Freitag, 22. Juni 2012

Jo Davis: Trial by Fire

Howard Paxton ist ein Feuerwehrmann mit dem Körper eines Bodybuilders (nur nicht so ölig. Hoffe ich) und einer schlimmen Kindheit, die ihn zu einem emotional distanzierten Menschen macht. Dann aber trifft er bei einem Einsatz die Grundschullehrerin Kat McKenna, und es funkt sofort zwischen den beiden. So dauert es auch nicht lange bis zum ersten Date. Dumm nur, daß ein finsterer Bösewicht gerade jetzt sein Unwesen treibt und Häuser und Frauen in Brand setzt. So dauert es über 300 Seiten, bis Howard und Kat Hand in Hand in den Sonnenuntergang reiten können...

Ich hatte ja schon Ride the Fire von Jo Davis gelesen, und das hatte mir so gut gefallen, daß ich bei meinem nächsten Amazon-Kaufrausch Trial by Fire bestellt hatte. Das schlummerte dann längere Zeit nahezu unbeachtet in meinem SUB, bis ich eine höchst amüsante Rezension bei Heroes and Heartbreakers fand. Natürlich mußte ich das Buch danach sofort lesen. Manchmal will man einfach ein Buch, das so schlecht ist, daß es schon wieder gut ist.

Eins muß man Jo Davis lassen: soweit ich das bisher beurteilen kann, sind ihre Bücher nicht langweilig. Ich finde ihren Schreibstil wirklich nicht übel, und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Allerdings gibt es hier wieder absolut gar nichts neuartiges oder originelles (mit einer Ausnahme, aber dazu kommen wir gleich). Dann und wann braucht man so etwas, und da wird man bei Trial by Fire gut bedient.

Laßt mich an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß Feuerwehrleute im wirklichen Leben nicht so sind wie die in den Jo Davis-Büchern. Also dermaßen psychisch angeschlagen, verkorkst, traumatisiert und teilweise alkoholdurchtränkt, daß sie kaum in der Lage sind, ihre Arbeit zu tun. Wenn ich in dem Ort wohnen würde, wo diese Bücher spielen, dann würde ich vorsichtshalber in jedem Raum meines Hauses drei Feuermelder anbringen, Tag und Nacht feuerfeste Kleidung tragen und nie, wirklich niemals etwas gefährliches tun wie Grillen oder eine Duftkerze anzünden (und ich liebe Duftkerzen. Besonders die, die ihre Farbe wechseln und nach Vanille riechen).

Aber zurück zum Buch. Dieser Howard ist ein Mann, der bei mir schon vor dem ersten Date verschissen hätte. Howard ruft nämlich an einem Sonntag nachmittag bei Kat an und will sie zu einem Ausflug abholen. In einer halben Stunde. WTF? In welchem mir unbekannten Paralleluniversum gibt es denn bitte eine Frau, die nicht mehr als eine halbe Stunde braucht, um sich auf ein Date vorzubereiten? Obendrein auf ein erstes Date? Und dann kommt er auch noch mit seiner Harley an. Na da steh ich ja voll drauf. Gibt doch nichts schöneres, als sich für einen Typen die Haare zu waschen und hübsch zu frisieren und dann festzustellen, daß sie wenig später unter einen Motorradhelm gestopft werden, damit sie sich in etwas plattgedrücktes und strähniges verwandeln können.

Nun gut, Kat sieht das alles ein bißchen anders und schafft es, in 15 Minuten fertig zu sein (bravo, Kat). Howard holt sie ab, drückt ihr den Motorradhelm in die Hand und sagt, daß sie ihre Handtasche zu Hause lassen soll.

Ich wiederhole das, weil es so unfaßbar ist. SIE. SOLL. IHRE. HANDTASCHE. ZU HAUSE LASSEN!!!!!!!!!!!!



