Montag, 24. August 2009

Lilith Saintcrow: Night Shift

Dieses Buch ist schlecht. Grottenschlecht. So schlecht wie eine Autopanne an dem Tag, an dem man sein Handy verloren hat und aus dem ADAC ausgetreten ist, weil man sich über eine Gebührenerhöhung geärgert hat, die es vielleicht niemals geben wird..." Findet ihr diesen Satz merkwürdig? Herzlich willkommen beim eigenartigen Schreibstil von Lilith Saintcrow. Mir ist selten etwas derartig auf die Nerven gegangen wie dieses Buch. Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz vielversprechend, wenn man Urban Fantasy mag: Jill Kismet ist eine sogenannte Jägerin (Hunter), die dafür sorgt, daß das wilde Treiben der Höllenbrut (Hellbreed) in ihrer Heimatstadt nicht außer Kontrolle gerät. Sie steht vor einem echten Problem, als plötzlich eine ganze Menge von Menschen von einem durchgedrehten Werwolf und einer offenbar entfleuchten Höllenbraut getötet werden. Zusammen mit ein paar beim FBI beschäftigten Wer- nicht Wölfen, sondern Raubkatzen muß sie die beiden übernatürlichen Verbrecher finden und aufhalten...
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:

"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."

Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.

Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.

1 Kommentar:

  1. *lach* Schöne Rezi, wobei ich stilistisch schon weit schlechtere Sachen gelesen habe bzw. solche, die mir persönlich noch weniger zugesagt haben! ;)

    Ich werd das Buch dennoch nicht in Erwägung ziehen (hoffentlich weiß ich das noch, wenn es mir irgendwann zufällig begegnen sollte), ich schau dann wirklich lieber "Underworld". Zumal ich von Lilith Saintcrow den ersten Band der "Dante Valentine"-Serie gelesen habe, und den auch sehr durchwachsen fand – verworren bis langweilig.

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