Samstag, 31. Oktober 2009

Die Absurdität des Tages

Gestern brachte sich meine Arbeitskollegin einen Tetrapak-Karton mit Milch mit zur Arbeit. Das ist an sich nicht weiter bemerkenswert, abgesehen davon, daß es mich an einen ehemaligen Arbeitskollegen erinnerte, der ein Möchtegern-Veganer war. Dieser Möchtegern-Veganer - er wurde immer wieder rückfällig und ließ seine Dinkelkekse zugunsten von Waffeln links liegen - war der festen Überzeugung, daß nur eine veganische Ernährung die Menschheit vor ihren größten Plagen, nämlich Sodbrennen und kalte Füße, bewahren könne. Außerdem wurde er es nie müde, uns zu erlären, wie gefährlich Milch ist. Und natürlich versäumte er es auch nicht, uns auf entsprechende Websites hinzuweisen.

Was mich aber wirklich stutzig machte, war die Aufschrift auf dem Milchkarton meiner Kollegin:

"Traditionell hergestellt"

Ich gehe mal davon aus, daß darunter zu verstehen ist, daß eine Kuh gemolken wurde. Aber wie erzeugt man nicht traditionell hergestellte Milch??

Sonntag, 25. Oktober 2009

10 Gründe, warum die 80er Jahre besser waren, als ihr Ruf heute ist

Ein Posting bei Bücher über alles hat mich wieder einmal daran erinnert, wie oft doch heutzutage über die 80er Jahre im allgemeinen und die damalige Mode im besonderen gelästert wird. Also ich erinnere mich gern an die 80er Jahre, und deshalb fallen sie mir auch direkt ein: 10 Gründe, warum die 80er Jahre besser waren als ihr Ruf heute ist:

1. Niemand hatte Augenbrauen- oder Lippenpiercings

2. Es gab auch keine Arschgeweihe

3. Ebensowenig gab es hautenge Hüfthosen, über denen sich selbst bei schlanken Frauen Speckröllchen wölbten

4. Männer trugen niemals Hosen, deren Gesäßtaschen in den Kniekehlen hingen

5. Deshalb sah man auch nie die Unterwäsche von Menschen, deren Unterwäsche man nicht sehen möchte

6. Dieter Bohlen war die knusprig gebräunte, mit übermäßig vielen Zähnen ausgestattete Hälfte von Modern Talking. Man sah ihn höchstens einmal pro Woche in der Sendung Formel Eins. Er sagte nicht viel und ließ keine Bücher schreiben.

7. Flip Flops waren Badeschlappen, die man im Schwimmbad oder am Strand trug. Niemand hätte damit einen Einkaufsbummel oder eine Bergwanderung gemacht.

8. Statt American Pie gab es Eis am Stiel. Auch grottig, mies und eklig, aber die Musik war wirklich super.

9. Im Fernsehen kam Dallas, der Denver Clan und später Miami Vice. Herrlich!

10. Und da wir gerade beim Thema Film und Fernsehen sind: La Boum! Dirty Dancing! Indiana Jones! Ghostbusters! The Big Easy! Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten!

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 2: Wo bitte geht's zur nächsten Flatrate-Party?

Das zweite und dritte Kapitel dieser literarischen Kuriosität spielen an Bord der Revenge, Samanthas Schiff. Samantha kommt ebenso schnell wie unbegründet zu dem Schluß, daß Luke ein cleveres Kerlchen ist, auf das man aufpassen muß. Wobei das mit dem Aufpassen schon stimmt, denn da Luke durch Samanthas Hausordnung in seinem Hang zur Trunksucht behindert wird, vertreibt er sich die Zeit stattdessen mit sexueller Belästigung und dem Versuch, das Kommando des Schiffs zu übernehmen.

Während Samantha sich als wahre Demokratin sieht - "There was a rule on the Revenge that she lived by. She might have the title of captain, but each member of her crew was valuable. No one was worth more than their fellow man" - ist Luke beleidigt, weil er nicht ans Steuerrad darf und nistet sich in Samanthas Kapitänskajüte ein. Diese hat offenbar eine echte Schwäche für Typen mit Goldkettchen und schlechter Frisur, denn sie begegnet seinen Unverschämtheiten relativ gleichmütig; genaugenommen steht sie sogar auf seine Anmache. Sehr eigenartig - aber andererseits: Flavio Briatore hat ja auch immer junge, schöne Freundinnen. Und Donald Trump ist, soweit ich weiß, schon zum 2. oder 3. Mal verheiratet, und ich glaube nicht daß es irgendwo auf der Welt ein häßlicheres Toupet gibt als seins. Ist halt Geschmackssache.

