Dienstag, 22. Oktober 2013

Das Geheimnis der Gummifrau

Wenn ihr schon immer mal den Wunsch hattet, eine größere Gruppe erwachsener Männer und Frauen in hysterische Schreie und verzweifeltes Weinen ausbrechen zu lassen, dann...

...solltet ihr dieses Buchcover unbedingt auf einem Chiropraktiker-Kongress präsentieren!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Vivian Arend: High Risk

Rebecca James, genannt Becki, war eine renommierte Bergsteigerin/Bergrettungsexpertin, bis bei einem schrecklichen Unfall ihr Freund ums Leben kam. Leider hat Becki einen Filmriß und kann sich nicht an den Unfall erinnern, doch ständige Alpträume plagen sie und lassen sie nicht richtig schlafen. Als sie eine Stelle als Trainerin an einer Bergretterschule (wer hätte gedacht, daß es so etwas gibt) annimmt, trifft sie dort Marcus Landers wieder. Mit ihm hatte sie vor Jahren eine heiße Affäre, und sie fühlen sich immer noch zueinander hingezogen. Marcus hat allerdings auch gewisse Probleme...

Also, wenn ihr ein Buch in die Hand nehmt und auf der Vorderseite steht in großen Buchstaben als Titel "High Risk", und darunter in kleineren Buchstaben "An Adrenaline Novel"; und wenn ihr dann das Buch umdreht und auf dem Buchrücken steht: "Romantic Suspense" - würdet ihr dann nicht erwarten, daß das Buch eine Handlung hat, und zwar eine spannende? Tja, so ging es mir auch. Blöderweise hat das Buch aber bis auf die letzten paar Seiten überhaupt keine Handlung, und die ist dann wirklich nicht sehr spannend.

Ich will das mal beschreiben, allerdings geht das nicht ohne ein paar Spoiler, also Vorsicht:

Am Anfang des Buches kommt Becki nach Banff (das ist eine Stadt in Kanada) und trifft Marcus wieder. Marcus und Becki laufen, klettern und machen überhaupt jede Menge Sport, so daß ich dabei schon vom Lesen total müde werde. Dabei denken sie die ganze Zeit, wie sexy sie die jeweils andere Person finden und wie gerne sie mit ihm/ihr Sex hätten. Ich habe ja schon viele amerikanische Buchrezensionen gelesen, in denen sich die Rezensentin über das fortwährende "mental lusting" (wie nennt man das auf deutsch?) aufgeregt hat. Und immer dachte ich dann: hey, was ist denn so schlimm daran? Ich denke solche Gedanken recht oft und gerne in Zusammenhang mit meinem Liebsten...na ja, aber seit ich High Risk gelesen habe, hat sich meine Meinung ein wenig geändert. Es hat mich so genervt, daß ich nur noch dachte, jetzt vögelt euch doch endlich das letzte bißchen Gehirn weg, vielleicht geht's euch und mir dann besser. Sport und an Sex denken ist als Handlung für ein Buch eher dürftig!

Tja, aber man soll mit seinen Wünschen ja vorsichtig sein, weil sie vielleicht in Erfüllung gehen könnten. So auch hier. Der Mittelteil des Buches besteht aus den folgenden Komponenten: Sport, Vögeln, Labern. Nun bringe ich Sport generell ja ein eher mildes Interesse entgegen. Der Sex in High Risk war mir persönlich ein bißchen zu ausgefallen, denn Becki besitzt nicht nur ein Brustwarzen- sondern auch ein Intimpiercing, was leider bei jeder sich bietenden Gelegenheit erwähnt wird, so daß man es einfach nicht ignorieren kann. Das ist so eklig! Und der Marcus liebt es, Becki mit einem Seil und raffiniertesten Seemannsknoten zu fesseln (dafür mein Respekt, denn immerhin hat er nur eine Hand), bevor sie zur Sache kommen. Und das Labern ist...nun ja, labern. Es ist nicht so, daß Becki und Marcus totalen Schwachsinn von sich geben, aber sie erzählen sich ein bißchen, wie es ihnen so geht und was sie für Probleme haben, nur daß sie dann nicht über eine Lösung für ihre Probleme nachdenken, sondern sie machen direkt mit Sport oder Sex weiter. Laaaaaaaaaaaaaangweilig!

Im letzten Teil bekommt Becki schließlich, zur großen Überraschung von...niemandem, schätze ich, die Gelegenheit, eine wichtige Rolle bei einer Bergrettung zu spielen, und erinnert sich an ihren Unfall. Dann reiten Marcus, Becki und ihre Seemannsknoten in den Sonnenuntergang - oder besser gesagt, in den Nieselregen, denn in dem Buch herrscht ständig mieses Wetter.

Dem Buch fehlt sowohl eine Handlung als auch sympathische Charaktere. Okay, Becki und Marcus sind nicht unsympathisch, aber sie haben gar nichts an sich, was mich mit ihnen fühlen läßt. Sie haben keine Macken und keinen Humor. Eigentlich sind sie nur zwei überaus durchtrainierte Körper mit dauergeilen Geschlechtsorganen. Ich habe auch keine Ahnung, warum sie sich ineinander verliebt haben, denn außer daß die jeweils andere Person super aussieht und wahnsinnig muskulös ist, bekomme ich nicht viel davon mit, was Becki über Marcus und Marcus über Becki denkt.

Romantic Suspense ist das jedenfalls nicht. Das ganze sollte lieber als Erotikroman vermarktet werden, da würde man sich wahrscheinlich auch nicht so über die Piercings und die Seile wundern.

Freitag, 4. Oktober 2013

Maggie Robinson: In the Arms of the Heiress

Louisa Stratton ist eine reiche Erbin, die am Anfang des 20. Jahrhunderts lebt und dem Klischee "Frauen am Steuer - ungeheuer" in jeder Hinsicht gerecht wird, während sie auf der Flucht vor ihrer nicht gerade liebenswerten Familie ist. Eines Tages muß sie jedoch auf ihren Familienstammsitz zu ihrer fiesen Tante Grace und ihrem noch fieseren Cousin Hugh zurückkehren. Da sie dummerweise ihrer Tante vorgeschwindelt hat, verheiratet zu sein, muß schleunigst ein Schauspieler her, der für die Zeit ihres Aufenthalts in Rosemont vorgibt, Louisas Ehemann zu sein. Hier kommt Charles Cooper ins Spiel, ein durch den Burenkrieg schwerstens traumatisierter und dem Alkohol nicht abgeneigter Ex-Soldat. Charles und Louisa verlieben sich ineinander, und es könnte alles so schön sein - wären da nicht die Anschläge auf Charles und die Tatsache, daß von Louisas Konto auf geheimnisvolle Weise Geld verschwindet.

Bücher wie dieses gibt es in letzter Zeit öfter, zumindest in meinem Bücherregal. Ich meine damit weder die Handlung noch die Charaktere - nein, es ist dieses Gefühl, sich beim Lesen prächtig zu amüsieren, obwohl man ganz genau weiß, daß alles, was in dem Buch passiert, totaler Schwachsinn ist.

In the Arms of the Heiress hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Wenn ich es einem Genre zuordnen sollte, würde ich sagen, es ist eine Gothic Comedy. Ja, mir ist klar, daß das absurd ist und es so etwas gar nicht geben kann. Aber Maggie Robinson kriegt es irgendwie hin. Louisa hat eine schwere Kindheit und Jugend gehabt. Ihre Eltern sind früh gestorben, und sie ist bei ihrer verbitterten Tante und ihrem niederträchtigen Cousin aufgewachsen, wo sie auf nahezu jede erdenkliche Art gedemütigt wurde. Trotzdem fürchtet Louisa diese Leute zwar und fühlt sich in ihrer Gegenwart unwohl, aber sie ist grundsätzlich ein fröhlicher und sogar optimistischer Mensch. Sie ist auch gar nicht besonders furchtsam und hat ein recht gesundes Selbstbewußtsein. Dazu scheint es ihr leicht zu fallen, anderen Personen zu vertrauen. Wie kann das sein? Meiner Ansicht nach kann das nicht sein - nicht bei einem echten Menschen, der das gleiche erlebt hat wie Louisa.

Charles hat im Burenkrieg furchtbare Erlebnisse gehabt und ist durch eine Verletzung halb blind. Er hat Albträume, die ihn am Schlaf hindern, und ist auf dem Weg, zum Alkoholiker zu werden. Aber durch das Zusammensein mit Louisa und die Notwendigkeit, sie vor ihren gräßlichen Verwandten zu beschützen, schafft er es ganz schnell, sich zusammenzureißen und zu ihrem strahlenden Helden zu werden.

