Orchidee und Cleopatra vom Lesenswert-Empfehlenswert Blog haben mir ein Stöckchen zugeworfen! Das fange ich natürlich gerne auf und antworte wie folgt:
1. Frage: (aus aktuellem Anlass unserer Umfrage auf dem Blog) Lässt du dich beim Bücherkauf von schrecklichen Covern abschrecken, oder gehst du rein nach dem Klappentext, Rezensionen und/oder Empfehlungen? Hast du schonmal ein Buch nur wegen des Covers gekauft? Wenn ja, war das ein Reinfall oder eine positive Überraschung?
Antwort: Nein, von gräßlichen Covern lasse ich mich überhaupt nicht abschrecken. Die meisten Bücher bestelle ich im Internet (die Aktionäre von Amazon schließen mich wahrscheinlich jeden Abend in ihre Gebete ein), da fällt mir das Cover normalerweise sowieso erst auf, wenn ich das Buch in den Händen halte. Ich habe auch noch kein Buch nur wegen des Covers gekauft. Kürzlich habe ich allerdings mal ein Buch gelesen, dessen Cover mir schon vor dem Kauf gefiel und bei dem ich dachte, daß es in dieser Art mehr geben sollte. Das war "A View To A Kiss" von Caroline Linden. Das Buch mochte ich sehr, aber von dem Cover war ich bei näherem Hinsehen ein klein wenig enttäuscht: der darauf abgebildete Mann hat nämlich etwas leicht Enrique Iglesias-haftes.
2. Frage: Welches Genre liest du überhaupt nicht, und warum? Würdest du es mal probieren, wenn du es von allen Seiten empfohlen bekämst?
Antwort: Hm, ich lese natürlich nicht alle Genres gleich viel - Science Fiction und Fantasy sind zum Beispiel nicht so ganz meins, obwohl es auch da Ausnahmen gibt. Aber es gibt nichts, was ich rundheraus ablehne. Was die Empfehlungen betrifft - da müßte ich schon wissen, was die empfehlende Person sonst an Büchern mag. Ich will ja niemandem zu nahe treten, aber ich habe den Verdacht, daß man Kafka-Anhängern nicht trauen kann, und Susan Elizabeth Philips-Fans werden auch niemals den gleichen Geschmack haben wie ich.
3. Frage: Welches Buch wolltest du schon immer lesen, hast es aber noch nicht geschafft? Und welches Buch könntest du immer wieder lesen?
Antwort: Der erste Teil der Frage ist ganz klar: King Hereafter von Dorothy Dunnett. Das Buch ist schon ewig in meinem SUB und ich habe keine Ahnung, warum ich es nicht schaffe, es mal ganz durchzulesen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß ich irgendwann doch noch mal durchhalte und es bis zum Ende lese.
Der zweite Teil der Frage geht für mich auch gleich mit Dorothy Dunnett weiter, weil ich eben ein großer Fan all ihrer anderen Bücher bin, einschließlich der Johnson Johnson-Krimis (von denen ich die meisten auf deutsch, aber leider nicht im englischen Original habe. Sie sind ein bißchen schwer zu bekommen). Ein paar andere Lieblingsbücher sind: Off Limits und One Way Out von Michele Albert, Across a Moonlit Sea von Marsha Canham, Welcome to Temptation und Bet Me von Jennifer Crusie, Pompeii von Robert Harris, Devil's Cub und The Grand Sophy von Georgette Heyer, The Suitor von Sandy Hingston, One Summer von Karen Robards und dann natürlich die Saint-Germain Bücher von Chelsea Quinn Yarbro und die Marcus Didius Falco Bücher von Lindsey Davis. Bestimmt habe ich jetzt etliche vergessen, aber es gibt so viele gute Bücher (zum Glück)!
Seid mir bitte nicht böse, aber ich werfe das Stöckchen erstmal nicht weiter - ich glaube, es ist schon auf jedem Blog aufgetaucht, das ich lese!
Sonntag, 27. September 2009
Hugh Laurie: The Gun Seller
Thomas Lang ist ein früherer englischer Soldat, der in eine Verschwörung gerät, deren Ziel es ist, eine neue Art von Militärhubschrauber mit Hilfe eines terroristischen Anschlags an den Mann, oder besser gesagt, an die Regierung zu bringen. Thomas versucht, das schlimmste zu verhindern und mit heiler Haut aus der Sache herauszukommen.
Dieses Buch ist sehr, sehr schwer zu beschreiben und bewerten - hauptsächlich deshalb, weil ich die Hälfte der Zeit keine Ahnung hatte, was vor sich ging. Die erste Hälfte das Buches war wirklich amüsant und unterhaltsam und voll schwarzen Humors. Ein bißchen wie die englische Antwort auf Carl Hiaasen. Dann bewegt sich die Handlung aber plötzlich innerhalb weniger Absätze um ein halbes Jahr vorwärts, und Thomas wird vom Geheimdienst gezwungen, eine Terroristengruppe zu infiltrieren. Leider erfährt der Leser aber überhaupt nicht, warum diese Terroristen Terroristen sind, warum sie eine bestimmte Person ermorden und eine Botschaft besetzen wollen. Vielleicht habe ich ja auch irgendwas nicht mitgekriegt, aber da ich mich selbst als eine Person von durchschnittlicher Intelligenz und mit beträchtlicher Erfahrung im Bücherlesen beschreiben würde, denke ich, daß hier vielleicht auch an der Handlung oder der Schreibweise etwas nicht stimmt. Was ich dann noch mitgekriegt habe ist, daß es mehr oder weniger ein Happy End gibt und daß der Held zum Schluß mit einer Blondine in einem Rover davonfährt.
Dieses Buch ist sehr, sehr schwer zu beschreiben und bewerten - hauptsächlich deshalb, weil ich die Hälfte der Zeit keine Ahnung hatte, was vor sich ging. Die erste Hälfte das Buches war wirklich amüsant und unterhaltsam und voll schwarzen Humors. Ein bißchen wie die englische Antwort auf Carl Hiaasen. Dann bewegt sich die Handlung aber plötzlich innerhalb weniger Absätze um ein halbes Jahr vorwärts, und Thomas wird vom Geheimdienst gezwungen, eine Terroristengruppe zu infiltrieren. Leider erfährt der Leser aber überhaupt nicht, warum diese Terroristen Terroristen sind, warum sie eine bestimmte Person ermorden und eine Botschaft besetzen wollen. Vielleicht habe ich ja auch irgendwas nicht mitgekriegt, aber da ich mich selbst als eine Person von durchschnittlicher Intelligenz und mit beträchtlicher Erfahrung im Bücherlesen beschreiben würde, denke ich, daß hier vielleicht auch an der Handlung oder der Schreibweise etwas nicht stimmt. Was ich dann noch mitgekriegt habe ist, daß es mehr oder weniger ein Happy End gibt und daß der Held zum Schluß mit einer Blondine in einem Rover davonfährt.
Samstag, 26. September 2009
T J Bennett: The Legacy
Wittenberg im Jahr 1525: Sabina von Ziegler ist aus dem Kloster geflüchtet und ist ihrem Stiefvater, dem Baron von Ziegler, schutzlos ausgeliefert. Er zwingt sie, Wolfgang Behaim, den Besitzer einer Druckerpresse, zu heiraten. Auch Wolfgang wurde vom Baron zu dieser Ehe erpreßt. Weder Sabina noch Wolfgang wollen sich verlieben oder verheiratet sein, denn beide hatten in der Vergangenheit schlimme Erlebnisse, und beide haben andere Pläne für die Zukunft. Dennoch fühlen sie sich unwiderstehlich zueinander hingezogen.
Es tut mir ja leid, daß ich mich schon wieder beschweren muß, aber dieses Buch war auch ein totaler Flop. Mir ist unerklärlich, warum es auf AAR so gut bewertet wurde. Wer wie ich schon in den 80er Jahren angefangen hat, amerikanische Liebesromane zu lesen, kann sich an diese Art von Buch wahrscheinlich noch erinnern: der Held ist ein Mega-Macho, der alle fünf Minuten aus ungerechtfertigter Eifersucht oder wegen anderer eingebildeter Beleidigungen seiner Ehre und seiner Männlichkeit ausflippt und der sich nie, aber auch niemals verlieben will, weil Frauen doch nur für das eine gut sind. Die Heldin ist wunderschön, voll unerweckter Sinnlichkeit (bis sie den Helden trifft, natürlich), temperamentvoll, impulsiv und dumm wie Bohnenstroh. Tja, mit 16 habe ich sowas ausgesprochen gerne gelesen, aber da hatte ich ja auch sozusagen keine andere Wahl, denn ich kannte schon alle Georgette Heyer-Bücher, die es in der Stadtbücherei in Dortmund-Scharnhorst gab, und auf den Bücherkrabbeltischen der Dortmunder Kaufhäuser gab es eben nur diese Art von Liebesroman.
Und da ich wie immer pingelig bin, fiel mir als erstes auf, daß sich Wolfgang mit Zitronen-Sandelholz-Seife und Sabina mit Vanille-Rosmarin-Seife wäscht, die ihre Haushälterin für sie herstellt. Okay, daß sie Seife benutzen, nehme ich einfach mal so hin. Schließlich gab es in jedem Zeitalter mehr oder weniger reinliche Zeitgenossen, und ich kenne selbst heute einige, denen man den Gedanken der Körperpflege mal ein bißchen näherbringen sollte. Daß die Seife mit Rosmarin parfümiert ist, kann ich glauben, denn ich habe Rosmarin hier in Deutschland schon in Gartengeschäften gesehen, daher nehme ich an, daß der auch hier wächst. Mit Sandelholz und Zitronen habe ich in diesem Zusammenhang ein Problem: ich vermute, daß es sie in Deutschland schon gab, aber es waren mit Sicherheit sündhaft teure Importwaren, die nur den ganz Reichen vorbehalten waren. Und Wolfgang lebt nicht schlecht von seiner Druckerpresse, aber reich ist er nicht! Aber die Erwähnung von Vanille hätte die Autorin sich wirklich schenken können. Ich habe extra mal auf Wikipedia nachgesehen. Vanille kommt ursprünglich aus Mexiko und Mittelamerika. Falls jemand in Deutschland im Jahr 1525 schon mal von Vanille gehört hatte, dann bestimmt nur jemand, der weitgereist und/oder steinreich war! Und bestimmt wäre niemand auf den Gedanken verfallen, daraus Seife zu machen!
Andererseits ist die Seifenfrage noch das kleinste Problem des Buches. Das größere Problem sind die Personen. Ich kann allerdings nicht sagen, ober mir Wolfgang oder Sabina mehr auf die Nerven geht. Wolfgang wird die ganze Zeit nicht müde, zu betonen, daß er nur seine verstorbene erste Frau geliebt hat, keine andere Frau jemals so wundervoll sein kann wie sie, er sich niemals wieder verlieben wird usw. usw. Man kennt das. Jedenfalls, wenn man vorher schon mal einen schlechten Liebesroman gelesen hat. Trotzdem läßt er Sabina aber nicht in Ruhe. Er kommandiert sie herum, verführt sie, und wird eifersüchtig, wenn sie mit einem anderen anderen Mann ein wenig herumflachst.
Sabina weiß nicht, was sie will. Sie will ein Haus für geflohene Nonnen einrichten. Ach nein, sie liebt Wolfgang und will bei ihm bleiben. Sie haßt Wolfgang und hält es keine Minute länger unter seinem Dach aus. Sie liebt Wolfgang, und er ist der edelste, heldenhafteste Mann der Welt. Usw. usw. Man kennt das.
