Gwen Maudsley ist eine reiche junge Frau im Großbritannien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In den allerhöchsten Adelskreisen schaut man sie ein wenig scheel an, da ihre verstorbenen Eltern ihr Vermögen durch ehrliche Arbeit gemacht haben. Da es jedoch der Wunsch ihrer Eltern war, daß sie einen Herrn mit Adelstitel heiratet, versucht Gwen, genau das zu tun. Leider aber wird sie gleich zweimal (von unterschiedlichen Männern) am Altar stehengelassen, und so nimmt sich Gwen vor, in Zukunft die Devise "gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin" zu beherzigen. Den Anfang macht sie mit einer Reise nach Paris. Dort trifft sie Alexander Ramsey wieder, einen alten Familienfreund. Gwen findet, daß Alex genau der richtige ist, um es mit ihm mal so richtig krachen zu lassen - und Alex, eigentlich im Begriff, die geschäftlichen Angelegenheiten seines Bruders in Ordnung zu bringen, kann sich Gwens Charme nicht ganz entziehen.
Ganz klar: der Plot ist so ausgelutscht wie ein vor drei Tagen in Betrieb genommenes Kaugummi. Aber das ist egal, denn Meredith Duran, die mittlerweile selbstverständlich einen Platz auf meiner vergleichsweise kurzen Liste von Autobuy-Autoren hat, hat überhaupt kein Problem damit, aus dieser Geschichte etwas völlig anderes zu fabrizieren als das, was man bisher kennt. Ich finde ihre Charaktere außerordentlich realistisch gezeichnet. Sie sind ein bißchen wie Zwiebeln: man entfernt eine Haut nach der anderen, bis man schließlich ihr Innerstes sehen kann.
Alex war aufgrund von Asthma-Anfällen ein schwächliches Kind, das viel Zeit in Landhäusern verbringen mußte, was ihn fürchterlich anödete. Als Erwachsener ist er gesund; zurückgeblieben ist eine nahezu panische Angst vor jeder Art von Häuslichkeit und der unbedingte Wille, seine körperliche Fitness durch alle möglichen absurden Sportarten zu fördern. Er verdient sein Geld mit Handel, wovon seine adlige Familie alles andere als entzückt ist. Deswegen ist Alex' Verhältnis zu seinem Bruder und seinen Schwestern ein wenig distanziert.
Gwen dagegen wünscht sich nichts sehnlicher als eine Familie. Ihre Eltern sind früh verstorben, ebenso wie ihr Bruder, der Alex' bester Freund war. Die beiden Männer, die sie im Stich gelassen haben, hat sie nicht geliebt und daher leidet sie auch ganz und gar nicht an Liebeskummer. Doch darüber, daß sie nun wohl allein bleiben wird, ist Gwen sehr traurig.
Im Lauf der Handlung erkennen Gwen und Alex, daß sie einander lieben, und daß letzten Endes nur das wichtig ist: daß sie zusammen sind, egal wie und wo.
Wicked Becomes You ist wie alle Meredith Duran-Bücher, die ich bisher gelesen habe, ein wundervoller, unterhaltsamer Liebesroman. Da gibt es nur eine Sache, die mich enorm stört: Alex ist ein Arschloch, zumindest manchmal. Bei allem Verständnis für seine schwierige Kindheit und sein gespanntes Verhältnis zu seiner Famile gibt es doch Dinge, die ein lebendiger Mensch nie, wirklich niemals tun darf. Und ein Liebesromanheld schon gar nicht. Zu diesen Dingen gehört es, in seinem Eisenbahnabteil eine heiße Liebesnacht mit einer Frau zu verbringen, die man schon seit ewigen Zeiten kennt und als Freundin betrachtet, und diese dann unmittelbar nach dem Akt mit den Worten: "I'm done with company for the night" rauszuschmeißen. Das geht gar nicht. Ich hätte an Gwens Stelle nie wieder mit dem Typen gesprochen.
