestarrt, und sobald du dich umdrehst, glotze ich auch noch deinen Arsch an". Seufz. Ja, so gewinnt man Frauenherzen. Mal ehrlich, Mädels, auf so einen charmanten Typen warten wir doch alle, oder?

Aber Ash ist immerhin so fair, Alessandra davor zu warnen, sich in ihn zu verlieben:
"I really don’t want to break your heart like I did to all the others."
Danach tauschen sich die beiden noch ein bißchen darüber aus, was Alessandra als Ashs Freundin alles über ihn und sein Leben wissen sollte, er bietet ihr an, ihr sein Intimpiercing zu zeigen, und Alessandra beweist, daß sie auch im Widergeben von Kalendersprüchen sehr gut ist:
"All a parent needs to do is love their child unconditionally. It doesn’t matter what you do for a living.”
 Au Backe. Wenn dumm das neue sexy ist, sehe ich tiefschwarz für meine Lesegewohnheiten. Aber ich will ja hier so kurz vor Weihnachten keinen Kulturpessimismus verbreiten.

Dienstag, 1. September 2015

Tessa Dare: When a Scot Ties the Knot

Madeline Gracechurch ist eine schüchterne 16jährige, die panische Angst vor Menschenmengen hat und es unbedingt vermeiden will, als Debütantin in die feine Gesellschaft eingeführt zu werden. Da sie dies ihrer Familie offenbar nicht anvertrauen kann, erfindet sie kurzerhand einen schottischen Verlobten, der Soldat ist und in fernen Ländern kämpft. Nachdem die Gefahr einer Einführung in die Gesellschaft gebannt ist, läßt sie den imaginären Verlobten einen imaginären Tod sterben und zieht sich auf ihre Burg in den schottischen Highlands zurück, die sie von ihrem Patenonkel geerbt hat. Nun könnte alles gut sein...wenn in just diesem Schloß nicht etliche Jahre später der echte und lebendige Captain Logan McKenzie auftauchen würde. Maddie hatte nämlich ihrem Verlobten regelmäßig bis zu seinem vorgetäuschten Tod Briefe geschrieben, die durch einen unglücklichen Zufall bei seinem lebendigen Namensvetter gelandet sind. Und dieser Logan McKenzie erpreßt nun Maddie, ihn zu heiraten, da er das Land braucht, das zu ihrer Burg gehört.

Ich habe hier ja schon lange nichts mehr geschrieben - das echte Leben kommt immer wieder dazwischen. Und manchmal auch Die Sims 4. Aber When a Scot Ties the Knot hat mich fasziniert. Es besitzt eine absolut konsequente Grausamkeit und Brutalität, so etwas habe ich selten - möglicherweise sogar noch nie - erlebt.

Nein nein, keine Panik - hier werden weder Frauen geschändet noch Männer entmannt oder Kinder geschlagen. Das Opfer ist hier die Logik. Dieses Buch verprügelt die Logik, tritt ihr mit einem mächtigen Chuck Norris-Gedächtnis-Roundhouse Kick die Zähne ein und begießt sie anschließend mit Benzin und zündet sie an, während es Highway to Hell auf einem Dudelsack spielt. Am Ende des Buchs ist von der Logik nur noch ein klitzekleines Häufchen Asche über, und die vermischt es dann noch mit ein paar Gramm Koks und schnupft das ganze, bis von der Logik wirklich überhaupt gar nichts mehr überbleibt - noch nicht mal eine Erinnerung.

Klingt grauenhaft? Ist es auch. Aber es ist dennoch ein sehr unterhaltsames Buch. Tessa Dare ist begabt in der Hinsicht. (Das hier jetzt gleich ein paar Spoiler kommen, ist klar, oder?)

Die Vorgeschichte ist ja noch ganz okay, kann man mal so hinnehmen. Daß das "historische" an diesem Historical kaum mehr Substanz hat als ein nasses Blatt Klopapier - geschenkt. Die Charaktere reden alle wie Amerikaner des 21. Jahrhunderts. Null Problemo. Aber dann wird's richtig krass.