Dazu kommt das große, gruselige Gemäuer, in dem Louisas Sippschaft wohnt, und die zwischen schmerzhalt, eklig und geführlich rangierenden Anschläge auf Charles. Alles zusammen müßte eigentlich einen etwas gruseligen Roman à la Victoria Holt ergeben (ich habe ihre Bücher verschlungen, als ich ein Teenager war!). Aber stattdessen verlieren weder Charles noch Louisa den Humor, verbringen die meisten Nächte engumschlungen und wissen nach etwa zwei Wochen (ich glaube, über diesen Zeitraum erstreckt sich die Handlung), daß sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen wollen.

Yup. Das hört sich alles sehr kurios an und ist es auch. Aber ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen (trotz Arbeit!) durchgelesen und danach direkt das nächste Maggie Robinson-Buch bestellt. Mir gefallen der Humor, der Schreibstil und die abwechslungsreiche Handlung. In the Arms of the Heiress ist nicht einer dieser Liebesromane, wo man zu jeder Zeit genau weiß, was als nächstes passieren wird, weil man das alles schon hundertmal gelesen hat. Wer ein Buch mit einer, gelinde gesagt, äußerst unwahrscheinlichen Handlung und einem enormen Spaßfaktor genießen kann, sollte es mit diesem hier ruhig mal versuchen.


Samstag, 21. September 2013

Michelle Raven: Riskantes Manöver

Kyla Mosley ist eine amerikanische Geheimagentin, die einen Einsatz in Afghanistan nur knapp überlebt hat, nicht zuletzt dank eines geheimnisvollen Retters, den sie nur unter dem Namen "Hamid" kennt. Monate nach diesem Einsatz kämpft Kayla immer noch mit dessen Auswirkungen, und auch Hamid kann sie nicht vergessen. Als Kyla nach Berlin geschickt wird, um mit einem BND-Mitglied ein Gespräch zu führen, stellt sie zu ihrer Überraschung fest, daß dieser Christoph Nevia nicht nur ihr geheimnisvoller Retter aus Afghanistan ist, sondern daß sich neben dem fiesen Wetter auch noch alles mögliche andere gegen sie und Chris verschworen hat. Nur knapp entgehen die beiden mehreren Anschlägen auf ihr Leben und fliehen nach Amerika, um die Drahtzieher der Verbrechen unschädlich zu machen...
Riskantes Manöver ist die Fortsetzung von Gefährlicher Einsatz und ich muß sagen,ich habe mich äußerst gut unterhalten gefühlt, obwohl ich zwar die ganze Zeit mühelos der Handlung folgen konnte, aber die Motive der Bösewichte größtenteils rätselhaft für mich blieben. Ja richtig, es gibt mehrere davon. Vor allem der Hauptbösewicht ist ein bißchen arg übertrieben, fast als wollte er die Grenzen seines Papierdaseins überwinden und sich für eine Hauptrolle im nächsten James Bond-Film ins Gespräch bringen. Trotzdem ist das ganze sehr spannend geschrieben, es taucht beinah jede Ermittlungs- und Geheimdienstbehörde auf, die es in Deutschland und den USA gibt, und vor allem sind die Haupt- und Nebenfiguren auf Seiten der "Guten" wirklich sympathisch- allen voran Chris, der einen tollen, etwas geheimnisvollen Helden abgibt. Von dem militärischen Hintergrund mal abgesehen, erinnern mich die Bücher von Michelle Raven ein wenig an die von Karen Rose, weil beide beschreiben, wie die jeweiligen Verbrechen bzw. Verbrecher nur im Team und mit respektvollem gegenseitigem Umgang der Teammitglieder bekämpft werden können. Das gefällt mir sehr gut und gibt der Geschichte einen Hauch von Glaubhaftigkeit.
Riskantes Manöver ist definitiv mehr Romantic als Suspense (die Wortkreation des Lyx Verlages, der diese Art von Büchern als Romantic Thrill bezeichnet, finde ich völlig beknackt). Das ist aber gar nicht schlimm, denn es gibt trotzdem eine Menge gut geschriebener, spannender Action-Szenen. Und beim Sex wird endlich mal niemand gefesselt oder geschlagen. Danke dafür, Frau Raven! Diese Angewohnheit breitet sich nämlich seit dem 50 Shades-Hype in Liebesromanen so aus wie Bakterien auf einem Dixiklo, und ich finde beides gleichermaßen abstoßend. Ich verstehe es auch nicht; als die Harry Potter Bücher neu waren, hat doch auch nicht plötzlich in jedem Buch jemand gezaubert oder eine zahme Eule gehabt!
Die meisten der Charaktere sind Amerikaner, aber weil Michelle Raven eine deutsche Autorin ist, fehlt hier auch dieser "wir Amerikaner sind doch echt zu geil für diese Welt, und deshalb sind alle anderen nur dazu da, um uns zu bewundern"-Grundton. Das geht mir bei Anne Stuart so dermaßen auf den Zwirn, daß ich von ihr bestimmt nichts mehr lesen werde. Wer solche romantischen Spannungsromane mit militärischem Hintergrund mag, ist hier auf jeden Fall richtig. Klare Empfehlung von mir!

Dienstag, 10. September 2013

Komplimente können so unfaßbar fies sein

Wieder mal habe ich das Romantic Times blabla kann mir nie merken wie das heutzutage heißt Magazin gelesen und dabei die Rezension zu dem Buch Shooting Scars von Karina Halle gefunden.

Dieses Buch hat 4 Sterne bekommen. Im, ihr wißt schon, komischer Name der sich dauernd ändert-Magazin heißt das "compelling". Also, wenn ich ein Buch geschrieben hätte, würde ich mich ja freuen, wenn meine Leser das Buch unwiderstehlich fänden.

Aber - gebrochene Herzen, die im Schneckentempo heilen, und eine unsterbliche Liebe, so hartnäckig wie die Anrufe von Telefonverkäufern? WTF? Dazu noch ein Lob für die anmutige und zeitlich perfekt passende Art der Charaktere, "fuck" zu sagen?

Den Ausdruck "damning with faint praise" kenne ich ja, und daß nett die kleine Schwester von  scheiße ist, ist mir auch bekannt. Aber das ist wirklich mal eine sehr innovative Art der Beleidigung. Respekt! (Obwohl mir die Autorin deswegen ein bißchen leid tut).


Freitag, 6. September 2013

Die Photoshop-Katastrophe des Tages

Öhm ja, diese komische Regel läßt scheinbar nicht nur Bauchett schwinden, sondern auch die Fähigkeit, korrekt den Imperativ des Verbs "lesen" zu bilden?

Gefunden habe ich dieses verlockende Werbebanner übrigens bei Averie Cooks, ausgerechnet neben einem Rezept für Reese's Pieces Peanut Butter Cookies with Peanut Butter Buttercream. Ob ich diese Kekse mal nachbacke, weiß ich noch nicht, aber sie schmecken wahrscheinlich köstlich und haben 5 Trilliarden Kalorien.

Mittwoch, 4. September 2013

Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln: Der Altmann ist tot

Frl. Krise und Frau Freitag sind zwei Bloggerinnen, die über ihren Alltag als Lehrerinnen in sogenannten "Brennpunktschulen" in Berlin schreiben. Die Blogs verfolge ich schon seit einiger Zeit mit einer Mischung aus Vergnügen und Entsetzen. O tempora! O Mores!, wie wir Lateiner sagen, oder auch: boah, was wächst denn da für 'ne Generation von Voll-Asis heran.

Natürlich war ich interessiert, als ich mitbekam, daß die beiden ein Buch veröffentlicht haben, und habe in meinem nicht mehr ganz jugendlichen Leichtsinn gleich mal 14,99 € bei Real auf den Tisch des Hauses gelegt, als ich das Buch da beim Einkaufen gesehen habe.

Diese etwas längliche Vorgeschichte ist aber leider auch schon das spannendste an dem Buch. Genaugenommen ist das ein total überflüssiges Buch, jedenfalls wenn man die Blogs liest. Ein Mathematiklehrer namens Günther Altmann wird tot aufgefunden, und wenig später stellt sich heraus, daß er ermordet wurde. Tja, mich persönlich wundert nur, daß nicht mehr Mathelehrer gewaltsam aus dem Leben scheiden. Oder Sportlehrer. Mathelehrer sind immerhin "nur" sadistisch. Sportlehrer dagegen sind im allgemeinen auch noch strunzdumm, aber das nur nebenbei. Meine Freundin H. hat mal als kaufmännische Angestellte in einem Fitneßstudio gearbeitet, wo sie einen Sportstudenten als Praktikanten hatte. Der konnte noch nicht mal das Alphabet!

Die Handlung von "Der Altmann ist tot" besteht daraus, daß Frl. Krise und Frau Freitag Kolleginnen des Verblichenen sind und aus purer Neugier anfangen, eigene Ermittlungen anzustellen, obwohl die Polizei das wahrscheinlich auch ohne sie hinkriegen würde. Es gibt Unmengen von Verdächtigen: angeblich konnte Altmann seine Finger nicht von seinen Schülerinnen lassen, er war fies zu seinen Kollegen und zu nahezu allen anderen Leuten, die ihn kannten, und mit seiner Frau stimmt auch etwas nicht. Es bedarf einiger waghalsiger Aktionen und peinlicher Undercover-Einsätze, um den Täter zu entlarven.

