Montag, 31. Dezember 2012

Frohes Neues Jahr!

Ihr Lieben! Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit, Glück und daß alle eure Wünsche für 2013 in Erfüllung gehen! 

(Die Plüschgeweihe habe ich übrigens von meinem Liebsten zu Weihnachten bekommen. Ist das nicht abgefahren?)

Samstag, 15. Dezember 2012

Cherry Adair: Out of Sight

Das ist es. Das Kamelbuch. Also - das!! Kamelbuch. Und ich sag euch noch was: im Vergleich zu den anderen völlig absurden Handlungen in dem Buch ruft die Sache mit dem Kamel wirklich nur mildes Erstaunen hervor.

A. J. Cooper (das ist die Heldin des Buchs) und Kane Wright sind Agenten einer streng geheimen Geheimorganisation namens T-FLAC, neben denen die Navy SEALS wie leicht verhätschelte Kindergartenkinder aussehen. A. J. ist zwar relativ neu in der Geheimorganisation, aber ein As als Scharfschützin, sozusagen der Robin Hood der modernen Waffentechnik. Deswegen ist sie mit ihrem Chef Kane und ein paar anderen in Ägypten, um einem mutmaßlich islamischen Terroristen namens Raazaq, der die Weltherrschaft an sich reißen will,  zu einem vorzeitigen Date mit den 70 Jungfrauen zu verhelfen, die nach allem, was man so hört, den Heiligen Kriegern im Jenseits das Leben versüßen. Blöderweise versagt A. J. und trifft alles mögliche, nur nicht den Schurken. Andererseits wäre das Buch auf Seite 5 zuende gewesen, wenn sie ihn getroffen haette, und das wäre auch jammerschade. Nun tritt Plan B in Kraft. Um näher an Razaaq heranzukommen, treten Kane und A. J. als Fotograf und Model auf. Da A. J. wunder-wunderschön ist rechnen sie damit, daß Razaaq gar nicht anders kann, als sich an sie heranzumachen. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, wenn einer der Top-Agenten sich als Kellner, Schuhputzer oder Bakklava-Lieferant getarnt hätte, aber nun gut; niemand liest ein Cherry Adair-Buch wegen der logischen und nachvollziehbaren Handlung. A. J. trifft sich mit Razaaq und will ihn gerade vergiften, als Kane sie zurückpfeift. In einer Abfolge von vollkommen absurden, unlogischen und zweifellos in einem durch illegale Substanzen verursachten Rausch ersonnenen Handlungen verfolgen A. J. und Kane Razaaq durch die Wüste und retten am Ende die Welt vor einer Katastrophe, während sie gleichzeitig wie Karnickel rammeln, denen man Viagra unter die Möhren gemischt hat.

An Out of Sight ist einfach alles unwahrscheinlich, unmöglich und einfach nur unsinnig. Eigentlich wäre "Unsinn in der Wüste" auch ein viel besserer Titel für das Buch gewesen, aber dann hätte es währscheinlich keiner gekauft. Da ist zum einen A. J., die sich von einer nervösen Nachwuchs-Agentin in Xenia die Kriegerprinzessin verwandelt, und zwar innerhalb von einem Tag. Sie  schießt, sie prügelt sich, sie kennt die Landkarte von Ägypten auswendig und ist generell eine fleischgewordene Wikipedia-App. Kane ist da schon eher der Standard-Romantic Suspense-Held, toll aussehend, Muskeln wie aus Stahl, will in wirklich jeder Lebenslage Sex, gähn. Na ja, und dann die Handlung. Hier wurde Qualität großgeschrieben. Hier sind nicht nur die größeren und offensichtlichen Handlungsstränge absurd, oh nein. Frau Adair hat mit der allergrößten Sorgfalt darauf geachtet, das jedes noch so kleine Deteil absolut keinen Sinn hat. Ein Beispiel: Der Bösewicht Razaaq hat in einem größeren Umkreis um seine Wirkungsstätte herum alle Elektrogeräte sowie die Stromversorgung lahmgelegt. Kane und A. J. können auch genau feststellen, zu welcher Uhrzeit das geschehen ist - indem sie nachschauen, wann ihre Digitaluhren stehengeblieben sind...