Maddie ist eine sehr begabte Zeichnerin, und sie ist dabei, sich als Illustratorin für naturwissenschaftliche Bücher mit Zeichnungen von Insekten und anderen Tieren einen Namen zu machen. Einer ihrer Auftraggeber lädt sie zu einem Ball ein, bei dem er sie einem Wissenschaftler vorstellen will, der Illustrationen für eine Enzyklopädie benötigt, die er veröffentlichen will.

Das wäre eine großartige Gelegenheit für Maddie, und sie möchte den Auftrag für die Enzyklopädie wahnsinnig gern haben. Wegen ihrer Furcht vor Menschenmengen will sie aber nicht zum Ball gehen. Logan und Maddie sind sich inzwischen nähergekommen, und weil er ihr was Gutes tun möchte, überredet er sie, dennoch hinzugehen (wird schon nicht so schlimm, ich bin ja bei dir).

Logan, Maddie und Maddies Tante Thea, die ebenfalls in der Burg wohnt, machen sich also auf die Socken und fahren erstmal nach Inverness, um für Maddie ein schickes Kleid zu kaufen. In Inverness hat Maddie eine schlimme Panikattacke, weil da so viele Menschen sind. Auf dem Weg zum Ball von Maddies Auftraggeber müssen unsere wackeren Helden auch noch in einem Hotel übernachten, weil es offenbar ein längerer Weg ist.

Der Ball selbst ist eher so semi-erfolgreich; zwar bekommt Maddie keine Panikattacke, aber dem Typen mit der Enzyklopädie lernt sie nicht kennen, denn ihr Auftraggeber denkt, daß sie als verheiratete Frau wohl kaum Zeit finden wird, Käfer zu zeichnen. Dann wird die Party durch einen von Logans Soldaten-Kumpels unterbrochen, der Maddie mitteilt, daß einer von ihren Hummern entwischt ist. - Die Hummer hält sie als Haustiere, weil sie sie bei der Paarung beobachten und zeichnen will. Innerhalb von knapp vier Stunden rasen alle, mit Ausnahme der irgendwo zwischen Inverness und dem Ball spurlos aus der Geschichte verschwundenen Tante Thea, zurück zur Burg, um den Hummer zu suchen.

Maddie und Logan haben aus...Gründen...einen Streit, und Maddie findet jetzt plötzlich alles doof: Logan doof, schottische Burg doof, Zeichnen doof, Hummer doof. Also will sie Logan die Burg schenken, die Hummer freilassen und ihrer Familie die ganze Familie Wahrheit über den erfundenen Verlobten sagen. Bei einem Gespräch mit der gerade wieder aus den Tiefen der Handlung aufgetauchten Tante Thea stellt sich heraus, daß sie schon lange wußte, daß Maddie ihren Verlobten nur erfunden hatte, aber die ganze Geschichte so süß und romantisch fand, daß sie nichts gesagt hat.

Eigentlich wäre das ja schon genug mausetote Logik für ein durchschnittlich langes Buch gewesen, aber wer das glaubt, hat Tessa Dare gewaltig unterschätzt. Maddie hat nämlich versprochen, daß sie aus der Burg erst nach der schon länger geplanten Beltane-Party abreist. Die Party ist aber so toll und romantisch, daß Logan und Maddie leidenschaftlichen, wundervollen Sex haben und Maddie ihm ihre Liebe gesteht. An Abreise ist natürlich nicht mehr zu denken. Logan kann Maddie leider nicht sagen, daß er sie liebt, denn a) hat ihn seine Mutter als Kind im Stich gelassen, b) wäre das Buch dann zu kurz, und c) ist er schon seit vielen Jahren mordsmäßig angepisst, weil Maddie ihn...also den erfundenen Logan...getötet und ihm keine Briefe mehr geschrieben hat.