Das war's.

Ich würde jetzt gerne sagen, daß das Buch mäßig spannend und ziemlich lustig ist. Ist es aber nicht.  Passender wäre der folgende Kommentar:


Mein Rat: lest die Blogs und laßt das Buch links liegen. Der größte Teil des Buchtextes besteht aus Geschichten, bzw. der fiktiven Fortsetzung von Geschichten, die man schon in den Blogs und dort amüsanter aufbereitet lesen konnte. Mit einer aufgepfropften und wirklich nicht spannenden Krimigeschichte. Laaaaaaaaaaangweilig.


Mittwoch, 14. August 2013

Schatzi, du piekst!

Haha, das zieht mir die Schuhe aus. Neben Wer-Rindern gibt es jetzt auch einen Liebesroman über Wer-Igel. Ja genau, Igel. Die putzigen kleinen Stacheltiere, die im Herbst oftmals gerettet werden müssen, damit sie nicht verhungern. Wer näheres dazu wissen will, liest die Rezension, die ich bei Smart Bitches, Trashy Books gefunden habe.



Da fällt mir gerade was ein. Igel machen doch einen Winterschlaf, oder? Also - machen Wer-Igel das dann auch?  Und wenn frau sich in so einen Wer-Igel verliebt, muß sie dann den ganzen Winter lang selbst Schnee schippen, weil der feine Herr Igel ja pennen muß?

Andererseits könnte es noch viel schlimmer kommen. Frau könnte sich in eine Wer-Schildkröte verlieben (muß im Winter einige Monate lang im Kühlschrank gelagert werden) oder sogar in einen Wer-Storch (verbringt das halbe Jahr in Afrika und bringt JEDE MENGE Babys).

Warten wir's mal ab. Amerikas umtriebige Liebesroman-Autorinnen arbeiten sich bestimmt noch durch Brehms komplettes Tierleben. Das wird noch ganz spannend, wenn sie bei E wie Elefant oder N wie Nacktschnecke ankommen.

Dienstag, 13. August 2013

Rainer Löffler: Blutsommer

Martin Abel, der beste Fallanalytiker des Stuttgarter Landeskriminalamts, wird nach Köln "ausgeliehen", denn dort treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Daß ihn seine junge Kollegin Hannah Christ begleitet, um von ihm etwas zu lernen, begeistert ihn anfangs überhaupt nicht. Dazu kommt, daß die Kölner Polizei seine Arbeit mit großem Mißtrauen beobachtet und daß es äußerst schwierig ist, den Mörder zu fassen. Dieser scheint alles zu wissen, was die Polizei tut, und er hinterläßt keine Spuren...

Blutsommer ist ein spannender Krimi, aber er bietet wirklich überhaupt gar nichts neues für jemanden, der schon etliche Krimis gelesen hat und / oder einige Folgen von Serien wie CSI oder Criminal Minds im Fernsehen gesehen hat. Dafür reiht sich aber ein Klischee ans andere: der Ermittler ist ein menschliches Wrack, dessen psychische Probleme einer ganzen Schar von Psychologiestudenten zu Themen für ihre Diplomarbeiten verhelfen könnten. Alle schönen Frauen fahren auf den größten Loser ab. Der Mörder hatte eine schlimme Kindheit (das ist jetzt nicht wirklich ein Spoiler, oder?).

Wenn Rainer Löffler mal noch ein Buch veröffentlicht und mir dieses Buch zufällig in die Hände fällt, werde ich es höchstwahrscheinlich lesen, weil ich nun einmal gern spannende und gruselige Krimis lese. Aber Blutsommer hat kein Alleinstellungsmerkmal, das es von dutzenden anderer Bücher mit ähnlichen Themen abhebt.

Die Handlung ist nicht sonderlich originell, und die Charaktere sind weder besonders sympathisch noch besonders unsympathisch. Hannah Christ hat, um es in den Worten meines Kollegen B. zu sagen, Eier. Also, im übertragenen Sinne. Sie trägt nämlich, und das wird im Verlauf des Buches mehrmals erwähnt, das Parfüm Angel. Im Hochsommer, bei Temperaturen um die 30° C. Wer dieses Parfüm kennt, wird wissen, daß es eine (meiner Meinung nach) sehr schöne und einzigartige Duftnote hat. Aber es ist sehr schwer und intensiv und nur in homöopathischen Dosen zwischen November und März auszuhalten. Insofern: Respekt, Hannah. Und danke, daß du nicht stattdessen Opium trägst. Da wird mir schon beim Gedanken daran schlecht.

Aber zu wissen, welches Parfüm eine der Hauptfiguren trägt, macht das Buch auch nicht zu einem Bestseller. Daher würde ich mir für weitere Bücher von Herrn Löffler wünschen, daß er den flüssigen Schreibstil beibehält und von der Kreativität her noch 'ne Schippe drauflegt.


Samstag, 10. August 2013

Jedem das seine

Endlich ist es da und man kann es im Supermarkt kaufen: das Handtuch für ängstliche Menschen!


Mittwoch, 7. August 2013

Tu ma' die Möhrchen

Jeder hat's schon gehört: die Grünen haben eine fabelhafte Idee gehabt. In bundesdeutschen Kantinen soll es einmal in der Woche einen fleischfreien Tag geben. Tjaha. Eigentlich gar nicht so dumm. Ich will mich aus der Diskussion eigentlich ganz heraushalten, denn 1.) gehe ich sowieso meistens nur freitags morgens in die Kantine, um dort mein ich-feiere-den-Endspurt-zum-Wochenende-Schokoladencroissant zu kaufen und 2.) bin ich zwar kein Vegetarier und werde auch nie einer sein, aber ich hege eine gewisse Bewunderung für fleischlos lebende Menschen. Und ein einziger fleischfreier Tag pro Woche würde mich wohl nicht umbringen.

ABER: die ganze Debatte nervt mich total ab, und das aus einem einzigen Grund. WARUM ZUM TEUFEL MUSS MAN DIESES PROJEKT ALS VEGGIE-DAY BEZEICHNEN????????

Warum, warum, warum??? Ist ein Veggie Day geiler als ein Gemüsetag? Sind veggies in irgendeiner Art nahrhafter, gesünder, verdauungsfördernder oder schlank/klug/sexy/reich machender als Gemüse? Oder gibt's an Veggie Days lila Kartoffeln und Möhren, während an Gemüsetagen grundsätzlich nur die gewöhnliche bleiche bzw. orange Variante serviert wird?

Und könnten wir, wenn schon der allgemeine Konsens dahin geht, daß alle anderen Sprachen viiiiiiiiiiiiiiel toller sind als unsere eigene, vielleicht mal 'ne andere Sprache als Englisch benutzen?

Mal sehen.

Wie wär's mit el día de la verdura?

Hm. Vielleicht etwas sperrig.

Auf Finnisch heißt Gemüse lt. dict.cc "vihannes". Das ist doch schon mal ganz putzig. Wie Hannes. Hihi.

Auf Türkisch scheint es sebze zu heißen. Dieses Wort hat aber definitiv ein ü-defizit.

Das schwedische grönsak hat auch einen gewissen Charme.

Oder wir nehmen das serbische поврће. Das kann dann wenigstens garantiert keiner aussprechen, außer den Serben, versteht sich.


Montag, 5. August 2013

Dortmund rockt (und ruft "Kuckuck")!

It pulls me the shoes out - vor Begeisterung, versteht sich. Es gibt in Dortmund einen Bücherschrank, extra nur für englische Bücher! Und zwar vor Victoria's Café in Dortmund-Kurl. Das Café sieht übrigens auch, zumindest von außen, bezaubernd aus. Ich muß da unbedingt mal hinfahren, wenn es auf ist.

Jedenfalls wollte ich eigentlich nur auf die Schnelle ein paar Bücher loswerden, aber es wäre das erste Mal in meinem Leben gewesen, daß ich vor einem Bücherregal gestanden und nicht die Bücher inspiziert hätte. Ich wurde auch prompt fündig und habe ein Karen Rose-Buch mitgenommen (damit kann man nichts falsch machen). Tjaha, und außerdem fand ich noch dies:


Ich stehe einfach auf diese 80er Jahre-Buchcover. Ganz besonders auf die mit diesem Hologramm-Aufkleber. Als ich das erste Mal in den USA war (Klassenfahrt 1987, ja genau, lt. dem Freund meiner Cousine bin ich älter als ein Urwald) stand ich in einem Büchergeschäft vor einer ganzen Reihe dieser Zebra Romances und war hin- und hergerissen zwischen dem Begehren, möglichst viele davon mitzunehmen und dem Wissen, daß ich meinen Koffer dann nicht mehr tragen kann.

