Sonntag, 28. August 2011

Stefan Holtkötter: Bullenball

Im Münsterländischen Hinterland tobt völlig unerwartet das Leben: Kurz vor dem sogenannten Bullenball, wo sich alljährlich die gesamte Landbevölkerung trifft, wird in der Veranstaltungshalle ein Sicherheitsmann getötet. Während die Polizeit in Gestalt des Hauptkommissars Bernhard Hambrock noch versucht, den Tathergang zu klären und mögliche Verdächtige ausfindig zu machen, erhält eine nahegelegene Schule Drohungen von einem angeblichen Amokläufer. Obendrein gibt es Anschläge auf die Jazzband, die beim Bullenball auftreten soll und in der fast jeder mitspielt, der in der Lage ist, ein Instrument zu halten. Bei dem langerwarteten Fest, das gleichzeitig Schauplatz des Junggesellenabschieds eines jungen Hochzeitspaars ist, spitzt sich die Lage dramatisch zu...

Als Krimi funktioniert das Buch. Es ist spannend geschrieben, und genauso wie die Polizei tappt der Leser lange Zeit im Dunkeln in Bezug auf die Frage, wer wem was getan hat oder antun möchte. Es gibt einfach jede Menge Verdächtige: frustrierte Erwachsene, gemobbte Jugendliche, eine von ihrem Angebeteten verschmähte Frau und einen Beinah-Pädophilen. Aber genau das ist auch das Problem: das Buch ist höllisch deprimierend, weil von allen Personen kaum jemand auch nur ein kleines bißchen Lebensfreude an den Tag legt, bzw. Grund dazu hätte. Selbst der Kommissar schiebt ständig Frust, weil er seine Frau vermißt - dabei ist sie weder abgehauen noch gestorben, sondern nur für eine Woche bei ihren Eltern in den Niederlanden!

Bei einigen Personen kommt man auch nicht so wirklich dahinter, warum sie es denn nun eigentlich so fürchterlich schwer haben - da gibt es jede Menge Andeutungen, daß dieser oder jener eine wirklich schlimme Kindheit gehabt habe, aber man erfährt nicht, was genau eigentlich so schlimm war.

Insgesamt ist Bullenball ein spannendes Buch, aber es gibt keine besonders liebenswerten Charaktere, und der Lesespaß bleibt leider weitestgehend auf der Strecke.

2 Kommentare:

  1. "Selbst der Kommissar schiebt ständig Frust, weil er seine Frau vermißt - dabei ist sie weder abgehauen noch gestorben, sondern nur für eine Woche bei ihren Eltern in den Niederlanden!"

    Autsch, das klingt wirklich nicht verlockend - ebenso wie deine restlichen Aussagen zu den Charakteren.

    Ich glaube, das ist kein Buch, welches ich unbedingt lesen muss ... ;)

    AntwortenLöschen
  2. Ich will's mal so sagen: falls es im Münsterland ein Touristeninformationszentrum gibt, werden sie dieses Buch dort nicht verteilen ;-)

    AntwortenLöschen