Wenig später ankert man vor der Insel Tortuga, das der Beschreibung nach wohl eine Art Ballermann für Piraten ist. Die ganze Mannschaft freut sich auf ein zünftiges Komasaufen in käuflicher weiblicher Begleitung, und auch Luke und Samantha gehen von Bord, um sich auf die Suche nach Dervish (das ist der Typ, der am Tod von Samanthas Familie schuld ist) zu machen. Bei der Gelegenheit lernt der Leser auch gleich, wie Lukes idealer Urlaubsort aussieht:

"Horses plodded along, ridden by men too drunk to hold the reins and likely too blurry-eyed to see where they were headed. Nobody walked, they staggered. And belched. And cussed. [...] [Lukes] gaze was embracing the sights before him. The cocky grin he'd given her was replaced with a genuine curve of his mouth. He breathed deep and sighed. 'God, I missed this place', he said."

Reizend. Falls Luke jemals eine Zeitreise ins 21. Jahrhundert macht und Reiseschriftsteller wird, wird sein erstes Buch höchstwahrscheinlich den Titel "Die 5 verkommensten Bahnhofshinterausgänge des Ruhrgebiets und die kürzesten Wege zum nächsten Straßenstrich" tragen.

Gerechterweise muß man aber zugeben, daß es der gute Mann trotz dieser malerischen und reizvollen Umgebung nicht versäumt, ein paar wohlformulierte Gedanken an Samanthas sekundäre Geschlechtsmerkmale zu verschwenden: "Her dress sailed low while her breasts rode high and firm. They made him think of creamy waves."

Sahnige Wellen? Niemand hat meine Brüste jemals mit sahnigen Wellen verglichen. Noch nicht mal mit cremigen Wellen. In meinem Leben fehlt etwas.

Ich glaube, damit muß ich erst einmal fertig werden, bevor ich in dem Buch weiterlese...

P.S.: Wenn Samantha aus Österreich oder Ungarn käme - wären das dann Donauwellen?

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Die Bücher-Relativitätstheorie

Jeder, der gern liest, hat ja so seine eigenen Vorstellungen darüber, wie viele Bücher er idealerweise besitzen möchte und wie er die gern aufbewahren möchte. Habt ihr mal Der Name der Rose gelesen oder den Film gesehen? Das Kloster, in dem die Geschichte sich abspielt, hatte einen ganzen riesigen Gebäudeflügel nur für Bücher. Das wäre meine Idealvorstellung, nur müßte mein Gebäudeflügel natürlich beheizt und gut ausgeleuchtet sein, ein gemütliches Sofa oder einen Schaukelstuhl haben und es müßte einen Getränkeservice geben, der mir Kaffee, Kakao oder Caipirinha bringt.

Tja, soviel zur Phantasie. Die Wirklichkeit ist aber anders, denn zum Aufbewahren von Büchern stehen mir vier Billy-Regale zur Verfügung. Das ist nicht wenig, aber trotzdem ist der Platz begrenzt. Deshalb habe ich mir vorgenommen, nur diejenigen Bücher zu behalten, von denen ich mir ziemlich sicher bin, daß ich sie irgendwann nochmal lesen möchte. Die restlichen versuche ich zu verkaufen, z. B. über ebay, oder sie gegen andere Bücher einzutauschen. Auch da gibt es ja mittlerweile dank Internet verschiedene Möglichkeiten.

Nur habe ich ein Problem, wenn man mich fragt, ob das Buch in einem guten Zustand ist! Für mich ist ein Buch in einem guten Zustand, wenn es noch alle Seiten hat, nicht klebrig ist, keine Zigaretten darin ausgedrückt wurden und niemand eine Ölsardine als Lesezeichen benutzt hat. Mit anderen Worten: den größten Teil meiner Kindheit und Jugend habe ich damit verbracht, teilweise recht mitgenommene Bücher aus der Stadtbücherei zu lesen, und daher bin ich zumindest in Bezug auf die taktilen, olfaktorischen oder visuellen Eigenschaften von Büchern nicht pingelig.