Natürlich gibt es auch wieder die gefürchtete Weglauf-Szene. Die geht, wie in jedem derartigen Buch, in etwa so: Sabina hört, wie Wolfgang seinem Bruder sagt, daß er sie niemals lieben wird. Die beiden streiten sich, sie kündigt an, daß sie ihn verlassen wird. Er denkt, daß sie das sowieso nicht macht und ist baff, als sie plötzlich weg ist. Oh nein, aber sie liebt ihn doch! Und er sie! Wieso hat er das nicht eher erkannt! Wolfgangs Bruder schlägt vor, sie zu finden und zurückzuholen. Wolfgang äußert sich wie folgt: "Nay!" Wolf shouted. "She should have stayed and given me a chance. She should have understood how hard it is for me to adjust to so many changes after so long. Hell and damnation, she should know how I feel about her by now. Why do I have to explain?" Übersetzt heißt das: ich erzähle zwar meiner Frau und jedem, der mir über den Weg läuft, daß ich nur eine Vernunftehe will, aber wenn sie nicht solch eine Versagerin wäre, wüßte sie dank hellseherischer Fähigkeiten, daß ich sie über alles liebe - obwohl ich selbst das bis vor fünf Minuten auch nicht wußte.
Nach längerem Hin und Her läßt sich Wolfgang jedenfalls von seinem Bruder dazu überreden, Sabina zu suchen. Diese hat außer dem abgelegten Kleid eines Dienstmädchens und einer Laterne nichts weiter mitgenommen und sich auf den Weg zur Burg ihres Stiefvaters gemacht, weil sie glaubt, daß sie sich unbemerkt hineinschleichen, ein paar wichtige Dokumente an sich nehmen und wieder verschwinden kann.
Das einzige, was hier fehlt, ist die in vielen Romanen unvermeidliche Bösewicht-versucht-Heldin-zu-vergewaltigen-Szene. Hauptsächlich deswegen, weil der Haupt-Bösewicht der Stiefvater der Heldin ist, aber immerhin etwas.
Den Rest der Handlung kann sich sicher auch jeder denken: Held findet Heldin, Held und Heldin besiegen gemeinsam das Böse, versichern sich gegenseitig, wie sehr sie sich lieben, und leben glücklich bis an ihr Ende. Natürlich mag ich diese Art von Handlung grundsätzlich, aber ich mag auch Bücher mit intelligenten, sympathischen Hauptfiguren. Diese hier sind leider weder das eine noch das andere, und da Sabina am Ende des Buches schwanger ist, kann man noch nicht mal davon ausgehen, daß die Dummheit nach ihrem Tod ausstirbt. Aber was sage ich da. Wenn die Dummheit ausstürbe, wer würde dann bei Deutschland sucht den Superstar auftreten?
Es tut mir ja leid, daß ich mich schon wieder beschweren muß, aber dieses Buch war auch ein totaler Flop. Mir ist unerklärlich, warum es auf AAR so gut bewertet wurde. Wer wie ich schon in den 80er Jahren angefangen hat, amerikanische Liebesromane zu lesen, kann sich an diese Art von Buch wahrscheinlich noch erinnern: der Held ist ein Mega-Macho, der alle fünf Minuten aus ungerechtfertigter Eifersucht oder wegen anderer eingebildeter Beleidigungen seiner Ehre und seiner Männlichkeit ausflippt und der sich nie, aber auch niemals verlieben will, weil Frauen doch nur für das eine gut sind. Die Heldin ist wunderschön, voll unerweckter Sinnlichkeit (bis sie den Helden trifft, natürlich), temperamentvoll, impulsiv und dumm wie Bohnenstroh. Tja, mit 16 habe ich sowas ausgesprochen gerne gelesen, aber da hatte ich ja auch sozusagen keine andere Wahl, denn ich kannte schon alle Georgette Heyer-Bücher, die es in der Stadtbücherei in Dortmund-Scharnhorst gab, und auf den Bücherkrabbeltischen der Dortmunder Kaufhäuser gab es eben nur diese Art von Liebesroman.
Und da ich wie immer pingelig bin, fiel mir als erstes auf, daß sich Wolfgang mit Zitronen-Sandelholz-Seife und Sabina mit Vanille-Rosmarin-Seife wäscht, die ihre Haushälterin für sie herstellt. Okay, daß sie Seife benutzen, nehme ich einfach mal so hin. Schließlich gab es in jedem Zeitalter mehr oder weniger reinliche Zeitgenossen, und ich kenne selbst heute einige, denen man den Gedanken der Körperpflege mal ein bißchen näherbringen sollte. Daß die Seife mit Rosmarin parfümiert ist, kann ich glauben, denn ich habe Rosmarin hier in Deutschland schon in Gartengeschäften gesehen, daher nehme ich an, daß der auch hier wächst. Mit Sandelholz und Zitronen habe ich in diesem Zusammenhang ein Problem: ich vermute, daß es sie in Deutschland schon gab, aber es waren mit Sicherheit sündhaft teure Importwaren, die nur den ganz Reichen vorbehalten waren. Und Wolfgang lebt nicht schlecht von seiner Druckerpresse, aber reich ist er nicht! Aber die Erwähnung von Vanille hätte die Autorin sich wirklich schenken können. Ich habe extra mal auf Wikipedia nachgesehen. Vanille kommt ursprünglich aus Mexiko und Mittelamerika. Falls jemand in Deutschland im Jahr 1525 schon mal von Vanille gehört hatte, dann bestimmt nur jemand, der weitgereist und/oder steinreich war! Und bestimmt wäre niemand auf den Gedanken verfallen, daraus Seife zu machen!
Andererseits ist die Seifenfrage noch das kleinste Problem des Buches. Das größere Problem sind die Personen. Ich kann allerdings nicht sagen, ober mir Wolfgang oder Sabina mehr auf die Nerven geht. Wolfgang wird die ganze Zeit nicht müde, zu betonen, daß er nur seine verstorbene erste Frau geliebt hat, keine andere Frau jemals so wundervoll sein kann wie sie, er sich niemals wieder verlieben wird usw. usw. Man kennt das. Jedenfalls, wenn man vorher schon mal einen schlechten Liebesroman gelesen hat. Trotzdem läßt er Sabina aber nicht in Ruhe. Er kommandiert sie herum, verführt sie, und wird eifersüchtig, wenn sie mit einem anderen anderen Mann ein wenig herumflachst.
Sabina weiß nicht, was sie will. Sie will ein Haus für geflohene Nonnen einrichten. Ach nein, sie liebt Wolfgang und will bei ihm bleiben. Sie haßt Wolfgang und hält es keine Minute länger unter seinem Dach aus. Sie liebt Wolfgang, und er ist der edelste, heldenhafteste Mann der Welt. Usw. usw. Man kennt das.
Natürlich gibt es auch wieder die gefürchtete Weglauf-Szene. Die geht, wie in jedem derartigen Buch, in etwa so: Sabina hört, wie Wolfgang seinem Bruder sagt, daß er sie niemals lieben wird. Die beiden streiten sich, sie kündigt an, daß sie ihn verlassen wird. Er denkt, daß sie das sowieso nicht macht und ist baff, als sie plötzlich weg ist. Oh nein, aber sie liebt ihn doch! Und er sie! Wieso hat er das nicht eher erkannt! Wolfgangs Bruder schlägt vor, sie zu finden und zurückzuholen. Wolfgang äußert sich wie folgt: "Nay!" Wolf shouted. "She should have stayed and given me a chance. She should have understood how hard it is for me to adjust to so many changes after so long. Hell and damnation, she should know how I feel about her by now. Why do I have to explain?" Übersetzt heißt das: ich erzähle zwar meiner Frau und jedem, der mir über den Weg läuft, daß ich nur eine Vernunftehe will, aber wenn sie nicht solch eine Versagerin wäre, wüßte sie dank hellseherischer Fähigkeiten, daß ich sie über alles liebe - obwohl ich selbst das bis vor fünf Minuten auch nicht wußte.
Nach längerem Hin und Her läßt sich Wolfgang jedenfalls von seinem Bruder dazu überreden, Sabina zu suchen. Diese hat außer dem abgelegten Kleid eines Dienstmädchens und einer Laterne nichts weiter mitgenommen und sich auf den Weg zur Burg ihres Stiefvaters gemacht, weil sie glaubt, daß sie sich unbemerkt hineinschleichen, ein paar wichtige Dokumente an sich nehmen und wieder verschwinden kann.
Das einzige, was hier fehlt, ist die in vielen Romanen unvermeidliche Bösewicht-versucht-Heldin-zu-vergewaltigen-Szene. Hauptsächlich deswegen, weil der Haupt-Bösewicht der Stiefvater der Heldin ist, aber immerhin etwas.
Den Rest der Handlung kann sich sicher auch jeder denken: Held findet Heldin, Held und Heldin besiegen gemeinsam das Böse, versichern sich gegenseitig, wie sehr sie sich lieben, und leben glücklich bis an ihr Ende. Natürlich mag ich diese Art von Handlung grundsätzlich, aber ich mag auch Bücher mit intelligenten, sympathischen Hauptfiguren. Diese hier sind leider weder das eine noch das andere, und da Sabina am Ende des Buches schwanger ist, kann man noch nicht mal davon ausgehen, daß die Dummheit nach ihrem Tod ausstirbt. Aber was sage ich da. Wenn die Dummheit ausstürbe, wer würde dann bei Deutschland sucht den Superstar auftreten?
Montag, 21. September 2009
Sarah Mayberry: She's Got It Bad oder: Mit dem Kopf nach unten hängen ist wohl doch nicht so gesund
Diesmal habe ich ein Buch von einer australischen Schriftstellerin gelesen. Es ist ein Harlequin Blaze und unterscheidet sich nicht wesentlich von den amerikanischen Exemplaren dieser Reihe, außer daß da und dort mal jemand mit den Worten "G'day, mate" begrüßt wird. Es kommen auch weder Känguruhs noch Koalabären vor. Und jetzt eine W A R N U N G: diese Buchrezension hat vielleicht hier und da einen kleinen Spoiler. Wer sich von diesem Buch lieber unvorbereitet treffen läßt, guckt jetzt am besten ganz schnell weg. Eine zweite, dritte und vierte Meinung - genauer gesagt ist ja eigentlich meine Meinung die vierte - ohne Spoiler gibt es bei AAR, Bücher über alles und bei Books and Games. Alle anderen können sich eine Tasse Kaffee holen und sich freuen, daß ich schon mal dieses Buch durchlitten habe und daher weise Warnungen für alle Unverzagten aussprechen kann, die es trotzdem noch lesen wollen.
Als Zoe Ford ein Teenager war, nahmen ihre Eltern Liam Masters nach dem Tod seiner Mutter bei sich auf. Zoe verliebte sich bis über beide Ohren in ihn (da war sie 15 und er 17) und er sich in sie, doch weil er fand, er sei nicht gut genug für sie, verließ er Zoes Elternhaus überstürzt. 12 Jahre später treffen sie sich wieder: Zoe arbeitet als Tätowiererin und Rocksängerin, und Liam hat eine florierende Firma, die Motorräder herstellt. Schnell kommt Liam zu dem Schluß, daß so ein Leben für eine anständige junge Frau unangemessen ist, und gibt sein bestes, um Zoe zu helfen.
Ich fange mal mit etwas positivem an: ich mag Sarah Mayberrys Schreibstil wirklich, sowohl die Art, wie sie die Personen charakterisiert (damit meine ich aber ausdrücklich nicht, daß ich die Personen sympathisch finde), als auch wie sie die Handlung beschreibt. Wenn sie es mal schafft, sich ein paar bessere Charaktere und eine gute Handlung auszudenken, könnte dabei ein richtig gutes Buch herauskommen.
Und jetzt zu den negativen Aspekten des Buches - also zu allem anderen.
