Ich will wirklich keine negative Stimmung verbreiten. Ich möchte auch nicht den Eindruck vermitteln, ich hätte bisher in diesem Jahr nur grauenhafte Bücher gelesen. Das stimmt überhaupt nicht! Ich habe ein paar ganz wundervolle Bücher gelesen. Aber eben auch einige, deren Protagonisten (ich sage bewußt nicht "Helden") so dumm, widerwärtig oder einfach nur unsympathisch sind, daß ich ihnen hiermit feierlich einen Orden verleihe: Das Goldene Arschloch am Band.
Platz 3: Shane Griffin aus Turn Up the Heat von Kimberly Kincaid. Eigentlich ein ganz netter Typ. Er arbeitet als Kfz-Mechaniker in einer Kleinstadt im Norden der USA, die hauptsächlich von Wintersport-Touristen lebt. Seine Partnerin Bellamy Blake lernt er kennen, als sie für ein verlängertes Wochende in den Ort kommt und eine Autopanne hat. Außer, daß er alle möglichen abfälligen Bemerkungen über verwöhnte Frauen aus der Großstadt macht, ist er nicht so übel. Er ist allerdings fest davon überzeugt, daß seine und Bellamys Beziehung zwangsläufig enden muß, wenn sie nach Hause fährt. Nicht wegen der Entfernung; offenbar trennt Shanes Kleinstadt und Bellamys Heimatstadt Philadelphia nur eine Autofahrt von ca. 2 Stunden. Nein, der gute Shane besteht darauf, nienienienie wieder auch nur in die Nähe von Philadelphia zu kommen. Und zwar nur deswegen, weil sein Vater da lebt und er Zoff mit ihm hat. Und so einen Vollidioten soll ich als romantischen Helden bewundern??
Platz 2: Hier haben wir eine weibliche Preisträgerin. Sie heißt Jane Morgan und ist die Protagonistin aus Lead Me On von Victoria Dahl. Jane hat, das muß man ihr zugestehen, eine schlimme Kindheit gehabt. Sie wurde nämlich von ihrer Mutter Dynasty Alexis genannt (hihi, dreimal dürfen wir raten, welche 80er Jahre-Fernsehserie Janes Mama besonders mochte), und hat sich dann selbst später umbenannt. Jane möchte unbedingt respektabel sein, das bedeutet für sie: nur mit Leuten zu tun haben, die studiert haben, Anzüge oder Kostüme tragen und als Anwalt, Arzt oder Architekt arbeiten. Sie verleugnet grundsätzlich alles, was mit ihrer Familie oder ihrer Kindheit zu tun hat. William Chase, der Held des Buches, ist dagegen ein richtiger Goldschatz und hat einen supercoolen Job. Er ist nämlich ein Sprengstoffexperte - also er sprengt beispielsweise für Bauprojekte Felswände in die Luft. Jane will erst nichts mit ihm zu tun haben, weil sie denkt, daß er ein Arbeiter ist. Dann erfährt sie, daß er selbstständig ist und ein paar Angestellte hat. Nun will sie mit ihm nichts zu tun haben, weil er nicht studiert hat. Es stellt sich heraus, daß er das eben doch hat. Zuletzt will sie mit ihm nicht gesehen werden, weil er keine Anzüge, sondern Jeans und Flanellhemden trägt...tja, es hätte das Buch viel kürzer gemacht, aber ich hätte mir wirklich gewünscht, daß Jane von einem LKW überfahren oder von einem umherfliegenden Felsbrocken getroffen und unangespitzt in den Boden gerammt wird.
