Sonntag, 25. April 2010

Michele Albert: Her Last Chance

Claudia Cruz ist eine Ex-Polizistin und Mitarbeiterin einer geheimnisvollen Organisation namens Avalon, die sich mit der Aufklärung von Kunst- und Antiquitätendiebstählen befaßt. Vincent DeLuca ist ein FBI-Agent. Beide versuchen herauszufinden, wie und von wem ein wertvoller korinthischer Bronzehelm aus einer Kunstgalerie in Philadelphia gestohlen wurde, denn es scheint sich um den Teil einer Serie ähnlicher Verbrechen zu handeln. Vincent mag es nicht, daß sich Claudia in seinen Fall einmischt, doch bald sehen beide ein, daß es sinnvoll ist zusammenzuarbeiten - und sie fühlen sich unwiderstehlich zueinander hingezogen...

Michele Albert steht ziemlich weit oben auf meiner recht kurzen Liste von Autobuy-Autoren, und Her Last Chance ist wieder ein großartiges Buch, obwohl man bei AAR anderer Ansicht ist.

Anfangs war mir die Heldin, Claudia, nicht besonders sympathisch. Das liegt einerseits an ihrem Namen - ich kenne eine Claudia, die ich zutiefst verabscheue - und andererseits daran, daß sie anfangs als eine sehr harte, spröde und kompromißlose Person dargestellt wird. Daß man, laut Beschreibung auf der ersten Seite, zuerst ihr schweres, blumiges Parfüm riecht, bevor sie überhaupt in Hörweite ist, hat auch nicht gerade geholfen: es hat mich nämlich an eine frühere Arbeitskollegin erinnert, die immer nach Opium (das Parfüm, nicht die Droge) gestunken hat. Eine widerliche, eklige, die-Augen-tränen-und-die-Fliegen-fallen-tot-von-der-Wand-Duftwolke folgte ihr auf allen ihren Wegen, und blieb noch lange, nachdem diese Kollegin sich wieder verzogen hatte. Wobei Opium ja nicht blumig ist. Keine Ahnung, nach was für einem ekligen Zeug das riecht. Ich habe gerade beschlossen, Claudia die Romanheldin in meiner Vorstellung nach Diorissimo duften zu lassen. Hmm, sehr schön.

Jedenfalls wurde mir etwas ganz und gar erstaunliches klar, als ich ein paar Seiten gelesen hatte: Her Last Chance ist ein Romantic Suspense mit Rollentausch! Claudia legt nämlich nahezu sämtliche Verhaltensweisen an den Tag, die man von den meisten Alpha-Helden dieses Genres kennt - ohne dabei allerdings maskulin zu wirken. Vincent muß sich als FBI-Agent an wesentlich mehr Richtlinien und Regeln halten als sie, und er ist auch ein kleines bißchen - nun ja, nicht gerade naiver und unschuldiger, aber doch weniger abgeklärt und zynisch. Die beiden geben ein gutes Team ab.

Zum Rollentausch-Motiv paßt auch, daß Claudia sich um Vincents Sicherheit sorgt, wenn sie sich vorübergehend trennen müssen, und daß er der erste der beiden ist, der daran glaubt, daß aus ihrer Beziehung etwas Dauerhaftes werden kann.

In einer Hinsicht muß ich der AAR-Rezension rechtgeben: das Buch macht wahrscheinlich mehr Spaß, wenn man, wie ich, die Vorgängerbücher dieser Serie gelesen hat. Denn nur dann weiß man es wirklich zu schätzen, wie die Grenzen zwischen Gut und Böse in diesem Buch plötzlich verschwimmen und sich ein wenig verschieben.

Rainert von Lahr, der Erzbösewicht, der schon Auftritte in One Way Out, Hide in Plain Sight und Tough Enough hatte, wird von einer unerwartet menschlichen Seite gezeigt und wirkt nahezu sympathisch. Das ist ziemlich bizarr und verwirrend - und macht das Buch definitiv noch spannender und interessanter, denn aus den vorherigen Büchern weiß man, daß er ein skrupelloser Verbrecher ist, der bedenkenlos über Leichen geht. Daran hat sich nichts geändert, doch gerade diese Gegensätze machen ihn zu einem faszinierenden Charakter.

