Ich hab's ja diesmal lange geschafft, mich von dieser...äh...literarischen Erfahrung fernzuhalten! Okay, wo waren wir? Bösewicht Rafe hat den guten alten Onkel Cal entführt und ihn erstmal an den Handgelenken aufgehängt. Für Onkel Cal die perfekte Gelegenheit, sich in einer Rückblende in Kursivschrift an die gute alte Zeit zu erinnern. Damals hat es nicht nur Onkel Cal mit Isabelles Mama getrieben, sondern ihr angeblicher Papa James (und Onkel Cals bester Kumpel) war auch spielsüchtig. Tsk tsk. Aber es kommt noch schlimmer: um Spielschulden zu bezahlen, hat James an einen afrikanischen Kriegsherrn Waffen verkauft, und als dieser Handel aufflog, wurde Kevin, dem Bösewicht Rafe sein Papa, der Untat bezichtigt. James hatte ihn hereingelegt! Die ganze Geschichte erzählt Cal Rafe, und irgendwie muß sie sich wohl über telepathische Wellen oder die Bildzeitungs-App oder was auch immer unter allen Charakteren des Buchs verbreiten, denn plötzlich weiß auch Jake davon. Aber: wat nu?
Na was wohl? Isabelle läßt Jake wissen, daß sie sich fortan bis zur Festnahme Rafes vom FBI beschützen lassen wird, während Jake darüber nachdenkt, wie er Rafe finden und Onkel Cal befreien kann. Dann kommt ein weiterer unvermeidlicher Dialog über Isabelles Selbstfindungstrip und ihre und Jakes Beziehung (ich habe nicht mitgezählt, schätze aber, daß es das etwa 583. Gespräch dieser Art in den 370 Seiten dieses Buchs sein dürfte). Und natürlich bleibt auch noch mehr als genug Zeit für 'ne schnelle Nummer:
"I do love you."
He swallowed hard. "That scares me more than anything. But fuck, Isabelle, I do love you."
She smiled, the first real smile he'd seen all day, since the insanity began. "'But fuck, Isabelle, I do love you'?" she repeated. "You know, only coming from you could that actually sound romantic."
And he laughed and she laughed and that felt good. Real.
He took the gun out of his pants and laid it on the table.
"The safety's not on", he said, and then he let her push him so he was flat on his back on the bed.
Ah. Wie ergreifend. Was könnte sich eine Frau denn mehr wünschen als einen Typen, der beim Sex sogar die Waffe ablegt?
Wenig später wird Isabelle von einem FBI-Agenten abgeholt und in einem Auto weggebracht. Nach ungefähr 500 Metern fängt sie an zu quengeln, es sei ein Fehler gewesen und man möge sie sofort zu Jake und seinem Haus zurückbringen - aber zu spät: der FBI-Agent hat plötzlich ein Einschußloch im Kopf, und der Fahrer des Wagens stellt sich als Rafe heraus.
Leider hat Rafe wie so viele Buch- und Filmschurken das dringende Bedürfnis, seine Opfer noch in epischer Breite über seine Pläne für weitere Untaten zu informieren. Deswegen sieht er auch davon ab, mich von meinem Leid zu erlösen, indem er Isabelle unverzüglich an Ort und Stelle meuchelt. Stattdessen erzählt er ihr von seinen Plänen, Jake und Onkel Cal um die Ecke zu bringen und Isabelle mit nach Afrika zu nehmen.
Also mal ehrlich. Was zum Teufel wollen all die Typen in diesem Buch mit dieser Nervensäge Isabelle? Wenn ich ein Mann wäre, würde ich die noch nicht mal anrühren, wenn sie wie Salma Hayeks hübschere Schwester aussähe, eine eigene Brauerei besäße und jeden Tag in roten Seidendessous das ganze Haus putzen würde!
Natürlich läßt es sich Isabelle auch jetzt nicht nehmen, ihre innere Frau Kalwass heraushängen zu lassen, und während Rafe sie an einem Baum festkettet, läßt sie ihn in ihrer unendlichen Güte an ihrer Weisheit teilhaben:
"You can't blame your life on other people", she told him.
He took a few steps toward her, grabbed her ankles and began to chain her to the nearest tree. He grabbed her already bound wrists and wrapped the metal shackles around them.
"Your father and your uncle - or should I say,your two fathers - ruined my life. Do you know what kind of monsters raised me, Izzy?"
"I know you had all the chances in the world to make something of yourself. I know that every man's worth more than the very worst thing he's ever done - it's not too late for you, Rafe."
Sekunden später hat Rafe die zweifelhafte Ehre, der erste in diesem Buch zu sein, der etwas sinnvolles tut: er knebelt Isabelle. Hätte er das mal schon viel eher getan.
