Sonntag, 29. November 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 5: That's Amore

Nachdem ich mich ausgiebig mit ein paar Tassen Früchtetee (Geschmacksrichtung Gebrannte Mandeln) und einem großen Glas frischgepreßten Orangensafts gestärkt habe, denke ich, daß ich es jetzt, zumindest für kurze Zeit, wieder mal mit den Eskapaden von Samantha und Luke aufnehmen kann.

Bei der Ankunft in Barbados sind Luke, Samantha, ihre Mannschaft und ihr Schiff ziemlich mitgenommen, und da Luke unbedingt wollte, daß der Schiffsschreiner Samanthas verletzten Arm nicht verarztet, schickt er sie zu einer Adresse wo, wie er sagt, es jemanden gibt, der ihre Wunde nähen kann. Samantha ist ziemlich geplättet als sie sieht, daß es sich bei dieser Adresse um eine feudale Villa handelt. Scheinbar hat sie bei ihrem Kampf mit dem Kapitän des überfallenen Boots jedoch auch einen Schlag auf den Kopf erhalten, denn sie vertraut Luke einfach mal blind und klopft an die Tür.

Prompt erscheint ein Butler, der sie sofort wegschicken will, doch Lukes Name öffnet ihr tatsächlich die Tür, und sie wird zur Dame des Hauses geführt. Der Anblick dieser Frau, die hübsch und jung ist und Jacqueline heißt, veranlaßt Samanthas wenige und nicht besonders häufig gebrauchte Gehirnzellen zu ungewohnter Aktivität:

Die Frau sieht Luke ähnlich!
Sie muß mit Luke verwandt sein!
Ach nein, sie ist bestimmt seine Geliebte!
Dann wird sie denken, daß Samantha auch was mit ihm hat!
Und dann ist sie bestimmt eifersüchtig!

Bevor es in Samanthas Kopf durch das ungewohnt intensive Nachdenken zu einer Implosion kommen kann, taucht glücklicherweise Luke auf. Liebenswürdig und charmant wie immer bedient er sich an der Hausbar, fläzt sich aufs Sofa und legt seine Füße mitsamt den dreckigen Stiefeln auf den Tisch.

Jacqueline nimmt die häßliche Vase, die sie von ihrer Schwiegermutter zur Hochzeit bekommen hatte, und zerschlägt sie auf Lukes Kopf. Die Porzellanscherben, die Blutspritzer und den bewußtlosen Luke ignorierend, wendet sie sich mit einem strahlenden Lächeln an Samantha: "Was meinst du, meine Liebe? Sollen wir uns mit einer Flasche Champagner in den Whirlpool zurückziehen? Danach lassen wir uns von der Köchin Kuchen servieren und schauen uns ein paar DVDs an!"

Tja, ihr ahnt es sicherlich schon: der letzte Absatz war natürlich nur erfunden. Tatsächlich nimmt Jacqueline Lukes Benehmen mit Gleichmut hin, denn es stellt sich heraus, daß sie seine Schwester ist. Wobei - wenn ich einen Bruder hätte, dürfte der bei mir nicht die Füße auf den Tisch legen, jedenfalls nicht, wenn sie dreckig sind. Andererseits habe ich natürlich keine Dienstboten, die alles wieder sauber machen.

Samantha ist jedenfalls verärgert, einerseits, weil Luke ihr nicht gesagt hat, daß er sie zu seiner Schwester schickt, andererseits, weil er sie in Gefahr gebracht hat, denn Jacquelines Haus wird von Polizisten oder Regierungsbeamten bewacht, die Piraten fangen und aufhängen wollen. Da Luke überzeugt ist, daß diese Männer zwar ihn selbst, nicht aber Samantha kennen, hat er Samantha zur Ablenkung zur Vordertür von Jacquelines Haus geschickt, damit er es inzwischen unbeobachtet durch einen Seiteneingang betreten konnte. Man kennt das ja aus vielen Fernsehkrimis: die Polizei bewacht immer nur die Vordertür!

Aber keine Sorge, liebe Leser: ein besonnener Mann wie Luke setzt sein und Samanthas Leben natürlich nicht ohne einen ausgezeichneten Grund aufs Spiel, wie sich schon sehr bald herausstellt.

Samantha darf jedenfalls ein Bad nehmen, und Jacqueline läßt ihr gedünsteten Spargel servieren. Wenn ich von diesem Schwachsinn nicht schon wieder viel zu genervt wäre, würde ich mich jetzt fragen, ob es auf Barbados im 17. Jahrhundert tatsächlich Spargel gab, aber ignorieren wir diese Frage einfach mal.