Liam, der Held, ist ein Riesen-Ar....mleuchter. Genau das, was die Amerikaner als "knuckledragger" bezeichnen: ein Rückfall in die Zeit der Neandertaler, dem quasi die überlangen Arme über den Boden schleifen, wenn er sie nicht gerade benutzt, um kreischende, unwillige Frauen in seine Höhle zu schleppen. Übrigens hat Liam tatsächlich außerordentlich lange Arme, und das erfahren wir schon auf Seite 25. Da entdeckt er nämlich auf einer Kunstausstellung ein Aktbild von Zoe. Oh no! Kreisch! Eine nackte Frau! Wo doch jeder weiß, daß Aktmalerei nichts weiter ist als eine Vorstufe der Prostitution! Da muß unser Liam natürlich sofort eingreifen, und er verliert keine Zeit, bevor er das Bild packt, von der Wand nimmt und es mit der unbemalten Seite zum Betrachter an die Wand lehnt. Das interessante an dieser Szene - abgesehen davon, daß sie eindrucksvoll zeigt, daß Liam ein bigotter Idiot ist - ist die Tatsache, daß dieses Bild 8 x 10 Fuß (= 2,4384 x 3,048 Meter) groß ist. Nun entspricht der Abstand von einer Hand zur anderen bei waagerecht ausgestreckten Armen bei einem normal proportionierten Menschen seiner Körperhöhe. Ich habe das extra gerade mal ausprobiert und bei mir stimmt es: genau 162,5 cm. Wenn also Liam das Bild problemlos und ohne Hilfe von der Wand nehmen kann, ist er entweder über 2,40 m groß, oder seine Arme schleifen beim Gehen hinter ihm her.
Aber weiter im Text: unser tüchtiger Liam findet heraus, wo Zoe arbeitet und verklickert ihr direkt, daß mit ihr etwas nicht stimmen kann, wenn sie sich so ganz nackelig malen läßt (pfui) und als Tätowiererin arbeitet. An dieser Stelle ist Zoe immerhin schlau genug, ihn rauszuschmeißen, aber da Liam auch als Stalker nicht ganz unbegabt ist, beschließt er, ihr nach der Arbeit nach Hause zu folgen. Dies wiederum führt dazu, daß er herausfindet, daß sie in einer schmuddeligen Kneipe als Rocksängerin auftritt. Oh mein Gott, wie grauenhaft! Ganz klar: Zoe braucht Hilfe, und die bietet Liam ihr an. Da Zoe aber eigenartigerweise darauf beharrt, keine Hilfe zu wollen, schieben sie noch schnell eine Nummer, bevor sie ihrer Wege gehen; natürlich nicht, ohne daß Liam Zoe schnell noch klarmacht, daß anständige Frauen auch kein Makeup benutzen (zu schade, daß er kein Deutsch kann, denn sonst hätte er meine Oma zitieren können: Mit Schminke und mit Puder beschmiert sich jedes Luder).
Die nächste Zeit verbringt Liam damit, Zoe zu verfolgen. Schließlich bringt er sie dazu, in seiner Motorradwerkstatt zu arbeiten - sie soll eines der Motorräder bemalen. Umgehend läßt er alle seine Angestellten wissen, daß a) er nichts von ihr will - nein, nein, sie sind nur Freunde und b) keiner von ihnen es wagen soll, Zoe anzubaggern, jedenfalls nicht, wenn er in Zukunft noch feste Nahrung zu sich nehmen will. Danach überlassen sich Zoe und Liam mehr oder weniger ihren Trieben, nicht ohne in einer Endlosschleife sich selbst und dem Leser zu versichern, daß es wirklich nichts ist außer einer heißen Affäre.
Zoe ist nämlich fest überzeugt, daß sie einem Mann nichts zu bieten hat, und Liam hat eine schlimme Kindheit gehabt.
Liam zeigt uns die noch arschlochigere Seite seiner ohnehin schon nicht gerade gewinnenden Persönlichkeit, als er Zoe zwingt (wirklich zwingt), ihm etwas zu erzählen, worüber sie nicht sprechen möchte.
Was passiert noch? Tja, er überrascht sie damit, daß er Zoes Bilder (sie malt auch) einer Galeriebesitzerin zeigt, schnallt irgendwann, daß er sich doch in sie verliebt hat, und prügelt einen Typen krankenhausreif, der sie belästigt.
Zoe kommt glücklicherweise zu dem Schluß, daß sie trotz allem ein vollwertiges menschliches Wesen ist, aber statt sich einen netten, normalen Mann zu suchen, sagt sie sich, daß auch bigotte Vollidioten Liebe brauchen, und beschließt, den Rest ihres Lebens mit Liam zu verbringen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann drücken sie sich heute wahrscheinlich die Nasen an den Fensterscheiben ihres Hauses platt und passen auf, daß die Nachbarn keinen Schweinkram machen. Oder vielleicht haben sie eine Bürgerinitiative gegen das öffentliche Ausstellen von Aktbildern gegründet.
Als Zoe Ford ein Teenager war, nahmen ihre Eltern Liam Masters nach dem Tod seiner Mutter bei sich auf. Zoe verliebte sich bis über beide Ohren in ihn (da war sie 15 und er 17) und er sich in sie, doch weil er fand, er sei nicht gut genug für sie, verließ er Zoes Elternhaus überstürzt. 12 Jahre später treffen sie sich wieder: Zoe arbeitet als Tätowiererin und Rocksängerin, und Liam hat eine florierende Firma, die Motorräder herstellt. Schnell kommt Liam zu dem Schluß, daß so ein Leben für eine anständige junge Frau unangemessen ist, und gibt sein bestes, um Zoe zu helfen.
Ich fange mal mit etwas positivem an: ich mag Sarah Mayberrys Schreibstil wirklich, sowohl die Art, wie sie die Personen charakterisiert (damit meine ich aber ausdrücklich nicht, daß ich die Personen sympathisch finde), als auch wie sie die Handlung beschreibt. Wenn sie es mal schafft, sich ein paar bessere Charaktere und eine gute Handlung auszudenken, könnte dabei ein richtig gutes Buch herauskommen.
Und jetzt zu den negativen Aspekten des Buches - also zu allem anderen.
Liam, der Held, ist ein Riesen-Ar....mleuchter. Genau das, was die Amerikaner als "knuckledragger" bezeichnen: ein Rückfall in die Zeit der Neandertaler, dem quasi die überlangen Arme über den Boden schleifen, wenn er sie nicht gerade benutzt, um kreischende, unwillige Frauen in seine Höhle zu schleppen. Übrigens hat Liam tatsächlich außerordentlich lange Arme, und das erfahren wir schon auf Seite 25. Da entdeckt er nämlich auf einer Kunstausstellung ein Aktbild von Zoe. Oh no! Kreisch! Eine nackte Frau! Wo doch jeder weiß, daß Aktmalerei nichts weiter ist als eine Vorstufe der Prostitution! Da muß unser Liam natürlich sofort eingreifen, und er verliert keine Zeit, bevor er das Bild packt, von der Wand nimmt und es mit der unbemalten Seite zum Betrachter an die Wand lehnt. Das interessante an dieser Szene - abgesehen davon, daß sie eindrucksvoll zeigt, daß Liam ein bigotter Idiot ist - ist die Tatsache, daß dieses Bild 8 x 10 Fuß (= 2,4384 x 3,048 Meter) groß ist. Nun entspricht der Abstand von einer Hand zur anderen bei waagerecht ausgestreckten Armen bei einem normal proportionierten Menschen seiner Körperhöhe. Ich habe das extra gerade mal ausprobiert und bei mir stimmt es: genau 162,5 cm. Wenn also Liam das Bild problemlos und ohne Hilfe von der Wand nehmen kann, ist er entweder über 2,40 m groß, oder seine Arme schleifen beim Gehen hinter ihm her.
Aber weiter im Text: unser tüchtiger Liam findet heraus, wo Zoe arbeitet und verklickert ihr direkt, daß mit ihr etwas nicht stimmen kann, wenn sie sich so ganz nackelig malen läßt (pfui) und als Tätowiererin arbeitet. An dieser Stelle ist Zoe immerhin schlau genug, ihn rauszuschmeißen, aber da Liam auch als Stalker nicht ganz unbegabt ist, beschließt er, ihr nach der Arbeit nach Hause zu folgen. Dies wiederum führt dazu, daß er herausfindet, daß sie in einer schmuddeligen Kneipe als Rocksängerin auftritt. Oh mein Gott, wie grauenhaft! Ganz klar: Zoe braucht Hilfe, und die bietet Liam ihr an. Da Zoe aber eigenartigerweise darauf beharrt, keine Hilfe zu wollen, schieben sie noch schnell eine Nummer, bevor sie ihrer Wege gehen; natürlich nicht, ohne daß Liam Zoe schnell noch klarmacht, daß anständige Frauen auch kein Makeup benutzen (zu schade, daß er kein Deutsch kann, denn sonst hätte er meine Oma zitieren können: Mit Schminke und mit Puder beschmiert sich jedes Luder).
Die nächste Zeit verbringt Liam damit, Zoe zu verfolgen. Schließlich bringt er sie dazu, in seiner Motorradwerkstatt zu arbeiten - sie soll eines der Motorräder bemalen. Umgehend läßt er alle seine Angestellten wissen, daß a) er nichts von ihr will - nein, nein, sie sind nur Freunde und b) keiner von ihnen es wagen soll, Zoe anzubaggern, jedenfalls nicht, wenn er in Zukunft noch feste Nahrung zu sich nehmen will. Danach überlassen sich Zoe und Liam mehr oder weniger ihren Trieben, nicht ohne in einer Endlosschleife sich selbst und dem Leser zu versichern, daß es wirklich nichts ist außer einer heißen Affäre.
Zoe ist nämlich fest überzeugt, daß sie einem Mann nichts zu bieten hat, und Liam hat eine schlimme Kindheit gehabt.
Liam zeigt uns die noch arschlochigere Seite seiner ohnehin schon nicht gerade gewinnenden Persönlichkeit, als er Zoe zwingt (wirklich zwingt), ihm etwas zu erzählen, worüber sie nicht sprechen möchte.
Was passiert noch? Tja, er überrascht sie damit, daß er Zoes Bilder (sie malt auch) einer Galeriebesitzerin zeigt, schnallt irgendwann, daß er sich doch in sie verliebt hat, und prügelt einen Typen krankenhausreif, der sie belästigt.
Zoe kommt glücklicherweise zu dem Schluß, daß sie trotz allem ein vollwertiges menschliches Wesen ist, aber statt sich einen netten, normalen Mann zu suchen, sagt sie sich, daß auch bigotte Vollidioten Liebe brauchen, und beschließt, den Rest ihres Lebens mit Liam zu verbringen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann drücken sie sich heute wahrscheinlich die Nasen an den Fensterscheiben ihres Hauses platt und passen auf, daß die Nachbarn keinen Schweinkram machen. Oder vielleicht haben sie eine Bürgerinitiative gegen das öffentliche Ausstellen von Aktbildern gegründet.
Sonntag, 13. September 2009
Nora Roberts: High Noon
Phoebe MacNamara ist ein hostage negotiator - wie nennt man das auf deutsch? Jedenfalls ist sie eine von denen, die auf Verbrecher, oder auch mal Selbstmordkandidaten, solange einfühlsam einreden, bis diese von ihrem Vorhaben ablassen. Sie trifft Duncan Swift, als sie versucht, einen seiner ehemaligen Angestellten vom Selbstmord abzuhalten. Phoebe und Duncan fühlen sich zueinander hingezogen, doch Phoebe hat gute Gründe um zu glauben, daß eine Beziehung niemals funktionieren könnte. Natürlich treffen sie sich trotzdem immer wieder, doch dann wird Phoebe von einem gefährlichen Kriminellen terrorisiert, den sie finden müssen, bevor schlimmeres passiert...