Wenig später wird Logan bei einem Kampf mit einem seiner Soldaten-Kumpels schwer verletzt, und Maddie wacht Tag und Nacht an seinem Krankenbett, so daß sie sogar die Paarung der Hummer verpaßt. Logan gesteht Maddie nun doch seine Liebe, und dann taucht ein zerstreuter Wissenschaftler auf, der mit Maddie in die Karibik reisen will (alles total ehrenhaft. Es ist eine wissenschaftliche Expedition). Logan drängt Maddie zu der Reise, sie reist innerhalb von einem Tag ab, und dann fällt Logan ein, daß er mal besser mitkommen sollte. Aber bevor jemand "Schottenrock" sagen kann, steht unsere leicht verpeilte Heldin schon wieder auf der Matte, weil sie eine Karibikreise nun doch nicht so toll findet. Logan und Maddie fallen sich in die Arme, sie darf doch noch die Enzyklopädie illustrieren, Happy End.

Puh. Ich komme mir vor als hätte ich Persil geraucht oder etwas ähnlich irres getan. Labile Persönlichkeiten sollten wirklich einen großen Bogen um dieses Buch machen. Es ist zweifellos ein spannendes und stellenweise sehr lustiges Buch, aber selbst ein lustiges Buch mit durchgeknallten Charakteren profitiert davon, wenn diese Charaktere sich selber treu bleiben und so etwas wie eine Persönlichkeit haben. Das ist hier leider gar nicht der Fall. Logan und Maddie haben soviel Persönlichkeit wie Anziehpuppen (die Älteren von uns kennen die noch - Pappfiguren, denen man Papierkleidung anziehen konnte).

Das können Sie besser, Frau Dare!

Sonntag, 8. März 2015

2014 - Der Leserückblick, Teil 2

Okay, hier geht's weiter mit Teil 2 vom Leserückblick und den Autoren mit den Anfangsbuchstaben H - W:

Elizabeth Haynes: Under a Silent Moon
Ein englischer Krimi, ganz spannend, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lese. Die Schreibweise ist ein bißchen ungewöhnlich, aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven und nach Tagen und Uhrzeiten sortiert. Der Ex-Freund / Kollege der Inspektorin ist ein echter Versager, und dann werden noch ein paar echt krasse sexuelle Perversionen beschrieben. Igitt.

Caroline Kimberley: An Inconvenient Kiss
Das Buch wurde irgendwo wärmstens empfohlen - kann mich nicht mehr erinnern, wo, vielleicht All About Romance? Jedenfalls ist es ein Regency-Roman. Ich habe ihn zuende gelesen, und es war auch kein schlechtes Buch, aber einiges hat mich ganz gewaltig gestört. Die Heldin ist nämlich das bedauernswerteste Geschöpf der Welt. Am Anfang des Buches wird sie in einer kompromittierenden Situtation entdeckt, die noch nicht mal ihre Schuld ist, und von da an denkt jeder, daß sie die größte Schlampe der Welt ist. Sogar ihre Familie, die es ja eigentlich besser wissen sollte! Diese kompromittierende Situation fand auf einer Party der oberen Zehntausend in London statt, und das kuriose daran ist, daß offensichtlich jeder, ja wirklich jeder britische Staatsbürger bis hin zum letzten Soldaten im britisch besetzten Indien, von Georgianas Schande weiß - selbst viele Jahre später noch. Von so einer Publicity kann der Wendler nur träumen. Vielleicht sollte er sich mal in London auf einem Ball von einem Mitglied des Landadels abknutschen lassen.

Kimberly Kincaid: Gimme Some Sugar
Großstadtköchin verliebt sich in Kleinstadthandwerker mit OMG SCHLIMMER KINDHEIT. Joa. Ok. Kann man lesen, ist auch ganz unterhaltsam.

Kimberly Kincaid: Turn Up the Heat
Na dieses Buch war ja nun wirklich ne Vollkatastrophe. Der Held ist solch ein Depp. Er kann nicht mit der Heldin zusammensein, weil sie in der gleichen Stadt wie sein Vater lebt, und weil er mit seinem Vater Zoff hat. Ooookay. Das wäre vielleicht verständlich, wenn das eine "Stadt" mit 250 Einwohnern wäre, von denen 247 gelangweilte Rentner sind, die ständig die Nase in die Angelegenheiten ihrer Mitmenschen stecken. Tatsächlich geht es aber um Philadelphia.Und ich würde mal mutmaßen, daß man sich in einer Stadt mit über 1,5 Mio. Einwohnern ganz gut aus dem Weg gehen kann.

