Freitag, 2. Januar 2015

Grace Burrowes: The Laird

Michael Brodie ist ein schottischer Clanchef, der nach 9 Jahren der Abwesenheit zu seinem heimatlichen Anwesen nebst Burg und auf ihn wartender Ehefrau zurückkehrt. Er hat nämlich in geheimer Mission für Volk und Vaterland gegen Napoleon gekämpft. Obschon der Krieg gegen Napoleon zu Anfang der Handlung des Buches auch schon ein paar Tage her ist, hat seine Frau, Brenna, nichts von ihm gehört und wußte weder, ob und wann er nach Hause kommt, noch wie es ihm geht. Na ja, Brenna ist zunächst mal ein bißchen angefressen und auch nicht so richtig entzückt von dem Gedanken, sofort mit Michael Sex zu haben. Die beiden vertragen sich zwar nach und nach immer besser, aber es gibt trotzdem noch genug Geheimnisse auf der Burg: warum mag sich Brenna nicht anfassen lassen? Was ist mit der Finanzlage des Clans, und warum schiebt Brenna Panik, wenn Michaels kleine Schwester, sie ist 8 oder 9 Jahre alt, in die Nähe von Onkel Angus geht?

Hier kommen übrigens gleich ein paar Spoiler, wer die also nicht sehen möchte, sollte jetzt nicht weiterlesen.

Auf einigen amerikanischen Bücherseiten gab es ja so einen kleinen bis mittleren Hype um Grace Burrowes. Und während ich auf Menorca Urlaub machte und sehr ausgiebig testete, ob man Bücher auf einem Kindle tatsächlich auch im prallen Sonnenlicht lesen kann (man kann), habe ich mal ausprobiert, was ich von diesem Hype halte. Also, ich mag den Schreibstil von Grace Burrowes. Ihre Bücher sind nicht langweilig und haben meistens ein paar sympathische Charaktere, denen man ihr Happy End gönnt. Die Sympathie hat mit The Laird aber auch schon ihr Ende gefunden, und das mit gutem Grund. Oder besser gesagt, mit mehren guten Gründen. Da sind die äußerst seltsamen und gestelzten Dialoge, wie z. B. dieser ganz am Anfang:

"I meant, I wrote from Edinburg to let you know I was coming home."

"Edinburgh is lovely in summer."

WTF??

 Vielfach reden die beiden sich mit "Husband" und "Wife" an. Die beiden verbringen die Zeit mit Essen, Schlafen, und eigenartige Konversationen haben, und nach zwei oder drei Tagen sagt Michael Brenna, daß er sie liebt. Ok...Brenna findet das merkwürdig und sagt es auch, aber sie ist weitaus weniger überrascht als ich.

Wie auch immer - es dauert nicht allzu lange, bis unsere beiden Protagonisten sich ineinander verliebt haben, und eigentlich hätte das eine nette Kurzgeschichte mit grottigen Dialogen und allseits befriedigendem Happy End sein können, wenn da nicht eine Sache wäre.

Einer der Burgbewohner ist ein Pädophiler. Ein Kinderschänder, der im Laufe der Jahre schon Brenna und einen ihrer Cousins und mehrere andere Kinder aus der Umgebung mißbraucht hat. Fast jeder, der dort wohnt, weiß was mit demjenigen los ist. Fast jeder weiß, was er tut und wozu er in der Lage ist. Und sie lassen ihn alle gewähren! Jahrelang läuft dieser Mann frei herum, und außer einer etwas vagen Warnung an Kinder im entsprechenden Alter - "geh nicht in die Ställe und versuch, nicht mit demjenigen allein zu sein" unternimmt niemand etwas! Selbst als Michaels kleine Halbschwester zu Michael und Brenna geschickt wird, um bei ihnen zu wohnen, sagt Brenna nichts! Natürlich erhält der Kinderschänder schließlich seine gerechte Strafe, das Buch hat ja ein Happy End. Aber dieses passive Verhalten wirft kein gutes Licht auf Brenna und alle anderen, die von der Sache wußten. Und das hat mir das Buch endgültig verdorben. Ich habe es zuende gelesen, aber ich habe mich die ganze Zeit geärgert.

2 Kommentare:

  1. Klingt ja gruselig!

    Ich hab aufgrund des Hypes 2011 den Debütroman der Autorin (The Heir) ausprobiert, konnte aber überhaupt nichts damit anfangen und hab danach die Finger von Burrowes gelassen. War klug, wie es scheint! ;)

    Frohes neues Jahr! :)

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  2. Hallo Irina, ich wünsche dir auch ein frohes neues Jahr :-)
    Jau, da hast du den Grace Burrowes-Hype viel eher mitgekriegt als ich - ich hatte sie erst auf dem Schirm, als The Captive erschien und alle total begeistert waren.

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