Kane und A. J. bleiben während eines Sandsturms mit ihrem Auto in der Wüste liegen, vertreiben sich die Zeit mit stundenlangem Sex, schlafen ein wenig und stapfen dann meilenweit bei sengender Hitze durch den Sand, um schließlich in einer Oase bei einer Nomadenfamilie Zuflucht zu suchen. Und dann das:

"AJ slumped against Kane, yanking her bandanna down and scraping one hand across her dirty face to push her sand-encrusted hair back and out of her way. She looked gorgeous."

Klar doch. Am nächsten Morgen kommt A. J. frisch und sauber aus dem Nomadenzelt und...

"She still wore khaki pants, but she'd dusted off her cotton shirt and knotted it loosely at the waist, exposing a smile of tanned tummy."

Für eine wandelnde Wikipedia-App ist das ein ziemlich gewagter Auftritt an einem Ort, wo die aktuelle Damenmode eher in Richtung Bettlaken mit Sehschlitz tendiert.

Gegen Ende des Buches müssen A. J. und Kane die Welt und natürlich die wichtigsten Regierungsoberhäupter vor Razaaqs tödlichen Absichten retten. Wollt ihr wissen, wer die wichtigsten Regierungsoberhäupter der Welt sind? Also, Cherry Adair zufolge sind das: der Präsident der USA, der Premierminister von England, die Königin von England, ein saudi-arabischer Fürst und Königin Sofia von Spanien.

Alles in allem fand ich Out of Sight ganz lustig. Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen das Gefühl, daß ich es noch viel, viel lustiger finden würde, wenn ich sturzbetrunken wäre. Aber ich kann mir ja nicht eine Woche lang jeden Abend beim Lesen die Kante geben. Ist ungesund und würde sich negativ auf meine Arbeit auswirken...man muß jedenfalls, wenn man dieses Buch lesen möchte, das logische Denken abschalten. Weg damit, Logik brauchen wir nicht. Und man muß Absurditäten mögen. Vielleicht mal als Vorbereitung Die Ritter der Kokosnuß anschauen, das könnte zur Einstimmung beitragen.

Ach ja: die Sache mit dem Kamel. Das wird sehr detailliert beschrieben (Seite 215 bis 221 im Mass Market Paperback, für diejenigen, die keinen Bock haben, sich das ganze Buch anzutun). Besonders sexy fand ich diese Szene nicht, aber Daumen hoch für die Tatsache, daß unsere wackeren Helden es nicht nur auf dem Kamel treiben, sondern A. J. sich in Vorbereitung des Aktes auch komplett auszieht und ihre Haare löst, damit sie locker hinter ihr her wehen. Was ich nicht weiß, ist, ob dieses Kamel eins von den Viechern mit einem oder mit zwei Höckern ist. Eins davon ist kein Kamel, sondern ein Dromedar, aber ich kann mir nie merken, welches wie viele Höcker hat.


Sonntag, 2. Dezember 2012

Julie James: About That Night

Rylann Pierce ist eine junge Staatsanwältin, die einen verurteilten und gerade erst aus dem Gefängnis entlassenen Kriminellen im Zusammenhang mit einem anderen Fall verhören muß. Wie sich herausstellt, ist Kyle Rhodes genau der junge Mann, in den sie sich vor Jahren Hals über Kopf verliebt hatte. Rylann und Kyle würden gerne da weitermachen, wo sie vor einigen Jahren aufgehört hatten, doch Rylann hat Gewissensbisse: darf sie als Staatsanwältin mit einem verurteilten Verbrecher zusammensein, auch wenn sein Vergehen eher lustig als gefährlich war?

Ich kann's kaum fassen, wie lahmarschig ich beim Bloggen geworden bin! Ich entsinne mich, daß ich dieses Buch gelesen habe, als ich so fürchterlich krank war, daß ich sogar zum Arzt gehen und mich krankschreiben lassen mußte (nachdem meine Kollegen auf der Arbeit zu mir gesagt hatten: "Du siehst scheiße aus. Fahr nach Hause und leg dich ins Bett."). Das war im Mai!

