Freitag, 30. Mai 2014

Der Trend geht zur Gesichtsmatratze

Im Happy End Bücherblog habe ich einen Artikel zum Thema männliche Gesichtsbehaarung gefunden, dem ich weitestgehend zustimme.

Also, meiner Meinung nach gibt es nur zwei Arten von Menschen, bei denen solch ein Übermaß an Bärtigkeit angemessen ist: nämlich der Weihnachtsmann...



...und natürlich Bandmitglieder von ZZ Top...

(haben die flauschige Gitarren? Die haben flauschige Gitarren! Voll süüüüüß!)


Da fällt mir eine Anekdote aus meiner Kindheit in den 70er Jahren ein. Mein Onkel Werner (Name aus Datenschutzgründen geändert) trug einen Schnurr- und Vollbart. Das fand ich als kleines Kind sehr faszinierend, denn alle anderen Männer, die ich kannte - mein Vater, meine beiden Großväter, mein Urgroßvater und mein anderer Onkel - waren stets ordentlich glattrasiert. Eines Tages brachten meine Eltern aus dem Urlaub ein kleines Dekofigürchen mit, das einen Neanderthaler darstellte. Das Figürchen war aus Holz und hatte Haare und einen Bart aus schwarzem Fell. Als ich es zum erstenmal sah, so sagte man mir später, lachte ich vergnügt und rief "Onkel Werner!!" Der Original-Onkel Werner fand das gar nicht lustig...

Wie auch immer, im Happy End Blogpost drückt die Autorin auch ihre Hoffnung aus, daß die 70er Jahre-Tapeten nicht auch wieder modern werden. Und da muß ich leider widersprechen, denn ich fahre voll auf diese grellen Muster ab. Mein Kinderzimmer hatte beispielsweise so ein ähnliches Muster...




...allerdings mehr so in orange und gelb. Und in der Diele hatten wir so etwas:




Ok, davon wird einem leicht schwindelig, aber nur, wenn man es aus größerer Entfernung betrachtet. Und man sollte sie wohl besser nicht angucken, wenn man einen im Schlappen hat.

Aber wie auch immer: ich würde mir so eine hübsche orange-gelb-braune 70er Jahre Tapete sofort an die Wand kleben. Wenn ich tapezieren könnte und nicht viel zu faul dafür wäre!

Mittwoch, 28. Mai 2014

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 9: Andrea Mertz: Raven - 4

Meine lieben Mitreisenden, ich wünsche Ihnen allen einen wunderschönen guten Morgen und freue mich, Sie auch heute wieder begrüßen zu dürfen!

Kann's losgehen? Super. Also, wir kommen zusammen mit Lianne und dem Raben an einer trostlosen, heruntergekommenen Fabrikhalle an, in die er mit seinem Auto hereinfährt. Aus der Tatsache, daß das Tor sich von alleine öffnet, schließt Lianne haarscharf, daß des Raben übersinnliche Kräfte da am Werk waren. Wäre ja auch voll uncool, wenn er einfach nur einen elektrischen Torheber mit Fernbedienung eingebaut hätte, ne?

Hier hat Lianne zunächst Gelegenheit, des Raben Zweit- und Drittwagen zu bewundern, bei denen es sich um einen Thunderbird High Back und einen Range Rover Evoque handelt. Oh, na klar, Herr Waldmann, ich mußte die auch erst googeln! Aber keine Sorge, nachher bekommen Sie noch einen "kleine Infobroschüre", hihi, vom literarischen Institut Sankt Infodumping. Diesmal mit Fotos. Tja, offenbar verdient man sehr gut bei der streng geheimen Geheimorganisation!

Hinter einer massiven Eisentür befindet sich schließlich die Wohnung vom Raben. Okay, meine Lieben, es ist Zeit für ein kleines Quiz. Für diejenigen unter Ihnen, die schon mal ein Romantic Suspense-Buch mit einem coolen, geheimnisvollen Helden gelesen haben, ist es bestimmt nicht schwierig. Also: was befindet sich hinter der Eisentür und wird vom Raben bewohnt: a) die ehemalige Waschkaue der Fabrik, in die er sich eine Matratze gelegt hat, oder b) die Treppe in den Keller, wo er in einem leeren Ölfaß schläft, oder c) ein megacooles Loft mit einer superschicken Einrichtung, die jeden Innenarchitekten in Tränen des Neids ausbrechen ließe?

Ja, richtig, es ist Antwort c! War doch gar nicht schwer zu erraten, oder? Und er züchtet sogar frische Kräuter auf der Fensterbank in der Küche...nein, Cheyenne-Kimberly, als ich dieses Buch zuletzt bereist habe, hatte der Rabe zumindest noch keinen schwulen Zwillingsbruder!