Nora Roberts ist ja eine ausgesprochene Vielschreiberin. Trotzdem sind viele ihrer Bücher unterhaltsam und gut geschrieben, solange darin keine Geister oder sonstige übersinnliche Elemente vorkommen - letzteres kann sie nicht so gut, finde ich. Hier gibt es keine Geister, aber ich fand High Noon dennoch eher mittelmäßig. Das liegt hauptsächlich an den äußerst seltsamen Konversationen von Phoebe und Duncan. Die beiden sind ehrlich, was ja eigentlich eine gute Sache ist, und sagen sich alles, aber auch wirklich im wahrsten Sinne des Wortes alles, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Die Dialoge kamen mir dadurch sehr eigenartig vor, wie in diesem Beispiel:
Phoebe wurde übelst verprügelt und vermutet, daß der Täter ein Arbeitskollege ist, mit dem sie Ärger hatte. Duncan, hat sie mit Tee und gefrorenen Erbsen (für die Schwellungen) versorgt, und deutet an, daß er es dem Täter mal so richtig zeigen will. Phoebe gibt ihm aber zu verstehen, daß sie sich selbst darum kümmern will. Duncan: "Well, that's fine and good for you, and glad to be of assistance. But that's not much help for me when I'm in the mood to pound somebody's face in like it was rotten wood, then twist his useless dick off and feed it to the dog I keep thinking about getting." Heldin: "No", Phoebe said after a long moment. "No, I don't guess it is. I'm going to confess that I find myself surprisingly comforted, and just a little aroused, by the sentiment." Held daraufhin:"I don't know what this is yet, this you-and-me thing. I didn't figure I had to think about it all that much as yet. So putting that aside - whatever this is or isn't here, you should know my natural inclination, and you go right ahead and consider it sexist or outdated or whatever the hell you like - my natural inclination when some cowardly son of a bitch beats on a woman is to get out that goddamn white charger and kick some ass."
Meine Reakton auf diesen und viele andere Dialoge des Buches war: Häh??
Und wegen der Sexszenen sollte sich das Buch meiner Ansicht nach auch keiner kaufen. Die fand ich nämlich eher abtörnend. Beim ersten Mal treiben sie es hastig und stehend an eine Tür gelehnt, und wenn ich mich richtig erinnere (es ist schon ein paar Wochen her, daß ich das Buch gelesen habe), essen sie danach noch ein Stück Pizza und dann fährt Phoebe nach Hause. Nennt mich altmodisch, aber ein bißchen romantischer darf es für mich dann doch ganz gerne sein.
Die zweite Hälfte des Buches, in der es um den unbekannten Stalker geht, der Phoebe verfolgt, war da schon spannender, und so habe ich bis zum Happy End weitergelesen. Positiv war auch, daß ich die Nebenfiguren, besonders Phoebes Mutter und Tochter, gut leiden mochte. Phoebes Mutter hat ein besonderes (schlimmes) Problem, für das es keine Lösung gibt, und es war interessant zu lesen, wie sie und ihre Familie damit umgingen. Alles in allem ist High Noon kein mieses, aber auch kein besonders gutes Buch.
Nora Roberts ist ja eine ausgesprochene Vielschreiberin. Trotzdem sind viele ihrer Bücher unterhaltsam und gut geschrieben, solange darin keine Geister oder sonstige übersinnliche Elemente vorkommen - letzteres kann sie nicht so gut, finde ich. Hier gibt es keine Geister, aber ich fand High Noon dennoch eher mittelmäßig. Das liegt hauptsächlich an den äußerst seltsamen Konversationen von Phoebe und Duncan. Die beiden sind ehrlich, was ja eigentlich eine gute Sache ist, und sagen sich alles, aber auch wirklich im wahrsten Sinne des Wortes alles, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Die Dialoge kamen mir dadurch sehr eigenartig vor, wie in diesem Beispiel:
Phoebe wurde übelst verprügelt und vermutet, daß der Täter ein Arbeitskollege ist, mit dem sie Ärger hatte. Duncan, hat sie mit Tee und gefrorenen Erbsen (für die Schwellungen) versorgt, und deutet an, daß er es dem Täter mal so richtig zeigen will. Phoebe gibt ihm aber zu verstehen, daß sie sich selbst darum kümmern will. Duncan: "Well, that's fine and good for you, and glad to be of assistance. But that's not much help for me when I'm in the mood to pound somebody's face in like it was rotten wood, then twist his useless dick off and feed it to the dog I keep thinking about getting." Heldin: "No", Phoebe said after a long moment. "No, I don't guess it is. I'm going to confess that I find myself surprisingly comforted, and just a little aroused, by the sentiment." Held daraufhin:"I don't know what this is yet, this you-and-me thing. I didn't figure I had to think about it all that much as yet. So putting that aside - whatever this is or isn't here, you should know my natural inclination, and you go right ahead and consider it sexist or outdated or whatever the hell you like - my natural inclination when some cowardly son of a bitch beats on a woman is to get out that goddamn white charger and kick some ass."
Meine Reakton auf diesen und viele andere Dialoge des Buches war: Häh??
Und wegen der Sexszenen sollte sich das Buch meiner Ansicht nach auch keiner kaufen. Die fand ich nämlich eher abtörnend. Beim ersten Mal treiben sie es hastig und stehend an eine Tür gelehnt, und wenn ich mich richtig erinnere (es ist schon ein paar Wochen her, daß ich das Buch gelesen habe), essen sie danach noch ein Stück Pizza und dann fährt Phoebe nach Hause. Nennt mich altmodisch, aber ein bißchen romantischer darf es für mich dann doch ganz gerne sein.
Die zweite Hälfte des Buches, in der es um den unbekannten Stalker geht, der Phoebe verfolgt, war da schon spannender, und so habe ich bis zum Happy End weitergelesen. Positiv war auch, daß ich die Nebenfiguren, besonders Phoebes Mutter und Tochter, gut leiden mochte. Phoebes Mutter hat ein besonderes (schlimmes) Problem, für das es keine Lösung gibt, und es war interessant zu lesen, wie sie und ihre Familie damit umgingen. Alles in allem ist High Noon kein mieses, aber auch kein besonders gutes Buch.
Rebecca Gablé: Das zweite Königreich
England im Jahr 1064: Caedmon von Helmsby ist der Sohn eines Landadligen (eines Thanes) und einer Normannin und wird bei einem Wikingerüberfall schwer verletzt. Da er nun als Krüppel gilt, schickt ihn sein Vater als Übersetzer mit einem der Anwärter auf den englischen Thron in die Normandie. Dort wird er als Ritter ausgebildet und macht sich Freunde und Feinde, bis er schließlich mit der Armee Wilhelms des Eroberers nach England zurückkehrt. An dessen Hof wird er nach und nach zu einem wichtigen Mann, der versucht, sich für die angelsächsische Bevölkerung einzusetzen. Durch eine Affäre mit der Frau eines anderen setzt er jedoch alles aufs Spiel, und seine Feinde hören nicht auf, gegen ihn zu intrigieren...
Selbst wenn man bedenkt, daß das Buch sehr dick ist (875 Seiten), deckt es eine enorm lange Zeit (23 Jahre) und eine Menge Handlung ab. Da kommen die Interaktionen zwischen den Personen und die Charakterisierungen hier und da ein wenig zu kurz. Trotzdem ist es ein wirklich unterhaltsames Buch, und obwohl ich bei manchen von Caedmons Handlungen dachte: "oh nein, das machst du doch jetzt nicht...laß das lieber sein", war er ein sympathischer Held. Insgesamt sind die Handlungen der Personen aus dem Buch jedoch plausibel, und die "laß das lieber sein"-Momente kamen immer dann, wenn es um Caedmon und seine heimliche Affäre ging. Da die Autorin lt. Klappentext Mediävistin ist, gehe ich davon aus, daß die Geschichte weitestgehend korrekt dargestellt wird, und diese Teile des Buches sind wirklich interessant. So hatte ich bisher z. B. keine Ahnung, daß Wilhelm der Eroberer die Insel nicht nur erorbert hat, sondern auch einige wichtige Reformen durchgeführt hat oder durchführen wollte. Und selbst bei seinen grausamsten Verbrechen bekommt man noch einen Hinweis darauf, was ihn dazu motiviert haben könnte. Daß man einen guten Grund gehabt zu haben glaubt, macht das Enteignen oder gar Töten hunderter von Menschen natürlich nicht akzeptabel oder entschuldbar, aber ein Mensch, der selbst felsenfest davon überzeugt ist, daß Gott ihn zum Regieren bestimmt hat, kann wohl schon auf komische Gedanken kommen. Kriege ich Ärger, wenn ich als Beispiel ein paar Personen aus der Gegenwart nenne?...Na, ich lasse es lieber.
Selbst wenn man bedenkt, daß das Buch sehr dick ist (875 Seiten), deckt es eine enorm lange Zeit (23 Jahre) und eine Menge Handlung ab. Da kommen die Interaktionen zwischen den Personen und die Charakterisierungen hier und da ein wenig zu kurz. Trotzdem ist es ein wirklich unterhaltsames Buch, und obwohl ich bei manchen von Caedmons Handlungen dachte: "oh nein, das machst du doch jetzt nicht...laß das lieber sein", war er ein sympathischer Held. Insgesamt sind die Handlungen der Personen aus dem Buch jedoch plausibel, und die "laß das lieber sein"-Momente kamen immer dann, wenn es um Caedmon und seine heimliche Affäre ging. Da die Autorin lt. Klappentext Mediävistin ist, gehe ich davon aus, daß die Geschichte weitestgehend korrekt dargestellt wird, und diese Teile des Buches sind wirklich interessant. So hatte ich bisher z. B. keine Ahnung, daß Wilhelm der Eroberer die Insel nicht nur erorbert hat, sondern auch einige wichtige Reformen durchgeführt hat oder durchführen wollte. Und selbst bei seinen grausamsten Verbrechen bekommt man noch einen Hinweis darauf, was ihn dazu motiviert haben könnte. Daß man einen guten Grund gehabt zu haben glaubt, macht das Enteignen oder gar Töten hunderter von Menschen natürlich nicht akzeptabel oder entschuldbar, aber ein Mensch, der selbst felsenfest davon überzeugt ist, daß Gott ihn zum Regieren bestimmt hat, kann wohl schon auf komische Gedanken kommen. Kriege ich Ärger, wenn ich als Beispiel ein paar Personen aus der Gegenwart nenne?...Na, ich lasse es lieber.
Samstag, 12. September 2009
Kimberly Raye: Slippery When Wet
Jaycee Anderson und ihre Schwester Riley Vaughn haben von ihrem Vater ein NASCAR Racing Team geerbt. Jaycee ist die einzige weibliche Fahrerin bei diesen Autorennen, doch sie und ihre Schwester brauchen Geld, und daher einen Sponsor. Ihr einziger Sponsor ist jedoch der Hersteller eines Energydrinks, der darauf besteht, daß die eher burschikose Jaycee sich ein feminineres Image zulegt. Außerdem verliebt sich Jaycee auch noch in ihren stärksten Konkurrenten auf der Rennstrecke, Rory Canyon...
Worte reichen kaum aus um zu beschreiben, wie grauenhaft dieses Buch ist. Nichts, was darin passiert, ist auch nur das kleinste bißchen logisch oder plausibel - und es macht noch nicht mal Spaß, es zu lesen. Aber fangen wir mit etwas Positivem an: Jaycee hat den Röntgenblick, was diese Szene beweist:
"Her eyes snapped open and she found Rory Canyon looming over her. He wore gray sweatpants that hung low on his hips. A thin line of dark black hair bisected his six-pack abs and funneled to a thin line that disappeared into the waistband of his pants. A crisp white Xtreme Racing T-shirt emphasized his broad chest and heavily muscled arms."
Verweilen wir doch einen Moment bei dieser Szene und analysieren sie. Jaycee kann also Rorys Brusthaare sehen, obwohl er ein T-Shirt trägt. Natürlich wäre es möglich, daß das T-Shirt durchsichtig ist, was Rory noch uncooler machen würde, als er sowieso schon ist. Aber nehmen wir an, daß Jaycee durch Kleidung durchgucken kann. IGITT!!! Was macht sie denn, wenn statt eines jungen und durchtrainierten Mannes ein fetter Alter vor ihr steht, auf dessen ausladendem Bauch ein brennendes Herz und der Schriftzug "Brunhilde 4ever" tätowiert ist? Oder wenn dieser Typ sich umdreht und ihr seinen haarigen Rücken zudreht? Wie muß sich eine junge Frau fühlen, die wirklich jeden Tag Arschgeweihe sieht? Nicht nur eins oder zwei, sondern Dutzende, eins fieser als das nächste? Was ist mit Brustwarzenpiercings oder auf spektakuläre Weise fehlgeschlagenen Brustvergrößerungen? Oder was passiert, wenn ihre Krankheit eines Tages fortschreitet und sie nicht nur die Ober- sondern auch die Unterkörper ihrer Mitmenschen durch die Kleidung sieht? Nun, andererseits könnte Jaycee dann sicherlich auf jedem Flughafen der Welt sofort einen Job bekommen. Falls es mit den Autorennen mal nicht mehr so klappt.