Nach dem Essen kann Samantha nicht einschlafen, und Michelle Beattie kann sich die gute alte "Heldin geht in die Bibliothek des Hauses, um sich ein Buch zu leihen, trifft stattdessen den Helden und macht wilde, leidenschaftliche Liebe"-Szene einfach nicht verkneifen. Ich würde schrecklich gern mal einen Liebesroman lesen, in dem die Heldin in die Bibliothek geht und dann tatsächlich ein Buch liest. Das passiert aber so gut wie nie, weswegen die "Sex in der Bibliothek"-Szene auch so interessant ist wie ein ausgelutschtes Kaugummi, das bei McDonald's unter den Tisch geklebt wurde. Das einzig neue ist, daß wir hier keine Bibliothek haben, sondern ein Bücherregal, das im Wohnzimmer steht.

Nun ja, unsere beiden Superhirne machen wenigstens noch ein wenig Konversation, bevor sie übereinander herfallen. Samantha will nämlich von Luke wissen, warum er sie ins Haus seiner Schwester gelockt hat. Es stellt sich heraus, daß der gute Mann, wie immer sehr um das Wohlergehen seiner Mitmenschen besorgt, seine Piratenbeute in Jacquelines Haus versteckt hat. Als nächstes fragt Samantha Luke, warum er nur noch ein Auge hat (ich persönlich würde mich aufgrund seiner gewinnenden Art und seines liebenswerten Charakters eher fragen, warum er noch eins übrig hat und ihm auch noch keine Ohren, Arme und Beine fehlen). Nachdem sie ihn wissen läßt, daß sie mit ihm ins Bett geht, falls er es ihr sagt, erzählt Luke, daß Dervish ihm das Auge ausgestochen hat, nachdem Luke des Diebstahls beschuldigt wurde (als ob Piraten ihre Kumpels beklauen würden. Tsktsk) und es ein wenig Zoff an Bord von Dervishs Schiff gab.

Da fällt es Samantha wie Schuppen aus den Haaren: sie liebt Luke! Jetzt verlieren die beiden keine Zeit mehr und fangen an zu knutschen. Luke hat plötzlich Bedenken, es mit Samantha im Wohnzimmer seiner Schwester zu treiben - nicht, weil er Rücksicht auf seine Schwester nehmen möchte, sondern weil er denkt, daß Samantha lieber in einem Bett Sex haben möchte. Nachdem sie ihm versichert, daß sie jetzt und hier und auf Jacquelines Sofa beglückt werden möchte, nimmt die Natur ihren Lauf und die beiden fallen laut stöhnend übereinander her. Wahrscheinlich huscht Jacqueline hastig durchs Haus und verteilt Oropax an alle Dienstboten, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Luke und Samantha wenigstens kein Kind zeugen - denn dumme Menschen gibt es schon genug auf der Welt, auch ohne daß diese beiden Blitzbirnen ihre Veranlagung zu Schwachsinn und Unvernunft an künftige Generationen weitergeben.

Dienstag, 17. November 2009

Jennifer Crusie: Strange Bedpersons

Tess Newhart ist eine Lehrerin, die von Hippies aufgezogen wurde und sich am liebsten nur wohltätigen Projekten widmen würde. Nick Jamieson ist ein Rechtsanwalt und legt Wert auf ein konservatives Erscheinungsbild, denn er hat die Chance, in der Kanzlei, für die er arbeitet, als Partner einzusteigen. Tess und Nick sind in einander verliebt, aber beide sind fest davon überzeugt, daß eine Beziehung niemals funktionieren könnte, weil sie zu unterschiedlich sind. Trotzdem willigt Tess ein, für ein Wochenende Nicks Verlobte zu spielen, um bei einem potentiellen Klienten einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dann wird in ihrer Wohnung eingebrochen und die Ereignisse überstürzen sich...

