Dienstag, 31. Juli 2012

Karen Robards: Justice

Jessica Ford ist eine aufstrebende junge Strafrechtsanwältin, die nicht nur einen Job in einer renommierten Anwaltskanzlei hat, sondern auch aufgrund eines Erfolges vor Gericht, der ihr selbst eigenartig vorkommt, befördert worden ist. Leider ist jemand hinter Jessica her und will sie töten, doch sie weiß nicht, ob das daran liegt, daß sie vor einiger Zeit Zeugin eines Mordes wurde, oder ob es etwas mit ihrem gegenwärtigen Fall zu tun hat. Ausgerechnet Jessicas Ex-Freund, der Geheimagent Mark Ryan, soll sie beschützen. Zwischen beiden fliegen sofort wieder die Fetzen, aber auch die Funken...

Karen Robards' Romantic Suspense Bücher habe ich bisher fast alle gemocht, mit Ausnahme eines ganz alten, dessen Name mir entfallen ist. Auf jeden Fall hatte es eine reiche Heldin und einen Alpha-Arschloch-mir-schleifen-beim-Gehen-die-Handknöchel-über-den-Boden-Helden, der ein mächtiges Problem damit hatte, daß seine Partnerin mehr Geld hatte als er. Das wirklich Bizarre daran war aber, daß das alle völlig normal fanden. Na egal, das Buch muß irgendwann aus den späten 80er oder frühen 90er Jahren gewesen sein.

Grundsätzlich kann man Robards' Bücher auch noch in zwei Kategorien aufteilen, nämlich solche mit und solche ohne sinnlose Geistererscheinungen. Der langen Rede kurzer Sinn: Justice gehört in Kategorie 1. Heldin Jessica muß dazu gebracht werden, einer bestimmten Sache auf den Grund zu gehen, und da ist Frau Robards wohl nichts anderes eingefallen als eine Geistererscheinung. Na, sei's drum. Ich hätte auf den Geist verzichten können, aber er stört auch nicht so arg, daß ich das Buch in die Ecke hätte schmeißen wollen.

Das mit dem Geist ist schon so ziemlich das einzige, was ich an dem Buch zu meckern habe.  Justice ist richtig spannend und flüssig geschrieben und hat mich gut unterhalten. Jessica und Ryan sind ganz sympathische Protagonisten, obwohl sie beide das eine oder andere an sich haben, das mich nervt: Jessica ist eine von diesen Frauen, die sich nie ausruhen müssen. Sie wird am Abend krankenhausreif geprügelt und hüpft am nächsten Morgen trotz übelster Schmerzen um 6 Uhr aus dem Bett, um arbeiten zu gehen. Puh, man kann aber auch alles übertreiben. Mark ist dagegen ein richtiges Herzchen. Allerdings ein Herzchen, das in Streßsituationen auch mal fremdknutscht. Na ja, er bereut es ja hinterher.

Sehr interessant sind übrigens ohne Ausnahme die Nebenfiguren, besonders Jessicas Familie und die beiden Ausreißerinnen. Als sich herausstellte, wer der Übeltäter war, war ich allerdings ganz schön geplättet. Das war wirklich ziemlich weit hergeholt und übertrieben.

Alles in allem hat mir Justice richtig gut gefallen, und den nächsten Romantic Suspense von Karen Robards werde ich sicherlich auch wieder lesen. Zumindest, wenn er denn endlich als Taschenbuch veröffentlicht wird! (Ja, ich weiß, Kindle...tolle Sache. Aber ich habe mittlerweile soviele ungelesene e-books, daß ich gar keinen Plan mehr habe, was da alles auf meinem iPad schlummert. Es ist zwar irrational, aber ich finde einen gewaltigen, mammutösen e-SUB irgendwie wesentlich verstörender als einen Papierbuch-SUB, der mich töten wird, falls er mich mal lawinenartig unter sich begräbt. Aber das ist unwahrscheinlich, denn zum Glück gibt es hier im Ruhrgebiet nur höchst selten Erdbeben oder andere gefährliche Naturereignisse. Dafür aber Bergsenkungen und Tagesbrüche. Hmmm....)

