Helen Chang Frobisher ist Neurologin und hat nicht nur eine Praxis zusammen mit zwei anderen Ärztinnen, sondern arbeitet auch in einem Krankenhaus. Dort lernt sie eines Tages Adam Magnus kennen, der Eishockeyspieler bei dem notorisch erfolglosen Verein Oregon Wolves ist. Helen und Adam fühlen sich sofort zueinander hingezogen, haben aber beide gerade mit anderen Problemen zu kämpfen: Helens Vater ist schwerkrank, und Adam macht sich Gedanken um seine Zukunft, da er eigentlich keine Lust mehr auf Eishockey hat. Wenig später schreibt Helen einen Leserbrief an eine lokale Zeitung, in der sie fordert, daß Eishockey in Portland (dort spielt der Roman) verboten wird, da die Spätfolgen der Verletzungen, die die Spieler erleiden, verheerend sind. Leider schlägt dieser Leserbrief unerwartet große Wellen, und wenig später werden Helen und Adam - als Vertreter seines Vereins - im Radio und Fernsehen als Gegner inszeniert.
Hard Knocks ist ein nettes Buch. Ich meine damit nicht nett im Sinne von "die kleine Schwester von scheiße", sondern wirklich nett. Aber eben auch nicht mehr, denn es hat mich nicht so richtig mitgerissen. Die beiden Protagonisten fand ich, von kleineren Schwierigkeiten abgesehen, sympathisch, da sie sich wie erwachsene Menschen mit ihren Problemen auseinandersetzen und eine Lösung suchen. Der Schreibstil ist demnach auch eher nüchtern als dramatisch, was ja grundsätzlich gut ist. In Sachen Humor hätte man aus einigen Passagen aber durchaus etwas mehr herausholen können.
Ein paar Szenen und einzelne Absätze gab es allerdings, die ich etwas seltsam und problematisch fand. Beispielsweise fühlt sich Adam nach Helens Leserbrief persönlich angegriffen, obwohl sie ihn darin überhaupt nicht erwähnt. Zu dem Zeitpunkt haben die beiden noch keine Beziehung, sondern nur eine Nacht miteinander verbracht, nach der Helen sich stillschweigend aus dem Staub gemacht hat. Er beschuldigt sie auch, ihm seinen Lebensunterhalt wegnehmen zu wollen, ganz so, als würde Eishockey tatsächlich in einer nordamerikanischen Großstadt verboten, weil eine Frau das in einem Leserbrief fordert.
Später, gegen Ende des Buches, gab es noch etwas, das mir eher wie eine Buchverlängerungsmaßnahme als wie ein richtiger Handlungsstrang vorkam. Da macht sich Adam nämlich Gedanken darüber, wovon er leben soll, wenn er nicht mehr Eishockey spielt, was ja normal ist. Bei der Gelegenheit beschleicht ihn aber auch der Gedanke, daß Helen mit ihm ganz sicherlich nichts mehr zu tun haben will, wenn er vorübergehend arbeitslos ist und / oder wenig Geld hat.
Am Ende gibt es aber das erwartete Happy End, und es bleibt bei mir der Eindruck, daß Hard Knocks zwar kein wunderbares Buch zum immer wieder Lesen ist, aber eben auch keins von der Sorte, bei denen man am liebsten vergessen möchte, daß sie existieren. Die kulinarischen Erlebnisse der Charaktere würde ich übrigens nicht zum Nachahmen empfehlen: bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung werden Tofuwürstchen serviert, und als Helen krank ist, bringt ihre Freundin ihr Grünkohlsaft. Grünkohlsaft!! Da würde für mich die Freundschaft sofort enden.
Sonntag, 8. September 2019
Montag, 12. August 2019
Karina Halle: My Life in Shambles
Valerie Stephens ist eine junge amerikanische Journalistin, die rechtzeitig zu Weihnachten ihren Job verliert und mit ihrem Verlobten Schluß macht, wodurch sie dann auch obdachlos ist. Spontan entschließt sie sich, mit ihren beiden Schwestern über Silvester nach Dublin zu reisen. Dort lernt sie am Silvesterabend den super attraktiven Padraig McCarthy kennen, der, ohne daß Valerie es weiß, ein berühmter Rugby-Spieler ist. Nachdem die beiden eine heiße Nacht zusammen verbracht haben, fragt Padraig Valerie, ob sie für kurze Zeit mit in sein Heimatdorf kommt und vorgibt, seine Verlobte zu sein. Und da Valerie sowieso nichts besseres zu tun hat, macht sie das dann auch...