Strange Bedpersons ist ein ziemlich altes und relativ dünnes Buch; ursprünglich wurde es 1994 als Harlequin Temptation veröffentlicht. Auf einigen Websites, wie z. B. All About Romance oder auch Smart Bitches, Trashy Books wird ja immer wieder verlautbart, daß die sogenannten category oder auch series romances zwar kürzer, aber deswegen nicht notwendigerweise schlechter sind als "normale Bücher". Meine Erfahrung war leider eine andere. Ich habe immer mal wieder solche Bücher gelesen, entweder weil sie irgendwo empfohlen wurden oder aber weil ich die Inhaltsangabe interessant fand. Und ich bin jedesmal auf die Nase gefallen und habe mich geärgert, meine Zeit mit so einem grottigen Buch verschwendet zu haben. Man schaue sich nur mal die letzten beiden Machwerke an, über die ich mich furchtbar ärgern mußte:

Sarah Mayberry: She's Got It Bad
Kimberly Raye: Slippery When Wet

Aber dieses Buch ist unterhaltsam. Auch sehr fluffig und nicht besonders gehaltvoll, aber die Personen sind sympathisch, die Handlung ist witzig und ich mag die Dialoge. Ebenso mag ich die Tatsache, daß es weder 30jährige Jungfrauen gibt, die auf die Gleichung Sex = Ehe = Kinder fixiert sind, noch 30jährige Junggesellen, die feste Beziehungen scheuen, weil sie vor 15 Jahren auf der High School von ihrer ersten Freundin hintergangen wurden, und weil Mama sowieso die beste ist. Es gibt keine unbegründeten Anwandlungen von Eifersucht und, zumindest bei den Hauptpersonen, keine "ich bin nicht gut genug für ihn/sie"-Dramen. Tess und Nick sind beide Ende 30 und wissen, was sie wollen. Das einzige Manko von Strange Bedpersons ist, daß es ziemlich lange dauert, bis sie endlich auf die Antwort auf eine bestimmte Frage kommen, während der Leser - also ich - schon direkt nach Auftauchen dieser Frage wußte, was los ist. Aber egal: das Buch eignet sich hervorragend, um es in der Badewanne bei einem Gläschen Sekt oder auch am Strand zu lesen. Eben Entspannung pur. Und es zeigt, daß gute Unterhaltung eben doch auch in einem kurzen Format möglich ist!

Montag, 16. November 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 4: Vorsicht, außer Kontrolle geratene Metaphern

Und weiter geht's mit unserer fröhlichen Piratenmär. Nachdem Samantha, Luke und ihre Mannschaft das Schiff ausgeraubt haben, passiert erst einmal eine ganze Menge, nun ja, nichts. Es gibt ein paar Verletzte und Samantha will, daß der Schiffschreiner ihren durch einen Messerstich verletzten Arm näht, aber Luke will davon nichts wissen. Also kippen die beiden sich erstmal 'ne Tasse warmen Rum hinter die Binde, bevor sie weiterdiskutieren. Dabei fällt Samantha wieder einmal auf, wie unwiderstehlich attraktiv Luke ist:

"His shirt was still damp with sweat from the battle. Dried blood ran from his mouth to his chin. He looked every bit the fearsome pirate."

Ich korrigiere mich: es ist ganz offensichtlich, daß er nicht nur super aussieht sondern auch umwerfend riecht. Und glücklicherweise hat er im Kampf weder seinen Doppelzentner Goldkettchen noch seine goldene Bauchbinde verloren. So kann Samantha ihn weiter bewundern.

Natürlich ist es Samanthas väterlichem Freund Joe nicht entgangen, daß sie und Luke sich kaum noch beherrschen können und kurz davor sind, einander voll wilder Leidenschaft die Kleider vom Leib zu reißen. Joe ist bestürzt und würde ihr gerne ein paar wichtige Fakten über Bienchen und Blümchen erkären, doch er sieht auch direkt ein, daß er sich das schenken kann, denn Samantha wurde ja einst von einem Plantagenbesitzer vergewaltigt. Deshalb quatschen die beiden im Licht des wie eine reife Banane am Himmel hängenden Mondes (ich sagte es ja: kaum gibt es mal keine Action, schon laufen der Autorin die Metaphern und Wortspiele Amok) noch ein bißchen über die Liebe.

Unterdessen macht sich der Plantagenbesitzer...Moment, den habe ich noch nicht erwähnt, oder? Das war nämlich so: nachdem Samantha und ihre Kumpels den Piratenüberfall auf das Boot ihrer Eltern überlebt hatten, landeten sie auf einer Insel, wo sie von einem Plantagenbesitzer versklavt wurden. Dieser Plantagenbesitzer konnte sich genau wie alle Männer in diesem Buch dem Charme von Samanthas sahnigen Wellen nicht entziehen und vergewaltigte sie. Daraufhin schlug sie ihn halb tot und türmte samt ihrer Mannschaft mit dessen Schiff, das sie in Revenge umbenannte und mit dem sie sich auf die Suche nach Dervish machte.