Am anderen Ende der Gut/Böse-Skala steht Ben Sheridan, der Chef von Avalon, der Organisation, für die Claudia arbeitet. Im Laufe des Buches wird es immer klarer, daß er im Gegensatz zu anderen Chefs von Geheimorganisationen in Romantic Suspense-Büchern nicht etwa ein guter Mensch ist, der die Welt zu einem besseren Ort machen will. Er verfolgt geheimnisvolle persönliche Ziele; und das sind noch nicht einmal seine eigenen, denn er ist auch nicht wirklich der Chef von Avalon. Das ist eine geheimnisvolle Unbekannte, von der man im nächsten Buch, falls es das (hoffentlich!) gibt, bestimmt noch mehr hören wird.

Der einzige Schwachpunkt des Buches ist die Aufklärung des Bronzehelm-Diebstahls. Die ist nämlich eher unspektakulär und hat mir nur ein "ach so, na ja..." entlockt. Das hat meinem Lesevergnügen aber wirklich keinen Abbruch getan, und zum Schluß wird es noch mal richtig spannend und gefährlich.

Her Last Chance ist ein super spannendes Buch mit einem sehr sympathischen Helden, einer Heldin, die man erst nach und nach liebgewinnt, und so vielen Wendungen und überraschenden Enthüllungen, daß es niemals langweilig wird. Allen, die Romantic Suspense (oder sollte ich sagen, Spannungsromane mit romantischen Elementen?) mögen, kann ich es wärmstens empfehlen.

Caroline Linden: What A Rogue Desires

David Reece, der jüngere Bruder eines Herzogs, ist ein ex-Wüstling und ex-Spieler. Sein Bruder hat ihm das Weiterführen seiner Geschäfte anvertraut, während er selbst auf Hochzeitsreise geht. Als Zeichen des Vertrauens hat David von seinem Bruder einen Siegelring erhalten, worauf er sehr stolz ist. Leider wird seine Kutsche auf dem Weg nach London überfallen und der Ring gestohlen. Die Diebin des Ringes, eine junge Frau, die mit ihm in der Kutsche saß und in Wirklichkeit eine Komplizin der Räuber war, macht David schnell ausfindig, doch sie kann und will den Ring nicht zurückgeben. Und so entführt er sie einfach kurzerhand und sperrt sie in seinem Haus ein...

Ich hatte ja schon einige Male erwähnt, daß ich Caroline Lindens Bücher sehr mag. Dieses hier ist allerdings nicht annähernd so gut wie die anderen beiden Bücher dieser Autorin, die ich gelesen habe. Möglicherweise liegt das daran, daß es ein wenig älter ist, es wurde 2007 zuerst veröffentlicht.

Um es kurz zu sagen: der Plot ist kompletter Unsinn. Hanebüchener Quatsch.

Aber ich sage selten etwas kurz, nicht wahr?

Die Personen sind wieder sehr gelungen, und Held und Heldin sind so liebenswert und sympathisch, daß man sie auch im wirklichen Leben gern kennen würde.

David ist ein junger Mann, der die Missetaten seiner Jugend aufrichtig bereut und sie gern wieder gut machen würde. Er hat erkannt, wie sehr er durch sein Verhalten in der Vergangenheit nicht nur sich selbst, sondern auch seiner Familie geschadet hat. Er ist häufig ein wenig unsicher und weiß nicht, ob er sich wirklich bessern kann.

Vivian, die Heldin, ist klischeehafter als David: sie hatte eine schlimme Kindheit und mußte zur Diebin werden, um sich und ihren jüngeren, etwas simplen Bruder zu versorgen. Trotzdem ist sie eine nette Person, die nicht durch irgendwelche TSTL-Aktionen nervt. Ist ja auch schon was, oder?

Soviel zu den positiven Seiten des Buchs. Die Handlung ist nämlich total mißlungen und völlig unlogisch.

David entführt Vivian, um seinen Siegelring zurückzubekommen. Den hat sie nicht bei sich, obwohl sie ihn einem Pfandleiher verkaufen wollte, der seinerseits David aus alten Zeiten kennt und ihn informiert hat. Der Ring ist bei Vivians Bruder und den anderen Postkutschenräubern. Weder David noch Vivian machen jedoch irgendwelche Anstalten, ihren Komplizen eine Nachricht im Sinne von "bringt mir den Ring, dann bekommt ihr eure Vivian zurück" zukommen zu lassen.

Anfangs sinnt Vivian darüber nach, wie sie fliehen könnte, doch ihre Versuche in dieser Richtung bleiben ausgesprochen halbherzig. Auch an ihren Bruder, der vom Anführer der Räuberbande gewohnheitsmäßig schikaniert wird, verschwendet sie kaum einen Gedanken. Ihre Zeit verbringt sie damit, das gute Essen aus der Küche des Herzogs zu genießen und Davids Bücher zu lesen, denn obwohl sie in einem von Londons Armenvierteln aufgewachsen ist, kann sie lesen und liebt besonders Theaterstücke.