Es hat sich aber gezeigt, daß das, was für mich ein Buch in gutem Zustand ist, für andere eklig und inakzeptabel ist. Ich bin besonders hilflos, wenn ich gefragt werde, ob das Buch nach Zigarettenqualm riecht. Was weiß ich? Ich rauche nicht und in meiner Wohnung tut das auch nur höchst selten mal jemand - aber ich pflege nicht an Büchern zu schnuppern und habe ehrlich gesagt keine Ahnung ob sie riechen und wenn ja, wie. Oder wenn ich gefragt werde, ob die Seiten stark vergilbt sind - wie soll ich das denn wissen? Ich kann erkennen, ob sie vergilbt sind oder nicht, aber ob sie stark vergilbt sind, ist doch auch wieder Ansichtssache.

Tja, ich schätze, dieses Problem könnte nur durch international vereinheitlichte Qualitätsstandards für gebrauchte Bücher gelöst werden. Die EU sollte sich mal darum kümmern. Ich kann die Bücher nur so gut wie möglich beschreiben und inständig hoffen, daß ich nicht an übermäßig pingelige Buchtauschpartner gerate, die sie über irgendeine Eigenschaft des Buchs aufregen, die mir noch nicht mal augefallen ist!

Sonntag, 18. Oktober 2009

Leslie Parrish: Fade to Black

FBI-Agent Dean Taggert arbeitet in einer neu gegründeten Spezialeinheit, die sich mit Internetverbrechen befaßt. Eines Tages stößt einer seiner Kollegen auf ein besonders grausames Verbrechen: eine Website, auf der ein Mörder ankündigt, Frauen zu ermorden - und die Benutzer der Website dürfen die Todesart "ersteigern". Die Ermittlungen führen Dean und seine Kollegen in eine Kleinstadt namens Hope Valley, denn dort kam das erste Opfer des Mörder her. Dean ist sofort sehr beeindruckt von Sheriff Stacey Rhodes, die ihm bei der Suche nach dem Opfer hilft...

Das ist mal wieder Romantic Suspense wie es sein soll. Diesmal kann ich den Rezensionen bei AAR und sogar bei Mrs Giggles, die sonst so gar nicht den gleichen Geschmack hat wie ich, wirklich zustimmen. Dean, seine Kollegen und auch Stacey und die Bewohner ihrer Stadt wirken wie richtige Menschen - im Gegensatz zu vielen solcher Bücher, wo der Polizist/Detektiv etc. als Einzelgänger dargestellt wird, der besser als alle anderen weiß, was zu tun ist. Sie gehen in ihrer Suche nach dem Mörder sehr systematisch und logisch vor. Ich mochte auch Stacey: sie ist eine selbstbewußte Frau, die weiß, was sie kann und was ihre beruflichen Fähigkeiten wert sind. Dean respektiert Stacey und sieht in ihr nicht nur eine attraktive aber etwas hilflose Frau, mit der er gerne mal ins Bett gehen würde. Obwohl sie sich zueinander hingezogen fühlen, vergessen sie über der Liebesgeschichte nicht, daß sie auch noch einen Mörder fangen müssen.

Was mir noch gefallen hat, war, daß die amerikanische Kleinstadt nicht als pures Idyll dargestellt wird, was ja auch des öfteren der Fall ist. In Hope Valley gibt es nette und weniger nette Bewohner, genau wie überall sonst, und der Stiefvater des Opfers ist z. B. ein ausgesprochener Widerling - was aber nicht heißt, daß er auch der Mörder sein muß, denn da gibt es noch andere Verdächtige.

Alles in allem also ein rundum gelungenes Buch mit sympathischen Protagonisten und einem widerlichen Verbrecher, der zum Glück zur Strecke gebracht wird.