Jetzt also will sich der Plantagenbesitzer, ein gewisser Oliver Grant, auf die Suche nach Samantha und seinem Boot machen, denn er will beide zurückhaben. Nachdem er von seiner Frau die Erlaubnis erhalten hat, sein Anwesen vorübergehend zu verlassen, steuert er Tortuga an und schafft es sofort, Lukes Kumpel, Captain zu bestechen, damit dieser ihm sagt, wo er suchen soll. Captain verrät Grant auch direkt, wo die Action ist - oder sein soll: Santa Placidia.

Auf hoher See verbringen Luke und Samantha noch mehr Zeit damit, sich gegenseitig anzuhimmeln. Für den Leser ist das nicht besonders spannend, aber Luke ist außer sich: Samantha hat ihm so sehr den Kopf verdreht, daß er sich weder an den Namen noch an die Haarfarbe der letzten Protituierten erinnern kann, mit der zusammen war. Also wenn das kein Zeichen von wahrer Liebe ist...?

Es gibt noch ein Kartenspiel, bei dem Samantha Luke bewundert, weil er bereit ist, seinen kompletten Besitz zu verzocken (so etwas macht einen Mann ja immer attraktiv. Nichts turnt eine Frau doch mehr an als ein Typ, der seine Miete nicht bezahlt und sie für Benzingeld anpumpt) und ein Unwetter, und dann kommen sie auch schon in Barbados an.

Tja, ich wäre jetzt auch gern auf Barbados. Die Karibik ist wundervoll im November. Aber was ich auf keinen Fall mitnehmen würde, wäre dieses Buch...von dem ich jetzt auch erstmal ein wenig Erholung brauche!

Dienstag, 10. November 2009

Lynn Viehl: Shadowlight

Jessa Bellamy hat eine besondere Gabe: wenn sie einen anderen Menschen berührt, kann sie dessen Erinnerungen sehen. Sie gehört zu einer kleinen Gruppe genetisch manipulierter Menschen. Eigentlich darf das niemand wissen, doch Jonah Genaro, der Besitzer eines Unternehmens, das sich mit biotechnologischer Forschung befaßt, ist hinter ihr her. Er braucht Jessas DNS für riskante Experimente und es ist ihm egal, daß sie diese nicht überleben wird. Gaven Matthias ist Mitglied einer geheimen Organisation ebenfalls genmanipulierter Menschen. Er will Jessa retten, doch wie kann er ihr klarmachen, daß er nicht ihr Feind ist?

Lynn Viehl hat schon die Darkyn-Serie, in der es um Vampire geht, geschrieben. Die meisten Teile dieser Serie haben mir gut gefallen - einige waren sogar großartig -, bis auf Evermore, das ich ziemlich konfus fand (und dessen Heldin einen seltsamen Namen hat, den ich partout nicht aussprechen kann). Und den letzten Teil habe ich noch gar nicht gelesen.

Jetzt gibt es also eine neue Serie mit genmanipulierten Menschen mit besonderen Begabungen und komischen Namen. Diese Leute werden Kyndred genannt, aber eine kleinere Gruppe, die sich nur aus einem streng geheimen Online-Forum kennt, nennt sich Takyn. Was lernen wir daraus? Eigentlich nichts. Außer, daß die Autorin vielleicht ihren inflationären Gebrauch des Buchstaben "Y" überdenken sollte.

Shadowlight ist auf keinen Fall ein schlechtes Buch, aber es ist auch kein besonders gutes. Lynn Viehl hat ihre Charaktere und ihre Handlungsstränge wie immer fest im Griff, was ich sehr zu schätzen weiß. Die Handlung ist in sich logisch, sofern man für die Dauer des Buches voraussetzt, daß es genmanipulierte Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder auch Vampire gibt. Es verhält sich auch niemand haarsträubend dumm. Leider lassen mich Held und Heldin aber völlig kalt. Den Helden finde ich sogar ziemlich unsympathisch.