Nun taucht Jake auf, der sich, wie sich herausstellt, im Kofferraum des FBI-Autos versteckt hatte. Es folgt der unvermeidliche "Isabelle ist mein - nein, mein - nein mein, und außerdem sollen alle leiden, weil ihr Vater meinen Vater um die Ecke gebracht hat - bla, bla"-Dialog. Blöd, daß gerade kein Schnee zu liegen scheint, denn sonst hätten sie sich das ganze sparen und einfach gucken können, wer ein größeres Loch in den Schnee pinkeln kann.
Offenbar bin ich jedoch nicht die einzige, die von dem ganzen Geschwafel genervt ist, denn Jakes Kumpel Nick erscheint aus dem nichts und erschießt Rafe ohne weitere Umschweife. Bravo, Nick! Wenn du Jake und Isabelle jetzt vielleicht noch dazu überreden könntest, ein Schweigegelübde abzulegen...? Nein? Na ja, einen Versuch war es wert.
Tja, eigentlich könnten jetzt alle in den Sonnenuntergang reiten und bis an ihr Lebensende tiefschürfende Gedanken über ihre jeweiligen Beziehungen austauschen, wenn sie nicht gerade das amerikanische Militär für seine gelungene Ausbildung 15jähriger Knaben zu perfekten Kampfmaschinen bewundern, wenn nicht...tja, wenn es nicht noch ein klitzekleines Problem gäbe. Der soeben sang- und klanglos verblichene Rafe hat nämlich mehrere Sprengsätze versteckt, die jederzeit explodieren könnten. Nun muß Isabelle am Baum gefesselt bleiben, bis sie alle gefunden und entschärft wurden. Wenn Jake schlau wäre, hätte er auch den Knebel in ihrem Mund gelassen - aber schließlich haben wir ja mittlerweile gelernt, daß es nicht seine intellektuellen Kapazitäten sind, die ihn so bewundernswert machen, nicht wahr?
Sonntag, 29. August 2010
Sonntag, 22. August 2010
Meredith Duran: Bound By Your Touch
Lydia Boyce ist die Tochter eines Ägyptologen und führt dessen Geschäfte im heimatlichen London. Eines Tages hält sie vor der Crème de la Crème der britischen Gesellschaft einen Vortrag über dessen wissenschaftliche Erkenntnisse, der abrupt von einem offensichtlich betrunkenen jungen Mann unterbrochen wird, der eine ägyptische Stele trägt. Zum großen Erstaunen aller identifiziert Lydia die Stele sofort als Fälschung, was sowohl für sie selbst als auch für den jungen Mann, James Viscount Sanburne, ungünstig ist. Es stellt sich nämlich sehr schnell heraus, daß das gefälschte Artifakt von Lydias Vater nach England geschickt wurde, und daß James es nur gekauft hat, um seinem verhaßten, ägyptenbegeisterten Vater eins auszuwischen. Lydia ist jedoch felsenfest davon überzeugt, daß ihr geliebter Vater niemals eine Fälschung in Umlauf bringen würde. Sie und James versuchen, der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen, und kommen sich dabei unerwartet näher...
Nachdem ich schon von Written On Your Skin begeistert war, habe ich beglückt festgestellt, daß auch Bound By Your Touch ein großartiges Buch ist. Es ist schon erstaunlich, wie Meredith Duran eine uralte, tausendmal gelesene Liebesroman-Handlung nehmen und in etwas völlig neuartiges verwandeln kann; und das liegt noch nicht mal so sehr an der Handlung selbst, als vielmehr an den vielschichtigen Charakteren.
James ist ein zutiefst unglücklicher Mann, den das schlechte Gewissen plagt. Seine Schwester Stella war mit einem gewalttätigen Mann verheiratet und wurde von ihm geschlagen und gequält. Schließlich hat sie ihn vor einigen Jahren getötet und lebt seitdem in einer Nervenklinik. James macht sich Vorwürfe, weil er seine Schwester nicht gerettet hat, aber noch größere Vorwürfe macht er seinem Vater, denn auch dieser hat seiner Ansicht nach keinen Finger gekrümmt, um Stella zu retten. Die Ablenkung die James von seinem Kummer sucht, ist eher gefährlicher Art: er feiert ständig wilde Parties mit Drogen und Alkohol im Überfluß, und er treibt sich häufig in den Slums von London herum, um dort an Faustkämpfen und anderen Exzessen teilzunehmen.
Lydia ist das genaue Gegenteil: sie ist eine außerordentlich pragmatisch denkende Frau, die in jeder Situation schnell einen Weg findet, das beste daraus zu machen. Vor einigen Jahren hatte sie sich in einen jungen, aufstrebenden Politiker verliebt und dachte, daß er sie heiraten würde - doch stattdessen heiratete er ihre Schwester Sophie. Sophie ist eine bildhübsche Frau, die immer das bekommt, was sie will - und insgeheim war sie immer ein wenig neidisch auf Lydia, die im Gegensatz zu ihr an der Ägyptenbegeisterung des Vaters teilhaben durfte. Nun müssen die beiden zu allem Überfluß unter einem Dach leben, denn ihre jüngste Schwester Antonia soll in die Gesellschaft eingeführt werden.