Laabs Kowalski: So zärtlich war das Ruhrgebiet
Da erzählt jemand haarsträubende Geschichten aus seiner Kindheit in Dortmund in den 70er und 80er Jahren. Interessant für mich, weil ich viele der erwähnten Orte kenne. Aber lest das Buch nicht euren Wellensittichen vor, ok?

Rose Lerner: In For a Penny
Meine Begeisterung über Rose Lerners Buch Sweet Disorder habe ich hier ja schon ausgiebig Ausdruck verliehen. In For a Penny ist ein etwas älteres Buch von ihr, und fast genauso toll.

Rose Lerner: A Lily Among Thorns
Die Heldin ist ein bißchen allzu unnahbar, aber der Held - seufz. Was für ein Traummann. (Wirklich. Lest es).

Rose Lerner: True Pretenses. Wie immer bei Rose Lerner supergut geschrieben, aber leider seeeeeeeeehr traurig. Ich schreibe noch was dazu.

Ava Lore: Hard Rock Arrangement
Der Held ist ein Rockstar und die Heldin ist eine Putzteufelin. Wirklich, sie putzt immer, wenn sie gestreßt, ärgerlich oder ängstlich ist. Die könnte gerne bei mir einziehen, dann wär die Wohnung immer schön sauber, wenn ich nach Hause komme. Das Kiffen müßte sie aber aufgeben.

Ava Lore: Hard Rock Improv
Die Fortsetzung der Fortsetzung von Hard Rock Arrangement. Die Heldin ist die Schwester der Heldin aus dem ersten Buch. Leider ist sie unfaßbar dumm. Der Held ist auch ein ziemlicher Schwachmat.

Ava Lore: Hard Rock Remix
In der Reihenfolge dieser Ava Lore-Bücher gehört dieses hier zwischen Hard Rock Arrangement und Hard Rock Improv. Ziemlich schräge Geschichte. Sektenflüchtling trifft Säufer.

Ava Lore: Record, Rewind
Eine Kurzgeschichte, aber ich kann mich an die Handlung nicht so richtig erinnern. Jedenfalls werden Held und Heldin bei eisiger Kälte beim Rauchen auf dem Dach eines New Yorker Hotels ausgesperrt.

Stuart MacBride: The 45 % Hangover
Eine Logan McRae Kurzgeschichte, die zum Zeitpunkt der Abstimmung spielt, als die Schotten gewählt haben, ob sie weiterhin zum UK gehören wollten.

Stuart MacBride: Blind Eye
Ich habe die Logan McRae-Krimis von Stuart MacBride inzwischen alle mit großer Begeisterung gelesen, weil sie spannend, sehr, sehr finster, und teilweise eben auch sehr witzig sind. Blind Eye gehört in die Kategorie ultrakraß. Ein Verbrecher sticht seinen Opfern die Augen aus.

Stuart MacBride: Broken Skin
Uiuiui, dieser hier ist auch ganz schön schlimm. Es geht um Vergewaltigung, Mord und sexuelle Perversionen.

Stuart MacBride: Close to the Bone
Noch ein kurioser Fall aus der Logan McRae-Krimireihe. Logan wurde inzwischen mit Hilfe einer Gesprächstherapie mehr oder weniger von seinem Dasein als Vegetarier geheilt, bekommt es aber mit einem irren Teenager-Mädchen zu tun, das sich einbildet, eine Romanfigur zu sein.

Stuart MacBride: Cold Granite
Das erste Buch aus der Krimireihe. Logan McRae hilft bei der Aufklärung einer Serie von Kindermorden und versucht, es sowohl seinem Süßigkeiten vernichtenden Chef und seiner kettenrauchenden, fluchenden Chefin rechtzumachen. Dazwischen werden eine Menge fettiger Schinkenbütterchen vertilgt.

Stuart MacBride: Dark Blood
In diesem Buch wird mal wieder unter sehr widrigen Witterungsverhältnissen gegen das organisierte Verbrechen gekämpft.

Stuart MacBride: Dying Light
Ein Krimi, in dem es (unter anderem) um Morde an Prostituierten geht. Letzten Endes ist es dann aber doch etwas völlig anderes.

