Louisa Stratton ist eine reiche Erbin, die am Anfang des 20. Jahrhunderts lebt und dem Klischee "Frauen am Steuer - ungeheuer" in jeder Hinsicht gerecht wird, während sie auf der Flucht vor ihrer nicht gerade liebenswerten Familie ist. Eines Tages muß sie jedoch auf ihren Familienstammsitz zu ihrer fiesen Tante Grace und ihrem noch fieseren Cousin Hugh zurückkehren. Da sie dummerweise ihrer Tante vorgeschwindelt hat, verheiratet zu sein, muß schleunigst ein Schauspieler her, der für die Zeit ihres Aufenthalts in Rosemont vorgibt, Louisas Ehemann zu sein. Hier kommt Charles Cooper ins Spiel, ein durch den Burenkrieg schwerstens traumatisierter und dem Alkohol nicht abgeneigter Ex-Soldat. Charles und Louisa verlieben sich ineinander, und es könnte alles so schön sein - wären da nicht die Anschläge auf Charles und die Tatsache, daß von Louisas Konto auf geheimnisvolle Weise Geld verschwindet.
Bücher wie dieses gibt es in letzter Zeit öfter, zumindest in meinem Bücherregal. Ich meine damit weder die Handlung noch die Charaktere - nein, es ist dieses Gefühl, sich beim Lesen prächtig zu amüsieren, obwohl man ganz genau weiß, daß alles, was in dem Buch passiert, totaler Schwachsinn ist.
In the Arms of the Heiress hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Wenn ich es einem Genre zuordnen sollte, würde ich sagen, es ist eine Gothic Comedy. Ja, mir ist klar, daß das absurd ist und es so etwas gar nicht geben kann. Aber Maggie Robinson kriegt es irgendwie hin. Louisa hat eine schwere Kindheit und Jugend gehabt. Ihre Eltern sind früh gestorben, und sie ist bei ihrer verbitterten Tante und ihrem niederträchtigen Cousin aufgewachsen, wo sie auf nahezu jede erdenkliche Art gedemütigt wurde. Trotzdem fürchtet Louisa diese Leute zwar und fühlt sich in ihrer Gegenwart unwohl, aber sie ist grundsätzlich ein fröhlicher und sogar optimistischer Mensch. Sie ist auch gar nicht besonders furchtsam und hat ein recht gesundes Selbstbewußtsein. Dazu scheint es ihr leicht zu fallen, anderen Personen zu vertrauen. Wie kann das sein? Meiner Ansicht nach kann das nicht sein - nicht bei einem echten Menschen, der das gleiche erlebt hat wie Louisa.
Charles hat im Burenkrieg furchtbare Erlebnisse gehabt und ist durch eine Verletzung halb blind. Er hat Albträume, die ihn am Schlaf hindern, und ist auf dem Weg, zum Alkoholiker zu werden. Aber durch das Zusammensein mit Louisa und die Notwendigkeit, sie vor ihren gräßlichen Verwandten zu beschützen, schafft er es ganz schnell, sich zusammenzureißen und zu ihrem strahlenden Helden zu werden.
Dazu kommt das große, gruselige Gemäuer, in dem Louisas Sippschaft wohnt, und die zwischen schmerzhalt, eklig und geführlich rangierenden Anschläge auf Charles. Alles zusammen müßte eigentlich einen etwas gruseligen Roman à la Victoria Holt ergeben (ich habe ihre Bücher verschlungen, als ich ein Teenager war!). Aber stattdessen verlieren weder Charles noch Louisa den Humor, verbringen die meisten Nächte engumschlungen und wissen nach etwa zwei Wochen (ich glaube, über diesen Zeitraum erstreckt sich die Handlung), daß sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen wollen.
Yup. Das hört sich alles sehr kurios an und ist es auch. Aber ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen (trotz Arbeit!) durchgelesen und danach direkt das nächste Maggie Robinson-Buch bestellt. Mir gefallen der Humor, der Schreibstil und die abwechslungsreiche Handlung. In the Arms of the Heiress ist nicht einer dieser Liebesromane, wo man zu jeder Zeit genau weiß, was als nächstes passieren wird, weil man das alles schon hundertmal gelesen hat. Wer ein Buch mit einer, gelinde gesagt, äußerst unwahrscheinlichen Handlung und einem enormen Spaßfaktor genießen kann, sollte es mit diesem hier ruhig mal versuchen.
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