Liebe auf den ersten Blick ist es weder für Lydia noch für James, und ihre anfängliche Einschätzung seiner Person - die sie ihm übrigens einfach mal direkt ins Gesicht sagt - ist nicht gerade schmeichelhaft:
"You're a butterfly", she said. "Aimless by nature, useless by choice, and highly decorative. Annoying, when you flap into someone's face."
Nach und nach lernen die beiden sich jedoch besser kennen und schätzen. Was aber keineswegs bedeutet, daß sie mit allem einverstanden sind, was der jeweils andere sagt und tut.
Lydia findet, daß James sich mit seinem ständigen Haß auf seinen Vater nur selbst schadet, und daß er aufgrund seines Reichtums, seiner guten Beziehungen und auch seiner Intelligenz viel mehr bewirken könnte, wenn er seine Zeit nicht mit Suff und Prügeleien verschwenden würde.
James dagegen meint, daß Lydia die Heldenverehrung für ihren Vater übertreibt und sie sich ernsthaft mit der Möglichkeit befassen sollte, daß dieser tatsächlich in finstere Geschäfte verwickelt sein könnte.
Beide müssen in vieler Hinsicht umdenken, bevor das Buch ein glaubwürdiges Happy End hat. Sowohl James als auch Lydia sind vom Schicksal gebeutelt, das muß wohl so sein in einem Meredith Duran-Buch. Aber das interessante daran ist, daß sie wie echte Menschen mit Stärken und Schwächen wirken, und daß nicht alle ihre Probleme letzten Endes wie durch Zauberhand verschwinden.
Bound By Your Touch ist spannend und so gut geschrieben, daß ich es gar nicht mehr weglegen wollte und innerhalb von kürzester Zeit durchgelesen habe. Für einen Liebesroman ist es nicht gerade leichte Kost, aber man kann sich wirklich richtig darin vertiefen und seine Umgebung vergessen.
Nachdem ich schon von Written On Your Skin begeistert war, habe ich beglückt festgestellt, daß auch Bound By Your Touch ein großartiges Buch ist. Es ist schon erstaunlich, wie Meredith Duran eine uralte, tausendmal gelesene Liebesroman-Handlung nehmen und in etwas völlig neuartiges verwandeln kann; und das liegt noch nicht mal so sehr an der Handlung selbst, als vielmehr an den vielschichtigen Charakteren.
James ist ein zutiefst unglücklicher Mann, den das schlechte Gewissen plagt. Seine Schwester Stella war mit einem gewalttätigen Mann verheiratet und wurde von ihm geschlagen und gequält. Schließlich hat sie ihn vor einigen Jahren getötet und lebt seitdem in einer Nervenklinik. James macht sich Vorwürfe, weil er seine Schwester nicht gerettet hat, aber noch größere Vorwürfe macht er seinem Vater, denn auch dieser hat seiner Ansicht nach keinen Finger gekrümmt, um Stella zu retten. Die Ablenkung die James von seinem Kummer sucht, ist eher gefährlicher Art: er feiert ständig wilde Parties mit Drogen und Alkohol im Überfluß, und er treibt sich häufig in den Slums von London herum, um dort an Faustkämpfen und anderen Exzessen teilzunehmen.
Lydia ist das genaue Gegenteil: sie ist eine außerordentlich pragmatisch denkende Frau, die in jeder Situation schnell einen Weg findet, das beste daraus zu machen. Vor einigen Jahren hatte sie sich in einen jungen, aufstrebenden Politiker verliebt und dachte, daß er sie heiraten würde - doch stattdessen heiratete er ihre Schwester Sophie. Sophie ist eine bildhübsche Frau, die immer das bekommt, was sie will - und insgeheim war sie immer ein wenig neidisch auf Lydia, die im Gegensatz zu ihr an der Ägyptenbegeisterung des Vaters teilhaben durfte. Nun müssen die beiden zu allem Überfluß unter einem Dach leben, denn ihre jüngste Schwester Antonia soll in die Gesellschaft eingeführt werden.
Liebe auf den ersten Blick ist es weder für Lydia noch für James, und ihre anfängliche Einschätzung seiner Person - die sie ihm übrigens einfach mal direkt ins Gesicht sagt - ist nicht gerade schmeichelhaft:
"You're a butterfly", she said. "Aimless by nature, useless by choice, and highly decorative. Annoying, when you flap into someone's face."
Nach und nach lernen die beiden sich jedoch besser kennen und schätzen. Was aber keineswegs bedeutet, daß sie mit allem einverstanden sind, was der jeweils andere sagt und tut.
