Sonntag, 8. September 2019

Ruby Lang: Hard Knocks

Helen Chang Frobisher ist Neurologin und hat nicht nur eine Praxis zusammen mit zwei anderen Ärztinnen, sondern arbeitet auch in einem Krankenhaus. Dort lernt sie eines Tages Adam Magnus kennen, der Eishockeyspieler bei dem notorisch erfolglosen Verein Oregon Wolves ist. Helen und Adam fühlen sich sofort zueinander hingezogen, haben aber beide gerade mit anderen Problemen zu kämpfen: Helens Vater ist schwerkrank, und Adam macht sich Gedanken um seine Zukunft, da er eigentlich keine Lust mehr auf Eishockey hat. Wenig später schreibt Helen einen Leserbrief an eine lokale Zeitung, in der sie fordert, daß Eishockey in Portland (dort spielt der Roman) verboten wird, da die Spätfolgen der Verletzungen, die die Spieler erleiden, verheerend sind. Leider schlägt dieser Leserbrief unerwartet große Wellen, und wenig später werden Helen und Adam - als Vertreter seines Vereins - im Radio und Fernsehen als Gegner inszeniert.

Hard Knocks ist ein nettes Buch. Ich meine damit nicht nett im Sinne von "die kleine Schwester von scheiße", sondern wirklich nett. Aber eben auch nicht mehr, denn es hat mich nicht so richtig mitgerissen. Die beiden Protagonisten fand ich, von kleineren Schwierigkeiten abgesehen, sympathisch, da sie sich wie erwachsene Menschen mit ihren Problemen auseinandersetzen und eine Lösung suchen. Der Schreibstil ist demnach auch eher nüchtern als dramatisch, was ja grundsätzlich gut ist. In Sachen Humor hätte man aus einigen Passagen aber durchaus etwas mehr herausholen können.

Ein paar Szenen und einzelne Absätze gab es allerdings, die ich etwas seltsam und problematisch fand. Beispielsweise fühlt sich Adam nach Helens Leserbrief persönlich angegriffen, obwohl sie ihn darin überhaupt nicht erwähnt. Zu dem Zeitpunkt haben die beiden noch keine Beziehung, sondern nur eine Nacht miteinander verbracht, nach der Helen sich stillschweigend aus dem Staub gemacht hat. Er beschuldigt sie auch, ihm seinen Lebensunterhalt wegnehmen zu wollen, ganz so, als würde Eishockey tatsächlich in einer nordamerikanischen Großstadt verboten, weil eine Frau das in einem Leserbrief fordert.

Später, gegen Ende des Buches, gab es noch etwas, das mir eher wie eine Buchverlängerungsmaßnahme als wie ein richtiger Handlungsstrang vorkam. Da macht sich Adam nämlich Gedanken darüber, wovon er leben soll, wenn er nicht mehr Eishockey spielt, was ja normal ist. Bei der Gelegenheit beschleicht ihn aber auch der Gedanke, daß Helen mit ihm ganz sicherlich nichts mehr zu tun haben will, wenn er vorübergehend arbeitslos ist und / oder wenig Geld hat.

Am Ende gibt es aber das erwartete Happy End, und es bleibt bei mir der Eindruck, daß Hard Knocks zwar kein wunderbares Buch zum immer wieder Lesen ist, aber eben auch keins von der Sorte, bei denen man am liebsten vergessen möchte, daß sie existieren. Die kulinarischen Erlebnisse der Charaktere würde ich übrigens nicht zum Nachahmen empfehlen: bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung werden Tofuwürstchen serviert, und als Helen krank ist, bringt ihre Freundin ihr Grünkohlsaft. Grünkohlsaft!! Da würde für mich die Freundschaft sofort enden.

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