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 1: Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke

Während nahezu jeder Bücherfreund, der auf sich hält, an diesem Wochenende zur Frankfurter Buchmesse geht, habe ich heute so aufregende Dinge getan wie Staubsaugen, den Fußboden wischen und das Badezimmer putzen. Dafür habe ich aber jetzt die Gelegenheit, wieder einmal mitten in der Nacht ein paar Worte in meinem Blog zu hinterlassen. Übrigens, aber das nur nebenbei, stehe ich Buchmesse-Besuchern seit einigen Jahren ein wenig mißtrauisch gegenüber. Wahrscheinlich völlig zu Unrecht, aber die Volkshochschule Dortmund hat mal eine Busfahrt zur Buchmesse organisiert und ich bin mitgefahren. Nun, die Mitfahrer in diesem Bus waren eine Menge Leute, die höchstwahrscheinlich intellektuell waren (längsgestreifte Hosen, Wollsocken, Birkenstockschuhe und filzige Haare sind ein nahezu untrügliches Zeichen dafür), jedenfalls mehr als ich. Das äußerte sich vor allem dadurch, daß sie uncoole Kleidung trugen und humorlos waren. Mit uncooler Kleidung habe ich kein Problem, ich kleide mich ja auch nicht nach der neuesten Mode - aber den Riesenaufriß, weil ich auf dem Rückweg etwas zu spät zum Bus kam, hätten sie sich schenken können. War ja nicht meine Schuld, daß der Busfahrer nicht gesagt hat wo er parkt, als er uns absetzte - so mußte ich über sämtliche Parkplätze in der Umgebung trotten, und das, obwohl mir die Füße sowieso schon wehtaten. Aber egal, zurück zu den Piraten:

...äh, halt. Moment. Ich sollte wohl noch vor Spoilern warnen. Achtung, mögliche Spoiler!

Also, im Prolog wird das Schiff von Samanthas (das ist die Heldin) Eltern von Piraten überfallen, die alle niedermetzeln, die sich ihnen in den Weg stellen. Ein böses Schicksal, und Samantha wird im letzten Moment von einem Angestellten ihrer Eltern gerettet, indem er sie über Bord wirft. Daß mit dem Buch etwas nicht stimmt, fiel mir schon auf Seite drei auf, denn während die Piraten so vor sich hinmeucheln, sorgt sich Samantha - zu recht - um die Sicherheit ihrer kleinen Schwester:

"Her sister was so young, barely twelve, with long blond ringlets, innocent eyes the color of a mountain stream, cheeks that dimpled when she laughed."

Hört sich ein bißchen nach Miss Piggy an, aber was soll denn diese blumige Beschreibung an dieser Stelle? Ich würde mein nächstes Gehalt darauf verwetten, daß z. B. meine Freundin H., wenn ich sie nach der Augenfarbe ihrer Schwester fragen würde, eher mit "blau" als mit "so wie ein fröhlich plätscherndes Gebirgsbächlein" antworten würde.

Nun, fünf Jahre später ist Samantha in den Besitz eines Schiffs gelangt und will sich am Mörder ihrer Familie rächen. Luke Bradley, ein weiterer Pirat, soll ihr helfen, ihn zu finden, aber sie muß ihn zuerst aus dem Gefängnis befreien. Lukes Erscheinung, die wohl jede Frau dazu bringen könnte, sich ihm mit den Worten "nimm mich jetzt!" an den Hals zu werfen, hatte ich ja bereits beschrieben. Nach einigem Hin und Her willigt Luke ein, mit Samantha den Knast zu verlassen, und da sie mit Hilfe einer List schon alles vorbereitet hat, um die Gefängniswärter abzulenken, kann's auch direkt losgehen. Kaum haben die beiden die Straße betreten, zeigt Luke schon, was in ihm steckt.

Oder besser gesagt, was nicht in ihm steckt. Nämlich ein großer Denker. Der gute Mann hat nämlich nichts besseres zu tun als Samantha erstmal durch die Stadt zu tragen. Genau: tragen. Auf seinen Armen. Weil sie ja alle Zeit der Welt für Sightseeing und Fummeleien haben.

"Ignoring her muttered protests, Luke wove through the confusion, her slight weight allowing him to keep a steady pace. However, he couldn't see down so well, and more than once he stepped into something soft that squished beneath his boots. Perfect. He had a beautiful wench in his arms, he was escaping the gallows, and his boots were now covered in shit."