Klingt nach einem netten, seichten Liebesroman, mit dem man sich ein bißchen die Zeit vertreiben und dem nervigen Alltag entfliehen kann, oder? Tja. Ein Liebesroman ist My Life in Shambles ohne Zweifel. Und er ist stellenweise auch recht seicht. Aber ein netter Zeitvertreib ist dieses Buch wohl nur für Leute, die ihre Zeit zwischen Sado-Maso-Pornos und der Apothekenrundschau aufteilen.
Wer es gerne noch lesen möchte, sollte sich nun übrigens lieber abwenden; ich kann nämlich leider nicht ohne Spoiler über es sprechen.
Am Anfang fand ich das Verhalten der Charaktere nur stellenweise etwas merkwürdig. Zum Beispiel, als Valerie mit ihren Schwestern in einem Club feiert und diese ihre Ankündigung, daß sie jetzt alleine mit Padraig loszieht, den keine von ihnen kennt, sinngemäß nur mit "viel Spaß" und "mach gut, woll" kommentieren. Kaum weniger seltsam fällt die Reaktion von Valeries Schwestern aus, als sie ihnen mitteilt, daß sie nicht mit ihnen nach Hause reist, sondern ihn in sein Heimatdorf begleitet, um seinen kranken Vater zu bespaßen. Sandra und Angie fällt außer einem "ok, mach mal" nicht viel zu diesem Thema ein.
Und jetzt wird das Buch richtig, richtig deprimierend. Padraig und sein Vater haben schon seit Jahren nicht mehr miteinander geredet, weil Padraigs Vater in den vergangenen ca. 20 Jahren - seit dem Tod von Padraigs Mutter und Schwester - immer richtig bösartig zu seinem Sohn war. Jetzt hat der Vater Krebs und wird in wenigen Wochen sterben, ist aber immer noch genauso garstig. Warum Padraig meinte, seinen Erzeuger milde stimmen zu können, indem er ihm eine Instant-Verlobte präsentiert, weiß kein Mensch. Die Familie lebt in einem kleinen Bed and Breakfast, das von Padraigs 90jähriger Oma geführt wird, die topfit ist und meistens wie eine 30jährige Amerikanerin spricht. Außerdem wohnt da noch ein Dauergast, den alle nur "Major" nennen, und der stocktaub ist und in Kalenderweisheiten spricht, sowie Gail, die dauer-angepißte Nachbarin und und Ex-Freundin von Padraig, die im B&B putzt und kocht. Oh, und eine Jagd-Eule gibt es auch noch.
Weil das alles noch nicht niederschmetternd genug ist, kämpft Padraig auch noch mit der Tatsache, daß bei ihm gerade MS diagnostiziert wurde, und er nie wieder Rugby spielen kann.
Natürlich lassen sich Valerie und Padraig durch diese widrigen Umstände nicht davon abhalten, sich bis über beide Ohren in einander zu verlieben. Was mich zu einem weiteren Problem bringt, das ich mit dem Buch hatte: die Sexszenen. Heute gibt es ja sogenannte trigger warnings für alles mögliche, was in einem Buch passiert, damit sensible Gemüter sich genau überlegen können, ob sie das auch wirklich lesen wollen. Dieses Buch hat auch eine Warnung, die besagt aber nur, daß es Sex und schlimme Wörter enthält, und daß man sich ein paar Taschentücher hinlegen soll, weil es so herzzerreißend ist. Padraig schlägt und beißt Valerie beim Sex, und wenn ich das gewußt hätte, hätte ich das Buch wahrscheinlich noch nicht mal mit einer Kneifzange angepackt. Es war wirklich abscheulich. (Valerie findet es allerdings geil, was sie mir auch nicht gerade sympathisch macht).