Ich sollte jetzt vermutlich vor einem Spoiler warnen: Gaven ist so eine Art Ötzi. Nur ein bißchen jünger. Er ist ein Römer und wurde kurz nach der Varusschlacht in den Alpen eingefroren. Im 21. Jahrhundert wurde er aufgetaut und war direkt wieder quietschfidel, und, dank der mittlerweile kostbar gewordenen römischen Münzen in seiner Togatasche, auch liquide. Tja, wenn alle Römer so charismatisch und wortgewandt waren wie dieser Gaven, dann wäre das römische Reich sicherlich viel eher und ganz ohne die Hilfe von West-, Ost- und sonstigen -goten untergegangen, wie dieser Dialog beweist:

"You have very fine breasts," he told her. "It will give me pleasure to watch our son suckle them."

Strangely that thought aroused her as much as his touch.
"I'm not pregnant."

His mouth curved. "I will fuck you and give you my seed until you are."

Ist er nicht süß? Ich persönlich wäre ja allerspätestens an dieser Stelle aufgestanden, hätte mich angezogen und ihm die Anschaffung einer Gummipuppe nahegelegt. Aber Jessa, die Heldin, fährt voll darauf ab. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Wie gesagt, es ist kein richtig schlechtes Buch, aber ich war ziemlich enttäuscht. Immerhin habe ich aber etwas über meine deutsche Heimat gelernt, denn es kommt auch ein amerikanisches Touristenpaar vor, das den lieben Daheimgebliebenen von seinen Erlebnissen in Europa erzählt:

1. Wenn man sich in den italienischen Alpen aufhält und die Oma zu Hause in Amerika Schokolade und eine Kuckucksuhr haben will, dann muß man zwangsläufig für einen Tag nach Berlin fahren, um diese Dinge zu besorgen.

2. In Deutschland werden ungefähr 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Hm...mal sehen. Hochdeutsch, Plattdeutsch, Kölsch, Bayrisch, Sächsisch, Hessisch...hier im Ruhrgebiet sprechen wir natürlich nur perfektes Hochdeutsch, außer wenn wir dat grade ma wieda am vergessen sind...ich komme nicht auf 20, noch nicht mal, wenn ich Türkisch und Russisch mitzähle. Vielleicht sollte ich Lynn Viehl mal fragen, was in meiner Aufzählung fehlt?

Mittwoch, 4. November 2009

Michelle Beattie: What A Pirate Desires - Teil 3: Weil ich ein Mädchen bin

Dieses Buch bringt mich noch um. Soviel Aufregung kann unmöglich gesund sein. Falls es mal eine zweite Auflage gibt, sollte der Verlag eine Warnung draufdrucken: Das Lesen dieses Buchs gefährdet Ihre Gesundheit. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.

Luke, Samantha und ihre sahnigen Wellen tapern also durch das Nachtleben von Tortuga und Luke sieht, daß Samantha sich dort überhaupt nicht wohlfühlt. Ganz der Gentleman, geht er erstmal in alle möglichen anderen Kneipen, bevor er schließlich diejenige ansteuert, in der er seinen Ex-Kollegen Captain (der kein Kapitän ist) vermutet. Dort läßt er sie erstmal vor der Tür warten (wahrscheinlich an der gleichen Stelle, wo die anderen Piraten ihre Hunde, Pferde und zahmen Frettchen angebunden haben), um in Ruhe mit seinem Kumpel zu quatschen. Captain weiß tatsächlich etwas, aber bevor er etwas sinnvolles von sich geben kann, kommen Samantha und ihre sahnigen Wellen durch die Tür und alles ist im Aufruhr, weil sie natürlich die schönste Frau weit und breit ist, auf die sich alle Männer stürzen. In dem Moment schießt Luke etwas durch den Kopf - leider kein vergifteter Pfeil, sondern der Gedanke, daß Samantha vielleicht lieber eine Burka oder etwas ähnliches hätte anziehen sollen. Spaßbremsen wie ich würden jetzt wohl denken: das hätte er ihr doch eher sagen können, aber Luke ist eben nicht jemand, der weit voraus oder überhaupt jemals denkt.

Luke unterbricht sein Gespräch mit Captain, um Samantha vor ihren übereifrigen Verehrern zu retten und macht sie blöd an:

"You're distracting. How am I supposed to find out anything if they're too busy gaping at you?"

Samantha ist geschmeichelt.

Von Captain erfährt Luke, daß Dervish sich auf dem Weg zu einer Insel namens Santa Placidia befindet. Er beschließt, eines Tages eine eigene Insel zu besitzen und dieser den Namen Santa Estupida zu geben. Okay, das letzte war erfunden.

