Im Augenblick habe ich wohl etwas Pech mit Büchern. Nach der Totalpleite mit dem Lilith Saintcrow-Buch wollte ich mir einen richtig schönen Romantic Suspense (Spannungsroman mit romantischen Elementen?) vornehmen. Leider hat mich Sudden Death auch nicht gerade vom Hocker gehauen. Die Suspense-Hälfte des Buches war ganz okay, der Romantic-Teil war dagegen alles andere.
Megan Elliott ist eine FBI-Agentin, die die Aufgabe hat, eine Reihe von grausamen Morden an ehemaligen amerikanischen Soldaten aufzuklären. Sie muß schnell sein, da die Morde offenbar immer weitergehen. Jack Kincaid ist der Anführer einer aus amerikanischen Ex-Soldaten bestehenden Söldnertruppe, und als einer seiner besten Freunde und Mitsöldner ermordet wird und die Polizei sich keine besondere Mühe mit der Aufklärung dieses Verbrechens zu geben scheint, schwört er, den Mörder seines Freundes zu finden. So kommt es, daß Megan und Jack zusammenarbeiten...
Wie gesagt, am Krimi-Teil des Buches gibt es nicht allzuviel auszusetzen: die Heldin besitzt logisches Denkvermögen und versteht sich durchzusetzen (außer, na klar, gegenüber dem Helden). Allerdings finde ich es schon ein bißchen eigenartig, daß das FBI einen Söldner und Freund eines der Mordopfer einfach so mir nichts, dir nichts zu allen Tatorten mitnimmt, mit ihm weitere Schritte diskutiert und ihm den Zugang zu allen möglichen vertraulichen Informationen gibt. Aber was weiß ich schon über die amerikanischen Gesetze, außer daß man dem Sheriff 80 $ geben muß wenn er meint, man habe an einem Stopschild nicht lange genug angehalten.
Der Liebesromanteil des Buches war entsetzlich, und das liegt hauptsächlich an Jack, der, sollte er durch einen unglücklichen Zufall lebendig werden, außer einem Tritt zwischen die Beine nichts von mir zu erwarten hätte. Jack nennt Megan Blondie, obwohl sie ihm direkt sagt, daß sie das nicht mag. Jack ist unerträglich arrogant. Und nicht besonders clever. An einer Stelle denkt er sich etwas in der Art von "ich habe ja eine militärische Ausbildung, da kann ich einen Mord doch mindestens so gut aufklären wie jeder Polizist, wenn nicht besser". Und erwähnte ich, daß er widerlich arrogant ist?
Als Jack und Megan zum ersten Mal Sex haben, kennen sie sich ungefähr seit einem Tag. Sie ist Ende 30, er Anfang 40 und war noch nie verliebt (ja ne, ist klar: er ist die maskuline Antwort auf die von vielen Liebesromanleserinnen gefürchteten 30jährigen Jungfrauen). Nach dem Sex geht ihm das folgende durch den Kopf: "But he knew her heart and her mind. [...] Her compassion was endless and her sense of right and wrong well formed. She was worthy of love." Au Backe, ich wünschte, es gäbe eine Szene, in der sie im Restaurant sturzbetrunken den Kellner anpöbelt und dann die Zeche prellt...
Noch einen oder zwei Tage später - das ganze Buch spielt in einem Zeitraum von 9 Tagen, von denen Megan an 6 Tagen, teilweise bewußtlos, im Krankenhaus liegt - schießt Jack der folgende Gedanke (oder sollte man von cerebraler Flatulenz sprechen?) durch den Kopf: "She was part of his life now, and he took care of what was his".
Ein paar Seiten später hat der gute Jack ein Problem damit, daß Megan in Begleitung einer Polizistin loszieht, um ein paar Zeugen zu befragen - könnte ja gefährlich für das kleine blonde Schätzchen sein, ungeachtet dessen, daß sie FBI-Agentin ist. Seine Meinung zu diesem Thema läßt er Megan dann auch wenige Seiten später mit den folgenden, gut gewählten Worten wissen: "I'll watch my back, Blondie. And I want to watch yours, too, so get back quick. I'll feel a lot better when you're in my line of sight." - Nein, leider tritt sie ihn hier immer noch nicht dahin, wo's weh tut.
