Nachdem mir das letzte Buch von Maggie Robinson ja trotz seiner überaus unsinnigen Handlung sehr gut gefallen hatte, hatte ich mir direkt Lady Anne's Lover bestellt. Das ließ sich auch sehr flüssig und gut lesen, und es war wirklich unterhaltsam - aber für meinen Geschmack war es von allem einfach ein bißchen zuviel. Anne hat ein sehr schlimmes Schicksal erlitten, und normalerweise müßte eine Romanfigur mit ihrer Lebensgeschichte das Mitgefühl des Lesers wecken, und man müßte mit ihr hoffen und bangen, daß ihr nichts Schlimmes mehr zustößt. Aber ihre Probleme werden recht oberflächlich abgehandelt. Damit will ich jetzt nicht sagen, daß ich mir einen pädagogisch wertvollen Roman wünsche, der so traurig ist, daß mir gleich einen Strick nehmen will (wenn ich das wollte, könnte ich ja was von Hemingway lesen). Aber Annes Umgang mit ihrem Problem ist so unverzagt, daß man es gar nicht mehr richtig ernst nehmen kann. Dazu kommen noch einige Aktionen, die so TSTL sind, daß sie sich auch gleich eine große Goldkette mit just diesen Buchstaben um den Hals hängen und wie ein 90er Jahre-Rapper um eine brennende Mülltonne tanzen könnte.
Mit Gareth wird genauso verfahren. Gareth ist ein Kriegsveteran mit eineinhalb Armen und einem massiven Alkoholproblem. Außerdem ist er auch noch total pleite und ziemlich depri, weil seine große Liebe ihn im Stich gelassen hat. Wenn man all das bedenkt, geht er doch recht unbekümmert mit der Situation um. Und dann hat es mich auch noch ein wenig gewurmt, was der gute Gareth alles machen durfte. Es gibt einfach ein paar Dinge, die ein Mann mit nur einem Arm nicht kann, zumindest, solange er keine Prothese benutzt. Ich bin mir sicher, daß er keine erwachsene Frau eine Leiter oder eine steile Holztreppe herauftragen könnte. Genau das passiert aber, wenn ich mich recht erinnere, mehrmals.
Lady Anne's Lover ist für mich das literarische Gegenstück zu einem McDonald's-Menü. Hin und wieder hat man mal Bock auf so ein Essen, und es schmeckt auch gut. Aber hinterher fällt einem auf, daß es eigentlich zu fettig, zu salzig und zu alles war, und daß man höchstwahrscheinlich davon aufstoßen muß.
So. Ein paar Worte möchte ich noch über das Buchcover verlieren. Soweit ich weiß, haben Autoren keinen Einfluß auf die Buchcover, also trägt Frau Robinson hier keine Schuld. Aber das Cover ist zweifellos das, was man auf Neudeutsch als epic fail bezeichnet. Darauf ist ein Typ abgebildet, der ein bißchen wie Brad Pitt nach einer 5-tägigen Sauftour aussieht, mit strähnigen Haaren und kaltem Schweiß im Gesicht, aber immerhin rasiert. Soweit paßt das schon, denn Gareth ist ja ein Alkoholiker. Was mir aber sehr übel aufgefallen ist, ist die Abbildung von Big Ben und den Houses of Parliament.
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Hätten die Covergestalter sich mal 5 Minuten Zeit genommen, um auf Wikipedia nachzuschauen. Dann hätten sie blitzschnell festgestellt, daß es diesen Glockenturm 1820 noch gar nicht gab, und daß die Gebäude damals auch noch ganz anders aussahen!
Dazu kommt, daß das Buch zum allergrößten Teil in einem völlig abgelegenen Dorf in Wales spielt. Nach London begeben sich unsere Helden erst auf den allerletzten paar Seiten.
Doofes Cover.
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