Und da wir gerade beim Thema entzückend kitschiger Dinge sind...


Mein Geburtstagsgeschenk von meinem Liebsten! Der Kuckuck macht übrigens zu jeder vollen Stunde einen Höllenlärm, deswegen muß ich jetzt nachts immer die Wohnzimmertür schließen (die Uhr hängt im Wohnzimmer). Aber was tut man nicht alles für ein stylisches Heim...Übrigens habe ich auf die sehr nachdrückliche Aufforderung meines Liebsten hin das Loch für die Schraube, an der die Kuckucksuhr hängt, selbst in die Wand gebohrt! Mein erstes selbstgebohrtes Loch. Hach. Irgendwie ist das ein sehr erhebendes Gefühl.

Sonntag, 28. Juli 2013

Sherry Thomas: Not Quite A Husband

Bryony Asquith und Leo Marsden, beide Mitglieder der britischen High Society im ausgehenden 19. Jahrhundert, haben vor einigen Jahren überstürzt geheiratet und die Ehe wenig später annullieren lassen. Als einige der wenigen Ärztinnen ihrer Zeit bereist Bryony die ganze Welt und ist überrascht, aber nicht unbedingt begeistert, als Leo sie eines Tages bei ihrer Arbeit im indischen Hinterland aufspürt, um sie nach Hause zu holen, da ihr Vater im Sterben liegt. Trotzdem stimmt Bryony zu, mit Leo nach England zu reisen. Auf der teilweise lebensgefährlichen Reise kommen die beiden sich wieder näher und schaffen es nach vielen Jahren, sich darüber auszusprechen, warum ihre Ehe gescheitert ist. Doch kann es ein Happy End geben?

Not Quite A Husband ist das zweite Sherry Thomas-Buch, das ich gelesen habe, und ich erkenne ein Muster. Die Zeitsprünge! Die Handlung springt so einige Male zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, das war in Private Arrangements genauso. Ich mag Sherry Thomas' Schreibstil sehr, und bei jeder anderen Autorin hätte mich das hin- und herspringen zwischen verschiedenen Zeiten wahrscheinlich in den Wahnsinn getrieben. Die Geschichte von Not Quite A Husband ist wunderbar romantisch, die Charaktere sind - nun ja, Charaktere (hat man ja auch nicht in jedem historischen Liebesroman, manchmal gibt's stattdessen nur Klischees) und die Handlung originell. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mich wirklich sehr gut unterhalten gefühlt.

Aber ob ich Bryony leiden mag, ist eine andere Frage. Leo ist - bis auf den Scheidungsgrund - ein Goldschatz, gar keine Frage. Aber Bryony ist furchbar zugeknöpft, und das sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn. Ich habe ja generell kein Problem mit introvertierten Menschen - ich würde mich auch selbst so beschreiben - aber was zuviel ist, ist zuviel. Wann immer Bryony angefressen, traurig oder sonstwie mies drauf ist, sagt sie garantiert keinem, was sie hat. Das führt dazu, daß alle Menschen, oder besser gesagt, Buch-Charaktere, in ihrer Umgebung sich ständig vergeblich fragen, warum sie sich denn nun gerade so verhält, wie sie sich verhält. Deswegen hat mich die Schilderung, wie Bryonys und Leos Ehe ursprünglich gescheitert ist, richtig genervt. Bryony hatte tatsächlich einen ausgezeichneten Grund, mit Leo nicht mehr zusammensein zu wollen. Genaugenommen hätte sie die Hochzeit wohl absagen sollen. Der Clou dabei ist aber, daß sie ihn und alle ihre Verwandten und Bekannten die ganze Zeit nur mit irgendwelchen Ausreden abgespeist hat, anstatt mal zu sagen, was wirklich los ist. Das nervt.

Aber dennoch - Not Quite A Husband ist ein spannendes Buch mit einer originellen Handlung, das alle Liebesromanklischees erfrischenderweise ausläßt und dessen Heldin - obwohl sie mich genervt hat - über ein weitestgehend gesundes Selbstbewußtsein verfügt und auf sich selbst aufpassen kann. Daumen hoch! - Oder sollte ich sagen, dafür gibt es ganze 4 von 5 von Kulis durch das indische Hinterland geschleppte Badewannen?


Dienstag, 4. Juni 2013

Von unseren Vorfahren können wir lernen

Vor einigen Tagen ist mir ein Kochbuch in die Hände gefallen, das wohl meiner Großmutter gehört haben muß. Das Buch ist in altdeutscher Schrift gedruckt. Ich vermute, daß es in den 1930er Jahren veröffentlicht wurde (meine Oma war Jahrgang 1913). Bisher habe ich immerhin schon gelernt, daß es damals in der Küche so richtig zur Sache ging, wie der Absatz über die Zubereitung von Tauben zeigt:

Die Taube kauft man meist lebend. Man tötet das Tier schnell, am besten durch Abschlagen des Kopfes mit dem Küchenbeil auf dem Hauklotz. Die Taube wird meist nicht gefüllt. 
Der ausgenommenen Taube wird der Hals nach hinten gebogen. Die Flügel biegt man auch auf den Rücken, so daß der eine den Hals hält. Den Bauch schneidet man anstatt lang, quer ein und steckt beide Beine durch den Einschnitt aus der unteren Öffnung heraus. So läßt sich das Tier besser braten.
Man legt Magen, Herz und Leber in die Taube, diese in ein Stück Butter und dämpft sie mit wenig Salz, indem man von Zeit zu Zeit wenig kochendes Wasser hinzugießt, hellbräunlich. Schmorzeit 1 Stunde; altes Geflügel muß längere Zeit braten. Will man die Taube füllen, so hackt man Magen, Herz und Leber fein und mischt das Gehackte mit etwas eingeweichtem Weißbrot, Muskat, Salz, Petersilie, 1 Ei und füllt die Taube zu 3/4 voll.

Aber hey, nur kein Mitleid. Für das, was die Mistviecher meinem Auto regelmäßig antun, haben sie es wirklich nicht anders verdient (meine Großmutter hingegen besaß kein Auto und soweit ich mich erinnern kann, hat es bei ihr auch nie Taubenbraten gegeben).

Dienstag, 21. Mai 2013

Marian Keyes: The Mystery of Mercy Close

Helen Walsh ist eine weitestgehend arbeitslose, an Depressionen leidende Privatdetektivin, die gerade wieder bei ihren Eltern einziehen mußte, weil sie aus ihrer Wohnung herausgeflogen ist. Da kommt ihr ein Auftrag ihres Ex-Freundes Jay gerade recht: er ist der Manager der in Irland einst legendären Boyband Laddz, die in wenigen Tagen ihr fast bis auf die letzten Tickets ausverkauftes Wiedervereinigungskonzert geben soll. Leider ist Wayne Diffney, eins der Bandmitglieder, spurlos verschwunden. Helen soll ihn ausfindig machen, und da die Aufgabe sie zumindest zeitweise von ihren Problemen ablenken kann und obendrein gut bezahlt wird, macht sie sich schleunigst und mit großem Eifer an die Arbeit...

Ich bin ja so ein kleines Marian Keyes-Fangirl. Ich finde ihre Bücher wahnsinnig unterhaltsam, trotz der meist unfaßbar traurigen Themen. Auf Helens Buch war ich ganz besonders gespannt. Dazu muß man wissen, daß diese Figur die jüngste von fünf Schwestern ist, die jede bereits ihr eigenes Buch hatte. Helen ist in jedem dieser vorherigen Bücher als Nebenfigur aufgetaucht, und ich fand sie immer äußerst erfrischend als Buchcharakter.

Helen wurde nämlich immer als eine Frau charakterisiert, die nur das tut, was sie will, und äußerst unverblümt genau das sagt, was ihr gerade durch den Kopf geht. Die erste Szene von The Mystery of Mercy Close (Mercy Close ist übrigens nichts anderes als die Straße, in der der verschwundene Wayne wohnt) ist da ganz typisch. Helen mußte aus ihrer Wohnung ausziehen, weil sie die Raten nicht bezahlen konnte, und kreuzt bei ihren Eltern auf. Nun ergibt sich der folgende Dialog:

"I've news," I said.
Mum found her voice. "What are you doing here?"
"I live here."
"You don't. We got rid of you. We painted your room. We've never been happier."
"I said I've news. That's my news. I live here."