Und um meine Bewunderung für Jacks Persönlichkeit komplett zu machen, läßt die Autorin mich auch noch seine Meinung zum Thema Folter wissen: "[...] Even if it's for the right reason, torture itself can't be done by someone who has a lot of empathy. [...]" Soso, es gibt also richtige und falsche Gründe, um jemanden zu foltern?
Am Ende des Buches folgt natürlich der Heiratsantrag, und Megan findet genau wie Jack, daß es eine großartige Idee ist, jemanden zu heiraten, den man seit weniger als zwei Wochen kennt. Ich weiß nicht genau, was ihr Problem ist, abgesehen davon, daß sie jeden bewundert, der in irgendeiner Form mit der US-Armee zu tun hat oder hatte. Sind nämlich alles Helden, die in der ganzen Welt Freiheit und Demokratie verteidigen. Vielleicht hat sie ja als Kind versehentlich mal die Parteisatzung der Republikaner verschluckt oder steckte mit George W. Bush in einem Fahrstuhl fest. Ich werde es niemals wissen. Fest steht nur, daß der Suspense-Teil des Buches weitestgehend okay, der Romance-Teil gräßlich und der Held ein arrogantes Arschloch ist.
Mittwoch, 26. August 2009
Montag, 24. August 2009
Lilith Saintcrow: Night Shift
Dieses Buch ist schlecht. Grottenschlecht. So schlecht wie eine Autopanne an dem Tag, an dem man sein Handy verloren hat und aus dem ADAC ausgetreten ist, weil man sich über eine Gebührenerhöhung geärgert hat, die es vielleicht niemals geben wird..." Findet ihr diesen Satz merkwürdig? Herzlich willkommen beim eigenartigen Schreibstil von Lilith Saintcrow. Mir ist selten etwas derartig auf die Nerven gegangen wie dieses Buch. Dabei ist die Geschichte eigentlich ganz vielversprechend, wenn man Urban Fantasy mag: Jill Kismet ist eine sogenannte Jägerin (Hunter), die dafür sorgt, daß das wilde Treiben der Höllenbrut (Hellbreed) in ihrer Heimatstadt nicht außer Kontrolle gerät. Sie steht vor einem echten Problem, als plötzlich eine ganze Menge von Menschen von einem durchgedrehten Werwolf und einer offenbar entfleuchten Höllenbraut getötet werden. Zusammen mit ein paar beim FBI beschäftigten Wer- nicht Wölfen, sondern Raubkatzen muß sie die beiden übernatürlichen Verbrecher finden und aufhalten...
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:
"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."
Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.
Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.
So weit, so gut. Aber der Schreibstil der Autorin ist wirklich grauenhaft. Kostprobe gefällig:
"My pulse beat high and thin in my throat. A sharp bloody noise trembled on my lips, burst free, and echoed like the voice of a bird battering at the side of a cage.
An iron cage, with horsehair cushions and old rusty stains crusting the elaborate scrollwork, while sick remembered pain roiled thorugh my nerves and the scar puckered and prickled, tingling."
Über die Heldin, Jill, erfährt man eine ganze Menge: sie trägt silberne Talismane in die Haare geflochten (was interessante Fragen aufwirft, wie z. B. wie sie es schafft, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und ob diese Talismane auch dann und wann mit Silberpolitur bearbeitet werden müssen) und einen magischen Rubin um den Hals. Sie trägt stets einen langen Ledertrenchcoat, der nach blutigen Gemetzeln einfach mit einem Gartenschlauch abgespritzt wird, sie war mal Prostituierte und säuft wie ein Loch. Wobei nicht ganz klar wird, warum sie letzteres tut: aufgrund ihres durch ein magisches Mal veränderten Stoffwechsels (da staunt ihr, was?) wird sie nämlich gar nicht betrunken. Na ja, das bißchen was sie ißt kann sie wohl auch trinken. In jedem Fall wird man überhaupt nicht warm mit Jill, sie ist noch nicht mal ein bißchen sympathisch. Und die anderen Personen haben in etwa soviel Charakter wie ein unbeschrifteter Post-it Zettel. Überhaupt wäre das ganze Buch nur halb so dick, wenn die Autorin Jill mit einem T-Shirt ausgestattet hätte, auf dem steht: Ich bin eine Kick-ass Heldin. Dadurch hätte man seitenweise Monologe in Kursivschrift, und sinnlose Dialoge, die etwa zur Hälfte aus dem Wort "fucking" bestehen, sparen können.