David und Vivian fangen an mit einander zu flirten und verlieben sich ineinander. Schließlich nimmt er sie sogar mit ins Theater, wobei er sie allen Freunden und Bekannten vorstellt, die ihnen dort begegnen. Zu diesem Zeitpunkt ist Vivian eigentlich immer noch Davids Gefangene! Und den ganzen Abend lang denkt sie noch nicht einmal daran, einen Fluchtversuch zu unternehmen.

Es passiert noch eine ganze Menge mehr in dem Buch und am Ende - das dürfte wohl kein Spoiler sein, da es ja schließlich ein historischer Liebesroman ist - beschließen Vivian und David, zu heiraten. Es ist ein unterhaltsames Buch mit sympathischen Protagonisten, aber eine halbwegs logische und plausible Handlung fehlt leider völlig.

Samstag, 24. April 2010

Der Frühling ist endlich da! - Und ein paar interessante Links





Mrs. Giggles war mal wieder in Hochform.

Bei Smart Bitches, Trashy Books habe ich eine ältere Rezension entdeckt, bei der ich vor lachen fast vom Stuhl gefallen wäre. Wer dies noch nicht kennt, sollte es unbedingt lesen - also, die Rezension. Das Buch wahrscheinlich besser nicht, wobei ich zugeben muß, daß ich es auch nicht kenne.

Und fast das Beste: Wicked Becomes You, das neue Buch von Meredith Duran, hat eine super Bewertung bei AAR bekommen. Ich hatte ja etwas Bedenken wegen des nicht gerade neuen Braves Mädchen läßt es mal richtig krachen-Plots. Aber jetzt muß ich es lesen. Unbedingt!

Donnerstag, 15. April 2010

Stephenie Meyer: Bis(s) zum Morgengrauen

Okay, hier wie immer erstmal eine Zusammenfassung für die drei Menschen auf der Welt, die den Inhalt des Buches nicht kennen, weil sie in den letzten paar Jahren im Koma lagen oder auf Händen gehend die Wüste Gobi durchquert haben:

Bella Swan ist eine 17jährige Amerikanerin, die zu ihrem Vater in ein kleines, regnerisches Dorf im Bundesstaat Washington zieht und dort zur Schule geht. Sie verliebt sich in einen Jungen namens Edward, der, wie sich herausstellt, ein Vampir ist.

Okay, das ist eine ziemlich kurze Zusammenfassung für ein Buch von über 500 Seiten, aber es passiert auch so gut wie nichts - und wenn doch, dann kneifen Bella und ihre Erfinderin, und die gute Bella wird bewußtlos. Offenbar haben Mormonen nicht nur Probleme mit Sex- sondern auch mit Actionszenen.

Vorsichtshalber sollte ich wohl noch eine Spoilerwarnung von mir geben, bevor ich richtig loslege.

Achtung, Spoiler voraus!

Das Buch habe ich nur wegen der "Ich bilde mich weiter"-Challenge gelesen, denn dazu gehört ja ein Jugendbuch. Bei diesem Buch wäre die Bezeichnung "Ich quäle mich weiter"-Challenge aber durchaus passender gewesen, denn ich fand es einfach entsetzlich.

Zunächst mal hat die Geschichte Löcher in der Logik, die so groß sind wie Mondkrater. Edward wurde 1918 in einen Vampir verwandelt, da war er 17. Er ist also 109 Jahre alt. Nun ist er natürlich immer noch so strahlend schön, oder sogar noch schöner, wie zu Lebzeiten - aber warum hat er sich intellektuell und emotional seitdem kein bißchen weiterentwickelt?

Edward und seine Vampir-"Geschwister" gehen zur gleichen Schule wie Bella. Nur daß sie eben manchmal nach Belieben einfach nicht hingehen. Zum Sportunterricht gehen sie schon aus Prinzip nicht (damit man ihre übermenschlichen Kräfte nicht bemerkt?) und wenn im Biounterricht mal in Finger gestochen wird und der eine oder andere Blutstropfen zu fließen droht, wird auch da geschwänzt. In welcher Schule dürfen denn bitte die Schüler kommen und gehen wie sie wollen? Ist das 'ne Waldorfschule?