Helen ist sehr selbstbewußt und weiß ziemlich genau, was sie will und was sie nicht will. Außerdem hat sie eine sogenannte shovel list. Das ist eine Liste von Menschen, Dingen, oder auch Ausdrücken, die sie so aggressiv machen, daß sie ihnen am liebsten die flache Seite einer Schaufel ins Gesicht schlagen würde. Ich überlege ja schon die ganze Zeit, ob ich so eine Liste nicht auch haben sollte. Ganz oben auf dieser Liste würde meine Ex-Arbeitskollegin C. stehen, die nicht nur dumm, verlogen und niederträchtig ist, sondern solch einen Schlag mit einer Schaufel ins Gesicht zweifellos auch als Schönheits-OP von der Krankenkasse bezahlt bekäme. Ziemlich weit oben wären auch noch Unternehmensberater, die Äußerungen wie die folgende tun: "Die Projeksprache ist Deutsch. Und jetzt lassen Sie uns mal darüber diskutieren, wie Sie Ihre Commodities zu Spend Categories clustern, und wie es um Ihr Supplier Development bestellt ist....". Das Wort "nachhaltig" wäre definitiv ganz weit vorne, genau wie die Werbung für das Haarfärbemittel, das die Haare "glossy glänzend" macht. Und die Taschentücher, die nicht einfach nur weich, sondern soft sind. Autofahrer, die es für uncool halten, wenn man auf der Autobahn beim Fahrspurwechsel blinkt. Sigmar Gabriel - na ja, wenn das Tempolimit nicht kommt, muß ich ihm vielleicht doch keine Schaufel ins Gesicht schlagen. Ok, meine Liste wäre ganz schön lang, aber ich schweife ab.

The Mystery of Mercy Close hat keine besonders faszinierende Handlung. Helen forscht nach, wo Wayne abgeblieben ist und kämpft dabei gegen ihre schlimmer werdende Depression an, die sogar soweit geht, daß sie sich das Leben nehmen will. Das soll jetzt aber nicht heißen, daß das Buch sterbenslangweilig ist - das ist es nämlich ganz und gar nicht. Es ist in der Ich-Form geschrieben, und so hat man beim Lesen das Gefühl, daß einem eine ziemlich verpeilte, aber doch sehr liebenswerte und bodenständige Freundin eine lange und sehr dramatische Geschichte erzählt.

Was mich aber sehr überrascht hat, ist die Sache mit der Depression. Soweit ich weiß, leidet (oder litt) die Autorin Marian Keyes selbst an Depressionen, ich gehe also davon aus, daß sie weiß, worüber sie schreibt. Ich hätte jedoch nie erwartet, daß eine so direkte, unverblümte und teilweise auch etwas rücksichtslose Person wie Helen so ein Leiden haben könnte. Ich habe immer gedacht, das sei eher eine Krankheit, die besonders sensiblen und mitfühlenden Menschen zu schaffen macht, die sich alles immer sehr zu Herzen nehmen. Aber andererseits weiß ich nur sehr wenig über dieses Thema. Vielleicht ist die Handlung des Buches tatsächlich sehr schlüssig und es sind ganz andere Faktoren und persönliche Umstände, die dazu führen, daß jemand depressiv ist.

Laßt euch durch dieses traurige Thema jedenfalls nicht vom Lesen des Buchs abhalten. Es ist wirklich ein gutes Buch. Auch wenn ich Helens Vorliebe für düstere Wandfarben mit ekligen Namen (wie z. B. Wundbrand, Thrombose oder auch Blutsturz) beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Die Wand hinter meinem Computermonitor ist in sonnigem Gelb gestrichen, und wenn ich hier fertig bin, werde ich die Nacht in meinem rosa gestrichenen Schlafzimmer mit rosa Vorhängen (ja, es war für meinen Liebsten nicht leicht, diese Farbgestaltung zu verkraften) verbringen.


Dienstag, 7. Mai 2013

Darauf hat die Menschheit gewartet (echt jetzt).

Neulich mußte ich einmal mitten in der Nacht (an einem Samstag Morgen um 9 Uhr, um genau zu sein, und ich HASSE es, am Wochenende zu einer einstelligen Uhrzeit aufzustehen) nach Dortmund-Hörde, um mein Auto bei Carglass abzugeben. Carglass hasse ich eigentlich auch, wegen der bescheuerten Werbung, aber meine Versicherung hatte mir nur einige Werkstätten zur Auswahl genannt, die ich nehmen konnte, und diese war wenigstens in der Nähe von ein paar Läden und einer U-Bahn Haltestelle. Also schlenderte ich kurz nach 9 Uhr gelassenen Schrittes durch das noch sehr verschlafene Hörde und hatte einige Stunden Zeit totzuschlagen. Eines der wenigen Geschäfte, das schon geöffnet hatte, war ein Woolworth-Laden. Dazu muß man wissen, daß ich vor gut 20 Jahren in Hörde gearbeitet habe und damals sehr häufig einen Teil meiner Mittagspause in diesem Woolworth-Laden verbracht habe. Es gab da nämlich zwei Dinge, von denen ich mich unmöglich fernhalten konnte: eine Bücherabteilung mit vielen Liebesromanen, und eine große und gutsortierte Kosmetikabteilung. Gut, daß sie nicht auch noch eine große Auswahl an Schuhen, Handtaschen und Ohrringen hatten, sonst hätte ich mich wahrscheinlich nachts dort einschließen lassen. Ich war also verständlicherweise sehr neugierig, wie es heute bei Woolworth aussieht. Und es war eine riesengroße Enttäuschung! Was für ein billiger Ramschladen, dagegen wirkt jedes 1 Euro-Geschäft ja schon fast wie ein Einkaufsparadies! Doch dann entdeckte ich ES. Und natürlich erkannte ich sofort, daß ich ES kaufen mußte, denn es ist ja das, worauf die Menschheit schon so furchtbar lange gewartet hat. Es ist...



...Hello Kitty-Klopapier mit Rosenduft!!

Montag, 6. Mai 2013

Stephen Blackmore: Dead Things

Eric Carter ist ein Magier der Fachrichtung Totenbeschwörung (bißchen wie Anita Blake, nur cooler). Vor vielen Jahren hat er seine Heimatstadt Los Angeles verlassen, doch jetzt kehrt er zurück, um herauszufinden, wer seine Schwester Lucy ermordet hat. Kaum dort angekommen, sind alle möglichen Leute hinter ihm her und wollen ihn selbst umbringen oder zumindest vertreiben. Aber wer? Sein alter Freund Alex, seine Ex-Freundin Vivian, ein lebendiger sowie ein toter Gangsterboss und auch eine mexikanische Totengöttin kommen in Frage, doch wer davon meint es ernst und wer hat etwas mit Lucys Tod zu tun? Eric hat es nicht leicht, das Verbrechen aufzuklären und selbst mit dem Leben davonzukommen.

Dead Things ist das erste Buch, das in der Gegenwartsform geschrieben ist und das ich trotzdem freiwillig gelesen habe. Ich könnte noch nicht mal sagen warum, aber es paßt einfach zu Stephen Blackmores Schreibstil.  Es ist eine von diesen hard-boiled Geschichten (ich benutze wirklich nicht gern überflüssige Anglizismen, aber für hard-boiled kenne ich keine angemessene Übersetzung), wie ich sie manchmal sehr gern mag. Der Ich-Erzähler Eric ist alles in allem keine besonders sympathische Figur, aber er ist auch nicht bösartig - und er ist irgendwie cool. Na ja, das war Anita Blake in den ersten paar Büchern schließlich auch, aber das nur nebenbei. Eric hat ein enorm dreckiges Mundwerk. Ich hatte sogar kurz die Idee, mal nachzuzählen, wie oft das Wort fuck auf den 295 Seiten vorkommt, aber dann war ich zu faul dazu. Für solche Aktivitäten sind e-books wohl doch besser geeignet!

Die Geschichte selbst ist für das Genre nichts außergewöhnliches. Eric hat eine schlimme Vergangenheit und eine wahrscheinlich schlimmere Zukunft, steckt ständig in Schwierigkeiten und wird dauernd verfolgt und konsequenterweise meistens auch aufgespürt und verprügelt oder sonstwie verletzt. Manchmal weiß er, wer ihm schaden will, manchmal auch nicht. Für einige Zeit hat er Grund, seinem Freund Alex zu mißtrauen, und jemand, von dem er dachte, er sei tot, ist es nicht so ganz.

Wie es in solchen Büchern nicht selten ist, stellt sich am Ende heraus, daß alle Handlungsstränge zusammenhängen und daß Lucy von jemandem getötet wurde, der eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Aber es ist eben eine wahnsinnig spannende Geschichte, mit Action von der ersten bis zur letzten Seite und wunderbar abgefahrenen Details. Es gibt keine Durchhänger und keine Langeweile, und ich habe mich beim Lesen einfach nur zurückgelehnt und die haarsträubenden Ereignisse auf mich einwirken lassen. (Ich hätte auch "genossen" schreiben können, aber das wäre vielleicht etwas geschmacklos. Es wird schließlich jede Menge Blut vergossen).

