Freitag, 18. Juni 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 7: Edith Layton: To Love A Wicked Lord

Als Inhaltsangabe muß ich mich hier einfach mal auf den Klappentext verlassen, weil ich wirklich nicht sehr weit in dem Buch gekommen bin: Phillipa Carstairs ist eine hinreißend schöne junge Frau aus gutem Hause im England des frühen 19. Jahrhunderts. Trotz all ihrer wundervollen Eigenschaften ist ihr unerklärlicherweise ihr Verlobter abhanden gekommen, was bei Pippa (so wird sie genannt) ein Gefühl vager Beunruhigung auslöst. Pippas Oma schleppt einen etwas schleimigen, dandyhaften Typen an, der bei der Suche nach dem verschwundenen Verlobten helfen soll. Warum? Na ja, der Typ posiert nur als Geck. In Wirklichkeit ist er nämlich ein supertoller Spion in supergeheimer Mission im Auftrag der Krone. Da sollte es für ihn doch ein Klacks sein, den Mann zu finden, der es gewagt hat, sich Pippas fleischgewordener Perfektion durch Flucht zu entziehen. Aber es kommt natürlich so, wie es kommen muß: Pippa und Maxwell (der Spion) verlieben sich ineinander...

Noch nicht mal auf Leseproben kann man sich verlassen. Ich mochte die Inhaltsangabe des Buchs, und ich mochte die Leseprobe. Die besteht nämlich aus dem Prolog, der durchaus auf ein spannendes, unterhaltsames Buch schließen ließ. Der Prolog ist 8 Seiten lang. Danach geht's nur noch bergab. Es ist nicht die Handlung, die ich so verabscheuenswert finde, und ich habe auch kein Problem mit den Personen. Ich konnte überhaupt nicht weit genug lesen, um Kritikpunkte an der Handlung und den Personen zu finden! Nein, es ist der Schreibstil, der unbeschreiblich grauenhaft und mies ist. Ich habe mit 12 einen besseren Schreibstil gehabt, und ich frage mich ernsthaft, wer überhaupt auf den absurden Gedanken verfallen konnte, ein derartig unterirdisches Buch zu veröffentlichen.

Weiter als bis Seite 27 habe ich es nicht geschafft, in dem Buch zu lesen, und das war schon mehr als genug. Zum Beginn der Handlung sitzen Pippa und ihre Freundin Adele in dieser Halle in Bath, wo Englands obere Zehntausend früher immer das Wasser der gesunden, aber stinkigen Heilquelle zu schlürfen pflegten. Sie sprechen über Pippas getürmten Verlobten und wiederholen dabei einfach mal alles, was sie sich ohne Zweifel schon mindestens hundert mal erzählt haben. Pippa bedauert, daß der arme Mann geflüchtet ist, anstatt sie zu heiraten und sie durch seinen frühzeitigen Tod zur Witwe zu machen (nett!) Anschließend erzählt die Verlassene in epischer Breite von ihrem Leben in den letzten paar Jahren und beschreibt sehr ausgiebig, wie ihr Verlobter ihr den Hof gemacht hat, warum sie ihn heiraten wollte etc. etc. In anderen Worten: sie erzählt alles, was ihre beste Freundin sowieso schon wußte.

Genau das ist es, was mich so furchtbar an dem Buch gestört hat: Pippa und Adele käuen alle Ereignisse der letzten Jahre wieder, nur damit ich, die Leserin, davon erfahre. Das ist einfach ein ungeschickter, grottenschlechter Schreibstil. Dieser Satz hat mir wirklich den Rest gegeben:

"Grandfather approved. Noel's credentials were good, and though he was an orphan like me, he came from old stock. We put the notice in the papers, set the day, posted the banns. We had a great party to celebrate and invited everyone in the district and beyond. In fact, I invited you."

Ich habe dann noch ein wenig weitergelesen, aber das Buch wurde auch auf den nächsten paar Seiten nicht besser. Pippas Oma stellt Pippa und Adele Maxwell vor und Pippa und Maxwell verabreden sich zum Abendessen im Hotelzimmer der Oma, um zu besprechen, wie man des entfleuchten Verlobten habhaft werden könnte. Pippa nimmt sich vor dem Abendessen Zeit, sich mit Hilfe ihrer Kammerzofe mächtig aufzubrezeln und ihre eigene Perfektion vor dem Spiegel andächtig zu bestaunen. Die hübschen Brüste! Der geile Arsch! (Na ja, mein Ausdruck, nicht Edith Laytons. Im Buch ist von einer "pert derrière" die Rede. Jedenfalls ist Pippa fest davon überzeugt, daß jeder Mann zwischen 15 und 95 scharf auf sie sein muß).

Anschließend erfährt die geneigte (bzw. in meinem Fall ungeneigte) Leserin in einigen länglichen Absätzen alles über die Lebensweise von Pippas Großeltern, bevor das Outfit der Oma bis ins kleinste Detail beschrieben wird. Oma trägt ein silbernes Rokoko-Kleid, eine Hochsteckfrisur mit Glitter und ist zu stark geschminkt. Bevor Pippa und ihre Oma sich zu Maxwell gesellen, hält letztere noch einen langen Vortrag über die französische Revolution und deren negative Auswirkungen auf die Herrenmode.

An dieser Stelle hat's mir gereicht. Ich verstehe wirklich nicht, warum dieses Machwerk so eine gute Bewertung auf AAR bekommen hat - ich konnte es jedenfalls einfach nicht mehr länger ertragen.

3 Kommentare:

  1. Es hätte dir eine Warnung sein sollen, dass selbst Helen Hancox nur drei Sterne vegeben hat! *lach*

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  2. Baaaaaah … Mir fällt gerade auf, ich hab Helen Hancox mit Harriet Klausner verwechselt. Ich nehm alles zurück! ;)

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  3. Und ich hab Helen Hancox schon gegoogelt! Aber unfaßbar, daß Harriet Klausner mal nur drei Sterne vergeben hat, oder? Da muß sie ja eine mordsschlechte Laune gehabt haben in den fünf Minuten, in denen sie das Buch gelesen hat ;-)

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