Und warum gehen sie überhaupt zur Schule? In den letzten hundert Jahren dürften sie doch wohl reichlich Gelegenheit gehabt haben, den kompletten Lehrplan amerikanischer Highschools ad nauseam durchzukauen?

Bella selbst ist ziemlich seltsam. Nach eigener Aussage war sie an ihrer früheren Schule in Arizona ein Mauerblümchen und wurde von ihren Mitschülern meistens links liegengelassen. Kaum in ihrer neuen Heimat Forks angekommen, reißen sich gleichaltrige Mädchen um sie, um sich mit ihr anzufreunden, und mindestens drei Jungen wollen mit ihr ausgehen. Und sie ignoriert sie alle, so gut sie nur kann! Kein Interesse, keine Begeisterung, kein toll, hier könnte ich echte Freunde finden - stattdessen gibt von Bella selten etwas anderes zu hören als: ich hab jetzt keine Zeit, ich muß noch Hausaufgaben machen, hm, jaja, oohh, Edward ist so schön, doch warum ist er so grimmig zu mir?

Und das bringt mich zu der nächsten Sache, die mich stört: ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Bella und Edward aneinander finden, außer daß Bella gut riecht und Edward wunderschön ist, in der Sonne glitzert und lavendelfarbene Augenlider hat. Ihre Dialoge sind einfach nur anstrengend. Zuerst streiten sie sich, dann fragen sie sich gegenseitig aus, und gegen Ende des Buches haben sie sich überhaupt nichts mehr mitzuteilen, außer, daß sie einander lieben.

Edward ist furchtbar launisch, oh weia, würde mir dieser Typ im echten Leben auf den Wecker gehen. Er ist abwechselnd liebevoll und total schroff und abweisend zu Bella - außerdem ist er ein Stalker, denn er verbringt - anfangs ohne ihr Wissen - jede Nacht in ihrem Schlafzimmer.

Nicht was ihr jetzt denkt. Pfui! Dies ist eine sehr, sehr saubere Fantasiewelt, in der verliebte 17jährige Vampire bei ihrer ebenfalls 17jährigen Angebeteten fensterln, nur um ihr beim Schlafen zuzugucken. Und selbst, nachdem Bella von dieser Angewohnheit erfährt, ohne sich mehr als gefühlte 2 Sekunden lang darüber zu wundern (genaugenommen fühlt sie sich geschmeichelt), passiert nichts spannenderes als daß Bella duscht und sich in einer gammeligen Jogginghose zur Ruhe bettet.

Tatsächlich passiert in den ersten drei Vierteln des Buchs überhaupt eine enorme Menge nichts: Edward ist mürrisch. Edward liebt Bella. Aber er muß sich von ihr fernhalten, weil er sie nicht nur in romantischer, sondern auch in kulinarischer Hinsicht appetitlich findet. Deshalb ist Edward mürrisch. Dann wieder nett. Dann wieder mürrisch. etc. etc. etc.

Bella liebt Edward. Weil er so schöne Augen hat und in der Sonne glitzert und lavendelfarbene Augenlider hat. Oder, um es in ihren Worten zu sagen:

"Es erschien mir undenkbar, daß ein Engel mehr Herrlichkeit ausstrahlen konnte. Es gab nichts an ihm, was verbesserungswürdig war."

Würg.

Plötzlich, im letzten Viertel es Buches, taucht ein schwacher Hauch von Handlung auf, denn ein gefräßiger Vampir hat es sich in den Kopf gesetzt, ausgerechnet Bellas Blut zu trinken. Edward und seine Familie wollen sie retten, doch wie jede TSTL-Heldin, die diese Bezeichnung verdient, begibt Bella sich freiwillig in die Hände des grausen Bösewichts.

Action, denke ich mir und reibe mir sozusagen voller Vorfreude die Hände.

Fehlanzeige.

Denn an dieser Stelle macht Stephenie Meyer das, was kein Autor jemals machen sollte: sie läßt den Höhepunkt der Handlung ohne ihre Protagonistin und damit ohne den Leser stattfinden. Der blutrünstige Vampir macht sich über Bella her, und gerade, als es spannend wird, wird diese ohnmächtig und wacht erst im Krankenhaus wieder auf, um mit ihrem Edward weitere gefühlte 700 Liebesbekenntnisse auszutauschen!

Das hat mir das Buch dann endgültig vermiest. Was zum Teufel soll das? Ich will Action! Ich will dabeisein, wenn etwas aufregendes passiert! Man kann über Laurell K. Hamiltons Anita Blake-Bücher ja sagen, was man will, und ich selbst lese sie schon seit Jahren nicht mehr - aber die Frau hat es drauf, Gemetzel zu beschreiben. Da sollte Stephenie Meyer mal nachlesen, wie so etwas geht.

