Samstag, 7. Juni 2014

Deirdre Martin: Power Play

Eric Mitchell ist der neue Starspieler einer (vermutlich, ich hab's nicht gegoogelt) fiktiven Eishockey-Mannschaft namens New York Blades. Leider spielt er jedoch ziemlich schlecht und hat einen schweren Stand bei seinen Mannschaftskollegen.
Monica Geary hat eine Hauptrolle in einer Seifenoper namens The Wild and the Free. Sie hadert mit mehreren Problemen: mit ihrem Anspruch an sich selbst als Künstlerin, denn sie denkt ständig, daß sie eigentlich Theater spielen sollte, aber auch mit der Tatsache, daß die Serie einen neuen Produzenten hat, der ihre silikonbrüstige neue Kollegin bevorzugt.
Da liegt es nahe, daß Monica und Eric eine heiße Affäre vortäuschen, um positive Presse zu generieren. Was anfangs aus ein paar gemeinsamen Restaurantbesuchen und einer Spendengala besteht, wird zu echter Freundschaft und Liebe. Allerdings nur, bis Eric einen Riesenfehler begeht und Monica von einer Katastrophe nach der anderen heimgesucht wird...

Also eins muß ich sagen: ich hatte einen Riesenspaß mit dem Buch, obwohl weder Eric noch Monica besonders sympathisch sind. Sie sind nämlich beide ziemlich egoistisch und teilweise auch eingebildet.

Erics erste Szene mit seinen Mannschaftskollegen - und die ist schon auf Seite 5 - geht beispielsweise so:

"Yo, the savior of the Blades has arrived."
Brimming with self-confidence, Eric Mitchell scanned the locker room, waiting for his new teammates to respond to his announcement. Instead, he was greeted by scowls, glares, and the unmistakable look of resentment. What the hell was wrong with these guys?

Also, der Typ wollte seinen Kollegen offensichtlich nicht nur einen Spruch drücken, der hat das ernst gemeint! Kraß, oder? Nach der Szene mußte ich bei Eric ständig an Kevin Kline in seiner Rolle als Otto in Ein Fisch namens Wanda denken, wie er voller Begeisterung an seinem eigenen Schweiß schnuppert.

Jedenfalls hat Eric wenig später einen winzigen Gastauftritt in Monicas Seifenoper. Das fördert seine Beliebtheit bei den Blades ungemein, weil die alle große Fans der Serie sind. Natürlich erzählt er keinem, daß er sich bei den Aufnahmen total blamiert hat und sein Versuch, Monica anzumachen, auch nicht ganz so gelungen war. Was bei seinen Sprüchen aber auch kein Wunder ist:

"You and I have something in common," Eric murmured. 
"What's that?" Monica asked, trying desperately to see past him to the clock on the studio wall. Three more minutes. She only had to endure three more minutes of small talk with the jock who thought he could act. Anything was doable for three minutes.
"We're both sexy," he whispered through hooded eyes. "You were voted 'One of the Sexiest Women in Daytime', and I was voted one of People magazine's 'Top Fifty Bachelors'."

Der Typ spricht also mit seinen Augen (erstaunlich) und er labert ziemlichen Quark. Aber nicht, daß ihr jetzt denkt, daß man das ganze Buch mit einem eingebildeten Widerling und einer arroganten Tussi als Protagonisten verbringt. Monica und Eric haben beide auch ihre sympathischen Seiten. Diese treten zutage, als die beiden mehr Zeit miteinander verbringen.

Monica braucht einige Zeit und einen derben Schock, um einzusehen, daß ihre Rolle bei der Seifenoper eigentlich ein Traumjob ist. Hach. Meine Mutter und ich haben früher immer so gerne The Guiding Light geguckt (lief in Deutschland als "Die Springfield Story"). Und dann die mexikanischen Telenovelas. Die sind so herrlich überspannt und übertrieben dramatisch. Ich wünschte, davon würden einige bei uns im Fernsehen laufen, anstatt diesem gehirnzellentötenden Schwachsinn wie "Berlin bei Tag und Nacht". Na was soll's. Ich hab sowieso nicht soviel Zeit zum Fernsehen.

Erics sportliche Leistungen sind eher mittelmäßig, aber er ist fest davon überzeugt, daß ihm Monicas Anwesenheit bei seinen Spielen - oder wenigstens die eines Abbildes von ihr - Glück bringt. Da der Ärmste aber öfters das Bedürfnis hat,sich vor seinen Kollegen aufzuplustern, dauert es nur bis etwa zur Hälfte des Buches, bis Monica mit ihm Schluß macht, weil sie gehört hat, wie er etwas absolut unverzeihliches sagt.

Der Rest des Buches beschäftigt sich damit, wie die beiden ihre jeweiligen Probleme bekämpfen und nach einigem Hin und Her wieder zueinander finden. Das ist spannend und unterhaltsam, und es gibt eine Menge gut beschriebener, netter und weniger netter Nebenfiguren. Als spaßigen Zeitvertreib kann ich Power Play wirklich empfehlen, aber wer liebenswerte Hauptfiguren sucht, die er ins Herz schließen kann, der sollte sich lieber ein anderes Buch suchen.