Anschließend bringt Luke Samantha zurück zum Schiff und kehrt auf die Insel Tortuga zurück, um in Ruhe sein Besäufnis fortzusetzen. Aus unerfindlichen Gründen sagt er Samantha, Dervish sei auf Barbados (nicht Santa Placidia). Entweder konnte er sich nur den langen Namen nicht merken, oder die Leserin (ich) erfährt in einem späteren Kapitel den Grund dieser Lüge. Falls ich das Buch bis dahin noch nicht geshreddert habe.

Am nächsten Morgen segelt die Revenge los in Richtung Barbados. Samantha legt sich zu einem gepflegten Nickerchen in ihre Kajüte, und Luke besticht den Schiffjungen, damit er das Steuerrad übernehmen kann. Wenig später taucht ein anderes Schiff auf, und dies bedeutet natürlich, daß es Arbeit für die Piraten gibt. Luke weckt Samantha und staunt über ihren Mangel an Begeisterung ob des bevorstehenden Mordens, Raubens und Plünderns:

"Samantha eyed him and shook her head. 'Nobody says we're going to win, Luke. We can be hurt, killed. They could outgun us. The Revenge could sink', she added, softly.

One day soon, Luke promised himself, he was going to get to the bottom of this sadness and reluctance to be a pirate."

Merkwürdige Frau, diese Samantha. Hat ein Problem damit, andere Menschen auszurauben. Tsktsk.

Da eine Piratenkapitänin nicht nur für Kost und Logis, sondern auch für das Gehalt ihrer Mitarbeiter sorgen muß, stimmt Samantha zu, das Schiff zu überfallen. Sie hat sogar eine Strategie: Diese besteht darin, daß Samantha vorgibt, die Revenge wäre von Piraten überfallen worden. Sie selbst und Aidan, der Schiffsjunge stehen herum und sehen hilflos aus, der Rest der Mannschaft liegt auf dem Deck und täuscht schwere Verletzungen vor. Auf diese Weise sollen der Kapitän und die Besatzung des fremden Schiffs an Bord der Revenge gelockt und überfallen werden.

Das funktioniert tatsächlich - bis der Kapitän des Beuteschiffes Samantha angreift. Sie hat zwar eine Pistole, betrachtet diese aber scheinbar nur als Accessoire (vielleicht waren Handtaschen und Sonnenbrillen auf Tortuga gerade ausverkauft), denn sie macht keinerlei Anstalten, sie zu benutzen und läßt sich ohne Gegenwehr entwaffnen.

Der Kapitän hält Samantha fest und bedroht Luke und Aidan mit der Pistole. Samantha zappelt heftig und fleht ihn an, den Schiffsjungen zu verschonen.

Luke ist beleidigt.

Wenig später kann Samantha sich befreien. Der Kapitän prügelt sich mit Luke und will ihn erstechen, doch letzterer wird in letzter Sekunde von Samantha gerettet, die dem Kapitän mit ihrem Sonnenschirm eins überbrät. Dafür hat der Kapitän natürlich den Tod verdient, und Luke erschießt ihn.

Samantha, Luke und alle anderen sind am Ende ihrer Kräfte, und ich kann's für heute auch nicht mehr länger ertragen.

Ob bei diesem Überfall überhaupt irgendwas erbeutet wurde, das erfährt der geneigte Leser übrigens nicht!

Ein bemerkens- (aber nicht unbedingt lesens-) wertes Buch

Heute habe ich ein wenig im Romantic Times Magazine geschmökert und dabei etwas erstaunliches gefunden:

Kimberly Raye hat ein Buch mit Vampir-Cowboys geschrieben:



Zur Erinnerung: sie ist die Verfasserin dieses Machwerks. Falls ihr interessiert seid, das neue Buch heißt Cody. Ich kann mich nicht dazu überwinden, es zu lesen, aber mich würde schon interessieren, wie das mit den Vampir-Cowboys funktioniert. Kühe schlafen doch eigentlich nachts und werden tagsüber durch die Gegend gescheucht, oder? Und werden die dann auch nachts gemolken? Welche Auswirkungen hat es auf den Biorhythmus der Kühe und damit auf den Milchertrag, wenn die Cowboys Vampire sind? Wer paßt tagsüber auf die Rinder auf? Und kann man Werwölfe zu Hirtenhunden ausbilden? (Das wär doch was für die Fortsetzung). Vielleicht schreibt ja auch mal jemand ein Spin-Off, das in den Alpen spielt. Das könnte dann "Almabtrieb bei Mitternacht" heißen.