Aber weiter mit dem Buch, oder besser gesagt: mit dieser in Papier manifestierten Gehirnkrankheit. Die Sache mit dem Sponsor, der Jaycee eine Lifestyleberatung verpaßt, ist von vorn bis hinten kompletter Blödsinn, wie jeder weiß, der schon mal bei einem Autorennen auf die Zuschauer geachtet oder die Werbung von einem Energydrink gesehen hat. Jaycee soll sich nämlich in damenhaften Pastellkostümen zeigen, zugunsten von Sojasprossensandwiches auf Burger verzichten, und sie soll meditieren. Als Krönung wird ihre Website dann noch mit Musik von Michael Bolton unterlegt. Das laßt euch jetzt mal durch den Kopf gehen. Ich würde ohne Bedenken mein nächstes Gehalt darauf verwetten, daß weibliche Fans von Autorennen weder damenhafte Pastellkostüme tragen noch Michael Bolton hören (eigentlich sollte den niemand hören, aber das ist wieder ein anderes Thema). Und essen Energydrink-Konsumenten Sojasprossensandwiches? Ich glaube nicht!
Und dann ist da noch Rory, der sich nicht in Jaycee verlieben will, obwohl er total hingerissen von ihr ist, seit sie sich die Beine rasiert. Rorys Papa hat nämlich einen halboffiziellen Herrenclub namens Himanists gegründet (Wortspiel mit Humanists. Haha. Wartet einen Moment, bis ich mich von meinem Lachkrampf erholt habe). Die Himanists sind sowas ähnliches wie Al Bundys NO MA'AM Verein: sie setzen sich für eine Welt ein, in der Männer noch Männer sind und Frauen sich um Kinder, Küche und Kirche kümmern. Selbstbewußte, berufstätige Frauen sind da absolut tabu. Nun ist Jaycee zwar nicht besonders selbstbewußt, aber Rennfahrerin ist für Rory und seinen Papa ein irgendwie unweiblicher Beruf, und Rory befürchtet, enterbt zu werden, falls er was mit ihr anfängt.
Oder in anderen Worten: Rennfahrerin muß lernen, auf Stöckelschuhen zu gehen und ihr Möchtegern-Lover läßt sich bei der Wahl seiner Freundin von den verkorksten Vorstellungen seines durchgeknallten Papas beeinflussen.
Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Worte reichen kaum aus um zu beschreiben, wie grauenhaft dieses Buch ist. Nichts, was darin passiert, ist auch nur das kleinste bißchen logisch oder plausibel - und es macht noch nicht mal Spaß, es zu lesen. Aber fangen wir mit etwas Positivem an: Jaycee hat den Röntgenblick, was diese Szene beweist:
"Her eyes snapped open and she found Rory Canyon looming over her. He wore gray sweatpants that hung low on his hips. A thin line of dark black hair bisected his six-pack abs and funneled to a thin line that disappeared into the waistband of his pants. A crisp white Xtreme Racing T-shirt emphasized his broad chest and heavily muscled arms."
Verweilen wir doch einen Moment bei dieser Szene und analysieren sie. Jaycee kann also Rorys Brusthaare sehen, obwohl er ein T-Shirt trägt. Natürlich wäre es möglich, daß das T-Shirt durchsichtig ist, was Rory noch uncooler machen würde, als er sowieso schon ist. Aber nehmen wir an, daß Jaycee durch Kleidung durchgucken kann. IGITT!!! Was macht sie denn, wenn statt eines jungen und durchtrainierten Mannes ein fetter Alter vor ihr steht, auf dessen ausladendem Bauch ein brennendes Herz und der Schriftzug "Brunhilde 4ever" tätowiert ist? Oder wenn dieser Typ sich umdreht und ihr seinen haarigen Rücken zudreht? Wie muß sich eine junge Frau fühlen, die wirklich jeden Tag Arschgeweihe sieht? Nicht nur eins oder zwei, sondern Dutzende, eins fieser als das nächste? Was ist mit Brustwarzenpiercings oder auf spektakuläre Weise fehlgeschlagenen Brustvergrößerungen? Oder was passiert, wenn ihre Krankheit eines Tages fortschreitet und sie nicht nur die Ober- sondern auch die Unterkörper ihrer Mitmenschen durch die Kleidung sieht? Nun, andererseits könnte Jaycee dann sicherlich auf jedem Flughafen der Welt sofort einen Job bekommen. Falls es mit den Autorennen mal nicht mehr so klappt.
Aber weiter mit dem Buch, oder besser gesagt: mit dieser in Papier manifestierten Gehirnkrankheit. Die Sache mit dem Sponsor, der Jaycee eine Lifestyleberatung verpaßt, ist von vorn bis hinten kompletter Blödsinn, wie jeder weiß, der schon mal bei einem Autorennen auf die Zuschauer geachtet oder die Werbung von einem Energydrink gesehen hat. Jaycee soll sich nämlich in damenhaften Pastellkostümen zeigen, zugunsten von Sojasprossensandwiches auf Burger verzichten, und sie soll meditieren. Als Krönung wird ihre Website dann noch mit Musik von Michael Bolton unterlegt. Das laßt euch jetzt mal durch den Kopf gehen. Ich würde ohne Bedenken mein nächstes Gehalt darauf verwetten, daß weibliche Fans von Autorennen weder damenhafte Pastellkostüme tragen noch Michael Bolton hören (eigentlich sollte den niemand hören, aber das ist wieder ein anderes Thema). Und essen Energydrink-Konsumenten Sojasprossensandwiches? Ich glaube nicht!
Und dann ist da noch Rory, der sich nicht in Jaycee verlieben will, obwohl er total hingerissen von ihr ist, seit sie sich die Beine rasiert. Rorys Papa hat nämlich einen halboffiziellen Herrenclub namens Himanists gegründet (Wortspiel mit Humanists. Haha. Wartet einen Moment, bis ich mich von meinem Lachkrampf erholt habe). Die Himanists sind sowas ähnliches wie Al Bundys NO MA'AM Verein: sie setzen sich für eine Welt ein, in der Männer noch Männer sind und Frauen sich um Kinder, Küche und Kirche kümmern. Selbstbewußte, berufstätige Frauen sind da absolut tabu. Nun ist Jaycee zwar nicht besonders selbstbewußt, aber Rennfahrerin ist für Rory und seinen Papa ein irgendwie unweiblicher Beruf, und Rory befürchtet, enterbt zu werden, falls er was mit ihr anfängt.
Oder in anderen Worten: Rennfahrerin muß lernen, auf Stöckelschuhen zu gehen und ihr Möchtegern-Lover läßt sich bei der Wahl seiner Freundin von den verkorksten Vorstellungen seines durchgeknallten Papas beeinflussen.
Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Ariana Franklin: Mistress of the Art of Death
England im Jahr 1170: in Cambridge sind mehre Kinder verschwunden und auf grausame Art getötet worden. Die Stadtbevölkerung beschuldigt die Juden, die deswegen aus ihren Häusern flüchten und auf der Burg Zuflucht suchen mußten. König Henry II liegt daran, den wahren Schuldigen der Kindermorde zu finden, denn er braucht die Juden als Steuerzahler und Kreditgeber. Aus Salerno in Italien wird deswegen die junge Ärztin Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar nach England befohlen, denn Adelia hat besondere Kenntnisse: sie ist eine Totenleserin, die vom Zustand einer Leiche Rückschlüsse auf die Todesart ziehen kann. Als Adelia in Cambridge ankommt, versuchen sie und ihre Reisegefährten unter der mißtrauischen Beobachtung der Stadtbewohner und der Kirche, die Verbrechen aufzuklären. Doch der Mörder merkt, daß man ihm auf die Spur kommt, und beginnt Adelia und ihre Freunde anzugreifen...
Mistress of the Art of Death ist ein spannender Krimi, wie er sein soll. Langsam erhält Adelia - und damit auch der Leser - immer mehr Hinweise, was geschehen sein könnte, bis zur spannenden und dramatischen Auflösung. Die Charaktere des Buches wirken weitestgehend realistisch, denn auch die "Guten" haben gute und schlechte Eigenschaften, Vorlieben und Abneigungen.
Mit Adelia selbst hatte ich allerdings ein kleines Problem, denn in einer Hinsicht kann ich sie überhaupt nicht verstehen. Sie ist eigentlich eine sehr mitfühlende Person: sie haßt, was den getöteten Kindern angetan wurde, und deren Verwandte tun ihr leid. Da sie als Ärztin ausgebildet ist, versucht sie alles, um Kranken und Verletzten zu helfen. Doch ihr eigenes Schicksal nimmt sie mit verblüffender Gelassenheit hin.
Man muß sich das mal vorstellen: Adelia ist eine junge Frau, die ihre geliebten Pflegeeltern verlassen muß, um eine monatelange, beschwerliche und gefährliche Reise in ein fremdes Land anzutreten. Unterwegs stirbt ihre beste Freundin und Vertraute. In England angekommen, muß ihr Reisegefährte Mansur vorgeben, der Arzt zu sein, und Adelia selbst muß als seine Gehilfin auftreten, denn die Einwohner von Cambridge sind der festen Überzeugung, daß es Hexerei ist, wenn eine Frau etwas anderes tut als putzen, kochen, beten und Kinder kriegen. Schließlich steht sie sogar völlig mittellos da, denn als Frau kann sie das für sie hinterlegte Geld nicht beim Bankier abheben. Am Ende des Buches befiehlt König Henry Adelia, in England zu bleiben. Und auch da bleibt sie noch ziemlich ruhig! Also ich hätte an ihrer Stelle geschrien und getobt und versucht, zu fliehen.
Trotzdem fand ich das Buch sehr unterhaltsam, und das ist schließlich die Hauptsache.
Mistress of the Art of Death ist ein spannender Krimi, wie er sein soll. Langsam erhält Adelia - und damit auch der Leser - immer mehr Hinweise, was geschehen sein könnte, bis zur spannenden und dramatischen Auflösung. Die Charaktere des Buches wirken weitestgehend realistisch, denn auch die "Guten" haben gute und schlechte Eigenschaften, Vorlieben und Abneigungen.
Mit Adelia selbst hatte ich allerdings ein kleines Problem, denn in einer Hinsicht kann ich sie überhaupt nicht verstehen. Sie ist eigentlich eine sehr mitfühlende Person: sie haßt, was den getöteten Kindern angetan wurde, und deren Verwandte tun ihr leid. Da sie als Ärztin ausgebildet ist, versucht sie alles, um Kranken und Verletzten zu helfen. Doch ihr eigenes Schicksal nimmt sie mit verblüffender Gelassenheit hin.
Man muß sich das mal vorstellen: Adelia ist eine junge Frau, die ihre geliebten Pflegeeltern verlassen muß, um eine monatelange, beschwerliche und gefährliche Reise in ein fremdes Land anzutreten. Unterwegs stirbt ihre beste Freundin und Vertraute. In England angekommen, muß ihr Reisegefährte Mansur vorgeben, der Arzt zu sein, und Adelia selbst muß als seine Gehilfin auftreten, denn die Einwohner von Cambridge sind der festen Überzeugung, daß es Hexerei ist, wenn eine Frau etwas anderes tut als putzen, kochen, beten und Kinder kriegen. Schließlich steht sie sogar völlig mittellos da, denn als Frau kann sie das für sie hinterlegte Geld nicht beim Bankier abheben. Am Ende des Buches befiehlt König Henry Adelia, in England zu bleiben. Und auch da bleibt sie noch ziemlich ruhig! Also ich hätte an ihrer Stelle geschrien und getobt und versucht, zu fliehen.