Lydia findet, daß James sich mit seinem ständigen Haß auf seinen Vater nur selbst schadet, und daß er aufgrund seines Reichtums, seiner guten Beziehungen und auch seiner Intelligenz viel mehr bewirken könnte, wenn er seine Zeit nicht mit Suff und Prügeleien verschwenden würde.
James dagegen meint, daß Lydia die Heldenverehrung für ihren Vater übertreibt und sie sich ernsthaft mit der Möglichkeit befassen sollte, daß dieser tatsächlich in finstere Geschäfte verwickelt sein könnte.
Beide müssen in vieler Hinsicht umdenken, bevor das Buch ein glaubwürdiges Happy End hat. Sowohl James als auch Lydia sind vom Schicksal gebeutelt, das muß wohl so sein in einem Meredith Duran-Buch. Aber das interessante daran ist, daß sie wie echte Menschen mit Stärken und Schwächen wirken, und daß nicht alle ihre Probleme letzten Endes wie durch Zauberhand verschwinden.
Bound By Your Touch ist spannend und so gut geschrieben, daß ich es gar nicht mehr weglegen wollte und innerhalb von kürzester Zeit durchgelesen habe. Für einen Liebesroman ist es nicht gerade leichte Kost, aber man kann sich wirklich richtig darin vertiefen und seine Umgebung vergessen.
Montag, 16. August 2010
Das glaubt mir wieder keiner...
...aber ich kann's mir trotzdem nicht verkneifen.
Es geschah heute morgen, am 16.08.10, gegen 8.30 Uhr in Dortmund-Derne. Ich verließ das Haus um mich, zu zugegebenermaßen fortgeschrittener Uhrzeit, auf den Weg zur Arbeit zu machen. Bevor ich jedoch die Straße überqueren und zum Parkplatz gehen konnte, mußte ich auf dem Bürgersteig warten, denn ein kleiner Lieferwagen fuhr vorbei.
Dieser Lieferwagen war weiß und hatte ein Blumenmuster, das mich zu der Mutmaßung veranlaßte, es handele sich um das Gefährt eines Floristen oder Friedhofsgärtners. Es war auch eine große und selbst für sehr kurzsichtige Menschen problemlos erkennbare Werbeaufschrift darauf. Und diese Werbeaufschrift lautete:
Oh. Mein. Gott...
Es geschah heute morgen, am 16.08.10, gegen 8.30 Uhr in Dortmund-Derne. Ich verließ das Haus um mich, zu zugegebenermaßen fortgeschrittener Uhrzeit, auf den Weg zur Arbeit zu machen. Bevor ich jedoch die Straße überqueren und zum Parkplatz gehen konnte, mußte ich auf dem Bürgersteig warten, denn ein kleiner Lieferwagen fuhr vorbei.
Dieser Lieferwagen war weiß und hatte ein Blumenmuster, das mich zu der Mutmaßung veranlaßte, es handele sich um das Gefährt eines Floristen oder Friedhofsgärtners. Es war auch eine große und selbst für sehr kurzsichtige Menschen problemlos erkennbare Werbeaufschrift darauf. Und diese Werbeaufschrift lautete:
KREATIVITÄT IN SEINER SCHÖNSTEN FORM
Oh. Mein. Gott...
Sonntag, 15. August 2010
Rob Thurman: Madhouse
Cal und Niko Leandros sind zwei Brüder, die in New York eine Detektei betreiben, die sich auf das Aufspüren und Töten gefährlicher Monster spezialisiert hat. Promise, Nikos Vampirfreundin, verschafft ihnen einen neuen Auftrag: sie sollen eine Kreatur aus dem mittelalterlichen Schottland aufspüren und töten, die mit Hilfe einer Armee selbstgemachter zombieähnlicher Wesen Unmengen von Menschen fängt, auf grausame Art tötet, und frißt. Das ist jedoch leichter gesagt als getan - und neben der Kreatur, Sawney Beane, gibt es noch ein paar andere Probleme, von denen eine technikbesessene, schußwaffenliebende Mumie noch das geringste ist. Jemand trachtet Cals und Nikos Freund Robin Goodfellow nach dem Leben, und der mittlerweile 18jährige Cal weiß kaum noch wohin mit seinen jugendlichen Trieben...
Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!
Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!
Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.