Montag, 2. November 2009

Gaelen Foley: Lady of Desire

London, 1816: Jacinda Knight ist eine junge Frau aus einer adligen Familie. Um einer Vernunftehe mit einem Mann zu entkommen, den sie nicht liebt, will sie nach Frankreich fliehen. Stattdessen landet sie im übelsten Stadtviertel von London, das von kriminellen Banden regiert wird. Billy Blade, der Anführer einer dieser Gangs, rettet Jacinda. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, doch er bringt sie zurück zu ihrer Familie. Wenig später stellt sich heraus, daß Billy Blade in Wirklichkeit der verlorene Sohn eines Marquis ist. Er kehrt zu seiner Familie zurück, doch kann es jetzt ein Happy End für ihn und Jacinda geben?

Dieses Buch ist erstaunlich. Es stecken mindestens soviele Post-it Zettel darin wie Stacheln im Rücken eines Igels - in anderen Worten, auf ungefähr jeder zweiten Seite stand etwas, das ich haarsträubend, absurd oder eigenartig fand. Eigentlich war das Buch ein einziger langer WTF?-Moment. Das erstaunliche daran aber ist, daß ich es trotzdem mochte! So richtig erklären kann ich mir das nicht, aber es könnte daran liegen, daß Billy zu meiner Lieblings-Art von Romanheld gehört: er verfällt der Heldin innerhalb kürzester Zeit mit Haut und Haaren. Er braucht sie, um glücklich zu sein.

Zu den ersten Dingen, die ich befremdlich fand, gehörte die Tatsache, daß Jacinda an Billys Aussehen erkennen kann, daß er eigentlich ein Aristokrat ist:

"Perhaps he was the product of some highborn rake's dalliance with a tavern wench, for he had a bold, strong, sensual face with a fineness to his features that whispered of loftier bloodlines than his seeming Cockney origins."

Ist doch totaler Quatsch. Man muß nur mal in ein Museum gehen oder ein Schloß nebst Ahnengalerie der ehemaligen Besitzer besichtigen: Die Monarchen und Adligen vergangener Jahrhunderte sahen fast alle ziemlich degeneriert und inzuchtgeschädigt aus. Hauptsächlich deswegen, weil sie degeneriert und inzuchtgeschädigt waren. Hätte man damals ein Mitglied der Unterschicht gewaschen und neu eingekleidet, hätte er oder sie höchstwahrscheinlich besser ausgesehen als, sagen wir mal, ein Herzog oder eine Gräfin.

Als nächstes schenkt Jacinda Billy ihr diamantenbesetztes Halsband, weil sie...tja, warum eigentlich? Ach ja, sie spürt ganz tief in ihrem Inneren, daß er eigentlich ein guter Mensch ist. Klar doch, sie kennt ihn ja auch schon seit ungefähr einer halben Stunde.

Und jetzt wird's wirklich übel. Jacinda erzählt Billy nämlich von den Heldentaten ihrer Mama. Jacindas Mama hatte 6 Kinder von 4 verschiedenen Männern, wobei sie nur mit einem davon verheiratet war. Nun gut: in ihrem Nachwort schreibt die Autorin, daß die Countess of Oxford ihr Vorbild für Jacindas Mama war. Über diese angebliche Grande Dame des Regency-Zeitalters habe ich allerdings im Internet überhaupt nichts gefunden, obwohl es seit dem Mittelalter Unmengen von Gräfinnen von Oxford gab. Könnte Frau Foley vielleicht die Herzogin von Devonshire gemeint haben? Ich werde es niemals wissen. Jedenfalls hat Jacindas Mutter an der Sorbonne studiert - vor der französischen Revolution. Das allein hat mir schon die Schuhe ausgezogen, denn wieviele Frauen im allgemeinen und britische Adelstöchter im besonderen haben damals wohl an der Sorbonne studiert? Hm, bestimmt ganz viele. Sicher hatten sie sogar ein eigenes Wohnheim. Tja, und dann hat die gute Frau auch noch im Jahr 1799 in Frankreich ein vorzeitiges Ende unter der Guillotine gefunden, weil sie dabei erwischt wurde, daß sie Kinder von Aristokraten außer Landes schmuggelte. Ein seltsamer Zufall, denn just in diesem Jahr fand auch die französische Revolution ein (nicht unbedingt vorzeitiges) Ende. Napoleon Bonaparte erklärte sie nämlich für beendet und bot emigrierten Adligen lt. Wikipedia sogar eine Entschädigung an, was mich an der Geschichte von Jacindas Mama zumindest zweifeln läßt.