Trotzdem fand ich das Buch sehr unterhaltsam, und das ist schließlich die Hauptsache.
Dienstag, 8. September 2009
Bücher, die man nicht lesen kann, Teil 2: Sally MacKenzie: The Naked Baron
Wieder ein Regency-Roman: Grace Belmont ist als Debütantin in London, obwohl sie eigentlich schon so gut wie verlobt mit einem Nachbarn ihres Vaters ist. Begleitet wird sie von ihrer verwitweten Tante Lady Kate Oxbury. Leider verliebt sich Grace ausgerechnet in David Wilton, Baron Dawson, den ihr Vater aufgrund einer tragischen Geschichte in der Vergangenheit niemals als Schwiedersohn akzeptieren würde. Unterdessen erneuert Kate ihre Bekanntschaft mit Davids Onkel Alex Wilton, in den sie vor ihrer Ehe unsterblich verliebt war...
So weit so gut: das ganze hört sich zwar nicht weltbewegend und innovativ an, aber doch nach ein paar Stunden leichter, angenehmer Unterhaltung. Die wird aber leider nicht geboten.
Ich vermute, daß die Autorin ein Problem hatte: die Handlung des Buches reicht gerade mal für vielleicht 50 Seiten - wenn man eine relativ große Schrift wählt. Also brauchte sie so etwas wie literarisches Füllmaterial. Dieses literarische Füllmaterial besteht leider daraus, daß die vier Protagonisten sich seitenlang immer dieselben Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Das geht in etwa so:
Grace: Oh mein Gott, dieser David ist sowas von süüüß!!! Aber ich soll doch den John heiraten, der mich immer mit Geschichten über seine Rosenzucht langweilt. Aber David ist so süüüß!!!
David: Diese Grace ist so scharf! Ich muß sie haben! Ich will sie heiraten! Ich muß mich hinter einer Topfpflanze verstecken, weil sonst jeder sieht, daß ich einen Ständer bekomme!
Kate: Da ist Alex! Ich steh auf ihn! Aber will er noch was von mir? Will ich was von ihm? Was will ich überhaupt?
Alex: Geil, da ist Kate! Aber will sie noch was von mir? Was will ich von ihr? Ich muß mich hinter einer Topfpflanze verstecken, weil...usw. usw. usw.
So geht das in einem fort. Wirklich. Die Anfangsszene des Buches spielt auf einem Ball, wo man sich sieht und sich die beschriebenen Gedanken durch den Kopf gehen läßt. Es wird getanzt und man schleicht sich für ein paar heimliche Küsse in den Garten, und die Beschreibung des Balls nimmt insgesamt 66 Seiten in Anspruch.
Da ist die Nacht aber noch jung und geht weiter. Unsere wackere Kate hat ihren Alex nämlich zu einem nächtlichen Rendezvous in ihrem Schlafzimmer eingeladen, natürlich nicht, ohne daß beide sich vorher Seiten... und Seiten...und seitenlang darüber Gedanken gemacht haben, was die Menschheit im Allgemeinen und die jeweils andere Person im Besonderen deswegen von ihnen denken wird.
Alex geht also bei Kate fensterln, während Grace nebenan ihren Rausch ausschläft. Auf Seite 110 - wie gesagt, immer noch am selben Abend, an dem das Buch anfing - kommt er in Kates Zimmer an. Sie denken wieder ein paar Seiten lang interessante Gedanken, quatschen ein bißchen, und auf Seite 114 fangen sie mit dem Vorspiel an. Das geht bis Seite 126, bevor es dann auf Seite 127 endlich zum Akt kommt, der übrigens selbst nur einen Absatz in Anspruch nimmt.
An dieser Stelle habe ich entnervt aufgegeben. Ich sag ja immer, daß die Leute mehr denken sollen, und dabei bleibe ich auch. Nur so können Sendungen wie "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" (aka Die Dschungel-Vollidioten) und Wahlerfolge für die Linken verhindert werden. Aber wenn ich an den Gedanken von Romanfiguren teilhaben soll, dann ist es ja wohl nicht zuviel verlangt, daß diese Gedanken irgendeinen Sinn ergeben und sich nicht einfach nur seitenlang wiederholen, obwohl sie schon von Anfang an ziemlich langweilig und uninteressant waren.
Mir reicht's, und Frau MacKenzie kann sich bei mir noch mal melden, wenn sie ein Buch mit einer Handlung geschrieben hat.
So weit so gut: das ganze hört sich zwar nicht weltbewegend und innovativ an, aber doch nach ein paar Stunden leichter, angenehmer Unterhaltung. Die wird aber leider nicht geboten.
Ich vermute, daß die Autorin ein Problem hatte: die Handlung des Buches reicht gerade mal für vielleicht 50 Seiten - wenn man eine relativ große Schrift wählt. Also brauchte sie so etwas wie literarisches Füllmaterial. Dieses literarische Füllmaterial besteht leider daraus, daß die vier Protagonisten sich seitenlang immer dieselben Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Das geht in etwa so:
Grace: Oh mein Gott, dieser David ist sowas von süüüß!!! Aber ich soll doch den John heiraten, der mich immer mit Geschichten über seine Rosenzucht langweilt. Aber David ist so süüüß!!!
David: Diese Grace ist so scharf! Ich muß sie haben! Ich will sie heiraten! Ich muß mich hinter einer Topfpflanze verstecken, weil sonst jeder sieht, daß ich einen Ständer bekomme!
Kate: Da ist Alex! Ich steh auf ihn! Aber will er noch was von mir? Will ich was von ihm? Was will ich überhaupt?
Alex: Geil, da ist Kate! Aber will sie noch was von mir? Was will ich von ihr? Ich muß mich hinter einer Topfpflanze verstecken, weil...usw. usw. usw.
So geht das in einem fort. Wirklich. Die Anfangsszene des Buches spielt auf einem Ball, wo man sich sieht und sich die beschriebenen Gedanken durch den Kopf gehen läßt. Es wird getanzt und man schleicht sich für ein paar heimliche Küsse in den Garten, und die Beschreibung des Balls nimmt insgesamt 66 Seiten in Anspruch.
Da ist die Nacht aber noch jung und geht weiter. Unsere wackere Kate hat ihren Alex nämlich zu einem nächtlichen Rendezvous in ihrem Schlafzimmer eingeladen, natürlich nicht, ohne daß beide sich vorher Seiten... und Seiten...und seitenlang darüber Gedanken gemacht haben, was die Menschheit im Allgemeinen und die jeweils andere Person im Besonderen deswegen von ihnen denken wird.
Alex geht also bei Kate fensterln, während Grace nebenan ihren Rausch ausschläft. Auf Seite 110 - wie gesagt, immer noch am selben Abend, an dem das Buch anfing - kommt er in Kates Zimmer an. Sie denken wieder ein paar Seiten lang interessante Gedanken, quatschen ein bißchen, und auf Seite 114 fangen sie mit dem Vorspiel an. Das geht bis Seite 126, bevor es dann auf Seite 127 endlich zum Akt kommt, der übrigens selbst nur einen Absatz in Anspruch nimmt.
An dieser Stelle habe ich entnervt aufgegeben. Ich sag ja immer, daß die Leute mehr denken sollen, und dabei bleibe ich auch. Nur so können Sendungen wie "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" (aka Die Dschungel-Vollidioten) und Wahlerfolge für die Linken verhindert werden. Aber wenn ich an den Gedanken von Romanfiguren teilhaben soll, dann ist es ja wohl nicht zuviel verlangt, daß diese Gedanken irgendeinen Sinn ergeben und sich nicht einfach nur seitenlang wiederholen, obwohl sie schon von Anfang an ziemlich langweilig und uninteressant waren.
Mir reicht's, und Frau MacKenzie kann sich bei mir noch mal melden, wenn sie ein Buch mit einer Handlung geschrieben hat.
Bücher, die man nicht lesen kann oder: Der unaufhaltsame Abstieg von Loretta Chase
Geht euch das manchmal auch so? Man kauft oder leiht sich ein Buch, freut sich darauf, es zu lesen, und dann hat es irgendetwas an sich, irgendeine Eigenschaft, die es einem unmöglich macht, das Buch zu lesen. Gelegentlich ist es ja nur so, daß man das richtige Buch zur falschen Zeit in der Hand hat - also z. B. einen historischen Liebesroman, wenn man eigentlich lieber einen in der Gegenwart spielenden Thriller lesen möchte. Dann liest man den Liebesroman vielleicht ein paar Wochen später und findet ihn super. Bei anderen Büchern weiß man aber schon nach ein paar Seiten, daß sie etwas haben, das das Lesevergnügen total und für immer vermiest.
Für mich entwickelt sich Loretta Chase in letzter Zeit zu einer Spezialistin für solche Bücher, obwohl ich an sich ihren Schreibstil sehr mag und einige ihrer Bücher für mich zu den besten ihres Genres gehören - wobei ich das von vielen verehrte "Lord of Scoundrels" nicht ganz so gut wie "The Last Hellion" fand. Bei "Lord of Scoundrels" meine ich mich zu erinnern, daß mich das doch recht fehlerhafte Italienisch das Helden sowie dessen neurotisches Gehabe (oh mein Gott, meine Braut ist so zierlich! Sie wird sterben, wenn wir Sex haben! - weibliche Dackel können doch auch von männlichen Doggen bestiegen werden, oder? Ehrlich gesagt: so ganz sicher bin ich mir nicht...aber wenn die Dogge ein bißchen gelenkig ist und der Dackel nicht so doll zappelt, sollte es möglich sein, nicht wahr...?) ein wenig gestört hat. Das beste Loretta Chase-Buch aller Zeiten und eines meiner Lieblingsbücher ist allerdings Lord Perfect. An diesem Buch stimmt wirklich alles. Aber zurück in die Gegenwart. Your Scandalous Ways war für mich eine herbe Enttäuschung, da reihte sich einfach nur ein Klischee ans nächste, und das noch nicht einmal auf eine besonders charmante oder unterhaltsame Art und Weise. Ich habe nur die ersten ca. 100 Seiten gelesen. Nach positiven Bewertungen von allen, die im Internet Rang und Namen haben, hatte ich mich aber schon sehr auf ihr neues Buch, Don't Tempt Me, gefreut.
Darin geht es um eine dem englischen Hochadel entstammende Frau - das ist Zoe Lexham, die Heldin -, die als 12jährige entführt und in einen Harem verkauft worden ist. Mit Anfang/Mitte 20 ist ihr die Flucht gelungen, und sie ist wieder bei ihrer Familie. Das ganze ist natürlich äußerst skandalös, und Lucien de Grey, der Herzog von Marchmont, ein Freund der Familie und Held dieser Geschichte, soll ihr dazu verhelfen, daß sie in der sogenannten guten Gesellschaft wieder akzeptiert wird. So weit, so gut - eine Ex-Haremsdame als Heldin, auch wenn ihr Scheich, Kalif, oder was immer er war, praktischerweise impotent war und sie somit eine liebesromankonventionskonforme Jungfrau ist, ist ja wirklich mal was anderes.
Zusammen mit dem Schreibstil von Loretta Chase, den ich ja, wie schon erwähnt, wirklich mag, sind das eigentlich die besten Voraussetzungen für einen schönen, mitreißenden, spannenden Roman. Aber dann geht's los. Der Held, Lucien, ist eine wandelnde, wenn auch soweit ganz sympathische, Ansammlung von Liebesromanheldenklischees. Das fängt beim Namen an - hat eigentlich mal jemand eine Statistik darüber angefertigt, wie viele Liebesromanhelden namens Lucien oder Damien es gibt? Ich weiß nicht, wie viele es sind, aber es sind auf jeden Fall zu viele. Warum können die nicht einfach mal John, James oder Theodor heißen? Außerdem ist er kalt und zynisch, doch in seinem Inneren verbirgt sich eine verletzliche Seele die sich fürchtet, zu lieben, weil zu viele seiner Angehörigen zu früh gestorben sind. Das hatten wir noch nicht, oder? Na ja, nur so in etwa jedem zweiten Liebesroman seit Erfindung des Genres. Und natürlich ist dieser Lucien auch attraktiv, ohne dabei jedoch übertriebenen Wert auf sein Äußeres zu legen, und alle Frauen fliegen auf ihn.