Übrigens kennt Eric wirklich die geilsten Zaubersprüche. Einmal ist er in einem Cadillac unterweges, was seine Verfolger auch wissen. Also klebt er einfach einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe, mit der Aufschrift: "Gray Honda Civic Totally Not A Cadillac". Ein anderes Mal entführt er einen Krankenwagen und fährt damit auf den Parkplatz eines vornehmen Country Clubs. Dort bringt er einen - oha, wie nennt man diesen Beruf? - Valet Parker dazu, den Krankenwagen zu parken und Eric stattdessen einen Mercedes zu bringen. Die Rechtfertigung folgt auf dem Fuße: "A few minutes later I'm on the road in somebody's S Class. Kid'll probably lose his job, but who wants to be stuck parking rich assholes' cars, anyway? Doing him a favor."

Tja, ich hoffe, mir tut niemals jemand so einen Gefallen. Trotzdem eine sehr coole Aktion. So wie sich das Ende anhört, könnte ich mir denken, daß es eine Fortsetzung geben wird, und da ich mit Dead Things so einen Spaß hatte, werde ich die auf jeden Fall auch lesen.


Dienstag, 9. April 2013

Wo ist Jim C. Hines, wenn man ihn braucht?


Wer hat's erfunden? Keine Ahnung, aber gefunden habe ich es auf der Website von Theresa Medeiros.



Und ich glaube trotzdem, daß Jim C. Hines das noch besser kann...

Jill Sorenson: Crash Into Me

Die junge FBI-Agentin Sonora Vasquez, genannt Sonny, wird nach La Jolla in Kalifornien geschickt, um undercover in einer Serie von Frauenmorden zu ermitteln. Der Hauptverdächtige ist Ben Fortune, ein reicher und berühmter Surfer, der dort zurückgezogen mit seiner halbwüchsigen Tochter Carly lebt. Bens verstorbene Frau war das erste Opfer der Mordserie, und ein Mann wurde deswegen angeklagt und verurteilt, doch mittlerweile bestehen Zweifel an seiner Schuld. Womit Sonny allerdings nicht rechnet, ist, daß sie sich in Ben verliebt und seine Tochter in ihr Herz schließt. Dazu kommt, daß sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird und Erinnerungen an ihre alles andere als angenehme Kindheit hochkommen...

Erwähnte ich schon, daß ich gerade eine Romantic Suspense Phase habe? Bei Crash Into Me steht eher das romantische Element im Vordergrund, und das ist in diesem Fall auch okay, denn als Krimi funktioniert das Buch wirklich nicht. Mir hat das Lesen Spaß gemacht, ich mag einfach den Schreibstil von Jill Sorenson, aber ehrlich gesagt - es ist kein besonders gutes Buch.

Die Charaktere verhalten sich teilweise seltsam, teilweise dumm, und manchmal beides auf einmal. Da ist Sonny, die Carly vor dem Ertrinken rettet und diese Gelegenheit nutzt, um sie und Ben näher kennenzulernen. So weit, so gut, ist ja ein Undercover-Einsatz. Aber dann kommt's: Ben und Carly bedanken sich nicht einfach nur bei Sonny und laden sie zum Essen ein - nein, es ist gleich eine Familienfeier, und zu diesem Anlaß schenkt Carly Sonny auch noch ein wertvolles Schmuckstück, das diese sogar annimmt.

Wenig später läßt sich Sonny mir nichts, dir nichts und ohne groß zu überlegen auf ein Verhältnis mit Ben ein, weil der ja soooo unwiderstehlich ist. Ihre Ermittlungen als stümperhaft zu bezeichnen, ist noch geschmeichelt. Andererseits verbringt sie auch nicht besonders viel Zeit mit Ermitteln. Wenn ich Sonnys Chef wäre, hätte ich sie gefeuert und ihr eine berufliche Laufbahn als Fitnesstrainerin oder so vorgeschlagen (Sonny ist sehr sportlich). Zu meinem großen Erstaunen kommt aber nur so etwas wie ein "na ja, ist ja jetzt nicht so optimal gelaufen, aber Schwamm drüber, ist ja alles gut ausgegangen".

Carly hat psychische Probleme (sie ritzt sich) und ist deswegen auch in Behandlung - aber sobald sie mit ihrem Freund James zusammen ist, legen sich die Probleme wie von alleine. Natürlich nur, solange es keinen Zoff oder Mißverständnisse mit James gibt. James selbst kommt aus einer bettelarmen Familie und leidet unter seinem Vater, der ein krimineller Widerling ist. Er ist sich nicht sicher, ob er gut genug für ein reiches Mädchen wie Carly ist, und wer schon so einige Liebesromane gelesen hat, weiß ja, was passiert wenn ein LiRo-Held seine "ich bin nicht gut genug für dich"-Phase hat. James' Bedenken sind allerdings durchaus nachvollziehbar, denn die beiden kommen wirklich aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen.

Ich habe Crash Into Me sehr schnell (für meine Verhältnisse) durchgelesen und habe mich auch gut unterhalten gefühlt, aber das Buch wäre viel besser gewesen, wenn die Heldin mehr Grips gehabt hätte und die Charaktere sich ganz allgemein etwas normaler benommen hätten. Ich meine, niemand läd doch eine wildfremde Frau zu einer Familienfeier ein, oder? Vor allem, wenn man schon vorher weiß, daß es bei der Feier wahrscheinlich Zoff geben wird.


Montag, 1. April 2013

Horoskope

Ich bin generell kein Mensch, den es zu spirituellen oder esoterischen Dingen hinzieht. (Zumindest nicht, seit ich mit 18 mal auf einer Geburtstagsparty in betrunkenem Zustand mit ein paar Freundinnen versucht habe, mit Geistern zu kommunizieren. Die Geister haben übrigens nicht geantwortet, aber M., in deren Zimmer wir das gemacht haben, sagte am nächsten Tag, daß sie gar nicht gut schlafen konnte, weil sie sich ein wenig gegruselt hat). Allerdings lese ich gern mein Horoskop, wenn ich es in einer Zeitschrift sehe. Meistens sind die Texte der Horoskope ja so allgemein verfaßt, daß jeder etwas passendes für sich darin findet und sofort ein schlechtes Gewissen bekommt. Da steht dann beispielsweise, daß man weniger Geld ausgeben, mehr Gemüse essen und auch bei ekligem Wetter Sport machen soll. Paßt eigentlich immer, nicht wahr?

Aber in letzter Zeit habe ich schon zwei Horoskope gelesen, die ganz untypisch präzise formuliert waren. Für den Februar wurde mir nämlich ein Knöllchen fürs Falschparken vorhergesagt. Fakt ist: ich mußte bisher nur zweimal in meinem Leben fürs Falschparken bezahlen. Tja, da wußte der Horoskoperfinder wohl nicht, daß ich zwar manchmal zu schnell fahre, aber nur ganz selten falsch parke.

Noch verdutzter war ich aber, als ich am Freitag das Horoskop in der Fernsehzeitschrift meines Vaters las, denn da stand:

"Das jüngst erworbene Hi-Fi-Gerät weist Fehler auf. Noch können Sie es umtauschen."

Hm...Ich besitze tatsächlich eine Stereoanlage. Die habe ich Anfang 1990 gekauft.

Also, liebe Horoskopschreiber: macht mir lieber wieder ein schlechtes Gewissen. Das wirkt glaubwürdiger.

Samstag, 30. März 2013

Fröhliche Ostern!


Ihr Lieben, ich wünsche euch schöne Osterfeiertage und daß nicht versehentlich statt dem Osterhasen der Weihnachtsmann kommt. Wäre ja kein Wunder bei dem Wetter! (Das Foto habe ich gestern nachmittag von meinem Balkon aus gemacht...)

Freitag, 29. März 2013

Sandra Brown: Smoke Screen

Die Fernsehreporterin Britt Shelley wacht eines Morgens neben der Leiche von Jay Burgess in dessen Bett auf und kann sich nicht erinnern, was passiert ist und wie sie dort hingekommen ist. Da Jay ermordet wurde, ist Britt natürlich die Hauptverdächtige. Die Tatsache, daß Jay selbst Polizist war und in der ganzen Stadt als Held verehrt wurde, macht Britts Situation nicht leichter. Dann aber taucht Raley Gannon auf, der sich schon einmal in der exakt gleichen Situation wie Britt befunden hat. Wenig später versucht jemand, Britt zu töten. Vieles deutet darauf hin, daß die Ereignisse mit einem Feuer in einer Polizeistation vor einigen Jahren zusammenhängen, bei dem ein Mann ums Leben kam. Britt und Raley beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen...

Ich bin ja im Moment auf einem Romantic Suspense Trip. Sandra Browns Bücher, auch dieses, sind mehr Suspense als Romantic, aber das macht nichts. Es ist wirklich wahnsinnig spannend. Ich mag es, wenn die Handlung eines Buches nie vorhersehbar ist und ständig überraschende Wendungen nimmt. Das ist bei Smoke Screen der Fall. Der Buchtitel ist übrigens unglaublich passend, was der Leser allerdings erst am Ende bemerkt.

