Sonntag, 6. Januar 2013

Tessa Dare: A Week to be Wicked

England im Jahr 1814: Minerva Highwood, eine junge Frau aus gutem Haus und begeisterte Hobby-Paläontologin, hat zwei dringende Anliegen: sie möchte einen aufsehenerregenden Fund bei einer Konferenz in Schottland präsentieren, und sie möchte ihre Schwester Diana vor einer lieblosen Ehe mit dem Wüstling Colin Sandhurst bewahren. Also beschließt sie, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem sie vorgibt, mit Colin durchzubrennen, obwohl dieser sie und ihren Fund eigentlich nur sicher nach Schottland bringen soll. Es folgt eine Reise voller Abenteuer, an deren Ende alles ganz anders kommt als gedacht...

Oh, was für ein bezaubernder und romantischer Liebesroman! Ich war wirklich ganz hingerissen beim Lesen und konnte das Buch kaum weglegen. Erst hinterher fiel mir auf, daß Colin und Minerva, wenn man sie mal ganz objektiv betrachtet, zwei nicht besonders kluge Charaktere sind, dazu kolossal egoistisch (sie) und unfaßbar wankelmütig (er). Aber das ist egal, schließlich liest man hier eine wundervolle, romantische Fantasie, und Tessa Dare schafft es ohne weiteres, daß man ihre Protagonisten ins Herz schließt.

Minerva hatte mit ihrer Mutter sowie ihren Schwestern Diana und Charlotte (offenbar hat man es bei Charlottes Geburt versäumt, den Begriff "römische Göttinnen" zu googeln) in Spindle Cove, einem kleinen Dorf in Südengland, Urlaub gemacht. Anschließend sind sie dort geblieben, weil sich Minervas Mutter in den Kopf gesetzt hatte, daß Colin, der immerhin ein Lord ist und einmal viel Geld erben wird, Diana heiraten müsse.

Minerva will genau das verhindern, weil sie findet, daß Diana auf die große Liebe warten sollte.

Colin ist seinerseits nur sehr widerwillig in Spindle Cove; er wurde von einem älteren Verwandten dorthin verbannt, der offenbar der Ansicht war, daß Colin es in London zu toll treibe. Bis er seine Erbschaft erhält (die bekommt er an seinem nächsten Geburtstag oder vorher, wenn er heiratet), fehlen Colin nun die finanziellen Mittel, um Spindle Cove zu verlassen.

Als Minerva Colin vorschlägt, zum Schein mit ihr durchzubrennen und ihm als Belohnung die 500 Pfund anbietet, die sie bei der Konferenz in Schottland für ihren sensationellen Fund zu erhalten hofft, ist Colin zunächst die Stimme der Vernunft. Er macht ihr klar, daß nicht nur sie selbst ruiniert sein wird, sondern auch ihre beiden Schwestern. Minerva reißt sich die Bluse vom Leib und zeigt ihm ihre Tätowierung, die in chinesischen Schriftzeichen sagt: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert". Na ja, nicht ganz, aber sie bügelt seine Bedenken einfach ab.

Was nun folgt, ist eine Reise voller aufregender, spannender Abenteuer und wundervoller Dialoge zwischen Minerva und Colin. Das ist so großartig geschrieben, daß man sich fast wünscht, das Buch würde nie mehr aufhören. Colin ist definitiv nicht der zynische Regency-Roman-Standard-Wüstling, sondern ein lieber Kerl mit Humor und Fantasie. Und Minerva ist eine neugierige, zu allen Schandtaten bereite Heldin.

Colins Wankelmut äußert sich in seinem Verhalten gegenüber Minerva: erst ist er fest entschlossen, sie nicht anzurühren, dann macht er es doch. Nachdem die beiden sich ihre Liebe gestanden haben (das ist kein Spoiler, ihr wußtet, daß das passiert!) ist er erst fest entschlossen, sie vor der Eheschließung ein halbes Jahr lang öffentlich zu umwerben, dann will er aber doch jetzt sofort heiraten...

Während ich das Buch gelesen habe, habe ich kein einziges Mal gedacht, daß die Handlungen von Held und Heldin ein bißchen daneben sind. Ich habe es einfach genossen, weil es so spannend und lustig und romantisch ist. Weitere Bücher von Tessa Dare werde ich ganz bestimmt lesen. Aber man sollte wirklich nicht allzu intensiv über die Handlung nachdenken. Na egal. Lebendige Menschen habe schließlich auch Fehler und Schwächen, da muß das bei Romanfiguren auch so sein!


3 Kommentare:

  1. Hm … das klingt ja echt nett. Ich hab mit der Autorin bzw. ihrem Buch "Goddess of the Hunt" keine so guten Erfahrungen gemacht (s. hier), deshalb hab ich alle weiteren Bücher von ihr ignoriert. Aber jetzt gerate ich schwer ins Schwanken!

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    1. Wenn du magst, leihe ich dir das Buch :-) Es gibt zum Glück kein Mega-Mißverständnis in A Week to Be Wicked, aber ansonsten ist es natürlich Geschmackssache.

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    2. Vielen Dank für das Angebot, aber ich glaube, wenn ich es wirklich lese, kauf ich mir die E-Book-Version. Ich les fast nur noch E-Books, das geht mit meinen Augen viel besser …

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