Mein Tip: dieses Buch bloß nicht lesen. Und wenn man wirklich mal Lust auf solches Zeug hat, kann man sich einfach Underworld auf DVD ausleihen. Das ist nicht viel anders, Kate Beckinsale hat auch Lederkleidung und eine doofe Frisur - allerdings ohne silberne Talismane oder Amulette - und der Schmerz ist schneller vorbei.
Dienstag, 11. August 2009
Gaelen Foley: Lord of Ice
Damien Knight ist ein britischer, durch den Krieg gegen Napoleon schwer traumatisierter ehemaliger Soldat, der vor kurzem zum Earl of Winterley ernannt wurde. Von einem Freund und Armeekollegen "erbt" er ein Mündel, Miranda FitzHubert. Miranda ist die uneheliche Tochter eines Adligen und einer Schauspielerin und Damien geht davon aus, daß sie ein kleines Mädchen ist, für das er nur eine gute Schule für höhere Töchter finden muß. Stattdessen ist sie jedoch eine junge Frau im heiratsfähigen Alter und Damien steht vor der Aufgabe, einen Ehemann für sie zu finden - obwohl er eigentlich viel lieber selbst ihr Geliebter wäre...
Ich mag dieses Buch. Ich habe mich gut amüsiert beim Lesen. Aber ich finde schon, daß die Autorin sich bei der Recherche ein bißchen mehr Mühe hätte geben können. Die Personen sind wie Amerikaner, die sich in historische Kostüme gezwängt haben, aber immer noch wie Amerikaner des 21. Jahrhunderts reden - und sich auch so verhalten. Dann tauchen Kleinigkeiten auf wie die Tatsache, daß man zu Weihnachten "Stille Nacht, heilige Nacht" singt - obwohl das Buch 1814/15 spielt und es das Lied da noch gar nicht gab. Das wußte ich vorher übrigens auch nicht, aber ich habe es spaßeshalber auf Wikipedia nachgesehen; das hat mich ca. eine Minute meiner knapp bemessenen Zeit gekostet. Gaelen Foley hätte vielleicht sogar 5 Minuten gebraucht, denn das Buch wurde 2002 veröffentlicht, und da waren die Internetverbindungen wohl noch ein wenig langsamer.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Eis. Miranda (schöner Name, übrigens) sagt während eines Balls, daß sie sich einen Knöchel verrenkt hat, um Damien aus dem Ballsaal zu locken. Er fragt sie daraufhin, ob er ihr etwas Eis besorgen soll. Also, zum Kühlen, nicht eine Kugel Vanille und eine Kugel Stracciatella in einem Waffelhörnchen. Und da ist sie wieder: die Besessenheit von Amerikanern mit Eiswürfeln. Das ist eine ganz kuriose Sache. Ich habe festgestellt, daß, wenn man sich in den USA eine Cola bestellt, man ein Glas voller Eiswürfel bekommt. Mit einem Löffelchen voll Cola drin. Und natürlich gibt es in jedem Motel auf den Gängen zwischen den Räumen Eisautomaten, und in jedem Raum ein Eimerchen, damit man sich darin Eis holen kann. So weit, so gut; aber die Vermutung, daß selbst ein wohlhabender Haushalt im Jahr 1814 Eiswürfel in Hülle und Fülle gehabt haben könnte, finde ich schon extrem gewagt. Warum also hat Frau Foley ihren Helden nicht einfach fragen lassen, ob er seiner Miranda ein bißchen Schnee von draußen holen soll? (Nein, die Antwort ist nicht: weil die Szene im Juli spielt. Die Ballszene spielt schon im Winter).