Was, hat der gute Howard ein Sachbuch mit dem Titel "Wie man sich bei Susi unbeliebt macht" gelesen? Wo soll frau denn bitte ohne Handtasche lebensnotwendige Dinge wie ein Handy, Tempotücher und einen Labello unterbringen? Außer zum Müll rausbringen verlasse ich das Haus wirklich niemals ohne Handtasche. Unsere Heldin Kat ist da aber gar nicht zimperlich, denn sie läßt tatsächlich ihre Handtasche zurück, um mit Howard auf seinem Motorrad davonzubrausen. Und mir fällt gerade ein, daß ich ganz dringend ein paar Ohrstöpsel brauchen würde, wenn ich mal auf so einer Harley mitfahren wollte. Gestern (ohne Scheiß, das ist wirklich passiert) wartete ich mit meinem Auto vor einer roten Ampel und sorgte mich, das Auto könne kaputt sein, weil es so komische laute Geräusche machte. Dann sah ich, daß hinter mir ein Harley-Fahrer war, und der Ursprung der Geräusche war mir klar.

Unsere beiden Helden machen jedenfalls einen Ausflug in einen Park, und wie das so ist, wenn man mit einem Feuerwehrmann ausgeht: sie machen ein Picknick, tauschen tiefe Gedanken aus (über Howards schlimme Kindheit), er rettet ein Kind, sie gehen spazieren, sie haben Sex im Freien. Dabei erfahren wir, daß Kat, ich muß das jetzt mal so explizit erwähnen, untenrum kahlrasiert ist. Howard findet das total toll.

Das kuriose daran ist eben nur, daß sie so etwa drei oder vier Tage später schon wieder Locken hat. Ja, dort. Ob sie wohl eine spezielle Haarwuchsdiät kennt, mir der sie ein Vermögen machen könnte, wenn sie sie nicht mehr geheimhielte?

Der Rest des Buches geht in etwa so: Bösewicht tut böse Dinge, Kat will Howard, Howard will Kat, obwohl er ja wegen seiner psychischen Probleme keine feste Beziehung will, die beiden haben Zoff, Howard rettet Kat vor dem Bösewicht, alle sind glücklich.

Trial by Fire ist wirklich kein grottenschlechtes Buch. Es ist nicht langweilig, und zum Glück ist die Heldin Kat weder TSTL, noch leidet sie am Fußabtretersyndrom. Howard ist allerdings ein bißchen dumpfbackig. Aber was soll's. Grundsätzlich ist er 'n ganz netten Kerl, und auch Honks brauchen Liebe, stimmt's?

5 Kommentare:

  1. Also, ich hätte kein Problem damit meine Handtasche daheim zu lassen. Geldbörse in die hintere Tasche der Jeans, Schlüssel in die vordere und im schlimmsten Fall kann man auch die Taschentücher noch in der anderen vorderen Tasche verstauen. ;)

    Bodybuilderfiguren und Feuerwehrmänner hingegen machen mich so gar nicht an ... ne ne ... und irgendwie klingt die Geschichte auch nicht danach, als ob die nicht so gelungenen Teile wirklich ausgeglichen würden. ;)

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  2. Ist aber unbequem, wenn man ein Portemonnaie in der Gesäßtasche hat...es sei denn man ist völlig klamm und hat auch kein Kleingeld ;-)

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  3. Kleingeld wird doch eh rausgeworfen, wenn man nicht gerade zwei Euro zum Parken benötigt. :)

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  4. Ich habe gerade überlegt, wann ich das letzte Mal irgendwo ohne Handtasche war ... es will mir nicht einfallen. Ohne Handy komme ich super klar, aber ohne das Kramfach?

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  5. Genau, Soleil! In meiner Handtasche ist eine komplette Überlebensausrüstung, und ich bin überzeugt, daß McGyver mit ihrem Inhalt wahlweise eine Mondrakete, einen Fernseher oder ein simples, aber effektives System zur Bewässerung der Sahara bauen könnte!

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