Stuart MacBride: Flesh House
Das hier war nun definitiv das grauenhafteste, gruseligste und finsterste Buch aus der Logan McRae Reihe. Nix für schwache Nerven.

Stuart MacBride: Partners in Crime
Eine Kurzgeschichte, ein bißchen lustig, aber eher nur so mittelspannend.

Stuart MacBride: Shatter the Bones
Noch ein Buch aus der Logan McRae-Reihe. Eine Casting-Show Teilnehmerin wurde entführt.

Erin McCarthy: Perfect
Eine Kurzgeschichte über eine junge Frau, die durch einen peinlichen Facebook-Zwischenfall ihre große Liebe findet. War ganz okay.

Cara McKenna: Lay it Down
Ein Liebesroman mit einem Hauch von Suspense. Die Heldin ist Fotografin und der Held, wenn ich mich richtig erinnere, ein motorradfahrender Steinbrucharbeiter. Irgendwer in dem Buch - ich glaube der Bruder des Helden? - wird verletzt und läßt sich von einem Bekannten unter zweifelhaften hygienischen Umständen in einem Wohnwagen verarzten, weil er AUS GRÜNDEN nicht ins Krankenhaus will. Na ja, vielleicht hat er keine Krankenversicherung. Das Buch war gar nicht so schlecht.

Courtney Milan: Talk Sweetly to Me
Eine Kurzgeschichte über eine junge Frau, die Astronomin werden will. War ganz süß.

Lotte Minck: An der Mordseeküste
Eine Ruhrgebiets-Krimikomödie, die allerdings an der Nordsee spielt, wo alle Leute fremdartige Vornamen haben und Tee trinken.

Lotte Minck: Einer gibt den Löffel ab
Noch eine Ruhrgebietskrimikomödie mit der Heldin Loretta Luchs. Hintergrund der Handlung sind die Aufnahmen für eine Fernsehsendung in der Art von "Das perfekte Dinner".

Lotte Minck: Radieschen von unten
Das erste Loretta Luchs-Buch könnte genausogut unter dem Motto "Mord im Schrebergarten" stehen. Da tun sich Abgründe auf.

Sarah Morgan: Maybe This Christmas
Das, was man in Amerika so als Small Town Romance bezeichnet. Held und Heldin sind 'n bißchen verpeilt, aber ganz nett, und es kommen zu viele Hunde in dem Buch vor. Aber eine Sache hat mich doch recht betroffen gemacht. Held und Heldin sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet, so daß die Heldin für die Familie des Helden quasi ein Familienmitglied ist. Als sich herausstellt, daß die beiden scharf aufeinander sind, haben sie berechtigterweise Bedenken, daß ihre Freundschaft vorbeisein wird, wenn es mit der Liebe nicht klappt. Kurioserweise versucht aber jeder ihrer Verwandten und Bekannten, mit Ausnahme der Eltern der Heldin - JEDER!! - sie miteinander ins Bett zu schubsen!

Sarah Morgan: Sleigh Bells in the Snow. Dazu habe ich ja schon alles gesagt.

Sarah Morgan: Suddenly Last Summer. Das mit Sicherheit dämlichste Buch aus dieser Serie. Die Heldin ist eine französische Köchin, die mit großer Sorgfalt alle Klischees erfüllt, die es über französische Köche gibt. Außerdem gibt sie ständig überflüssige Weisheiten von sich, als wäre sie ein wandelnder Abreißkalender. So Sachen wie: "Es ist immer eine schwierige Zeit, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist". Echt jetzt?

Lisa Clark O'Neill: Mr. Write. Auch eine Small Town Romance (wie soll man das am besten übersetzen? Vielleicht mit Kaff-Romanze?) Aber diese hier hat mir richtig, richtig gut gefallen. Sympathische Charaktere und eine spannende Geschichte mit einem ziemlich ausgeprägten Krimi-Element. Und die Heldin hat eine Katze namens Useless und führt zusammen mit ihrer Freundin ein Büchergeschäft. Was will man mehr?