Das Buch endet damit, daß Bella Edward bedrängt, sie zum Vampir zu machen, und zwar weil sie findet, daß ein Mann und eine Frau einander ebenbürtig sein sollten. Sehr fortschrittlich, Bella. Und wer würde nicht für alle Ewigkeit 17 sein wollen, inklusive Akne und, wie ich aus diesem Buch gelernt habe, permanentem Schulbesuch.

Ich habe immer noch keine Ahnung, warum dieses Buch so einen Hype ausgelöst hat. Vielleicht muß man ja 17 sein, um das zu verstehen, und ich bin immerhin schon mehr als 2 x 17.

Link des Tages

Falls ihr mal eine richtig gute Rezension zu einem richtig grauenhaften Buch lesen wollt: bitte hier klicken. Das schlimme daran ist, daß ich dieses Buch sogar mal gelesen habe. Und noch schlimmer: ich habe sogar mehrere Bücher von dieser Autorin gelesen. Eins gräßlicher als das andere, und dieses hier war auf jeden Fall das schlimmste (und auch das letzte, das ich las). Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, daß dies irgendwann Anfang der 90er Jahre war. Damals hatte ich noch kein Auto und mußte jeden Tag 2 - 3 Stunden in diversen Straßenbahnen und Bussen und natürlich an wartend an Haltestellen verbringen. Also: großer Bedarf an Büchern, wenig Knete, Amazon noch lange nicht erfunden und keine Zeit in die Bücherei zu gehen = alles lesen, was der Taschenbuchstand bei Woolworth in Dortmund-Hörde halbwegs preisgünstig hergab. Tragisch auch, daß die Autorin wirklich klasse schreiben kann, jedenfalls fand ich das damals - natürlich habe ich die deutschen Übersetzungen, nicht die Originale gelesen. Aber leider waren ihre Helden samt und sonders solch riesige Arschlöcher, daß selbst die mißratenen Kreaturen von Shannon McKenna oder auch dieser verachtenswerte Jake dagegen so harmlos wie flauschige, liebenswerte Osterhäschen wirken.

Sonntag, 11. April 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold - 7

Wenn Isabelle eine reale Person wäre, wäre sie jetzt total schrumpelig, weil sie schon seit 2 Wochen in der Badewanne sitzt - aber das nur nebenbei. Lassen wir sie noch ein bißchen länger allein und werfen einen Blick auf die Vorgänge in Afrika.

Es ist nachts, und in der Klinik, wo Isabelle mal gearbeitet hat, werden gerade ein paar Leute gemeuchelt. Sarah lungert auch dort herum - natürlich nicht, ohne wieder einmal tiefsinnige Gedanken darüber zu denken, wie schwer sie es hat. Plötzlich wird sie von einem starken Mann gepackt und weggeschleppt - es ist Clutch/Wachholder, der auf der Suche nach Rafe dem Bösewicht ist. Er verklickert Sarah, was Rafe Isabelle angetan hat - ihr wißt schon: der Verrat, die Entführung, die Vergewaltigung...dann ist Wachholder einen kleinen Moment lang unaufmerksam, weil er einen Angreifer erschießen muß. Schwups, schon sieht die Welt wieder ganz anders aus, denn Sarah hat die Gelegenheit genutzt um ihre eigene Waffe herauszuholen, und bedroht nun ihrerseits Wachholder. Dann brausen die beiden in Sarahs Auto davon, während die Angreifer hinter ihnen her sind und unentwegt mit Maschinengewehren auf sie schießen.

Falls ihr euch jetzt gerade fragt, warum hier wer auf wen schießt: ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Stephanie Tyler wohl auch nicht, und Sarah und Wachholder scheint's egal zu sein. Die beiden entkommen ihren Verfolgern und ich lerne, daß Sarah eine ganz und gar erstaunliche Fähigkeit besitzt:

She knew these winding paths like the back of her hand - when she drove she could close her eyes and read the red dirt like Braille.

Das finde ich super! Wenn ich das gleiche mit der A 2 könnte, könnte ich morgens auf dem Weg zur Arbeit noch ein Nickerchen machen!

Wachholder ist indessen nicht so beeindruckt wie ich, und die beiden streiten sich ein wenig über den Grund, warum Sarah ihn verlassen hat. Er meint, sie hätte es getan, weil er sie nicht in der Kampfkunst ausbilden wollte - sie dagegen ist beleidigt, weil er im Schlaf den Namen einer anderen Frau gerufen hat. Ooops! Das wußte Wachholder noch gar nicht!