Aber nachdem ich jetzt ein wenig genörgelt habe muß ich doch sagen, daß das Buch sympathische Charaktere hat - obwohl der Held ein ziemlich schwieriger Mensch ist. Aber er hat wirklich einige schlimme Dinge erlebt, und da ist wohl niemand so ganz pflegeleicht. Und ich mag auch Miranda; Sie bietet Damien die Stirn, weiß, was sie will, und verhält sich nur sehr selten dumm. In anderen Worten: ich habe mir direkt noch ein weiteres Buch der Autorin bestellt. Ich kann über eine gewaltige Menge von Unwahrscheinlichkeiten hinwegsehen, wenn ein Buch sympathische Charaktere, eine spannende Handlung und einen guten Schreibstil bietet. Und das trifft auf "Lord of Ice" auf jeden Fall zu.
Ich mag dieses Buch. Ich habe mich gut amüsiert beim Lesen. Aber ich finde schon, daß die Autorin sich bei der Recherche ein bißchen mehr Mühe hätte geben können. Die Personen sind wie Amerikaner, die sich in historische Kostüme gezwängt haben, aber immer noch wie Amerikaner des 21. Jahrhunderts reden - und sich auch so verhalten. Dann tauchen Kleinigkeiten auf wie die Tatsache, daß man zu Weihnachten "Stille Nacht, heilige Nacht" singt - obwohl das Buch 1814/15 spielt und es das Lied da noch gar nicht gab. Das wußte ich vorher übrigens auch nicht, aber ich habe es spaßeshalber auf Wikipedia nachgesehen; das hat mich ca. eine Minute meiner knapp bemessenen Zeit gekostet. Gaelen Foley hätte vielleicht sogar 5 Minuten gebraucht, denn das Buch wurde 2002 veröffentlicht, und da waren die Internetverbindungen wohl noch ein wenig langsamer.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Eis. Miranda (schöner Name, übrigens) sagt während eines Balls, daß sie sich einen Knöchel verrenkt hat, um Damien aus dem Ballsaal zu locken. Er fragt sie daraufhin, ob er ihr etwas Eis besorgen soll. Also, zum Kühlen, nicht eine Kugel Vanille und eine Kugel Stracciatella in einem Waffelhörnchen. Und da ist sie wieder: die Besessenheit von Amerikanern mit Eiswürfeln. Das ist eine ganz kuriose Sache. Ich habe festgestellt, daß, wenn man sich in den USA eine Cola bestellt, man ein Glas voller Eiswürfel bekommt. Mit einem Löffelchen voll Cola drin. Und natürlich gibt es in jedem Motel auf den Gängen zwischen den Räumen Eisautomaten, und in jedem Raum ein Eimerchen, damit man sich darin Eis holen kann. So weit, so gut; aber die Vermutung, daß selbst ein wohlhabender Haushalt im Jahr 1814 Eiswürfel in Hülle und Fülle gehabt haben könnte, finde ich schon extrem gewagt. Warum also hat Frau Foley ihren Helden nicht einfach fragen lassen, ob er seiner Miranda ein bißchen Schnee von draußen holen soll? (Nein, die Antwort ist nicht: weil die Szene im Juli spielt. Die Ballszene spielt schon im Winter).
Aber nachdem ich jetzt ein wenig genörgelt habe muß ich doch sagen, daß das Buch sympathische Charaktere hat - obwohl der Held ein ziemlich schwieriger Mensch ist. Aber er hat wirklich einige schlimme Dinge erlebt, und da ist wohl niemand so ganz pflegeleicht. Und ich mag auch Miranda; Sie bietet Damien die Stirn, weiß, was sie will, und verhält sich nur sehr selten dumm. In anderen Worten: ich habe mir direkt noch ein weiteres Buch der Autorin bestellt. Ich kann über eine gewaltige Menge von Unwahrscheinlichkeiten hinwegsehen, wenn ein Buch sympathische Charaktere, eine spannende Handlung und einen guten Schreibstil bietet. Und das trifft auf "Lord of Ice" auf jeden Fall zu.
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