Nun, Rylann und Kyle sind, wie fast immer in Julie James' Büchern, Charaktere, die es im wirklichen Leben nicht gibt und auch niemals geben wird. Sie sind jung, unfaßbar gutaussehend, reich (besonders Kyle, der der Sohn eines Milliardärs ist und als begnadeter Hacker auch durchaus in der Lage ist, seinen eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren), intelligent, humorvoll und liebenswert.

Kyle war im Gefängnis, weil er sich über etwas geärgert hatte, was seine Ex-Freundin auf Twitter gepostet hatte - nämlich ein kompromittierendes Foto von sich und einem anderen Typen  - und weil er daraufhin mit Hilfe seiner genialen Hackerfähigkeiten in sturzbetrunkenen Zustand Twitter sabotiert hatte. Kein großer Verlust, wenn man mich fragt - und in meiner Welt hätte man dem guten Kyle für diese Aktion wahrscheinlich ein Bier spendiert, ihm anerkennend auf die Schulter geklopft und ihn gefragt, ober er vielleicht mal alle Spam-mails des Universums an deren Absender zurückschicken kann. Daß alle, die an einem Dienst wie Twitter Geld verdienen, diese Aktion jetzt nicht ganz so lustig finden würden, ist auch klar - aber ich glaube nicht, daß man fürs Twitter-lahmlegen tatsächlich in den Knast kommt (außer vielleicht, wenn man das jede Woche macht).

Aber ich habe Rylanns Bedenken, mit Kyle zusammen zu sein, eben nicht so ganz verstanden. Daß sie mit ihm keine private Beziehung haben kann, während sie ihn als Zeugen für ihren Fall braucht, ist völlig klar, aber dieses Hindernis war nach etwa der Hälfte des Buches verschwunden und von da an hätten die beiden eigentlich freie Bahn gehabt. Rylanns Ex taucht auch noch auf, um etwas Unruhe zu stiften, aber als Leserin hatte ich nie ernsthafte Zweifel, ob sich Rylann für Kyle oder für ihren Ex entscheiden würde.

So gesehen ist About That Night spaßig und unterhaltsam mit tollen Dialogen und sympathischen Haupt- und Nebenfiguren, wie eigentlich immer bei Julie James. Aber einen Konflikt und eine richtige Handlung gibt es nicht wirklich. Selbstverständlich werde ich das nächste Julie James-Buch aber auch wieder lesen. Es wird sicher Spaß machen, und vielleicht hat es sogar etwas mehr Handlung, wer weiß?

Übrigens: es gibt noch eine klitzekleine Kleinigkeit, die mich ein bißchen gestört hat. Immer, wenn beschrieben wurde, wie überaus gutaussehend Kyle ist, wurde er mit einer Figur aus der Fernsehserie Lost verglichen. Liebe Autoren, bitte laßt doch solche Vergleiche. Ich habe noch nie eine Folge von Lost gesehen (kam das überhaupt im deutschen Fernsehen?), und habe auch nicht vor, das nachzuholen. Nicht jeder Mensch - und wahrscheinlich noch nicht mal jeder Mensch in den USA - kennt jede Serie!

Ach, und noch etwas. Unfaßbar attraktive, sportliche, humorvolle Nerds, die so richtig viel Erfolg bei den Frauen haben, gibt's meiner Ansicht nach auch nicht. Ihr kennt doch bestimmt alle dieses Klischee von den Computerfreaks, die rund um die Uhr vorm Rechner sitzen, bleich und dünn sind, uncoole Klamotten und Frisuren tragen und sich von Cola, Schokoriegeln und Tiefkühlpizzas ernähren? Und die sich in einer Sprache unterhalten, die niemand außer ihnen auch nur ansatzweise verstehen kann? Tja. Das ist kein Klischee. Die sind wirklich so. Zumindest die, die für meinen Arbeitgeber arbeiten.