Sonntag, 2. Dezember 2012

Julie James: About That Night

Rylann Pierce ist eine junge Staatsanwältin, die einen verurteilten und gerade erst aus dem Gefängnis entlassenen Kriminellen im Zusammenhang mit einem anderen Fall verhören muß. Wie sich herausstellt, ist Kyle Rhodes genau der junge Mann, in den sie sich vor Jahren Hals über Kopf verliebt hatte. Rylann und Kyle würden gerne da weitermachen, wo sie vor einigen Jahren aufgehört hatten, doch Rylann hat Gewissensbisse: darf sie als Staatsanwältin mit einem verurteilten Verbrecher zusammensein, auch wenn sein Vergehen eher lustig als gefährlich war?

Ich kann's kaum fassen, wie lahmarschig ich beim Bloggen geworden bin! Ich entsinne mich, daß ich dieses Buch gelesen habe, als ich so fürchterlich krank war, daß ich sogar zum Arzt gehen und mich krankschreiben lassen mußte (nachdem meine Kollegen auf der Arbeit zu mir gesagt hatten: "Du siehst scheiße aus. Fahr nach Hause und leg dich ins Bett."). Das war im Mai!

Nun, Rylann und Kyle sind, wie fast immer in Julie James' Büchern, Charaktere, die es im wirklichen Leben nicht gibt und auch niemals geben wird. Sie sind jung, unfaßbar gutaussehend, reich (besonders Kyle, der der Sohn eines Milliardärs ist und als begnadeter Hacker auch durchaus in der Lage ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren), intelligent, humorvoll und liebenswert.

Kyle war im Gefängnis, weil er sich über etwas geärgert hatte, was seine Ex-Freundin auf Twitter gepostet hatte - nämlich ein kompromittierendes Foto von sich und einem anderen Typen  - und weil er daraufhin mit Hilfe seiner genialen Hackerfähigkeiten in sturzbetrunkenen Zustand Twitter sabotiert hatte. Kein großer Verlust, wenn man mich fragt - und in meiner Welt hätte man dem guten Kyle für diese Aktion wahrscheinlich ein Bier spendiert, ihm anerkennend auf die Schulter geklopft und ihn gefragt, ober er vielleicht mal alle Spam-mails des Universums an deren Absender zurückschicken kann. Daß alle, die an einem Dienst wie Twitter Geld verdienen, diese Aktion jetzt nicht ganz so lustig finden würden, ist auch klar - aber ich glaube nicht, daß man fürs Twitter-lahmlegen tatsächlich in den Knast kommt (außer vielleicht, wenn man das jede Woche macht).

Aber ich habe Rylanns Bedenken, mit Kyle zusammen zu sein, eben nicht so ganz verstanden. Daß sie mit ihm keine private Beziehung haben kann, während sie ihn als Zeugen für ihren Fall braucht, ist völlig klar, aber dieses Hindernis war nach etwa der Hälfte des Buches verschwunden und von da an hätten die beiden eigentlich freie Bahn gehabt. Rylanns Ex taucht auch noch auf, um etwas Unruhe zu stiften, aber als Leserin hatte ich nie ernsthafte Zweifel, ob sich Rylann für Kyle oder für ihren Ex entscheiden würde.

So gesehen ist About That Night spaßig und unterhaltsam mit tollen Dialogen und sympathischen Haupt- und Nebenfiguren, wie eigentlich immer bei Julie James. Aber einen Konflikt und eine richtige Handlung gibt es nicht wirklich. Selbstverständlich werde ich das nächste Julie James-Buch aber auch wieder lesen. Es wird sicher Spaß machen, und vielleicht hat es sogar etwas mehr Handlung, wer weiß?

Übrigens: es gibt noch eine klitzekleine Kleinigkeit, die mich ein bißchen gestört hat. Immer, wenn beschrieben wurde, wie überaus gutaussehend Kyle ist, wurde er mit einer Figur aus der Fernsehserie Lost verglichen. Liebe Autoren, bitte laßt doch solche Vergleiche. Ich habe noch nie eine Folge von Lost gesehen (kam das überhaupt im deutschen Fernsehen?), und habe auch nicht vor, das nachzuholen. Nicht jeder Mensch - und wahrscheinlich noch nicht mal jeder Mensch in den USA - kennt jede Serie!

Ach, und noch etwas. Unfaßbar attraktive, sportliche, humorvolle Nerds, die so richtig viel Erfolg bei den Frauen haben, gibt's meiner Ansicht nach auch nicht. Ihr kennt doch bestimmt alle dieses Klischee von den Computerfreaks, die rund um die Uhr vorm Rechner sitzen, bleich und dünn sind, uncoole Klamotten und Frisuren tragen und sich von Cola, Schokoriegeln und Tiefkühlpizzas ernähren? Und die sich in einer Sprache unterhalten, die niemand außer ihnen auch nur ansatzweise verstehen kann? Tja. Das ist kein Klischee. Die sind wirklich so. Zumindest die, die für meinen Arbeitgeber arbeiten.


6 Kommentare:

  1. ALSO, ich muss jetzt erstmal dem letzten Absatz vehement widersprechen! Nicht alle Informatiker sind so ;-) Ich arbeite selber als Softwareentwicklerin (relativ kleine Firma, ca. 30 Leute) und bei und ist nur einer, der dem Klischee ansatzweise entsprechen würden! Aller anderen sind ganz normale Leute, mit normalen Klamotten und normalen Sozialleben :)

    Ansonsten werd ich mir das Buch auch mal ansehen, auch wenn ich mir schon im vorherigen Buch schon dachte, dass man dafür Twitter lahmzulegen wohl kam ins Gefängnis muss...

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  2. Hallo Chrissi, sorry, ich wollte dir nicht auf den Schlips treten - aber die ITler, mit denen ich zu tun habe, sind nun mal wirklich so! (Aber die sind natürlich harmlos im Vergleich zu den Leuten, die bei SAP arbeiten. Ich glaube, Rosemaries Baby hat SAP gegründet...)

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  3. Nein, nein das passt schon ;-) Ich kenn das Klischee und bei manchen trifft es auch zu, aber es gibt auch andere :) Muss da meine Berufssparte manchmal verteidigen :) Schönen Wochenstart noch, lg Christi

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  4. hehe, ich muss Chrissi zustimmen, die Kerle die du oben beschrieben hast gibt es! Ich bin mit so einem sogar verheiratet! :) Dipl. Inf., sportlich und ja, er hat das sogar vererbt ... ;) Gott sei Dank, denn von mir konnten sie nur Tagträumerei und andere brotlose Dinge erben ;)

    SAP! ;) Ein Gutes gibts aber auch von SAP, die Arena in Mannheim :D

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  5. Klingt irgendwie, als wär das Buch nicht so wirklich was für mich. KEIN Konflikt??? Wovon lebt dieser Liebesroman, doch wohl nicht nur von witzigen Dialogen?! Oh je …

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  6. Hi Cleopatra - hm, muß ja wohl doch mehr Normalo-Informatiker geben, als ich dachte ;-)

    Hi Irina, wenn ich nicht eine Gedächtnislücke in der Größe des Grand Canyons habe, gibt's in dem Buch wirklich keinen erwähnenswerten Konflikt...

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