Mittwoch, 23. Dezember 2015

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 10: Leseprobe from Hell

Ich muß euch was gestehen. Ich lese manchmal e-mail Newsletter. Bin ich deshalb unnormal? Egal. Am liebsten lese ich natürlich den Secret Escapes Newsletter und gucke mir die tollen Hotels an. Vorgestern habe ich aber den Romantic Times Book Reviews Newsletter gelesen. Darin wurde das neue Buch von E. L. Todd empfohlen. Von der Autorin hatte ich noch nie gehört, aber lt. Newsletter sind ihre Bücher der neueste heiße Scheiß. Also habe ich direkt mal auf die Website geklickt und mir die Leseprobe ihres neuesten Buchs, Into the Fire, durchgelesen. Nun, zumindest habe ich es versucht.

Das erste was mir auffiel, war, daß der Held das ist, was der Volksmund als Loser bezeichnet. Und ich meine damit nicht, daß er einer dieser sympathischen Verlierer ist, die ihrem Schicksal tapfer entgegentreten und die man einfach gern haben muß. Nein: Ash ist ist klotzhohl, hat eine große Klappe und findet sich selbst total geil.

In der Anfangsszene spricht Ash mit einem Banker, von dem er einen Kredit will. Der Banker will ihm den Kredit nicht geben, weil er klamm ist. Und dann...schnauzt er den Banker einfach mal an:
“Just give me the loan,” I barked.
Kurioserweise läßt sich der Banker dadurch eher nicht so beeindrucken.  Unser findiger Held hat aber noch ein As im Ärmel. Ash ist nämlich Tätowierer von Beruf und braucht den Kredit, weil er ein eigenes Tattoo-Studio aufmachen will. Und so macht er den folgenden Vorschlag:
“How about some free ink? I’m the best in the business.”
Der Banker ruft seinen Compliance Officer und den Sicherheitsdienst, und Ash wird diskret hinter einem erstaunlich gut bewässerten Ficus benjamini zusammengeschlagen und mit einem gewaltigen Arschtritt vor die Tür gesetzt.

Ok, den letzten Absatz habe ich mir leider nur ausgedacht. Aber einen Kredit bekommt Ash trotzdem nicht.

Dem tatkräftigen Tätowierer bleibt nun noch Plan B: das Geld zurückfordern, das er seinen Eltern vor einigen Jahren geliehen hat. Eigentlich müßten die genug Kohle haben, denkt er sich, denn sie haben sich ja gerade erst einen neuen Audi gekauft. Aber Mama und Papa denken sich eher so:



Vor allem die Tatsache, daß Ash noch nie ein nettes Mädchen mit nach Hause gebracht hat, obwohl er fast 30 ist, macht den beiden Sorgen. Also trifft Ash eine Vereinbarung mit seinen Eltern: er präsentiert ihnen eine für sie akzeptable Freundin, dann geben sie ihm sein Geld zurück.

Wenig später kotzt der gute Ash sich bei seinem Kumpel Sawyer über sein schlimmes Schicksal aus...



Er hat nämlich überhaupt keine Ahnung, was man mit so einer...äh, Dings...Freundin überhaupt macht, da seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen aus schnellem Sex auf der Straße und anschließender Verhaftung wegen öffentlicher Unzucht bestehen.
“But I don’t want one. What do you do with them anyway?”
He shrugged. “Talk to them?”
“See, I don’t like to talk.”
“Take them out to dinner?”
“But then I’d have to talk to them for an entire meal. Shit, I don’t have that much to talk about.”
Schon der Gedanke an soviel Konversation macht den guten Butthead Ash natürlich total fertig, und er beschließt, eine Escort-Dame dafür zu bezahlen, daß sie sich als seine Freundin ausgibt.

Und so gerät er an Alessandra, die offenbar über eine übermenschliche Sehstärke verfügt, denn schon auf den ersten Blick und von weitem erkennt sie:
His eyes were blue like the ocean, and they were endless in their depth.
Natürlich wundert sich Alessandra, daß ein so unfaßbar attraktiver Mann eine Frau dafür bezahlen muß, daß sie sich als seine Freundin ausgibt. Vielleicht ist Ash ja schwul? Dies streitet er jedoch ab:
“No…” He narrowed his eyes on my face. “How the hell did I give you that impression? I checked out your rack the second I walked in the door. And when you turn around, I’m going to check out your ass.”
"Als ich dich gesehen hab, hab ich erstmal deine Titten angestarrt, und sobald du dich umdrehst, glotze ich auch noch deinen Arsch an". Seufz. Ja, so gewinnt man Frauenherzen. Mal ehrlich, Mädels, auf so einen charmanten Typen warten wir doch alle, oder?

Aber Ash ist immerhin so fair, Alessandra davor zu warnen, sich in ihn zu verlieben:
"I really don’t want to break your heart like I did to all the others."
Danach tauschen sich die beiden noch ein bißchen darüber aus, was Alessandra als Ashs Freundin alles über ihn und sein Leben wissen sollte, er bietet ihr an, ihr sein Intimpiercing zu zeigen, und Alessandra beweist, daß sie auch im Widergeben von Kalendersprüchen sehr gut ist:
"All a parent needs to do is love their child unconditionally. It doesn’t matter what you do for a living.”
 Au Backe. Wenn dumm das neue sexy ist, sehe ich tiefschwarz für meine Lesegewohnheiten. Aber ich will ja hier so kurz vor Weihnachten keinen Kulturpessimismus verbreiten.