Freitag, 25. Juni 2010

Nora Roberts: Bed of Roses - Achtung, mit ein paar Spoilern!

Emmaline (gennant Emma) Grant ist eine Floristin, die zusammen mit ihren drei besten Freundinnen eine Hochzeitsplanungsfirma betreibt, wobei sie natürlich für den Blumenschmuck bei jeder Hochzeit zuständig ist. Seit vielen Jahren ist sie heimlich in Jack Cooke, den besten Freund des Bruders ihrer Freundin Parker (!) verliebt. Als die beiden eine heiße Affäre beginnen, sind alle ihre Freunde und Verwandten zunächst befremdet, dann begeistert. Schließlich gibt es nur ein Problem: Jack kann sich nicht entscheiden, ober tatsächlich eine langfristige Bindung will...

Tja, das ist die Handlung des Buchs. Mehr ist da nicht. Bed of Roses ist die Fortsetzung von Vision in White, das mir ganz gut gefallen hat. Auch Bed of Roses ist ein sehr unterhaltsames Buch, das ich innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Aber es ist das literarische Äquivalent dieser kleinen, quadratischen, harten Kaubonbons, die man bei Karnevalszügen auffangen kann (zumindest als ich zuletzt bei einem war, was immerhin mindestens 30 Jahre her ist): wenn man unbedingt etwas Süßes braucht, ißt man mal eins, aber sie schmecken billig und künstlich und nach purer Chemie, und spätestens am Aschermittwoch entsorgt man sie. (Ich glaube, in einem Jahr hat meine Mutter sie mal bis zum Sommer aufbewahrt und bei meinem Kindergeburtstag auf den Tisch gestellt. Es hat aber keiner eins gegessen).

Tja, also Emma und Jack. Jack ist ein ganz netter Kerl, der anfangs zögert, Emma anzumachen, weil sie schon ewig befreundet sind und er diese Freundschaft nicht zerstören möchte. Er war noch nie länger als ein paar Monate mit derselben Frau zusammen, weil die Scheidung seiner Eltern ihn traumatisiert hat.

Emma ist eine Romantikerin, die sich Abende bei Kerzenlicht, Champagner, und Tänze im Mondlicht wünscht.

Zuerst geht alles gut mit ihr und Jack: sie haben die romantischen Dates, die sie sich wünscht, phantastischen Sex, der in eigenartigen Metaphern beschrieben wird (die mit rauschenden Wellen oder so zu tun haben), und alles könnte gut sein, wenn Emma nicht plötzlich unruhig würde. Jack reagiert nämlich ein wenig zurückhaltend, wenn Emma in seinem Haus ihre Sachen wie eine Zahnbürste und Make up verteilen möchte. Er macht auch keine Anstalten, ihr einen Hausschlüssel zu geben.

Soviel zu den relativ gelungenen ersten beiden Dritteln des Buchs. Von da an geht es leider bergab. Emma will Jack eine Freude machen - er hatte einen höllischen Tag auf der Arbeit, hat Kopfschmerzen und ist einfach nur so genervt, daß er niemanden sehen möchte.

Ein Riesendrama folgt, mit Tränenausbrüchen und allem was dazugehört. Emma beschließt, niemals mehr etwas von Jack wissen zu wollen. Ihre Freundinnen hassen Jack nun auch und verbieten ihm den Zutritt zu ihrem Haus. Jacks Freund Del und ihr Kumpel Carter (der Held des vorherigen Buches) reden ihm auch gleich ins Gewissen, weil er Emma angeblich so schlecht behandelt hat.

Ich saß da und dachte nur: was zum Teufel soll das? Jack hat Emma doch nichts Böses getan! Er hat ihr nie Versprechungen gemacht. Er hat sie nicht angeschrien oder beleidigt. Er hatte einen schlechten Tag, wollte niemanden sehen und hat einfach nur ein bißchen sparsam geguckt, als er sie unerwartet in seinem Haus vorfand. Und nun stürzt sich die ganze Bande auf ihn und beschimpft ihn, als hätte er Emma geschlagen oder ihr sonstwas angetan.

Dabei waren die beiden zu dem Zeitpunkt gerade mal für drei Monate ein Paar. Wenn ich einen neuen Freund hätte und mit ihm seit wenigen Wochen zusammen wäre, würde ich auch nicht direkt wollen, daß er seinen Hausrat bei mir anschleppt und in der Küche steht und kocht, wenn ich von der Arbeit komme. Es gibt eben solche Tage, an denen ich niemanden sehen und hören möchte, auch nicht Leute, die ich sehr gern habe!

Noch schlimmer als die Absurdität dieser Handlung war aber ihre Vorhersehbarkeit. In dem Moment, in dem Emma beschloß, Jack ein paar Blümchen vorbeizubringen und ihm unangemeldet ein leckeres Essen zu kochen, wußte ich, was passieren würde. Ich wußte es so genau, als hätte ich Nora Roberts beim Schreiben des Buchs über die Schulter geguckt. Von diesem Punkt bis zum Ende des Buchs gab es keine Seite mehr, noch nicht einmal einen einzigen Absatz, bei dem ich nicht vorher wußte, was passiert. Und das ist ärgerlich. Ich weiß bei jedem Liebesroman, den ich lese, daß es ein Happy End geben wird. Genau so will ich es auch haben. Aber ich möchte nicht die ganze, komplette Handlung so genau kennen, als hätte ich das Buch schon hundertmal gelesen!

Nora Roberts kann wirklich sehr viel bessere Geschichten schreiben, und ich hoffe, sie tut es demnächst auch wieder.

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