Sonntag, 13. November 2011

Aus dem Tagebuch einer Regency-Romanheldin, Teil 11


Liebes Tagebuch,

ich wurde wach, als etwas warmes, dickflüssiges auf mein Gesicht tropfte und ich einen gellenden Schrei vernahm.

Oh. Nein.

Oh mein Gott.

Oh, was war nur geschehen?

Als ich vorsichtig die Augen öffnete, nahm ich wahr, daß ich offenbar in meiner Ohnmacht auf ein Sofa gesunken war. Ein Mann lag auf mir und sabberte in mein Gesicht. Es war Lord Festerwart!

Der gellende Schrei kam von meiner Mama. Sie schrie immer weiter und immer lauter. Schnell füllte sich der Raum mit neugierigen Gästen. Sie tuschelten und zeigten auf mich. Ich griff nach Lord Festerwarts Halstuch, um mir den Sabber aus dem Gesicht zu wischen; dann versuchte ich, ihn von mir herunterzuschubsen. Aber er ließ sich nicht abschütteln, sondern hielt sich an meinen mittlerweile halb entblößten Brüsten fest.

Oh mein Gott. Es war ein Albtraum!

Die Schreie meiner Mama wurden immer spitzer und lauter und sie begann, sich die Haare zu raufen. Ich fühlte, wie eine entsetzliche Migräne mich überkam.

"Kann mal jemand meiner Mama das Riechsalz reichen?" brüllte ich, doch niemand hörte mir zu. Außer vielleicht Lord Festerwart, der vor Schreck rülpste und, dem sich ausbreitenden Geruch nach zu urteilen, auch unter Blähungen litt.

Dann kam endlich mein Bruder Kevin in die Bibliothek von Lord und Lady Mousy gestürmt. Ich war in meinem ganzen Leben noch niemals so froh, ihn zu sehen!

Kevin packte Lord Festerwart am Kragen und riß ihn von mir herunter. Während ich mich aufsetzte und versuchte, meine Kleidung zu richten, schlug Kevin Lord Festerwart einige Male mit der Faust ins Gesicht, bis er (also, Lord Festerwart, nicht Kevin) aus der Nase und aus dem Mund blutete und einige Zähne ausspuckte. Dann zog Kevin einen seiner Handschuhe aus und schlug Lord Festerwart damit ins Gesicht. "Sie sind ein übler Schurke und haben meine unschuldige Schwester entehrt!" rief er erbost aus. "Ich fordere Satisfaktion!"

"Wie bitte?" entgegnete Lord Festerwart verdutzt und spuckte noch einen Zahn aus.

Kevin rollte entnervt die Augen. "Ein Duell, Sie Dorfdepp! Wir werden uns im Morgengrauen duellieren, so verlangt es die Tradition. Nennen Sie mir Ihre Sekundanten und wählen Sie die Waffen!"

"Äh…können wir uns mit faulen Tomaten bewerfen?"

Lady Mousy tippte Lord Festerwart auf die Schultern. "Guter Mann, um diese Jahreszeit gibt es keine Tomaten", sagte sie.

"Tomaten sind was für Schwuchteln." Kevin rümpfte die Nase.

"Tja dann vielleicht…hm, also…Pferdeäpfel?"

"Ist ja widerwärtig", grollte Kevin. "Kommen Sie schon, versuchen Sie mal, ein Mann zu sein. Es muß was scharfes, was spitzes oder was laut knallendes sein. Ist das denn so schwierig?"

Lord Festerwart ließ resigniert die Schultern hängen. "In Ordnung", seufzte er. "Dann wähle ich Säbel. Aber wenn ich das Duell gewinne, wird Ihre werte Schwester mir ihre Hand zur Ehe reichen!"

"Einverstanden", entgegnete Kevin. "Aber wenn Sie das Duell verlieren, dann heiraten Sie Mandy."

Dann wurde ich wieder ohnmächtig.

6 Kommentare:

  1. Mandy? Wer war Mandy?

    Die beiden Duellanten feilschen ja ganz schön um die Art der Waffen :D

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  2. Aber wer sonst könnte Mandy heißen als die Schwester von Kevin - also die Ich-Erzählerin ;-)

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  3. Wah... lach!
    ich hatte offenbar zu viel Whisky :D

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  4. Hah! Ich habe das mit Mandy sofort verstanden! *g* Aber ich frage mich, warum die beiden Herren sich noch duellieren, wenn das Ergebnis eh feststeht ... Nun, so richtig klug scheinen sie nicht zu sein ... glaube ich ... ;)

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  5. Na ja, Logik wird doch eh völlig überbewertet, oder...?

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  6. Vor allem in LiRos scheint das schon überflüssig zu sein ... ;)

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