Sehr clever, Luke.

Spätestens jetzt hätte Samantha merken müssen, daß in Lukes Oberstübchen etwas nicht stimmt, aber sie nimmt ihn trotzdem mit auf ihr Schiff. Allerdings weiß er noch nicht, daß sie selbst der berühmte Pirat Sam Steele ist. So macht der gute Luke erstmal einige der Seeleute auf dem Schiff blöd an, bevor er in Samanthas Kapitänskajüte geht und sich in der Disziplin "sexuelle Belästigung" übt. Wenig später drückt ihm Samantha sogenannte "articles" in die Hand. Nun ist ja Englisch nicht meine Muttersprache, und bei dem Wort "articles" erschien erstmal ein riesiges Fragezeichen über meinem Kopf. Ich dachte direkt an Zeitungsartikel, aber es stellte sich recht schnell heraus, daß es sich um eine Art Vertrag handelt, den Samantha mit Luke abschließen will.

Allerdings hat Luke ein massives Problem mit Paragraph 5 des Vertrages. Offenbar hat er sich gerade in den Volkshochschulkurs "Alkoholiker werden leicht gemacht" eingeschrieben, und deshalb kann er ganz und gar nicht damit konform gehen, daß Samantha an Bord ihres Schiffes kein Besäufnis erlauben will.

Tatsächlich muß sie versprechen, ihm ihr Schiff zu überlassen, damit er diesen geradezu unmöglichen Vertragsbedingungen zustimmt.

Dies war die Stelle, an der ich das Buch zum ersten Mal weggelegt habe, doch die Frage, ob es noch schlimmer kommen kann, läßt mir keine Ruhe. Daher werde ich tapfer und unverzagt weiter in diesem grauenhaften Buch lesen!

Sonntag, 11. Oktober 2009

Karen Rose: Todesschrei (Originaltitel: Die For Me)

Auf einem abgelegenen Feld in Philadelphia werden mehre Gräber gefunden. Schnell findet die Polizei heraus, daß die Toten ermordet und einige von ihnen gefoltert wurden. Um Informationen über die Foltermethoden zu erhalten, wendet sich Detective Vito Ciccotelli an die Archäologin Sophie Johannsen. Schon bald sucht sich der Mörder neue Opfer und Vito, sein Team und auch Sophie tun alles, um ihn zu finden und sich und ihre Angehörigen vor ihm zu schützen...

Dieses Buch habe ich in der Bücherabteilung bei Kaufland entdeckt; ich kann nämlich eigentlich nie an Bücherabteilungen vorbeigehen. Ich bin lange vor dem Bücherregal auf- und abgegangen und habe überlegt, ob ich es wirklich kaufen soll, denn Bücher von englischsprachigen Autoren lese ich ja normalerweise lieber im Original. Aber die ersten paar Seiten fand ich gleich sehr packend, und da habe ich es dann doch mit genommen. Und ich habe es nicht bereut! An diesem Buch stimmt wirklich alles. Genau so soll ein Romantic Suspense meiner Ansicht nach sein.

Ich mag die Protagonisten sehr, vor allem Vito. Vito hat durch seine Arbeit als Polizist schon einiges erlebt, auch wirklich schlimme Dinge. Aber anders als viele andere Krimi-Protagonisten ist er kein bißchen zynisch oder verbittert. Er geht respektvoll mit anderen Menschen um und für ihn gibt es keine Alleingänge - er arbeitet im Team. Vito hat ein sehr gesundes Selbstbewußtsein und ist sich sicher, auf Frauen im Allgemeinen und Sophie im Besonderen attraktiv zu wirken; trotzdem tritt er weder arrogant noch machohaft auf. Er hat eine Familie, mit der er zusammenhält und die er über alles liebt.

Sophie ist ein wenig schwieriger, doch ihre Eigenheiten werden aufgrund ihrer kuriosen Familienverhältnisse und eines schlimmen Erlebnisses, das sie als junge Frau hatte, plausibel erklärt. Sie ist sehr intelligent, und das beste daran ist, daß sie in der Lage ist, ihre eigenen Fehler zu erkennen und dann über ihren eigenen Schatten zu springen und sich zu ändern.