Britt und Raley sind nicht gerade die allergrößten Sympathieträger unter den Buchprotagonisten - wobei ich Raley sympathischer fand als Britt - aber sie sind in Ordnung. Britt ist hat weder Verwandte noch wirkliche Freunde, sondern nur gelegentlich, um es in den unverblümten Worten meines Liebsten auszudrücken, einen Stecher. Sie ist ziemlich karrieregeil. Andererseits ist sie aber auch nicht ohne Mitgefühl, und daß sie vor Jahren eine recht fiese, aber nicht vollständig auf Tatsachen fußende Reportage über Raley gemacht hat, tut ihr aufrichtig leid. Raley ist etwas komplexer. Er war früher Feuerwehrmann, und das war auch sein absoluter Traumberuf. Durch das Feuer in der Polizeistation hat er jedoch alles verloren und schwankt stimmungsmäßig ein wenig zwischen Resignation und Rachsucht. Was mir aber sowohl an Raley als auch an Britt gefällt ist, daß sie beide die Fähigkeit besitzen, pragmatisch zu denken. Keine Hysterie, kein überflüssiges Drama, keine TSTL-Momente. Diese beiden betrachten ihre augenblickliche Situation, wägen ihre Optionen ab, und reagieren so sinnvoll wie möglich, auch wenn sie dabei das kleinste von mehreren möglichen Übeln wählen müssen.

Smoke Screen hat neben den beiden Hauptfiguren auch noch jede Menge interessanter Nebenfiguren zu bieten. Fast alle haben etwas zu verbergen und die meisten haben Dreck am Stecken, ganz unabhängig davon, ob sie reiche Bauunternehmer, Justizangestellte oder Ku Klux Klan-Mitglieder und Schwulenhasser sind. Die wirklich bösen sind nicht die, bei denen man es zunächst vermutet.

 So ist es ein packendes Buch, das bis zum Ende die Spannung aufrecht erhält. Genau so muß ein Krimi sein!

Samstag, 16. Februar 2013

Michelle Raven: Gefährlicher Einsatz

Rose Gomez ist die Witwe eines Navy SEALS, der bei einem Einsatz ums Leben kam. Sie ist Afghanistan-Expertin und lehrt als solche an einer Universität. Als zwei verdeckte Ermittlerinnen einer amerikanischen Sondereinheit in Afghanistan spurlos verschwinden, wird Rose von einem ehemaligen Kollegen ihres Mannes, Rock Basilone, um Hilfe gebeten. Eigentlich will Rose mit dem Militär nichts mehr zu tun haben, aber sie fühlt sich verpflichtet, den beiden Frauen zu helfen. Zu ihrer großen Überraschung fühlen sie und Rock sich schon bald unwiderstehlich zueinander hingezogen. Für die Liebe bleibt aber nicht viel Zeit, denn neben der Sorge um die verschwundenen Agentinnen gibt es auch noch die Gefahr, die von einem mächtigen afghanischen Warlord ausgeht...

Das Buch ist sehr spannend geschrieben und wie fast immer bei Michelle Raven fand ich die Protagonisten richtig sympathisch und vernünftig. Hier gibt es keine übertrieben Macho-haften Alpha-Helden, die im Alleingang die ganze Welt retten, keine Hysterie und keine TSTL-Figuren, die sehenden Blickes in ihr Verderben rennen, um die Handlung voranzutreiben. Neben Rock und Rose (Moment mal, ich könnte schwören, daß es ein Parfüm dieses Namens gibt...aha, ich wußte es doch)  und den anderen Navy SEALs folgt die Handlung auch den beiden Agentinnen Jade und Kyla. Dabei wird vor schlimmen Folterszenen nicht zurückgeschreckt, aber wenn die Handlung verlangt, daß eine Amerikanerin in Afghanistan gefangengenommen wird, ist das wohl kaum vermeidbar.

Ein paar kleinere Probleme hatte ich schon mit dem Buch. Da ist zunächst mal der Name der Sondereinheit, für die Jade und Kyla arbeiten. Die heißt TURT/LE. Leider habe ich mir die Stelle nicht markiert, wo die Abkürzung erklärt wird, und ich finde sie nicht wieder. Dummerweise habe ich statt TURT immer TURD gelesen. Dafür kann Michelle Raven natürlich nichts, aber es ist ein bißchen eklig. Ein deutlich größeres Problem habe ich allerdings mit dem Gedanken, Frauen als verdeckte Ermittlerinnen in ein Land zu schicken, in dem Frauen allgemein im gesellschaftlichen Ansehen irgendwo hinter Nutztieren, aber gerade noch vor Unrat stehen. Klar: als Verkleidung für Geheimagenten ist so eine Burka prima, denn darunter könnte wirklich jeder stecken, und solange statt der üblichen zwei nicht etwa vier Füße unten herausgucken, wird man nicht auffallen. Aber was nützt das schon, wenn man gar keine Bewegungsfreiheit hat und außer "Geh mir aus dem Weg, Frau!" niemand etwas Bedeutsames zu einem sagt?

Trotzdem: Gefährlicher Einsatz ist ein spannendes Buch und hat mich ausgezeichnet unterhalten. Das nächste Buch der Serie werde ich definitiv auch lesen.

Dienstag, 12. Februar 2013

Erzähl mir nix!

Habt ihr zufällig letzten Freitag die neue Serie The Finder auf Kabel 1 gesehen? Also für mich ist ja grundsätzlich alles interessant, was in Florida spielt (was würde ich da gerne mal wieder Urlaub machen!), deswegen habe ich mir die Serie auch angeschaut. Leider fand ich sie furchtbar öde. 80 % der Dialoge bestanden aus schnarchlangweiligem Infodump. Dabei ist die Devise "show don't tell" für Filme oder Serien ja eigentlich noch wichtiger als für Bücher. Wer immer das Drehbuch für The Finder geschrieben hat, hat das aber offenbar anders gesehen. Die Exzentrik des Protagonisten wirkte auch die ganze Zeit wie gewollt, aber nicht gekonnt - und wieso der Typ mit (dem Aussehen nach) Anfang / Mitte 30 schon ein hochdekorierter Ex-Soldat mit sämtlichen dem amerikanischen Militär bekannten Orden ist, das hat man dann doch verschwiegen. Ich kann's mir aber denken. Wahrscheinlich hat er sich als 15jähriger mit gefälschten Dokumenten bei der Army beworben, wie der unvergeßliche Jake aus Hard to Hold...

Donnerstag, 7. Februar 2013

Sixpack oder Sitzsack?

Haha, versucht das mal auszusprechen, wenn ihr einen im Schlappen habt...

Heute habe ich in den Weiten des Internets (nämlich bei Smart Bitches, Trashy Books) wieder mal ein, sagen wir, bemerkenswertes Buchcover entdeckt.


Und zwar dieses hier: The Better to See You von Kate Serine.

Sieht der Typ nicht irgendwie zerknautscht aus? Also, wenn der ein Sitzsack wäre, käme er wohl bald auf den Sperrmüll...

Das ist schon ein ziemlich spektakulärer Photoshop-Unfall, oder?

Sonntag, 3. Februar 2013

Männer und Frauen sind das nackte Grauen

Vielen Dank an die Ärzte, die das endlich mal klargestellt haben.

Kürzlich habe ich zwei Dinge gelesen, die mir ganz enorm gegen den Strich gegangen sind. Ich zitiere mal:

"Walt looked at her beautiful, shining face. Her hazel eyes glowed, her cheeks were flush with love. But looking at Shelby wasn't the startling part. One look at Luke told the rest of the story. Luke had always had that bad-boy edge, an aura of danger and a short fuse. No more. All the rough edges had been ground down and his expression was docile as a puppy.
Walt just laughed as he pulled Shelby into his arms. He hugged her fiercely. "Shelby, Shelby," he said. He held her away from him and, grinning, he said, "Looks like you've tamed him. He doesn't have any fight left in him."
"Thank God," she said. "I don't think I could take much more. He's been a real handful. But Luke still needs a little work, so I'm going to be staying with him now. [...]"


Das ist aus Paradise Valley aus der Virgin River-Serie von Robyn Carr. Position 164, wenn man das Buch in der Kindle-Version liest. Und Luke ist weder Shelbys Hund noch ihr Pferd, sondern ihr Verlobter.

Das andere Zitat stammt aus einem Interview mit Jude Deveraux, ihres Zeichens Old-School Liebesroman-Autorin, das in der Dezember 2012-Ausgabe der RT Book Reviews zu lesen war:

"I am so sick of PC men who aren't like real, human men that I want to scream. But no matter how loving and caring I make the men in my books of the last 10 or so years, I still get told that my heroes aren't PC enough. The males in romances today make me long for men who sit around and drink beer and don't listen to a word a woman is saying."