Montag, 9. Juli 2012

Julie James: A Lot Like Love

Jordan Rhodes (das ist eine Frau, im Gegensatz zum berüchtigten Fat Father Jordan aus Dorothy Dunnetts House of Niccoló Reihe) besitzt eine Weinhandlung und ist die Tochter eines Milliardärs. Da sie außerdem jung, schön, beliebt und weitestgehend frei von physischen und psychischen Gebrechen ist, könnte sie eigentlich sehr glücklich sein, wäre da nicht die Tatsache, daß ihr Bruder wegen eines dummen Streiches, den er im Suff ausgeheckt hat, im Knast sitzt. Nun bekommt Jordan eine Chance: das FBI wird für die Freilassung ihres Bruders sorgen, wenn sie einen Abend lang auf einer Party vorgibt, einer der FBI-Agenten sei ihr Date, damit das Büro des Gastgebers mit einer Wanze ausgestattet werden kann. So lernt Jordan den Agenten Nick McCall kennen, den sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswürde - was aber nicht geht, denn zur Tarnung müssen die beiden länger als gedacht vorgeben, ein Paar zu sein. Und schon bald merken die beiden, daß sie doch recht gut zueinander passen...

Man kann es wirklich nicht anders sagen: Julie James schreibt sehr unterhaltsame Bücher mit sympathischen, erfrischend un-neurotischen Personen und fabelhaften Dialogen. Ob es möglich ist, daß die Tochter eines Milliardärs ganz nett, normal und überhaupt nicht arrogant ist? Keine Ahnung. Das nächste, was mich mit einem Milliardär verbindet, ist, daß ich jemanden kenne, der auf einer Party mal jemandem begegnet ist, der jemanden kennt, der auf der Hochzeitsfeier von Herrn Mittals Tochter war (für diese Feier wurde übrigens das Schloß von Versailles einige Tage lang gemietet. Man kann über diese Leute ja sagen was man will, aber sie scheinen zu wissen, wie man 'ne zünftige Party schmeißt). Wo war ich? Ach ja. Also, Julie James wird beim Schreiben des Buches in jedem Fall klar gewesen sein, daß ihre Leserschaft wohl eher spärlich ausfallen dürfte, wenn die Buchheldin eine zickige Tussi wäre, die täglich stundenlang über ihre Fingernägel nachdenkt, einen Chihuahua in ihrer Handtasche mit sich rumschleppt und dann und wann ein gruseliges Sexvideo von sich selbst veröffentlicht, um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Also ist Jordan nett und normal, zumindest was das Verhalten und Auftreten betrifft. Das Aussehen ist wieder was anderes, aber dazu kommen wir gleich.

Agent Nick McCall ist auch ein ganz netter Kerl, der seine italienische Klischee-Familie über alles liebt. An ihm als Held habe ich überhaupt nichts auszusetzen, ebensowenig wie am schleimig-fiesen Bösewicht des Buches, der sich angemessen schleimig-fies und bösartig verhält.

A Lot Like Love könnte tatsächlich ein perfektes Buch sein, wenn seine Protagonisten nicht zu perfekt wären. Das ist das einzige, was mich ein ganz klitzekleines bißchen stört: Julie James' Helden und Heldinnen sind immer so fürchterlich schön und attraktiv und selbstbewußt, daß Normalsterbliche dagegen klein und schäbig wirken. Jordan sieht beispielsweise wie Grace Kelly aus. Nun bin ich ja sehr dafür, daß Romanheldinnen über ein gesundes Selbstbewußtsein verfügen und sich nicht als dumpfbackige Fußabtreter für ihre Helden aufopfern. Aber hier wäre weniger mehr gewesen. Jordan hätte doch wenigstens mal einen Pickel bekommen oder Nick anmaulen können, weil sie ihre Tage bekommt, um natürlich anschließend ein schlechtes Gewissen zu haben. Und Nick hätte beispielsweise - ich weiß nicht, vielleicht ein paar verirrte Augenbrauenhaare über seiner Nase wegzupfen oder seinen Sixpack durch den Verzehr einer Dönertasche nebst anschließendem Knoblauchduft in Gefahr bringen können. Wer weiß, womöglich hätte er dann sogar ein bißchen gesungen: "Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner..."

Ach, egal. Ich habe großen Spaß beim Lesen von A Lot Like Love gehabt, und das ist schließlich die Hauptsache.