Sonntag, 7. Februar 2010

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 6: Stephanie Tyler: Hard to Hold

Chuck Norris kann Feuer mit einer Lupe machen...sogar nachts!

Jetzt fragt ihr euch sicherlich, warum ich euch mit diesem doofen Chuck Norris-Witz nerve. Ganz einfach: Weil Hard to Hold ein 370 Seiten langer Chuck Norris-Witz ist. Nur daß Chuck Norris in diesem Fall Jake Hansen heißt und ein Navy SEAL ist. Jake ist der Held dieses Buchs, falls daran noch irgendwelche Zweifel bestehen sollten.

Lynn Viehl ist daran schuld, daß ich mir diese in Papier manifestierte Katastrophe von einem Buch gekauft habe, denn sie hat es in ihrem Blog wärmstens empfohlen. Und ich dumme Kuh bin drauf reingefallen, weil sie zuvor Patricia Briggs' großartige Mercy Thompson-Serie empfohlen hatte. Die Tatsache, daß die online verfügbare Leseprobe fälschlicherweise den Eindruck erweckt, es handele sich um ein normales Buch, spielte natürlich auch eine Rolle. Jetzt wünsche ich mir aber, ich hätte was anderes mit den 5,29 € gemacht, die ich für Hard to Hold ausgegeben habe. Einen 5 €-Schein zusammenrollen, anzünden und einen Marshmallow damit rösten wäre z. B. eine gute Idee (wir Nichtraucher haben es schwer, wenn wir mal dekadent sein wollen).

Aber okay, die Handlung, soweit man von einer solchen sprechen kann. Jake Hansen ist ein Navy SEAL, der mit ein paar anderen Navy SEAL Kumpels (die natürlich später ihre eigenen Bücher kriegen werden) aus irgendwelchen Gründen in Afrika rumturnt. Sie sind eigentlich dabei, sich aus dem Staub zu machen, müssen vorher aber noch eine amerikanische Ärztin retten, die als Geisel genommen wurde. Diese Ärztin ist Isabelle Markham, die Tochter einer Senatorin, und natürlich unsere Heldin. Jake und Isabelle müssen zusammen in einer Hütte auf die Rettung warten und kommen sich dabei näher.

Wenig später sind sie alle wieder im Gelobten Land (aka Amerika) und Isabelle nimmt einen Job als Beraterin auf just dem Militärstützpunkt an, wo auch Jake und seine Kumpels stationiert sind. Bei der ersten Begegnung mit Jake möchte sich Isabelle mit ihm verabreden, aber er weist sie zurück: schließlich hätte er sie schon gefragt, ob sie mit ihm ausgehen will, wenn er dazu Lust hätte. Netten Kerl, der Jake. Und so fortschrittlich. Nur leider mag er keine Ärzte, weswegen er auch keine Lust auf ein Date mit Isabelle hat.

Als nächstes erfahren wir ein bißchen was über Jakes familiären Hintergrund, wobei die Autorin aber verschweigt, daß bei der Entstehung unseres Helden das Klonen eines ziemlich abgenutzten Chuck Norris-Witzes eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Dafür haben er und seine beiden sequel bait-Brüder einen übersinnlich begabten Ziehvater, der aufmüpfige Rockbands managt.

Unsere Isabelle hört sich unterdessen ein wenig Tratsch über Jake an:

  1. Er haßt Ärzte (das wußten wir ja schon), weswegen er sich bei Verletzungen selbst verarztet oder es von einem seiner Kollegen machen läßt. Jaja, nur die Harten kommen in den Garten!
  2. Es gibt einen ganzen Aktenschrank, dessen Inhalt nur von Jake handelt - der ist aber dermaßen geheim, daß niemand weiß, was drin ist. (Isabelle schafft es, den Schrank mit Hilfe einer Lötlampe und einer Spitzhacke zu öffnen - das muß ein Zeichen sein).
  3. Er war erst 15, als er zur Marine ging - da waren sie von der Qualität seines gefälschten Ausweises dermaßen beeindruckt, daß sie ihn tatsächlich aufnahmen. Uff, da bin ich beruhigt. Hätte er einen Schulabschluß, müßte man ja befürchten, er wäre eins von diesen intellektuellen Weicheiern.
  4. Er hat mindestens drei- bis viermal am Tag Sex, und dann mit drei Frauen gleichzeitig, weil eine allein ihn niemals befriedigen könnte.
  5. Und dann hat er auch noch bis Unendlich gezählt. Zweimal....ups, nö, das war dann doch Chuck Norris. Jake nicht, denn der hat ja keinen Schulabschluß.
Aber immerhin bringt er alle Voraussetzungen mit, um die Welt zu retten, denn mit nicht unbeträchtlichem Wohlwollen attestiert ihm sein Vorgesetzter (doch, den hat unser Supermacho unerklärlicherweise auch), daß er vollkommen furchtlos ist und keinen Funken gesunden Menschenverstandes besitzt. Ich schätze, als nächstes werden sie ihn zum Präsidenten wählen. Es ist unausweichlich.

Inzwischen sind wir auf Seite 41 und es wird Zeit, etwas Handlung in die Handlung zu bringen. Also bittet Admiral James Callahan, genannt Cal, unseren Jake, auf Isabelle aufzupassen, die immer noch von finsteren Bösewichten bedroht wird. Isabelle darf das aber nicht wissen, weil...äh...keine Ahnung. Weil die Autorin das eben so will, verdammte Axt!