Eine Diskussion auf Irinas Blog hat mich daran erinnert, daß ich schon lange den dritten Teil von Rob Thurmans Cal und Niko-Serie lesen wollte. Ehrlich gesagt, ist die Handlung nicht das entscheidende an diesem Buch, obwohl ständig etwas passiert und es nicht eine Minute lang langweilig wird. Das entscheidende sind eher Cals Sprüche - das Buch wird in der Ich-Form aus seiner Perspektive erzählt. Rob Thurmans Schreibstil ist wirklich etwas, was man genießen kann. Dazu kommt, daß ständig neue gruselige, eklige und einfach haarsträubende legendäre Kreaturen auftauchen. Ich frage mich, ob die Autorin die durch stundenlanges Googeln ausfindig gemacht hat, oder ob sie sie sich ausgedacht hat; wenn die Monster ausgedacht sind, kann man ihr eine erstaunliche - wenn auch zur Perversität neigende - Fantasie bescheinigen. Allerdings kommt hier und da auch eine Sagengestalt vor, die der Leser schon kennt. Ich habe zum Beispiel aus diesem Buch gelernt, daß der Rattenfänger von Hameln ein Schwarzer mit kurzen Dreadlocks ist und heutzutage als Musiker in New York lebt!
Madhouse ist spannend, witzig und gut geschrieben - und es hat sogar ein sehr gelungenes Cover. Bleibt nur noch die Frage, ob in der nächsten Folge dieser Serie endlich mal das Stollengespenst von Kupferdreh, ein paar Dilldappen oder die Wolpertinger auftauchen. Oder vielleicht ein Lindwurm, oder...oder...ach, es gibt ja soviele Fabelwesen!
Madhouse ist für mich der Fantasy-Teil der "Ich bilde mich weiter"-Challenge.
Dienstag, 3. August 2010
Jennifer Benkau: Nybbas Träume
Joana Sievers ist eine junge Frau, die viel Schlimmes erlebt hat, einiges davon selbstverschuldet. Albträume machen ihr zu schaffen, und sie vegetiert eher vor sich hin, als daß sie lebt. Eines Tages lernt sie einen faszinierenden Mann kennen, der sie durch seine Arroganz und sein Machogehabe abstößt, aber zu dem sie sich dennoch hingezogen fühlt, weil er sie mit allen ihren Problemen so nimmt, wie sie ist, ohne ein Urteil zu fällen. Mit Nicholas Nyrr, dem Nybbas (was denn?! Ist immer noch besser, als wenn er "Zhorn" oder "Wuht" oder "Mhächtig Angepihsst" hieße!) scheint jedoch etwas nicht zu stimmen, und auch Joanas Tante verhält sich plötzlich mehr als seltsam und versucht, ihr weiszumachen, daß die Welt voller Dämonen sei...
Das Buch habe ich vom Sieben Verlag bekommen und möchte mich dafür ganz herzlich bedanken! Ich war zuerst mißtrauisch bei dem Gedanken, ein Buch zu lesen, dessen Held ein Dämon ist. Ich hatte da immer so ein geiferndes, grünliches, röchelndes, sabberndes Etwas mit Hörnern und knorpeligen langen Fingern vor Augen (ich schätze, so ein Ding muß ich mal in einem Horrorfilm gesehen haben). Dankenswerterweise hat die Autorin ihren Helden mit einem blendend aussehenden menschlichen Wirtskörper und einer eher etwas vage beschriebenen und nicht allzu widerwärtigen Dämonengestalt ausgestattet.
Das Buch ist gut geschrieben und unterhaltsam, und die Erklärung, warum eine menschliche Frau und ein Dämon eine Beziehung haben können, ist wirklich plausibel, sofern man sich auf die Fantasie einläßt, es gäbe Dämonen: der Nybbas ist eigentlich weder gut noch böse, er ist einfach so wie er ist. Er ernährt sich von den Gefühlen von Menschen, was diesen gar nicht gut bekommt - aber das macht er nicht aus Gehässigkeit, sondern weil es seiner Natur entspricht: etwa so wie Löwen Antilopen reißen und Gymnasiallehrer uncoole Cordhosen und -jacken tragen (na ja, in den 80er Jahren taten sie das jedenfalls). Das heißt aber mitnichten, daß der Nybbas ein Weichei ist: das zeigt schon die absolut brillante erste Szene des Buches. Auch später, als er und Joana schon ein Paar sind, macht er ihr keine Versprechungen, sich zu ändern, oder gar ihre Freunde und Bekannten zu verschonen. Da muß ich sagen: Respekt. Weichgespülte Vampire und sonstige übernatürliche Kreaturen, die nach dem Finden der Traumfrau so gefährlich und aufregend wie Mainzelmännchen sind oder sogar in der Sonne glitzern, gibt es ja nun wirklich schon mehr als genug im Bereich der Paranormal-Bücher.
Joana ist ein bißchen schwerer zu verstehen, aber sie hat doch immerhin trotz all ihrer Probleme ein gesundes Selbstbewußtsein. Sie neigt zu sehr impulsiven Handlungen, aber als TSTL würde ich sie eigentlich nicht bezeichnen. Meistens merkt sie es auch selbst, wenn sie etwas falsch gemacht hat, obwohl es dann manchmal schon zu spät ist.