Leider hat Lianne nicht sehr viel Zeit, ihre neue Umgebung zu bewundern. Natürlich nimmt sie sie sich trotzdem, dafür kennen wir doch inzwischen unsere Heldin! Anschließend versucht sie, dem Raben zu helfen, der arg unter Fieber und Schüttelfrost leidet, sich aber weigert, einem Arzt Einlaß in sein Luxusdomizil zu gewähren.

Anschließend macht der Rabe ein zwei Tage langes Nickerchen, das aber nicht annähernd so erholsam ist, wie es sich anhört. Der Ärmste muß im Schlaf nämlich die Zeit seiner Gefangenschaft und Folter aufs Neue erleben. Obendrein wurde er in dieser Zeit auch noch mit geheimnisvollen Drogen traktiert, die ihn abhängig machten.

Als er wieder aufwacht, erblickt er als erstes Lianne und bewundert ihre blonden Haare und ihre auch ungeschminkt schwarzen Wimpern. Ja, Frau Klawuttke, ich finde das auch ganz erstaunlich! Aber wissen Sie was, es wird schon wieder Zeit für ein Quiz! Jawollo. Und danach dürfen Sie nach Herzenslust Gebrauch von diesem besonders großzügig ausgebauten Klischee-Aussichtspunkt machen. Also, es geht los. Unser gesundheitlich schwer angeschlagener Held hat fast zwei Tage lang geschlafen und hat zwischendurch nur hin und wieder mal Medikamente und Wasser von Lianne bekommen. Er hat grauenhafte Alpträume gehabt. Was will er nach dem Aufwachen als erstes: a) pinkeln, b) was auf die Gabel oder c) mit Lianne vögeln?

Natürlich ist Antwort c richtig! Nun ja, ich habe auch schon Bücher mit überraschenderen Wendungen gelesen. Aber immerhin hat Raven eine Handlung, und damit hat es so manch anderem Buch, wie beispielswese dem Telefonbuch oder Twilight, durchaus etwas voraus!

Lassen wir die beiden nun einen Moment alleine, um ihre Zweisamkeit zu genießen. Wir können uns unterdessen an der wundervollen Prosa dieses Buches ergötzen.

ihre Brüste wippten wie goldene Äpfel auf dem Baum der Versuchung

Hach. So etwas liest man nicht alle Tage, nicht wahr?

Leider hält das Glück nicht lange an, und nach dem Sex ist der Rabe schweigsam und verschlossen, was bei Lianne seitenlanges Nachdenken über das wieso und warum dieses fiesen Verhaltens auslöst. Aber ich glaube, wir sind jetzt alle bereit für einen leckeren Teller Bohnen auf labberigem Toastbrot, nicht wahr?

Machen Sie es gut. Bis morgen!

Freitag, 2. Mai 2014

Nennt mich Frosty Morgenmuffel

Im Romantic Times Magazin habe ich mal wieder was komplett beknacktes gefunden. Und zwar das hier:



Die Heldin heißt Gypsy Rum McQade, und ihr verstorbener Bruder hieß überraschenderweise nicht Glühwein oder Zigeunerschnitzel, sondern Mark. Aber - echt jetzt? Zigeuner Rum McQuade? Wer zum Teufel denkt sich so einen Namen aus? Und müßte sie nicht in "Spirituose nach Balkanart" umbenannt werden?

Der Held des Buches hat es aber auch nicht viel besser getroffen. Der heißt nämlich Rule Breaker. Das ist grundsätzlich ziemlich praktisch, da es als Warnung für alle dient, die mit ihm zu tun haben. In der Schule hat er bestimmt schon immer einen Tadel oder eine Strafe bekommen, bevor er was angestellt hat. Niemand geht mit ihm essen, da man schon vorher weiß, daß er rülpsen, furzen, den Kellner anpöbeln und seiner Begleiterin ins Dekolleté kotzen wird. Und ganz bestimmt wird ihm keine Fluggesellschaft jemals ein Ticket verkaufen...aber stellt euch mal vor, jeder würde so heißen, wie er ist.

Ich würde wahrscheinlich Frosty Morgenmuffel heißen, weil ich meistens friere, wenn alle anderen schon Hitzewallungen haben, und weil ich morgens, na ja, muffelig bin.

Mein Liebster hieße  wahrscheinlich Frikadellenvernichter. Oder König des Fluchens.

Meine Freundin H. könnte sich mit dem Namen Putzteufelina Frühaufsteherin schmücken...(H. und ich haben sehr gegensätzliche Angewohnheiten. Wir könnten nie zusammen in einer WG wohnen).

Und mein Chef? Wo Isser würde gut passen, oder Kettenraucher.