Aber weiter im Text. Wenig später fangen Billy und Jacinda an zu knutschen und landen schließlich auf seinem Lotterbett, das er sonst mit seiner Geliebten, der heißblütigen Zigeunerin Carlotta teilt:

"For a heartbeat, she protested, her voice hoarse and feeble, but then she was distracted by the voluptuous perfume of exotic spices wafting up from his mattress as he laid her down."

An dieser Stelle dachte ich, ich freß' nen Besen, mein Hamster bohnert und mein Schwein pfeift. Exotische Gewürze? Diese Matratze muß doch nach allen erdenklichen Körperflüssigkeiten diverser Altersstufen "duften"! Und wie abtörnend ist es denn, auf einem Bett verführt zu werden, in dem es der Typ vorher mit einer anderen getrieben hat?

Sehr irritierend fand ich übrigens auch, daß Jacinda ihren Geliebten immer Billy-boy nennt. Dafür kann die Autorin aber wahrscheinlich nichts, denn womöglich gibt es die gleichnamige Kondom-Marke in Amerika gar nicht.

Nun ja, Billy findet jedenfalls heraus, wer Jacinda wirklich ist, und bringt sie nach Hause. Die Vernunftehe wird abgesagt, und wenige Tage später reitet Jacinda mit einigen Verehrern durch den Hyde Park. Billy kommt vorbei und geht auf sie zu, um ihr das Diamantcollier zurückzugeben, das sie in ihrem Edelmut bei ihm gelassen hat. Schlauerweise gibt sie vor, ihn nicht zu kennen, da sie sich vorgenommen hat, keine weiteren Skandale mehr zu verursachen. Billy ist beleidigt - wieso sollte eine "höhere Tochter" wie Jacinda schließlich keinen Kriminellen aus Londons übelstem Stadtviertel kennen und ihm ihren Schmuck leihen?

Billy und seine Diebesbande werden von einem Rivalen verraten und bei einem Einbruch festgenommen. Um sich und seine Kumpels vor dem Galgen zu retten, läßt er zu, daß sein verhaßter Vater ihn rettet und bei sich aufnimmt. Eine der Bedingungen ist allerdings, daß er ein gesittetes Benehmen an den Tag legt und so schnell wie möglich heiratet. Natürlich verliert Billy keine Zeit, bei Jacindas Brüdern um ihre Hand anzuhalten und eigentlich könnte jetzt ganz schnell das Happy End kommen, hätte Jacinda sich nicht vorgenommen, einen ältlichen Nachbarn zu heiraten.

Von da an wird das Buch besser. Vorher war es nur unterhaltsam, wenn auch auf Grund des äußerst absurden Verhaltens der Charaktere auf eine eher Monty Pythoneske Art. Dann aber lernt der Leser die Hauptpersonen, und besonders Billy, besser kennen, und er wird richtig sympathisch. Was ihn von vielen Liebesromanhelden unterscheidet ist die Tatsache, daß er sehr verletzlich ist - er zweifelt an sich selbst und an seinen Fähigkeiten, und manchmal denkt er, daß er nicht gut genug für Jacinda ist. Auch das schwierige Verhältnis zu seinen Eltern und der Einfluß, den es auf ihn hat, werden sehr anschaulich beschrieben. Am Ende wächst auch Jacinda, die anfangs eher der Typ "dumme Blondine" ist, über sich hinaus. Sie macht ihm klar, daß sie ihn liebt und alles für ihn tun würde, aber sie zeigt ihm auch gelegentlich, wo es lang geht. Ich denke, am Ende des Buches haben die beiden ein sehr gesundes, gleichberechtigtes Verhältnis zueinander.

Was macht es da schon, daß Jacinda Billy in einer äußerst unwahrscheinlichen Szene vor seinen Feinden rettet, und daß ihr Bruder mit keiner Wimper zuckt, als sie ihre Kleidung nach einem Techtelmechtel mit ihrem Liebhaber falschherum trägt?

Insgesamt gibt es in dem Buch Unmengen von haarsträubend absurden, unwahrscheinlichen Handlungen, und wenn ich eine Glatze hätte, wären meine Augenbrauen beim Lesen sicherlich an meinen Hinterkopf gewandert, so sehr mußte ich sie oft hochziehen. Aber ich habe mich amüsiert und ich war gerührt. Und das ist schließlich die Hauptsache.