Ein paar kleine Kritikpunkte hätte ich dann aber doch.
Etwas gestört hat mich, daß der Aufenthalt Joanas bei den Clerica - das ist ein Geheimbund - in der Geschichte ein wenig zu kurz kam. Dieser Geheimbund besteht aus nur sehr wenigen Personen, weil man das, was sie tun, nur dann lernen kann, wenn es einem quasi angeboren ist. Darüber hinaus nehmen diese Leute ihre Aufgaben sehr ernst. Trotzdem geben sie sich keine besondere Mühe, Joana auf ihre Seite zu ziehen oder ihr eine ordentliche Unterweisung zukommen zu lassen.
Warum Joana sich nach ihrer ersten Liebesnacht überhaupt noch mal mit Nicholas einläßt, habe ich auch nicht so ganz nachvollziehen können, denn das ganze ist ziemlich abtörnend:
"Ihr schwindelte und für einen Moment durchfuhr sie eine Verzweiflung, die ihr den Verstand nehmen wollte. Eine Welle plötzlicher Einsamkeit schwappte über sie hinweg und entriß ihr ein Aufschluchzen."
Hm. Müßte ich nicht haben. Aber Joana kann darüber hinwegsehen.
Dazu kommt, daß sich im letzten Drittel des Buches einige Wörter tummeln, die ihren Platz eigentlich nur im Bullshit Bingo haben dürften. Die folgende Stelle hat mich leider arg aus dem Erzählfluß gerissen; da haben sich Nicholas und Joana gerade ihre gegenseitige Zuneigung eingestanden und sind im Begriff, Sex zu haben. Plötzlich das:
"Dies ist der Point of no return", murmelte er an ihrem Handrücken und hauchte einen Kuß darauf."
Ich bin ja sowieso keine Freundin überflüssiger Anglizismen, aber in einer Liebes- oder Sexszene haben die nun wirklich überhaupt gar nichts zu suchen!
Insgesamt ist Nybbas Träume ein spannendes, unterhaltsames Buch mit etwas Verbesserungspotential - es dürfte auf jeden Fall interessant sein, die Fortsetzung zu lesen und zu sehen, was es mit dem "Federvieh" auf sich hat.
Das Buch habe ich vom Sieben Verlag bekommen und möchte mich dafür ganz herzlich bedanken! Ich war zuerst mißtrauisch bei dem Gedanken, ein Buch zu lesen, dessen Held ein Dämon ist. Ich hatte da immer so ein geiferndes, grünliches, röchelndes, sabberndes Etwas mit Hörnern und knorpeligen langen Fingern vor Augen (ich schätze, so ein Ding muß ich mal in einem Horrorfilm gesehen haben). Dankenswerterweise hat die Autorin ihren Helden mit einem blendend aussehenden menschlichen Wirtskörper und einer eher etwas vage beschriebenen und nicht allzu widerwärtigen Dämonengestalt ausgestattet.
Das Buch ist gut geschrieben und unterhaltsam, und die Erklärung, warum eine menschliche Frau und ein Dämon eine Beziehung haben können, ist wirklich plausibel, sofern man sich auf die Fantasie einläßt, es gäbe Dämonen: der Nybbas ist eigentlich weder gut noch böse, er ist einfach so wie er ist. Er ernährt sich von den Gefühlen von Menschen, was diesen gar nicht gut bekommt - aber das macht er nicht aus Gehässigkeit, sondern weil es seiner Natur entspricht: etwa so wie Löwen Antilopen reißen und Gymnasiallehrer uncoole Cordhosen und -jacken tragen (na ja, in den 80er Jahren taten sie das jedenfalls). Das heißt aber mitnichten, daß der Nybbas ein Weichei ist: das zeigt schon die absolut brillante erste Szene des Buches. Auch später, als er und Joana schon ein Paar sind, macht er ihr keine Versprechungen, sich zu ändern, oder gar ihre Freunde und Bekannten zu verschonen. Da muß ich sagen: Respekt. Weichgespülte Vampire und sonstige übernatürliche Kreaturen, die nach dem Finden der Traumfrau so gefährlich und aufregend wie Mainzelmännchen sind oder sogar in der Sonne glitzern, gibt es ja nun wirklich schon mehr als genug im Bereich der Paranormal-Bücher.
Joana ist ein bißchen schwerer zu verstehen, aber sie hat doch immerhin trotz all ihrer Probleme ein gesundes Selbstbewußtsein. Sie neigt zu sehr impulsiven Handlungen, aber als TSTL würde ich sie eigentlich nicht bezeichnen. Meistens merkt sie es auch selbst, wenn sie etwas falsch gemacht hat, obwohl es dann manchmal schon zu spät ist.
Ein paar kleine Kritikpunkte hätte ich dann aber doch.