 Das System hat allerdings einen ganz wesentlichen Makel: wenn wir geboren werden und unsere Eltern uns einen Namen geben, dann wissen sie schließlich noch nicht, wie wir später mal werden. Also plädiere ich doch eher dafür, Kindern ganz normale Namen zu geben. Oder eben solche wie Kevin oder Cheyenne-Kimberly. Auch wenn mit letzteren eine Karriere als Scripted Reality-Opfer bei RTL 2 vorgezeichnet ist.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Photoshopverbot für Außerirdische

Jetzt guckt euch doch mal bitte dieses Buchcover an.



So eine Verrenkung bekommt ein Mensch nie, nie, niemals hin. Nicht, wenn alle seine Knochen, Gelenke, Sehnen und Muskeln so funktionieren, wie es bei Menschen normalerweise der Fall ist. Ich vermute, daß Ellora's Cave die Covergestaltung outgesourced hat - nur leider an ein Lebewesen, das noch nie einen lebendigen Menschen gesehen hat.

Also, liebe Außerirdische: Hände weg von Photoshop!

Bücher die man nicht lesen kann, Teil 9: Andrea Mertz: Raven - 3

Hallöli, meine lieben Mitreisenden! Endlich geht's weiter im Buch Raven von Andrea Mertz! Ich hoffe, Sie sind alle topfit und voller Tatendrang, denn heute wird es sportlich. Wir springen und klettern von einem Klischee-Aussichtspunkt zum nächsten. Haben Sie alle festes Schuhwerk, Helme, Schutzbrillen und Schwimmwesten? - Ausgezeichnet, dann kann's ja losgehen!

Als erstes gehen wir ins Krankenhaus, denn dort wurde Lianne hingebracht. Obschon ihre Verletzungen harmlos sind und keiner weiteren medizinischen Aufmerksamkeit bedürfen, wurde sie dort in einem Einzelzimmer untergebracht und wird von einer resoluten, aber herzlichen Krankenschwester umsorgt. Respekt, britisches Gesundheitssystem!

Lianne hat gerade Besuch, denn ihre Kollegen von der Zeitung sind da. Dabei stellt sich heraus - ja, meine Lieben, hier ist unser erster Klischee-Aussichtspunkt, bitte nicht drängeln, jeder kann ein Foto machen - daß der Pressefotograf der Zeitung in Lianne verknallt ist. Sie mag ihn aber nur als Freund, weil sie überhaupt noch nie wirkliche Leidenschaft für einen Mann empfunden hat und Sex für total überbewertet hält.

Wenig später werden Liannes Kollegen von der resoluten aber herzlichen Krankenschwester vertrieben, und Lianne - ja, genau, dies ist schon der nächste Klischee-Aussichtspunkt. Bitte betreten Sie den immer nur zu zweit. Es ist ein bißchen eng. Also Lianne sinnt vorm Einschlafen - holy moly! - darüber nach, wie sinnlich und wundervoll sich des Raben Körper während der Rettungsaktion an ihrem angefühlt hat. Sie stellt sich vor, wie sie mit ihm (total überbewerteten?) Sex hat, und beschließt, ihn zu suchen.

Indessen beobachtet der Rabe das Krankenhausvon seinem Auto aus. Er ist ein körperliches Wrack und hält sich nur mit Hilfe von aus einer Apotheke geklauten Tabletten wach. Er war nämlich monatelang in Gefangenschaft, wo man ihn grauenvollen Versuchen und Tests an Körper und Geist ausgesetzt hatte. Jetzt ist seine Erinnerung lückenhaft wie ein Schweizer Käse und seine körperlichen Kräfte schmelzen dahin wie das Eis am Polarkreis.

- Ja, Herr Schneider, ich finde auch, daß er sich als Frau verkleiden und sich einfach in Liannes Krankenbett legen und von der resoluten aber herzlichen Krankenschwester umsorgen lassen sollte. Der arme Kerl bricht uns noch zusammen! Nein, Scherz. Wir wollen doch Action sehen, stimmt's?

Oh, bevor ich's vergesse. Haben Sie alle Ihre Rucksäcke mit? Ausgezeichnet. Dann verteile ich jetzt mal die heutige Broschüre des literarischen Instituts Sankt Infodumping. Sie haben recht, Frau Klawuttke, 15 Kilogramm sind schon sehr viel für eine sehr klein und auf ganz dünnem Papier gedruckte Infobroschüre. Aber was soll man machen, dem Raben geht eben sehr viel durch sein lückenhaftes Gedächtnis. Seien Sie froh, daß er so viel vergessen hat, sonst bräuchten wir einen Gabelstapler, um die Broschüren zu transportieren.