Auch die anderen Charaktere des Buches sind sympathisch bzw. zumindest so beschrieben, daß man ihre Handlungen versteht. Eine Ausnahme bildet da natürlich der Mörder: der ist einfach ein Psychopath.

Ganz besonders hat mir auch die Beschreibung der Polizeiarbeit gefallen. Vito, seine Chefin und seine Kollegen setzen sich zusammen und überlegen, was sie tun können, um den Mörder zu finden und zu überführen. Sie alle arbeiten so schnell und effizient wie möglich und helfen sich gegenseitig. Ihr gemeinsames Ziel ist es, den Verbrecher aufzuhalten - keinem von ihnen geht es nur darum, besser zu sein als die anderen.

Todesschrei ist ein richtig spannendes, gut geschriebenes Buch mit sympathischen Charakteren und empfehlenswert für jeden, der dieses Genre mag.

Eine einzige Frage hätte ich allerdings doch noch: Kann man wirklich die Leiche eines erwachsenen Mannes im Kofferraum eines Porsche verstecken? (Es ist ein Sportwagen, kein Cayenne). Aber hey - das ist keine Kritik. Nur 'ne Frage!

Ich habe einen Award bekommen!!

Irina von Bücher über Alles hat mir einen Award verliehen! Ich hab's erst gestern gemerkt. Natürlich freue ich mich sehr darüber uns sage vielen Dank! Eigentlich soll man diesen Award an 5 weitere Personen bzw. Blogs weiterreichen, aber leider fällt mir jetzt niemand ein, an den ich ihn "verleihen" könnte - ich bin noch nicht so lange auf den deutschen Bücherblogs unterwegs.


Bücher, die man nicht lesen kann, Teil 3: Michelle Beattie: What A Pirate Desires oder: Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Als Samantha Fine ein junges Mädchen war, wurde ihre Familie von einem berüchtigten Piraten namens Dervish ermordet. Einige Jahre später besitzt sie ein eigenes Piratenschiff und will sich an dem Mörder rächen. Doch zuerst muß sie ihn finden. Dazu braucht sie die Hilfe von Luke Bradley, der seine eigenen Gründe hat, Dervish zu hassen...

Hier habe ich mal wieder ein wahres Prachtexemplar von einer literarischen Katastrophe gefunden. Kurios nur, daß es einige äußerst positive Bewertungen dieses Buches im Internet gibt! Schaut mal bei AAR und The Romance Reader. Eigentlich hatte ich das Buch schon nach 27 Seiten beiseite gelegt (ein neuer Rekord), doch dann, getrieben von derselben morbiden Neugier und Sensationslust, die Autofahrer dazu bringt, an den Schauplätzen grauenhafter Unfälle anzuhalten und nach zermalmten Autos und verstümmelten Toten Ausschau zu halten, habe ich es doch wieder zur Hand genommen. Einfach nur, um zu sehen, ob es noch schlimmer werden kann. Natürlich kann ich What A Pirate Desires nur in sehr, sehr kleinen Dosen ertragen, und deshalb habe ich beschlossen, immer mal zwischendurch in meinem Blog zu berichten, was Samantha und Luke so treiben. Und weil heute Sonntag ist, fange ich nicht mit dem Anfang des Buchs, sondern mit einem besonderen Highlight an: mit der Beschreibung von Lukes Aussehen.

Okay, seid ihr bereit?

Wirklich?

Das ist nichts für schwache Nerven....

Nein, im Ernst. Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

His soiled shirt gaped open nearly to his waist, revealing smudges of dirt and enough chains around his neck to anchor a small ship. A gold sash, with its tails hanging down to his right knee, hugged a lean waist. He wore black pants and boots, both of which had faded to gray. [...] Unlike most scalawags, he wore neither hat nor bandana. His hair was the color of a summer sun, and it hung unfettered to his shoulders. A thin mustache topped lips that curled in amusement. His left eye was covered by a shiny black patch.

Ist das nicht der Hammer? Der Typ muß doch wie eine Kreuzung aus Fabio und 50 Cent aussehen! Oder ist er vielleicht so eine Art frühe Form des in den 90ern so berüchtigten Mantafahrers, und sein Piratenschiff hatte einen Fuchsschwanz da, wo andere eine Galionsfigur haben? In diesem Falle wären mit Boots wohl abgelatschte Cowboystiefel gemeint?