Das sind aber alles noch Dinge, die mich nicht so sehr stören - wenn sie es täten, müßte ich ja einen riesengroßen Bogen um alle Liebesromane machen, nicht wahr? Es geht aber damit weiter, daß ausgerechnet dieser laut Beschreibung recht skandalumwitterte Lucien dafür sorgen soll, daß Zoe ihren guten Ruf wiedererlangt. Wäre es da nicht logischer, wenn sie von jemandem betreut und eskortiert wird, der selbst über jeden Zweifel erhaben ist? Macht man nicht den Bock zum Gärtner, wenn der Wüstling die Ex-Haremsdame in ein Vorbild an Anstand, Keuschheit und guten Manieren verwandeln soll?
Doch auch das ist zwar unlogisch, aber noch nicht so schlimm, denn der unterhaltsame Schreibstil des Buches läßt mich einiges verzeihen, und Lucien ist ein sympathischer Held, auch wenn er aus einem Liebesromanhelden-Baukasten kommt. Ich mag ihn.
Das größte Problem ist für mich Zoe. Zoe ist, nun ja, blöd. Nicht blöd im Sinne von "sie mußte die erste Schulklasse 3 x wiederholen und kann bis heute nicht wirklich lesen", sondern im Sinne von "ihr Verhalten ist dämlich und komplett unlogisch". Zoe wollte nach eigenem Bekunden aus dem Harem flüchten und zu ihrer Familie zurückkehren, um das Leben zu führen, das ihr zusteht. Ja warum zum Teufel macht sie denn dann nicht genau das? Aber nein, Zoe muß ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit klarstellen, wie unkonventionell sie ist und wie schnurzegal ihr alle Regeln der Gesellschaft sind. Klar: mich würde es auch ausgesprochen nerven, wenn ich nur mit Anstandsdame das Haus verlassen dürfte und meine männlichen Verwandten um Erlaubnis fragen müßte, bevor ich auf eine Party gehen, ein Kleid kaufen oder irgendetwas anderes machen könnte. Aber Zoe will ja angeblich genau diese Lebensart. Sie will respektiert werden, tut aber gleichzeitig alles um zu verhindern, daß die anderen Mitglieder ihrer Gesellschaftsschicht sie als eine der ihren anerkennen. Als Kind war sie dafür bekannt, daß sie ständig abgehauen ist. Jetzt ist sie gerade dem Harem entkommen und fängt wieder an, abzuhauen, wenn ihr etwas nicht in den Kram paßt - wie z. B. Lektionen im guten Benehmen. Hallo? Was glaubt sie denn - daß ihr die Bewunderung der oberen Zehntausend zuteil wird, wenn sie gerade mal weiß, wie man mit den Fingern Falafel ißt?
Zoe muß ihre Zofe - die sie erst vor wenigen Tagen kennengelernt hat - zu ihrer Vertrauten machen:
When [...] Jarvis had relaxed a degree, Zoe startled her by stroking her arm.
"Where I've come from", Zoe said gently, "we say what's in our hearts and we touch, as you do not", she said. "My husband, Karim, gave me a slave, Minhat. With her I could share what was in my heart, as I couldn't do with the other wives or concubines or slaves. You're not a slave, but you are my Minhat. If we can't speak freely together, then there's no one with whom I can do so. My sisters are all crazy. They all think I'm crazy. None of them can be my Minhat. Wherever I go, you'll go with me. When I marry, you'll come with me to my husband's house. You must speak your heart, always."
Wenn ihr mich fragt, müßte diese Zoe sich mal den Kopf untersuchen lassen. Und wäre die Zofe Jarvis ein Mensch und nicht eine Nebenfigur in einem Liebesroman, hätte sie an dieser Stelle die Beine in die Hand genommen und das Weite gesucht. Mal ganz davon abgesehen, daß es in Zoes Situation mit Sicherheit eine ausgesprochen blöde Idee ist, die Zofe zu ihrer Vertrauten zu machen: einerseits ist Zoe dadurch erpreßbar wenn sie mal was verbotenes tut, andererseits braucht die Zofe ja nur mal ein bißchen Klatsch mit der Köchin der Gräfin von nebenan auszutauschen, schon weiß die ganze Stadt, was Zoe tut.
Der Schwachsinn wird aber noch schlimmer. Zoe findet nämlich, daß Lucien ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Da das Telefon noch nicht erfunden ist, kann sie ihn nicht anrufen oder ihm eine SMS schicken. Einfach eine Nachricht mit einem Boten zu schicken, ist ihr aber auch nicht gut genug, also was macht sie? Ganz klar, sie sucht sich die gammeligste Mietkutsche von ganz London und steckt ihren Kopf aus dem Fenster, während sie damit an Luciens exklusivem Herrenklub vorbeifährt. Logo, das ist ja auch genau das richtige für ein Mädel, das im England des frühen 19. Jahrhunderts seinen guten Ruf reparieren und nicht ruinieren möchte.
Ich habe danach noch ein Stückchen weitergelesen, bis Lucien Zoe in einer anderen Kutsche verfolgt und sie schließlich in einem Park einholt und küßt.
Dann hat es mir gereicht. Das Buch wandert auf den "so schnell wie möglich loswerden"-Stapel. Ich denke nicht, daß es zuviel verlangt ist, daß ein Unterhaltungsroman eine halbwegs plausible Handlung hat. Sonst ist er ja nicht unterhaltsam. Liebe Frau Chase: Don't Tempt Me ist leider ein Flop und Zoe ist nicht bezaubernd und anbetungswürdig, sondern sie nervt.
Für mich entwickelt sich Loretta Chase in letzter Zeit zu einer Spezialistin für solche Bücher, obwohl ich an sich ihren Schreibstil sehr mag und einige ihrer Bücher für mich zu den besten ihres Genres gehören - wobei ich das von vielen verehrte "Lord of Scoundrels" nicht ganz so gut wie "The Last Hellion" fand. Bei "Lord of Scoundrels" meine ich mich zu erinnern, daß mich das doch recht fehlerhafte Italienisch das Helden sowie dessen neurotisches Gehabe (oh mein Gott, meine Braut ist so zierlich! Sie wird sterben, wenn wir Sex haben! - weibliche Dackel können doch auch von männlichen Doggen bestiegen werden, oder? Ehrlich gesagt: so ganz sicher bin ich mir nicht...aber wenn die Dogge ein bißchen gelenkig ist und der Dackel nicht so doll zappelt, sollte es möglich sein, nicht wahr...?) ein wenig gestört hat. Das beste Loretta Chase-Buch aller Zeiten und eines meiner Lieblingsbücher ist allerdings Lord Perfect. An diesem Buch stimmt wirklich alles. Aber zurück in die Gegenwart. Your Scandalous Ways war für mich eine herbe Enttäuschung, da reihte sich einfach nur ein Klischee ans nächste, und das noch nicht einmal auf eine besonders charmante oder unterhaltsame Art und Weise. Ich habe nur die ersten ca. 100 Seiten gelesen. Nach positiven Bewertungen von allen, die im Internet Rang und Namen haben, hatte ich mich aber schon sehr auf ihr neues Buch, Don't Tempt Me, gefreut.
Darin geht es um eine dem englischen Hochadel entstammende Frau - das ist Zoe Lexham, die Heldin -, die als 12jährige entführt und in einen Harem verkauft worden ist. Mit Anfang/Mitte 20 ist ihr die Flucht gelungen, und sie ist wieder bei ihrer Familie. Das ganze ist natürlich äußerst skandalös, und Lucien de Grey, der Herzog von Marchmont, ein Freund der Familie und Held dieser Geschichte, soll ihr dazu verhelfen, daß sie in der sogenannten guten Gesellschaft wieder akzeptiert wird. So weit, so gut - eine Ex-Haremsdame als Heldin, auch wenn ihr Scheich, Kalif, oder was immer er war, praktischerweise impotent war und sie somit eine liebesromankonventionskonforme Jungfrau ist, ist ja wirklich mal was anderes.
Zusammen mit dem Schreibstil von Loretta Chase, den ich ja, wie schon erwähnt, wirklich mag, sind das eigentlich die besten Voraussetzungen für einen schönen, mitreißenden, spannenden Roman. Aber dann geht's los. Der Held, Lucien, ist eine wandelnde, wenn auch soweit ganz sympathische, Ansammlung von Liebesromanheldenklischees. Das fängt beim Namen an - hat eigentlich mal jemand eine Statistik darüber angefertigt, wie viele Liebesromanhelden namens Lucien oder Damien es gibt? Ich weiß nicht, wie viele es sind, aber es sind auf jeden Fall zu viele. Warum können die nicht einfach mal John, James oder Theodor heißen? Außerdem ist er kalt und zynisch, doch in seinem Inneren verbirgt sich eine verletzliche Seele die sich fürchtet, zu lieben, weil zu viele seiner Angehörigen zu früh gestorben sind. Das hatten wir noch nicht, oder? Na ja, nur so in etwa jedem zweiten Liebesroman seit Erfindung des Genres. Und natürlich ist dieser Lucien auch attraktiv, ohne dabei jedoch übertriebenen Wert auf sein Äußeres zu legen, und alle Frauen fliegen auf ihn.
Das sind aber alles noch Dinge, die mich nicht so sehr stören - wenn sie es täten, müßte ich ja einen riesengroßen Bogen um alle Liebesromane machen, nicht wahr? Es geht aber damit weiter, daß ausgerechnet dieser laut Beschreibung recht skandalumwitterte Lucien dafür sorgen soll, daß Zoe ihren guten Ruf wiedererlangt. Wäre es da nicht logischer, wenn sie von jemandem betreut und eskortiert wird, der selbst über jeden Zweifel erhaben ist? Macht man nicht den Bock zum Gärtner, wenn der Wüstling die Ex-Haremsdame in ein Vorbild an Anstand, Keuschheit und guten Manieren verwandeln soll?
Doch auch das ist zwar unlogisch, aber noch nicht so schlimm, denn der unterhaltsame Schreibstil des Buches läßt mich einiges verzeihen, und Lucien ist ein sympathischer Held, auch wenn er aus einem Liebesromanhelden-Baukasten kommt. Ich mag ihn.
Das größte Problem ist für mich Zoe. Zoe ist, nun ja, blöd. Nicht blöd im Sinne von "sie mußte die erste Schulklasse 3 x wiederholen und kann bis heute nicht wirklich lesen", sondern im Sinne von "ihr Verhalten ist dämlich und komplett unlogisch". Zoe wollte nach eigenem Bekunden aus dem Harem flüchten und zu ihrer Familie zurückkehren, um das Leben zu führen, das ihr zusteht. Ja warum zum Teufel macht sie denn dann nicht genau das? Aber nein, Zoe muß ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit klarstellen, wie unkonventionell sie ist und wie schnurzegal ihr alle Regeln der Gesellschaft sind. Klar: mich würde es auch ausgesprochen nerven, wenn ich nur mit Anstandsdame das Haus verlassen dürfte und meine männlichen Verwandten um Erlaubnis fragen müßte, bevor ich auf eine Party gehen, ein Kleid kaufen oder irgendetwas anderes machen könnte. Aber Zoe will ja angeblich genau diese Lebensart. Sie will respektiert werden, tut aber gleichzeitig alles um zu verhindern, daß die anderen Mitglieder ihrer Gesellschaftsschicht sie als eine der ihren anerkennen. Als Kind war sie dafür bekannt, daß sie ständig abgehauen ist. Jetzt ist sie gerade dem Harem entkommen und fängt wieder an, abzuhauen, wenn ihr etwas nicht in den Kram paßt - wie z. B. Lektionen im guten Benehmen. Hallo? Was glaubt sie denn - daß ihr die Bewunderung der oberen Zehntausend zuteil wird, wenn sie gerade mal weiß, wie man mit den Fingern Falafel ißt?