Als nächstes bestätigt Sarah, was ich schon lange ahnte: nämlich, daß Rafe Isabelle etwas antun wollte, Weil Er So Fürchterlich Leidend Ist. Einst sprach er nämlich zu Sarah:

I want everyone in that family to hurt, Sarah. I want them to hurt the way I hurt - I know you can understand that. If you could get revenge on the people who hurt your family, you'd do it. I know you would.

Sarah herrscht Wachholder an, aus ihrem Auto zu verschwinden, was er auch umgehend tut - woraufhin sie sich von ihm im Stich gelassen fühlt. Seufz. Warum müssen die alle so doof sein? Na egal, jedenfalls diskutieren die beiden ein Weilchen und schließlich darf Wachholder wieder einsteigen und Sarah verspricht, ihn zu Rafe zu bringen.

Im guten alten Amerika liegt Isabelle, von Jakes Kuß immer noch ganz aufgewühlt, in der Badewanne und versucht sich recht halbherzig an einer Masturbationsszene, während Jake in einem anderen Badezimmer das gleiche tut. Obwohl er das ja gar nicht nötig hat, denn:

There were women he could call, women who'd come over and share his bed at a moment's notice, who wouldn't care that he preferred to sleep alone or not sleep at all.

Yup, von solchen Frauen habe ich auch schon gehört. In den gelben Seiten findet man die, glaube ich, unter C wie Call Girl.

Isabelle kommt aber zu dem Schluß, daß es auf Seite 187 endlich mal Zeit für eine heiße Sexszene ist - logisch, denn auf intellektueller Ebene haben ja weder sie noch ihr zukünftiger Lover Jake dem Leser besonders viel zu bieten.

Sie geht also in Jakes Schlafzimmer und die beiden üben sich quasi als Vorspiel ein bißchen in Heldenverehrung:

"I told you we'd make it out. I knew we would", he said.

"And you're always right?"

"Yes", he said. "Always."

"Is there anything you do that isn't dangerous?"

"No," he said "But you like it that way, don't you, Isabelle?"

Natürlich könnten diese beiden niemals so gewöhnlich sein und einfach eine schöne Liebesnacht miteinander verbringen, also fesselt Jake sich selbst mit Handschellen und sagt Isabelle, welch erotische Dinge sie mit sich selbst anstellen soll. Das findet Isabelle so klasse, daß sie nach vollzogenem Akt mit Jake als Zuschauer in Tränen ausbricht. Jake zeigt, daß er es auch als Entfesselungskünstler voll drauf hat, denn er befreit sich und trägt die immer noch vor sich hin schluchzende Isabelle in ihr Schlafzimmer, wo sich beide schließlich in trauter Eintracht einem tiefen Schlummer ergeben. Kein sexy Liebesgeflüster stört ihre Ruhe, und das muß auch so sein: wir wollen schließlich nicht, daß Isabelle am nächsten Morgen zu erschöpft ist, um Pfannkuchen zu backen!

Sonntag, 4. April 2010

Meredith Duran: Written on Your Skin

Ende des 19. Jahrhunderts arbeitet Phin Granville in Hong Kong gegen seinen Willen als Spion für die englische Regierung. Er soll Gerard Collins überführen, einen Unternehmer, der verdächtigt wird, mit irischen Freiheitskämpfern unter einer Decke zu stecken. Doch Phin wird enttarnt. Mina Masters, Collins' Stieftochter rettet ihm das Leben. Einige Jahre später erbt Phin einen Adelstitel, und niemand kann ihn mehr zwingen, zu spionieren. Als Mina jedoch Hilfe braucht, weil Collins ihre Mutter entführt hat und deren Leben bedroht - während sie ihrerseits von der Regierung des Verrats verdächtigt wird - fühlt Phin sich verpflichtet, bei der Aufklärung dieser Angelegenheit zu helfen...

Meredith Durans Bücher wurden auf mehreren Webseiten empfohlen, unter anderem von AAR und von Irina in ihrem Bücher über alles-Blog. Zu Written on Your Skin habe ich vorab allerdings keine Rezension gefunden - ich habe es einfach bestellt weil mir die Leseprobe gefiel, nicht ahnend, daß es sich um die Fortsetzung zu Bound By Your Touch handelt. Das macht aber nichts, denn man kann das Buch völlig problemlos lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.