Etwas gestört hat mich, daß der Aufenthalt Joanas bei den Clerica - das ist ein Geheimbund - in der Geschichte ein wenig zu kurz kam. Dieser Geheimbund besteht aus nur sehr wenigen Personen, weil man das, was sie tun, nur dann lernen kann, wenn es einem quasi angeboren ist. Darüber hinaus nehmen diese Leute ihre Aufgaben sehr ernst. Trotzdem geben sie sich keine besondere Mühe, Joana auf ihre Seite zu ziehen oder ihr eine ordentliche Unterweisung zukommen zu lassen.
Warum Joana sich nach ihrer ersten Liebesnacht überhaupt noch mal mit Nicholas einläßt, habe ich auch nicht so ganz nachvollziehen können, denn das ganze ist ziemlich abtörnend:
"Ihr schwindelte und für einen Moment durchfuhr sie eine Verzweiflung, die ihr den Verstand nehmen wollte. Eine Welle plötzlicher Einsamkeit schwappte über sie hinweg und entriß ihr ein Aufschluchzen."
Hm. Müßte ich nicht haben. Aber Joana kann darüber hinwegsehen.
Dazu kommt, daß sich im letzten Drittel des Buches einige Wörter tummeln, die ihren Platz eigentlich nur im Bullshit Bingo haben dürften. Die folgende Stelle hat mich leider arg aus dem Erzählfluß gerissen; da haben sich Nicholas und Joana gerade ihre gegenseitige Zuneigung eingestanden und sind im Begriff, Sex zu haben. Plötzlich das:
"Dies ist der Point of no return", murmelte er an ihrem Handrücken und hauchte einen Kuß darauf."
Ich bin ja sowieso keine Freundin überflüssiger Anglizismen, aber in einer Liebes- oder Sexszene haben die nun wirklich überhaupt gar nichts zu suchen!
Insgesamt ist Nybbas Träume ein spannendes, unterhaltsames Buch mit etwas Verbesserungspotential - es dürfte auf jeden Fall interessant sein, die Fortsetzung zu lesen und zu sehen, was es mit dem "Federvieh" auf sich hat.
Sonntag, 1. August 2010
Leighton Gage: Blood of the Wicked
In Cascatas do Pontal, einer mittelgroßen Stadt im Westen des brasilianischen Bundesstaats São Paulo, wird ein Erzbischof erschossen, der dort eine neue Kirche einweihen will. Der Papst und der brasilianische Staatspräsident sind entsetzt, und so wird Chefinspektor Mario Silva von der brasilianischen Bundespolizei unverzüglich in den Ort geschickt, um das Verbrechen aufzuklären. Dort angekommen, finden Silva und sein Kollege und Neffe Hector Costa schnell heraus, daß in Cascatas ein regelrechter Krieg zwischen den Landbesitzern einerseits und den verarmten Landarbeitern andererseits im Gange ist. Es hat bereits mehrere Morde und Entführungen gegeben, und innerhalb der katholischen Kirche ist man sich uneins, welche Seite zu unterstützen ist. Dazu kommt, daß der Polizeichef des Ortes selbst kaum Interesse an der Aufklärung des Falls zu haben scheint, und schon gar nicht bereit ist, mit der Bundespolizei zusammenzuarbeiten...
Wow, dieser Krimi ist nichts für schwache Nerven. Es gibt einige Szenen mit extremer Gewalt, und fast noch schlimmer sind die Abgründe, die sich in den Charakteren der Personen, einschließlich der Polizisten, auftun. Das Buch hat außerdem genau die Art von Erzählstruktur, die mich normalerweise fürchterlich nervt: in der ersten Hälfte springt es ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her. Zuerst wird das erste Verbrechen - der Mord am Erzbischof - geschildert, dann wird Chefinspektor Silva mit der Aufklärung beauftragt, und anschließend folgt eine längere Schilderung von dessen wirklich grauenhaften Erlebnissen in seiner Jugend, die dazu führten, daß er Polizist werden wollte. In diesem Fall hat mir das aber nichts ausgemacht, denn das Buch ist wirklich von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich spannend.
Chefinspektor Silva und seine Kollegen müssen sich durch einen Wust von Korruption kämpfen, denn die reichen Landbesitzer benehmen sich wie Herrscher und werden von den Behörden des Landes auch so behandelt. Daneben gibt es unglaubliches Elend; und die armen Menschen sind nahezu rechtlos. Mit der Polizei sprechen oder ihr helfen mag niemand; die einen, weil sie etwas zu verbergen haben, die anderen, weil sie sich fürchten. Journalisten, die über gewisse Themen wie z. B. die Auseinandersetzungen zwischen Landbesitzern und Arbeitern schreiben, leben extrem gefährlich. Einmal muß einer der Polizisten sich sogar als schwuler Freier eines minderjährigen Straßenjungen ausgeben, um von diesem Informationen zu erhalten!