Zoe muß ihre Zofe - die sie erst vor wenigen Tagen kennengelernt hat - zu ihrer Vertrauten machen:
When [...] Jarvis had relaxed a degree, Zoe startled her by stroking her arm.
"Where I've come from", Zoe said gently, "we say what's in our hearts and we touch, as you do not", she said. "My husband, Karim, gave me a slave, Minhat. With her I could share what was in my heart, as I couldn't do with the other wives or concubines or slaves. You're not a slave, but you are my Minhat. If we can't speak freely together, then there's no one with whom I can do so. My sisters are all crazy. They all think I'm crazy. None of them can be my Minhat. Wherever I go, you'll go with me. When I marry, you'll come with me to my husband's house. You must speak your heart, always."
Wenn ihr mich fragt, müßte diese Zoe sich mal den Kopf untersuchen lassen. Und wäre die Zofe Jarvis ein Mensch und nicht eine Nebenfigur in einem Liebesroman, hätte sie an dieser Stelle die Beine in die Hand genommen und das Weite gesucht. Mal ganz davon abgesehen, daß es in Zoes Situation mit Sicherheit eine ausgesprochen blöde Idee ist, die Zofe zu ihrer Vertrauten zu machen: einerseits ist Zoe dadurch erpreßbar wenn sie mal was verbotenes tut, andererseits braucht die Zofe ja nur mal ein bißchen Klatsch mit der Köchin der Gräfin von nebenan auszutauschen, schon weiß die ganze Stadt, was Zoe tut.
Der Schwachsinn wird aber noch schlimmer. Zoe findet nämlich, daß Lucien ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Da das Telefon noch nicht erfunden ist, kann sie ihn nicht anrufen oder ihm eine SMS schicken. Einfach eine Nachricht mit einem Boten zu schicken, ist ihr aber auch nicht gut genug, also was macht sie? Ganz klar, sie sucht sich die gammeligste Mietkutsche von ganz London und steckt ihren Kopf aus dem Fenster, während sie damit an Luciens exklusivem Herrenklub vorbeifährt. Logo, das ist ja auch genau das richtige für ein Mädel, das im England des frühen 19. Jahrhunderts seinen guten Ruf reparieren und nicht ruinieren möchte.
Ich habe danach noch ein Stückchen weitergelesen, bis Lucien Zoe in einer anderen Kutsche verfolgt und sie schließlich in einem Park einholt und küßt.
Dann hat es mir gereicht. Das Buch wandert auf den "so schnell wie möglich loswerden"-Stapel. Ich denke nicht, daß es zuviel verlangt ist, daß ein Unterhaltungsroman eine halbwegs plausible Handlung hat. Sonst ist er ja nicht unterhaltsam. Liebe Frau Chase: Don't Tempt Me ist leider ein Flop und Zoe ist nicht bezaubernd und anbetungswürdig, sondern sie nervt.
Donnerstag, 3. September 2009
Sandra Brown: Smash Cut
Paul Wheeler, ein reicher, erfolgreicher Geschäftsmann, wird bei einem Raubüberfall erschossen. Sein Bruder, seine Schwägerin und seine Freundin Julie Rutledge sind am Boden zerstört, sein Neffe Creighton dagegen reagiert eher gleichgültig. Julie ist davon überzeugt, daß Creighton den Überfall veranlaßt hat, damit Paul getötet wird, doch zunächst will ihr niemand glauben - besonders da sie selbst verdächtigt wird, etwas mit dem Verbrechen zutun zu haben. Derek Mitchell, ein Staranwalt, soll zunächst Familie Wheeler unterstützen. Er fühlt sich unwiderstehlich zu Julie hingezogen, doch kann er ihren Anschuldigungen gegen Creighton glauben...?
Ja Leute, so soll ein Krimi sein. Das Buch hat mehr überraschende Wendungen als die Straße, die auf Teneriffa auf den Berg Teide führt (bin gerade dagewesen, und mir ist immer noch schwindelig), und das will wirklich was heißen. Von Sandra Brown-Büchern habe ich mich in den letzten paar Jahren ferngehalten, ich weiß gar nicht mehr so genau, warum eigentlich. Wahrscheinlich weil ihre Helden immer solche Arschlöcher waren - den aus Exclusive habe ich in eher unangenehmer Erinnerung. Ganz nebenbei: das gleiche trifft auf die frühen Tami Hoag-Bücher zu. Die Thriller, die sie heute schreibt, finde ich großartig. Smash Cut ist jedenfalls ein phantastisches Buch, das alles hat: die schon erwähnten überraschenden Wendungen in Hülle und Fülle, einen abgrundtief bösen Verbrecher, sympathische Hauptfiguren, die nicht dumm sind, und jede Menge Filmzitate. Und das ist alles so unglaublich spannend, daß ich das Buch in allerkürzester Zeit ausgelesen habe. Ich habe nur einen ganz winzigen, klitzekleinen und eigentlich unbedeutenden Kritikpunkt: Pauls Schwägerin heißt Sharon, aber ein paar Seiten lang heißt sie plötzlich Susan. Hätte das nicht jemand beim Verlag merken müssen? Egal: ich kann das Buch wirklich nur wärmstens empfehlen für alle, die mal wieder einen superspannenden Krimi mit Happy End (soviel darf ich ja wohl verraten) lesen möchten.
Ja Leute, so soll ein Krimi sein. Das Buch hat mehr überraschende Wendungen als die Straße, die auf Teneriffa auf den Berg Teide führt (bin gerade dagewesen, und mir ist immer noch schwindelig), und das will wirklich was heißen. Von Sandra Brown-Büchern habe ich mich in den letzten paar Jahren ferngehalten, ich weiß gar nicht mehr so genau, warum eigentlich. Wahrscheinlich weil ihre Helden immer solche Arschlöcher waren - den aus Exclusive habe ich in eher unangenehmer Erinnerung. Ganz nebenbei: das gleiche trifft auf die frühen Tami Hoag-Bücher zu. Die Thriller, die sie heute schreibt, finde ich großartig. Smash Cut ist jedenfalls ein phantastisches Buch, das alles hat: die schon erwähnten überraschenden Wendungen in Hülle und Fülle, einen abgrundtief bösen Verbrecher, sympathische Hauptfiguren, die nicht dumm sind, und jede Menge Filmzitate. Und das ist alles so unglaublich spannend, daß ich das Buch in allerkürzester Zeit ausgelesen habe. Ich habe nur einen ganz winzigen, klitzekleinen und eigentlich unbedeutenden Kritikpunkt: Pauls Schwägerin heißt Sharon, aber ein paar Seiten lang heißt sie plötzlich Susan. Hätte das nicht jemand beim Verlag merken müssen? Egal: ich kann das Buch wirklich nur wärmstens empfehlen für alle, die mal wieder einen superspannenden Krimi mit Happy End (soviel darf ich ja wohl verraten) lesen möchten.
Rebecca Gablé: Der König der purpurnen Stadt
London im Jahr 1330: Jonah Durham ist Lehrling seines Cousins Rupert Hillock, eines Tuchhändlers. Da Rupert ein brutaler Trinker und seine Frau Elizabeth geisteskrank ist, hat Jonah keinen leichten Stand. Dies ändert sich, nachdem seine Großmutter stirbt und ihm ein Vermögen vermacht. Damit und mit einer Geschäftsidee, die von Philippa, der Königin von England, unterstützt wird, kann er sich endlich selbstständig machen. Jonah wird ein erfolgreicher Kaufmann, doch er macht sich auch eine Menge Feinde...
Alles in allem ist Der König der purpurnen Stadt ein sehr unterhaltsamer historischer Roman und keinen Augenblick lang langweilig, obwohl es ein ziemlich dickes Buch ist (perfekte Urlaubslektüre!). Es gibt sympathische und unsympathische Romanfiguren; zu den unsympathischen gehören für mich neben Rupert Jonahs Schwiegervater sowie der König Edward III, obschon die Autorin selbst in ihrem Nachwort schreibt, daß sie für ihn als historische Persönlichkeit eine Schwäche hat. Für mich ist er jedoch - soweit er hier als Romanfigur auftaucht - ein leichtsinniger, maßloser Verschwender, der nicht die geringste Rücksicht auf die Gefühle oder Wünsche anderer Menschen nimmt, noch nicht mal derer, die ihm eigentlich nahestehen. Gefallen hat mir aber, daß es so gut wie niemanden gibt, der nur gut und heldenhaft oder nur böse und niederträchtig ist. Jonah selbst finde ich als Protagonisten etwas problematisch, da er als äußerst verschlossen beschrieben wird. Dies bedeutet, daß der Leser zwar fast immer weiß, was ihn um- oder antreibt, Jonahs Mitmenschen aber meistens auf Vermutungen angewiesen sind. Und das gilt sogar für seine Frau und seine besten Freunde. Darüber hinaus verhält er sich häufig rücksichtslos und, was schlimmer ist, verlangt bedingungslosen Gehorsam von Frau, Kindern und Angestellten. Das ist höchstwahrscheinlich historisch korrekt, denn nach allem was ich weiß, war der Mann damals der Herr im Haus; aber es macht Jonah trotzdem nicht sympathischer. Er ist trotzdem kein Widerling, sondern im Grunde genommen ein anständiger Mensch, der zumindest niemanden betrügt.
Übrigens: die Handlung des Buches erstreckt sich über einen Zeitraum von 19 Jahren (1330 bis 1349). Ich fand es spannend und unterhaltsam, und würde jederzeit wieder einen Roman von Rebecca Gablé lesen.
Alles in allem ist Der König der purpurnen Stadt ein sehr unterhaltsamer historischer Roman und keinen Augenblick lang langweilig, obwohl es ein ziemlich dickes Buch ist (perfekte Urlaubslektüre!). Es gibt sympathische und unsympathische Romanfiguren; zu den unsympathischen gehören für mich neben Rupert Jonahs Schwiegervater sowie der König Edward III, obschon die Autorin selbst in ihrem Nachwort schreibt, daß sie für ihn als historische Persönlichkeit eine Schwäche hat. Für mich ist er jedoch - soweit er hier als Romanfigur auftaucht - ein leichtsinniger, maßloser Verschwender, der nicht die geringste Rücksicht auf die Gefühle oder Wünsche anderer Menschen nimmt, noch nicht mal derer, die ihm eigentlich nahestehen. Gefallen hat mir aber, daß es so gut wie niemanden gibt, der nur gut und heldenhaft oder nur böse und niederträchtig ist. Jonah selbst finde ich als Protagonisten etwas problematisch, da er als äußerst verschlossen beschrieben wird. Dies bedeutet, daß der Leser zwar fast immer weiß, was ihn um- oder antreibt, Jonahs Mitmenschen aber meistens auf Vermutungen angewiesen sind. Und das gilt sogar für seine Frau und seine besten Freunde. Darüber hinaus verhält er sich häufig rücksichtslos und, was schlimmer ist, verlangt bedingungslosen Gehorsam von Frau, Kindern und Angestellten. Das ist höchstwahrscheinlich historisch korrekt, denn nach allem was ich weiß, war der Mann damals der Herr im Haus; aber es macht Jonah trotzdem nicht sympathischer. Er ist trotzdem kein Widerling, sondern im Grunde genommen ein anständiger Mensch, der zumindest niemanden betrügt.
Übrigens: die Handlung des Buches erstreckt sich über einen Zeitraum von 19 Jahren (1330 bis 1349). Ich fand es spannend und unterhaltsam, und würde jederzeit wieder einen Roman von Rebecca Gablé lesen.
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