Nach den ersten paar Seiten war ich noch skeptisch. Die Handlung und die Personen schienen mir zwar interessant zu sein - aber auch sehr langstielig. Es gibt eine Szene, in der Mina mit dem durch eine Vergiftung schwer angeschlagenen Phin alleine in einem Raum ist. Minas Stiefvater und seine Untergebenen sind im Begriff, die Tür aufzubrechen. Es gibt für Phin nur eine Möglichkeit, sein Leben zu retten: er muß aus dem Fenster klettern und fliehen. Trotzdem läßt er sich noch auf eine langwierige Diskussion über das wie und warum seiner Flucht mit Mina ein, als er schon auf dem Fenstersims sitzt, und diese muß ihn tatsächlich rausschubsen, damit er endlich abhaut und sein Leben rettet.

Danach wird in dem Buch jedoch alles besser. Nein, nicht einfach nur besser, sondern unglaublich gut. Jedenfalls für mich als Leserin; für die Protagonisten eher nicht, denn die müssen noch ganz schön was durchstehen. Das Buch ist einfach klasse. Es hat die verkorkstesten, verdrehtesten Charaktere, die man sich vorstellen kann, und trotzdem lernt man nach und nach, sie zu verstehen und fängt sogar an, sie liebenswert zu finden. Mit leichten, fluffigen Liebesromanen à la Julia Quinn oder Sabrina Jeffries oder der australischen Autorin, die für immer bei mir verschissen hat, hat das alles nicht das geringste zu tun. Wobei ich die leichten fluffigen Bücher nicht schlecht machen möchte: ich lese sie sehr gerne, wenn auch nicht unentwegt.

Phin und Mina müssen gegen sowohl innere als auch äußere Einflüsse kämpfen, denn einerseits wollen sie Minas Mutter retten, während die Feinde hinter Mina selbst her sind, andererseits kommen sie sich langsam und fast gegen ihren Willen näher, obwohl sie beide einiges im Leben mitgemacht haben und eigentlich aufgrund ihres zweifelhaften Geisteszustands mindestens jahrelange Gesprächstherapien, wenn nicht gar Medikamente bräuchten.

Wobei Mina wohl noch die Gesündere von beiden ist. Mina ist sehr berechnend, und eigentlich müßte sie mir deswegen unsympathisch sein - ist sie aber nicht. Eigenartigerweise hat sie mich nämlich sehr häufig an jemanden erinnert, den ich sehr gut kenne - an mich selbst. Mina ist clever, aber sie ist auch so stur, daß sie sich manchmal selbst schadet. Und sie geht äußerst systematisch an alles heran, was sie tut. Zwischen der Szene in Hong Kong und der eigentlichen Handlung des Buches liegen vier Jahre, in denen Mina in New York (sie ist Amerikanerin) mit ihrer Freundin eine recht erfolgreiche Firma zur Herstellung von Naturkosmetik aufgebaut hat. In dieser Zeit wurde sie immer wieder bedrängt, zu heiraten und sich zur Ruhe zu setzen. Also kam sie zu dem Schluß, daß sie sich "unvermählbar" machen müsse. Das machen zugegebenermaßen viele Romanheldinnen und bei den meisten nervt es - aber Mina ist klüger als die anderen: zuerst hat sie sich alle möglichen Bücher über Bienchen und Blümchen und alles, was zwischen Mann und Frau geschieht, besorgt. Dann hat sie sich in das Thema eingelesen. Schließlich hat sie einen Mann verführt, den sie zwar nicht liebte, aber recht attraktiv und sympathisch fand, und sein Haus nach vollbrachter Tat zu nicht allzu früher Morgenstunde durch den Vorderausgang verlassen, damit sie gesehen wurde und ruiniert war. Ich saß mit offenem Mund vor dem Buch und dachte: Wow. Genau das hätte ich an ihrer Stelle auch getan!

Phin dagegen...Phin ist ein ganz durchgedrehter. Weder ein Macho noch ein Dummkopf, aber verstört. Sehr, sehr verstört. Und gelegentlich zu Gewaltausbrüchen neigend, die er jedoch meistens unterdrücken kann. Er ist nicht gerade der klassische Sympathieträger, aber unglaublich faszinierend. Es gibt eine Szene, in der er sich auf einem Schießstand mit zwei ehemaligen Schulkameraden trifft, von denen ihn einer in der Schulzeit fürchterlich getriezt hat. Nachdem sich herausstellt, daß Phin besser schießen kann als seine Kumpels, gratuliert man ihm:

Sanburne was applauding. "Straight through the eyes. This calls for celebration."