Nun ja, My Life in Shambles hat ein Happy End, aber das ist eigentlich auch schon das beste, was ich über dieses Buch sagen kann.
Klingt nach einem netten, seichten Liebesroman, mit dem man sich ein bißchen die Zeit vertreiben und dem nervigen Alltag entfliehen kann, oder? Tja. Ein Liebesroman ist My Life in Shambles ohne Zweifel. Und er ist stellenweise auch recht seicht. Aber ein netter Zeitvertreib ist dieses Buch wohl nur für Leute, die ihre Zeit zwischen Sado-Maso-Pornos und der Apothekenrundschau aufteilen.
Wer es gerne noch lesen möchte, sollte sich nun übrigens lieber abwenden; ich kann nämlich leider nicht ohne Spoiler über es sprechen.
Am Anfang fand ich das Verhalten der Charaktere nur stellenweise etwas merkwürdig. Zum Beispiel, als Valerie mit ihren Schwestern in einem Club feiert und diese ihre Ankündigung, daß sie jetzt alleine mit Padraig loszieht, den keine von ihnen kennt, sinngemäß nur mit "viel Spaß" und "mach gut, woll" kommentieren. Kaum weniger seltsam fällt die Reaktion von Valeries Schwestern aus, als sie ihnen mitteilt, daß sie nicht mit ihnen nach Hause reist, sondern ihn in sein Heimatdorf begleitet, um seinen kranken Vater zu bespaßen. Sandra und Angie fällt außer einem "ok, mach mal" nicht viel zu diesem Thema ein.
Und jetzt wird das Buch richtig, richtig deprimierend. Padraig und sein Vater haben schon seit Jahren nicht mehr miteinander geredet, weil Padraigs Vater in den vergangenen ca. 20 Jahren - seit dem Tod von Padraigs Mutter und Schwester - immer richtig bösartig zu seinem Sohn war. Jetzt hat der Vater Krebs und wird in wenigen Wochen sterben, ist aber immer noch genauso garstig. Warum Padraig meinte, seinen Erzeuger milde stimmen zu können, indem er ihm eine Instant-Verlobte präsentiert, weiß kein Mensch. Die Familie lebt in einem kleinen Bed and Breakfast, das von Padraigs 90jähriger Oma geführt wird, die topfit ist und meistens wie eine 30jährige Amerikanerin spricht. Außerdem wohnt da noch ein Dauergast, den alle nur "Major" nennen, und der stocktaub ist und in Kalenderweisheiten spricht, sowie Gail, die dauer-angepißte Nachbarin und und Ex-Freundin von Padraig, die im B&B putzt und kocht. Oh, und eine Jagd-Eule gibt es auch noch.
Weil das alles noch nicht niederschmetternd genug ist, kämpft Padraig auch noch mit der Tatsache, daß bei ihm gerade MS diagnostiziert wurde, und er nie wieder Rugby spielen kann.
Natürlich lassen sich Valerie und Padraig durch diese widrigen Umstände nicht davon abhalten, sich bis über beide Ohren in einander zu verlieben. Was mich zu einem weiteren Problem bringt, das ich mit dem Buch hatte: die Sexszenen. Heute gibt es ja sogenannte trigger warnings für alles mögliche, was in einem Buch passiert, damit sensible Gemüter sich genau überlegen können, ob sie das auch wirklich lesen wollen. Dieses Buch hat auch eine Warnung, die besagt aber nur, daß es Sex und schlimme Wörter enthält, und daß man sich ein paar Taschentücher hinlegen soll, weil es so herzzerreißend ist. Padraig schlägt und beißt Valerie beim Sex, und wenn ich das gewußt hätte, hätte ich das Buch wahrscheinlich noch nicht mal mit einer Kneifzange angepackt. Es war wirklich abscheulich. (Valerie findet es allerdings geil, was sie mir auch nicht gerade sympathisch macht).
Nun ja, My Life in Shambles hat ein Happy End, aber das ist eigentlich auch schon das beste, was ich über dieses Buch sagen kann.
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