Platz 1: Reed Lawson, der männliche Protagonist (und wirklich definitiv kein Held) aus Baiting the Maid of Honor von Tessa Bailey. Reed ist eigentlich so etwas wie ein extrem übellauniger Vibrator auf zwei Beinen. Heldin ist verärgert? Komm, wir haben Sex. Heldin ist traurig? Komm, wir haben Sex. Heldin ist noch viel trauriger? Okay, dann wird sie beim Sex auch noch an den Haaren gezogen und geschlagen. Das Buch hätte ich natürlich nicht gekauft, wenn ich das vorher gewußt hätte. Ich finde sowas total widerlich. Aber gut, Julie Piper, die weibliche Protagonistin, fährt drauf ab. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Die Krönung des Buches kommt aber im Epilog, als die beiden schon ein Paar sind. Da wartet Reed, bis Julie auf der Arbeit ist, und bringt alle ihre Sachen aus ihrer Wohnung in seine Wohnung. Weil er findet, daß sie zusammenleben sollten. Es kommt aber noch besser. Nachdem Julie mitgekriegt hat, daß sie jetzt bei Reed wohnt, läßt er sie auch noch wissen, daß er sie heiraten wird. Ihren Vater hat er nämlich schon gefragt, und der war einverstanden. Echt, mir rollen sich die Zehennägel auf. Wenn dieser Typ ein lebendiger Mensch wäre, würde ich ihm wünschen, langsam und qualvoll an Syphilis zu sterben.
Ich hab bisher nur ein Buch von Victoria Dahl angefangen, ein neuerer Historical von ihr und da war die Heldin so dumm, bescheuert und oberflächlich, dass ich nach 30 Seiten genervt das Buch abgebrochen habe. Scheinbar ist es bei ihren Contemporaries nicht anders, von denen sollte ich also auch eher die Finger lassen. :O
AntwortenLöschenHi Lucina, Victoria Dahls Historicals habe ich noch gar nicht ausprobiert. Ich hatte vorher schon zwei andere Contemporaries von ihr gelesen. Die fand ich ganz okay, wenn ich auch die Heldinnen jeweils etwas merkwürdig fand. In einem davon war die Familie des Helden extrem nervig. Ich werde wahrscheinlich nichts mehr von ihr lesen.
LöschenPreisträger Nummer 1 scheint ja so ein richtiger Schatz zu sein. Oo So schlimm es ist, dass Autorinnen (oder ist das etwas ein Pseudonym für einen Autor?) so etwas schreiben, noch schlimmer finde ich, dass es bestimmt irgendwo auf der Welt Leserinnen gibt, die das Verhalten des Protagonisten "romantisch" finden.
AntwortenLöschenHallo Winterkatze, ich glaub schon, daß Tessa Bailey tatsächlich eine weibliche Autorin ist...zumindest, wenn die Fotos im Internet nicht gefälscht sind. Aber ich frage mich auch, warum es scheinbar unheimlich viele Frauen gibt, die so ein Verhalten romantisch finden. Ich habe z. B. 50 Shades of Grey nicht gelesen, aber es gibt da wohl unter anderem ein paar Szenen in denen der Protagonist (Christian?) seiner Freundin alles mögliche vorschreibt: was sie anzieht, wo sie arbeitet, zu welchem Arzt sie geht und wo sie sich die Haare schneiden läßt...ich kann sowas echt nicht lesen, ohne Haßattacken zu kriegen.
LöschenIch mag es auch, wenn man mir mal was aus der Hand nimmt oder mich mit etwas überrascht. Aber nur, wenn das auf einer Ebene stattfindet wie zum Beispiel das Abendessen. (Mein heimlicher Traum ist es immer, dass ich mal nach Hause komme und einen schön gedeckten Tisch und leckeres Essen vorfinde. :D) Das wäre doch mal romantisch. ;)
LöschenAber alles, was einen Menschen entmündigt, ist inakzeptabel - selbst dann, wenn es "nur" eine Liebesgeschichte ist.
Ganz genau, so sehe ich das auch.
LöschenLauter Herzchen, aber die Nummer 1 ist wirklich die Krönung.
AntwortenLöschenIch werde nie nachvollziehen können,warum manche Leserinnen sowas als "romantisch empfinden können. Im Bett unterwerfen ist eine Sache, aber das gesamte Leben dem anderen unterordnen?
Von Frau Dahl habe ich mal einen Contemporary gelesen. Keine Ahnung, wie der Titel war, aber die Heldin war auch ziemlich bescheuert. ;)
...hm. Langsam vermute ich, daß Victoria Dahl eine Schwäche für Heldinnen hat, die, sagen wir mal, nicht leicht zu mögen sind.
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