Au weia, die arme Samantha. Andere Liebesromanheldinnen bekommen wenigstens gutaussehende Helden, auch wenn diese gelegentlich an übertriebener Eifersucht, maßloser Arroganz oder krankhafter Selbstüberschätzung leiden. Samantha dagegen bekommt einen grenzdebilen Möchtegern-Alkoholiker (doch, wirklich. Ihr werdet schon sehen) mit einem Stylingproblem.

Aber andererseits, wer weiß? Schließlich habe ich bisher nur bis Seite 69 gelesen. Die beiden könnten immer noch eine Zeitreise ins 21. Jahrhunder machen, bei MTV vorstellig werden und eine Fernsehsendung namens "Pimp My Pirate" erfinden.

Fortsetzung folgt...

Samstag, 3. Oktober 2009

Michelle Raven: Ghostwalker - Die Spur der Katze

Nach einem Ereignis, das sowohl ihr bisheriges Berufs- als auch ihr Privatleben auf schreckliche Weise zerstört hat, lebt die Journalistin Marisa Perez zurückgezogen in einer kleinen Hütte in den Bergen Kaliforniens, mit einem Hund als einzigem Gefährten. Eines Abends findet Marisa einen schwerverletzten Mann auf ihrer Veranda, dem sie hilft. Am nächsten Morgen wird Marisa von der Polizei befragt, da ihr Nachbar ermordet wurde - hatte der Verletzte etwa damit zu tun? Und wer ist hinter ihm - und plötzlich auch hinter Marisa - her?

Seit ich dieses Blog besitze, habe ich einen Tick: ich markiere mir besonders bemerkenswerte Stellen in Büchern mit kleinen bunten Post-it Zetteln. Besonders schlechte Bücher haben besonders viele besonders bemerkenswerte Stellen. Gute Bücher haben fast gar keine, und überragende Bücher haben natürlich Stellen, die markiert werden müssen, weil sie so wundervoll sind. Die Spur der Katze hat gar keine Post-it Zettel, das bedeutet, daß ich es gut, aber nicht überragend fand.

Die Handlung hat auf jeden Fall den Vorteil, daß sie meistens ganz logisch ist, sofern man für die Länge dieses Buches akzeptiert, daß es Gestaltwandler gibt (und täte man das nicht, müßte man das Buch ja gar nicht erst lesen). Nur eine Gestaltwandler-Partyszene hat mich ein bißchen gewundert: es gab eigentlich keinen Anlaß für diese Party und dringendere Dinge, die die meisten der Partygäste hätten erledigen müssen.

Vor allem hat mir gefallen, wie die Autorin das Leben der Gestaltwandler ausgeschmückt hat: wie sie zurückgezogen im Wald leben und im Alter gezwungen sind, andere Lebensformen zu suchen. Andererseits hat es mich schon gewundert, wie leicht es Marisa akzeptiert, daß Coyle, der Verletzte auf ihrer Veranda und später ihr Geliebter, sich in einen Berglöwen verwandeln kann und dies auch in ihrer Gegenwart häufig tut. Wenn ich einen Mann kennenlernen würde und der sich, sagen wir mal nach dem 1. Date, in ein Tier verwandelte, würde er von mir bestenfalls noch einen Kondensstreifen sehen! So etwas akzeptiert man doch nicht so leicht wie die Entdeckung, daß der neue Partner, sagen wir mal, eine häßliche Narbe oder eine Allergie hat!

Die Gründe, warum beide denken, daß aus ihrer Liebe keine dauerhafte Beziehung werden kann, sind dagegen wieder sehr nachvollziehbar - und das Happy End glaubhaft.

Genausogut wie die Haupt-Handlung hat mir übrigens die Geschichte um Bowen, einen jungen Gestaltwandler, der von einem skrupellosen Wissenschaftler gefangen wurde, und Isabelle, die Tochter des Wissenschaftlers, gefallen. Diese Geschichte war wirklich sehr abgefahren, vor allem, als Isabelles Vater Bowen LSD verabreicht.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, aber es ist kein Keeper.