Sonntag, 26. Juni 2011

Gail Carriger: Soulless

In einer dem viktorianischen London gleichenden Parallelwelt ist Miss Alexia Tabarotti so etwas wie eine höhere Tocher zweiter Klasse. Aufgrund ihres etwas exotischen Aussehens (ihr Vater war Italiener), ihres sehr selbstbewußten Auftretens und ihrer direkten Art ist der Rest ihrer Familie zu dem Schluß gekommen, daß ihr ein Dasein als alte Jungfer vorherbestimmt ist. Was ihre Familie aber nicht weiß, ist, daß Alexia seelenlos und daher eine sogenannte preternatürliche Person ist, die die übernatürlichen Kräfte von Werwölfen und Vampiren neutralisieren kann. Eines Tages ist sie gezwungen, einen Vampir zu töten, der versucht, sie trotz ihrer Kräfte anzugreifen. Es stellt sich heraus, daß neuerdings immer mehr solcher schlecht ausgebildeter Vampire auftauchen. Die Welt der Übernatürlichen ist im Aufruhr, und Alexia will der Sache zusammen mit dem attraktiven Alpha-Werwolf Lord Connall Maccon und dessen Mitarbeiter Professor Lyall auf den Grund gehen.

Ich habe lange gezögert, das Buch zu lesen - im wirklichen Leben würde ich schließlich auf gar keinen Fall etwas mit einem seelenlosen Menschen (was immer man sich darunter vorstellen mag) zu tun haben wollen. Alexia ist aber eigentlich eine ganz normale Frau - mit einer Vorliebe für Hightech-Sonnenschirme - die eben nur die Fähigkeiten von Werwölfen und Vampiren außer Kraft setzen kann.

Soulless ist ein sehr amüsantes Buch. Die Welt, der die Charaktere leben, ist weniger detailliert ausgemalt als, sagen wir mal, diejenige in The Iron Duke von Meljean Brook. Aber dafür ist Gail Carrigers Schreibstil richtig witzig, und ihre Hauptpersonen haben jede Menge Ticks und Macken und sind wirklich liebenswert (bis auf die Bösewichte, versteht sich).

Alexia ist eine Frau, die nie aufgibt und sich niemals hängen läßt. Die Macken ihrer Mutter und ihrer Stiefschwestern nimmt sie mit bemerkenswerter Gelassenheit hin und macht grundsätzlich immer, was sie will.

Die anderen Figuren sind ebenso originell: Alexias Freundin Ivy hat eine Vorliebe für häßliche Hüte, und ihr Freund Lord Akeldama ist ein uralter Vampir mit einer Vorliebe für sehr elegante und eher barocke Kleidung.

Wirklich gruselig und furchteinflößend ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt; Soulless ist eine Komödie und keine Horrorthriller. Trotzdem wird es im letzten Teil des Buches richtig spannend und hat mich vom Anfang bis zum Ende ganz großartig unterhalten.

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