Sonntag, 4. Januar 2015

Sarah Morgan: Sleigh Bells in the Snow

Kayla Green ist die erfolgreichste Mitarbeiterin einer New Yorker Firma, die für andere Unternehmen...Public Relations? Unternehmensberatung? Irgendwas macht. So genau wird es nicht beschrieben. Jedenfalls möchte Jackson O'Neil, dessen Familie das kurz vor der Insolvenz stehende Snow Crystal Resort and Spa in Vermont besitzt, daß Kayla seinem Unternehmen zum Erfolg verhilft. Dazu soll sie unbedingt eine Woche im Resort verbringen. Da in New York gerade Weihnachtsstimmung herrscht und Kayla eine Weihnachtsphobie hat, kommt ihr das sehr gelegen. Das Resort ist nämlich am Arsch der Welt, und Kayla geht davon aus, daß sie dort eine Woche lang nichts als Schnee, Elche und Powerpoint-Präsentationen sehen wird. Nur hat sie da die Rechnung ohne Jackson und die restlichen O'Neils gemacht, die niemanden wieder aus ihrem Ferienort herauslassen, ohne ihm eine gründliche Weihnachts-Gehirnwäsche verpaßt zu haben.

Sarah Morgan ist auch so eine Autorin, die auf amerikanischen Websites über den grünen Klee gelobt wird. Und so dachte ich, probiers mal aus. Wenig später mußte ich so sehr mit den Augen rollen, daß mir fast schwindelig wurde.

Da wären zunächst mal Kayla und ihre Arbeitskollegen. Kayla hatte eine SCHLIMME KINDHEIT und ihre schlimmsten Erlebnisse hatte sie an Weihnachten. Seitdem will sie mit ihrer Familie nichts zu tun haben, haßt Weihnachten und vermeidet jede Art von persönlichen Beziehungen. Ok, ihre Entscheidung. Nun gehen ihr allerdings ihre Arbeitskollegen unentwegt mit irgendwelchen Weihnachtsdingen auf den nicht vorhandenen Sack: komm doch mit uns Weihnachten feiern, hast du den und den Weihnachtsfilm gesehen, wann fährst du zu deiner Familie, was machst du mit deiner Familie zu Weihnachten, hach, ist das nicht alles furchtbar bezaubernd usw. usf.

Und was macht die angeblich so durchsetzungsstarke Geschäftsfrau Kayla? Wenn ihr jetzt denkt: ganz klar - sie sagt allen, daß sie nicht religiös ist, keine Familie hat, mit Weihnachten nichts anfangen kann, und daß man sie bitte in Ruhe lassen möge...dann liegt ihr völlig falsch. Außer ein paar schwächlichen Ausreden fällt ihr zu dem Thema nämlich nichts ein.

Dann wandelt sich die Handlung ganz plötzlich in einen Horrortrip. Kayla lernt nämlich die ganze Familie O'Neil kennen. Laßt euch das mal auf der Zunge zergehen. Eine Public Relations-Expertin / Unternehmensberaterin / was auch immer soll einem in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen helfen und wird als erstes in die Küche der Unternehmerfamilie gebracht. Da drängt ihr Jacksons Mutter erst Kekse auf, dann soll sie beim Lebkuchen dekorieren helfen und anschließend mit der Familie Gulasch essen. Jacksons Oma will, daß sie beim Wolle aufwickeln hilft, und Jacksons grantiger Opa sagt so sinngemäß: "Wenn das Mädchen noch nicht mal Lebkuchen mit Zuckerguß dekorieren kann, wie soll sie uns dann bei unserer Finanzlage helfen?" Hä??

Kein Wunder, daß Kayla die Flucht ergreift. Ich finde es viel erstaunlicher, daß es gar nicht lange dauert, bis sie die ganze Familie bezaubernd und liebenswert findet, sich in Jackson verliebt und nach vollzogener Gehirnwäsche auf die Beförderung pfeift, die ihr ihr Chef anbietet.

Das ganze Buch ist eine Katastrophe. Die Charaktere sind eine Katastrophe, die Handlung ist eine Katastrophe, und meistens sind auch die Dialoge eine Katastrophe. Sarah Morgans Charaktere sprechen nämlich oft und gerne so, als hätten sie einen Sprüchekalender verschluckt.

Warum habe ich also nicht nur dieses Buch zuende gelesen, sondern auch dessen beide nicht ganz so schlimme Fortsetzungen gelesen? Hmmm...ich bin mir nicht sicher. Könnte sein, daß diese Snow Crystal Trilogie so etwas wie literarischer Glühwein ist. Der erste Becher schmeckt noch nicht so richtig, hat aber genug Umdrehungen, daß man ab einem gewissen Punkt alles lustig findet. Und danach trinkt man einfach weiter, bis man nicht mehr friert und alles spaßig ist.

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