Also, der Rabe wurde nach dem Anschlag auf seine streng geheime Geheimorganisation gefangen genommen, ist getürmt und wurde irgendwann in Bulgarien ausgesetzt. Zurück in England traute er sich nicht, sich bei der streng geheimen Geheimorganisation zu melden, weil er davon überzeugt ist, daß sie einen Maulwurf haben.

Der Rabe - aber sicher, hier können Sie wieder einige sehr hübsche Klischee-Fotos machen - hat seinen Glauben an die Menschheit schon in seiner schlimmen Kindheit verloren, denn er wuchs in Heimen und bei Pflegeeltern auf, und sein Pflegevater tötete seinen einzigen Freund, einen Raben namens Charlie.

Außerdem findet er Lianne wunderschön und sexy, aber hält nichts von Beziehungen...ja, Klischeefotos. Ein Glück, daß die Digitalkameras erfunden wurden, nicht wahr? Sonst müßten Sie alle fünf Minuten einen neuen Film einlegen...wo war ich? Genau. Also, der Rabe hält nichts von Beziehungen, weil er frei sein will und alle Frauen entweder eiskalt und herzlos sind oder anfangen zu klammern.

Plötzlich stellt er fest, daß ein großer schwarzer BMW vorm Krankenhaus hält und drei Männer aussteigen, die dunkel gekleidet sind und die Mantelkragen hochgeschlossen haben. Nun, höchstwahrscheinlich waren die T-Shirts mit der Aufschrift "WIR SIND VERBRECHER UND HABEN ES AUF LIANNE ABGESEHEN" gerade in der Wäsche. Das macht aber gar nichts, denn der Rabe weiß natürlich sofort, was diese Herren im Schilde führen.

Der Rabe macht sich auf die Socken zu Liannes Zimmer, von dem er unerklärlicherweise weiß, wo es sich befindet. Lianne und der Rabe starren sich ungefähr 20 Minuten bzw. 1 1/2 Buchseiten lang an und sinnen darüber nach, wie geil sie sich gegenseitig finden und welch wunderschöne Augen die jeweils andere Person hat. Anschließend läßt der Rabe Lianne wissen, daß sie sofort mit ihm mitkommen muß, weil sie in Gefahr ist, daß er ihren Bruder kennt und daß er Raven genannt wird.

Bevor sie sich auf den Weg machen, folgt noch der überflüssigste Infodump der Geschichte, in dem eine halbe Seite lang alles beschrieben wird, was der durchschnittliche Mitteleuropäer mit Raben assoziieren kann. Also zum Beispiel die Mythologie der Wikinger, nach der der Chefgott Odin jeden Morgen seine Raben Hugin und Munin aussandte, die ihm dann abends die neuesten Nachrichten zurückbrachten. Deshalb nannte man Odin auch Hrafnagud, den Rabengott. - Hey! Aufwachen! Sie werden doch wegen ein paar vollkommen überflüssiger Informationen nicht gleich einnicken! Tsktsk.

Einige Seiten unwichtiger Informationen und beknackter Dialoge weiter, verlassen unsere beiden Helden endlich das Krankenzimmer.

Halten Sie Ihre Kameras bereit, meine Damen und Herren, denn jetzt kommt eins meiner - und sicherlich auch gleich Ihrer - Lieblingsklischees. Ein echter Klassiker. Einfach wundervoll.

Die Bösewichte sind im Anmarsch, und damit sie Lianne und den Raben nicht bemerken, packt er sie und küßt sie. Viele, viele Zeilen lang. Und viele, viele weitere Zeilen lang denkt Lianne darüber nach, wie wundervoll dieser Kuß war, und was es damit auf sich hatte.

Wenig Zeit und viele langweilige und überflüssige Gedankengänge später schaffen es unsere beiden wackeren Helden, das Krankenhaus zu verlassen. Leider gibt es dabei eine Schießerei und die Bösewichte sind ihnen auf den Fersen. Also türmen die beiden in einem geklauten Lieferwagen. Es gibt eine Verfolgungsjagt, die spannend und voller Action wäre, wenn sie nicht ständig von Liannes ziemlich dämlichen Gedankengängen unterbrochen würde.

Während Lianne noch darüber nachdenkt, ob sie sich einen Hund anschaffen soll, kommen sie und der Rabe bei dessen eigenem Auto an fahren damit weiter.

Der Rabe schafft es schließlich, die Verbrecher los zu werden und bringt Lianne zu seiner Wohnung, wo schon die nächsten Klischees auf uns warten. Aber das sparen wir uns für den nächsten Tag auf, denn jetzt wollen wir sicher alle ins Hotel und uns mit einem leckeren Teller Bohnen stärken!

Bis morgen, meine lieben Mitreisenden!