Jake meint, daß er nur dann richtig auf Isabelle aufpassen kann, wenn sie bei ihm wohnt. Aber natürlich kann er nicht auf sie zugehen und sagen "hey babe, wenn du bei mir einziehst, beschütze ich dich und du kannst meine Hemden bügeln, wenn du schon mal da bist". Hier ist Rafinesse gefragt! Was also macht unser Held? Er schleppt Isabelle ab. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er trifft sie in einer Kneipe und teilt ihr ohne weitere Umschweife mit, daß er sie nun mitnehmen wird:

"I'm taking you home now" he said, after he'd given her a once-over to make sure she was okay.

"But I'm here with someone..." she protested, although she didn't fight being in Jake's arms.

"I don't care who you came here with, you're going home with me," he growled.

Ist er nicht unwiderstehlich?

Hach ne. Soviel männlichen Charme muß ich erstmal sacken lassen. Bitte begleitet mich doch auch bei meinem nächsten Leseabenteuer mit diesem wundervollen Buch, denn dann werden wir erfahren, was es bei Navy SEALs während eines Schneesturms zu essen gibt!

9 Kommentare:

  1. Susi in Bestform! Du hast gerade meinen trüben Tag gerettet! :)

    Ich sehe, du hast die "verdammte Axt" aus dem Brockmann-Buch lieb gewonnen und direkt in deinen Wortschatz integriert. Das lob ich mir! *lach*

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  2. Als bislang stille Mitleserin muss ich dir doch einmal einen Kommentar hinterlassen und dir mitteilen, dass ich deine Rubrik "Bücher, die man nicht lesen kann" wirklich liebe!

    Leider haben die zitierten Stellen deiner Blogbeiträge die Wirkung, dass mein Mann sich am Liebsten selber davon überzeugen würde, dass solche Geschichten es wirklich zu einer Buchveröffentlichung gebracht haben. ;D

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  3. Du scheinst solche Charmebolzen ja echt anzuziehen! *gg*

    Bei der "verdammten Axt" musste ich ich auch besonders lachen! (Wobei ich dieses Bonmot selbst glatt überlesen habe,... ;-))

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  4. Irina - ich wüßte ja schon gern, wie die verdammte Axt denn wohl im Original hieß!

    Winterkatze - Danke :-)) Gönn deinem Mann doch mal den Spaß und schenk ihm eins von den Büchern :-P

    Sarah - Haha, aber immer noch besser, sie tauchen in Büchern auf als im wirklichen Leben! Stell dir mal vor, Luke der Pirat würde mitsamt seinen Goldkettchen und der goldenen Schärpe vor dir im Aldi an der Kasse stehen!

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  5. Susi, sag mir mal die Seite vom deutschen Buch und die Szene, vllt. kann ich ja im Original was finden ;) Vielleicht hat Joe ja wirklich damn axe gesagt ;)))

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  6. Hi Cleopatra, ich hab die verdammte Axt wiedergefunden: Sie ist im deutschen Buch im 15. Kapitel auf Seite 207. Da sind sie gerade auf einer Party von Freunden von Veronica und Wila, der Schwester von Prinz Tedric. Vorher waren sie im Lauf des Tages bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der Joe vom Leiter eines Obdachlosenheims angesprochen wird, das er dann prompt besucht. Das ganze spielt sich in Boston ab.

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  7. okay, ich glaub ich habs:

    "The women who came in the door was a readhead, but there was no way on God's earth it coul be Veronica wearing a dress that exposed so much skin and ...
    Hot damn!
    It was her. It was Veronica.
    Ove rhis earphone, Joe could hear Cowboy "Whoohee, boss, babe alert at eleven o'clock!" Sweet God.

    War es das? Hot damn! Tja wie würdest du das jetzt übersetzen? ;)

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  8. Genau, das ist die Stelle. Hm, eine bessere Übersetzung...wie wäre es mit "boah ey"? Oder "Holla die Waldfee" oder "Leck mich anne Füße"? "Heiliger Strohsack"? "Potzblitz"? Ach, ich sehe es ja ein, das Übersetzen ist gar nicht so leicht!

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  9. Übersetzen ist wirklich nicht leicht, kein Wunder, dass die Übersetzer ihre eigene Stimme mit einfließen lassen, weil sie in so einem Fall ja selbst entscheiden müssen wie man was Unübersetzbares eben mal schnell übersetzt. Da ist ja auch immer Zeitdruck dabei. Es fließen immer eigene Vorstellungen und auch Moralvorstellungen von der Person und dem Verlag mit ein. Das verfremdet eigentlich IMMER und jeden Text. Wenn wir dann hier in Rezis von "der Stimme oder der Schreibstil" des Autors hören müsste man streng genommen immer Abstriche machen bei Übersetzungen. Wie oft haben der Stil und die Stimme des Übersetzers null mit dem des Autors zu tun. Ein Grund warum ich englischsprachige Autoren immer im Original lese. Aber das will ja nicht jeder, und macht auch nicht jedem Spaß, von daher finde ich eine Einflussnahme vom Verlag und/oder des Übersetzers immer so unendlich schade.

    Also, ich wäre ja für "Heilige Sche!ße" oder "Gottverdammt nochmal" ;) Aber das ist vielleicht auch alles Mist und der Grund warum ich KEIN Übersetzer bin ;)

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