Mit dem ersten Satz von Jude Deveraux gehe ich völlig konform, das Zitat aus dem Robyn Carr-Buch paßt ja auch dazu.  Dieses Phänomen habe ich in den letzten Jahren schon in einigen amerikanischen Romanen bemerkt: die Heldin verliebt sich in einen "Bad Boy", und nachdem die beiden ein Paar werden und ihr Happy End haben, verwandelt er sich in eine Kreatur mit so viel eigenem Willen wie der Chihuahua von Paris Hilton, deren einziger Wunsch es ist, alles supertoll zu finden, was die Heldin tut oder sagt. Wäre Paradise Valley ein Tatsachenbericht und kein Liebesroman, dann würde Shelby spätestens nach einem Jahr mit einem muskelbepackten Typen durchbrennen, der ihre Brüste anglotzt und ihr sagt, daß sie ihr kleines Köpfchen nicht so anstrengen soll. Denn Luke hat ja dem obigen Zitat zufolge so gut wie nichts mehr gemeinsam mit dem Mann, in den sie sich verliebt hat.

Liebesromane sind Fantasie, ich erwarte nicht und will auch gar nicht, daß alles darin absolut realistisch dargestellt wird. Aber es muß ein kleines bißchen Realismus da sein, gerade soviel, daß ich mir vorstellen kann, daß die Geschichte so passieren könnte. Dazu gehört, daß Held und Heldin sich mehr oder weniger wie echte Menschen verhalten, mit Vorlieben und Abneigungen, guten und schlechten Charakterzügen, Ticks und Macken. Dazu gehört nicht, daß sich einer von beiden in eine völlig andere Person verwandelt. Dazu gehört aber auch ganz bestimmt nicht, daß der Held sich so sicher ist, immer recht zu haben, daß er sich gleich hinsetzt, Bier trinkt und die Heldin nur zur Befriedigung von Grundbedürfnissen (üblicherweise Hunger, Sex und neue Klopapierrollen ins Badezimmer legen) braucht.

In diesem Sinne möchte ich jetzt gerne sowohl Robyn Carr als auch Jude Deveraux den ausgestreckten Mittelfinger zeigen und ihnen sagen, daß ich ihre Bücher nicht mehr lesen werde. Und allen anderen Liebesromanautorinnen möchte ich sagen, daß ihre Helden und Heldinnen sich durchaus so verhalten dürfen, wie man es zumindest in unserem Kulturkreis jeweils von Männern und Frauen kennt. Es ist okay, wenn die Heldin gern shoppen geht, während der Held mit seinen Kumpels abhängt, Bier trinkt und Fußball guckt. Ich will nicht auf jeder Seite lesen, daß der Held größer, stärker und schlauer als alle anderen Männer ist und überhaupt den Längsten hat. Ich will auch nicht auf jeder Seite lesen, daß die Heldin schöner, liebenswürdiger und selbstloser als alle anderen Frauen ist. Damit eine Liebesgeschichte für mich funktioniert, müssen beide eine Persönlichkeit und eine eigene Meinung haben, und sie müssen sich für die Persönlichkeit und Meinung der jeweils anderen Person interessieren. Ich will nicht, daß einer von beiden sich unterwerfen muß, damit die Geschichte ein Happy End bekommt. Also bitte: das Wort "zähmen" sollte niemals in Bezug auf Menschen verwendet werden, und liebe Jude Deveraux, Männer, die Frauen nicht zuhören, sind einfach nur doof. Vor allem, wenn die Frau so etwas wie "Geh von den Schienen runter, da kommt ein Zug" sagt.

Montag, 21. Januar 2013

Boah, ich werd blind!

Das Jahr ist ja noch sehr jung, aber ich würde sagen, hier ist schon ein ganz heißer Kandidat für das häßlichste Buchcover 2013:

Und wer das Buch kaufen oder sich beim Verlag erkundigen möchte, wer das Model frisiert und / oder mittels Photoshop verunstaltet hat: Samhain Publishing kann diese Frage beantworten...

Donnerstag, 10. Januar 2013

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Ende letzen Jahres hatte ich mal ungefähr fünf Minuten lang mit dem Gedanken gespielt, Fifty Shades of Grey zu lesen und mich in meinem Blog darüber auszulassen. Aber nach der Leseprobe auf Amazon und allem anderen, was ich über das Buch gelesen habe, weiß ich eh, daß ich es scheiße nicht ganz meinem literarischen Geschmack entsprechend finden würde. Und Meinungen und Rezensionen dazu gibt's eh schon genug im Internet. Jetzt habe ich aber ein Foto gefunden, das wirklich alles sagt, was ich über diesen Shades of Grey-Hype denke:


Gefunden habe ich das Bild im Blog von Jennifer Armintrout, die sich sehr ausführlich mit den Büchern von E. L. James befaßt.

Sonntag, 6. Januar 2013

Tessa Dare: A Week to be Wicked

England im Jahr 1814: Minerva Highwood, eine junge Frau aus gutem Haus und begeisterte Hobby-Paläontologin, hat zwei dringende Anliegen: sie möchte einen aufsehenerregenden Fund bei einer Konferenz in Schottland präsentieren, und sie möchte ihre Schwester Diana vor einer lieblosen Ehe mit dem Wüstling Colin Sandhurst bewahren. Also beschließt sie, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem sie vorgibt, mit Colin durchzubrennen, obwohl dieser sie und ihren Fund eigentlich nur sicher nach Schottland bringen soll. Es folgt eine Reise voller Abenteuer, an deren Ende alles ganz anders kommt als gedacht...

Oh, was für ein bezaubernder und romantischer Liebesroman! Ich war wirklich ganz hingerissen beim Lesen und konnte das Buch kaum weglegen. Erst hinterher fiel mir auf, daß Colin und Minerva, wenn man sie mal ganz objektiv betrachtet, zwei nicht besonders kluge Charaktere sind, dazu kolossal egoistisch (sie) und unfaßbar wankelmütig (er). Aber das ist egal, schließlich liest man hier eine wundervolle, romantische Fantasie, und Tessa Dare schafft es ohne weiteres, daß man ihre Protagonisten ins Herz schließt.

Minerva hatte mit ihrer Mutter sowie ihren Schwestern Diana und Charlotte (offenbar hat man es bei Charlottes Geburt versäumt, den Begriff "römische Göttinnen" zu googeln) in Spindle Cove, einem kleinen Dorf in Südengland, Urlaub gemacht. Anschließend sind sie dort geblieben, weil sich Minervas Mutter in den Kopf gesetzt hatte, daß Colin, der immerhin ein Lord ist und einmal viel Geld erben wird, Diana heiraten müsse.

Minerva will genau das verhindern, weil sie findet, daß Diana auf die große Liebe warten sollte.

Colin ist seinerseits nur sehr widerwillig in Spindle Cove; er wurde von einem älteren Verwandten dorthin verbannt, der offenbar der Ansicht war, daß Colin es in London zu toll treibe. Bis er seine Erbschaft erhält (die bekommt er an seinem nächsten Geburtstag oder vorher, wenn er heiratet), fehlen Colin nun die finanziellen Mittel, um Spindle Cove zu verlassen.

Als Minerva Colin vorschlägt, zum Schein mit ihr durchzubrennen und ihm als Belohnung die 500 Pfund anbietet, die sie bei der Konferenz in Schottland für ihren sensationellen Fund zu erhalten hofft, ist Colin zunächst die Stimme der Vernunft. Er macht ihr klar, daß nicht nur sie selbst ruiniert sein wird, sondern auch ihre beiden Schwestern. Minerva reißt sich die Bluse vom Leib und zeigt ihm ihre Tätowierung, die in chinesischen Schriftzeichen sagt: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert". Na ja, nicht ganz, aber sie bügelt seine Bedenken einfach ab.

Was nun folgt, ist eine Reise voller aufregender, spannender Abenteuer und wundervoller Dialoge zwischen Minerva und Colin. Das ist so großartig geschrieben, daß man sich fast wünscht, das Buch würde nie mehr aufhören. Colin ist definitiv nicht der zynische Regency-Roman-Standard-Wüstling, sondern ein lieber Kerl mit Humor und Fantasie. Und Minerva ist eine neugierige, zu allen Schandtaten bereite Heldin.

Colins Wankelmut äußert sich in seinem Verhalten gegenüber Minerva: erst ist er fest entschlossen, sie nicht anzurühren, dann macht er es doch. Nachdem die beiden sich ihre Liebe gestanden haben (das ist kein Spoiler, ihr wußtet, daß das passiert!) ist er erst fest entschlossen, sie vor der Eheschließung ein halbes Jahr lang öffentlich zu umwerben, dann will er aber doch jetzt sofort heiraten...

Während ich das Buch gelesen habe, habe ich kein einziges Mal gedacht, daß die Handlungen von Held und Heldin ein bißchen daneben sind. Ich habe es einfach genossen, weil es so spannend und lustig und romantisch ist. Weitere Bücher von Tessa Dare werde ich ganz bestimmt lesen. Aber man sollte wirklich nicht allzu intensiv über die Handlung nachdenken. Na egal. Lebendige Menschen habe schließlich auch Fehler und Schwächen, da muß das bei Romanfiguren auch so sein!