He felt an increasing sense of unreality. "Celebration, yes. Good to know I could kill you both quite easily."

Gruselig, oder? Und wie wäre es mit einem Vergleich zwischen Mina und Phins Jugendfreundin, die er einst heiraten wollte:

Oh, hell, he would not lie to himself. Laura Sheldrake smiled, and he wanted to smash her fingers; Mina Masters pried into his desk, and he wanted to lift her skirts and lick the frown from her brow. He was bloody perverse, a hypocrite beyond measure.

Dazu kommt, daß Phin einen Ordnungstick hat und eine beginnende Opiumsucht pflegt.

Nun ja, genug geschwärmt. Mina und Phin sind wohl keine Menschen, die ich im wirklichen Leben kennen möchte, aber sie sind unglaublich interessant und faszinierend, und Written on Your Skin ist ein großartiges, packendes und spannendes Buch, das ich jedem nur empfehlen kann.

Tami Hoag: Deeper Than The Dead

Kalifornien im Jahr 1985: in einem kleinen, ruhigen Ort entdecken Schulkinder in einem Wäldchen eine grausam zugerichtete Frauenleiche. Anne Navarre, die Lehrerin der Kinder, versucht, ihnen über das schreckliche Erlebnis hinwegzuhelfen. Unterdessen befürchtet die Polizei des Örtchens, daß der Mörder ein Serientäter ist, denn es gibt noch mehr ungeklärte Morde. Sie bittet Vince Leone vom FBI um Hilfe, der sich mit der damals noch neuartigen Technik des Profilings befaßt. Dann beginnen sich die Ereignisse zu überstürzen und der grausame Mörder schlägt wieder zu...

Tami Hoag steht ganz weit oben auf meiner vergleichsweise kurzen Liste von Autobuy-Autoren. Früher habe ich einige ihrer Liebesromane gelesen. Die fand ich nicht schlecht, aber ihre Macho-Helden haben mich ziemlich genervt. Aber ihre Thriller sind unglaublich spannend. Habe ich einmal angefangen, einen zu lesen, kann ich ihn kaum noch beiseite legen. Deeper Than The Dead ist keine Ausnahme von dieser Regel, aber es ist für Tami Hoags Verhältnisse ein sehr kurzes Buch, dessen Handlung sich im Verlauf nur weniger Tage abspielt. Es sind 421 Seiten in recht großer Schrift, kein Vergleich zu einigen ihrer anderen Wälzer. Das ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt. Das Buch ist einfach irre spannend!

Trotzdem kommt die Charakterisierung der Personen keineswegs zu kurz. Man lernt sie alle recht gut kennen und erfährt, was sie zu ihren Handlungen motiviert. Das schließt sogar die...hm...nicht so netten Personen mit ein. Man mag sie nicht, aber man versteht, was sie zum Durchdrehen bringt, wenn sie denn durchdrehen. Wobei die Motivation des Serienkillers nicht gerade etwas nie dagewesenes ist - aber egal, das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Anne und Vince mochte ich gut leiden. Anne hatte berufliche Ambitionen, die sie aufgegeben hat, um sich um ihren kranken Vater zu kümmern, mit dem sie sich überhaupt nicht versteht. Trotzdem ist sie alles andere als die klassische Fußabtreter-Romanheldin, die sich von jedem alles gefallen läßt. Sie ist sehr warmherzig und sorgt sich um ihre Schüler, aber sie kann sich durchaus durchsetzen, wenn es sein muß, und bietet ihrem Vater im Verlauf des Buchs immer öfter die Stirn.

Vince ist ein ganzes Stück älter als Anne und verliebt sich sofort in sie. Er verliert auch keine Zeit, sie das wissen zu lassen. Das klingt erstmal seltsam, aber er hat einen ausgezeichneten Grund dafür.

Und der Höhepunkt und Schluß des Buches ist der helle Wahnsinn. So etwas spannendes, schauriges habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es ist eine gute Sache, daß mich niemand beim Lesen gestört hat, sonst hätte ich meinerseits auch ein paar finstere Drohungen aussprechen müssen. Wer Thriller mag, sollte sich Deeper Than The Dead auf keinen Fall entgehen lassen!

Donnerstag, 1. April 2010

Was es alles gibt...

Nennt mich kindisch, aber diese Nachricht fand ich extrem witzig, obwohl ich nur sehr selten Bier trinke. Wer weiß, was bei diesem Ortsnamen noch alles nachkommt?