Gwen dagegen, die ist super. Und sie hat auch kein Problem damit, Alex bei Bedarf ganz unverblümt ihre Meinung zu sagen. Als er wenig später anfängt, mit ihr zu flirten, läßt sie ihn direkt wissen, daß er "more fickle than a debutante" ist. Recht hat sie! (Alex sieht das hinterher sogar ein).
Ich wäre wegen dieser Sache ja die nächsten 20 bis 30 Jahre lang beleidigt, aber Gwen ist da toleranter als ich; und so hat das Buch auch ein Happy End.
Wicked Becomes You ist wieder ein tolles, unterhaltsames Buch mit außerordentlich lebendig wirkenden Charakteren - das einzige Problem sind die Arschloch-Anwandlungen des Helden. Das nächste Buch von Meredith Duran werde ich definitiv auch lesen.
Ich fand Alex komischerweise gar nicht so schlimm, aber meine Freundin hat sich auch über ihn aufgeregt. Offenbar hab ich einfach kein Problem mit Arschlöchern! ;)
AntwortenLöschenHast du eigentlich schon den "Duke of Shadows" gelesen?
au fein, bestellt! und mit A-Loch Held! Herrllch :)
AntwortenLöschenIrina - Ich lese Duke Of Shadows gerade. Ich finde es nicht so toll wie ihre späteren Bücher, aber definitiv weit überdurchschnittlich gut!
AntwortenLöschenCleopatra - haha, hoffentlich wirst du nicht enttäuscht. So gräßlich ist er nämlich auch wieder nicht!
Also wie jetzt - Arschloch oder doch nicht so gräßlich? Das Wort Arschloch-Held ist ja ein totales Reizwort für mich *lach*, ich denke ich werde mir das Buch auch mal anschaffen. Die beiden anderen von Duran, die ich bis jetzt gelesen haben, haben mir ja auch relativ gut gefallen. Und Alex ist definitiv ein Name, der bei mir alle Türen öffnet. ;-)
AntwortenLöschenÜbrigens gibts heuer eine Neuerscheinung von Frau Duran. Mit einem total schönen Cover. *seufz*
Also Evi, es gibt bei Arschloch-Helden doch auch Abstufungen. Stufe 1 (= volle Deckung, Alarmstufe rot, Buch sofort aus dem Fenster schmeißen)ist z. B. der Typ aus Shannon McKennas Behind Closed Doors (hallo Cleopatra ;-)). Stufe 2 ist beispielsweise ein Anne Stuart-Held. Und Alex, der ist eher so Stufe 4 bis 5. Also ein eigentlich anständiger Kerl mit ein paar ganz bösen Aussetzern.
AntwortenLöschenÜbrigens find ich das Cover vom neuen Duran-Buch auch total schön. Und sie hat sich wieder mal einen Uralt-Plot ausgesucht. Bin schon sehr gespannt, was sie daraus gemacht hat.
LOL! Ich hab "Behind Closed Doors" auch nicht aus dem Fenster geschmissen! Soll wohl heißen, ich kann auch mit Stufe 1 leben. :)
AntwortenLöschenAh, hier hattest du das ja auch geschrieben, Evi!
AntwortenLöschenDass Duran sich mal wieder nen total ausgelutschten Plot ausgesucht hat, schreckt mich überhaupt nicht mehr. Das hat sie bei "Wicked Becomes You" ja auch super hingekriegt.
Susi: Irgendwie mag ich den "Duke of Shadow" immer noch am liebsten von ihren Büchern, obwohl ich ihn sogar minimal schlechter bewertet habe als "Wicked Becomes You". Der erste Teil vom "Duke of Shadows" war mit das beste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Ach, das mit dem ausgelutschten Plot stört mich bei Duran auch nicht mehr. Irgendwie hat sie sich wohl darauf spezialisiert, denen etwas völlig neues abzugewinnen. Ich werde das neue Buch auf jeden Fall lesen.
AntwortenLöschenMit Duke of Shadows bin ich übrigens gerade gestern abend fertiggeworden. Ich fand es aber nicht ganz so gut wie ihre anderen Bücher und mir gefiel die zweite Hälfte des Buchs besser ;-)