Ich bin nur einmal in meinem Leben für wenige Tage in Brasilien gewesen und kann so natürlich nicht behaupten, mich in dem Land und mit seinem Bewohnern besonders gut auszukennen. So kann ich auch nicht wirklich einschätzen, wie realistisch die Schilderungen des Buches sind. Aber ich befürchte fast, daß sie nicht völlig unrealistisch sind. Als ich dort war, hatte ich unter anderem die Gelegenheit, mich mit einigen Deutschen zu unterhalten, die schon seit einiger Zeit in Brasilien lebten und arbeiteten. Und was die über den Umgang mit der Befürchtung, überfallen zu werden, sagten, hat mich ziemlich schockiert. Die einhellige Meinung war nämlich, daß man sich daran gewöhnt, gelegentlich zum Opfer von Raubüberfällen zu werden. Man achtet darauf, "billig" aussehende Kleidung (T-Shirt, Shorts und Flip Flops) zu tragen, wenn man ausgeht, und man hat immer ein wenig Bargeld, etwa den Gegenwert von 20 €, bei sich. Wenn man dann überfallen und bedroht wird, händigt man ohne großes Getue das Geld aus und, ich zitiere: "es tut einem selbst nicht weh und der andere freut sich".
Blood of the Wicked ist jedenfalls ein superspannendes Buch mit sozialkritischen Elementen, und ich kann es jedem empfehlen, der sich traut, die extrem harten Gewaltszenen zu lesen.
Dieses Buch war ein Teil der Ich bilde mich weiter-Challenge.
Wow, dieser Krimi ist nichts für schwache Nerven. Es gibt einige Szenen mit extremer Gewalt, und fast noch schlimmer sind die Abgründe, die sich in den Charakteren der Personen, einschließlich der Polizisten, auftun. Das Buch hat außerdem genau die Art von Erzählstruktur, die mich normalerweise fürchterlich nervt: in der ersten Hälfte springt es ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her. Zuerst wird das erste Verbrechen - der Mord am Erzbischof - geschildert, dann wird Chefinspektor Silva mit der Aufklärung beauftragt, und anschließend folgt eine längere Schilderung von dessen wirklich grauenhaften Erlebnissen in seiner Jugend, die dazu führten, daß er Polizist werden wollte. In diesem Fall hat mir das aber nichts ausgemacht, denn das Buch ist wirklich von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich spannend.
Chefinspektor Silva und seine Kollegen müssen sich durch einen Wust von Korruption kämpfen, denn die reichen Landbesitzer benehmen sich wie Herrscher und werden von den Behörden des Landes auch so behandelt. Daneben gibt es unglaubliches Elend; und die armen Menschen sind nahezu rechtlos. Mit der Polizei sprechen oder ihr helfen mag niemand; die einen, weil sie etwas zu verbergen haben, die anderen, weil sie sich fürchten. Journalisten, die über gewisse Themen wie z. B. die Auseinandersetzungen zwischen Landbesitzern und Arbeitern schreiben, leben extrem gefährlich. Einmal muß einer der Polizisten sich sogar als schwuler Freier eines minderjährigen Straßenjungen ausgeben, um von diesem Informationen zu erhalten!
Ich bin nur einmal in meinem Leben für wenige Tage in Brasilien gewesen und kann so natürlich nicht behaupten, mich in dem Land und mit seinem Bewohnern besonders gut auszukennen. So kann ich auch nicht wirklich einschätzen, wie realistisch die Schilderungen des Buches sind. Aber ich befürchte fast, daß sie nicht völlig unrealistisch sind. Als ich dort war, hatte ich unter anderem die Gelegenheit, mich mit einigen Deutschen zu unterhalten, die schon seit einiger Zeit in Brasilien lebten und arbeiteten. Und was die über den Umgang mit der Befürchtung, überfallen zu werden, sagten, hat mich ziemlich schockiert. Die einhellige Meinung war nämlich, daß man sich daran gewöhnt, gelegentlich zum Opfer von Raubüberfällen zu werden. Man achtet darauf, "billig" aussehende Kleidung (T-Shirt, Shorts und Flip Flops) zu tragen, wenn man ausgeht, und man hat immer ein wenig Bargeld, etwa den Gegenwert von 20 €, bei sich. Wenn man dann überfallen und bedroht wird, händigt man ohne großes Getue das Geld aus und, ich zitiere: "es tut einem selbst nicht weh und der andere freut sich".
Blood of the Wicked ist jedenfalls ein superspannendes Buch mit sozialkritischen Elementen, und ich kann es jedem empfehlen, der sich traut, die extrem harten Gewaltszenen zu lesen.
Dieses Buch war ein Teil der Ich bilde mich weiter-Challenge.
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