Montag, 6. Mai 2013

Stephen Blackmore: Dead Things

Eric Carter ist ein Magier der Fachrichtung Totenbeschwörung (bißchen wie Anita Blake, nur cooler). Vor vielen Jahren hat er seine Heimatstadt Los Angeles verlassen, doch jetzt kehrt er zurück, um herauszufinden, wer seine Schwester Lucy ermordet hat. Kaum dort angekommen, sind alle möglichen Leute hinter ihm her und wollen ihn selbst umbringen oder zumindest vertreiben. Aber wer? Sein alter Freund Alex, seine Ex-Freundin Vivian, ein lebendiger sowie ein toter Gangsterboss und auch eine mexikanische Totengöttin kommen in Frage, doch wer davon meint es ernst und wer hat etwas mit Lucys Tod zu tun? Eric hat es nicht leicht, das Verbrechen aufzuklären und selbst mit dem Leben davonzukommen.

Dead Things ist das erste Buch, das in der Gegenwartsform geschrieben ist und das ich trotzdem freiwillig gelesen habe. Ich könnte noch nicht mal sagen warum, aber es paßt einfach zu Stephen Blackmores Schreibstil.  Es ist eine von diesen hard-boiled Geschichten (ich benutze wirklich nicht gern überflüssige Anglizismen, aber für hard-boiled kenne ich keine angemessene Übersetzung), wie ich sie manchmal sehr gern mag. Der Ich-Erzähler Eric ist alles in allem keine besonders sympathische Figur, aber er ist auch nicht bösartig - und er ist irgendwie cool. Na ja, das war Anita Blake in den ersten paar Büchern schließlich auch, aber das nur nebenbei. Eric hat ein enorm dreckiges Mundwerk. Ich hatte sogar kurz die Idee, mal nachzuzählen, wie oft das Wort fuck auf den 295 Seiten vorkommt, aber dann war ich zu faul dazu. Für solche Aktivitäten sind e-books wohl doch besser geeignet!

Die Geschichte selbst ist für das Genre nichts außergewöhnliches. Eric hat eine schlimme Vergangenheit und eine wahrscheinlich schlimmere Zukunft, steckt ständig in Schwierigkeiten und wird dauernd verfolgt und konsequenterweise meistens auch aufgespürt und verprügelt oder sonstwie verletzt. Manchmal weiß er, wer ihm schaden will, manchmal auch nicht. Für einige Zeit hat er Grund, seinem Freund Alex zu mißtrauen, und jemand, von dem er dachte, er sei tot, ist es nicht so ganz.

Wie es in solchen Büchern nicht selten ist, stellt sich am Ende heraus, daß alle Handlungsstränge zusammenhängen und daß Lucy von jemandem getötet wurde, der eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Aber es ist eben eine wahnsinnig spannende Geschichte, mit Action von der ersten bis zur letzten Seite und wunderbar abgefahrenen Details. Es gibt keine Durchhänger und keine Langeweile, und ich habe mich beim Lesen einfach nur zurückgelehnt und die haarsträubenden Ereignisse auf mich einwirken lassen. (Ich hätte auch "genossen" schreiben können, aber das wäre vielleicht etwas geschmacklos. Es wird schließlich jede Menge Blut vergossen).

Übrigens kennt Eric wirklich die geilsten Zaubersprüche. Einmal ist er in einem Cadillac unterweges, was seine Verfolger auch wissen. Also klebt er einfach einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe, mit der Aufschrift: "Gray Honda Civic Totally Not A Cadillac". Ein anderes Mal entführt er einen Krankenwagen und fährt damit auf den Parkplatz eines vornehmen Country Clubs. Dort bringt er einen - oha, wie nennt man diesen Beruf? - Valet Parker dazu, den Krankenwagen zu parken und Eric stattdessen einen Mercedes zu bringen. Die Rechtfertigung folgt auf dem Fuße: "A few minutes later I'm on the road in somebody's S Class. Kid'll probably lose his job, but who wants to be stuck parking rich assholes' cars, anyway? Doing him a favor."

Tja, ich hoffe, mir tut niemals jemand so einen Gefallen. Trotzdem eine sehr coole Aktion. So wie sich das Ende anhört, könnte ich mir denken, daß es eine Fortsetzung geben wird, und da ich mit Dead Things so einen Spaß hatte, werde ich die auf jeden Fall auch lesen.


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