Lisa Clark O'Neill: Serendipity. Geht eher in Richtung Romantic Suspense und war ganz spannend, aber ehrlich, der Held geht mal so gar nicht. Der Typ hat die ganze Zeit nichts anderes im Sinn, als die Heldin zu verwöhnen und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Das hört sich ja erstmal ganz toll an, und ich bin die letzte, die in Büchern oder im wirklichen Leben auf diese Alpha-Helden abfährt, die immer die ganze Welt nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Aber Jordan, der Held aus Serendipity, erinnert mich die ganze Zeit an Smithers aus der Serie Die Simpsons.

Karen Ranney: The Witch of Clan Sinclair. Spielt in Edinburgh im frühen 19. Jahrhundert und hat mir eher so mittelgut gefallen. Die Heldin war ziemlich nervig. Sie setzt sich für Frauenrechte ein - Daumen hoch - ist aber mehr als nur ein bißchen dämlich.

Sherry Thomas: The Luckiest Lady in London. Aaah. Ich sollte mehr Sherry Thomas Bücher lesen. Sie schreibt wirklich gut. Die Heldin aus The Luckiest Lady in London mag ich wirklich, sie ist kein schüchternes Mauerblümchen, sondern eine Frau, die sich holt, was sie will. Ich war allerdings ein bißchen verdutzt wegen ihrer Dauergeilheit. Na ja, die einen mögen's so, die anderen so! Der Held ist da schon eher eine Standardausgabe und leidet am Ich-muß-wegen-meiner-schlimmen-Kindheit-ein-Arschloch-sein-Syndrom. Aber was soll's. Einem so gut geschriebenen Buch kann man fast alles verzeihen!

Sarah Wendell: Lighting the Flames. Also, das war schon mal was anderes. Es spielt im Dezember in einem Winter-Ferienkamp nur für Juden, während der Chanukka-Zeit (mußte ich auch googeln, so hab ich wenigstens was gelernt). Die Handlung des Buches selbst - zwei junge Camp-Mitarbeiter, die seit vielen Jahren befreundet sind, entdecken ihre Liebe - ist leider ungefähr so spannend, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen.

Chuck Wendig: Double Dead. Haha, das war mal so richtig abgefahren. Vampir beschützt menschliche Familie vor Zombies, damit er immer was zu Trinken hat. Super!

Montag, 23. Februar 2015

Die Oscar-Verleihung 2015

So, die Oscar-Verleihung 2015 ist überstanden und ich habe sie mir natürlich wieder live angeschaut. Dieses Jahr war hat es mir schon wesentlich besser gefallen als in den letzten beiden Jahren. Es war irgendwie lustiger und glamouröser. Ich hatte auch den Eindruck, daß es weniger beige Damenkleider gab (wer geht in einem beigen Kleid zum Ereignis des Jahres - laaaaaaaaaaaaaangweilig! Aber das Kleid von Jennifer Lopez war ziemlich häßlich und fleischfarben) und etwas weniger bärtige Herrengesichter. Können die Herren jetzt bitte alle wieder ihre Vollbärte abrasieren, es sei denn, sie sind a) der Nikolaus, b) Bandmitglieder von ZZ Top oder c) Holzfäller in der Wildnis Kanadas? Besonders Ben Affleck. So ein gutaussehender Mann, wenn er rasiert ist. Oh, und Gwyneth Paltrow sah unfaßbar viel besser als in der Boss-Parfumwerbung aus. Seltsam, oder? Ich meine, für die Werbung wurde sie doch sicherlich auch stundenlang gestylt, geschminkt und ins rechte Licht gesetzt.

Dann gab es noch dieses Lied, das das ganze Internet gehaßt hat, und das ich unfaßbar geil - oder eben "awesome" fand...



Und natürlich die Filme, von denen ich wieder mal keinen gesehen hatte. Von manchen habe ich bisher noch nicht mal was gehört, z. B. vom Grand Budapest Hotel. Bin mir aber auch nicht sicher, ob der hier schon im Kino war. Into the Woods scheint interessant zu sein. Aber ich zweifle noch, ob ich wirklich für zwei Stunden Gesang ins Kino gehen sollte. Hm.

Da bleibt nur noch eine Frage zu klären. Diese beiden hier - das sind doch Zwillinge, die versehentlich bei der Geburt getrennt wurden, oder?